Und weil wir die Solidarität spüren,
haben wir Hoffnung.
We will never give up - Wir
werden niemals aufgeben.
Rede von Dr. Muhaisen
am 07. Nov. 2014 auf
der Protestkundgebung vor dem
Auswärtigen Amt in Berlin.
Liebe
Freunde, wir können mit Sicherheit
behaupten, dass wir hier vor dem
Auswärtigen Amt öfter
Protestkundgebungen wegen
des gewaltsamen Vorgehens der
israelischen Besatzungsmacht in
Jerusalem und in den besetzten
Gebieten in Palästina veranstaltet
haben. Wir sind unendlich traurig
darüber. Wir kommen nicht hierher, weil
es uns besonders gefällt, sondern die
Anlässe dafür liegen uns am Herzen. Und
weil wir die Solidarität der Menschen
hier spüren, haben wir Hoffnung und
sagen immer wieder: „We will never give
up – Wir werden niemals aufgeben.“ Seit
1947, durch den Teilungsbeschluß in der
UNO, wurden die Palästinenser zum großen
Teil ein Volk von Flüchtlingen und
blieben es bis heute. Die UNO hat 5,4
Millionen palästinensische Flüchtlinge
gezählt, aber sie hat nicht dafür
gesorgt, dass diese Flüchtlinge endlich
in ihre Heimat zurückkehren können. Das
ist eine Schande für die
Weltöffentlichkeit, für die
Zivilisation, für die Demokratie, dass
so viele Palästinenser immer noch als
Flüchtlinge gezählt werden.
Die Besatzungsmacht
Israel hat seit Jahrzehnten mit
unterschiedlichen Regierungen, mal eine
rechte, mal eine linke Regierung, eine
Friedenslösung verhindert. Der
Siedlungsbau in der Westbank und in
Jerusalem wird von der Besatzungsmacht
vorangetrieben, "Friedensgespräche"
haben das Wort "Frieden" nicht verdient,
es waren "Hinhaltegespräche", Israel
hielt Abmachungen nicht ein und den
Palästinensern wurde jeder Versuch der
Annäherung unmöglich gemacht. Jedoch hat
sich die Situation nach den neuen
Entwicklungen in Jerusalem, wie man von
der Besatzungsmacht gewohnt ist, schon
seit mehr als zwei Wochen dramatisch
verschlechtert. Netanjahu begann schon
vorher eine große mediale Kampagne gegen
das gesamte palästinensische Volk,
besonders in Gaza, gefolgt von
militärischen Aktionen, und jetzt gegen
die Palästinenser in Jerusalem und
gezielt, wie wir sehen können, auf dem
Haram al Sharif in unserer Al-Aqsa-Moschee.
Die Gegend rund um Jerusalem ist
hermetisch abgeriegelt, die Bewohner
Jerusalems dürfen das Gebiet der
Al-Aqsa-Moschee regelrecht nicht
betreten.
Also wir fragen: Wo
bleibt die Religionsfreiheit? Sie ist
auf der Strecke geblieben unter dieser
Besatzung. Häuser werden dem Erdboden
gleich gemacht. So wie wir es vor zwei
Tagen erlebt haben: Um sechs Uhr morgens
kamen sie zu einer Familie. Sie sollte
in zehn Minuten ihr Haus verlassen und
es wurde auch gleich in die Luft
gesprengt.
Die
Häuser werden durchsucht, Türen werden
aufgebrochen, Menschen in einzelnen
Räumen eingeschlossen, die Wohnungen
verwüstet, Gegenstände gestohlen,
Bürger werden verhaftet und mitgenommen.
Eine ganze Bevölkerung
wird in Jerusalem kollektiv gestraft,
die Palästinenser werden in Jerusalem
gewaltsam aus der Stadt vertrieben und
der berechtigte palästinensische
Widerstand gegen die Besatzung soll
durch neue Gesetze erstickt werden.
Ich wiederhole: Die
Absicht der Besatzungsmacht ist es, die
Palästinenser in Jerusalem gewaltsam zu
vertreiben und Jerusalem zu
israelisieren. Für Araber, für
Palästinenser, gibt es in Jerusalem
keinen Platz mehr. So wie es jetzt von
der Besatzungsmacht Israel regelrecht
praktiziert wird. Was in den Monaten und
Jahren ohne Kamera und Zeugen geschah,
das Eindringen nachts in
palästinensische Häuser, die
willkürliche Festnahme auch von Kindern,
die Ermordung der Menschen wird jetzt
propagandistisch ausgeschlachtet: Die
Kamera ist dabei, wenn große Gruppen von
jungen Soldaten, das Gewehr im
Anschlag, durch die Straßen ziehen und
in die Häuser eindringen. Man sieht
keine Kommandeure, keine
Verantwortlichen. Aber die Kameras
zeigen verwüstete Wohnungen,
eingeschüchterte und verzweifelte
Menschen. Aber auch ermordete
Palästinenser, sowie wir es in den
letzten zwei, drei Tagen erlebt haben.
