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Das Palästina Portal

Täglich neu - Nachrichten, Texte aus dem besetzen Palästina die in den deutschen Medien fehlen.

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Texte von Arn Strohmeyer

artnerschaft zwischen Südafrika und Israel
Brief an den  Dr. Nils Minkmar - SZ
Antwort auf Aleida Assmanns Versuch - Judenhass
Habeck - Apostel der doppelten Moral
Die israelische Tragödie
Tamar Amar-Dahl - "Siegeszug des Neozionismus"
Weltbild von Mathias Döpfner
Gerechtigkeit für Roger Waters!
Israel-Politik radikal überdenken
Andenken an Toten des Holocaust missbraucht
Omri Boehm ein antisemitisches Buch?
Zionistenschreiben vor, wie an Holocaust zu erinnern.
Tragödie des Zionismus
Palästinenser dürfen in Erinnerungspolitik nicht vorkommen
Genozid wäre besser gewesen
Deutsche Erinnerungspolitik ohne Palästinenser
Plädoyer Ungleichheit der Menschen
Deutschland eine Bananenrepublik?
Situation derPalaestinenser unter zionistischer Besatzung
Ist Banksy ein Antisemit?
Israel ein Apartheidstaat wie Südafrika?
Streit um die Kasseler Documenta
Rezension - Abraham Melzer-  Ich bin (k)ein Antisemit!
Afghanische Sanndalentraeger besiegten USA
Gemeinsame Werte mit einem Apartheidstaat?
Der Welt droht ein neuer Kalter Krieg
Die Antideutschen
Chefs des Springer-Konzerns Mathias Döpfner
„Apeirogon“ des irischen Autors Colum McCann
Lapid - Imagpflege, neue Einsichten?
„1984“ - israelische Cyber-Software“
BDS -  Hoffnung der Palästinenser“
Das Ende einer Illusion
Kampf gegen Windmühlenflügel
Die grüne Kanzlerkandidatin
Palästina in israelischen Schulbüchern
Die Nakba soll zu Ende gebracht werden
Westliche Propaganda - Aufteilung der Welt in Gut+ Böse
Die Jerusalemer Erklärung - Antwort auf die IHRA
Werder Bremen übernimmt die IHRA-Definition
Joseph Melzer - Ich habe neun Leben gelebt.
Holocaustgedenktag 2021
Inhalt der BDS-Resolution nicht erwähnen
Bücher - Positionen zum israelbezogenen Antisemitismus
Kariere von Sawsan Chebli
Martialisches Erinnern
Das zynische Angebot
Omri Boehms - liberaler und humaner Zionismus!
Omri Bohm - Israel - eine Utopie
Darstellung des Zionismus  für Israels Politik Problem
Zionismus untergräbt Werte des Judentums
Gaza ist Überall!
Israel und das Apartheid-Südafrika
Fall Achille Mbembe kein Einzelfall
Eine deutsche Debatte im Jahr 2020
Achille Mbembe - Eigentor von Felix Klein
Was trägt Israel  zum Judenhass bei?
Antideutsche - Antisemitismus und Nahostkonflikt
Nirit Sommerfeld - Stimme des anderen Israel
Symbol für den Freiheitskampf
Krieg gegen das palästinensische Volk
Treueschwüre für einen Besatzerstaat
Zur Kriegsgefahr im Nahen Osten
Der  ideologische Blick auf Israels Geschichte
Kein Friedensstern über Bethlehem
G. Hanloser - Abgesang auf die Antideutschen
Bundesregierung will Hisbollah verbieten
Jürgen Todenhöfer - Die große Heuchelei
Spiegel - zu Israel-kritischer Positionen kein Wort
Gegenwärtige Hexenjagd auf „Antisemiten“
Hungert sie aus!
Das Beispiel Dr. Dr. Marcus Ermler
Hans-Jürgen Abromeit sagt die Wahrheit
Israel zieht belastende Dokumente aus dem Verkehr
Definiert Israels Regierung was Antisemitismus ist
Der Kushner-Plan -Totgeburt
Israels Politik -  zynisch, autoritär und reaktionär
Bremen verweigert Kritik an Israel
Wahlen ohne Opposition und Alternative…
Man unterscheidet zwischen "guten" und "bösen" Juden
BDS-Aktivisten auf „Krawall“ reduziert
Israel Siedlungen auf dem Mond?
Die Mauer als Symbol des Scheiterns
Wider den Mainstream
Triumph des moralischen Nihilismus
Mythos - Vertreibung der Juden aus arabischen Ländern
Frieden auf Erden“ –  nicht in Palästina
Zensur der evangelischen Kirche
Lehrer nach Yad Vashem
Evangelische Kirche und Israels Unrechtspolitik
Hysterie bis zur Paranoia
Klassischer Fall von Geschichtsfälschung
Bremer Innensenator Mäurer hat Recht
Die „Israelisierung der Welt“
Trumps "Deal" Verrat an Palästina
Wikipedia ist der Manipulation überführt
