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Täglich neu - Nachrichten, Texte aus dem besetzen Palästina die in den deutschen Medien fehlen.

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Texte von Arn Strohmeyer

artnerschaft zwischen Südafrika und Israel
Brief an den  Dr. Nils Minkmar - SZ
Antwort auf Aleida Assmanns Versuch - Judenhass
Habeck - Apostel der doppelten Moral
Die israelische Tragödie
Tamar Amar-Dahl - "Siegeszug des Neozionismus"
Weltbild von Mathias Döpfner
Gerechtigkeit für Roger Waters!
Israel-Politik radikal überdenken
Andenken an Toten des Holocaust missbraucht
Omri Boehm ein antisemitisches Buch?
Zionistenschreiben vor, wie an Holocaust zu erinnern.
Tragödie des Zionismus
Palästinenser dürfen in Erinnerungspolitik nicht vorkommen
Genozid wäre besser gewesen
Deutsche Erinnerungspolitik ohne Palästinenser
Plädoyer Ungleichheit der Menschen
Deutschland eine Bananenrepublik?
Situation derPalaestinenser unter zionistischer Besatzung
Ist Banksy ein Antisemit?
Israel ein Apartheidstaat wie Südafrika?
Streit um die Kasseler Documenta
Rezension - Abraham Melzer-  Ich bin (k)ein Antisemit!
Afghanische Sanndalentraeger besiegten USA
Gemeinsame Werte mit einem Apartheidstaat?
Der Welt droht ein neuer Kalter Krieg
Die Antideutschen
Chefs des Springer-Konzerns Mathias Döpfner
„Apeirogon“ des irischen Autors Colum McCann
Lapid - Imagpflege, neue Einsichten?
„1984“ - israelische Cyber-Software“
BDS -  Hoffnung der Palästinenser“
Das Ende einer Illusion
Kampf gegen Windmühlenflügel
Die grüne Kanzlerkandidatin
Palästina in israelischen Schulbüchern
Die Nakba soll zu Ende gebracht werden
Westliche Propaganda - Aufteilung der Welt in Gut+ Böse
Die Jerusalemer Erklärung - Antwort auf die IHRA
Werder Bremen übernimmt die IHRA-Definition
Joseph Melzer - Ich habe neun Leben gelebt.
Holocaustgedenktag 2021
Inhalt der BDS-Resolution nicht erwähnen
Bücher - Positionen zum israelbezogenen Antisemitismus
Kariere von Sawsan Chebli
Martialisches Erinnern
Das zynische Angebot
Omri Boehms - liberaler und humaner Zionismus!
Omri Bohm - Israel - eine Utopie
Darstellung des Zionismus  für Israels Politik Problem
Zionismus untergräbt Werte des Judentums
Gaza ist Überall!
Israel und das Apartheid-Südafrika
Fall Achille Mbembe kein Einzelfall
Eine deutsche Debatte im Jahr 2020
Achille Mbembe - Eigentor von Felix Klein
Was trägt Israel  zum Judenhass bei?
Antideutsche - Antisemitismus und Nahostkonflikt
Nirit Sommerfeld - Stimme des anderen Israel
Symbol für den Freiheitskampf
Krieg gegen das palästinensische Volk
Treueschwüre für einen Besatzerstaat
Zur Kriegsgefahr im Nahen Osten
Der  ideologische Blick auf Israels Geschichte
Kein Friedensstern über Bethlehem
G. Hanloser - Abgesang auf die Antideutschen
Bundesregierung will Hisbollah verbieten
Jürgen Todenhöfer - Die große Heuchelei
Spiegel - zu Israel-kritischer Positionen kein Wort
Gegenwärtige Hexenjagd auf „Antisemiten“
Hungert sie aus!
Das Beispiel Dr. Dr. Marcus Ermler
Hans-Jürgen Abromeit sagt die Wahrheit
Israel zieht belastende Dokumente aus dem Verkehr
Definiert Israels Regierung was Antisemitismus ist
Der Kushner-Plan -Totgeburt
Israels Politik -  zynisch, autoritär und reaktionär
Bremen verweigert Kritik an Israel
Wahlen ohne Opposition und Alternative…
Man unterscheidet zwischen "guten" und "bösen" Juden
BDS-Aktivisten auf „Krawall“ reduziert
Israel Siedlungen auf dem Mond?
Die Mauer als Symbol des Scheiterns
Wider den Mainstream
Triumph des moralischen Nihilismus
Mythos - Vertreibung der Juden aus arabischen Ländern
Frieden auf Erden“ –  nicht in Palästina
Zensur der evangelischen Kirche
Lehrer nach Yad Vashem
Evangelische Kirche und Israels Unrechtspolitik
Hysterie bis zur Paranoia
Klassischer Fall von Geschichtsfälschung
Bremer Innensenator Mäurer hat Recht
Die „Israelisierung der Welt“
Trumps "Deal" Verrat an Palästina
Wikipedia ist der Manipulation überführt
