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Texte von Arn Strohmeyer

Getreu der zionistischen Weltanschauung
Partnerschaft zwischen Südafrika + Israel
Brief an den  Dr. Nils Minkmar - SZ
Antwort auf Aleida Assmanns Versuch - Judenhass
Habeck - Apostel der doppelten Moral
Die israelische Tragödie
Tamar Amar-Dahl - "Siegeszug des Neozionismus"
Weltbild von Mathias Döpfner
Gerechtigkeit für Roger Waters!
Israel-Politik radikal überdenken
Andenken an Toten des Holocaust missbraucht
Omri Boehm ein antisemitisches Buch?
Zionistenschreiben vor, wie an Holocaust zu erinnern.
Tragödie des Zionismus
Palästinenser dürfen in Erinnerungspolitik nicht vorkommen
Genozid wäre besser gewesen
Deutsche Erinnerungspolitik ohne Palästinenser
Plädoyer Ungleichheit der Menschen
Deutschland eine Bananenrepublik?
Situation derPalaestinenser unter zionistischer Besatzung
Ist Banksy ein Antisemit?
Israel ein Apartheidstaat wie Südafrika?
Streit um die Kasseler Documenta
Rezension - Abraham Melzer-  Ich bin (k)ein Antisemit!
Afghanische Sanndalentraeger besiegten USA
Gemeinsame Werte mit einem Apartheidstaat?
Der Welt droht ein neuer Kalter Krieg
Die Antideutschen
Chefs des Springer-Konzerns Mathias Döpfner
„Apeirogon“ des irischen Autors Colum McCann
Lapid - Imagpflege, neue Einsichten?
„1984“ - israelische Cyber-Software“
BDS -  Hoffnung der Palästinenser“
Das Ende einer Illusion
Kampf gegen Windmühlenflügel
Die grüne Kanzlerkandidatin
Palästina in israelischen Schulbüchern
Die Nakba soll zu Ende gebracht werden
Westliche Propaganda - Aufteilung der Welt in Gut+ Böse
Die Jerusalemer Erklärung - Antwort auf die IHRA
Werder Bremen übernimmt die IHRA-Definition
Joseph Melzer - Ich habe neun Leben gelebt.
Holocaustgedenktag 2021
Inhalt der BDS-Resolution nicht erwähnen
Bücher - Positionen zum israelbezogenen Antisemitismus
Kariere von Sawsan Chebli
Martialisches Erinnern
Das zynische Angebot
Omri Boehms - liberaler und humaner Zionismus!
Omri Bohm - Israel - eine Utopie
Darstellung des Zionismus  für Israels Politik Problem
Zionismus untergräbt Werte des Judentums
Gaza ist Überall!
Israel und das Apartheid-Südafrika
Fall Achille Mbembe kein Einzelfall
Eine deutsche Debatte im Jahr 2020
Achille Mbembe - Eigentor von Felix Klein
Was trägt Israel  zum Judenhass bei?
Antideutsche - Antisemitismus und Nahostkonflikt
Nirit Sommerfeld - Stimme des anderen Israel
Symbol für den Freiheitskampf
Krieg gegen das palästinensische Volk
Treueschwüre für einen Besatzerstaat
Zur Kriegsgefahr im Nahen Osten
Der  ideologische Blick auf Israels Geschichte
Kein Friedensstern über Bethlehem
G. Hanloser - Abgesang auf die Antideutschen
Bundesregierung will Hisbollah verbieten
Jürgen Todenhöfer - Die große Heuchelei
Spiegel - zu Israel-kritischer Positionen kein Wort
Gegenwärtige Hexenjagd auf „Antisemiten“
Hungert sie aus!
Das Beispiel Dr. Dr. Marcus Ermler
Hans-Jürgen Abromeit sagt die Wahrheit
Israel zieht belastende Dokumente aus dem Verkehr
Definiert Israels Regierung was Antisemitismus ist
Der Kushner-Plan -Totgeburt
Israels Politik -  zynisch, autoritär und reaktionär
Bremen verweigert Kritik an Israel
Wahlen ohne Opposition und Alternative…
Man unterscheidet zwischen "guten" und "bösen" Juden
BDS-Aktivisten auf „Krawall“ reduziert
Israel Siedlungen auf dem Mond?
Die Mauer als Symbol des Scheiterns
Wider den Mainstream
Triumph des moralischen Nihilismus
Mythos - Vertreibung der Juden aus arabischen Ländern
Frieden auf Erden“ –  nicht in Palästina
Zensur der evangelischen Kirche
Lehrer nach Yad Vashem
Evangelische Kirche und Israels Unrechtspolitik
Hysterie bis zur Paranoia
Klassischer Fall von Geschichtsfälschung
Bremer Innensenator Mäurer hat Recht
Die „Israelisierung der Welt“
Trumps "Deal" Verrat an Palästina
Wikipedia ist der Manipulation überführt
Klassischer Fall von Geschichtsfälschung
Juden und Muslime in Auschwitz
