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Texte von Arn Strohmeyer

Die Israel-Verteidiger in der Klemme:
Über 100 Jahre Widerstand gegen Zionismus
Getreu der zionistischen Weltanschauung
Partnerschaft zwischen Südafrika + Israel
Brief an den  Dr. Nils Minkmar - SZ
Antwort auf Aleida Assmanns Versuch - Judenhass
Habeck - Apostel der doppelten Moral
Die israelische Tragödie
Tamar Amar-Dahl - "Siegeszug des Neozionismus"
Weltbild von Mathias Döpfner
Gerechtigkeit für Roger Waters!
Israel-Politik radikal überdenken
Andenken an Toten des Holocaust missbraucht
Omri Boehm ein antisemitisches Buch?
Zionistenschreiben vor, wie an Holocaust zu erinnern.
Tragödie des Zionismus
Palästinenser dürfen in Erinnerungspolitik nicht vorkommen
Genozid wäre besser gewesen
Deutsche Erinnerungspolitik ohne Palästinenser
Plädoyer Ungleichheit der Menschen
Deutschland eine Bananenrepublik?
Situation derPalaestinenser unter zionistischer Besatzung
Ist Banksy ein Antisemit?
Israel ein Apartheidstaat wie Südafrika?
Streit um die Kasseler Documenta
Rezension - Abraham Melzer-  Ich bin (k)ein Antisemit!
Afghanische Sanndalentraeger besiegten USA
Gemeinsame Werte mit einem Apartheidstaat?
Der Welt droht ein neuer Kalter Krieg
Die Antideutschen
Chefs des Springer-Konzerns Mathias Döpfner
„Apeirogon“ des irischen Autors Colum McCann
Lapid - Imagpflege, neue Einsichten?
„1984“ - israelische Cyber-Software“
BDS -  Hoffnung der Palästinenser“
Das Ende einer Illusion
Kampf gegen Windmühlenflügel
Die grüne Kanzlerkandidatin
Palästina in israelischen Schulbüchern
Die Nakba soll zu Ende gebracht werden
Westliche Propaganda - Aufteilung der Welt in Gut+ Böse
Die Jerusalemer Erklärung - Antwort auf die IHRA
Werder Bremen übernimmt die IHRA-Definition
Joseph Melzer - Ich habe neun Leben gelebt.
Holocaustgedenktag 2021
Inhalt der BDS-Resolution nicht erwähnen
Bücher - Positionen zum israelbezogenen Antisemitismus
Kariere von Sawsan Chebli
Martialisches Erinnern
Das zynische Angebot
Omri Boehms - liberaler und humaner Zionismus!
Omri Bohm - Israel - eine Utopie
Darstellung des Zionismus  für Israels Politik Problem
Zionismus untergräbt Werte des Judentums
Gaza ist Überall!
Israel und das Apartheid-Südafrika
Fall Achille Mbembe kein Einzelfall
Eine deutsche Debatte im Jahr 2020
Achille Mbembe - Eigentor von Felix Klein
Was trägt Israel  zum Judenhass bei?
Antideutsche - Antisemitismus und Nahostkonflikt
Nirit Sommerfeld - Stimme des anderen Israel
Symbol für den Freiheitskampf
Krieg gegen das palästinensische Volk
Treueschwüre für einen Besatzerstaat
Zur Kriegsgefahr im Nahen Osten
Der  ideologische Blick auf Israels Geschichte
Kein Friedensstern über Bethlehem
G. Hanloser - Abgesang auf die Antideutschen
Bundesregierung will Hisbollah verbieten
Jürgen Todenhöfer - Die große Heuchelei
Spiegel - zu Israel-kritischer Positionen kein Wort
Gegenwärtige Hexenjagd auf „Antisemiten“
Hungert sie aus!