Klassischer Fall von Geschichtsfälschung
Juden und Muslime in Auschwitz
Israels Sanktionen - Iran
Zum Tod von Felicia Langer
„WerteInitiative“  - Schlag gegen Bettina Marx
Stopp gegen Antisemitismus-Hysterie
Palästina - Realität wird zum Tabu
Tom Segevs Ben Gurion-Biographie
Deutschland, Israel + der Antisemitismus:
Präsident Abbas‘ missverständliche Rede
Unterstützung Arbeit Antisemitismus-Beauftragten
Die inszenierte Hysterie
Entstehung Israels als Heldenepos
70 Jahre Israel – 70 Jahre Siedlerkolonialismus
Skandalöse Geschichtsklitterung
Heiko Maas  in Israel
Was für ein Staat!
Heiko Maas - Kniefall nach Israel
Meinungsfreiheit für Palästinenser in Bremen
Rolf Verleger - Hundert Jahre Heimat_Land
Israel hat den Frieden nie gewollt.
Weihnachten 2017
Gefängnisstrafen und Sippenhaft
Nimmt der Antisemitismus zu?
Stramm hinter Trump
Hermann Kuhn demonstriert  Nichtwissen
Deutsche Kampfflieger über Israel
„Sie weichen den wirklichen Problemen aus“
Rezension - Abraham Melzer: Die Antisemiten-Macher
Rezension - Abraham Melzer: Mit Feuer und Blut
Die kopernikanische Wende
Martin Schulz Kotau vor der Israel-Lobby
„1984“ auf israelisch
Rückfall in die Vormoderne
Michael Wolffsohn hat sich disqualifiziert
Rezension - M. Peled - Der Sohn des Generals
Analysen des antizionistischen Isaac Deutscher
Film - Der Hass auf Juden in Europa
14. Dokumenta - Ahlam Shibli
Michael Lüders Buch „Die den Sturm ernten“
Jenseits aller Wirklichkeit
„Im Gefängnis, weil  Palästinenser“
Das Lehrbeispiel BDS
DIG Aufruf gegen Kritiker
Broder - BDS + die Endlösung
Zwischen „Lügen- “ und „Lückenpresse“
Frieden auf Erden... nicht im Heiligen Land
Ist Deutschland eine Bananenrepublik?
Hat Jakob Augstein der Mut verlassen?
Israel-Berichterstattung - doppelte Standards
Propaganda-Lügen gegen den Frieden
Antisemitismus – „Missverständnis der Geschichte“?
Wann ist Kritik an Israels antisemitisch
Die Lobby schlägt zu
Geheimsache Heron TP
Claude Lanzmann -  Palästina-Konflikt
Die Israel-Lobby und die HAWK
Ein Humanist?
„Die Hamas ist an allem schuld“
Ein Krieger und Verächter des Völkerrechts
Proteste und Demonstrationen nicht Antisemitisch
Der Streit um Israels „Existenzrecht“
„Journalismus“ á la Benjamin Weinthal
„Methodisch betriebener Wahnsinn“
Dank an Benjamin Weinthal
Albert Einstein muß als Zeuge herhalten
Wenn Weinthal wieder einmal zuschlägt ...
Rezension von  Kurt O. Wyss
Noch mehr Israel-Kritiker geschafft
Interview mit Abdallah Frangi
Benjamin Weinthal verhindert Vortrag Arn Strohmeyer
„Lügenpresse“ oder kritikloser Philosemitismus?
Ein Weihnachtswunsch
Abraham Melzers Buch „Israel vor Gericht“
Rezension - Petra Wild: Die Krise des Zionismus
Gipfel der Absurdität
Daniel Killy diffamierte seinen früheren Arbeitgeber
Rezension - Die Hölle von Gaza - Spiewak
Rote Karte für Israel!
Der Antisemitismus-Vorwurf als Rufmord
Ist Israel ein verrückter Staat?
„Oslo war ein Kapitulationsabkommen“
Rezension - Ilan Pappe -  „Die Idee Israel"
Wenn eine Jüdin den Zionismus kritisiert...
Leseprobe 3 - Antisemitismus – Philosemitismus
Leseprobe 2 - Antisemitismus – Philosemitismus
Leseprobe 1 - Antisemitismus – Philosemitismus
Inhalt - Antisemitismus – Philosemitismus
Buch - Antisemitismus – Philosemitismus
Kontrolle über Israels Atomwaffen?
Rezension - Sven Severin: Shalom ist nicht Frieden.
Werte der USA und Europas Doppelmoral
Antwort auf Uri Avnerys Artikel Die wirkliche Nakba
Rezension - Israel – Im permanenten Kriegszustand
Zwischen Doppelmoral und Lebenslügen
Die Herren über Leben und Tod
Dauerbrenner Antisemitismus
Weglassen, vertuschen und manipulieren
Napoleoni - Die Rückkehr des Kalifats.
Presseboykott gegen  Nakba-Ausstellung Bremen?
Der Streit um die historische Wahrheit
Am besten das Völkerrecht abschaffen.
Anschläge Paris - Stunde der Heuchler
Die Legenden von den vertriebenen Juden
Linkspartei und die Verletzer der Völkerrechte
Für Israel Frieden unmöglich.