Israels Sanktionen - Iran
Zum Tod von Felicia Langer
„WerteInitiative“  - Schlag gegen Bettina Marx
Stopp gegen Antisemitismus-Hysterie
Palästina - Realität wird zum Tabu
Tom Segevs Ben Gurion-Biographie
Deutschland, Israel + der Antisemitismus:
Präsident Abbas‘ missverständliche Rede
Unterstützung Arbeit Antisemitismus-Beauftragten
Die inszenierte Hysterie
Entstehung Israels als Heldenepos
70 Jahre Israel – 70 Jahre Siedlerkolonialismus
Skandalöse Geschichtsklitterung
Heiko Maas  in Israel
Was für ein Staat!
Heiko Maas - Kniefall nach Israel
Meinungsfreiheit für Palästinenser in Bremen
Rolf Verleger - Hundert Jahre Heimat_Land
Israel hat den Frieden nie gewollt.
Weihnachten 2017
Gefängnisstrafen und Sippenhaft
Nimmt der Antisemitismus zu?
Stramm hinter Trump
Hermann Kuhn demonstriert  Nichtwissen
Deutsche Kampfflieger über Israel
„Sie weichen den wirklichen Problemen aus“
Rezension - Abraham Melzer: Die Antisemiten-Macher
Rezension - Abraham Melzer: Mit Feuer und Blut
Die kopernikanische Wende
Martin Schulz Kotau vor der Israel-Lobby
„1984“ auf israelisch
Rückfall in die Vormoderne
Michael Wolffsohn hat sich disqualifiziert
Rezension - M. Peled - Der Sohn des Generals
Analysen des antizionistischen Isaac Deutscher
Film - Der Hass auf Juden in Europa
14. Dokumenta - Ahlam Shibli
Michael Lüders Buch „Die den Sturm ernten“
Jenseits aller Wirklichkeit
„Im Gefängnis, weil  Palästinenser“
Das Lehrbeispiel BDS
DIG Aufruf gegen Kritiker
Broder - BDS + die Endlösung
Zwischen „Lügen- “ und „Lückenpresse“
Frieden auf Erden... nicht im Heiligen Land
Ist Deutschland eine Bananenrepublik?
Hat Jakob Augstein der Mut verlassen?
Israel-Berichterstattung - doppelte Standards
Propaganda-Lügen gegen den Frieden
Antisemitismus – „Missverständnis der Geschichte“?
Wann ist Kritik an Israels antisemitisch
Die Lobby schlägt zu
Geheimsache Heron TP
Claude Lanzmann -  Palästina-Konflikt
Die Israel-Lobby und die HAWK
Ein Humanist?
„Die Hamas ist an allem schuld“
Ein Krieger und Verächter des Völkerrechts
Proteste und Demonstrationen nicht Antisemitisch
Der Streit um Israels „Existenzrecht“
„Journalismus“ á la Benjamin Weinthal
„Methodisch betriebener Wahnsinn“
Dank an Benjamin Weinthal
Albert Einstein muß als Zeuge herhalten
Wenn Weinthal wieder einmal zuschlägt ...
Rezension von  Kurt O. Wyss
Noch mehr Israel-Kritiker geschafft
Interview mit Abdallah Frangi
Benjamin Weinthal verhindert Vortrag Arn Strohmeyer
„Lügenpresse“ oder kritikloser Philosemitismus?
Ein Weihnachtswunsch
Abraham Melzers Buch „Israel vor Gericht“
Rezension - Petra Wild: Die Krise des Zionismus
Gipfel der Absurdität
Daniel Killy diffamierte seinen früheren Arbeitgeber
Rezension - Die Hölle von Gaza - Spiewak
Rote Karte für Israel!
Der Antisemitismus-Vorwurf als Rufmord
Ist Israel ein verrückter Staat?
„Oslo war ein Kapitulationsabkommen“
Rezension - Ilan Pappe -  „Die Idee Israel"
Wenn eine Jüdin den Zionismus kritisiert...
Leseprobe 3 - Antisemitismus – Philosemitismus
Leseprobe 2 - Antisemitismus – Philosemitismus
Leseprobe 1 - Antisemitismus – Philosemitismus
Inhalt - Antisemitismus – Philosemitismus
Buch - Antisemitismus – Philosemitismus
Kontrolle über Israels Atomwaffen?
Rezension - Sven Severin: Shalom ist nicht Frieden.
Werte der USA und Europas Doppelmoral
Antwort auf Uri Avnerys Artikel Die wirkliche Nakba
Rezension - Israel – Im permanenten Kriegszustand
Zwischen Doppelmoral und Lebenslügen
Die Herren über Leben und Tod
Dauerbrenner Antisemitismus
Weglassen, vertuschen und manipulieren
Napoleoni - Die Rückkehr des Kalifats.
Presseboykott gegen  Nakba-Ausstellung Bremen?
Der Streit um die historische Wahrheit
Am besten das Völkerrecht abschaffen.
Anschläge Paris - Stunde der Heuchler
Die Legenden von den vertriebenen Juden
Linkspartei und die Verletzer der Völkerrechte
Für Israel Frieden unmöglich.
Zionismus vor seinem historischen Ende?