Klassischer Fall von Geschichtsfälschung
Juden und Muslime in Auschwitz
Israels Sanktionen - Iran
Zum Tod von Felicia Langer
„WerteInitiative“  - Schlag gegen Bettina Marx
Stopp gegen Antisemitismus-Hysterie
Palästina - Realität wird zum Tabu
Tom Segevs Ben Gurion-Biographie
Deutschland, Israel + der Antisemitismus:
Präsident Abbas‘ missverständliche Rede
Unterstützung Arbeit Antisemitismus-Beauftragten
Die inszenierte Hysterie
Entstehung Israels als Heldenepos
70 Jahre Israel – 70 Jahre Siedlerkolonialismus
Skandalöse Geschichtsklitterung
Heiko Maas  in Israel
Was für ein Staat!
Heiko Maas - Kniefall nach Israel
Meinungsfreiheit für Palästinenser in Bremen
Rolf Verleger - Hundert Jahre Heimat_Land
Israel hat den Frieden nie gewollt.
Weihnachten 2017
Gefängnisstrafen und Sippenhaft
Nimmt der Antisemitismus zu?
Stramm hinter Trump
Hermann Kuhn demonstriert  Nichtwissen
Deutsche Kampfflieger über Israel
„Sie weichen den wirklichen Problemen aus“
Rezension - Abraham Melzer: Die Antisemiten-Macher
Rezension - Abraham Melzer: Mit Feuer und Blut
Die kopernikanische Wende
Martin Schulz Kotau vor der Israel-Lobby
„1984“ auf israelisch
Rückfall in die Vormoderne
Michael Wolffsohn hat sich disqualifiziert
Rezension - M. Peled - Der Sohn des Generals
Analysen des antizionistischen Isaac Deutscher
Film - Der Hass auf Juden in Europa
14. Dokumenta - Ahlam Shibli
Michael Lüders Buch „Die den Sturm ernten“
Jenseits aller Wirklichkeit
„Im Gefängnis, weil  Palästinenser“
Das Lehrbeispiel BDS
DIG Aufruf gegen Kritiker
Broder - BDS + die Endlösung
Zwischen „Lügen- “ und „Lückenpresse“
Frieden auf Erden... nicht im Heiligen Land
Ist Deutschland eine Bananenrepublik?
Hat Jakob Augstein der Mut verlassen?
Israel-Berichterstattung - doppelte Standards
Propaganda-Lügen gegen den Frieden
Antisemitismus – „Missverständnis der Geschichte“?
Wann ist Kritik an Israels antisemitisch
Die Lobby schlägt zu
Geheimsache Heron TP
Claude Lanzmann -  Palästina-Konflikt
Die Israel-Lobby und die HAWK
Ein Humanist?
„Die Hamas ist an allem schuld“
Ein Krieger und Verächter des Völkerrechts
Proteste und Demonstrationen nicht Antisemitisch
Der Streit um Israels „Existenzrecht“
„Journalismus“ á la Benjamin Weinthal
„Methodisch betriebener Wahnsinn“
Dank an Benjamin Weinthal
Albert Einstein muß als Zeuge herhalten
Wenn Weinthal wieder einmal zuschlägt ...
Rezension von  Kurt O. Wyss
Noch mehr Israel-Kritiker geschafft
Interview mit Abdallah Frangi
Benjamin Weinthal verhindert Vortrag Arn Strohmeyer
„Lügenpresse“ oder kritikloser Philosemitismus?
Ein Weihnachtswunsch
Abraham Melzers Buch „Israel vor Gericht“
Rezension - Petra Wild: Die Krise des Zionismus
Gipfel der Absurdität
Daniel Killy diffamierte seinen früheren Arbeitgeber
Rezension - Die Hölle von Gaza - Spiewak
Rote Karte für Israel!
Der Antisemitismus-Vorwurf als Rufmord
Ist Israel ein verrückter Staat?
„Oslo war ein Kapitulationsabkommen“
Rezension - Ilan Pappe -  „Die Idee Israel"
Wenn eine Jüdin den Zionismus kritisiert...
Leseprobe 3 - Antisemitismus – Philosemitismus
Leseprobe 2 - Antisemitismus – Philosemitismus
Leseprobe 1 - Antisemitismus – Philosemitismus
Inhalt - Antisemitismus – Philosemitismus
Buch - Antisemitismus – Philosemitismus
Kontrolle über Israels Atomwaffen?
Rezension - Sven Severin: Shalom ist nicht Frieden.
Werte der USA und Europas Doppelmoral
Antwort auf Uri Avnerys Artikel Die wirkliche Nakba
Rezension - Israel – Im permanenten Kriegszustand
Zwischen Doppelmoral und Lebenslügen
Die Herren über Leben und Tod
Dauerbrenner Antisemitismus
Weglassen, vertuschen und manipulieren
Napoleoni - Die Rückkehr des Kalifats.
Presseboykott gegen  Nakba-Ausstellung Bremen?
Der Streit um die historische Wahrheit
Am besten das Völkerrecht abschaffen.
Anschläge Paris - Stunde der Heuchler
Die Legenden von den vertriebenen Juden
Linkspartei und die Verletzer der Völkerrechte
Für Israel Frieden unmöglich.