Das Beispiel Dr. Dr. Marcus Ermler
Hans-Jürgen Abromeit sagt die Wahrheit
Israel zieht belastende Dokumente aus dem Verkehr
Definiert Israels Regierung was Antisemitismus ist
Der Kushner-Plan -Totgeburt
Israels Politik -  zynisch, autoritär und reaktionär
Bremen verweigert Kritik an Israel
Wahlen ohne Opposition und Alternative…
Man unterscheidet zwischen "guten" und "bösen" Juden
BDS-Aktivisten auf „Krawall“ reduziert
Israel Siedlungen auf dem Mond?
Die Mauer als Symbol des Scheiterns
Wider den Mainstream
Triumph des moralischen Nihilismus
Mythos - Vertreibung der Juden aus arabischen Ländern
Frieden auf Erden“ –  nicht in Palästina
Zensur der evangelischen Kirche
Lehrer nach Yad Vashem
Evangelische Kirche und Israels Unrechtspolitik
Hysterie bis zur Paranoia
Klassischer Fall von Geschichtsfälschung
Bremer Innensenator Mäurer hat Recht
Die „Israelisierung der Welt“
Trumps "Deal" Verrat an Palästina
Wikipedia ist der Manipulation überführt
Klassischer Fall von Geschichtsfälschung
Juden und Muslime in Auschwitz
Israels Sanktionen - Iran
Zum Tod von Felicia Langer
„WerteInitiative“  - Schlag gegen Bettina Marx
Stopp gegen Antisemitismus-Hysterie
Palästina - Realität wird zum Tabu
Tom Segevs Ben Gurion-Biographie
Deutschland, Israel + der Antisemitismus:
Präsident Abbas‘ missverständliche Rede
Unterstützung Arbeit Antisemitismus-Beauftragten
Die inszenierte Hysterie
Entstehung Israels als Heldenepos
70 Jahre Israel – 70 Jahre Siedlerkolonialismus
Skandalöse Geschichtsklitterung
Heiko Maas  in Israel
Was für ein Staat!
Heiko Maas - Kniefall nach Israel
Meinungsfreiheit für Palästinenser in Bremen
Rolf Verleger - Hundert Jahre Heimat_Land
Israel hat den Frieden nie gewollt.
Weihnachten 2017
Gefängnisstrafen und Sippenhaft
Nimmt der Antisemitismus zu?
Stramm hinter Trump
Hermann Kuhn demonstriert  Nichtwissen
Deutsche Kampfflieger über Israel
„Sie weichen den wirklichen Problemen aus“
Rezension - Abraham Melzer: Die Antisemiten-Macher
Rezension - Abraham Melzer: Mit Feuer und Blut
Die kopernikanische Wende
Martin Schulz Kotau vor der Israel-Lobby
„1984“ auf israelisch
Rückfall in die Vormoderne
Michael Wolffsohn hat sich disqualifiziert
Rezension - M. Peled - Der Sohn des Generals
Analysen des antizionistischen Isaac Deutscher
Film - Der Hass auf Juden in Europa
14. Dokumenta - Ahlam Shibli
Michael Lüders Buch „Die den Sturm ernten“
Jenseits aller Wirklichkeit
„Im Gefängnis, weil  Palästinenser“
Das Lehrbeispiel BDS
DIG Aufruf gegen Kritiker
Broder - BDS + die Endlösung
Zwischen „Lügen- “ und „Lückenpresse“
Frieden auf Erden... nicht im Heiligen Land
Ist Deutschland eine Bananenrepublik?
Hat Jakob Augstein der Mut verlassen?
Israel-Berichterstattung - doppelte Standards
Propaganda-Lügen gegen den Frieden
Antisemitismus – „Missverständnis der Geschichte“?
Wann ist Kritik an Israels antisemitisch
Die Lobby schlägt zu
Geheimsache Heron TP
Claude Lanzmann -  Palästina-Konflikt