Antisemitismus-Gefahr als politische Waffe
Eine genau kalkulierte Kampagne
„Ein Massaker schlimmsten Ausmaßes!“
Dieter Graumann und die westlichen Werte
Willkommener Anlass
Die EU als zahnloser Papiertiger
Antisemiten überall
Uri Avnery relativiert die Nakba
H. Baumgarten - Kampf um Palästina
Ein bedeutender Schritt zur Versöhnung
Bremer Evangelische Kirche -  Frieden Nah Ost
„Warum provoziert Ihr Israel immer so?“
Interview mit  Reuven Moskowitz
Israels große Propagandainszenierung
Unkritische Unterstützung Israels.
Tumulte in der Knesset
Rezension - Israel kontrovers
Ariel Sharons brutale Gewaltpolitik
Neuerscheinung Ilan Pappes Buch?
Ilan Pappe - „Eethnische Säuberung Palästinas
Schweigen der Christen im Nahen Osten
Feldmans Film „The Lab“
Mythos - Vertreibung der Juden
Rezension - Viktoria Waltz -  „Monopoly“
Shlomo Sand - Ich steige aus.
Palästinenser Testpersonen für Rüstungsindustrie
Israel steht unter Verdacht
Rezension - Buch Ekkehart Drost
3. Israelkongress in Berlin
Die Angst vor der Wahrheit
Was kommt nach dem Zionismus?
Führt Obama Israels Krieg?
Haben nur Palästinenser „Blut an den Händen“?
Ein Bantustan-Staat für die Palästinenser?
Zionismus + arabischer Antisemitismus
Ethnische Säuberungen
Juden unerwünscht?
Wenn Israel fällt, fällt auch der Westen!“
Nachruf auf Stéphane Hessel
Streit um Augsteins „Antisemitismus“ geht weiter
Zerstört Israel sich selbst?
Broders taktischer Rückzieher
Solidarität mit Jakob Augstein!
Sollen Patriot-Raketen Israel schützen?
Von der Macht der Denunzianten
Rezension Rudolph Bauer - Wer rettet Israel
Netanjau in Berlin zum völlig falschen Zeitpunkt
Mit der UNO auf Kriegsfuß
Generalangriff auf die Mythen des Zionismus
Gaza - Schweigen die Waffen?
"Sicht der Armee  kein ethisches Problem“
Erwiderung auf Charlotte Knobloch
Atmosphäre der Angst
Keine Chance für die Vernunft?
These vom Mord an Arafat
„Hier wird Israel pauschal diffamiert“
D. Barenboim:„Nur ein Psychiater kann  helfen!“
In Nibelungentreue an Israels Seite?
Merkels abenteuerlicher Kriegskurs
Der Dichter, Israel und die Denkverbote
Genug der Heuchelei! - Günther Grass
Auf Mythen keinen Frieden aufbauen
Brief an Ralph Giordano
Ilan Pappe -  Wissenschaft als Herrschaftsdienst
Nazi-Analogien in Israel
Interview mit Abdallah Frangi
Abdallah Frangi - Der Gesandte
Israeltag 2011 - Bremer Schulen
Ein Akt historischer Gerechtigkeit
Israel-Propaganda an deutschen Schulen ?
„Boykott ist eine absolute Notwendigkeit“
Rezension - Finkelstein „Israels Invasion in Gaza“
Die Partei „Die Linke“ + das Existenzrechts Israels
„Wir wollen die ganze Region befreien“
Ergänzung - Brief Bürgermeister Jens Böhrnsen
Offener Brief - Bürgermeister Jens Böhrnsen
Helmut Schmidt + R. von Weizsäcker Antisemiten?
Sind Boykottaktionen antisemitisch?
Boykott gegen Früchte aus Israel
Stéphane Hessel - Empört Euch!
Todenhöfer - Warum tötest Du, Zaid?
Arabische Aufstände düpieren den Westen + Israel
Verzweifeln an Israel
In der Falle der Stammesideologie
Wer glaubt an Friedensbotschaften
Kotau vor Merkels Nahost-Politik
Wie man Antisemiten produziert
Im Gleichschritt mit Israel?
Was ist Antisemitismus
Gibt es  "neuen" Antisemitismus? - Klug Brian
Was sind "jüdische Gene"? - Thilo Sarrazin
Zionistischer Angriff auf Wikipedia
Moshe Zimmermann: Angst vor Frieden
Verwirrung der Begriffe?
Offener Brief  Weser-Kurier-Artikel - 16. 06. 2010
Iris Hefets gewann Prozess gegen Lala Süsskind
Mordaktion nach Piratenmanier
Israel will keinen Frieden
Solidarität mit Iris Hefets!
Sieg der Spermien und Gebärmütter
Hajo Meyer - Radikale Kritik am Zionismus
Interview mit Norman G. Finkelstein
Gespräch mit Yehuda Shaul
Interview mit Yahav Zohar
Broder - Aufklärung + Untergang
„Israel streut der Welt Sand in die Augen“
„Hitler besiegen“
Interview mit Moshe Zuckermann
Bethlehem 2008
Volk ohne Hoffnung
Brief Präsidium J. G. Bremen
Interview Felicia Langer