Liebe Freunde, liebe
deutsche Mitbürger, ich bitte Euch um
eine Schweigeminute für die getöteten
Palästinenser, für die Verletzten, für
die festgenommenen Menschen, für die
palästinensischen Gefangenen in
israelischen Gefängnissen. Ich danke
Euch.
Wir denken auch an die
Familien und an die verzweifelten Eltern
in Jerusalem, aber auch an die Opfer des
israelischen Krieges in Gaza. Es ist
jetzt Winterzeit, die Menschen haben
keine Häuser, sie haben kein Dach über
dem Kopf, und das haben sie der
israelischen Besatzung zu verdanken. An
diese Menschen denken wir auch in diesem
Moment.
Wir glauben, dass nur
Druck von außen israelische Politiker
zwingen kann, das Unrecht auf dem Al
Haram Al Sharif mit der Al-Aqsa-Moschee
in Jerusalem einzusehen, das sie den
Palästinensern antun. Und nicht nur uns.
All die jugendlichen Soldaten, die oft
nicht älter als die unbewaffneten
palästinensischen Jugendlichen sind, auf
die sie zielen mit Tränengaskartuschen,
gummiummantelten Geschossen oder auch
mit scharfer Munition, werden zu
Besatzungssoldaten. Und das ist
Unrecht. Wir haben auch gesehen, dass am
Anfang die Siedler an der Al Aqsa
Moschee schon provoziert haben und
danach wurden diese Siedler von Soldaten
und Polizisten auch unterstützt, was
wir dann erlebt haben. Da sind die
israelischen Streitkräfte, Soldaten und
Polizisten, selbst in die Al Aqsa
Moschee eingedrungen, Teppichboden wurde
verbrannt, scharfe Munition wurde
eingesetzt und Tränengas. Wir haben auch
Herrn Jamal Zahalka im Fernsehen
gesehen, er hat uns diese Kartuschen
gezeigt, als er in der Al Aqsa Moschee
war. Und das ist eine neue Entwicklung.
Wir denken, Israel, die Besatzungsmacht,
fährt weiter fort mit ihren schon längst
geplanten Absichten, dass sie die Al
Aqsa Moschee nicht nur teilen will,
sondern sie hat die Absicht, die Al Aqsa
Moschee dem Erdboden gleich zu machen.
Und die Zeichen dafür sind deutlich,
dass sie schon Tunnel unter der Al Aqsa
Moschee gebaut haben, so dass die
Fundamente unsicher gemacht werden.
Und die
Weltöffentlichkeit
schaut natürlich tatenlos zu. Sie ist
aufgefordert, Druck auf die israelische
Besatzungsmacht auszuüben, damit diese
Pläne endlich gestoppt werden. Wir
bitten die deutsche Regierung und die
Europäische Union: Schweigen Sie nicht
zu dem Unrecht, das die Palästinenser
zur Zeit erleiden. Schluss mit der
gewaltsamen Vertreibung von
Palästinensern in Jerusalem und vom
Haram Al Sharif, der Al Aqsa Moschee.
Fordern Sie bitte auch die Abschaffung
der Administrativhaft und die
Freilassung der palästinensischen
Gefangenen. Widerstand gegen eine
Besatzungsmacht ist ein legitimes Recht.
Wir danken allen, die solidarisch an
unserer Seite stehen und uns helfen,
nicht zu verzweifeln.
Rede von Dr. Muhaisen am 07. Nov.
2014 auf der Protestkundgebung vor dem
Auswärtigen Amt in Berlin.
https://www.youtube.com/watch?v=9z57u6jKQzY&list=UUlhawh2exjoAxkAJAXWsgfw
https://www.youtube.com/watch?v=cIuq32NzMCk&list=UUlhawh2exjoAxkAJAXWsgfw
https://www.youtube.com/watch?v=07dCiuYFyjo&list=UUlhawh2exjoAxkAJAXWsgfw
https://www.youtube.com/watch?v=tnty5VIt2rA&list=UUlhawh2exjoAxkAJAXWsgfw
|