Die Israel-Lobby und die HAWK
Ein Humanist?
„Die Hamas ist an allem schuld“
Ein Krieger und Verächter des Völkerrechts
Proteste und Demonstrationen nicht Antisemitisch
Der Streit um Israels „Existenzrecht“
„Journalismus“ á la Benjamin Weinthal
„Methodisch betriebener Wahnsinn“
Dank an Benjamin Weinthal
Albert Einstein muß als Zeuge herhalten
Wenn Weinthal wieder einmal zuschlägt ...
Rezension von  Kurt O. Wyss
Noch mehr Israel-Kritiker geschafft
Interview mit Abdallah Frangi
Benjamin Weinthal verhindert Vortrag Arn Strohmeyer
„Lügenpresse“ oder kritikloser Philosemitismus?
Ein Weihnachtswunsch
Abraham Melzers Buch „Israel vor Gericht“
Rezension - Petra Wild: Die Krise des Zionismus
Gipfel der Absurdität
Daniel Killy diffamierte seinen früheren Arbeitgeber
Rezension - Die Hölle von Gaza - Spiewak
Rote Karte für Israel!
Der Antisemitismus-Vorwurf als Rufmord
Ist Israel ein verrückter Staat?
„Oslo war ein Kapitulationsabkommen“
Rezension - Ilan Pappe -  „Die Idee Israel"
Wenn eine Jüdin den Zionismus kritisiert...
Leseprobe 3 - Antisemitismus – Philosemitismus
Leseprobe 2 - Antisemitismus – Philosemitismus
Leseprobe 1 - Antisemitismus – Philosemitismus
Inhalt - Antisemitismus – Philosemitismus
Buch - Antisemitismus – Philosemitismus
Kontrolle über Israels Atomwaffen?
Rezension - Sven Severin: Shalom ist nicht Frieden.
Werte der USA und Europas Doppelmoral
Antwort auf Uri Avnerys Artikel Die wirkliche Nakba
Rezension - Israel – Im permanenten Kriegszustand
Zwischen Doppelmoral und Lebenslügen
Die Herren über Leben und Tod
Dauerbrenner Antisemitismus
Weglassen, vertuschen und manipulieren
Napoleoni - Die Rückkehr des Kalifats.
Presseboykott gegen  Nakba-Ausstellung Bremen?
Der Streit um die historische Wahrheit
Am besten das Völkerrecht abschaffen.
Anschläge Paris - Stunde der Heuchler
Die Legenden von den vertriebenen Juden
Linkspartei und die Verletzer der Völkerrechte
Für Israel Frieden unmöglich.
Zionismus vor seinem historischen Ende?
Antisemitismus-Gefahr als politische Waffe
Eine genau kalkulierte Kampagne
„Ein Massaker schlimmsten Ausmaßes!“
Dieter Graumann und die westlichen Werte
Willkommener Anlass
Die EU als zahnloser Papiertiger
Antisemiten überall
Uri Avnery relativiert die Nakba
H. Baumgarten - Kampf um Palästina
Ein bedeutender Schritt zur Versöhnung
Bremer Evangelische Kirche -  Frieden Nah Ost
„Warum provoziert Ihr Israel immer so?“
Interview mit  Reuven Moskowitz
Israels große Propagandainszenierung
Unkritische Unterstützung Israels.
Tumulte in der Knesset
Rezension - Israel kontrovers
Ariel Sharons brutale Gewaltpolitik
Neuerscheinung Ilan Pappes Buch?
Ilan Pappe - „Eethnische Säuberung Palästinas
Schweigen der Christen im Nahen Osten
Feldmans Film „The Lab“
Mythos - Vertreibung der Juden
Rezension - Viktoria Waltz -  „Monopoly“
Shlomo Sand - Ich steige aus.
Palästinenser Testpersonen für Rüstungsindustrie
Israel steht unter Verdacht
Rezension - Buch Ekkehart Drost
