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IWPS.info April 2006

1) Die Shabab von Marda

2) Shwayy shwayy – Wie Gefangene in einem Käfig.

 

1) Die Shabab* von Marda

Seit dem Jahr 1978 wird das West Bank Dorf Marda vom ständig wachsenden Ariel überschattet. Die israelische Siedlung liegt etwa 22 Kilometer östlich der grünen Linie und ist mit einer Einwohnerzahl von ungefähr 20 000 eine der größten Siedlungen in der West Bank.

Der "Trans Samarian Highway" verläuft auf der anderen Seite des Dorfes Marda

– gebaut auf enteignetem Land des Dorfes, mitten durch Mardas Olivenhaine. Während die „Umgehungsstraße“ es den BewohnerInnen der umliegenden israelischen Siedlungen ermöglicht, Städte innerhalb Israels, wie z.B. Tel Aviv, in weniger als 40 Minuten zu erreichen, behindert sie die Entwicklung Mardas und die Bewegungsfreiheit seiner BewohnerInnen. Seit Beginn der zweiten Intifada sind die Straßen, die das Dorf mit der Straße verbinden zumeist durch Erdhaufen oder

„fliegende“ Checkpoints versperrt. Zusätzlich unterliegt die Nutzung des Highways durch Palästinenser ständig wechselnden Restriktionen.

Die Bulldozer, die bereits so viel von Mardas Land zerstört haben, kehrten im Juni 2005 zurück. In weniger als einer Woche wurden mehr als tausend Olivenbäume entwurzelt, um den Weg für den Bau des sogenannten Sicherheitszauns frei zu machen. Es wird geschätzt, das insgesamt 542 Dunum von Mardas Land zerstört werden, um die Barriere zu bauen. Nach Fertigstellung des Baus werden mehr als 3000 Dunum auf der anderen Seite isoliert und für die Bauern unerreichbar sein.

Dieses Mal entschlossen sich die BewohnerInnen des Dorfes, sich weiterem Landdiebstahl entgegenzustellen. Vorherige Eingaben gegen den Bau beim Höchsten Gericht Israels hatten die Zerstörung des Landes nur vorübergehend aufgehalten. Daher beschlossen die BewohnerInnen selbst aktiv zu werden, als die Arbeiten auf dem steilen Berghang über Marda im Juni 2005 wieder aufgenommen wurden. Gemeinsam mit internationalen und israelischen AktivistInnen organisierten sie eine ganze Woche täglicher Demonstrationen, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen und die Bauarbeiten zu stoppen. Aber wie in vielen anderen Fällen begegnete die israelische Armee den Versuchen gewaltfreien Widerstands mit Einsatz massiver Gewalt: Gewehrschüsse, Tränengas und Schockgranaten beendeten bald die organisierten Proteste.

Allerdings waren nicht alle Jugendlichen des Dorfes bereit, den Widerstand aufzugeben. Sie gingen weiterhin den steilen Hügel hinauf zur Baustelle und Zusammenstöße zwischen den Jugendlichen und der israelischen Armee entwickelten sich fast täglich.

Am 5. Juli verfolgte die Armee Jugendliche, die nach einem der Zusammenstöße auf dem Rückweg ins Dorf waren. Während der Verhaftungsaktion wurden sechs junge Männer auf dem Abhang und ein weiterer in seinem Haus festgenommen. Während der Festnahme wurde einer der Jugendlichen verletzt. Als ein höherer Offizier hinzu kam, gaben die Soldaten kurzzeitig vor, ihn medizinisch zu versorgen, nur um weiter auf ihn einzuschlagen, sobald der Offizier wieder außer Sichtweite war

Fünf der Jugendlichen, Ahmad** (16), Nabil** (17), Sami** (18), Ali** (20) und Mahmoud** (21), wurden dann mit auf den Rücken gefesselten Händen und verbundenen Augen zum Internierungszentrum in der Siedlung Kdumim gebracht. Laut ihren Angaben wurden sie nach ihrer Ankunft in Kdumim gezwungen, mehrere Stunden mit gespreizten Armen und Beinen an einer Wand zu stehen, ohne Zugang zu Essen, Trinken oder Toiletten. Sie wurden dann einzeln über längere Zeit verhört, wobei sie (vergeblich) unter Druck gesetzt wurden, die gegen sie erhobenen Vorwürfe zuzugeben oder Informationen über andere BewohnerInnen Mardas zu liefern. Alle Jugendlichen wurden während des Verhörprozesses geschlagen. In einigen Fällen beschimpften die Verhörer auch die Mütter und Schwestern der jungen Männer, bzw. drohten, ihnen Schaden zu zufügen. Mahmoud sagte uns, dass, obwohl er nie zuvor verhaftet wurde, die Verhörmethoden keine Überraschung für ihn waren. Er hatte genug Geschichten über diese „Methoden“ gehört, um mental vorbereitet zu sein.

