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 27.12.2008 - Krieg Mord in Gaza - Aktion
"Cast Lead" - "Gegossenes Blei“
Demo in Berlin - 17.1.2009

Fanny-Michaela Reisin, Jüdische Stimme Berlin – EJJP Germany - Ansprache Demonstration am Samstag 17. Januar 2009 in Berlin - Vorbemerkung: Nein, Herr Innensenator Körting, das war heute keineswegs eine Hamas-Demonstration. Tausende Deutsche, Palästinenser, Israelis, Christen, Juden und Moslems und Freidenker demonstrierten gemeinsam gegen das Massaker von Gaza. Die politischen Anschauungen der Demonstrationsteilnehmer, davon konnte sich heute jedermann überzeugen, waren höchst unterschiedlich. Ich hätte mir gewünscht, die Polizei hätte mehr zur De-Eskalation beigetragen.

Dr. Ahmad Muhaisen Palästinensische Gemeinde Berlin. Ansprache zur Palästina - Demonstration am Samstag 17. Januar 2009 >>>

Weitere Bilder aus Berlin >>>

 

Dr. Ahmad Muhaisen Palästinensische Gemeinde Berlin. Ansprache zur Palästina - Demonstration am Samstag 17. Januar 2009

in Berlin, karmula@hotmail.com

Liebe Freunde Palästinas,

„Die Stille und das Schweigen der „zivilisierten Welt“ ist noch

ohrenbetäubender als die Explosionen, mit denen Gaza unter einem

Leichentuch aus Tod und Terror versinkt.“ Lassen Sie mich mit diesen

Worten des italienischen Friedensaktivisten Vittorio Arrigoni aus Gaza-

Stadt beginnen. Im Namen der arabischen Verbände und Vereine,

insbesondere der palästinensischen Gemeinde Berlin heiße ich Sie alle

willkommen!

Über Gaza hat sich der Himmel verdunkelt:

Nach unendlichem Bombardement der Besatzungsmacht, Angriffen zu

Luft, zu Wasser und zu Lande läßt Israel seit Tagen seine Truppen auf

palästinensisches Gebiet vorrücken. Mit fassungslosem Entsetzen

müssen wir mit ansehen, wie seit mehr als drei Wochen in unserer

Heimat militärische Gewalt über Kinder, Frauen und Männer

hereingebrochen ist. Das Ausmaß der israelischen Aggression ist eine

von langer Hand vorbereitete Invasion – unter den Augen der

Weltöffentlichkeit!

Wiederholt hat Israel den im Juni 2008 geschlossenen 6-monatigen

Waffenstillstand zuerst gebrochen. Es waren nicht die selbstgebauten

Raketen …! Und es sind auch nicht die Tunnel, die Israel vorgibt,

zerstören zu wollen, um Waffenlieferungen in den Gaza-Streifen zu

verhindern. Nein, der Gaza-Streifen ist seit 2,5 Jahren hermetisch

abgeriegelt: Waren und Hilfslieferungen erreichen ihn ebenso wenig, wie

ihn ein Palästinenser ohne Erlaubnis Israels verlassen darf. Das Ziel

Israels ist ein ganz anderes: Alle Bemühungen um einen Frieden mit

Perspektive auf eine Zwei-Staaten-Lösung sollen von vornherein

torpediert werden.

Liebe Freunde Palästinas!

Hilflos müssen wir mit ansehen, wie unsere Häuser und Heimat

systematisch von Israel zerstört werden.

Ich frage Euch: Wie viele sind unter Euch, die ein Familienmitglied, einen

Nachbarn nun im Gaza-Streifen betrauern? Kennt nicht inzwischen jeder

von Euch einen Toten mit Namen oder weiß um Familien in Berlin, die

um Verwandte oder Freunde trauern? Sind nicht unter den weit über

1.300 Ermordeten Hunderte unschuldige Kinder und Frauen?

Ich frage Euch: Was haben sie getan, dass sie brutal ermordet worden?

Was haben sie getan, dass sie in ein großes Gefängnis gesperrt worden

sind, um wie Vieh abgeschlachtet zu werden? Was haben sie getan,

dass niemand ihre Stimmen und ihr flehentliches Rufen hört?

Und ich frage Euch: Sind nicht diese Getöteten Opfer einer gezielten

ethnischen Säuberung, die mit ihrem Leben einen hohen Blutzoll

entrichten müssen? Und gehört nicht zu Palästina auch der Gaza-

Streifen, den Israel ins Vergessen drängt?

Die Zukunft unseres Landes hängt auch vom Gaza-Streifen ab! Wir

brauchen die Stimmen aller Palästinenser, um die internationale

Gemeinschaft an ihre Versprechungen zu erinnern: das Versprechen auf

einen souveränen Staat Palästina, indem alle Palästinenser mit ihren

Familien in Frieden und Sicherheit leben können. Heute erheben wir

erneut unsere Stimmen dafür! Sie dürfen nicht verstummen und Ihr alle,

liebe Freunde Palästinas, helft dabei! Dafür danke ich Euch!