 

Wenn die Darstellung des Zionismus als Hintergrund für Israels Politik zum Problem wird

Muriel Asseburgs und Jan Busses Buch über den Nahostkonflikt weist beträchtliche Lücken auf

Arn Strohmeyer - 28.6.2020

 

Asseburg, Muriel/ Busse, Jan:
Der Nahost-Konflikt
Geschichte, Positionen, Perspektiven,
Reihe Wissen C.H.Beck-Verlag München, aktualisierte Neuauflage 2020,
ISBN 978 3 406 743 160, 9,95 Euro

Wenn deutsche Wissenschaftler eine Geschichte des Nahostkonflikts schreiben, dann besteht immer die Gefahr, dass die Darstellung zu sehr der israelischen Sichtweise folgt und der Blick auf die arabische Seite zu kurz kommt. Dieser Gefahr sind die beiden Verfasser des Buches „Der Nahostkonflikt. Geschichte, Positionen, Perspektiven“ Muriel Asseburg (Stiftung Wissenschaft und Politik) und Jan Busse (Universität der Bundeswehr München) erlegen, auch wenn man ihr Bemühen um Objektivität durchaus spürt. Ist es die Angst vor dem Antisemitismus-Vorwurf, die sie doch immer wieder im Sinne Israels argumentieren lässt?