IWPS startete damals eine Kampagne, um zu verhindern, dass die fünf jungen Männer im Gefängnis landen, und rief die israelische und internationale Öffentlichkeit auf, gegen die Festnahme der „Marda Fünf“ zu protestieren – leider vergeblich.

Nachdem sie für acht Tage in Kdumim und Salem festgehalten worden waren wurden die fünf Freunde zusammen vor Gericht gestellt. Israelische Soldaten, als die einzigen Zeugen der Anklage sagten aus, die Fünf hätten sie mit Steinen angegriffen.

Ahmad und Nabil wurden zu jeweils drei Monten Gefängnis und 500 Schekel Strafe verurteilt. Ahmad wurde für zwei Monate ins Ofer Gefängnis nahe Ramallah und dann für zehn Tage nach Telmond, innerhalb Israels, gebracht. Er berichtet, dass er während seiner Haft in Ofer nach einem Streit mit einem Aufseher zur Strafe zwei Stunden lang von vier Soldaten zusammengeschlagen wurde. Er brauchte über eine Woche, um sich von den Verletzungen zu erholen.

Sami, Ali und Mahmoud wurden jeweils zu vier Monaten und 1500 Schekeln Strafe verurteilt. Für alle drei waren die vier Monate in verschiedenen israelischen Gefängnissen die erste Erfahrung mit dem israelischen Rechtssystem und seinen Institutionen. Alle beschrieben die acht Tage in Kdumim als die schlimmste Zeit, nicht nur wegen der Verhöre, sondern auch wegen den dort herrschenden chaotischen Zustände und der extrem schlechten Qualität und den geringen Menge an Essen. „Danach konnte es nur noch besser werden.“

Keiner der Jungs war in der Lage, sich von einem Rechtsanwalt beraten zu lassen – sie alle sahen ihren Rechtsanwalt erst im Gericht. Ebenso konnten sie weder das Rote Kreuz konsultieren noch Kontakt zu ihren Familien aufnehmen, die bis nach der Gerichtsverhandlung nicht einmal wussten, wo ihre Söhne, bzw. Brüder festgehalten wurden.

Nach ihrer Verurteilung wurden die drei jungen Männer nach Ofer verbracht, wo sie für einen Monat festgehalten wurden. Die letzten zweieinhalb Monate ihrer Haft verbrachten sie im Ketziot Gefängnislager in der Wüste Negev. Während der ganzen Zeit wurden ihren Familien keine Besuchsgenehmigung ausgestellt. Um mit ihren Familien Kontakt aufzunehmen, waren sie auf die Mobiltelefone von Mitgefangenen angewiesen.

Am Tag ihrer Entlassung wurden die drei um vier Uhr nachts von der israelischen Armee bei Hebron freigelassen. Da ihnen keinerlei Mittel zur Verfügung standen, um nach Hause zu gelangen, wendeten sie sich an die Stadtverwaltung in Hebron, um sich Geld für den Rückweg zu leihen. Sie erreichten Marda etwa 12 Stunden später.

Nach ihrer viermonatigen Abwesenheit fanden sie ihr Dorf und seine Umgebung recht verändert vor: Nicht nur waren sie offensichtlich unfähig gewesen, den Bau der Trennungsmauer aufzuhalten, deren Verlauf bereits vom „Transsamarian Highway" klar zu erkennen ist. Entlang derselben Straße wurde weiteres Land eingeebnet und ein „Sicherheitszaun“ trennt nun das Dorf von der Straße. Derselbe Zaun wurde auch in den benachbarten Dörfern Az-Zawiya, Haris und Jamma'in errichtet. Auf der anderen Seite des Highways und nur wenige Meter parallel zu diesem, wird eine neue, breitere Straße gebaut, die eine weitere Schneise durch das Land und die Olivenhaine Mardas frisst. Der Zweck der neuen Strasse, die zwischen Haris und Kifl Haris bereits fertiggestellt ist, ist für die palästinensischen AnwohnerInnen noch unklar. Es wird jedoch vermutet, dass sie einer völligen Trennung des palästinensischen und israelischen Verkehrs dienen wird.