Zionismus vor seinem historischen Ende?
Antisemitismus-Gefahr als politische Waffe
Eine genau kalkulierte Kampagne
„Ein Massaker schlimmsten Ausmaßes!“
Dieter Graumann und die westlichen Werte
Willkommener Anlass
Die EU als zahnloser Papiertiger
Antisemiten überall
Uri Avnery relativiert die Nakba
H. Baumgarten - Kampf um Palästina
Ein bedeutender Schritt zur Versöhnung
Bremer Evangelische Kirche -  Frieden Nah Ost
„Warum provoziert Ihr Israel immer so?“
Interview mit  Reuven Moskowitz
Israels große Propagandainszenierung
Unkritische Unterstützung Israels.
Tumulte in der Knesset
Rezension - Israel kontrovers
Ariel Sharons brutale Gewaltpolitik
Neuerscheinung Ilan Pappes Buch?
Ilan Pappe - „Eethnische Säuberung Palästinas
Schweigen der Christen im Nahen Osten
Feldmans Film „The Lab“
Mythos - Vertreibung der Juden
Rezension - Viktoria Waltz -  „Monopoly“
Shlomo Sand - Ich steige aus.
Palästinenser Testpersonen für Rüstungsindustrie
Israel steht unter Verdacht
Rezension - Buch Ekkehart Drost
3. Israelkongress in Berlin
Die Angst vor der Wahrheit
Was kommt nach dem Zionismus?
Führt Obama Israels Krieg?
Haben nur Palästinenser „Blut an den Händen“?
Ein Bantustan-Staat für die Palästinenser?
Zionismus + arabischer Antisemitismus
Ethnische Säuberungen
Juden unerwünscht?
Wenn Israel fällt, fällt auch der Westen!“
Nachruf auf Stéphane Hessel
Streit um Augsteins „Antisemitismus“ geht weiter
Zerstört Israel sich selbst?
Broders taktischer Rückzieher
Solidarität mit Jakob Augstein!
Sollen Patriot-Raketen Israel schützen?
Von der Macht der Denunzianten
Rezension Rudolph Bauer - Wer rettet Israel
Netanjau in Berlin zum völlig falschen Zeitpunkt
Mit der UNO auf Kriegsfuß
Generalangriff auf die Mythen des Zionismus
Gaza - Schweigen die Waffen?
"Sicht der Armee  kein ethisches Problem“
Erwiderung auf Charlotte Knobloch
Atmosphäre der Angst
Keine Chance für die Vernunft?
These vom Mord an Arafat
„Hier wird Israel pauschal diffamiert“
D. Barenboim:„Nur ein Psychiater kann  helfen!“
In Nibelungentreue an Israels Seite?
Merkels abenteuerlicher Kriegskurs
Der Dichter, Israel und die Denkverbote
Genug der Heuchelei! - Günther Grass
Auf Mythen keinen Frieden aufbauen
Brief an Ralph Giordano
Ilan Pappe -  Wissenschaft als Herrschaftsdienst
Nazi-Analogien in Israel
Interview mit Abdallah Frangi
Abdallah Frangi - Der Gesandte
Israeltag 2011 - Bremer Schulen
Ein Akt historischer Gerechtigkeit
Israel-Propaganda an deutschen Schulen ?
„Boykott ist eine absolute Notwendigkeit“
Rezension - Finkelstein „Israels Invasion in Gaza“
Die Partei „Die Linke“ + das Existenzrechts Israels
„Wir wollen die ganze Region befreien“
Ergänzung - Brief Bürgermeister Jens Böhrnsen
Offener Brief - Bürgermeister Jens Böhrnsen
Helmut Schmidt + R. von Weizsäcker Antisemiten?
Sind Boykottaktionen antisemitisch?
Boykott gegen Früchte aus Israel
Stéphane Hessel - Empört Euch!
Todenhöfer - Warum tötest Du, Zaid?
Arabische Aufstände düpieren den Westen + Israel
Verzweifeln an Israel
In der Falle der Stammesideologie
Wer glaubt an Friedensbotschaften
Kotau vor Merkels Nahost-Politik
Wie man Antisemiten produziert
Im Gleichschritt mit Israel?
Was ist Antisemitismus
Gibt es  "neuen" Antisemitismus? - Klug Brian
Was sind "jüdische Gene"? - Thilo Sarrazin
Zionistischer Angriff auf Wikipedia
Moshe Zimmermann: Angst vor Frieden
Verwirrung der Begriffe?
Offener Brief  Weser-Kurier-Artikel - 16. 06. 2010
Iris Hefets gewann Prozess gegen Lala Süsskind
Mordaktion nach Piratenmanier
Israel will keinen Frieden
Solidarität mit Iris Hefets!
Sieg der Spermien und Gebärmütter
Hajo Meyer - Radikale Kritik am Zionismus
Interview mit Norman G. Finkelstein
Gespräch mit Yehuda Shaul
Interview mit Yahav Zohar
Broder - Aufklärung + Untergang
„Israel streut der Welt Sand in die Augen“
„Hitler besiegen“
Interview mit Moshe Zuckermann
Bethlehem 2008
Volk ohne Hoffnung
Brief Präsidium J. G. Bremen
Interview Felicia Langer