Zionismus vor seinem historischen Ende?
Antisemitismus-Gefahr als politische Waffe
Eine genau kalkulierte Kampagne
„Ein Massaker schlimmsten Ausmaßes!“
Dieter Graumann und die westlichen Werte
Willkommener Anlass
Die EU als zahnloser Papiertiger
Antisemiten überall
Uri Avnery relativiert die Nakba
H. Baumgarten - Kampf um Palästina
Ein bedeutender Schritt zur Versöhnung
Bremer Evangelische Kirche -  Frieden Nah Ost
„Warum provoziert Ihr Israel immer so?“
Interview mit  Reuven Moskowitz
Israels große Propagandainszenierung
Unkritische Unterstützung Israels.
Tumulte in der Knesset
Rezension - Israel kontrovers
Ariel Sharons brutale Gewaltpolitik
Neuerscheinung Ilan Pappes Buch?
Ilan Pappe - „Eethnische Säuberung Palästinas
Schweigen der Christen im Nahen Osten
Feldmans Film „The Lab“
Mythos - Vertreibung der Juden
Rezension - Viktoria Waltz -  „Monopoly“
Shlomo Sand - Ich steige aus.
Palästinenser Testpersonen für Rüstungsindustrie
Israel steht unter Verdacht
Rezension - Buch Ekkehart Drost
3. Israelkongress in Berlin
Die Angst vor der Wahrheit
Was kommt nach dem Zionismus?
Führt Obama Israels Krieg?
Haben nur Palästinenser „Blut an den Händen“?
Ein Bantustan-Staat für die Palästinenser?
Zionismus + arabischer Antisemitismus
Ethnische Säuberungen
Juden unerwünscht?
Wenn Israel fällt, fällt auch der Westen!“
Nachruf auf Stéphane Hessel
Streit um Augsteins „Antisemitismus“ geht weiter
Zerstört Israel sich selbst?
Broders taktischer Rückzieher
Solidarität mit Jakob Augstein!
Sollen Patriot-Raketen Israel schützen?
Von der Macht der Denunzianten
Rezension Rudolph Bauer - Wer rettet Israel
Netanjau in Berlin zum völlig falschen Zeitpunkt
Mit der UNO auf Kriegsfuß
Generalangriff auf die Mythen des Zionismus
Gaza - Schweigen die Waffen?
"Sicht der Armee  kein ethisches Problem“
Erwiderung auf Charlotte Knobloch
Atmosphäre der Angst
Keine Chance für die Vernunft?
These vom Mord an Arafat
„Hier wird Israel pauschal diffamiert“
D. Barenboim:„Nur ein Psychiater kann  helfen!“
In Nibelungentreue an Israels Seite?
Merkels abenteuerlicher Kriegskurs
Der Dichter, Israel und die Denkverbote
Genug der Heuchelei! - Günther Grass
Auf Mythen keinen Frieden aufbauen
Brief an Ralph Giordano
Ilan Pappe -  Wissenschaft als Herrschaftsdienst
Nazi-Analogien in Israel
Interview mit Abdallah Frangi
Abdallah Frangi - Der Gesandte
Israeltag 2011 - Bremer Schulen
Ein Akt historischer Gerechtigkeit
Israel-Propaganda an deutschen Schulen ?
„Boykott ist eine absolute Notwendigkeit“
Rezension - Finkelstein „Israels Invasion in Gaza“
Die Partei „Die Linke“ + das Existenzrechts Israels
„Wir wollen die ganze Region befreien“
Ergänzung - Brief Bürgermeister Jens Böhrnsen
Offener Brief - Bürgermeister Jens Böhrnsen
Helmut Schmidt + R. von Weizsäcker Antisemiten?
Sind Boykottaktionen antisemitisch?
Boykott gegen Früchte aus Israel
Stéphane Hessel - Empört Euch!
Todenhöfer - Warum tötest Du, Zaid?
Arabische Aufstände düpieren den Westen + Israel
Verzweifeln an Israel
In der Falle der Stammesideologie
Wer glaubt an Friedensbotschaften
Kotau vor Merkels Nahost-Politik
Wie man Antisemiten produziert
Im Gleichschritt mit Israel?
Was ist Antisemitismus
Gibt es  "neuen" Antisemitismus? - Klug Brian
Was sind "jüdische Gene"? - Thilo Sarrazin
Zionistischer Angriff auf Wikipedia
Moshe Zimmermann: Angst vor Frieden
Verwirrung der Begriffe?
Offener Brief  Weser-Kurier-Artikel - 16. 06. 2010
Iris Hefets gewann Prozess gegen Lala Süsskind
Mordaktion nach Piratenmanier
Israel will keinen Frieden
Solidarität mit Iris Hefets!
Sieg der Spermien und Gebärmütter
Hajo Meyer - Radikale Kritik am Zionismus
Interview mit Norman G. Finkelstein
Gespräch mit Yehuda Shaul
Interview mit Yahav Zohar
Broder - Aufklärung + Untergang
„Israel streut der Welt Sand in die Augen“
„Hitler besiegen“
Interview mit Moshe Zuckermann
Bethlehem 2008
Volk ohne Hoffnung
Brief Präsidium J. G. Bremen
Interview Felicia Langer

