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Reuven Moskovitz im November 04

 

 

Essay: Kurze Chronik einer Kette von Brandstiftungen in Israel/Palästina und den Nachbarländern
Reuven Moskovitz

  

Dieser Text wurde im September 2006 geschrieben und in der Zwischenzeit  mehreren  Zeitungen angeboten, bis schließlich im Januar diesen Jahres der „Freitag“ eine gekürzte Fassung veröffentlichte

Die aktuellen kriegerischen Auseinandersetzungen  zwischen Hamas und Fatah  - sieht R.M. in ihren Ursachen als Ergebnis von fortgesetzten Brandstiftungen wie sie unten beschrieben werden. Wichtig ist ihm nicht die Aufzählung dieser historischen  Provokationen, sondern die Tatsache, dass man in den vergangenen Jahrzehnten nicht von diesen Methoden gelassen hat.

 

Unter uns Juden stellt man schon mal die Frage „Wie kommt es, dass so viele Juden eine lange Nase haben?“ Die schlagfertige Antwort lautet: „Weil es  Moses gelungen ist,  die Juden 40 Jahre lang in der Wüste an der Nase herumzuführen“.

Die zeitgenössischen israelischen Machthaber können sich mit einem Rekord schmücken: Es ist ihnen gelungen, die meisten Juden und einen großen Teil der Welt 60 Jahre lang an der Nase herumzuführen und sich dennoch als glaubwürdige Vertreter des gefährdeten jüdischen Volkes zu zeigen, die nur Frieden und Sicherheit suchen.

 

Mit dem Schimmer von Hoffnung angesichts des Rückzugs aus Gaza und der angekündigten Friedensschritte von Ariel Sharon konnte ich nichts anfangen.  Und tatsächlich, wer Mut hat, der Wahrheit ins Auge zu schauen, muss  eingestehen, dass der Rückzug aus Gaza nur ein Scheinmanöver  war, um weiter in der Westbank und auch in Gaza uneingeschränkten Terror walten zu lassen. Man redet von Hamas und Hezbollah als Verantwortliche und Befürworter des Terrors. Man übersieht dabei, was wirklich hätte Hoffnung machen können: dass die Palästinenser ausgesprochen demokratisch einen Präsidenten gewählt haben, der sich eindeutig vom Terror distanzierte, der sich im Einverständnis mit den Hamas-Führern an den Waffenstillstand gehalten hat. Im vergangenen Jahr blühte darauf hin bis zu der Brandstiftung in Gaza und im Libanon  der Tourismus auf und Hunderttausende Menschen aller Welt haben Israel und die heiligen Stätten wieder besucht. Die schreckliche Mauer sahen sie meist  nur von außen.  Dass die meisten palästinensischen Orte tagtäglich schrecklichem  Terror ausgesetzt sind, Massenfestnahmen, gezielten Hinrichtungen, nächtlichen Hausdurchsuchungen und vielen Schikanen  mehr, wissen hauptsächlich die direkt Betroffenen, nämlich die etwa 3 Millionen Palästinenser in Gaza und der Westbank.

Auch die Wahlen für das palästinensische Parlament sind demokratisch gelaufen, aber sie stellten die Welt nicht zufrieden: für die meisten Israelis und ihre Politiker, die Medien und alle Wiederkäuer der israelischen Klischees und Feindbilder in Deutschland und der ganzen Welt  handelte es sich bei den Gewählten einfach um die Falschen. Auch der demokratisch gewählte Präsident, Abu Maazen, der sich eindeutig von Terror und Gewalt distanzierte, gilt den  meisten israelischen Politikern nicht als würdiger Gesprächspartner, schon gar nicht die „Hamas-Terroristen“. Also: ideale Umstände für den ungestörten Staatsterror Israels und für den sinnlosen und ineffektiven Terror der Gruppe Djihad Islami,  der  hauptsächlich den Palästinensern schreckliches Leid zufügt.

 

Die gezielte Brandstiftung in Gaza, Libanon und Israel war ein unausweichliches Ergebnis des oben beschriebenen Zustandes. Angesichts des Schweigens der Welt und der Illusion, dass die „zivile“‘ Koalition von Olmert, Peres und Perez  die ‚Roadmap’ wieder in Bewegung setzen wollte, kann man die neue Eskalation ruhig als weiteres Glied in der Kette traditioneller Brandstiftungen der israelischen Politik benennen.