Da ist zum Beispiel durchgehend von den „zwei Seiten“ oder „zwei Parteien“ des Konflikts die Rede. Die riesige Asymmetrie zwischen Kolonisator und Kolonisierten, Besatzer und Besetzten, Unterdrücker und Unterdrückten wird zu wenig herausgearbeitet, erst auf der vorletzten Seite des Buches kommen die Worte „Machtungleichgewicht“ bzw. israelische „Dominanz“ vor, im selben Zusammenhang ist dann aber doch wieder von den „zwei Seiten“ die Rede, deren „Entfremdung“ inzwischen so groß sei, dass eine Annäherung in Richtung Frieden fast ausgeschlossen sei.

Nun sind es aber nicht nur „Entfremdung“ oder „Misstrauen“, die einen gerechte Ausgleich zwischen Israel und den Palästinensern verhindern, sondern ganz grundlegend auch die Vorgaben der zionistischen Ideologie, an die Israel sich in seiner Politik gegenüber den Palästinensern getreulich hält. Zwar gehen die Autoren kurz auf den Zionismus ein, arbeiten aber nicht das Wesen dieser Ideologie heraus. Die israelische Historikerin Tamar Amar-Dahl nennt die Dinge beim Namen und sieht den Kern dieser Ideologie in der Maxime von der obersten Priorität militärischer Überlegenheit, was bedeutet, dass die Sicherheit des Staates und seine Nationalstaatlichkeit nur durch Gewalt (und das heißt: permanenten Krieg, der durchaus positiv konnotiert wird) erhalten werden kann.

Vor diesem Hintergrund – so Tamar-Dahl – erscheint der Konflikt mit den Arabern und den Palästinensern im Besonderen als eine gegebene unveränderliche Tatsache, weil die Feindschaft der „neuen Gojim“ gegenüber den „Juden“ als jenseits historischer Entwicklungen verstanden wird. Die arabische Ablehnung der Existenz Israels wird nicht als Reaktion der Araber auf die Politik der Zionisten verstanden, sondern wird in eine Reihe mit den jüdischen Gewalterfahrungen in Europa gestellt.

Tamar Amar Dahl schreibt: „Der politischen Ordnung des zionistischen Israel liegen im Endeffekt zwei Gründungsmythen zu Grunde: Der Mythos von ‚Eretz Israel‘ [Groß-Israel] als Land des jüdischen Volkes und der Sicherheitsmythos. Diese beiden bilden den Kern für die Palästina-Frage, damit die Kernfrage des historisch gewachsenen Nahost-Konflikts. Beide Mythen stehen einer politischen Regelung des Konflikts mit den ‚Arabern von Eretz Israel‘ im Wege. Denn Israels Beharren auf dem Mythos, ‚Eretz Israel‘ sei das Land des jüdischen Volkes, bedeutet gleichzeitig, dass es das Selbstbestimmungsrecht des auf eben diesem Territorium lebenden Palästinenser nicht anerkennen kann. Deshalb kann es auch keinen palästinensischen Staat in Teilen des Landes entstehen lassen. (…) Da das zionistische Israel weder das Land teilen kann/will noch im binationalen Staat eine wirkliche Option sieht, bleibt der Status quo der ‚Araber von Eretz Israel‘ als ‚outgroup‘, letztlich als verdrängte Feinde des zionistischen Israel, bestehen.“

Weil eine solche Sicht auf den Zionismus fehlt, geraten Asseburg und Busse bei der Darstellung der Geschichte Israels immer wieder ins ideologische Fahrwasser der offiziellen israelischen Darstellung, die dann zumeist mehr mit der Propaganda dieses Staates als mit den realen historischen Fakten zu tun hat. So leugnen die Autoren zwar nicht die Nakba, sehen sie aber als Begleiterscheinung oder Folgeerscheinung des „Unabhängigkeitskrieges“ von 1948 an. Eine These, die die „neuen“ israelischen Historiker längst widerlegt haben – besonders Ilan Pappe mit seinem Buch „Die ethnische Säuberung Palästinas“, das die Autoren in ihrem Literaturverzeichnis auch angeben, aber offensichtlich inhaltlich nicht berücksichtigt haben.

Pappe hat belegt, dass die zionistischen Truppen und Milizen sehr bald nach dem UNO-Teilungsbeschluss im November 1947 gegen die Palästinenser vorrückten und bis zum Gründungstag des israelischen Staates am 15. Mai 1948 schon weite palästinensische Gebiete erobert und 300 000 Palästinenser vertrieben hatten. Erst dann begann der israelische arabische Krieg. Da erhebt sich die Frage, warum Historiker solche Fakten nicht zur Kenntnis nehmen.