 

 

„Deutschland begeht Verrat an menschen- und völkerrechtlichen Grundprinzipien“ Interview mit Norman G. Finkelstein zur deutschen Verantwortung im Nahost-Konflikt

Fragen: Arn Strohmeyer, Journalist, Bremen
Übersetzung: Maren Hackmann

 

Der amerikanisch-jüdische Politikwissenschaftler Norman G. Finkelstein ist ein scharfer Kritiker der israelischen Politik. In der vergangenen Woche wollte er in Deutschland mehrere Vorträge halten. Die Veranstalter – darunter auch Kirchengemeinden, die Heinrich-Böll- und die Rosa Luxemburg-Stiftung – zogen ihre Teilnahme und die Zusage eines Raumes für die Veranstaltung aber wieder zurück, daraufhin sagte Finkelstein seine Deutschland-Reise ab. Da es anderen jüdischen Intellektuellen schon ähnlich ergangen ist (etwa Ilan Pappe oder Felicia Langer) ergibt sich die Frage: Haben jüdische Israel-Kritiker in Deutschland Redeverbot? Finkelstein veröffentlichte bisher fünf Bücher, die alle auch auf Deutsch vorliegen, darunter Die Holocaust-Industrie und Antisemitismus als politische Waffe. Ende März erscheint sein neuestes Werk, „This Time We Went Too Far”: Truth and Consequences of the Gaza Invasion, bei OR Books in New York. Im Jahr 2009 erschien ein neuer Dokumentarfilm über Finkelstein mit dem Titel American Radical. Seine Website ist www.normanfinkelstein.com.

