Solidarität mit
den palästinensischen Gefangenen in
israelischen Gefängnissen
WIR BRAUCHEN EURE STIMMEN
FÜR DEN FRIEDEN
Und weil wir die Solidarität spüren,
haben wir Hoffnung.
We will never give up - Wir werden
niemals aufgeben.
Rede von Dr. Muhaisen am 06. Juni
2014 am Brandenburger Tor
Liebe Freunde,
ich kann mich daran erinnern, dass wir
in den letzten beiden Monaten schon zum
fünften Mal auf diesem Platz hier sind.
Wir kommen nicht hierher, weil es uns
besonders gefällt, sondern die Anlässe
dafür liegen uns am Herzen. Und weil wir
die Solidarität der Menschen hier
spüren, haben wir Hoffnung und sagen
immer wieder: „We will never give up –
Wir werden niemals aufgeben.“
Heute, am "Weltflüchtlingstag", denken
die Menschen an das Schicksal von 50
Millionen Flüchtlingen auf der ganzen
Welt.
Seit dem Zweiten Weltkrieg, so heißt es,
gab es nicht so viele Menschen auf der
Flucht vor Krieg und Gewalt wie heute.
Was für eine traurige Feststellung.
Nicht nur in der arabischen Welt, auch
in Zentralafrika, an vielen Orten spitzt
sich die Lage zu. Wir sind unendlich
traurig darüber.
Seit 1947, durch den Teilungsbeschluß in
der UNO, wurden die Palästinenser zum
großen Teil ein Volk von Flüchtlingen
und blieben es bis heute. Die UNO hat
5,4 Millionen palästinensische
Flüchtlinge gezählt. Israel hat seit
Jahrzehnten mit unterschiedlichen
Regierungen eine Friedenslösung
verhindert.
Der Siedlungsbau wird von der
Besatzungsmacht vorangetrieben,
"Friedensgespräche" haben das Wort
"Frieden" nicht verdient, es waren
"Hinhaltegespräche", Israel hielt
Abmachungen nicht ein und den
Palästinensern wurde jeder Versuch der
Annäherung unmöglich gemacht.
Jedoch hat sich die Situation nach den
neuen Entwicklungen seit einer Woche
dramatisch verschlechtert.
Netanjahu begann eine große mediale
Kampagne gegen das palästinensische
Volk, gefolgt von militärischen Aktionen
gegen die Palästinenser in der gesamten
Westbank und gleichzeitigen
Bombardierungen von Gaza.
Die Gegend rund um Hebron ist hermetisch
abgeriegelt, die Bewohner dürfen das
Gebiet nicht verlassen. Haus für Haus
wird durchsucht, Türen werden
aufgebrochen, Menschen in einzelnen
Räumen eingeschlossen, die Wohnungen
verwüstet, Gegenstände werden gestohlen,
Bürger mitgenommen.
So fragte vor einigen Tagen der
Moderator vom Deutschlandfunk den
israelischen Botschafter im Interview:
Müller: Herr Hadas-Handelsman, führen
Sie Krieg?
Hadas-Handelsman: Ich weiß nicht, ob man
das Krieg nennen kann. Aber auf jeden
Fall wir suchen nach drei Jugendlichen,
die von Hamas-Terroristen entführt
wurden vor wenigen Tagen, und
hoffentlich werden wir sie auch finden.
Müller: Sie suchen und gleichzeitig
werden Kampfflugzeuge eingesetzt. Wie
passt das zusammen?
Hadas-Handelsman: Das hat nichts damit
zu tun. Hamas im Gaza oder andere
Splittergruppen versuchen, uns wie fast
tagtäglich mit Raketen zu beschießen,
und unsere Haltung ist, dass wir jede
Rakete beantworten.
Müller: Das war meine Frage: Ist das
Krieg?
Hadas-Handelsman: Das ist die normale
Lage leider in unserem Gebiet. Dazu
kommt jetzt diese Entführung. Aber so
ist es und wie gesagt: Wir als
Demokratie, wir haben die moralische
Verpflichtung, unsere Bürger zu
schützen, und wir werden alle Maßnahmen
ergreifen, die notwendig sind, um die
drei Jugendlichen wieder zurück
nachhause zu bringen, oder die
israelischen Bürger, die in Israel
wohnen, zu beschützen vor Terror und
Raketenangriffen...
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So einseitig ist die Meinung des
israelischen Botschafters!
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Eine ganze Bevölkerung wird kollektiv
gestraft, die Palästinenser werden für
die Versöhnung bestraft.
Palästinenser sollen aus der Westbank
vertrieben werden und der berechtigte
palästinensische Widerstand gegen die
Besatzung soll durch neue Gesetze
erstickt werden.
Und dabei sind unsere Herzen schwer,
weil der Hungerstreik der Palästinenser
in Administrativhaft weitergeht und kein
Einlenken der israelischen
Verantwortlichen zu erkennen ist.
Was in den Monaten und Jahren ohne
Kamera und Zeugen geschah, das
Eindringen nachts in palästinensische
Häuser, die willkürliche Festnahme auch
von Kindern, wird jetzt propagandistisch
ausgeschlachtet: Die Kamera ist dabei,
wenn große Gruppen von jungen Soldaten,
das Gewehr im Anschlag, durch die
Straßen ziehen und in die Häuser
eindringen. Man sieht keine Kommandeure,
keine Verantwortlichen. Aber die Kameras
zeigen verwüstete Wohnungen,
eingeschüchterte Menschen, verzweifelte
Menschen.
Immerhin: Das Interview im
Deutschlandfunk zeigt: Den Israelis wird
die Darstellung nicht mehr geglaubt.
Soldaten töteten heute einen 13jährigen
Palästinenser in dem besetzten Gebiet.
Der Junge sei in dem Dorf Dura nahe
Hebron erschossen worden, teilten die
palästinensischen Mediziner mit.
Bis Donnerstag hatte die israelische
Armee im Westjordanland mindestens 360
Palästinenser festgenommen.
In der Nacht zum Freitag flogen die
israelischen Streitkräfte wieder
Luftangriffe auf Ziele in Gaza.
Liebe Freunde, ich bitte Euch um eine
Schweigeminute für die drei getöteten
palästinensischen Jugendlichen, für die
Verletzten, für die festgenommenen
Menschen, für die palästinensischen
Hungerstreikenden in israelischen
Gefängnissen, jetzt schon seit 8 Wochen.
Ich danke Euch.
Wir denken auch an die Familien der
Hungerstreikenden, die verzweifelten
Eltern, manche von ihnen dürfen die
Gefangenen zur Zeit nicht einmal
besuchen.
Wir glauben, dass nur Druck von außen
israelische Politiker zwingen kann, das
Unrecht einzusehen, das sie den
Palästinensern antun. Und nicht nur uns.
All die jugendlichen Soldaten, die oft
nicht älter als die unbewaffneten
palästinensischen Jugendlichen sind, auf
die sie zielen mit Tränengaskartuschen,
gummiummantelten Geschossen oder auch
mit scharfer Munition, werden zu
Besatzungs-Soldaten. Und das ist
Unrecht.
Wir bitten die deutsche Regierung und
die Europäische Union: Schweigen Sie
nicht zu dem Unrecht, das die
Palästinenser zur Zeit erleiden. Fordern
Sie die Abschaffung der
Administrativhaft und die Freilassung
der palästinensischen Gefangenen.
Widerstand gegen eine Besatzungsmacht
ist ein legitimes Recht.
Wir danken allen, die solidarisch an
unserer Seite stehen und uns helfen,
nicht zu verzweifeln.
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