Kundgebung
Solidarität mit den
palästinensischen Gefangenen,
die seit dem 17. April mit einem
Hungerstreik
für ihre Rechte und ihre Würde
in israelischen Gefängnissen
kämpfen.
Freitag, den 26.
Mai 2017, ab 18 Uhr - Potsdamer
Platz
Palästinensische
und arabische Vereine in Berlin rufen
auf zur Solidarität
mit den palästinensischen Gefangenen,
die seit dem 17. April mit einem
Hungerstreik für ihre Rechte und ihre
Würde in israelischen Gefängnissen
kämpfen.
Bisher
gibt es kein Anzeichen von Einsicht der
israelischen Verantwortlichen. Wir sind
verzweifelt und wollen auf das
Schicksal aller 7000 palästinensischen
Gefangenen und besonders der
Hungerstreikenden aufmerksam machen.
Außerdem wollen wir an die seit 12
Jahren bestehende Blockade von Gaza
erinnern.
Oft haben Menschen per Auto-Konvoi oder
mit Booten und Schiffen versucht, diese
völkerrechtlich illegale Blockade zu
durchbrechen.
2010 wurde die Hilfsflottille mit der
"Mavi Marmara" in internationalen
Gewässern von israelischem Militär
überfallen, neun Pazifisten wurden
getötet, ein zehnter starb später an den
Folgen der Schussverletzungen, und viele
Pazifisten wurden zum Teil schwer
verletzt.
Daran werden wir zusammen mit
Haneen Zoabi erinnern.
Potsdamer Platz - Freitag, den 26. Mai
2017, ab 18 Uhr
Palästinensische und arabische Vereine
in Berlin.
TEXT
FOTOS
VIDEOS
"Ein
Gedächtnis für das Vergessen". Zitat
von Mahmoud Darwish
Die
Rede von Ahmad Muhaisen auf der
Solidaritätsveranstaltung für die
palästinensischen Gefangenen im
Hungerstreik am 40. Tag in israelischen
Gefängnissen. Gleichzeitig werden wir an
die Blockade von Gaza erinnern und an
die „Mavi Marmara“. Berlin, Potsdamer
Platz, 26. Mai 2017
Liebe
Freunde, wieder sind wir heute
zusammengekommen, um die Menschen in
unserer Stadt daran zu erinnern, dass
sich von den 7000 Gefangenen
Palästinensern in israelischen
Gefängnissen mehr als 1500 seit 40 Tagen
in einem unbegrenzten Hungerstreik
befinden: Sie kämpfen um ihre Würde als
Gefangene, um selbstverständliche
Rechte, die ihnen seit Jahren
vorenthalten werden von den israelischen
Verantwortlichen. Seit dem 17. April
haben sich andere Gefangene dem
Hungerstreik angeschlossen. Mittlerweile
sind es mehr als 2000 Hungerstreikende.
Einige
von ihnen sind in einem katastrophalen
gesundheitlichen Zustand, wir fürchten
um ihr Leben und sind unsagbar traurig
und verzweifelt über ihr Schicksal. Vor
allem sind wir verzweifelt, dass es
bisher keine wirklichen Gespräche mit
den Verantwortlichen israelischen
Politikern und den Sprechern der
Hungerstreikenden, an erster Stelle
Marwan Barghouti, Ahmad Sa’adat, und
Karim Younes, gegeben hat.
Wie Ihr
wisst, gibt es große Proteste in vielen
Städten der Welt gegen die israelische
Besatzungspolitik und
Solidaritätsveranstaltungen für die
Hungerstreikenden. Wir sind sehr dankbar
für diese Anteilnahme und auch für
Forderungen von Regierungen und
Einzelpersönlichkeiten und vom
UNO-Menschenrechtsrat in Genf.
Wie immer
wollen wir uns in einer
Schweigeminute den Gefangenen besonders
nahe fühlen, an ihr Leiden denken, an
die große Einsamkeit, die einige von
ihnen in absoluter Isolationshaft
erleben, an die zusätzlichen Schikanen,
Demütigungen und Strafen, die sie zur
Zeit erleiden. Und wir wollen ihnen
Kraft wünschen, „Sumud“! Wir denken
dabei auch an die Frauen, die Kinder und
Jugendlichen unter den 7000 Gefangenen
in israelischen Gefängnissen. Und an
ihre Familien und Freunde, die oft
verzweifelt sind, wenn sie ihre Lieben
nicht einmal besuchen dürfen.
