Eine
deutsche
Debatte
im
Jahr
2020
Achille
Mbembe
sagt
ein
paar
Wahrheiten
über
den
kolonialistischen
Hintergrund
Israels
und
wird
deshalb
als
„Antisemit“
dämonisiert
Arn
Strohmeyer
-
4.5.2020
Die
Antisemitismus-Vorwürfe
gegen
den
afrikanischen
Philosophen
Achille
Mbembe
haben
auch
eine
positive
Seite.
Sie
offenbaren,
in
welcher
ideologischen
Blase
sich
der
Mainstream-Diskurs
über
den
Nahost-Konflikt
im
politischen
Deutschland
befindet.
Wenn
es
um
Israel/Palästina
geht,
sind
nur
noch
Fragen
nach
dem
Existenzrecht
Israels
und
nach
der
Relativierung
des
Holocaust
erlaubt.
Fallen
die
Antworten
nach
Meinung
der
Fragesteller
unbefriedigend
aus,
beginnt
die
Antisemitismus-Kanonade
und
die
hinterlässt
dann
nur
noch
verbrannte
Erde.
Dass
solche
Kampagnen
dem
eigentlichen
Anliegen,
dem
Kampf
gegen
den
wirklichen
Antisemitismus,
nur
schaden
können,
scheint
dann
in
der
hysterisch
aufgeladenen
Stimmung
schon
kaum
noch
jemanden
zu
interessieren.
Und
dass
dann
wie
jetzt
im
Fall
Achille
Mbembe
auch
noch
die
im
Grundgesetz
verbürgte
Freiheit
der
Wissenschaft
großen
Schaden
nimmt,
wen
interessiert
das
im
Eifer
des
Gefechts?
Wenn
man
heute
laut
ausspricht
oder
schreibt,
dass
der
Holocaust
und
der
Antisemitismus-Vorwurf
auch
in
perfider
Weise
instrumentalisiert
werden,
um
die
brutale
Herrschaft
Israels
über
ein
ganzes
Volk
vor
Kritik
zu
schützen,
dann
ist
das
auch
gleich
wieder
schlimmer
Antisemitismus.
Und
so
dreht
sich
die
Debatte
im
Kreis
ohne
die
geringste
Chance,
einen
Erkenntnis-Schritt
weiter
zu
kommen.
Von
politischen
Fortschritten
und
Verbesserungen
für
die
am
meisten
unter
dem
gegenwärtigen
Zustand
Leidenden
–
die
Palästinenser
unter
der
nun
schon
über
50
Jahre
andauernden
Besatzung
–
ganz
zu
schweigen.
Insofern
hat
die
Debatte
um
Achille
Mbembe
auch
ihre
guten
Seiten
offenbart.
Der
Israel-Palästina-Konflikt
wird
endlich
einmal
nicht
unter
dem
ausschließlichen
Aspekt
Holocaust
und
Antisemitismus
geführt,
sondern
auf
seine
Wurzeln
zurückgeführt.
Denn
in
der
westlichen
Welt
hat
man
sich
–
dank
der
sehr
erfolgreichen
israelischen
Propaganda
–
daran
gewöhnt
zu
glauben,
dass
es
den
Konflikt
erst
seit
dem
Juni-Krieg
1967
und
den
damaligen
israelischen
Eroberungen
gibt,
also
dem
Beginn
der
Okkupation.
Dass
es
diese
Besatzung
schon
unter
strengster
Militärherrschaft
nach
der
Nakba
1948
über
die
noch
im
jungen
Staat
Israel
verbliebenen
Palästinenser
bis
1966
gab,
wird
meistens
verschwiegen.
Die
entscheidenden
Probleme,
die
den
Konflikt
bis
heute
ausmachen,
sind
aber
schon
Jahrzehnte
früher
entstanden.
