Seit dem Jahr 1978 wird das West Bank Dorf Marda
vom ständig wachsenden Ariel überschattet. Die israelische Siedlung
liegt etwa 22 Kilometer östlich der grünen Linie und ist mit einer
Einwohnerzahl von ungefähr 20 000 eine der größten Siedlungen in der
West Bank.
Der "Trans Samarian Highway" verläuft auf der
anderen Seite des Dorfes Marda
– gebaut auf enteignetem Land des Dorfes,
mitten durch Mardas Olivenhaine. Während die
„Umgehungsstraße“ es den BewohnerInnen der umliegenden
israelischen Siedlungen ermöglicht, Städte innerhalb Israels, wie
z.B. Tel Aviv, in weniger als 40 Minuten zu erreichen, behindert sie
die Entwicklung Mardas und die Bewegungsfreiheit seiner
BewohnerInnen. Seit Beginn der zweiten Intifada sind die Straßen,
die das Dorf mit der Straße verbinden zumeist durch Erdhaufen oder
„fliegende“ Checkpoints versperrt.
Zusätzlich unterliegt die Nutzung des Highways durch Palästinenser
ständig wechselnden Restriktionen.
Die Bulldozer, die bereits so viel von Mardas
Land zerstört haben, kehrten im Juni 2005 zurück. In weniger als
einer Woche wurden mehr als tausend Olivenbäume entwurzelt, um den
Weg für den Bau des sogenannten Sicherheitszauns frei zu machen. Es
wird geschätzt, das insgesamt 542 Dunum von Mardas Land zerstört
werden, um die Barriere zu bauen. Nach Fertigstellung des Baus
werden mehr als 3000 Dunum auf der anderen Seite isoliert und für
die Bauern unerreichbar sein.
Dieses Mal entschlossen sich die BewohnerInnen
des Dorfes, sich weiterem Landdiebstahl entgegenzustellen. Vorherige
Eingaben gegen den Bau beim Höchsten Gericht Israels hatten die
Zerstörung des Landes nur vorübergehend aufgehalten. Daher
beschlossen die BewohnerInnen selbst aktiv zu werden, als die
Arbeiten auf dem steilen Berghang über Marda im Juni 2005 wieder
aufgenommen wurden. Gemeinsam mit internationalen und israelischen
AktivistInnen organisierten sie eine ganze Woche täglicher
Demonstrationen, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen und die
Bauarbeiten zu stoppen. Aber wie in vielen anderen Fällen begegnete
die israelische Armee den Versuchen gewaltfreien Widerstands mit
Einsatz massiver Gewalt: Gewehrschüsse, Tränengas und Schockgranaten
beendeten bald die organisierten Proteste.
Allerdings waren nicht alle Jugendlichen des
Dorfes bereit, den Widerstand aufzugeben. Sie gingen weiterhin den
steilen Hügel hinauf zur Baustelle und Zusammenstöße zwischen den
Jugendlichen und der israelischen Armee entwickelten sich fast
täglich.
Am 5. Juli verfolgte die Armee Jugendliche, die
nach einem der Zusammenstöße auf dem Rückweg ins Dorf waren. Während
der Verhaftungsaktion wurden sechs junge Männer auf dem Abhang und
ein weiterer in seinem Haus festgenommen. Während der Festnahme
wurde einer der Jugendlichen verletzt. Als ein höherer Offizier
hinzu kam, gaben die Soldaten kurzzeitig vor, ihn medizinisch zu
versorgen, nur um weiter auf ihn einzuschlagen, sobald der Offizier
wieder außer Sichtweite war
Fünf der Jugendlichen, Ahmad** (16), Nabil**
(17), Sami** (18), Ali** (20) und Mahmoud** (21), wurden dann mit
auf den Rücken gefesselten Händen und verbundenen Augen zum
Internierungszentrum in der Siedlung Kdumim gebracht. Laut ihren
Angaben wurden sie nach ihrer Ankunft in Kdumim gezwungen, mehrere
Stunden mit gespreizten Armen und Beinen an einer Wand zu stehen,
ohne Zugang zu Essen, Trinken oder Toiletten. Sie wurden dann
einzeln über längere Zeit verhört, wobei sie (vergeblich) unter
Druck gesetzt wurden, die gegen sie erhobenen Vorwürfe zuzugeben
oder Informationen über andere BewohnerInnen Mardas zu liefern. Alle
Jugendlichen wurden während des Verhörprozesses geschlagen. In
einigen Fällen beschimpften die Verhörer auch die Mütter und
Schwestern der jungen Männer, bzw. drohten, ihnen Schaden zu
zufügen. Mahmoud sagte uns, dass, obwohl er nie zuvor verhaftet
wurde, die Verhörmethoden keine Überraschung für ihn waren. Er hatte
genug Geschichten über diese „Methoden“ gehört, um
mental vorbereitet zu sein.
