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Das Palästina Portal

Täglich neu - Nachrichten, Texte aus dem besetzen Palästina die in den deutschen Medien fehlen.

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Texte von Arn Strohmeyer

artnerschaft zwischen Südafrika und Israel
Brief an den  Dr. Nils Minkmar - SZ
Antwort auf Aleida Assmanns Versuch - Judenhass
Habeck - Apostel der doppelten Moral
Die israelische Tragödie
Tamar Amar-Dahl - "Siegeszug des Neozionismus"
Weltbild von Mathias Döpfner
Gerechtigkeit für Roger Waters!
Israel-Politik radikal überdenken
Andenken an Toten des Holocaust missbraucht
Omri Boehm ein antisemitisches Buch?
Zionistenschreiben vor, wie an Holocaust zu erinnern.
Tragödie des Zionismus
Palästinenser dürfen in Erinnerungspolitik nicht vorkommen
Genozid wäre besser gewesen
Deutsche Erinnerungspolitik ohne Palästinenser
Plädoyer Ungleichheit der Menschen
Deutschland eine Bananenrepublik?
Situation derPalaestinenser unter zionistischer Besatzung
Ist Banksy ein Antisemit?
Israel ein Apartheidstaat wie Südafrika?
Streit um die Kasseler Documenta
Rezension - Abraham Melzer-  Ich bin (k)ein Antisemit!
Afghanische Sanndalentraeger besiegten USA
Gemeinsame Werte mit einem Apartheidstaat?
Der Welt droht ein neuer Kalter Krieg
Die Antideutschen
Chefs des Springer-Konzerns Mathias Döpfner
„Apeirogon“ des irischen Autors Colum McCann
Lapid - Imagpflege, neue Einsichten?
„1984“ - israelische Cyber-Software“
BDS -  Hoffnung der Palästinenser“
Das Ende einer Illusion
Kampf gegen Windmühlenflügel
Die grüne Kanzlerkandidatin
Palästina in israelischen Schulbüchern
Die Nakba soll zu Ende gebracht werden
Westliche Propaganda - Aufteilung der Welt in Gut+ Böse
Die Jerusalemer Erklärung - Antwort auf die IHRA
Werder Bremen übernimmt die IHRA-Definition
Joseph Melzer - Ich habe neun Leben gelebt.
Holocaustgedenktag 2021
Inhalt der BDS-Resolution nicht erwähnen
Bücher - Positionen zum israelbezogenen Antisemitismus
Kariere von Sawsan Chebli
Martialisches Erinnern
Das zynische Angebot
Omri Boehms - liberaler und humaner Zionismus!
Omri Bohm - Israel - eine Utopie
Darstellung des Zionismus  für Israels Politik Problem
Zionismus untergräbt Werte des Judentums
Gaza ist Überall!
Israel und das Apartheid-Südafrika
Fall Achille Mbembe kein Einzelfall
Eine deutsche Debatte im Jahr 2020
Achille Mbembe - Eigentor von Felix Klein
Was trägt Israel  zum Judenhass bei?
Antideutsche - Antisemitismus und Nahostkonflikt
Nirit Sommerfeld - Stimme des anderen Israel
Symbol für den Freiheitskampf
Krieg gegen das palästinensische Volk
Treueschwüre für einen Besatzerstaat
Zur Kriegsgefahr im Nahen Osten
Der  ideologische Blick auf Israels Geschichte
Kein Friedensstern über Bethlehem
G. Hanloser - Abgesang auf die Antideutschen
Bundesregierung will Hisbollah verbieten
Jürgen Todenhöfer - Die große Heuchelei
Spiegel - zu Israel-kritischer Positionen kein Wort
Gegenwärtige Hexenjagd auf „Antisemiten“
