Über den »Gift und Galle« spuckenden Beitrag meines Kollegen Klaus Bittermann habe ich mich sehr gewundert und amüsiert, auch wenn die Sache nicht mehr zum Lachen ist. Da scheint bei Bittermann offensichtlich auch der Neid durchgeknallt zu sein, wenn er der Meinung ist, daß er, statt die Leser über einen wichtigen Vorgang zu informieren, sie mit persönlichen Diffamierungen und Beleidigungen langweilen kann. So wichtig ist meine Person nicht, daß es die Leser der jungen Welt interessiert, daß ich eine »Niete« bin. Wenn man aber keine sachlichen Argumente hat, dann greift man zu solch perfiden und widerlichen Waffen, die zwar die Häme des Verfassers offenbaren, aber auch seine Dummheit.
Als Verleger müßte Klaus Bittermann wissen, daß die »schlecht übersetzte Poe-Ausgabe«, die er als Beispiel für meine Unfähigkeit dem Leser präsentiert, von keiner geringeren als von Hedwig Lachmann übersetzt worden ist, eine Übersetzung also, die von den Kritiken über alle Maße gelobt worden ist. Offenbar hat Herr Bittermann noch nie von dieser begnadeten Übersetzerin gehört. Sie ist auch schon lange tot. Man kann ja schließlich nicht alles wissen. (...) Auch was Ted Honderich betrifft, so läßt mich seine Häme kalt, wenn in der Presse dazu folgendes steht: »Abraham Melzer aber hat sich um die geistige Kultur in diesem Land verdient gemacht, indem er einen Akt der Zensur unterlief.« Wann hat sich Klaus Bittermann um die geistige Kultur in diesem Land verdient gemacht? Mit seinem Beitrag in der jungen Welt sicherlich nicht.
Auch was die »politische Kehrtwende um 180 Grad« betrifft, so kann ich Herrn Bittermann nur bewundern, mit welcher Chuzpe er hier die Fakten verdreht. Ich habe die Zeitschrift SEMIT von Anfang an kritisch gegenüber Israels Politik herausgegeben. Broder hat da anfangs noch mitgemacht, bis er sich um 180 Grad gedreht hat. Ich bin meiner Linie von damals bis heute treu geblieben. Broder hat mehrmals die Richtung gewechselt.
Unverschämt ist auch die Behauptung, ich hätte meine »kruden Tiraden« meist unter Adressen wie »muslimrecht.com« oder »palaestina.org« veröffentlicht. Ich habe niemals, nicht ein einziges Mal, unter diesen Adressen auch nur einen einzigen Beitrag veröffentlicht. Es war auch nicht nötig, da ich meine eigene Zeitung hatte, nämlich SEMIT. Aber Klaus Bittermann ist das egal, und er versteigt sich auch noch zu der Behauptung, ich hätte der »Hausjude« von Jürgen Möllemann sein können. Ja, sein können! Broder ist aber seit über 30 Jahren der Haus- und Hofjude so mancher Zeitungen geworden und geblieben, insbesondere des Spiegel, bei dessen Herausgeber Stefan Aust ich angeblich dann Broder »verpetzte«, wogegen Broder »sich zur Wehr setzte«.
Bittermann schreibt: »Eine Veranstaltung mit Melzer und Hajo Meyer in Leipzig beschrieb er (Broder!) auf seiner Internet-Seite als »Holo mit Hajo – Wie zwei Juden für die Leipziger den Adolf machen«. Nun, abgesehen davon, daß Bittermann hier Die Welt richtig und Broder falsch zitiert, was zu der Annahme verleitet, er hätte bei seinem Kollegen aus der Welt abgeschrieben, stimmt die Zeitfolge nicht. Nicht Broder hat sich »zur Wehr« gesetzt, sondern ich, denn ich habe meinen offenen Brief an Aust nach der Veranstaltung in Leipzig geschrieben und nicht umgekehrt. Recherchieren war wohl für Herrn Bittermann zu aufwendig. Warum auch, wenn es ja gar nicht darum geht, die Leser zu informieren, sondern einem Freund einen Gefallen zu tun und den Abi Melzer in die Pfanne zu hauen. Der Freund, Henryk M. Broder, hat sich auch sofort bedankt: »Klaus Bittermann bringt mich noch so weit, daß ich die junge Welt abonniere.« (...)
Papier ist geduldig und das Papier auf dem Bittermanns Pamphlet gedruckt wurde, mußte offensichtlich viel erdulden, auch Bittermanns Behauptung, Broder hätte sich »amüsiert«, daß ein »arisches« Gericht darüber entscheiden mußte, welcher der beiden Juden ein Antisemit sei. Auch hier verarscht Bittermann die Leser, denn weder handelt es sich bei dem Landgericht Frankfurt um ein »arisches« Gericht, noch war es die Aufgabe des Gerichts, darüber zu urteilen, wer Antisemit sei. Die Definition von »Antisemit« ist so klar und eindeutig, daß man dazu kein Gericht bemühen muß: Antisemit ist, wer Juden haßt, nur weil sie Juden sind. Darum ging es bei Gericht gar nicht. Es ging einzig und allein um Schmähkritik, d.h. um persönliche Beleidigungen. (...)
Abraham Melzer, Neu-Ihsenburg