 

Traditionell?  Ja. Leider gibt es eine lange Tradition erfolgreicher betrügerischer Strategie in der israelischen Sicherheitspolitik. Über den jüdisch-arabischen Konflikt wurden sicherlich Hunderte von Büchern geschrieben, aber nur wenige Autoren und Leser sind fähig, die Wahrheit zu durchschauen.

Dabei wird eine sichere und zuverlässige Quelle  fast völlig ignoriert,  und das sind die Tagebücher von Moshe Sharett – der Israels erster Außenminister und zweiter Ministerpräsident war.

Moshe Sharett hat im Grunde genommen so viel zur Gründung des Staates  beigetragen wie Ben Gurion. Gemeinsam mit diesem versuchte  er, die Palästinenser von der politischen Landkarte des Nahen Ostens verschwinden zu lassen. Er wollte keinen palästinensischen Staat, kein Rückkehrrecht der palästinensischen Flüchtlinge und keinen Verzicht auf die eroberten Gebiete, die die Vereinten Nationen den Palästinensern zugeteilt hatten. Er wollte aber der kriegerischen Gewalt Grenzen setzen, auf diplomatischem Wege versuchen, das Flüchtlingsproblem zu lösen und die Anerkennung Israels als legitimer Staat und Partner im Nahen Osten erreichen.

Ben Gurion dagegen, der Verfasser des Sicherheitskonzeptes, meinte, dass Israel sich nur durch militärische Gewalt und nur als Supermacht im Nahen Osten durchsetzen könne. Dies geschah dann in der Tat als Ergebnis einer gezielten und gut durchdachten Strategie von Brandstiftungen und Kriegsauseinandersetzungen.

 

Noch kurz vor der Errichtung des Staates, 1947, hatte Ben Gurion öffentlich erklärt, dass Israel den Teilungsplan der Vereinten Nationen akzeptiere. Dennoch betonte er, dass Israel „nicht ein jüdischer Staat in Palästina, sondern Palästina ein jüdischer Staat“ werden müsse – durch militärische Überlegenheit. Im Januar 1948 schrieb er: „Die Weisheit Israels ist die Weisheit,  Kriege zu führen und nichts anderes“. Dementsprechend handelte er und provozierte auch nach der erfolgreichen Staatserrichtung  gezielt eine  Reihe von mörderischen militärischen Aktionen, die oft in Israel und in der ganzen Welt Erschütterung auslösten. Eine dieser Aktionen. fand z.B. 1953 in einem Dorf namens Kibya statt, wo als angebliche Racheaktion für eine ermordete jüdische Frau und ihre zwei Kinder Dutzende von Häusern zerstört und etwa 60 Frauen, Kinder und Männer ermordet wurden. Die  öffentliche Empörung veranlasste damals Ben Gurion, als Ministerpräsident zurückzutreten. Er zog sich in die Wüste zurück und stellte sich gern als “Vorbild für die israelische Jugend“ und “als Vertreter des Pioniers-Geistes“ dar. Währenddessen provozierte er mit seiner Camarilla -  Dayan, Peres und anderen Kriegstreibern -   insgeheim  kritische Situationen, um dann später wieder als Retter an die Macht zu kommen.

 

Während des Rückzuges von Ben Gurion wurde Moshe Sharett zum Ministerpräsidenten und Außenminister gewählt. Von diesem Moment an schrieb er Tagebuch. Lassen wir ihn jetzt zu Wort kommen:

 

„Ich habe über die lange Kette von falschen Vorfällen und Feindseligkeiten, die wir erfunden haben,  nachgedacht; über die vielen Zusammenstöße, die wir provoziert haben, die uns so viel Blut kosten; über die Rechtsverletzungen unserer Männer – die alle schlimmes Unheil brachten und den Lauf der Ereignisse festlegten und zur Sicherheitskrise beitrugen“.