 



 

Die inszenierte Hysterie

Die erregte Debatte in Deutschland über angeblich zunehmenden Antisemitismus belegt, wie wenig die Deutschen ihre Vergangenheit aufgearbeitet haben und wie tabuisiert und unehrlich das Verhältnis zu Israel ist

Arn Strohmeyer
 

Deutschland hat politisch offenbar nur noch ein wirklich wichtiges Problem: Antisemitismus. Da reichen ein paar unschöne, aber doch eher marginale Vorfälle aus, dass Politik und Medien gemeinsam eine Stimmung erzeugen, als hätten schwere Pogrome stattgefunden und als bestehe die Gefahr eines neuen Holocaust. Um dieses aufgeheizte Klima zu verstehen, muss man einen Begriff aus der Psychologie heranziehen, den der Hysterie. Er bezeichnet in der Umgangssprache eine übertriebene krankhafte Aufgeregtheit, die dazu führt, dass man die Realität nicht mehr wahrnehmen kann. Realitätsverlust, das ist die eigentliche Gefahr, der Politik und Medien hierzulande unterliegen, und das ist eine höchst bedenkliche Entwicklung.

Was in Deutschland (und auch in einigen anderen Ländern Europas) geschieht, ist: dass der Nahost-Konflikt – genau gesagt der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern – auch auf deutschem Boden ausgetragen wird. Und das hat wenig oder nichts mit einer neuen Welle von Antisemitismus zu tun, wie sie etwa die Nazis nach ihrer Machtübernahme 1933 in Gang gesetzt haben. Das Phänomen ist ja nicht neu, auch Türken und Kurden und andere Volksgruppen haben hierzulande schon Gewalt gegeneinander angewendet. Auf Grund der furchtbaren NS-Verbrechen ist das deutsche Verhältnis zu Juden beziehungsweise Israel verständlicherweise aber besonders sensibel, ja brisant, sodass in diesem Fall ganz andere Maßstäbe angelegt werden.

Aber die Krux ist, dass diese Maßstäbe ganz offensichtlich nicht viel mit der politischen und historischen Realität zu tun haben, sondern inhaltlich ganz anders ausgelegt werden, was dann zu den oben angeführten hysterischen Reaktionen führt. Ein Teufelskreis, aus dem die deutsche Politik und die meisten Medien nicht herauskommen. Und so dreht man sich immer um sich selbst herum, ohne dem angestrebten und immer wieder laut verkündeten Ziel einer erfolgreichen Bekämpfung des Antisemitismus auch nur einen Schritt näherzukommen. Denn da müsste man ein paar Wahrheiten anerkennen, was aber auf Grund der zum Dogma verfestigten deutschen Position in dieser Problematik, die vollständig von Tabus und Verdrängung geprägt ist, gar nicht möglich ist.

Zunächst einmal muss geklärt werden, was Antisemitismus ist und was er nicht ist, denn mit falschen Definitionen wird schon viel Missbrauch zum Zweck politischer Instrumentalisierung getrieben. Es gab den christlich-religiösen Antisemitismus, der den Juden vorwarf, Jesus getötet zu haben. Aus ihm ging der pseudowissenschaftliche „rassisch“ orientierte Antisemitismus hervor, der den Juden unterstellte, dass sie aufgrund einer bestimmten DNA unabänderliche negative Eigenschaften besäßen. Dies war etwa die Definition der NS-Ideologie. Nach der Gründung des Staates Israel kam ein „neuer“ Antisemitismus-Begriff auf. Da dieser Staat mit nicht sehr koscheren Mitteln zustande kam und auch danach nur mit Gewaltmitteln aufrechterhalten und ausgeweitet werden konnte, wurde nun als „Antisemit“ bezeichnet, wer es wagte, die Politik dieses Staates zu kritisieren. Der jüdische Autor Hajo G. Meyer (ein Auschwitz-Überlebender) brachte das auf die kurze Formel: „Früher war ein Antisemit jemand, der Juden nicht mochte, heute ist ein Antisemit jemand, den bestimmte Juden nicht mögen“, eben weil er die Politik Israels kritisiert.

Man kann sich aber nicht mit der israelischen Politik auseinandersetzen, ohne auf die Ideologie dieses Staates einzugehen, denn sie bestimmt sein politisches Vorgehen. Der Zionismus ist definitorisch vom Judentum zu trennen. Während letzteres nicht nur eine Religion, sondern eine kulturelle oder Identitätsgemeinschaft im weitesten Sinne ist, ist der Zionismus eine nationale (man kann auch sagen nationalistische) säkulare Ideologie, deren Ziel es war und ist, auf dem Boden Palästinas einen homogenen, also ethnisch „reinen“ jüdischen Nationalstaat zu etablieren – möglichst ohne Palästinenser.