IWPS startete damals eine Kampagne, um zu
verhindern, dass die fünf jungen Männer im Gefängnis landen, und
rief die israelische und internationale Öffentlichkeit auf, gegen
die Festnahme der „Marda Fünf“ zu protestieren –
leider vergeblich.
Nachdem sie für acht Tage in Kdumim und Salem
festgehalten worden waren wurden die fünf Freunde zusammen vor
Gericht gestellt. Israelische Soldaten, als die einzigen Zeugen der
Anklage sagten aus, die Fünf hätten sie mit Steinen angegriffen.
Ahmad und Nabil wurden zu jeweils drei Monten
Gefängnis und 500 Schekel Strafe verurteilt. Ahmad wurde für zwei
Monate ins Ofer Gefängnis nahe Ramallah und dann für zehn Tage nach
Telmond, innerhalb Israels, gebracht. Er berichtet, dass er während
seiner Haft in Ofer nach einem Streit mit einem Aufseher zur Strafe
zwei Stunden lang von vier Soldaten zusammengeschlagen wurde. Er
brauchte über eine Woche, um sich von den Verletzungen zu erholen.
Sami, Ali und Mahmoud wurden jeweils zu vier
Monaten und 1500 Schekeln Strafe verurteilt. Für alle drei waren die
vier Monate in verschiedenen israelischen Gefängnissen die erste
Erfahrung mit dem israelischen Rechtssystem und seinen
Institutionen. Alle beschrieben die acht Tage in Kdumim als die
schlimmste Zeit, nicht nur wegen der Verhöre, sondern auch wegen den
dort herrschenden chaotischen Zustände und der extrem schlechten
Qualität und den geringen Menge an Essen. „Danach konnte es
nur noch besser werden.“
Keiner der Jungs war in der Lage, sich von einem
Rechtsanwalt beraten zu lassen – sie alle sahen ihren
Rechtsanwalt erst im Gericht. Ebenso konnten sie weder das Rote
Kreuz konsultieren noch Kontakt zu ihren Familien aufnehmen, die bis
nach der Gerichtsverhandlung nicht einmal wussten, wo ihre Söhne,
bzw. Brüder festgehalten wurden.
Nach ihrer Verurteilung wurden die drei jungen
Männer nach Ofer verbracht, wo sie für einen Monat festgehalten
wurden. Die letzten zweieinhalb Monate ihrer Haft verbrachten sie im
Ketziot Gefängnislager in der Wüste Negev. Während der ganzen Zeit
wurden ihren Familien keine Besuchsgenehmigung ausgestellt. Um mit
ihren Familien Kontakt aufzunehmen, waren sie auf die Mobiltelefone
von Mitgefangenen angewiesen.
Am Tag ihrer Entlassung wurden die drei um vier
Uhr nachts von der israelischen Armee bei Hebron freigelassen. Da
ihnen keinerlei Mittel zur Verfügung standen, um nach Hause zu
gelangen, wendeten sie sich an die Stadtverwaltung in Hebron, um
sich Geld für den Rückweg zu leihen. Sie erreichten Marda etwa 12
Stunden später.
Nach ihrer viermonatigen Abwesenheit fanden sie
ihr Dorf und seine Umgebung recht verändert vor: Nicht nur waren sie
offensichtlich unfähig gewesen, den Bau der Trennungsmauer
aufzuhalten, deren Verlauf bereits vom „Transsamarian Highway"
klar zu erkennen ist. Entlang derselben Straße wurde weiteres Land
eingeebnet und ein „Sicherheitszaun“ trennt nun das Dorf
von der Straße. Derselbe Zaun wurde auch in den benachbarten Dörfern
Az-Zawiya, Haris und Jamma'in errichtet. Auf der anderen Seite des
Highways und nur wenige Meter parallel zu diesem, wird eine neue,
breitere Straße gebaut, die eine weitere Schneise durch das Land und
die Olivenhaine Mardas frisst. Der Zweck der neuen Strasse, die
zwischen Haris und Kifl Haris bereits fertiggestellt ist, ist für
die palästinensischen AnwohnerInnen noch unklar. Es wird jedoch
vermutet, dass sie einer völligen Trennung des palästinensischen und
israelischen Verkehrs dienen wird.