3. Israelkongress in Berlin
Die Angst vor der Wahrheit
Was kommt nach dem Zionismus?
Führt Obama Israels Krieg?
Haben nur Palästinenser „Blut an den Händen“?
Ein Bantustan-Staat für die Palästinenser?
Zionismus + arabischer Antisemitismus
Ethnische Säuberungen
Juden unerwünscht?
Wenn Israel fällt, fällt auch der Westen!“
Nachruf auf Stéphane Hessel
Streit um Augsteins „Antisemitismus“ geht weiter
Zerstört Israel sich selbst?
Broders taktischer Rückzieher
Solidarität mit Jakob Augstein!
Sollen Patriot-Raketen Israel schützen?
Von der Macht der Denunzianten
Rezension Rudolph Bauer - Wer rettet Israel
Netanjau in Berlin zum völlig falschen Zeitpunkt
Mit der UNO auf Kriegsfuß
Generalangriff auf die Mythen des Zionismus
Gaza - Schweigen die Waffen?
"Sicht der Armee  kein ethisches Problem“
Erwiderung auf Charlotte Knobloch
Atmosphäre der Angst
Keine Chance für die Vernunft?
These vom Mord an Arafat
„Hier wird Israel pauschal diffamiert“
D. Barenboim:„Nur ein Psychiater kann  helfen!“
In Nibelungentreue an Israels Seite?
Merkels abenteuerlicher Kriegskurs
Der Dichter, Israel und die Denkverbote
Genug der Heuchelei! - Günther Grass
Auf Mythen keinen Frieden aufbauen
Brief an Ralph Giordano
Ilan Pappe -  Wissenschaft als Herrschaftsdienst
Nazi-Analogien in Israel
Interview mit Abdallah Frangi
Abdallah Frangi - Der Gesandte
Israeltag 2011 - Bremer Schulen
Ein Akt historischer Gerechtigkeit
Israel-Propaganda an deutschen Schulen ?
„Boykott ist eine absolute Notwendigkeit“
Rezension - Finkelstein „Israels Invasion in Gaza“
Die Partei „Die Linke“ + das Existenzrechts Israels
„Wir wollen die ganze Region befreien“
Ergänzung - Brief Bürgermeister Jens Böhrnsen
Offener Brief - Bürgermeister Jens Böhrnsen
Helmut Schmidt + R. von Weizsäcker Antisemiten?
Sind Boykottaktionen antisemitisch?
Boykott gegen Früchte aus Israel
Stéphane Hessel - Empört Euch!
Todenhöfer - Warum tötest Du, Zaid?
Arabische Aufstände düpieren den Westen + Israel
Verzweifeln an Israel
In der Falle der Stammesideologie
Wer glaubt an Friedensbotschaften
Kotau vor Merkels Nahost-Politik
Wie man Antisemiten produziert
Im Gleichschritt mit Israel?
Was ist Antisemitismus
Gibt es  "neuen" Antisemitismus? - Klug Brian
Was sind "jüdische Gene"? - Thilo Sarrazin
Zionistischer Angriff auf Wikipedia
Moshe Zimmermann: Angst vor Frieden
Verwirrung der Begriffe?
Offener Brief  Weser-Kurier-Artikel - 16. 06. 2010
Iris Hefets gewann Prozess gegen Lala Süsskind
Mordaktion nach Piratenmanier
Israel will keinen Frieden
Solidarität mit Iris Hefets!
Sieg der Spermien und Gebärmütter
Hajo Meyer - Radikale Kritik am Zionismus
Interview mit Norman G. Finkelstein
Gespräch mit Yehuda Shaul
Interview mit Yahav Zohar
Broder - Aufklärung + Untergang
„Israel streut der Welt Sand in die Augen“
„Hitler besiegen“
Interview mit Moshe Zuckermann
Bethlehem 2008
Volk ohne Hoffnung
Brief Präsidium J. G. Bremen
Interview Felicia Langer