(Schweigeminute)
Die
Gefangenen sind in den Herzen jeder
palästinensischen Familie, denn fast
jede Familie hatte irgendwann ein
Familienmitglied im israelischen
Gefängnis zu betreuen. Seit 1968 sind
eine Million 115 Tausend Palästinenser
wegen ihres Widerstands gegen die
Besatzungsmacht inhaftiert worden.
UND NICHTVERGESSEN: WIDERSTAND GEGEN
EINE BESATZUNGSMACHT IST EIN
VÖLKERRECHT!
Als
Präsident Trump neulich in Bethlehem
war, wurde ihm ein Brief von
palästinensischen Müttern von
Gefangenen überreicht, in dem sie
schreiben: „Wir glauben, dass Sie die
Möglichkeit und den notwendigen Einfluss
auf die Besatzungsmacht haben, um das
Leiden unserer Kinder in israelischen
Gefängnissen zu beenden. Sie haben
gesagt, Sie wollen Frieden erreichen.
Frieden beginnt mit dem Ende des
israelischen Krieges gegen unsere
Kinder, unsere Häuser, unser Land,
unsere Existenz und unsere Rechte. Die
israelische Weigerung, die minimalsten
Rechte der Gefangenen zu respektieren
und die unmenschlichen Maßnahmen gegen
sie und gegen uns und die Drohungen
gegen ihr Leben sind der beste Beweis
von Israels (wirklichen) Absichten.
Wir bitten
Sie dringend zu intervenieren, um das
Leben unserer Gefangenen zu retten.“ Die
Mütter erinnern daran, was der Politiker
Marwan Barghouti, der seit 15 Jahres im
Gefängnis sitzt und der Sprecher der
Hungerstreikenden ist, einmal gesagt
hat: Der letzte Tag der Besatzung wird
der erste Tag des Friedens sein.
Die
palästinensischen Ärzte und Apotheker in
Deutschland haben einen aufrüttelnden
Brief über den Hungerstreik an
die Parlamentarier des Bundestages
geschrieben. Er ist auf der Seite
"Palästina Portal" im
Internet dokumentiert.
Liebe
Freunde, Auch das unverzeihliche und
grausame Bombenattentat auf Jugendliche
und Kinder in Manchester, das
jeder Mensch auf das Schärfste
verurteilen muss, haben sowohl Trump als
auch Netanjahu für ihre Argumentation
sofort ausgenutzt. Und das ist schlimm!
Liebe
Freunde, Ende Mai 2010, vor 7 Jahren,
fuhren 6 Schiffe beladen mit
Lebensmitteln, Medikamenten,
Baumaterial, technischen Geräten und
Spielzeug für die Kinder nach Gaza, um
die Blockade zu durchbrechen und die
Welt darauf aufmerksam zu machen, dass
diese Blockade gegen das Völkerrecht
verstößt. Pazifisten aus 50 Ländern
waren auf den Schiffen und weil kleinere
Boote und Schiffe auf ihrem Weg nach
Gaza vorher schon von israelischem
Militär angehalten worden waren,
gehörten vor 7 Jahren Politiker,
bekannte Persönlichkeiten, Ärzte,
Schriftsteller, Journalisten und
Abgeordnete zu den Passagieren, sie
glaubten, die Pazifisten schützen zu
können. Von der Partei DIE LINKE waren
Annette Groth, Inge Höger
und Professor Norman Paech auf der
„Mavi Marmara“, dem größten
Schiff dieser Friedensflotte.
Am 31. Mai
2010 überfiel mitten in der Nacht
israelisches Militär die Friedensflotte
in internationalen Gewässern und zwang
alle 6 Schiffe in den Hafen von Ashdod.