Hungert sie aus!
Das Beispiel Dr. Dr. Marcus Ermler
Hans-Jürgen Abromeit sagt die Wahrheit
Israel zieht belastende Dokumente aus dem Verkehr
Definiert Israels Regierung was Antisemitismus ist
Der Kushner-Plan -Totgeburt
Israels Politik -  zynisch, autoritär und reaktionär
Bremen verweigert Kritik an Israel
Wahlen ohne Opposition und Alternative…
Man unterscheidet zwischen "guten" und "bösen" Juden
BDS-Aktivisten auf „Krawall“ reduziert
Israel Siedlungen auf dem Mond?
Die Mauer als Symbol des Scheiterns
Wider den Mainstream
Triumph des moralischen Nihilismus
Mythos - Vertreibung der Juden aus arabischen Ländern
Frieden auf Erden“ –  nicht in Palästina
Zensur der evangelischen Kirche
Lehrer nach Yad Vashem
Evangelische Kirche und Israels Unrechtspolitik
Hysterie bis zur Paranoia
Klassischer Fall von Geschichtsfälschung
Bremer Innensenator Mäurer hat Recht
Die „Israelisierung der Welt“
Trumps "Deal" Verrat an Palästina
Wikipedia ist der Manipulation überführt
Klassischer Fall von Geschichtsfälschung
Juden und Muslime in Auschwitz
Israels Sanktionen - Iran
Zum Tod von Felicia Langer
„WerteInitiative“  - Schlag gegen Bettina Marx
Stopp gegen Antisemitismus-Hysterie
Palästina - Realität wird zum Tabu
Tom Segevs Ben Gurion-Biographie
Deutschland, Israel + der Antisemitismus:
Präsident Abbas‘ missverständliche Rede
Unterstützung Arbeit Antisemitismus-Beauftragten
Die inszenierte Hysterie
Entstehung Israels als Heldenepos
70 Jahre Israel – 70 Jahre Siedlerkolonialismus
Skandalöse Geschichtsklitterung
Heiko Maas  in Israel
Was für ein Staat!
Heiko Maas - Kniefall nach Israel
Meinungsfreiheit für Palästinenser in Bremen
Rolf Verleger - Hundert Jahre Heimat_Land
Israel hat den Frieden nie gewollt.
Weihnachten 2017
Gefängnisstrafen und Sippenhaft
Nimmt der Antisemitismus zu?
Stramm hinter Trump
Hermann Kuhn demonstriert  Nichtwissen
Deutsche Kampfflieger über Israel
„Sie weichen den wirklichen Problemen aus“
Rezension - Abraham Melzer: Die Antisemiten-Macher
Rezension - Abraham Melzer: Mit Feuer und Blut
Die kopernikanische Wende
Martin Schulz Kotau vor der Israel-Lobby
„1984“ auf israelisch
Rückfall in die Vormoderne
Michael Wolffsohn hat sich disqualifiziert
Rezension - M. Peled - Der Sohn des Generals
Analysen des antizionistischen Isaac Deutscher
Film - Der Hass auf Juden in Europa
14. Dokumenta - Ahlam Shibli
Michael Lüders Buch „Die den Sturm ernten“
Jenseits aller Wirklichkeit
„Im Gefängnis, weil  Palästinenser“
Das Lehrbeispiel BDS
DIG Aufruf gegen Kritiker
Broder - BDS + die Endlösung
Zwischen „Lügen- “ und „Lückenpresse“
Frieden auf Erden... nicht im Heiligen Land
Ist Deutschland eine Bananenrepublik?
Hat Jakob Augstein der Mut verlassen?
Israel-Berichterstattung - doppelte Standards
Propaganda-Lügen gegen den Frieden
Antisemitismus – „Missverständnis der Geschichte“?
Wann ist Kritik an Israels antisemitisch
Die Lobby schlägt zu
Geheimsache Heron TP