 

Als Sharett durch eine Zusammenarbeit von Israel, den angrenzenden arabischen Staaten und den Vereinten Nationen Grenzsicherheits-Vereinbarungen verabschieden wollte, um die gefährlichen Vergeltungsanschläge zu vermeiden, reagierte Moshe Dayan  zornig :

Solche Garantien könnten Israel die Hände binden. Die Vergeltungsschläge sind unser Lebensnerv. Sie helfen uns, in der  Bevölkerung und der Armee eine hohe Spannung aufrecht zu erhalten....um junge Männer in den Negev zu bringen,  müssen wir hinausschreien, dass sie in Gefahr sind.“ (26.5.1955. S.1021)

 

Am 11. Oktober 1953 wurde Sharett, als Außenminister und zukünftiger Premier, vom Staatpräsidenten  Ben Zvi empfangen. Über diesen Empfang schreibt er  erschüttert:

Wie gewöhnlich warf Ben Zvi einige Fragenkomplexe begeistert auf, die keinen Sinn ergeben, wie z.B., ob wir eine Chance hätten, den Sinai zu erobern, und wie wundervoll es doch wäre, wenn die Ägypter eine Offensive begännen, die wir niederschlagen und mit einer Invasion dieser Wüste beantworten könnten. Er war sehr enttäuscht, als ich ihm sagte, daß die Ägypter keinerlei Neigung erkennen ließen, durch eine internationale Provokation ihrerseits uns diese Besetzung leicht zu machen“ (11.10.1953; Seite 27).

 

Lässt sich dieses Zitat mit dem Klischee, dass Ägypten immer Israel überfallen hat, um es ins Meer zu treiben, vereinbaren?

 

Bald wurde eine Krise entfacht durch israelische Arbeiten zur Ableitung des Jordans.

Sharett kommentiert:

Eine wirklich schändliche Tat. Ich erkundigte mich mehrmals danach – und jedes Mal wurde es mir feierlich versichert -, dass kein arabisches Land berührt worden sei. Nachdem (der UN-Beobachter, der dänische General ) Benike mir erzählte, dass ihm Beweise vorlagen, dass unsere Arbeit auf arabischen Land begonnen wurde, ... befragte ich Amir noch einmal (den Leiter der ‚Wasserwerks-Abteilung), der jetzt die Fakten zugab. So mußte ich vor der ganzen Welt als Lügner erscheinen!“ (13.10.1953; Seite 32)

 

Drei Tage danach äußerte sich Sharett über den von Ben Gurion geplanten und von Sharon durchgeführten Kibya-Angriff, den ich oben schon erwähnte:

„Ich muss unterstreichen, dass ich nicht einmal entfernt solch ein Blutbad erwartete, als ich mich gegen die Aktion aussprach. Ich dachte, ich widerspräche einer jener Aktionen, die in der Vergangenheit Routine geworden sind. Hätte ich auch nur entfernt geahnt, dass solch ein Massaker stattfinden sollte, hätte ich Himmel und Hölle dagegen in Bewegung gesetzt“ (16.10.1953; Seite 44). Und weiter:

Es wurde nachher vorgeschlagen...“ zu sagen, dass die Armee nicht an der Operation beteiligt gewesen sei, sondern dass die Einwohner der Grenzdörfer – von vorangegangenen Vorfällen auf die Palme gebracht und Rache fordernd – selbständig operierten (16.10.53;S.. Diese lügnerische Version wurde mit der Unterstützung Ben Gurions tatsächlich veröffentlicht.

 Sharett „verurteilte... die Kibya-Affäre, die uns vor der ganzen Welt als Bande von Blutsaugern hinstellte, fähig zu Massenmord, scheinbar ohne Rücksicht darauf, ob ihre Aktionen zu Krieg führen oder nicht. Ich warnte, dass dieser Blutfleck für viele zukünftige Jahre an uns kleben und nicht wegzuwaschen sein wird (18.10.1953; S.51).

 

Es sind  weitere Provokationen im Gespräch:

 

Am  26. Oktober 1953 notierte Sharett nach einem Vortrag des Generalstabs-Mitglieds Matti Peled:

„Erstens betrachtet die Armee die gegenwärtige Grenze mit Jordanien als absolut inakzeptabel. Zweitens plant die Armee einen Krieg, um den Rest des Westens von Eretz Israel zu besetzen“ (26.10.1953; Seite 81).