Diese wichtige Unterscheidung zwischen Judentum und Zionismus nicht zu treffen, muss zu verhängnisvollen politischen Missverständnissen und Fehleinschätzungen führen, was in der deutschen Politik und den Mainstream-Medien auch der Fall ist. Denn damit erfährt der Antisemitismus-Begriff einen einseitigen Bedeutungswandel, er meint so gesehen nur noch Kritik an Israels äußerst inhumaner Politik gegenüber den Palästinensern. Er ist deshalb so infam, weil an diesem Vorwurf das Gift von Auschwitz klebt, und diese Anschuldigung kann heute existenzbedrohend sein. Hajo G- Meyer bemerkt dazu: „Diese neue Machtposition bedeutet so eine radikale Änderung, ja, in gewissem Maße eine Umkehrung des traditionellen Begriffes ‚Antisemitismus‘“.

Dazu kommt ein anderes Faktum, das das Gesagte noch unterstreicht. Die zionistische Ideologie sieht die Ursache des Konflikts mit den Palästinensern nicht in den eigenen siedlerkolonialistischen Verbrechen an diesem Volk – Landraub, Vertreibung, Enteignung, Zerstörung ihrer Gesellschaft, Besatzung, Unterdrückung usw. – , sondern vermischt den Holocaust mit der Palästina-Frage. Die Schuldigen an dem Konflikt sind nach zionistischer Auffassung die Palästinenser, die als „antisemitische“ Angreifer und als die „neuen Nazis“ dämonisiert werden, die die Juden vernichten und „ins Meer treiben wollen“. Damit wird die nahöstliche Wirklichkeit aber völlig auf den Kopf gestellt, weil diese offizielle israelische Position auf diese Weise die kolonialen Ursprünge und Verlaufsformen der Gewalt leugnet und den territorialen Konflikt um Palästina als Fortsetzung der Verfolgungsgeschichte der Juden deutet, obwohl die Palästinenser mit den Verbrechen der Nazis gar nichts zu tun hatten. Diese Argumentation hat für die Israelis aber den Vorteil, dass sie jeder Auseinandersetzung mit der eigenen Schuld aus dem Weg gehen können.

Obwohl diese zionistische Position weder historisch noch moralisch aufrechtzuerhalten ist, haben die deutsche Politik und die Mainstream-Medien sie sich nicht nur zu eigen gemacht, sondern ganz offensichtlich aus dem deutschen Schuldgefühl gegenüber Juden heraus zutiefst verinnerlicht und sich damit identifiziert, was wohl als der Hauptgrund für das höchst unaufrichtige, um nicht zusagen neurotische Verhältnis zu Juden und Israel angesehen werden muss. Der deutsche Völkerrechtler Norman Paech bezeichnet die Beziehungen zu Israel denn auch als „vollkommen verkrampft, erzwungen und verlogen – sie sind geradezu von mafiotischer Struktur.“ Er fährt fort: „Wie anders kann man die Beziehungen werten, in denen der eine Partner mit dem Stiefel auf dem Nacken eines Volkes dessen Vertreibung aus der Heimat betreibt, ohne sich um die einfachsten Regeln des Völkerrechts zu kümmern – und der andere Staat ihm die Hand reicht und die angerichteten Schäden zu beheben versucht? Das sind keine normalen Beziehungen, die sich allein aus den Verbrechen der Vergangenheit rechtfertigen lassen. Sie nehmen die wachsende Kriminalität der [israelischen] Staatsführung und ihre Isolierung in der Staatenwelt in Kauf. Normal werden diese Beziehungen erst dann, wenn es Frieden mit dem palästinensischen Volk gibt, indem es ungehindert und ohne Lebensgefahr auf dem Landweg, aus der Luft und über See erreicht werden kann. Doch wird dies nach all den Jahrzehnten des Scheiterns nur mit dem Druck der Staaten und eines von der Zivilgesellschaft unterstützen Boykotts möglich sein.“

Man kommt nicht umhin, die deutsch-israelische Problematik auf die Formel zu bringen: Die Deutschen (oder zumindest ein sehr großer Teil von ihnen) hat immer noch nicht in einer angemessenen rationalen Weise die Schuld für die Verbrechen des Nationalsozialismus aufgearbeitet und versucht nun mit einem übertriebenen und überspannten Philosemitismus Sühne zu tun und sich von der Last der Schuld zu befreien, indem es Israel bedingungslos unterstützt, einen Staat, der sich selbst schwerster Verbrechen gegen das Völkerrecht und die Menschenrechte schuldig gemacht hat und immer noch macht.

Dieses monströse Unrecht sieht die deutsche Politik aber gar nicht, will es nicht sehen, verleugnet und verdrängt es und schafft sich so ein ideales Wunschbild von diesem Staat, mit dem man sich in einer „Wertegemeinschaft“ wähnt. Wer dieses Lügengebäude der Unaufrichtigkeit kritisiert, wird eben als „Antisemit“ diffamiert. Das ist die deutsche Realität in dieser Hinsicht. Es ist der common sense, an dem keine Partei zu rühren wagt. Und eine mächtige Lobby steht bereit, die permanenten Druck ausübt, dass dies auch so bleibt.