Die Frustration ist klar erkennbar in den
Gesichtern der Jungs: Mahmoud und Ali, beide Studenten der An-Najah
Universitaet in Nablus, haben ein ganzes Semester ihres Studiums
verloren, da das neue akademische Jahr bei ihrer Freilassung bereits
angefangen hatte. Die beiden hatten nie zuvor an ähnlichen
Aktivitäten teilgenommen und ihre Widerstandsaktionen diesen Sommer
werden wohl ihre „ersten und letzten” bleiben, wie uns
Mahmouds Schwester Leila* versichert.
Ab und zu sehen sich einige, meist jüngere
Jugendliche in Marda jedoch noch nicht in der Lage, die Besatzung
und den fortschreitenden Landraub einfach so hinzunehmen. Die
ständige militärische Präsenz in Form von Jeeps, die gezielt zu den
Zeiten in das Dorf kommen, wenn sich normalerweise größere Gruppen
von Jugendlichen in den Straßen aufhalten, etwa direkt vor und nach
der Schule oder nach dem Abendgebet, provoziert immer wieder
Steineschmeissen. Als Ergebnis wird das ganze Dorf kollektiven
Strafmaßnahmen durch das Militär unterworfen.
Am einzigen Eingang zum Dorf, der noch für
Fahrzeuge passierbar ist, werden oft fliegende Checkpoints
installiert, die den Verkehr nach Marda kontrollieren und verzögern.
Die Armee, die fast jeden Tag und jede Nacht in
das Dorf eindringt, benutzt routinemäßig Tränengas, Schockgranaten
und sogenannte Gummikugeln, um Ansammlungen von BewohnerInnen
auseinander zu treiben. Häufig kommen die Soldaten einfach, um
BewohnerInnen zu belästigen und einzuschüchtern. Häuser werden
mitten in der Nacht durchsucht während ganze Familien auf der Straße
festgehalten werden und fast wöchentlich werden Jungs aus dem Dorf
verhaftet.
Soldaten nehmen willkürlich Jugendliche und
Erwachsene fest, von denen sie behaupten, sie könnten
Steineschmeisser beobachtet haben, und behalten sie für Verhörzwecke
in Gewahrsam. IWPS-Freiwillige die diesen Sommer in Marda present
waren, wurden u.a. Zeuginnen einer Szene, bei der 15 Jungs, einige
davon nur 13 Jahre alt, mitten in der Nacht von der Armee
festgenommen wurden. Mit gefesselten Händen und verbundenen Augen
mussten sie stundenlang außerhalb des Dorfes auf ihr Verhör in einem
Armee Jeep warten. Zwei der Jungs, (Nabil**, 14, and Abed**, 15)
wurden anschließend verhaftet. Sie wurden nach weniger als einer
Woche wieder freigelassen, aber wie so viele andere berichten sie
von schweren psychischen und physischen Misshandlungen, insbesondere
während des Verhörprozesses. In einem anderem Fall wurden zwei
Jugendliche (14 und 17 Jahre alt) für mehrere Stunden von
israelischen Soldaten verschleppt. Nachdem die Soldaten sie verhört
und geschlagen hatten, pressten sie den Jungs, den zuvor die Augen
verbunden worden waren, Gewehrmündungen an den Kopf und taten so als
ob sie sie jetzt exekutieren würden.
Wenn israelische Soldaten von IWPS-Freiwilligen
konfrontiert werden, geben sie üblicherweise dieselben
Standartantworten, um ihr Verhalten zu
rechtfertigen:
- „Es dient der Sicherheit!“
- „Heute hat er einen Stein in der Hand,
morgen ist es ein Gewehr oder eine Bombe!“
- „Wenn ihre Eltern ihre Arbeit tun würden,
dann müsste ich nicht meine tun. Sie bringen ihren Kindern bei, zu
hassen.“
* Jugendliche
**Alle Namen von IWPS geändert.
Shwayy shwayy, langsam langsam oder vielleicht
besser lautlos lautlos verwandelt die israelische Regierung die
Region Salfit in eines der abgeriegeltsten Gebiete der West Bank.