 

TRANSLATE
 

Zurück in die archaische Vergangenheit

Nationalstaat oder Gottesstaat? / Der Buchautor Sven Severin sieht Israel auf dem gefährlichen Weg ins religiöse Abseits

Arn Strohmeyer
 

Dass der Staat Israel mit dem Völkerrecht und den Menschenrechten  - im wahrsten Sinne des Wortes – auf Kriegsfuß steht, ist kein Geheimnis. Man kann die Ursachen für diese Feindschaft gegenüber universalistischen Werten in der zionistischen Ideologie selbst suchen und wird dort viele Anhaltspunkte und Belege finden. Dem Autor Sven Severin reicht dieser Ansatz nicht und er dringt in seinem Buch „Shalom ist nicht Frieden. Die emotionalen Wurzeln des Nahost-Konflikts“ tief in die Traditionen des Judentums ein und wird dort auch in vieler Hinsicht fündig. Parallelen zwischen der jüdischen Überlieferung und der gegenwärtigen Politik Israels sind unübersehbar.

Dass die Tora (das christliche Alte Testament) voller Grausamkeiten steckt, die der jüdische Gott Jahwe zum Teil selbst befiehlt, ist bekannt, auch wenn die christlichen Kirchen diese Passagen lieber schamhaft verschweigen, weil sie nicht ins fromme Bild passen. Der konservative katholische Theologe Raymund Schwager hat sich einmal die Mühe gemacht, die menschenverachtenden Stellen im Alten Testament zu zählen. Er nennt etwa 1000 Passagen, in denen Jahwe selbst als direkter Vollstrecker von strafenden Gewalttaten erscheint. Außerdem gibt es viele Textstellen, in denen dieser Gott die Übeltäter selbst dem Schwert der Bestrafer ausliefert. In weiteren über hundert Stellen befiehlt Jahwe ausdrücklich, Menschen zu töten. Der protestantische Theologe Heinz-Werner Kubitza folgert daraus: „Das Alte Testament ist ein Dokument des religiösen Extremismus, der Gewaltverherrlichung und der Intoleranz. Es ist geprägt von Rassismus, Verachtung Andersdenkender, von perversen Bestrafungsfantasien und einer rückständigen Ethik.“

Hier setzt Sven Severin an und kann viele direkte Bezüge zur zionistischen Ideologie und Praxis herstellen. Immer wieder stellt er deshalb die Frage, inwieweit der Staat Israel aus einer „Ideologie der Bronzezeit“ heraus lebt und Politik macht, denn am Ende dieser vorhistorischen Epoche entwickelten sich das Judentum und die beiden frühen Stammesstaaten Nord- und Süd-Reich. Severin konstatiert für die Gegenwart: „Je redlicher der [jüdisch] Glaubende sein will, je genauer er die Gesetze der Tora befolgen will, desto größer wird sein Problem mit dem humanistischen Teil der durch die Aufklärung gegangenen europäischen Restwelt.“ Und da Israel politisch immer weiter nach rechts auf die national-religiöse Seite rückt, ist dies vielleicht die größte Spannung, die dieser Staat austragen muss.

Severin hat seinem Buch den Titel gegeben: „Shalom ist nicht Frieden“. Diese Formulierung überrascht, denn Shalom wird auch in der nicht-jüdischen Welt als Gruß mit der Aussage des Friedens verbunden. Der Autor zitiert den Rabbi Boruch Leff, der Frieden so definiert: „Da der Frieden kein passives Fehlen des Krieges, sondern eine aktive Kraft ist, muss letzten Endes alles, was diesen Friedenszustand stört und zerstört, aus dem Weg geschafft werden, damit es einen wahrhaften Shalom, einen wirklichen Frieden geben kann.“ Dieser Friedensbegriff schließt danach den versöhnlichen Kompromiss mit dem Gegner aus: Jahwes Frieden ist in der Regel eine Folge des Sieges seines Volkes über die Ungläubigen und Nichtjuden. Es geht immer um „sie“ oder „wir“. Die Distanz zum Besiegten bleibt bei einem solchen Shalom-Frieden immer erhalten. Severin schreibt: „Es gibt keinen gemeinsamen Frieden, es gibt nur einen befriedeten, sprich: ruhig gestellten und vergoltenen Zustand, weil es mit dem Feind, der nachgeordneten Ethnie, keine Gemeinsamkeit geben kann.“ Wer denkt da nicht gleich daran, dass es aus israelischer Sicht mit den Palästinensern eben keinen wahren und gerechten, sondern nur einen Diktat- oder Unterwerfungsfrieden geben kann?