 

Sharett wollte die Vergeltungsschläge untersagen, aber Moshe Dayan als Oberbefehlshaber meinte es anders:

Moshe Dayan zog einen Plan nach dem anderen für ‚direkte Aktionen‘ hervor. Der erste: was getan werden sollte, um die Blockade der Straße von Eilat zu beenden. Ein Schiff unter israelischer Flagge sollte losgeschickt werden, und falls die Ägypter es bombardierten, sollten wir den ägyptischen Stützpunkt aus der Luft bombardieren, oder (wir sollten) Ras-e naqueb erobern oder uns auf den Weg von Süden her zum Gaza-Streifen bis zur Küste hinauf bahnen. Es gab einen allgemeinen Tumult. Ich fragte ihn: Bist du dir klar, dass das Krieg mit Ägypten bedeuten würde? Er antwortete: natürlich ...“ (31.1.1954; Seite 331)

 

Angriffspläne aber existieren nicht nur gegen Ägypten. Am 25.02.1954 lesen wir z.B. über Syrien bei Sharett folgendes:.

 

„Nach dem Essen nahm Lavon (Verteidigungsminister von Sharett – Anhänger von Ben Gurion) mich zur Seite und versuchte, mich zu überreden: Dies ist der richtige Moment zu handeln – diese ist der Zeitpunkt, vorwärts zu marschieren und syrische Grenzpositionen jenseits der entmilitarisierten Zone zu besetzen. Syrien ist am Zerfallen. Ein Staat, mit dem wir ein Waffenstillstandsabkommen geschlossen haben, existiert nicht mehr. Seine Regierung ist im Begriff, gestürzt zu werden und keine andere Macht ist in Sicht. Zudem ist der Irak praktisch in Syrien einmarschiert. Dies ist eine historische Gelegenheit, die wir nicht vorübergehen lassen sollen. .... Ich zögerte, solch einen Blitz-Plan zu billigen und sah uns am Rande des Abgrundes eines katastrophalen Abenteuers. Ich fragte, ob er vorschlägt, sofort zu handeln, und ich war schockiert, als mir klar wurde, dass er es tat. ...“(25.2.1954, Seite 374)

 

Dieser Plan wurde von Sharett nicht gebilligt.

 

Am 12. Dezember 1954 wurde Sharett als Ministerpräsident überrascht durch die Entführung eines syrischen Zivilflugzeuges. Er schreibt darauf an Lavon:

„Es muss Dir klar sein, dass wir keine wie auch immer geartete Rechtfertigung dafür hatten, das Flugzeug zu entführen, und dass wir es – wenn es schon einmal zur Landung gezwungen wurde – sofort hätten freilassen und die Passagiere nicht einem 48-Stunden-Verhör hätten unterwerfen dürfen. Ich habe keinen Grund, an der Wahrheit der Bestätigung des US-Außenministeriums zu zweifeln, dass unsere Aktion in der internationalen Geschichte einmalig ist. ... was mich schockiert, ist die Engstirnigkeit und Kurzsichtigkeit unserer militärischen Führer. Sie scheinen anzunehmen, dass der Staat Israel sich auf dem Gebiet der internationalen Beziehungen nach den Gesetzen des Dschungels benehmen darf – oder sogar muss.“ (22.12.1954, Seite 607)

Man muss wissen, dass am 11. Dezember – einen Tag, bevor die israelischen Militärs  diese Welturaufführung der Luftpiraterie inszenierten,  fünf israelische Soldaten auf syrischem Gebiet gefangen genommen worden waren, während sie am syrischen Telefonnetz Abhöranlagen installierten. Selbstverständlich wurde in der Presse gemeldet, dass die fünf Soldaten gewalttätig von den Syrern entführt worden sind. Einer der fünf hat Selbstmord begangen, was einen großen Aufruhr in Israel bewirkte. Dazu Moshe Sharett:

„Ein junger Mann wurde für nichts geopfert, ... jetzt werden sie sagen, dass sein Blut an meinen Händen klebt. Wenn ich nicht die Freilassung des syrischen Flugzeuges angeordnet hätte (hätten wir jetzt unsere Geiseln), hätten die Syrer gezwungen werden können, die fünf freizulassen. Der Junge...wäre noch am Leben..“

„Es ist klar, dass es Dayans Absicht ist, ...(syrische) Geiseln zu nehmen, um die Freilassung unserer Gefangenen in Damaskus zu erreichen. Er hat es sich in den Kopf gesetzt, dass es notwendig ist, Geiseln zu nehmen und wird nicht davon ablassen“ (10.2.1955; Seite 714).