Claude Lanzmann -  Palästina-Konflikt
Die Israel-Lobby und die HAWK
Ein Humanist?
„Die Hamas ist an allem schuld“
Ein Krieger und Verächter des Völkerrechts
Proteste und Demonstrationen nicht Antisemitisch
Der Streit um Israels „Existenzrecht“
„Journalismus“ á la Benjamin Weinthal
„Methodisch betriebener Wahnsinn“
Dank an Benjamin Weinthal
Albert Einstein muß als Zeuge herhalten
Wenn Weinthal wieder einmal zuschlägt ...
Rezension von  Kurt O. Wyss
Noch mehr Israel-Kritiker geschafft
Interview mit Abdallah Frangi
Benjamin Weinthal verhindert Vortrag Arn Strohmeyer
„Lügenpresse“ oder kritikloser Philosemitismus?
Ein Weihnachtswunsch
Abraham Melzers Buch „Israel vor Gericht“
Rezension - Petra Wild: Die Krise des Zionismus
Gipfel der Absurdität
Daniel Killy diffamierte seinen früheren Arbeitgeber
Rezension - Die Hölle von Gaza - Spiewak
Rote Karte für Israel!
Der Antisemitismus-Vorwurf als Rufmord
Ist Israel ein verrückter Staat?
„Oslo war ein Kapitulationsabkommen“
Rezension - Ilan Pappe -  „Die Idee Israel"
Wenn eine Jüdin den Zionismus kritisiert...
Leseprobe 3 - Antisemitismus – Philosemitismus
Leseprobe 2 - Antisemitismus – Philosemitismus
Leseprobe 1 - Antisemitismus – Philosemitismus
Inhalt - Antisemitismus – Philosemitismus
Buch - Antisemitismus – Philosemitismus
Kontrolle über Israels Atomwaffen?
Rezension - Sven Severin: Shalom ist nicht Frieden.
Werte der USA und Europas Doppelmoral
Antwort auf Uri Avnerys Artikel Die wirkliche Nakba
Rezension - Israel – Im permanenten Kriegszustand
Zwischen Doppelmoral und Lebenslügen
Die Herren über Leben und Tod
Dauerbrenner Antisemitismus
Weglassen, vertuschen und manipulieren
Napoleoni - Die Rückkehr des Kalifats.
Presseboykott gegen  Nakba-Ausstellung Bremen?
Der Streit um die historische Wahrheit
Am besten das Völkerrecht abschaffen.
Anschläge Paris - Stunde der Heuchler
Die Legenden von den vertriebenen Juden
Linkspartei und die Verletzer der Völkerrechte
Für Israel Frieden unmöglich.
Zionismus vor seinem historischen Ende?
Antisemitismus-Gefahr als politische Waffe
Eine genau kalkulierte Kampagne
„Ein Massaker schlimmsten Ausmaßes!“
Dieter Graumann und die westlichen Werte
Willkommener Anlass
Die EU als zahnloser Papiertiger
Antisemiten überall
Uri Avnery relativiert die Nakba
H. Baumgarten - Kampf um Palästina
Ein bedeutender Schritt zur Versöhnung
Bremer Evangelische Kirche -  Frieden Nah Ost
„Warum provoziert Ihr Israel immer so?“
Interview mit  Reuven Moskowitz
Israels große Propagandainszenierung
Unkritische Unterstützung Israels.
Tumulte in der Knesset
Rezension - Israel kontrovers
Ariel Sharons brutale Gewaltpolitik
Neuerscheinung Ilan Pappes Buch?
Ilan Pappe - „Eethnische Säuberung Palästinas
Schweigen der Christen im Nahen Osten
Feldmans Film „The Lab“
Mythos - Vertreibung der Juden
Rezension - Viktoria Waltz -  „Monopoly“
Shlomo Sand - Ich steige aus.
Palästinenser Testpersonen für Rüstungsindustrie
Israel steht unter Verdacht