Ohne
ihre
Kenntnis
konnte
sich
aber
der
Eindruck
verfestigen,
dem
Israel
mit
seiner
Propaganda
kräftig
nachgeholfen
hat,
dass
die
Araber
bzw.
die
Palästinenser
allein
an
der
Auseinandersetzung
schuld
seien,
weil
sie
sich
weigerten,
die
Feindschaft
zu
beenden,
Israel
als
Staat
anzuerkennen
und
damit
Frieden
zu
schließen.
Also
auf
der
einen
Seite
die
bösen
und
aggressiven
Araber
und
auf
der
anderen
die
friedliebenden
und
unter
der
Bedrohung
leidenden
Israelis.
Die
wirklichen
Ursachen
des
Konflikts
gingen
bei
dieser
Sichtweise
völlig
unter.
Es
lohnt
sich
aber,
den
Blick
etwas
weiter
in
die
Vergangenheit
zu
richten
und
auch
die
andere,
die
am
meisten
betroffene
Seite
zu
Wort
kommen
zu
lassen.
Was
besonders
in
Deutschland
schwierig
ist,
da
im
offiziellen
Diskurs
nicht
zwischen
Judentum
und
Zionismus
unterschieden
wird,
ja
allein
die
Beschäftigung
mit
dem
Zionismus
schon
den
Verdacht
nahelegt,
ein
Antizionist
gleich
Antisemit
zu
sein.
Aber
der
Zionismus
ist
–
unterschieden
vom
Judentum
–
eine
historische
Tatsache,
an
der
kein
Weg
vorbeiführt,
denn
er
ist
bis
heute
die
Staatsideologie
Israels.
Die
Auseinandersetzung
mit
ihm
ist
unumgänglich
zum
Verständnis
des
Nahostkonflikts.
Deshalb
ein
Rückblick.
Der
Zionismus
ist
ohne
die
Theorie
und
Praxis
des
europäischen
Imperialismus
und
des
Kolonialismus
im
19.
Jahrhundert
gar
nicht
denkbar.
Der
Imperialismus
strebte
die
Unterwerfung
anderer
Länder
und
Völker
sowie
die
Eingliederung
in
den
eigenen
Machtbereich
an.
Er
rechtfertigte
diese
Eroberungen
mit
seinem
höheren
zivilisatorischen
Standard
und
auch
mit
der
rassischen
Überlegenheit
der
Europäer.
Schon
die
frühesten
Rassentheoretiker
grenzten
die
weiße
Rasse
„wissenschaftlich“
von
den
Völkern
roter,
gelber,
brauner
und
schwarzer
Hautfarbe
ab.
Aus
diesem
rassischen
Hochmut
des
Kolonialismus
heraus
wurden
die
von
den
verachteten
Angehörigen
dieser
Völker
bewohnten
Territorien
als
unbewohnt
und
leer
verstanden.
Man
sah
über
diese
Menschen
einfach
hinweg
und
betrachtete
sie
als
unzivilisiert,
unterlegen
und
minderwertig.
Ihnen
kam
eigentlich
kein
menschlicher
Status
zu.
Sie
galten
einfach
als
nicht-existent.
Damit
standen
diese
Gebiete
der
westlichen
Kolonisierung
zur
Verfügung.
Vieles
von
diesem
ideologischen
Gedankengut
hat
der
Zionismus
übernommen.
Die
zionistische
Parole
„Für
das
Volk
ohne
Land
ein
Land
ohne
Volk“
drückt
das
sehr
deutlich
aus.
Die
Zionisten
nahmen
die
600
000
Araber
bzw.
Palästinenser,
die
am
Ende
des
19.
Jahrhunderts
im
Land
zwischen
Mittelmeer
und
Jordan
lebten,
einfach
nicht
wahr.
Berühmt
ist
der
Ausspruch
der
israelischen
Politikerin
Golda
Meir:
„Es
gibt
gar
keine
Palästinenser.“
Und
ihr
Kollege
Shimon
Peres
konnte
bekennen:
„Wir
haben
sie
einfach
übersehen.“
Die
radikale
Unterscheidung
und
Trennung
zwischen
den
privilegierten
Juden
und
den
verachteten,
minderwertigen
Palästinensern
war
also
von
Anfang
an
gegeben
und
besteht
bis
heute
fort.