 

Ich erinnere daran, dass jetzt, im Jahr 2006, die offizielle Version der israelischen Regierung lautet, dass der neuerliche Libanon-Krieg durch die Geiselnahme zweier israelischer Soldaten verursacht wurde ... anscheinend weiß  niemand mehr, dass Entführungen und Geiselnahmen eigentlich ein israelisches Patent sind,  praktiziert in den Fünfziger Jahren, lange, bevor  es einen PLO-Widerstand oder eine Hezbollah gab.

 

Es ist Sharett gelungen, die kriegerischen und expansionistischen Absichten von Ben Gurion, Lavon, Dayan und Co. zu verhindern. Aber: Menschen, Generäle oder Politiker, die besessen sind von kriegerischer Lust, können nicht davon lassen.

 

 Trotz der absoluten Ruhe an der Grenze zwischen Libanon und Israel schmiedete Ben Gurion mit seinen Kriegstreibern einen Plan: Durch die Errichtung eines christlich-maronitischen Staates als Vasall Israels, wollte man Libanon  destabilisieren. Lesen wir wieder, was Sharett über ein Treffen am 27. Februar 1954 schreibt:

„Dann ging er (Ben Gurion) zu einem anderen Thema über. Jetzt ist es Zeit, sagte er, den Libanon– und das heißt, die Maroniten im Land -  zu drängen, einen christlichen Staat auszurufen. Ich sagte, dass es Unsinn wäre ...Ich erklärte, dass es keinen Faktor gebe, um solch eine Situation herzustellen und dass wir uns auf ein Abenteuer einließen, das Schande über uns bringen würde, wenn wir selbst solch eine Situation schaffen und dazu ermutigen würden. Hier entstand eine Welle von Vorwürfen wegen meines mangelnden Wagemuts und meiner Engstirnigkeit... Ich wurde es müde, gegen einen Wirbelwind anzukämpfen.“ (27.2.1954; Seite 377)

Ben Gurion, der sich angeblich mit der Urbarmachung der Wüste und buddhistischer Philosophie beschäftigte,  versuchte den Plan durchzusetzen. In einem langen Brief an Moshe Sharett versuchte er wieder zu überzeugen, wie wichtig es wäre, den Libanon zu spalten. Sharett zitiert aus Ben Gurions‘ Brief:

„Wir müssen unsere ganzen Anstrengungen auf dieses Thema konzentrieren.... Dies ist eine historische Gelegenheit. Sie zu versäumen wäre unverzeihlich. In diesem Plan liegt eine Kampfansage an die Weltmächte... Nach meiner Meinung sollte alles schnell und unter Volldampf getan werden.

Natürlich wird das Ziel nicht ohne Einschränkung der Grenzen des Libanon erreicht werden.“ (27.2.1954; Seite 2397-2398)

Ein langer und gut argumentierender  Antwortbrief  von Sharett beruhigte die kriegstreibende Gruppe nicht, wie ein Zitat von Moshe Dayan illustriert:

„Nach seiner (Dayans) Meinung sei es einzig und allein notwendig, einen Offizier, vielleicht sogar einen Major zu finden. Wir sollten entweder sein Herz gewinnen oder ihn mit Geld kaufen, um seine Zustimmung zu erlangen, dass er sich selbst zum Retter der maronitischen Bevölkerung ausruft. Dann wird die israelische Armee in den Libanon einmarschieren, das notwendige Gebiet besetzen und ein christliches Regime einsetzen, das sich mit Israel verbünden wird. Das Gebiet südlich des Litani(-Flusses) wird Israel völlig einverleibt werden und alles wäre in Ordnung. ...“

Scharett schrieb dazu:“..Vor seinen Offizieren wollte ich mich nicht mit Ben Gurion streiten und beschränkte mich auf den Hinweis, dass dies... Krieg zwischen Israel und Syrien bedeuten könnte...(16.5.1954;Seite 996).