Rezension - Buch Ekkehart Drost
3. Israelkongress in Berlin
Die Angst vor der Wahrheit
Was kommt nach dem Zionismus?
Führt Obama Israels Krieg?
Haben nur Palästinenser „Blut an den Händen“?
Ein Bantustan-Staat für die Palästinenser?
Zionismus + arabischer Antisemitismus
Ethnische Säuberungen
Juden unerwünscht?
Wenn Israel fällt, fällt auch der Westen!“
Nachruf auf Stéphane Hessel
Streit um Augsteins „Antisemitismus“ geht weiter
Zerstört Israel sich selbst?
Broders taktischer Rückzieher
Solidarität mit Jakob Augstein!
Sollen Patriot-Raketen Israel schützen?
Von der Macht der Denunzianten
Rezension Rudolph Bauer - Wer rettet Israel
Netanjau in Berlin zum völlig falschen Zeitpunkt
Mit der UNO auf Kriegsfuß
Generalangriff auf die Mythen des Zionismus
Gaza - Schweigen die Waffen?
"Sicht der Armee  kein ethisches Problem“
Erwiderung auf Charlotte Knobloch
Atmosphäre der Angst
Keine Chance für die Vernunft?
These vom Mord an Arafat
„Hier wird Israel pauschal diffamiert“
D. Barenboim:„Nur ein Psychiater kann  helfen!“
In Nibelungentreue an Israels Seite?
Merkels abenteuerlicher Kriegskurs
Der Dichter, Israel und die Denkverbote
Genug der Heuchelei! - Günther Grass
Auf Mythen keinen Frieden aufbauen
Brief an Ralph Giordano
Ilan Pappe -  Wissenschaft als Herrschaftsdienst
Nazi-Analogien in Israel
Interview mit Abdallah Frangi
Abdallah Frangi - Der Gesandte
Israeltag 2011 - Bremer Schulen
Ein Akt historischer Gerechtigkeit
Israel-Propaganda an deutschen Schulen ?
„Boykott ist eine absolute Notwendigkeit“
Rezension - Finkelstein „Israels Invasion in Gaza“
Die Partei „Die Linke“ + das Existenzrechts Israels
„Wir wollen die ganze Region befreien“
Ergänzung - Brief Bürgermeister Jens Böhrnsen
Offener Brief - Bürgermeister Jens Böhrnsen
Helmut Schmidt + R. von Weizsäcker Antisemiten?
Sind Boykottaktionen antisemitisch?
Boykott gegen Früchte aus Israel
Stéphane Hessel - Empört Euch!
Todenhöfer - Warum tötest Du, Zaid?
Arabische Aufstände düpieren den Westen + Israel
Verzweifeln an Israel
In der Falle der Stammesideologie
Wer glaubt an Friedensbotschaften
Kotau vor Merkels Nahost-Politik
Wie man Antisemiten produziert
Im Gleichschritt mit Israel?
Was ist Antisemitismus
Gibt es  "neuen" Antisemitismus? - Klug Brian
Was sind "jüdische Gene"? - Thilo Sarrazin
Zionistischer Angriff auf Wikipedia
Moshe Zimmermann: Angst vor Frieden
Verwirrung der Begriffe?
Offener Brief  Weser-Kurier-Artikel - 16. 06. 2010
Iris Hefets gewann Prozess gegen Lala Süsskind
Mordaktion nach Piratenmanier
Israel will keinen Frieden
Solidarität mit Iris Hefets!
Sieg der Spermien und Gebärmütter
Hajo Meyer - Radikale Kritik am Zionismus
Interview mit Norman G. Finkelstein
Gespräch mit Yehuda Shaul
Interview mit Yahav Zohar
Broder - Aufklärung + Untergang
„Israel streut der Welt Sand in die Augen“
„Hitler besiegen“
Interview mit Moshe Zuckermann
Bethlehem 2008
Volk ohne Hoffnung
Brief Präsidium J. G. Bremen
Interview Felicia Langer