 

  

Herr Dr. Finkelstein, in Deutschland öffentlich Kritik an der israelischen Politik zu üben, ist selbst jüdischen Intellektuellen nicht ohne Weiteres möglich. Denn unter dem Deckmantel der Antisemitismusbekämpfung versuchen selbsternannte Freunde Israels – neuerdings verstärkt – die Veranstalter so weit unter Druck zu setzen, dass sie angekündigte Referenten kurzerhand wieder ausladen beziehungsweise Raumzusagen rückgängig machen. So erging es kürzlich beispielsweise dem israelischen Historiker Ilan Pappe und der israelischen Menschenrechtsanwältin Felicia Langer. Nach der gegen Sie gerichteten Schmutzkampagne der letzten Tage sahen Sie sich zur Absage Ihrer Vortragsreise nach München und Berlin genötigt. Wie beurteilen Sie das aktuelle politische Klima in Deutschland und wie wird es sich Ihrer Meinung nach entwickeln?

 

Finkelstein: Aus der Ferne drängt sich mir der Eindruck auf, dass Bundeskanzlerin Merkel mit ihrer hysterischen Unterstützung Israels und ihrer unablässigen Berufung auf den Holocaust eine ohnehin schon toxische Atmosphäre noch weiter vergiftete und überdies Henryk Broder und Konsorten dazu ermutigte, in die Offensive zu gehen. Doch darf man nicht vergessen, dass diese Leute, wenngleich lautstark und aggressiv, in der Minderheit sind. Nach Meinungsumfragen sieht der überwiegende Teil der deutschen Bevölkerung die israelische Politik durchaus kritisch und ist nicht der Ansicht, dass den Deutschen aus der Massenvernichtung der Juden durch die Nazis eine besondere Verantwortung gegenüber Israel erwächst.

 

Man hat Sie dafür angegriffen, dass Sie die israelische Politik mit Hitlers Nationalsozialismus verglichen. Deutschen fällt es aufgrund ihrer historischen Schuld gegenüber dem jüdischen Volk nicht leicht, über einen derartigen Vergleich auch nur nachzudenken, geschweige denn ihn zu akzeptieren. Halten Sie ihn wirklich für passend?

 

Finkelstein: Es gab eine Zeit, in der Vergleiche dieser Art notwendig waren, um die Leute aus ihrer Gleichgültigkeit aufzurütteln. Heutzutage genügt aber der Hinweis auf Aussagen von im Mainstream zu verortenden Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International und Human Rights Watch, um das Ausmaß der Brutalität und Ungesetzlichkeit der israelischen Politik zu verdeutlichen.

 

Nach Meinung mancher Leute steht es den Deutschen gar nicht zu, Israel in irgendeiner Weise zu kritisieren. Die Bundeskanzlerin und andere hochrangige Amtsträger betonen stets, die Solidarität mit Israel sei deutsche Staatsräson, eine Haltung, die schon seit Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern vorherrscht. Dass Israel die Menschenrechte der Palästinenser verletzt, wird in Deutschland teils geflissentlich übersehen, teils gerechtfertigt. Es gibt sogar eine enge deutsch-israelische Zusammenarbeit auf militärischem Gebiet, und bei seinem Gazakrieg zur Jahreswende 2008/2009 setzte Israel auch deutsche Waffen ein. Ist es nicht gefährlich für Deutschland, die eigenen außenpolitischen Belange der israelischen Sicherheitspolitik unterzuordnen und sich in Israels Kriege hineinziehen zu lassen? Und hat Deutschland nicht auch eine historische Verantwortung gegenüber den Palästinensern?