Sie
ist
durch
das
Nationalstaatsgesetz
von
2018
sogar
festgeschrieben
worden.
Die
jüdischen
Israelis
haben
nie
eine
Sensibilität
für
die
Leiden
der
von
ihnen
beherrschten
und
unterdrückten
Nicht-Juden
entwickelt.
Die
Palästinenser
werden
bis
heute
nicht
als
selbstbestimmende,
freie
menschlichen
Wesen
betrachtet.
Von
dem
Augenblick
an,
als
sie
sich
gegen
ihre
Unterdrückung
zu
wehren
begannen
und
ihre
Rechte
einforderten,
war
das
für
die
Zionisten
blanker
„Terrorismus“.
An
dieser
Menschenverachtung,
Dämonisierung
und
Entmenschlichung
hat
sich
bis
heute
nichts
geändert.
Es
ist
sogar
noch
eine
Steigerung
der
Dämonisierung
hinzugekommen:
Die
Palästinenser
sind
die
„neuen
Nazis“,
was
eine
völlige
Umkehrung
der
Täter-Opfer-Rolle
in
diesem
Konflikt
bedeutet.
Das
Ziel
des
Zionismus
war
von
Anfang
an,
den
jüdischen
Staat
in
möglichst
ganz
Palästina,
aber
ohne
Araber
darin
zu
gründen.
Die
Idee
war
also,
dass
die
Kolonisierung
Palästinas
nur
von
und
für
Juden
vorgenommen
werden
sollte
–
bei
gleichzeitiger
Umsiedlung
(Transfer)
der
Palästinenser.
Der
Begründer
des
Zionismus,
Theodor
Herzl,
drückte
das
in
einer
Tagebucheintragung
deutlich
aus
und
nahm
schon
vorweg,
was
später
in
die
Praxis
umgesetzt
wurde:
„Die
Zionisten
müssen
sich
zunächst
in
zureichender
Weise
den
Grundbesitz
der
arabischen
Bevölkerung
verschaffen.
Die
Einheimischen
–
insbesondere
die
Armen
–
sollen
unbemerkt
über
die
Grenze
in
Nachbarländer
transportiert
werden,
nachdem
sie
vorgängig
die
gröbste
Kolonisierungsarbeit
im
Judenstaat
geleistet
haben.
Den
Arabern
darf
im
Judenstaat
keine
Arbeit
gegeben
werden;
auch
ist
es
der
eingeborenen
Bevölkerung
untersagt,
von
Juden
erworbenes
Land
zu
kaufen.“
Auch
über
die
geographische
Ausdehnung
des
Judenstaates
hatte
sich
Herzl
schon
Gedanken
gemacht:
Er
sollte
die
Sinai-Halbinsel
einschließen
und
neben
Palästina
auch
große
Teile
Syriens
umfassen
und
bis
an
die
Ostgrenze
des
heutigen
Jordanien
reichen.
In
der
Zeit,
als
der
europäische
Imperialismus
sich
in
Afrika
und
Asien
weiter
ausdehnte
und
seinem
Höhepunkt
zustrebte,
begann
auch
die
siedlerkolonialistische
zionistische
Besiedlung
in
Palästina.
Das
Verhältnis
der
einwandernden
Juden
zu
den
Arabern
war
von
Hass
und
Verachtung
bestimmt.
So
schrieb
der
aus
Russland
stammende
Philosoph
Ahad
Ha’am
am
Ende
des
19.
Jahrhunderts
über
seine
Eindrücke
in
Palästina:
„Eine
Sache
hätten
wir
ganz
gewiss
aus
unserer
vergangenen
und
gegenwärtigen
Geschichte
lernen
können:
wie
behutsam
wir
sein
müssen,
um
nicht
durch
tadelnswertes
Verhalten
den
Zorn
anderer
Leute
gegen
uns
zu
erregen.