Die Frustration ist klar erkennbar in den Gesichtern der Jungs: Mahmoud und Ali, beide Studenten der An-Najah Universitaet in Nablus, haben ein ganzes Semester ihres Studiums verloren, da das neue akademische Jahr bei ihrer Freilassung bereits angefangen hatte. Die beiden hatten nie zuvor an ähnlichen Aktivitäten teilgenommen und ihre Widerstandsaktionen diesen Sommer werden wohl ihre „ersten und letzten” bleiben, wie uns Mahmouds Schwester Leila* versichert.

Ab und zu sehen sich einige, meist jüngere Jugendliche in Marda jedoch noch nicht in der Lage, die Besatzung und den fortschreitenden Landraub einfach so hinzunehmen. Die ständige militärische Präsenz in Form von Jeeps, die gezielt zu den Zeiten in das Dorf kommen, wenn sich normalerweise größere Gruppen von Jugendlichen in den Straßen aufhalten, etwa direkt vor und nach der Schule oder nach dem Abendgebet, provoziert immer wieder Steineschmeissen. Als Ergebnis wird das ganze Dorf kollektiven Strafmaßnahmen durch das Militär unterworfen.

Am einzigen Eingang zum Dorf, der noch für Fahrzeuge passierbar ist, werden oft fliegende Checkpoints installiert, die den Verkehr nach Marda kontrollieren und verzögern.

Die Armee, die fast jeden Tag und jede Nacht in das Dorf eindringt, benutzt routinemäßig Tränengas, Schockgranaten und sogenannte Gummikugeln, um Ansammlungen von BewohnerInnen auseinander zu treiben. Häufig kommen die Soldaten einfach, um BewohnerInnen zu belästigen und einzuschüchtern. Häuser werden mitten in der Nacht durchsucht während ganze Familien auf der Straße festgehalten werden und fast wöchentlich werden Jungs aus dem Dorf verhaftet.

Soldaten nehmen willkürlich Jugendliche und Erwachsene fest, von denen sie behaupten, sie könnten Steineschmeisser beobachtet haben, und behalten sie für Verhörzwecke in Gewahrsam. IWPS-Freiwillige die diesen Sommer in Marda present waren, wurden u.a. Zeuginnen einer Szene, bei der 15 Jungs, einige davon nur 13 Jahre alt, mitten in der Nacht von der Armee festgenommen wurden. Mit gefesselten Händen und verbundenen Augen mussten sie stundenlang außerhalb des Dorfes auf ihr Verhör in einem Armee Jeep warten. Zwei der Jungs, (Nabil**, 14, and Abed**, 15) wurden anschließend verhaftet. Sie wurden nach weniger als einer Woche wieder freigelassen, aber wie so viele andere berichten sie von schweren psychischen und physischen Misshandlungen, insbesondere während des Verhörprozesses. In einem anderem Fall wurden zwei Jugendliche (14 und 17 Jahre alt) für mehrere Stunden von israelischen Soldaten verschleppt. Nachdem die Soldaten sie verhört und geschlagen hatten, pressten sie den Jungs, den zuvor die Augen verbunden worden waren, Gewehrmündungen an den Kopf und taten so als ob sie sie jetzt exekutieren würden.

Wenn israelische Soldaten von IWPS-Freiwilligen konfrontiert werden, geben sie üblicherweise dieselben Standartantworten, um ihr Verhalten zu

rechtfertigen:

- „Es dient der Sicherheit!“

- „Heute hat er einen Stein in der Hand, morgen ist es ein Gewehr oder eine Bombe!“

- „Wenn ihre Eltern ihre Arbeit tun würden, dann müsste ich nicht meine tun. Sie bringen ihren Kindern bei, zu hassen.“

* Jugendliche

**Alle Namen von IWPS geändert.

 

2) Shwayy shwayy – Wie Gefangene in einem Käfig.