 

Finkelstein: Die Beschäftigung mit der Massenvernichtung der Juden durch die Nazis sollte eigentlich mit der Erkenntnis einhergehen, dass Wahrheit und Gerechtigkeit von höherem Wert sind als Unterwürfigkeit gegenüber einem Staat. Amnesty International hat dazu aufgerufen, ein uneingeschränktes Waffenembargo über Israel zu verhängen, weil das Land nicht aufhört, die Menschenrechte zu verletzen. Als Waffenlieferant Israels begeht Deutschland Verrat an menschen- und völkerrechtlichen Grundprinzipien. Es ist paradox, dass Deutschland zur Rechtfertigung seiner kriminellen Politik auf den Holocaust verweist.

 

Sie haben die Regierung von George W. Bush als „Gangsterregime“ bezeichnet. Was halten Sie von der Regierung Obama? Obama stellte ja eine Verbesserung der US-amerikanischen Beziehungen zur islamischen Welt in Aussicht und weckte Hoffnungen auf eine Beilegung des israelisch-palästinensischen Konflikts. War das bloß Wortgeklingel?

 

Finkelstein: Obamas außenpolitisches Team besteht fast ausschließlich aus Leuten, die auch schon unter Clinton und Bush dienten. Insofern wäre es überraschend, wenn die Regierung Obama sich anders verhalten würde als ihre Vorgängerinnen. Wie der brillante Journalist Allan Nairn neulich bei Democracy Now! darlegte, sieht es vielmehr ganz danach aus, als habe Obama im ersten Jahr seiner Amtszeit mehr unschuldige Zivilisten umgebracht als George Bush.

 

Israel hat anscheinend immer noch vor, den Iran anzugreifen. Vor kurzem soll der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu bei einem Moskaubesuch Russland um Unterstützung für einen solchen Plan gebeten haben. Was würde ein israelischer Angriff auf den Iran für die Region und die Welt bedeuten? Stellt der Iran wirklich eine Bedrohung für Israel, die einzige Atommacht in der Region, dar?

 

Finkelstein: Ich glaube nicht, dass Israel den Iran angreifen wird, ohne zuvor grünes Licht von der Regierung Obama erhalten zu haben, und danach sieht es derzeit nicht aus. Beweise für ein laufendes iranisches Atomwaffenprogramm gibt es ebenso wenig wie Beweise dafür, dass der Iran, einmal in den Besitz solcher Waffen gelangt, eine Bedrohung für Israel darstellen würde. Die iranische Führung hat langsam, aber sicher an regionaler Stärke gewonnen und will nicht von einer atomaren Feuersbrunst dahingerafft werden. Den Nahen und Mittleren Osten in eine atomwaffenfreie Zone zu verwandeln, ist auf jeden Fall die beste Lösung. Einer israelischen Zustimmung zu einem solchen Plan würde die iranische notgedrungen auf dem Fuße folgen; ein iranisches Nein wäre so gut wie ausgeschlossen.

 

Politisch rückt Israel näher an den rechten Rand, und es scheint, dass Israel, statt sich um Frieden zu bemühen, auf die Überlegenheit seiner Waffen setzt. Sehen Sie dennoch Grund zur Hoffnung?

 

Finkelstein: Israel setzt seit jeher auf die Überlegenheit seiner Waffen und hat sich nie um Frieden bemüht, außer nachdem es auf dem Schlachtfeld in arge Bedrängnis geriet. Israels Zustimmung zu einem Friedensschluss mit Ägypten im Jahr 1978 ergab sich aus der im Oktoberkrieg von 1973 erlittenen Schmach. Heute ruhen die Friedenshoffnungen hauptsächlich auf etwas anderem: Die Tatsache, dass Israel zu einer Bedrohung für den Weltfrieden geworden ist, dringt immer stärker ins öffentliche Bewusstsein. Das von Israel vor einem Jahr in Gaza angerichtete Massaker markierte in dieser Hinsicht eine Zäsur. Vielen Leuten wurde damals klar, dass das, was Israel tat, unmoralisch und durch nichts zu rechtfertigen war.

 

Woher rührt Ihrer Ansicht nach der scheinbare Widerwille der Europäischen Union, Druck auf Israel auszuüben, damit es mit seinen Nachbarn Frieden schließt? Die EU tut ja gerade so, als ob mangelndes friedenspolitisches Engagement von Wohlwollen gegenüber Israel zeuge.