Wenn die deutsche Politik immer wieder betont, dem Völkerrecht und den Menschenrechten verpflichtet zu sein, so drückt sie in Bezug auf Israel und seine Politik gegenüber den Palästinensern ganz fest beide Augen zu. (Es gibt natürlich noch andere Beispiele, die belegen, dass dieser Anspruch nur bloße Rhetorik ist.) Die Frage ist aber, wie die zionistische Bewegung selbst, deren Ziel ursprünglich die Befreiung und Emanzipation der Juden war, sich so entwickeln konnte, dass Israel heute ein brutaler Besatzungsstaat ist, der sich auf dem besten Wege befindet, ein diktatorischer Apartheidstaat zu werden.

Man muss ein wenig in die Geschichte zurückgehen, um diesen Entwicklungsprozess zu verstehen. In der Geschichte des Judentums gab es immer die beiden gegensätzlichen Tendenzen zwischen einer stammesmäßigen Abschottung beziehungsweise Isolierung (Partikularismus) und weltoffenem humanistischen Universalismus. Im Alten Testament heißt es: Die Juden sind das Volk, das abseits der anderen Völker lebt. Universalistische Auffassungen lassen sich vor allem bei den Propheten finden. Der Universalismus gewann mit dem Aufkommen der Aufklärung an Bedeutung, zu der sich das intellektuelle Judentum fast ausnahmslos bekannte.

Der Holocaust und die Gründung des Staates Israel rückten aber die partikularen Interessen und Anforderungen in den Vordergrund, die durch die sich sehr stark abgrenzende Ideologie des Zionismus noch verstärkt wurden. Der französische Historiker Pierre Birnbaum merkte zu dieser Entwicklung bedauernd an: „Eine lange Geschichte kommt wahrscheinlich zu ihrem Ende: die des Zusammentreffens der Juden mit einer streng universalistisch verstandenen Aufklärung.“

An dem Konflikt mit den Palästinensern und damit an der Frage der Menschenrechte wird diese ideologische Spaltung zwischen ethnischer, israelisch-jüdischer Abschottung auf der einen Seite und universalistischem Humanismus auf der anderen Seite besonders deutlich. Sie ist so radikal, dass der britisch-jüdische Philosoph Brian Klug meint, dass sie auf ein Entweder-Oder hinauslaufe. Er spricht von einer Krise im Judentum, bei der sich Israel als der Fels herausstellen könne, an dem das Judentum zerbrechen könne.

Wie sehr sich die Situation in Israel in dieser Hinsicht zugespitzt hat, machen Äußerungen der Justizministern Ayelet Shaked deutlich, die öffentlich bekennt, dass der Zionismus (also die Politik dieses Staates) nichts mit Völkerrecht und Menschenrechten zu tun habe, der Zionismus habe seine eigenen Gesetze und seine eigene Moral. Außerdem war auf ihrer Webseite die Aufforderung zu lesen, palästinensische Mütter zu töten und ihre Häuser zu zerstören, weil sie darin „kleine Schlangen“ (soll heißen palästinensische „Terroristen“) großzögen. Wenn Menschenrechtsaktivisten, Universalisten und Linke in Israel inzwischen als „Verräter“ denunziert werden, sagt das viel über den Zustand dieser angeblich „einzigen Demokratie im Nahen Osten“ aus.

Die israelische Soziologin Eva Illouz von der Universität Jerusalem schreibt über diese besorgniserregende Entwicklung: „Wenn jemand, dem die Menschenrechte wichtig sind, damit zum Verräter an Israel und den Juden wird (wie es dieser Tage in Israel und den weltweiten jüdischen Gemeinden so häufig zu hören ist), würde dies den moralischen Bankrott des organisierten Judentums und Israels bedeuten. Die Menschenrechte sind der Mindeststandard, an dem jede Innenpolitik und jede internationale Politik gemessen werden muss – ohne Wenn und Aber. Die Tatsache, dass viele Israelis und Nichtisraelis, die die Menschenrechte in Israel verteidigen, regelmäßig verleumdet und geächtet werden, spricht dafür, dass sich sowohl die jüdischen Diasporagemeinschaften als auch Israel von internationalen Moralnormen abwenden, gerade weil diese Normen an und für sich universalistisch sind.“

Das Paradoxe ist, dass Israel trotz seiner gewaltigen militärischen und wirtschaftlichen Überlegenheit und trotz seiner eklatanten Verstöße gegen Völkerrecht und Menschenrechte immer noch behauptet, selbst das Opfer zu sein, was auf paranoide Züge in der israelischen Seelenlage schließen lässt. Darauf weisen auch viele israelische Autoren hin. So charakterisiert Moshe Zuckermann den Staat Israel als schwankend zwischen einem vor „selbstgewisser Arroganz der Stärke strotzendem Militarismus bei gleichzeitig zelebrierter Kollektivparanoia und larmoyanter Selbstviktimierung [sich selbst zum Opfer erklären].“ Eva Illouz spricht angesichts der israelischen Haltung, die Welt sauber in Gute und Böse aufzuteilen, von einer „paranoiden Denkweise, deren einziges Ziel es ist, Feinde auszumachen und sie zu vernichten.“ Alternativen oder Kompromisse lasse ein solches Denken nicht zu. Vermutlich ist das der Grund, warum der Palästina-Konflikt unlösbar ist.