Um
wie
viel
mehr
sollten
wir
dann
bemüht
sein,
einem
fremden
Volk,
unter
dem
wir
wieder
leben,
mit
Liebe
und
Achtung
und
natürlich
mit
Gerechtigkeit
und
Aufrichtigkeit
zu
begegnen.
Und
was
machen
unsere
Brüder
im
Lande
Israel?
Ganz
das
Gegenteil!
Sie
waren
Sklaven
in
den
Ländern
des
Exils,
und
plötzlich
verfügen
sie
über
unbegrenzte
Freiheit,
die
Art
wilder
Freiheit,
die
sich
nur
in
einem
Land
wie
der
Türkei
[Palästina
gehörte
damals
zum
Osmanischen
Reich]
finden
lässt.
Dieser
plötzliche
Wandel
hat
in
ihnen
einen
Drang
zum
Despotismus
ausgelöst,
wie
es
stets
geschieht,
wenn
‚ein
Sklave
König
wird‘,
und
siehe
da,
sie
begegnen
den
Arabern
mit
Feindschaft
und
Grausamkeit,
berauben
sie
ihrer
Rechte,
schlagen
sie
schmählich
ohne
Grund,
brüsten
sich
dessen
sogar,
und
niemand
wirft
sich
dazwischen
und
gebietet
ihrem
gefährlichen
und
abscheulichen
Trieb
Einhalt.“
Der
Palästinenser
Edward
Said
beschreibt,
wie
die
Europäer
und
damit
auch
die
Juden
in
den
vom
Kolonialismus
beherrschten
Ländern
vorgingen
und
wie
es
dort
aussah:
„Man
entledigt
sich
des
anstößigen
menschlichen
oder
pflanzlich-tierischen
Unkrauts,
entweder
weil
es
so
unordentlich
wuchert,
oder
weil
seine
Anwesenheit
durch
Unproduktivität
und
sinnentleertes
Dasein
stört
–
der
Rest
wird
in
Reservaten,
eingezäunten
Geländen,
Heimstattbezirken
in
Schach
gehalten,
damit
man
zählen,
taxieren
und
profitabel
nutzen
kann.
So
errichtet
man
eine
neue
Gesellschaft
in
einem
freigeräumten
Gebiet.
Auf
diese
Weise
wurde
Europa
im
Ausland
rekonstituiert,
seine
‚Vervielfachung
in
räumlicher
Entfernung‘
erfolgreich
projektiert
und
durchgesetzt.
Als
Ergebnis
gab
es
eine
Vielzahl
kleiner
Europas;
hier
und
dort,
in
Afrika,
Asien
und
Amerika,
und
jeder
Nukleus
reflektierte
den
Zustand,
die
spezifischen
Wirksamkeiten
der
Mutterkultur,
ihrer
Siedlervorhut
und
Pioniere.“
Und
weiter:
„Ungeachtet
der
erheblichen
Unterschiede
war
allen
[Kolonien]
ein
Merkmal
gemeinsam
–
sie
gaben
ihrem
Leben
die
Aura
der
Normalität.
Die
unsinnigsten
Reproduktionen
Europas
wurden
als
angemessen
empfunden
(Süafrika,
Rhodesien
usw.).
Die
schlimmste
Diskriminierung
und
Abschiebung
der
Einheimischen
wurde
als
normal
angesehen,
da
sie
‚wissenschaftlich‘
legitimiert
war;
die
Widersprüchlichkeit
eines
Lebens
in
der
Enklave,
Tausende
Kilometer
von
heimischer
Kultur
und
Erde
entfernt;
umgeben
von
feindseligen
und
verständnislosen
Einheimischen:
Diese
Absurditäten
unter
dem
Deckmantel
der
Normalität
führten
zur
Entstehung
eines
eigensinnigen
Geschichtsempfindens,
einer
hartnäckigen
Scheinlogik
und
eines
sozialpolitischen
Zustands,
der
das
jeweils
bestehende
koloniale
Vorgehen
als
normal,
legitim
und
gut
ausgab.“
Diese
Zeilen
stammen
aus
Saids
Buch
„Zionismus
und
palästinensische
Selbstbestimmung“,
das
in
Deutschland
1981
erschien.