Shwayy shwayy, langsam langsam oder vielleicht besser lautlos lautlos verwandelt die israelische Regierung die Region Salfit in eines der abgeriegeltsten Gebiete der West Bank. Vor allem verantwortlich dafür sind die „Ariel Finger“, ein Teil der Mauer, der weit in die West Bank hineinreichen wird , um die Grosssiedlung Ariel und zahlreiche anderer Siedlungen zu umsäumen und dieses Gebiet längerfristig an Israel zu annektieren. Selbst die amerikanische Regierung hat diesen Plan bereits mehrmals kritisiert und dennoch ließ Ehud Olmert, Israels neuer Premierminister verlauten, dass der „Ariel Block unter jeglichen Umständen ein untrennbarer Teil des Staates Israels“ darstellt.

Olmert's Wahl des Begriffes „Block“ anstelle von

„Siedlung“ kann durchaus als politisch strategisch angesehen werden, da hiermit nicht nur die bereits bestehenden Siedlungen gemeint sind, sondern auch all das palästinensische Land, welches sich zwischen diesen Siedlungen befindet und mittels des Ariel Fingers den Siedlungen zugeschlagen wird. Ein kürzlich erschienener Bericht der israelischen Menschenrechtsorganisation B'tselem bestätigt, dass der Verlauf der Mauer allgemein so geplant ist, dass nicht nur die Gebiete umfasst werden, die bereits bebaut sind, sondern auch solche, die für die Expansion der israelischen Siedlungen vorgesehen sind.

Der Za'tara Checkpoint stellt den Hauptzugang zu der Region Salfit dar. Bis vor kurzem war Za'tara noch ein recht normaler Straßenknotenpunkt der von Soldaten kontrolliert wurde. Seit dem 25. September 2005 jedoch können Einwohner der nördlichen Bezirke Nablus, Tulkarem, Tubas, Jenin und Qalqilya diese Kreuzung nicht mehr passieren wenn sie keine von der israelischen Regierung ausgestellte Erlaubnis haben. Der Checkpoint selbst ist mittlerweile zu einem riesigen Terminal herangewachsen der nun eher einer internationalen Grenze gleicht.

Zusätzlich zu der Mauer wird außerdem noch ein Metalzaun entlang des Highways 505 – oder „Transsamarian Highway“ wie er oft in Israel genannt wird – errichtet, der am Za'tara Checkpoint beginnt und bis zu dem Dorf Mas'ha heraufreicht. Wie so oft lautet die Erklärung für die Errichtung dieses Zaunes „aus Sicherheitsgründen“ und „um das Werfen von Steinen auf Autos zu verhindern“; und all das in einer Region in der seit dem Beginn der zweiten Intifada vor fünf Jahren nur ein israelischer Zivilist umgekommen ist (im Oktober 2000) und kein einziger Soldat.

Zunächst war Jamma'in betroffen, ein Dorf das westlich von Za'tara und noch im Nablus Bezirk liegt. Am 9. November, nachdem der Hauptzugang des Dorfes zum Highway 505 durch einen Erdwall versperrt wurde, begannen Bulldozer das Land einzuebnen um den Zaun zu bauen. Zehn Tage später wurde der Erdwall entfernt, jedoch wurde der Durchgang nach wie vor durch die häufige Installation von sogenannten „Flying Checkpoints“ (d.h. Checkpoints die nicht dauerhaft sondern zumeist nur für einige Stunden errichtet werden) erschwert. Am 26. Februar schließlich wurde ein Stahltor errichtet, welches seit März diesen Jahres fuer mehrere Tage geschlossen wurde.

Nach Jamma'in kam Marda an die Reihe. Ein Teil der Ländereien dieses Dorfes welches nördlich von der Siedlung Ariel liegt wurden bereits konfisziert um den Bau der elektronischen Absperrung die die Siedlung umgibt zu ermöglichen. Innerhalb von wenigen Wochen wurde der Metallzaun erbaut und Marda fand sich eingeschlossen zwischen dieser neuen Barriere im Norden und Ariel und der die Siedlung umgebenden Mauer auf der Südseite. Am Ende der beiden Straßen, die das Dorf mit dem Highway verbinden, wurden zwei Tore errichtet. Da eines dieser Tore von einem Erdwall versperrt wird bleibt den Bewohnern Mardas nur ein Zugang zu ihrem Dorf, der jedoch oft durch Flying Checkpoints des israelisches Militär kontrolliert wird.