Auch die Vorgeschichte zum 1948er Krieg ist nicht vollständig geschildert. Da heißt es: „Jordanien eroberte das Westjordanland einschließlich Ost-jerusalems, das es 1950 annektierte.“ Da fehlt die wichtige Information, dass die Zionisten mit dem jordanischen König Abdallah ein Geheimabkommen geschlossen hatten, das ihm das Westjordanland zusicherte, wenn er mit seinen Truppen nicht in Israels Krieg mit den Arabern eingreifen würde. Vor allem die „Arabische Legion“ (die stärkste arabische Armee) fürchteten die Zionisten, aber sie hielt sich auf Grund des Abkommens aus dem Krieg heraus und griff nur in die Kämpfe um Jerusalem ein.

So fehlen auch bei vielen anderen Ereignissen die Vorgeschichte oder der historische Zusammenhang, ohne die das beschriebene Geschehen gar nicht verständlich wird. So erwähnen sie das Massaker von Hebron 1929, bei dem Araber viele Juden getötet haben, geben aber nicht den Anlass zu diesem Mord an, wobei den Anlass zu erwähnen natürlich nicht die Rechtfertigung eines solchen Verbrechens bedeutet. Der Anlass war eine jüdische Provokation sowohl der britischen Mandatsmacht als auch der Araber gewesen. Denn fromme Juden hatten eine Abtrennung von Männern und Frauen an der Klagemauer vorgenommen, woraufhin die Muslime befürchteten, dass die Juden über die Mauer und deren Umfeld, die auch für sie heilig sind, die Kontrolle übernehmen wollten – für sie eine ungeheure Provokation.

Selbst der Jude Sigmund Freud, der von zionistischer Seite aufgefordert wurde, seiner Empörung über das Massaker in Hebron öffentlich Ausdruck zu geben, lehnte das ab und begründete dies mit den Gefahren, die religiöser Fanatismus und aggressiver Nationalismus für die Juden bedeuteten. Er könne sich nicht vorstellen, dass Palästina ein jüdischer Staat werden könne, noch dass die christliche und islamische Welt bereit sein könnten zu dulden, dass ihre heiligen Stätten unter jüdische Kontrolle kommen würden. Er gab seiner Sorge Ausdruck, dass der unrealistische Fanatismus des jüdischen Volkes Schuld am Erwachen des arabischen Misstrauens sei. Er könne keinerlei Sympathie für die fehlgeleitete jüdische Frömmigkeit empfinden, die ein Stück von Herodes Mauer [der Klagemauer] in eine nationale Reliquie verwandeln wolle und damit die Gefühle der Einheimischen [der Araber] provoziere.

Es lassen sich andere Beispiele nennen, in denen die Herstellung des historischen Zusammenhangs fehlt. Die Autoren gehen zum Beispiel immer wieder auf die Hisbollah ein und schildern, eine wie große Bedrohung sie im Bündnis mit Syrien und dem Iran für Israel sei. Den Grund für die Entstehung der Hisbollah nennen sie aber nicht: die brutale Besatzung, die Israel nach seinem Überfall auf den Libanon 1982 im Süden dieses Landes ausübte. Die Hisbollah ist heute die einzige militärische Kraft, die den Libanon wirklich schützen kann und vor der Israel deshalb großen Respekt hat.

Auch die Ereignisse um die Machtübernahme der Hamas im Gazastreifen sind äußerst lückenhaft dargestellt. Fakt war, dass die Hamas 2006 die absolut freien Wahlen in den besetzten palästinensischen Gebieten gewonnen hat und dass sie nach einer Vermittlung der Saudis bereit war, mit der im Westjordanland regierenden Fatah eine Einheitsregierung zu bilden. Der Westen lehnte dies ab, weil für ihn die Hamas eine „terroristische“ Organisation ist. Israel ließ sogar die frei gewählten Hamas-Abgeordneten verhaften. Die Fatah hatte inzwischen unter der Führung eines amerikanischen Generals und des Palästinensers Mohammed Dahlan eine Truppe aufgestellt, die mit einem Putsch die Hamas im Gazastreifen stürzen sollte. Das misslang aber, weil die Kämpfer der Hamas sich militärisch überlegen erwiesen. Damit hatte die Fatah die Hamas durch ihre Niederlage selbst an die Macht gebracht, die sie bis heute ausübt. Die fatale Feindschaft zwischen den beiden palästinensischen Organisationen ist weitgehend auf diesen Bürgerkrieg zurückzuführen.

