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Älter werden
Sterne der Jugend wohin seid ihr hinabgefallen?
Keinen mehr von euch allen seh in Gewölk ich ziehen.
Ihr meiner Jugend Genossen,
Ach wie früh mit der Welt habt ihr Frieden geschlossen!
Junge die ihr uns Alten hohnlacht, wie habt ihr Recht!
Denn auch ich selber – wie schlecht hab ich mir treu gehalten!
Dennoch kämpfe ich weiter.
Steh entgegen der Welt!
Kann ich nicht siegen als Held, will ich
doch fallen als Streiter. (
Hermann Hesse)
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Reuven
Moskovitz
Liebe Freundinnen und
Freunde,
Münster, November 2006
Seit 32
Jahren bemühe ich mich nun, in Deutschland ein Umdenken in
der politischen Beziehung zu Israel zu bewirken. In der
letzten Zeit war ich oft soweit zuzugeben, dass ich nur
einen Kreis von gutmeinenden Freunden erreichte, die sich
genau wie ich hilflos fühlen angesichts der eskalierenden
Gewalt. Diese kann nicht aufhören, solange die israelischen
Regierungen, die Fanatiker und Terrorsüchtigen ungestört
entscheiden, wie und wann sie die Gegend in Brand setzen
wollen, vertreiben, morden, zerstören und dafür auch noch
belohnt werden und gepriesen - sei es als Helden oder als
ewige "Opfer", deren Untaten in deutschen Führungskreisen
mit dem "Recht auf Verteidigung" entschuldigt werden.
Der unvergessene Erich
Fried schrieb Anfang der 70er Jahre, dass es nicht darauf
ankomme, wann die israelische Politik angefangen
habe, verbrecherisch zu sein, es komme darauf an, dass
sie jetzt - 1973/74- verbrecherisch sei. Ich kann
belegen, dass die Regierung seit der Staatsgründung
tatsächlich Verbrechen geplant und durchgeführt hat. Wenn
die demokratischen Staaten in Europa diese Art Politik nicht
in die Schranken weisen, droht dem Nahen Osten und fast ohne
Zweifel Europa ein verheerender Brand und Terror.
Über den Libanon-Krieg hab
ich nichts zu sagen, weil er nur ein Glied ist in einer
langen Kette von Brandstiftungen, die noch nicht zu Ende
sind...deren Höhepunkt höchstwahrscheinlich noch kommen wird
mit der Aufnahme des Erzkriegstreibers und Rassisten
Lieberman ins Kabinett
Was mich erschüttert und an
den Rand der Verzweiflung treibt, ist das erschreckende
Schweigen Deutschlands, nicht nur der führenden Kreise in
Politik, Kirche und Gesellschaft, sondern auch und besonders
das Schweigen der Millionen Menschen, die in den vergangenen
Jahren auf den Straßen aufgeschrieen haben gegen
Kriegsdrohung, Unterdrückung und Gewalt. Dieses Schweigen
könnte man die zweite Schuld der Deutschen nennen...
„Was ist
des Unschuldigen Schuld? Wo beginnt sie? Sie beginnt da, wo
er (der Mensch) gelassen, mit hängenden Armen,
schulterzuckend daneben steht, den Mantel zuknöpft, die
Zigarette anzündet und spricht: 'da kann man nichts machen '
Seht, da beginnt des Unschuldigen Schuld“.(Gerty Spies, eine
überlebende Jüdin)
Ich
frage mich nun, was sinnloser ist - dem Rat meines Alters zu
folgen und mich zum Scheitern meiner Bemühungen zu bekennen
und dadurch den Falschen das Feld zu überlassen - oder, mit
meinem Trotz bewaffnet, dem Bösen auch weiterhin zu
widerstehen. Dazu werde ich in dem von mir mitgegründeten
Friedensdorf Neve Shalom/Wahat al Salam ein Zeichen setzen,
mit dem versucht werden soll, einen Ruck zu verursachen im
politischen Denken und Verhalten der Menschen.
Im Juni
dieses Jahres habe ich Euch hierzu meine ersten Gedanken in
einem Brief geschrieben.
Genauere Angaben zu dem
Projekt sind inzwischen in einem Grobkonzept verfasst
worden. Über weitere Aktivitäten dazu wird auf der Rückseite
berichtet.
Im Oktober
2006 machten Ruth Gschwendtner, Hanja Van Dyck und ich einen
Besuch in Neve Shalom /Wahat
al Salam, um zu erfahren, in welchem Umfang die Bewohner die
Idee unseres Projekts mittragen. In persönlichen Gesprächen
und in einem gemeinsamen Workshop mit ihnen hat die
Künstlerin Ruth Gschwendnter, die auch für die
konzeptionelle Gestaltung der 'friedens räume' in Lindau
zuständig ist, Interesse für das Projekt geweckt. Viele der
Bewohner ließen sich begeistern und entwickelten eigene
Ideen, auf die Ruth Gschwendtner sogleich einging und den
Teilnehmern an Hand von Beispielen erklärte, wie man sie in
Formen und Installationen künstlerisch umsetzen könne.
Die Grundidee der Räume und
Wege wurde von allen Anwesenden unterstützt:
Situationen und Tatsachen
werden differenziert und mit Mitteln der Interaktion
dargestellt - das regt die Neugierde der Besucher an und
weckt die Lust, sich aktiv zu beteiligen. Auf spielerische
Weise können sie so entdecken, dass ihre eigene 'Wahrheit',
ihr eigenes Wissen, ihre eigene Wahrnehmung nicht die einzig
möglichen sind. Dieses Erkennen könnte zu einem inneren Ruck
führen, der den Menschen zu anderen Verhaltensweisen anregt
- zu Wegen der Versöhnung.
Die Bewohner von Neve
Shalom/Wahat al Salam möchten dieses Projekt gerne - mit
unserer Unterstützung - durchführen. Dafür brauchen sie
finanzielle Hilfe.
Wir hoffen, dass alle, die
diesen Brief und Flyer erhalten, versuchen, Freunde und
Bekannte für dieses Projekt zu interessieren. Die Grundidee
der Versöhnung ist doch uns allen überall auf der Welt ein
Bedürfnis - im konfliktträchtigen Land Israel ist sie um so
dringender, auch in der Friedensoase
Neve Shalom/Wahat al Salam.
Dieses Projekt könnte ein
Anziehungspunkt für Menschen aus der ganzen Welt werden, für
Menschen aus Ländern, in denen Konflikte und Kriege
herrschen, aber auch aus Ländern, in denen Frieden ist. Die
Grundidee kann auf jede Situation, auf jede menschliche
Beziehung angewendet werden.
Falls Ihr noch mehr
konkrete Informationen braucht, können Ihr
bei Frau Hanja
Van Dyck das Grobkonzept des Projektes anfordern.
Auch Flyer
und Spenden-Überweisungsformulare des Vereins der Freunde
von Neve Shalom/Wahat al Salam in Deutschland, sind bei ihr
erhältlich.
Wichtig ist, dass Spender
ihre vollständige Anschrift samt dem Stichwort
"Friedensräume" auf dem Formular angeben.
Vielen Dank für Eure
Unterstützung!
Ich wünsche Euch einen
friedlichen Advent,
Euer Reuven
Flyer -
Projekt
"Versöhnungsräume und Versöhungswege" in der Friedensoase
Neve Shalom/Wahat al Salam
Grobkonzept - Projekt
"Versöhnungsräume und Versöhungswege" in der Friedensoase
Neve Shalom/Wahat al Salam |