In Kifl Hares wiederholt sich die Situation. Der Metallzaun und eine neue, im Bau befindlich Siedlerstrasse werden jede Möglichkeit zur Expansion des Dorfes von vorneherein verhindern. Die Verbindung des Dorfes zum Highway wird durch einen Erdwall halb blockiert und wird außerdem fast ständig von israelischem Militär überwacht. Zusätzlich wurde auch hier ein Stahltor errichtet.

Nun zu Hares dem Dorf in dem IWPS sozusagen beheimatet ist. Hares wird von zwei Metallzäunen umgeben, einem der entlang des Highways 505 führt und einem entlang der Umgehungsstraße 5, die nach Tel Aviv führt. Der Zugang zu Haris ist, von gelegentlichen „flying checkpoints“ abgesehen, bisher frei, aber dafür hat das Dorf eine andere Besonderheit: Im Dezember 2005 wurde ein mehr als 20m hoher Wachturm genau gegenüber dem Hauptzugang des Dorfes errichtet. Die Einwohner von Hares witzeln, der Turm sei so hoch, damit die Soldaten ihre Wohnungen in Tel Aviv sehen könnten, wenn sie Heimweh bekommen.

Der Bescheid über die Landenteignung für den Bau des Turms wurde Mitte September 2005 ausgestellt und die Arbeit bereits im Dezember desselben Jahres fertiggestellt. Der Eigentümer des Landstücks, Abu Fadi aus Hares, hat für den Verlust dieses Teils seines Feldes keinerlei Form von Wiedergutmachung erhalten.

Israelische Bulldozer bearbeiten auch die Ländereien von Hares die südlich der Umgehungsstraße 5 liegen; sie zerstören die Anhöhe und entwurzeln die Olivenbäume. Nach Angaben der Arbeiter soll dort eine neue Stromleitung gelegt werden – es wäre bereits die Sechste, die auf einem Stück Land von lediglich einigen hundert Metern entsteht.

Bezüglich des sich ständig ändernden Landschaftsbildes der Region Salfit gibt es also drei zu beantwortende Fragen:

1. Wie wird die Mauer in Salfit tatsächlich verlaufen?

In einer Rede die Olmert kürzlich in Ariel gehalten hat, gab der neue Premierminister Israels an, dass die Mauer, die die Siedlung an Israel annektieren wird, bis Ende diesen Jahres fertiggestellt werden soll. Der ursprüngliche Plan für die Mauer sieht vor, nicht nur die Siedlungen zwischen Ariel und Israel - wie Pduel und die Industriesiedlung Barkan – einzubeziehen und durch einen Korridor mit Israel zu verbinden, sondern in einem Finger nach Norden auch alle Siedlungen bis hin zu Qdumim in der Nähe von Nablus einzuschließen. Einem Artikel in der israelischen Zeitung Ha'aretz nach jedoch hat Verteidigungsminister Shaul Mofaz dem Premier vorgeschlagen, die nördlichen Siedlungen - Kdumim, Karnei Shomron, Maale Shomron, Immanuel, Yakir und Nofim - vom Rest der Arielfinger zu trennen und statt dessen mit der Siedlung Alfei Menashe bei Qalqilya zu verbinden.

2. Welchen Nutzen wird die große neue Straße haben, die zwischen Marda und Hares parallel zum Highways 505 gebaut wird? Da der bereits existierende Highway 505, der primär für Siedler gebaut wurde, für das Verkehrsaufkommen völlig ausreichend ist, liegt die Vermutung nahe, dass die neue Straße dazu dienen wird, den palästinensischen und den israelischen Verkehr in dieser Region komplett zu trennen. Dies liefe auch konform mit der Idee, ein getrenntes israelisches und palästinensisches Straßensystem in der West Bank zu etablieren – ein Projekt für das die israelische Regierung internationale finanzielle Unterstützung sucht.

Und drittens, was wird aus der palästinensischen Bevölkerung in Salfit nachdem sie durch die Arielfinger getrennt und durch den Za'atara Checkpoint von Nablus und Ramallah abgeschnitten wird, wenn sie innerhalb dieses Systems von Mauern,Toren und Zäunen eingeschlossen sein wird?

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