 

Auch diesem Druck hat Sharett widerstanden.

 

Die Provokationen aber gingen  weiter. Mysteriöser Weise wurde in der Nähe von Safed am 22. September 1954 ein Bus angegriffen. Zwei Personen wurden getötet und zehn verwundet. Ohne auf eine Untersuchung zu warten, die feststellen sollte woher die Angreifer kamen, schlug Dayan vor, eine Vergeltungsaktion zu starten. Ein libanesisches Dorf wurde als Ziel ausgesucht. Die Bevölkerung sollte nachts evakuiert und die Häuser gesprengt werden.

 Auch diesmal hat sich Sharett mutig gewehrt gegen eine neue Front an dieser friedlichen Grenze.

Das Dayans Ziel war die Destabilisierung des Libanon und die Suche nach einem Wegbereiter für Major Saad Haddad, der 1977 dann tatsächlich einen maronitischen Staat ausrief.1982 marschierte Ariel Sharon im Libanon ein, um dort eine neue Ordnung zu schaffen. Was natürlich nicht gelang. Der Krieg kostete Milliarden Dollar und  Zigtausende  das Leben - Libanesen, Israelis, Amerikaner, Franzosen . . . Ein Teil Libanons wurde zerstört und Beirut erobert. Der einzige ruhmlose ‚Erfolg‘ Sharons waren das Massaker in Sabra und Shatilla und die Entstehung von Hezbollah, die  schließlich im Jahre 2000  die israelische Armee vertrieben hat.

 

Zurück zum Jahr 1954-55 .Der Plan einer Invasion des Libanon wurde temporär aufgegeben, da 1955 von den USA grünes Licht kam für einen Angriff auf Ägypten. Damit konnte 1956 der  erste große Angriffskrieg  begonnen werden, der mit großer Konsequenz und Zielstrebigkeit von Dayan, Ben Gurion u.Co durch die zynisch provozierten mörderischen  Vergeltungsaktionen vorbereitet worden war.

 

Moshe Sharett wurde durch ein ‚sauberes‘ Komplott ins Abseits gedrängt. Ben Gurion wurde als Retter, zunächst als Verteidigungsminister, später als Ministerpräsident, zurückgerufen und damit der Weg zu den sinnlosen Kriegen und Wirbeln von Gewalt und Gegengewalt, die bis heute die Region destabilisieren, geebnet. Durch die uneingeschränkte Gewaltpolitik Israels, fälschlich bezeichnet als Sicherheitspolitik, ist der Nahe  Osten in einen brodelnden Vulkan verwandelt worden und gefährdet nicht nur die Überlebensaussichten Israels und den Frieden der im Nahen Osten lebenden Völker, sondern Europa und vielleicht andere Teile der Welt.

 

  

Die Zitate stammen aus der 8- bändigen hebräischen Ausgabe der Tagebücher Moshe Sharetts (Joman Ishi), die deutsche Übersetzung der Zitate ist folgendem Buch entnommen:

Livia Rokach, Israels heiliger Terror. Eine Studie auf Basis von Moshe Sharetts persönlichem Tagebuch und anderen Dokumenten seiner Zeit. Mit einer Einführung von Noam Chomsky. Aus dem Amerikanischen von Gerd Albartus. Minotaurus-Projekt, 3.Aufl.1982

  

 

"Der Historiker Dr.Reuven Moskovitz ist Jude und Israeli und seit Jahren in der israelischen Friedensbewegung aktiv. Er ist Mitbegründer des Friedensdorfes Neve Shalom/Wahat Al Salam, in dem israelische Juden und Palästinenser zusammen leben. Er kämpft für die Verständigung und Aussöhnung zwischen Palästinensern und Israelis und bemüht sich auch um die deutsch-israelische Versöhnung. Im Jahr 2001 wurde ihm der Mount Sion Award zuerkannt und 2003 der Aachener Friedenspreis.