Viele Probleme und Missverständnisse, die sich das Judentum, aber auch der Staat Israel selbst geschaffen haben und auch noch schaffen und die bis zur Ablehnung oder zum Antisemitismus reichen, rühren auch aus früher biblischer Zeit her: der stammesmäßigen Absonderung, dem Partikularismus, der Exklusivität. In der Tora nannten sich die Hebräer schon das Volk, „das abgesondert wohnt, das sich nicht rechnet zu den Völkern.“ (Numeiri 23,9). Diese Tendenz zum eigenwilligen Rückzug auf sich selbst ist eng mit dem Gefühl der Auserwähltheit verbunden, das im Judentum und auch im heutigen Israel stark verankert ist: „Israel, das Volk der Erwählung, glaubt einer anderen Gesetzmäßigkeit zu unterliegen als die Völker der Welt“, schreibt der jüdische Theologe Shalom Ben-Chorin. Und weiter: „Das Gelobte Land gehört dem erwählten Volk. Daraus werden realpolitische Konsequenzen abgeleitet, die gegenwärtig den internationalen Konfliktstoff darstellen.“ An anderer Stelle schreibt er: „Erwählung, Verheißung und Landnahme bilden eine Einheit. An die Erwählung schließt sich die Verheißung des Landes an, die durch die Landnahme realisiert wird.“

Politik und Religion sind also im Judentum nicht voneinander zu trennen. Das ist der rote Faden, der durch Severins Buch zieht. Er beschreibt ausführlich Macht und Einfluss des Rabbinats im heutigen Israel und führt an etlichen Beispielen aus, wie diese „Ideologie der Bronzezeit“ nach wie vor die Politik des Staates Israel bestimmt. Er will so die hinter der israelischen Politik stehenden Erfahrungen und Gefühle aufspüren, die nicht in die offizielle politische Diskussion der säkularen Welt passen. Sie lägen viel tiefer in einer anderen Gedankenwelt, außerhalb aller politischen Standpunkte, merkt er an.

Er kann zur Bestätigung seiner Thesen den israelischen Journalisten Gideon Levy von der Zeitung Haaretz zitieren, der schreibt: „Auf jeden Fall gibt es kein anderes Land in der westlichen Welt, in dem Religion einen so eisernen Griff um den Staat hat wie in Israel. Israel ist ein halb-theokratischer Staat – nehmen wir es zur Kenntnis.“ Der Zionismus hatte eben von Anfang an das Problem, dass seine säkularen normativen Begründungen zur Staatsbildung und Erneuerung des jüdischen Volkes nicht ausreichten. Um eine Identität zu schaffen, musste er auf die Religion zurückgreifen.