In
visionärer
Weise
sieht
Said
hier
schon
die
Wegsperrung
der
Palästinenser
in
„Reservaten,
eingezäunten
Geländen
und
Heimstätten“
voraus,
die
heute
im
Westjordanland
und
Gazastreifen
grausame
Realität
ist.
Dass
dies
keineswegs
der
einseitige
Blick
eines
Palästinensers
auf
seine
Heimat
war,
belegen
Aussagen
des
israelischen
Psychologen
Benjamin
Bei-Hallahmi,
der
schreibt:
„Für
den
Zionismus
stellte
sich
die
Frage:
Was
soll
mit
diesen
Menschen
–
der
indigenen
arabischen
Bevölkerung
–
geschehen?
Die
Antwort
war
klar:
Um
einen
rein
jüdischen
Staat
zu
schaffen,
mussten
sich
die
Zionisten
von
dieser
‚überschüssigen‘
Bevölkerung
befreien.
Ihre
Rechte
anzuerkennen
und
mit
ihnen
zusammenzuleben
haben
die
Zionisten
(von
ein
paar
human
gesinnten
‚Kulturzionisten‘
abgesehen)
nie
in
Erwägung
gezogen.
Um
den
zionistischen
Traum
zu
erfüllen,
eben
die
Gründung
eines
eigenen
Staates,
war
man
entschlossen,
hart
gegen
die
‚Eingeborenen‘
vorzugehen,
was
nicht
schwer
war,
denn
diese
waren
schwach,
rückständig
und
arm.
(…)
Die
Palästinenser
waren
nicht
Teil
einer
Gleichung.
Sie
waren
für
die
Zionisten
eigentlich
gar
nicht
vorhanden,
waren
‚unsichtbar‘
und
kamen
in
den
Visionen
und
Plänen
der
Zionisten
gar
nicht
vor.
Die
einheimische
Bevölkerung
musste
ausgesondert
und
ausgeschieden
(eliminated)
werden.(…)
Der
Krieg
gegen
die
Eingeborenen
(natives)
war
schlicht
und
einfach
ein
Teil
der
Umwandlung
der
Natur
des
Landes,
und
sie
waren
ein
anderes
Element
der
Natur,
man
musste
sie
[die
Eingeborenen]
erobern
und
sie
bekämpfen
wie
die
Sümpfe,
die
Hitze
und
die
Malaria.“
Achille
Mbembe
erinnert
in
seinen
Texten
an
diesen
kolonialen
Ausgangspunkt
des
Zionismus,
und
Israel
ist
heute
immer
noch
ein
siedlerkolonialistischer
Staat,
der
sich
auf
dem
Weg
in
einen
Apartheidstaat
befindet
oder
ein
solcher
schon
ist.
Mbembe
hat,
indem
er
auf
die
kolonialistischen
Wurzeln
des
zionistischen
Staates
hinweist,
auch
deutlich
gemacht,
dass
die
weitere
Existenz
Israels
vor
allem
davon
abhängt,
ob
es
dem
von
ihm
besetzten
und
unterdrückten
Volk
die
Freiheiten
und
Rechte
zugesteht,
die
es
selbst
für
sich
in
Anspruch
nimmt.
Die
folgenden
Sätze
belegen
das
klar:
„Palästina
nimmt
einen
wichtigen
Platz
in
meinem
Nachdenken
über
die
‚andere
Seite
der
Welt‘
ein,
das
heißt
über
die
kolonialen
Formen
der
Aufteilung
der
Erde
und
des
Lebens.
In
diesem
Zusammenhang
vertrete
ich
folgende
Hypothese:
Aus
Methoden,
mit
denen
die
besetzten
Gebiete
Palästinas
verwaltet
oder
sich
selbst
überlassen
werden,
entwickeln
sich
technofuturistische
Formen
der
Enklavenbildung,
des
Abflusses
von
Menschen
und
der
Enteignung,
die
von
globaler
Bedeutung
sind.