 

Finkelstein: Die EU sieht nicht ein, warum sie sich wegen der Palästinenser Scherereien mit den USA einhandeln sollte. Sie ist nicht motiviert genug, um sich zur Verteidigerin der Palästinenser aufzuschwingen, hat aber allen Grund, die Auseinandersetzung mit den USA zu scheuen. Das Abstimmungsverhalten der EU bei der UN-Generalversammlung ist meist gar nicht schlecht, nur hört man keinen Mucks von ihr, wenn sie aufgerufen ist, nach ihren erklärten Grundsätzen zu handeln.

 

Gehen die Vereinten Nationen und die internationale Gemeinschaft Ihrer Meinung nach angemessen mit dem Goldstone-Bericht über Gaza um?

 

Finkelstein: Aufgrund der US-amerikanischen Unterstützung Israels und der Feigheit der EU ist nicht zu erwarten, dass der Goldstone-Bericht bedeutende Rechtsfolgen haben wird. Weil er aber die Weltmeinung aufgerüttelt hat, bereitet der Bericht Israel dennoch starke Kopfschmerzen. Die verheerenden Untersuchungsergebnisse lassen sich nicht dadurch aus der Welt schaffen, dass Israel Goldstone, wie in solchen Fällen üblich, als Antisemiten, sich selbst hassenden Juden oder Holocaustleugner verunglimpft, prallen diese Schimpfwörter doch allzu deutlich an ihm ab. Goldstone ist, wie Gideon Levy in der Haaretz schrieb, „propagandaresistent“.

 

Der Goldstone-Bericht wirft Israel vor, „Kriegsverbrechen“ begangen zu haben. Sie haben von einem „Holocaust“ gesprochen, um zu beschreiben, was passiert ist. Halten Sie diese Analogie wirklich für angebracht?

 

Finkelstein: Dass ich diese Analogie bemüht habe, ist mir zwar nicht erinnerlich, aber es mag schon sein, dass ich das Wort benutzt habe, um zu verdeutlichen, wie obszön es ist, wenn das historische Leid des jüdischen Volks zur Rechtfertigung des High-tech-Infernos in Gaza herangezogen wird. Normalerweise spreche ich jedoch nicht von einem „Holocaust“, um zu beschreiben, was dort stattgefunden hat. Vielmehr halte ich mich strikt an die Feststellungen angesehener, im Mainstream zu verortender Menschenrechtsorganisationen und Juristen – und die werfen Israel vor, während seines Angriffs auf Gaza Kriegsverbrechen sowie potenzielle (beziehungsweise gewisse) Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen zu haben.

 

Glauben Sie, dass Israel erst einmal seine Geschichte aufarbeiten und sich von seinen zionistischen Mythen verabschieden muss, bevor im Nahen Osten wirklich Frieden einkehren kann?

 

Finkelstein: Israel wird einer Konfliktbeilegung zustimmen, wenn es sich dazu gezwungen sieht. Ausüben lässt sich ein solcher Zwang auf vielerlei Art, etwa durch „die Macht der öffentlichen Meinung“ und gewaltfreien zivilen Ungehorsam.

 

Zur Rechtfertigung seines Handelns bezieht Israel sich immer wieder auf den Holocaust. Gleichzeitig lehnt Israel es aber ab, moralische und völkerrechtliche Einwände gelten zu lassen. Was kann man dagegen tun? Halten Sie einen internationalen Boykott israelischer Waren und Produkte für ein legitimes und wirksames Mittel und wäre eine deutsche Beteiligung an solch einer Kampagne in Ihren Augen angemessen?

 

Finkelstein: Ich unterstütze jede Taktik, solange sie moralisch vertretbar und Erfolg versprechend ist. Eine abstrakte, verallgemeinernde Diskussion führt allerdings nicht weiter. Man muss sich schon jede Initiative einzeln ansehen, um festzustellen, ob die Vor- oder die Nachteile überwiegen. Die größte Aussicht auf Erfolg haben jene Initiativen, die, wie das Waffenembargo, von den im Mainstream zu verortenden Menschenrechtsorganisationen vorgeschlagen wurden.

 

Herr Dr. Finkelstein, ich danke Ihnen für das Gespräch.

  

***

 

 

 

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