Die religiöse Ethik in ihrer pharisäischen Version ist aber anti-universalistisch und erlaubt vieles, das in der westlich aufgeklärten Kultur nicht gestattet wäre, zumindest offiziell nicht. Nur so und aus der aus der Auserwähltheit hervorgehenden jüdischen Exklusivität lässt sich die Akzeptanz der ständig ausgeübten strukturellen und direkten Gewalt gegen die Palästinenser erklären, die immer als „gerecht“ und „vernünftig“ empfunden wird. Severin führt für das Leiden der Palästinenser das Beispiel mit der „Grube“ an, ein Bild aus dem Talmud. In die Grube wurden Abtrünnige gestoßen, deren man sich entledigen wollte. Sie durften nicht gerettet werden, alle vorhandenen Leitern wurden mit der Begründung entfernt: „Dem Rechtschaffenen steht es nicht an, sich zu erbarmen über die Bösen.“ Severin bezieht diese alte Talmud-Regel auf die Lage der Palästinenser heute und schreibt: „Jetzt muss man lediglich diese talmudische Grubenregel auf die beiden arabisch gebliebenen Gebiete in Israel extrapolieren, und man erkennt sofort ihren Charakter in der Lage der Palästinenser in Gaza und im Westjordanland wieder. In jedem Detail ihrer dortigen Realität werden talmudische Verfahrensweisen gespiegelt. Alle täglich vorhandenen und mildernd wirkenden ‚Leitern‘ in der Grube wurden entfernt. Nennen wir sie hier: Ausreichend Trinkwasser, ärztliche Versorgung, Geburtshilfe, Bewegungsfreiheit, Ausreisemöglichkeit (dazu die schikanösen Hürden bei Wiedereinreise), die Einfuhr von Medikamenten und Baumaterialien, Stromversorgung, heile Dächer über dem Kopf, normale sanitäre Bedingungen, aus eigener Kraft für die eigene Ernährung sorgen zu können, also sein eigenes Feld zu bestellen und Fische (in weiterer Entfernung als 4,5 Kilometer fangen zu dürfen), alles das wurde nach der zweiten Intifada, dann nach der (leider von der ‚falschen Partei‘, der Hamas, gewonnenen) Wahl 2006, und vor allem nach dem ersten Gaza-Krieg sukzessiv mit militärischer Nötigung und Bürokratie bis zur Aberwitzigkeit erschwert.“ Das Ziel dabei war klar: das Selbstwertgefühl der Eingeschlossenen zunehmend kollektiv auszulöschen.

Sven Severin zerstört mit solchen Deutungen sicher Denk-Tabus, denn die jüdische Religion gilt im immer noch schuldbeladenen Deutschland als unantastbar, es ist eine „Religion der Nächstenliebe“, wie immer wieder betont wird. Aber Severins Belege sind zu überzeugend, als dass man ihnen widersprechen könnte. So sieht es auch der israelische Theologe Ben-Chorin: solche Jahrtausende alten Traditionen sitzen tief im kollektiven Unbewussten, auch bei den Säkularen. Konsequent von seinem Ansatzpunkt ausgehend, dass die Religion Israels Politik ganz maßgeblich mitbestimmt, kann Severin sich eine Wende der israelischen Politik nur vorstellen, wenn diese Religion eine Reformation durchläuft und sich zu universalen Werten wie den Menschenrechten und dem Völkerrecht hin öffnet. Aber solche Prozesse dauern sehr lange, und es ist die Frage, ob das politische Israel noch so viel Zeit hat, eine Lösung des Palästina-Problems zu erreichen.

Etwas zu kurz kommt in Severins Buch der sicher immense Einfluss des Holocaust auf die israelische Mentalität und Identität. Das Holocaust-Bewusstsein wird ja propagandistisch mit allen Mitteln betrieben, was auch viele Israelis sehr kritisch sehen, denn das Land müsse nach vorn schauen und nicht zurück, der Opfer müsse man mit Würde gedenken, aber „aus ihrer Asche lasse sich nichts Neues und Kreatives schaffen“ (Abraham Burg). Sven Severins sehr gründlich recherchiertes Buch beleuchtet Israels Politik von einer Seite, der man bisher wenig Aufmerksamkeit geschenkt hat und das macht diese Neuveröffentlichung überaus wertvoll.

Sven Severin: Shalom ist nicht Frieden. Die emotionalen Wurzeln des Nahost-Konflikts, Gabriele Schäfer Verlag Herne, ISBN 978- 3-944487-18-2, 25 Euro

 

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