Und Abraham Burg fragt mit besorgtem Blick auf die Zukunft Israels: „Wir nähern uns mit schnellen Schritten einem Scheideweg, an dem wir entscheiden müssen, wer wir sind und welche Richtung wir einschlagen. Gehen wir in die Vergangenheit, an der wir uns immer orientiert haben, oder entscheiden wir uns zum ersten Mal seit Generationen für die Zukunft? Entscheiden wir uns für eine bessere Welt, deren Basis Hoffnung, nicht ein Trauma, Vertrauen in die Menschheit, nicht misstrauischer Isolationismus und Paranoia sind?“

Der paranoiden Seelenlage der Israelis entspricht auf deutscher Seite die der Hysterie, also die übertriebene und krankhafte Aufgeregtheit in Bezug auf alles, was Israel betrifft. Realitätsverleugnung ist die notwendige Folge. So wenig der deutsche common sense das reale Israel wahrnimmt und weiter die „gemeinsamen Werte“ hervorhebt, um sich das ideale Wunschbild von diesem Staat zu bewahren, so sehr weigert er sich auch, die Realität „Antisemitismus“ differenziert zur Kenntnis zu nehmen. Natürlich gibt es noch unbelehrbare Vertreter des „klassischen“ Antisemitismus, Umfragen haben es immer wieder belegt.

Es gibt aber auch den politisch und ideologisch manipulierten Antisemitismus-Vorwurf, der allein die Funktion hat, jede Kritik von der israelischen Politik abzuwenden. Dieser Vorwurf ist besonders infam, weil er sich vor allem gegen die Vertreter des Universalismus – also des Völkerrechts, der Menschenrechte und des Humanismus richtet – als „Antisemiten“ denunziert und ihnen damit das Gift von Auschwitz anhängt. Was aber angesichts der oben geschilderten Haltung, die der zionistische Staat zum Völkerrecht und den Menschenrechten einnimmt, auch nicht verwundert.

Und es gibt angeblich einen neuen „muslimischen Antisemitismus“, den vor allem die Flüchtlinge mitgebracht haben sollen. Er ist, um es klar zu sagen, ein Produkt der Verdrängung in deutschen Politikerköpfen. Denn die weigern sich schlicht und einfach zur Kenntnis zu nehmen, dass der Zionismus (übrigens mit starker westlicher Hilfe, auch der Deutschlands) mit all seinen Verheerungen, die er im Nahen Osten angerichtet hat, erst den Konflikt geschaffen hat, der nun schon seit Jahrzehnten besteht und immer wieder furchtbare Eruptionen hervorbringt. Oder anders gesagt: Die zionistischen Ansprüche auf ein arabisches Palästina und die sich daraus ergebenden kolonialen Konsequenzen machen auch heute noch den Kern des Nahost-Konfliktes aus.

Und weil das so ist, ist der Hass zwischen Israelis und Palästinensern so groß, befinden sie sich in einem permanenten, wenn auch durch Israels Überlegenheit sehr asymmetrischen Kriegszustand. Nicht der islamische Kulturbereich, sondern das christliche Europa hat den Antisemitismus hervorgebracht und ihn mit dem Zionisten, die vor ihm geflohen sind, in den Nahen Ost exportiert. Dass Muslime nach all dem, was sie mit der zionistischen Eroberung erlebt haben und noch erleben, ihren Hass in antisemitische Stereotypen ausdrücken, ist sicher schlimm und dumm (dumm, weil sie letzten Endes wieder gegen sie instrumentalisiert werden können), aber zumindest nachvollziehbar.

Aber man sollte es ernst nehmen, wenn der Auschwitz-Überlebende Hajo G. Meyer schreibt: „Die Verwendung dieser antisemitischen Stereotypen hat mit einem traditionellen Antisemitismus im eigentlichen Sinn nichts zu tun. Es ist ein Missbrauch der alten Stereotypen für andere Zwecke, die mit der kriegsähnlichen Situation zusammenhängen. In einer solchen Situation ist es einfach die Regel, dass die beiden Parteien sich gegenseitig dämonisieren.“

Die zum „Antisemitismus“ hoch geputschten Vorfälle der letzten Zeit sollten unter diesem Blickwinkel gesehen werden, und nicht unter dem, dass die Juden nun wieder einer neuen Verfolgung ausgesetzt seien, diesmal von den „antisemitischen“ Palästinensern und anderen Muslimen. Das ist eine verfälschende Darstellung der Geschichte und der politischen Gegenwartssituation. Um den „Antisemitismus“ zu bekämpfen, wie ihn der common sense in Deutschland versteht, bedarf es keiner Exkursionen von Muslimen in die KZ’s und Vernichtungslager der Nazis, keines Antisemitismus-Beauftragten und keiner „Aufklärung“ in den Schulen, wobei eine richtige und wahrheitsgemäße Aufklärung natürlich immer gut ist.