Alle Passagiere der Schiffe wurden von
den Militärs hart behandelt, aber auf
der „Mavi Marmara“ geschah etwas
unvorstellbar Grausames: Vermummte
Soldaten, die sich aus Helikoptern
abseilten, erschossen neun Pazifisten,
ein zehnter starb nach Monaten des
Leidens an den Schussverletzungen und
über 50 Menschen wurden zum Teil schwer
verletzt. Die Passagiere wurden
gefesselt, Ärzte konnten Verwundete
nicht versorgen. Die Pazifisten wurden
nach ihrer Ankunft in Ashdod entweder
sofort ausgewiesen und bekamen ein
Einreiseverbot in den Pass gestempelt
oder sie kamen ins Gefängnis für einige
Tage. Eine israelische Lügenkampagne
gegen die Passagiere auf den
Schiffen begleitete die unglaublichen
Ereignisse.
Erst eine
genaue Untersuchung
des UNO-Menschenrechtsrats über den
„israelischen Angriff auf die
Gaza-Hilfsflottille“ überzeugte viele
Menschen, die vorher die israelischen
Lügen geglaubt hatten, dass es sich
um ein Verbrechen gehandelt hat. Israel
verweigerte die Mitarbeit an diesem
UNO-Bericht, hat nicht erlaubt, dass man
die Soldaten befragen konnte, hat
niemanden bestraft und erst nach Jahren
juristischer Klagen Entschädigungen an
die Familien der Opfer gezahlt.
Auch die
Palästinenserin Haneen Zoabi war auf der
„Mavi Marmara“. Sie ist heute hier bei
uns und wird uns gleich von diesem
schrecklichen Ereignis berichten.
Wenn wir
zusammensitzen und überlegen, worüber
wir unsere deutschen Freunde
informieren sollten, dann haben wir den
Eindruck, dass
die palästinensische Geschichte voller
Tragödien und tragischer Ereignisse ist.
Viele
Palästinenser sind schwer traumatisiert,
vor allem die alten Menschen, die in den
Jahren 1947/48 die Nakba erlebt haben,
worüber wir beim letzten Mal berichtet
haben. Oder die zweite Vertreibung
1967 durch den israelischen
Sechs-Tage-Krieg.
Es war der
Beginn der Besatzung der Westbank,
Jerusalems und Gazas. Der
palästinensische Schriftsteller Mahmoud
Darwish schrieb nach der israelischen
Bombardierung Beiruts, die er erlebt
hatte, ein Buch, das auf Deutsch heißt:
„Ein Gedächtnis für das Vergessen“. Er
meinte damit, dass er nicht vergessen
will, dass er sich entschlossen hat,
nicht immer an die Vergangenheit zu
denken, um leben zu können.
Wir
Palästinenser hier in Deutschland,
unserer zweiten Heimat, haben aber die
Aufgabe, an die Tragödien und Kriege
gegen die Palästinenser zu erinnern,
weil viele Menschen hier unsere
Geschichte nicht wirklich kennen. Und
weil Journalisten sich oft nicht
trauen, korrekt über Ereignisse in
Palästina zu berichten, aus Angst, man
könnte sie zu Antisemiten erklären. Aber
Kritik an der israelischen Politik ist
kein Antisemitismus, wie wir immer
wieder betonen.
DENN MENSCHENRECHTE SIND UNTEILBAR! DIE
WÜRDE J E D E S MENSCHEN SOLLTE
UNANTASTBAR SEIN!
Auch auf
dem Kirchentag, auf dem "Markt der
Möglichkeiten", wird die Ausstellung
über die Nakba gezeigt. Wir danken von
hier aus Ingrid Rumpf für ihre große
Arbeit und Solidarität vor allem mit
den palästinensischen Flüchtlingskindern
im Libanon!
Wir danken
auch Pfarrer Peter Kranz für seine große
Solidaritätsarbeit für Palästina
und seine Arbeit für Flüchtlinge in
seinem Ökumenischen Zentrum in
Berlin-Charlottenburg.
Dies sind
nur zwei Beispiele von vielen anderen!
Dafür sind wir unendlich dankbar.
Auch beim
letzten Treffen erinnerten wir an die
Blockade von Gaza und an die drei
letzten israelischen Kriege gegen eine
wehrlose Zivilbevölkerung: 2008/2009
zum Jahreswechsel, 2012 und 2014. Wir
appellieren an die Demokraten der Welt,
an Journalisten und an die deutschen und
europäischen Politiker: Bitte setzen
Sie sich dafür ein, dass diese illegale
Blockade von Gaza endlich beendet wird.
WIEDERHOLEN SIE IHRE EIGENEN FORDERUNGEN
AUS DEN VERGANGENEN JAHREN SO LANGE,
BIS ISRAEL DIE BLOCKADE BEENDET HAT!
IHRE FORDERUNGEN DÜRFEN NICHT VERGESSEN
WERDEN!
Wer Gaza nicht besucht hat, kann sich
kein wirkliches Bild von der
schrecklichen Lebenssituation der
Menschen dort machen. Und Besuche sind
höchst selten, denn seit einigen Jahren
ist auch die Grenze nach Ägypten
meistens hermetisch geschlossen mit ganz
wenigen Ausnahmen.
Die
Versorgungstunnel sind zerstört und mit
Wasser geflutet.
Eingeschlossen seit nunmehr 12 Jahren
leben die Menschen unter permanenter
Kriegsbedrohung. Drohnen kreisen am
Himmel, öfter gibt es Tote durch
Angriffe. In den drei Kriegen wurde die
komplette Infrastruktur zerstört,
Bomben trafen die Elektrizitätsanlagen,
die Kanalisationsanlagen, sie trafen
Krankenhäuser und Schulen.
Der
Besatzungsstaat Israel erlaubt keinen
Wiederaufbau, viele Menschen leben immer
noch in Zelten neben den Trümmern ihrer
Häuser. Kranke und Verletzte aus den
Kriegen können nur unzureichend versorgt
werden und dürfen seltener als früher
über die ägyptische Grenze ausreisen, um
im Ausland behandelt zu werden.
Die Kinder
in Gaza leiden besonders unter dieser
ständigen Bedrohung. Sie sind schwer
traumatisiert und haben Angst vor jedem
kriegsähnlichen Geräusch! Es gibt
erschütternde Fotos von kleinen Kindern
am Grab ihrer Eltern. Auch beim letzten
israelischen Überfall auf Gaza wurden
ganze Familien ausgelöscht. Wie die
Menschen dieses himmelschreiende Unrecht
ertragen können, ist uns ein Rätsel.
Wer
Freunde oder Familienangehörige in Gaza
hat, weiß von der großen Freundlichkeit
der Menschen dort und ihrer
unzerstörbaren Hoffnung auf
Gerechtigkeit.
Wir haben immer wieder Forderungen
formuliert, die wir hier wiederholen
möchten:
Wir
fordern die deutsche Regierung auf:
Setzen Sie sich mit allen Ihnen zur
Verfügung stehenden Mitteln dafür ein,
dass die israelische Besatzung in
Palästina ein Ende hat.
Wir sind
enttäuscht und beunruhigt darüber, dass
europäische Staaten, die Europäische
Union (EU) zu dem Unrecht in
Palästina nicht laut und konsequent
genug protestieren und Israel für seine
schweren Verletzungen des
Völkerrechts zur Rechenschaft und zur
Verantwortung ziehen.
Wir bitten
die deutsche Regierung inständig, sich
noch stärker für die Gefangenen
einzusetzen. Sie dürfen nicht sterben!
Die
Apartheid-Mauer in Palästina muss
fallen.
Wir
fordern, das Rückkehrrecht der
palästinensischen Flüchtlinge
anzuerkennen und zu unterstützen: einen
lebensfähigen palästinensischen Staat
anzuerkennen; darauf zu dringen, dass
die UNO-Resolutionen durchgesetzt werden
und Israel sich endlich
völkerrechtskonform verhält.
Wir
fordern, die Waffenlieferungen an Israel
sofort einzustellen.
Wir danken
allen von ganzem Herzen, die solidarisch
an unserer Seite stehen und uns helfen,
nicht zu verzweifeln. Solidarität ist
die Zärtlichkeit der Völker. We will
never give up - Wir werden niemals
aufgeben.
Widerstand
gegen eine Besatzungsmacht ist ein
legitimes Recht.
Palästinensische und
arabische Vereine in Berlin
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Annette Groth
Haneen Zoabi
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