Vor allem verantwortlich dafür sind die „Ariel Finger“,
ein Teil der Mauer, der weit in die West Bank hineinreichen wird ,
um die Grosssiedlung Ariel und zahlreiche anderer Siedlungen zu
umsäumen und dieses Gebiet längerfristig an Israel zu annektieren.
Selbst die amerikanische Regierung hat diesen Plan bereits mehrmals
kritisiert und dennoch ließ Ehud Olmert, Israels neuer
Premierminister verlauten, dass der „Ariel Block unter
jeglichen Umständen ein untrennbarer Teil des Staates Israels“
darstellt.
Olmert's Wahl des Begriffes „Block“
anstelle von
„Siedlung“ kann durchaus als
politisch strategisch angesehen werden, da hiermit nicht nur die
bereits bestehenden Siedlungen gemeint sind, sondern auch all das
palästinensische Land, welches sich zwischen diesen Siedlungen
befindet und mittels des Ariel Fingers den Siedlungen zugeschlagen
wird. Ein kürzlich erschienener Bericht der israelischen
Menschenrechtsorganisation B'tselem bestätigt, dass der Verlauf der
Mauer allgemein so geplant ist, dass nicht nur die Gebiete umfasst
werden, die bereits bebaut sind, sondern auch solche, die für die
Expansion der israelischen Siedlungen vorgesehen sind.
Der Za'tara Checkpoint stellt den Hauptzugang zu
der Region Salfit dar. Bis vor kurzem war Za'tara noch ein recht
normaler Straßenknotenpunkt der von Soldaten kontrolliert wurde.
Seit dem 25. September 2005 jedoch können Einwohner der nördlichen
Bezirke Nablus, Tulkarem, Tubas, Jenin und Qalqilya diese Kreuzung
nicht mehr passieren wenn sie keine von der israelischen Regierung
ausgestellte Erlaubnis haben. Der Checkpoint selbst ist mittlerweile
zu einem riesigen Terminal herangewachsen der nun eher einer
internationalen Grenze gleicht.
Zusätzlich zu der Mauer wird außerdem noch ein
Metalzaun entlang des Highways 505 – oder „Transsamarian
Highway“ wie er oft in Israel genannt wird – errichtet,
der am Za'tara Checkpoint beginnt und bis zu dem Dorf Mas'ha
heraufreicht. Wie so oft lautet die Erklärung für die Errichtung
dieses Zaunes „aus Sicherheitsgründen“ und „um das
Werfen von Steinen auf Autos zu verhindern“; und all das in
einer Region in der seit dem Beginn der zweiten Intifada vor fünf
Jahren nur ein israelischer Zivilist umgekommen ist (im Oktober
2000) und kein einziger Soldat.
Zunächst war Jamma'in betroffen, ein Dorf das
westlich von Za'tara und noch im Nablus Bezirk liegt. Am 9.
November, nachdem der Hauptzugang des Dorfes zum Highway 505 durch
einen Erdwall versperrt wurde, begannen Bulldozer das Land
einzuebnen um den Zaun zu bauen. Zehn Tage später wurde der Erdwall
entfernt, jedoch wurde der Durchgang nach wie vor durch die häufige
Installation von sogenannten „Flying Checkpoints“ (d.h.
Checkpoints die nicht dauerhaft sondern zumeist nur für einige
Stunden errichtet werden) erschwert. Am 26. Februar schließlich
wurde ein Stahltor errichtet, welches seit März diesen Jahres fuer
mehrere Tage geschlossen wurde.
Nach Jamma'in kam Marda an die Reihe. Ein Teil
der Ländereien dieses Dorfes welches nördlich von der Siedlung Ariel
liegt wurden bereits konfisziert um den Bau der elektronischen
Absperrung die die Siedlung umgibt zu ermöglichen. Innerhalb von
wenigen Wochen wurde der Metallzaun erbaut und Marda fand sich
eingeschlossen zwischen dieser neuen Barriere im Norden und Ariel
und der die Siedlung umgebenden Mauer auf der Südseite. Am Ende der
beiden Straßen, die das Dorf mit dem Highway verbinden, wurden zwei
Tore errichtet. Da eines dieser Tore von einem Erdwall versperrt
wird bleibt den Bewohnern Mardas nur ein Zugang zu ihrem Dorf, der
jedoch oft durch Flying Checkpoints des israelisches Militär
kontrolliert wird.