 

TRANSLATE

Was sind "jüdische Gene"?
Einige Fragen nicht nur an Thilo Sarrazin
Von Arn Strohmeyer

Seit Tagen sind die kruden Thesen des Bundesbankvorstandsmitgliedes Thilo Sarrazin das Hauptthema in den deutschen Medien, die er in seinem Buch und etlichen Interviews vertritt. In der Ablehnung der zum Teil unsäglichen Aussagen gibt es mit Recht einen breiten Konsens, weil sie den deutschen Bemühungen um die Integration von Migranten schweren Schaden zufügen.

Nun hat Thilo Sarrazin auch behauptet, dass es "jüdische Gene" gebe. Daraufhin brach in Deutschland ein Sturm der Entrüstung aus, und es wurde mit Recht sofort an die pseudowissenschaftlichen Auffassungen der Nazis erinnert. Nach deren "Weltanschauung" ergaben sich positive oder negative Eigenschaften einer Ethnie aus ihrem "rassischen Erbgut". Die Folgen dieser Ideologie sind bekannt. Sarrazin hat seine Aussagen inzwischen präzisiert und behauptet, dass gemeinsame genetische Wurzeln heute lebender Juden existierten, er will das aber nicht als Werturteil verstanden wissen. Ob er das wirklich so meint, bleibt dahin gestellt.

Aus Israel selbst liegen zu diesem Thema aber ganz andere Informationen vor, die Zarrazin nicht recht geben, aber dem deutschen Beobachter ein Urteil in der Sache erschweren und Fragen aufwerfen, auf die man gern Antworten bekommen würde. Denn viele Israelis vertreten sehr wohl die Auffassung, dass es so etwas wie "jüdische Gene" gibt. Das Thema ist in Israel keineswegs ein Tabu.

Der israelische Historiker Shlomo Sand geht in seinem Buch "Die Erfindung des jüdischen Volkes. Israels Gründungsmythos auf dem Prüfstand" (Propyläen-Verlag, Berlin 2010) ausführlich auf dieses Problem ein. Sein Buch hat wochenlang auf der israelischen Bestsellerliste gestanden, es muss also für seine Landsleute von großem Interesse sein. Sand geht von der sicher unumstrittenen Feststellung aus, dass die "rassistischen Wissenschaften" den Nationalismus im Europa des 19. Jahrhunderts zutiefst geprägt haben. Da der Zionismus, der in dieser Zeit entstand, wiederum unter dem Einfluss dieser Bewegung gestanden habe, habe er ihre "ideologischen Strukturen" zutiefst integriert - er habe also die Nation auch als "ethnisches Gebilde" im Sinne der Biologie verstanden. Diese Argumentation im Sinne der "biologischen Vererbung" sei nötig gewesen, um vor allem den Anspruch auf Palästina zu untermauern. Denn da der religiös begründete Anspruch aus dem Alten Testament nicht mehr hinlänglich überzeugt habe, erforderte der historische Mythos eine ergänzende und passende "wissenschaftliche" Ideologie. Es sei eine Antwort auf die Frage gefordert gewesen: Wenn die modernen Juden gar keine direkten Nachfahren der ersten Exilanten waren, wie konnte man die Besiedlung Palästinas dann rechtfertigen? Sand: "Wenn die Rechtfertigung also nichts aus der religiösen Metaphysik kommen konnte, dann musste sie - und sei es auch nur zum Teil - von der Biologie kommen."

Sand führt dann in einer Fülle von Beispielen und unter Nennung vieler Namen aus, wie eng der Zionismus in der Folgezeit mit rassischen Auffassungen verbunden war. Danach stellten die Juden "ein Volk mit homogenem biologischen Ursprung dar". Wobei es auch Gegner einer solchen Auffassung gab - etwa den Mitbegründer des Zionismus Theodor Herzl, der schrieb: "Wir sind eine historische Einheit, eine Nation mit anthropologischen Verschiedenheiten. Das genügt auch für den Judenstaat. Keine Nation hat die Einheit der Rasse."

Ganz anderer Auffassung war da - so Sand - etwa der bedeutende revisionistische Zionistenführer Wladimir Zeev Jabotinsky (1880 - 1940). Ihm zufolge entstanden Nationen aus Rassegruppen, und die biologische Herkunft formt die Psyche: "Die Essenz [der Nation] aber, erstes und letztes Bollwerk ihrer einzigartigen Erscheinung liegt in ihren besonderen physischen Eigenschaften, in ihrer rassischen Zusammensetzung... Wenn man schließlich alle möglichen Schalen, die die Geschichte, das Klima und die umgebende Natur bildeten, wegnimmt und die äußeren Einflüsse ausschaltet, dann bleibt nur mehr der rassische Kern der Nation."