Die Autoren gehen zwar mehrmals auf die Völkerrechtswidrigkeit der israelischen Siedlungspolitik ein, erwähnen auch das Gutachten des Internationalen Gerichtshofes von 2004, das den Mauerbau für völkerrechtswidrig erklärt und sehen auch die eingeschränkte Bewegungsfreiheit der Palästinenser in ihren Enklaven kritisch, verlieren aber so gut wie kein Wort über die Brutalität der israelischen Besatzung mit ihren täglichen Verstößen gegen die Menschenrechte: permanente Übergriffe auf die Bevölkerung, Razzien, Verhaftungen, tausende von politischen Gefangenen, Administrativhaft, Folter sowie das Einkerkern sogar von Kindern. Bei den beiden Autoren kommen solche Fakten nicht vor.

Auch die Tatsache, die von israelischen Militärs sogar eingestanden wird, dass Israel seine von seiner Rüstungsindustrie hergestellten Waffen in den Auseinandersetzungen mit den Palästinensern testet, die besetzten Gebiete also als „Labor“ für Israels Rüstungsindustrie dienen, findet keine Erwähnung. Ein Vorgang, den man ja nur mit der völligen Verachtung der Palästinenser erklären kann, die auch entsprechend dämonisiert werden: „Wilde Tiere auf zwei Beinen“ (Menachem Begin) oder: „Die Palästinenser sollen wie Heuschrecken zermalmt werden.“ (Itzhak Shamir) – beide israelische Ministerpräsidenten. Die Reihe solcher Zitate kann beIiebig fortgesetzt werden, was Asseburg und Busse aber nicht davon abhält zu behaupten, dass es in Israel keinen Rassismus gebe. Der israelische Journalist Gideon Levy von der Tageszeitung „Haaretz“ hat schon vor Jahren geschrieben: „Wir haben eine Nation, in der Rassismus der wahre gemeinsame Nenner ist.“

Man kann viele weitere Punkte anführen, bei denen die Autoren mit Weglassungen oder zu kurz gehaltenen Darstellungen operieren. So erwähnen sie zwar die Auseinandersetzungen ab März 2018 an der Grenze zum Gazastreifen, erwähnen aber auch hier nicht die Brutalität des israelischen Vorgehens: dass Scharfschützen der Armee – im wörtlichen Sinne – ganz gezielt über 200 friedliche Demonstranten getötet und weit über 10 000 zu Krüppeln geschossen haben. Immerhin gestehen die Autoren zu, dass es „Schnittmengen zwischen der völkerrechtlichen Definition von Apartheid und der Situation in Israel und den palästinensischen Gebieten“ gibt, eine Feststellung, die aber vielen ihrer sonstigen Ausführungen widerspricht.

Die israelisch-zionistische Perspektive, die die Autoren weitgehend einnehmen, spiegelt sich vor allem darin wider, dass sie immer nur von der „Bedrohung“ Israels sprechen – etwa durch Syrien im Bündnis mit dem Iran und der Hisbollah. Dass die Nachbarn Israels sich aber gerade durch die als „Selbstverteidigung“ ausgegebene rücksichtslose Militärstrategie dieses Staates, die Ariel Sharon mit dem kurzen Satz ausdrückte „Sie müssen Angst vor uns haben“, von Israel bedroht fühlen, bleibt unerwähnt. Asseburgs und Busses Buch zeichnet sich im Gegensatz zu vielen anderen zu diesem Thema erschienen Büchern (besonders von antideutschen Autoren) durch eine Annäherung an die Realität im Nahen Osten aus, die sie aber nicht erreichen, weil da der einseitige Blick auf Israel im Wege ist.

Asseburg, Muriel/ Busse, Jan: Der Nahost-Konflikt. Geschichte, Positionen, Perspektiven, Reihe Wissen C.H.Beck-Verlag München, aktualisierte Neuauflage 2020, ISBN 978 3 406 743 160, 9,95 Euro

 

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