In
diesen
Entbindungsprozessen
ist
ein
Modell
des
Regierens
über
Menschenmassen
am
Werk,
die
als
überflüssig
und
gefährlich
erachtet
werden,
ein
Modell,
dass
nicht
mehr
auf
Palästina
beschränkt
bleibt,
sondern
sich
allmählich
in
mehreren
Teilen
der
Welt
ausbreitet.“
Was
Mbembe
hier
anspricht,
ist
zweifellos
die
viel
zitierte
„Israelisierung
der
Welt“,
das
heißt:
politische
und
soziale
Probleme
nicht
mehr
mit
den
Mitteln
einer
humanen
Politik
zu
lösen,
sondern
mit
Unterdrückung,
bei
der
ausgefeilte
technisch-elektronische
Hilfsmittel
der
Kontrolle
und
Überwachung
eine
wichtige
Rolle
spielen.
Das
Modell,
das
heute
nicht
nur
Israel
praktiziert,
die
„überflüssigen
Menschen“
in
Enklaven
und
Bantustans
wegzusperren,
hat
im
Übrigen
die
jüdisch-kanadische
Sozialwissenschaftlerin
Naomi
Klein
als
erste
kritisch
dargestellt.
Auch
sie
eine
Antisemitin?
In
Deutschland
ist
es
inzwischen
weitgehend
gelungen,
Israel
und
den
Zionismus
mit
einer
Mauer
der
Immunität
zu
umgeben,
so
dass
keine
rationale
Diskussion
seiner
Ziele
und
Implikationen
mehr
möglich
ist.
So
eine
Immunität
braucht
der
Zionismus
in
der
Tat,
weil
er
durch
normale
politische
Standards
nicht
verteidigt
werden
kann.
Da
wird
dann
eben
Antisemitismus
und
Antizionismus
gleichgesetzt,
um
zum
gewünschten
Ziel
des
Abwürgens
jedes
Diskurses
über
die
israelische
Politik
zu
kommen.
Die
deutsche
Mainstream-Debatte
über
den
Nahost-Konflikt
stagniert,
dreht
sich
im
Kreis
und
erschöpft
sich
in
Antisemitismus-Schuldzuweisungen.
Dabei
hätte
nicht
nur
Israel
allen
Grund
zur
Selbstkritik
und
Änderung
seiner
Politik,
sondern
auch
der
gesamte
Westen
–
Deutschland
natürlich
eingeschlossen.
Wie
es
der
deutsche
Soziologe
Walter
Hollstein
vor
fast
50
Jahren
formuliert
hat:
„Die
ungeschichtlichen
Erklärungsmuster
des
Nahost-Konflikts
nutzen
Israel
wie
auch
dem
Abendland.
Das
erstere
lässt
dergestalt
vergessen,
dass
der
Zionismus
mit
seinem
Machtanspruch
überhaupt
erst
die
Auseinandersetzung
mit
der
arabischen
Welt
herausforderte;
das
letztere
kaschiert
erleichtert,
dass
sein
Antisemitismus
am
Ursprung
des
Zionismus
stand
und
also
die
andauernde
Auseinandersetzung
im
Nahen
Osten
wesentlich
mitbedingte.
So
umgeht
man
bequem
die
Analyse
der
wirklichen
Ursachen
des
Nahostkonflikts
und
akzeptiert
das
Gesetz
des
Schweigens
über
die
schreiendsten
Wahrheiten
der
Geschichte,
die
vornehmlich
so
unerfreuliche
Phänomene
wie
Kolonialismus,
Imperialismus
und
Flüchtlingselend
betreffen.“
Diese
Sätze
könnten
auch
von
Achille
Mbembe
stammen.
4.5.2020
Dokumentation
- Philosoph
Achille
Mbembe
- Unter
"Antisemitismusverdacht"
>>>
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