Nach dem Zweiten Weltkrieg und der furchtbaren Erfahrung des Holocaust wurde es - so Sand - auch in Israel schwer, noch Begriffe wie "Rasse" und "Blut" zu verwenden, letzterem Begriff hing der deutsch-jüdische Philosoph Martin Buber an. Der tief sitzende Glaube an den einheitlichen biologischen Ursprung des jüdischen Volkes sei aber in weiten Teilen der Bevölkerung und der Wissenschaft aufrechterhalten worden. Sand: "In der populären Sprache der Medien nannte man es einfach: 'Die Suche nach dem jüdischen Gen'", nach dem die Fachwissenschaftler eifrig forschten.

Es gab aber auch massive Kritik an diesem Vorgehen. So wurde moniert, dass die Genetik, genau wie die Archäologie, in Israel keine freie Wissenschaft sei, sie sei vielmehr einem nationalhistorischen Konzept unterworfen und sollte um jeden Preis eine gemeinsame biologische Herkunft aller Juden auf der Welt aufdecken. Die Genetiker hätten den zionistischen Mythos verinnerlicht und versuchten, wenn auch nicht unbedingt bewusst, ihre Befunde an diesen anzupassen. Dazu kam noch etwas anderes: Die Herrschaft Israels über eine wachsende nichtjüdische Bevölkerung nach dem Krieg 1967 hat das dringende Bedürfnis nach einer ethnisch-biologischen Abgrenzung noch gesteigert. In Israel entstand deshalb die neue Wissenschaftsdisziplin "Genetik der Juden".

Obwohl in den israelischen Medien immer wieder Erfolgsmeldungen auftauchten, dass es gelungen sei, das "jüdische Gen" wenigstens annäherungsweise zu finden, trifft Sand die für die israelischen Molekulargenetiker eindeutige und vernichtende Feststellung: "Der Versuch, die jüdische Eigenart am genetischen Fingerabdruck festzumachen, war nicht sonderlich erfolgreich. Es stellte sich heraus, dass es keinen einheitlichen genetischen Fingerabdruck der Juden gab... Bisher hat noch keine Untersuchung einheitliche und einzigartige Charakteristika des jüdischen Erbgutes in zufällig ausgewähltem Genmaterial gefunden, wenn dessen 'ethnische' Herkunft nicht von vornherein bekannt war... Trotz aller wertvollen 'wissenschaftlichen' Ergebnisse lässt sich ein jüdisches Individuum nicht durch irgendwelche biologischen Kriterien charakterisieren."

Das klingt gut, aber die wissenschaftlichen Ergebnisse bzw. Nicht-Ergebnisse sind das Eine, und der fanatische Glaube an die politische Ideologien, die man rassisch-biologisch begründen kann, das andere. Denn sehr viele Menschen in Israel glauben offenbar an diese Ideologie, und es wird weiter in den Labors nach dem "jüdischen Gen" geforscht. Es gibt sogar Internet-Seiten von "Gen-Labors", bei denen man sich - für entsprechende Bezahlung versteht sich - seine jüdischen Gene bzw. seine gen-mäßige jüdische Abkunft bestätigen lassen kann. (http://www.igenea.com/index.php?c=40) Shlomo Sand warnt vor dieser verhängnisvollen Sicht, denn ein solches Unterfangen könne niemals völlig frei von den bösen Geistern der Vergangenheit und der rassistischen Weltanschauung sein.

Er schreibt: "In einem Staat, der sich selbst als jüdisch definiert, in dem es aber keine charakteristische Säkularkultur gibt, die - außer einigen kümmerlichen Überbleibseln jüdischer Folklore - nicht auch anderswo auf der Welt Gültigkeit hätte, benötigt die kollektive Identität eine ebenso obskure wie verheißungsvolle Vorstellung von einer gemeinsamen biologischen Herkunft. Hinter jedem Akt der Identitätspolitik in Israel verbirgt sich noch immer wie ein langer Schatten die nicht tot zu kriegende Idee von den Rassen."

Shlomo Sands Beschreibung der Suche nach dem "jüdischen Gen" wirft - gerade in Deutschland - Fragen auf, die man von Offiziellen in Israel gern beantwortet hätte.

 

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