Worauf es ankäme, wäre, nicht nur die jüdische Seite, sondern auch die Seite der Muslime anzuhören und sie ihre politische Wirklichkeit – und dazu gehören auch die Gründe für ihren Hass auf Israel– berichten zu lassen. Erst dann könnte man wirklich verstehen und vermitteln. Aber davor stehen zu viele deutsche Tabus, die zu durchbrechen offenbar unmöglich ist. Das hieße nämlich zu verstehen, dass das öffentliche Verbrennen einer selbstgefertigten Israel-Fahne durch Palästinenser kein „antisemitisches“ Vergehen gegen Juden oder das Judentum ist, sondern Ausdruck eines berechtigten Widerstandes gegen einen Staat, der ihnen unendlich viel Leid zugefügt hat. Siehe zuletzt die friedlichen Demonstranten an der Grenze zum von Israel völlig abgeriegelten Gazastreifen, die nur ihr berechtigtes Anliegen für Freiheit und menschliche Würde vorbringen wollen und von Scharfschützen der israelischen Armee „abgeknallt wurden wie die Hasen“, so der israelische Publizist Uri Avnery. 39 Tote hat dieses Massaker bisher gefordert und über 3000 Verletzte, bei null israelischen Verlusten.

Wenn Juden uns darüber informieren, dass die Kippa von Angehörigen dieser Religion gar nicht auf der Straße getragen wird, sondern nur im Haus, und draußen ein Hut darüber aufgesetzt wird und dass heute die Kippa vor allem das Symbol der nationalreligiösen, äußerst aggressiven und gewalttätigen Siedler im besetzten Westjordanland ist, dann sollte man seine Sympathie für Juden vielleicht doch auf andere Weise ausdrücken als mit einem demonstrativen, öffentlichen Schaulaufen mit dieser Kopfbedeckung, die eben bei Muslimen ganz andere Assoziationen weckt. Hier entsteht in Deutschland ein sehr gefährlicher projüdischer antiarabischer Rassismus, der sehr schlimme Folgen für die deutsche Demokratie haben kann – angefangen bei einer sehr massiven Einschränkung der Meinungsfreiheit, wie sie es jetzt schon gibt.

Das deutsche Problem ist nicht das Aufkommen eines neuen Antisemitismus, dazu sind die Vorfälle viel zu marginal. Zudem wird Antisemitismus immer erst dann wirklich gefährlich, wenn er sich mit einer Staatsmacht verbindet wie im zaristischen Russland, im NS-Staat oder etwa im Südafrika der Apartheid. Problematisch ist das Schweigen der deutschen Politik und der meisten Medien zu Israels Politik und das Schweigen über die Gründe, warum junge Araber in Deutschland gegen Israel oder jüdische Bürger aufbegehren. Das Schweigen über diese Realitäten, die Deutschland in den Verdacht einer Komplizenschaft bringen und das inzwischen nicht mehr überhörbare Raunen in der Bevölkerung, dass Juden hierzulande eine Sonderstellung genießen und „alles dürfen“, facht den Antisemitismus an. Und natürlich die brutale israelische Politik. So lange man dazu schweigt und die Realitäten nicht ehrlich und aufrichtig beim Namen nennt und diskutiert, kann man wie Sisyphus den Stein immer wieder den Berg hinaufwälzen, er wird doch immer wieder hinabrollen. Das heißt, der Kampf gegen den Antisemitismus wird vergeblich sein.

Aber das deutsche Schweigen ist nicht neu. Der deutsche Soziologe Walter Hollstein stellte in seinem 1972 (also vor fast 50 Jahren!) erschienenen Buch „Kein Frieden um Israel. Zur Sozialgeschichte des Palästina-Konflikts“ fest: „Die ungeschichtlichen Erklärungsmuster des Nahost-Konflikts nützen Israel wie auch dem Abendland. Das erstere lässt dergestalt vergessen, dass der Zionismus mit seinem Machtanspruch überhaupt erst die Auseinandersetzung mit der arabischen Welt herausforderte; das letztere kaschiert erleichtert, dass sein Antisemitismus am Ursprung des Zionismus stand und also die andauernde Auseinandersetzung im Nahen Osten wesentlich mitbedingte. So umgeht man bequem die wirklichen Ursachen des Nahost-Konflikts und akzeptiert das Gesetz des Schweigens über die schreiendsten Wahrheiten der Geschichte, die vornehmlich so unerfreuliche Phänomene wie Kolonialismus, Imperialismus und Flüchtlingselend betreffen.“

 

 

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