Liebe Freunde Palästinas,

Wir stehen vor einer neuen Spirale der Gewalt, die sich weiter und weiter

dreht. Der Friedensprozess ist für uns in weite Ferne gerückt: Statt

endlich Verhandlungen mit uns aufzunehmen, überzieht Israel das

fruchtbare Land unserer Vorfahren mit Tod und Elend, mit Angst und

Schrecken. Und mittags legt das israelische Militär ab und zu mal eine

Mordpause ein…

Auf das Schärfste verurteile ich die israelischen Aggressionen als

völkerrechtswidrig. Seit Jahrzehnten tritt Israel Menschenrechte mit

Füßen, ignoriert UN-Resolutionen als wären sie für ihr Land nicht

verabschiedet worden, raubt uns Palästinensern die Heimat durch

Siedlungsbau, Enteignungen und Bau der Apartheidsmauer. Eine

demokratisch gewählte Regierung wird, obwohl die Wahlen in der

Roadmap vorgeschrieben waren, einfach nicht anerkannt. Abgeordnete

werden von Israel in außergerichtlichen Exekutionen ermordet oder

entführt, für Jahre ins Gefängnis gesteckt – ohne Anklage, Prozess und

Verurteilung. Unter 11.000 Inhaftierten sind Hunderte von kleinen

Kindern, die ihre Kindheit und ihre Jugend in israelischen Haftanstalten

unter verächtlichen Bedingungen verbringen müssen – ohne Aussicht

auf Selbstbestimmung und Würde!

Widerstand gegen Israels Besatzung und jahrzehntelange Aggressionen

ist legitimes Völkerrecht! Ich wiederhole: legitimes Völkerrecht! Nicht die

Palästinenser sind der Aggressor, sondern Israel mit seiner

barbarischen Gewalt, uns jegliche Rechte und Würde absprechend! Seit

Jahrzehnten ist das palästinensische Volk in der Westbank und im Gaza-

Streifen eingesperrt, weggesperrt und von Israels Gnaden abhängig!

Nicht einen Schritt dürfen wir ohne Genehmigung vor unsere Haustüren

setzen, für alles und jeden brauchen wir eine Erlaubnis und selbst die

Luft zum Atmen erteilt uns Israel.

Ich bin unendlich bestürzt, über alle Nachrichten, die uns aus dem

vollends abgeriegelten Gaza-Streifen erreichen. Ich bin bestürzt über die

vielen unschuldigen Opfer. Völlig entsetzt aber bin ich über das

Schweigen der Weltöffentlichkeit. Dafür habe ich keine Worte, die

beschreiben könnten, was ich empfinde…

Israel vernichtet alle Chancen für eine friedliche Lösung in Nahost und

eine Beilegung des Konfliktes. Militärische Gewalt in diesem Ausmaß

schürt Verzweiflung, ohnmächtige Wut und noch mehr Hass auf die

Besatzer und ihre Unterstützer! Israel ist gerade auf dem Weg unter den

Augen aller, den Gaza-Streifen in die Steinzeit zurückzubomben, ja

mitten im Versuch, ein ganzes Volk mit seiner Kultur und seinen

Traditionen auszulöschen.

Wir gehen nicht vorwärts, sondern einen Schritt vor, um dann wieder

zwei zurückzugehen. Derart werden wir niemals den Verhandlungstisch

erreichen, um dieses Pulverfass zu entschärfen. Der Region droht ein

Flächenbrand von ungeheurem Ausmaß…

Statt ständigen Appellen, Aufrufen, Erklärungen und Forderungen nach

einer Neuordnung westlicher Politik klage ich alle Untätigen an! Hier und

jetzt! Aktives Handeln in Form einseitiger Parteinahme für Israels

Interessen ist ebenso verwerflich, wie Unterlassen durch Wegsehen,

Übersehen und Totschweigen angesichts dieses himmelschreienden

Unrechts!

Auch wir Palästinenser sind Menschen, mit Pflichten aber auch Rechten!

Und diese fordern wir ein:

- ein sofortiges Ende aller israelischen Kampfhandlungen im Gaza-

Streifen

- bedingungsloser vollständiger Rückzug der Besatzungskräfte aus

dem Gaza-Streifen

- sofortige Aufhebung der Blockade und aller Abriegelungen,

Öffnung der Grenzübergänge

- sofortige humanitäre und medizinische Hilfe

- Einsetzung einer internationalen Kommission zur Dokumentation

von Kriegsverbrechen

- Sofortige Beendigung der israelischen Besatzung von Palästina

Ich appelliere an Euch alle, sich für diese Forderungen stark zu machen!

Erhebt Eure Stimme für einen Stopp des Massakers im Gaza-Streifen!

Unsere Kinder sind hungrig auf Leben, auf eine Existenz in einem Staat

Palästina, der ihnen Geborgenheit, Sicherheit und Frieden bietet.

Jahrzehntelang wurde uns dieser Schutz versprochen, immer und immer

wieder versprochen.

Im Interesse aller, insbesondere aber der über 1.300 Ermordeten und

über 5.200 Verletzten dieses Krieges, die ihre Gesundheit und sogar ihr

Leben für dieses Ziel hergeben mussten, fordere ich die Einlösung

dieses Versprechens! Aktiv und energisch muss der Druck auf Israel

erhöht werden, den barbarischen Krieg sofort einzustellen und sich aus

dem Gaza-Streifen zurückzuziehen! Voraussetzung für einen

dauerhaften Frieden und Sicherheit in der Region ist die Räumung aller

palästinensischen Gebiete bis zur Grünen Linie.

Der üble Geruch des Todes haftet all jenen an, die weiter untätig in den

Nahen Osten blicken, den Kopf schütteln und meinen, dass sich jeder

selbst der Nächste sei!

 

    


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