In Kifl Hares wiederholt sich die Situation. Der
Metallzaun und eine neue, im Bau befindlich Siedlerstrasse werden
jede Möglichkeit zur Expansion des Dorfes von vorneherein
verhindern. Die Verbindung des Dorfes zum Highway wird durch einen
Erdwall halb blockiert und wird außerdem fast ständig von
israelischem Militär überwacht. Zusätzlich wurde auch hier ein
Stahltor errichtet.
Nun zu Hares dem Dorf in dem IWPS sozusagen
beheimatet ist. Hares wird von zwei Metallzäunen umgeben, einem der
entlang des Highways 505 führt und einem entlang der Umgehungsstraße
5, die nach Tel Aviv führt. Der Zugang zu Haris ist, von
gelegentlichen „flying checkpoints“ abgesehen, bisher
frei, aber dafür hat das Dorf eine andere Besonderheit: Im Dezember
2005 wurde ein mehr als 20m hoher Wachturm genau gegenüber dem
Hauptzugang des Dorfes errichtet. Die Einwohner von Hares witzeln,
der Turm sei so hoch, damit die Soldaten ihre Wohnungen in Tel Aviv
sehen könnten, wenn sie Heimweh bekommen.
Der Bescheid über die Landenteignung für den Bau
des Turms wurde Mitte September 2005 ausgestellt und die Arbeit
bereits im Dezember desselben Jahres fertiggestellt. Der Eigentümer
des Landstücks, Abu Fadi aus Hares, hat für den Verlust dieses Teils
seines Feldes keinerlei Form von Wiedergutmachung erhalten.
Israelische Bulldozer bearbeiten auch die
Ländereien von Hares die südlich der Umgehungsstraße 5 liegen; sie
zerstören die Anhöhe und entwurzeln die Olivenbäume. Nach Angaben
der Arbeiter soll dort eine neue Stromleitung gelegt werden –
es wäre bereits die Sechste, die auf einem Stück Land von lediglich
einigen hundert Metern entsteht.
Bezüglich des sich ständig ändernden
Landschaftsbildes der Region Salfit gibt es also drei zu
beantwortende Fragen:
1. Wie wird die Mauer in Salfit tatsächlich
verlaufen?
In einer Rede die Olmert kürzlich in Ariel
gehalten hat, gab der neue Premierminister Israels an, dass die
Mauer, die die Siedlung an Israel annektieren wird, bis Ende diesen
Jahres fertiggestellt werden soll. Der ursprüngliche Plan für die
Mauer sieht vor, nicht nur die Siedlungen zwischen Ariel und Israel
- wie Pduel und die Industriesiedlung Barkan – einzubeziehen
und durch einen Korridor mit Israel zu verbinden, sondern in einem
Finger nach Norden auch alle Siedlungen bis hin zu Qdumim in der
Nähe von Nablus einzuschließen. Einem Artikel in der israelischen
Zeitung Ha'aretz nach jedoch hat Verteidigungsminister Shaul Mofaz
dem Premier vorgeschlagen, die nördlichen Siedlungen - Kdumim,
Karnei Shomron, Maale Shomron, Immanuel, Yakir und Nofim - vom Rest
der Arielfinger zu trennen und statt dessen mit der Siedlung Alfei
Menashe bei Qalqilya zu verbinden.
2. Welchen Nutzen wird die große neue Straße
haben, die zwischen Marda und Hares parallel zum Highways 505 gebaut
wird? Da der bereits existierende Highway 505, der primär für
Siedler gebaut wurde, für das Verkehrsaufkommen völlig ausreichend
ist, liegt die Vermutung nahe, dass die neue Straße dazu dienen
wird, den palästinensischen und den israelischen Verkehr in dieser
Region komplett zu trennen. Dies liefe auch konform mit der Idee,
ein getrenntes israelisches und palästinensisches Straßensystem in
der West Bank zu etablieren – ein Projekt für das die
israelische Regierung internationale finanzielle Unterstützung
sucht.
Und drittens, was wird aus der palästinensischen
Bevölkerung in Salfit nachdem sie durch die Arielfinger getrennt und
durch den Za'atara Checkpoint von Nablus und Ramallah abgeschnitten
wird, wenn sie innerhalb dieses Systems von Mauern,Toren und Zäunen
eingeschlossen sein wird?
Bitte besuchen Sie auch unsere Homepage: