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Eine der Wahrzeichen von Khan Younis.
Gaza, Ramallah: Auseinandergerissen im selben Land.
Wir sind kein Supervolk
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Bericht aus Gaza - 6.7.2006
Permit haben.

 

Gaza, Ramallah: Auseinandergerissen im selben Land.
Von Lama Hourani, Gaza Sunflower (Blog), 26. November 2007    

 

"Mami, was ist das? Wir sind doch in Ramallah, nicht in Gaza!!" Das war Luais Reaktion auf das donnernde Geräusch vor einigen Tagen. Es war so stark, dass wir sekundenlang dachten, es wäre eine Schallbombe.    

Ja, seit 30. Juni sind wir in Ramallah. An dem Tag ohne Rückkehrerlaubnis wurde mir gestattet, Gaza zu verlassen. Ich verließ Gaza mit Luai, aber mein Mann Adi blieb da, weil er zu diesem Zeitpunkt hoffte, dass sich die Umstände bessern würden. Aber sie sind nicht besser geworden. Adi mußte alles was wir hatten verkaufen, das Auto, die beinahe vier Jahre alte Wohnung und die Möbel und dann wartete er auf die Genehmigung, das Permit, zu uns nach Ramallah zu kommen. Erst am 15. Oktober konnte er kommen.    

Wir waren viereinhalb Monate alleine, in einer fremden Stadt, hauptsächlich von Fremden umgeben. Wir sprechen dieselbe Sprache, haben aber nichts anderes gemeinsam als die israelische Besatzung, die aber hier eine andere Erfahrung ist.    

Es ist ein sehr seltsames Gefühl, Gaza zu verlassen und nach Ramallah zu kommen. Es ist so als würdest du emigrieren. Eine Zeit lang vergessen wir, dass wir über dasselbe Land sprechen, Palästina, und dieselben Menschen sind, Palästinenserinnen und Palästinenser. Gut, üblicherweise unter normalen Bedingungen, in normalen Ländern, wenn sich Leute dazu entschliessen, im selben Land von einer Stadt in eine andere zu übersiedeln, dann ist es nicht so schwierig oder so seltsam. Wenn jemand beschließt, von Wien nach Straßburg zu übersiedeln, kann sie oder er weiterhin Freunde und Verwandte treffen, von Zeit zu Zeit oder wenigstens an Wochenenden und zu Urlaubszeiten. Es ist ihnen möglich, ihr eigenes Hab und Gut in einem Lastwagen von dem alten Wohnort in den neuen zu transportieren. Sie können in ihrem eigenen Auto von Wien nach Straßburg fahren. Sie können gemeinsam übersiedeln, am selben Tag und zur selben Stunde und ohne Checkpoints und Durchsuchungen auf ihrem Weg.    

Aber wir waren viereinhalb Monate voneinander getrennt, wegen der Sperre des Gazastreifens, die die israelische Armee verhängt hat. Jeder von uns litt alleine und auf unterschiedliche Weise. Wir haben keine Hoffnung unsere Freunde je wiederzusehen, es sei denn, es geschieht ein Wunder. Es war uns nicht möglich, irgendetwas von unseren Sachen mitzunehmen, außer einigen sehr persönlichen. Wegen der Sperre des Gazastreifens war uns sogar nicht erlaubt, Bücher mitzunehmen. Uns wurde nur eine 12-Stunden-Erlaubnis gewährt, die uns gestattete, ohne Rückkehr in die West Bank zu gehen. Wir mussten alle Brücken zu der Stadt abbrechen, in der zu leben wir vor 13 Jahren gewählt hatten.    

Gaza, das grosse Gefängnis, die Stadt der Liebe und des Hasses, des Meeres und der Wüste, die Stadt der Armut und des Reichtums, die Stadt der Helden und der Feiglinge, die Stadt der Kämpfer und der Gangster, aber vor allem die Stadt der Menschen, die das Leben lieben und die wissen, wie es funktioniert, mit einem Minimum zu überleben. Ich liebe diese Stadt, ich liebe ihre Menschen, ich liebe ihr Meer, ihre lauten und überfüllten Strassen voller Autos, Tiere und Menschen. Ich vermisse diese Stadt und meine Freunde dort wirklich.    

In Ramallah zu leben scheint einfacher zu sein, aber für mich ist es nach wie vor schwierig. Ich habe mich entschieden, dazu noch keine Stellung zu nehmen, noch nicht. Bis jetzt waren meine Erfahrungen hier so schwierig und das ist es, worüber ich in Zukunft zu schreiben versuche.

Ich bin froh, dass ich wieder schreiben kann, ich werde mich bemühen, alle neuen Erfahrungen zu reflektieren und wie üblich, Luais Reaktionen. Er vermisst Gaza auch, er zeigt es auf kindliche Weise. Wenigstens durch das Schreiben werde ich mit meinen Freunden in Gaza in Verbindung bleiben, die ich für lange Zeit nicht sehen werde.    

Aber ich habe noch immer die Hoffnung, dass es mir einmal möglich sein wird, wieder nach Gaza zu gehen.

Ramallah
26/11/2007

 

Übers.: Tina Salhi



http://gazasunflower.blogspot.com/

 

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