Sein Buch "Der lange Weg zum Frieden - Deutschland - Israel - Palästina", erscheint in der 5. Auflage." 

 

 

Die Tagebücher von Moshe Sharett – der Israels erster Außenminister und zweiter Ministerpräsident war.

Sharetts Tagebuch und Livia Rokachs Studie - Sharett hat ein hebräisches Tagebuch geführt, aus dem sein Sohn Yaqov Sharett 1979 politisch wichtige Eintragungen veröffentlichte. Dem Tagebuch zufolge betrieben David Ben Gurion und seine Kabinette, Sharett eingeschlossen, systematisch die Expansion Israels auf Kosten aller seiner Nachbarstaaten. Die eingesetzten Mittel mißfielen Moshe Sharett, darunter Massaker, die Flugzeugentführung, die Einschleusung von Attentätern, die Vortäuschung von Bluttaten der Gegner mit einkalkulierten israelischen Opfern und der Plan zur Errichtung eines Maronitenstaates im Südlibanon. Doch Sharett begehrte nie auf. 1980 veröffentlichte Livia Rokach, die Tochter des Innenministers unter Sharett, Israel Rokach, auf Englisch eine politische Studie mit Auszügen aus den Tagebüchern Moshe Sharetts und weiteren Dokumenten. Das Buch zeichnet von den politischen Zielen und Methoden des frühen Staates Israel ein Bild des Grauens. Unter dem Deckmantel der Vergeltung für gegnerische Taten trieb Israel seine Expansion mithilfe blutiger Provokationen voran.  Rokach schreibt in ihrer Einleitung über Sharett: „Er erkannte sehr klar, dass die Logik hinter Israels Sicherheitsdoktrin nichts anderes als Faschismus war und sah ganz richtig die daraus resultierende moralische Korruption im Innern und die zunehmende Gewalt auf regionaler Ebene voraus.“  mehr >>>

Moshe Sharett: Diplomatie statt Gewalt -"Dieses Buch ruft dem deutschen Leser zum ersten Mal eine alternative Position in der Politik des frühen israelischen Staates ins Bewußtsein." - Prof. Dr. Michael Brenner, Historisches Seminar der Universität München, Abteilung Jüdische Geschichte und Kultur - Moshe Sharett gehört zu den Gründungsvätern Israels. Aber anders als sein Gegenspieler Ben-Gurion ist Sharett, Regierungschef (1953-55) und langjähriger Außenminister (1949-56) seines Landes, heute weitgehend vergessen. Dabei steht er, wie diese Studie zeigt, für ein grundsätzlich anderes Verhältnis Israels zu seinen Nachbarn als es sich in der Folgezeit etablierte, für eine andere Konzeption der israelischen Politik. Somit ist die vorliegende Arbeit - die nicht nur auf der israelischen Forschung fußt, sondern auch bislang wenig beachteten Quellen, teils in hebräischer Sprache, erschließt – ein wichtiger Beitrag zur Geschichte des Nahost-Konflikts, zur Genese eines der gefährlichsten Krisenherde der Welt >>>

Israels Heiliger Terror. Eine Studie auf der Basis der Tagebücher Moshe Sharetts und anderen Dokumenten von Livia Rokach - Amazon

Essay: Kurze Chronik einer Kette von Brandstiftungen in Israel/Palästina und den Nachbarländern - Reuven Moskovitz -  Unter uns Juden stellt man schon mal die Frage „Wie kommt es, dass so viele Juden eine lange Nase haben?“ Die schlagfertige Antwort lautet: „Weil es  Moses gelungen ist,  die Juden 40 Jahre lang in der Wüste an der Nase herumzuführen“. Die zeitgenössischen israelischen Machthaber können sich mit einem Rekord schmücken: Es ist ihnen gelungen, die meisten Juden und einen großen Teil der Welt 60 Jahre lang an der Nase herumzuführen und sich dennoch als glaubwürdige Vertreter des gefährdeten jüdischen Volkes zu zeigen, die nur Frieden und Sicherheit suchen... mehr >>>

 

 

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