Hungerstreik von Firas Maraghy vor der Israelischen
Botschaft in Berlin
Seit dem 26.7.2010
Teil 1
Für seine
und seiner Familie Recht, in Jerusalem zu leben.
Unterstützung für hungerstreikenden Palästinenser - Welt - (...) Fanny-Michaela Reisin von der «Internationalen Liga für Menschenrechte» forderte am Freitag ein offizielles Signal. Am Montag will Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) ihn besuchen >>>
Videos rechts
-
Quelle-
NetNewsGlobal
1. Video -
Firas Maraghy
32. Tag Hungerstreik
vor der Israelischen
Botschaft in
Berlin, 26.08.2010
2. Video - Firas
und Reuven Moskovic
vor der Israelischen
Botschaft Berlin
3. Video -
Firas Maraghy
32. Tag Hungerstreik
vor der Israelischen
Botschaft in
Berlin, 26.08.2010
Part 3 -
Getrennt
durch Mauern,
oder nur durch
die andere Straßenseite.
Besucher aus
der Israelischen
Botschaft wurden
mit Taxen chauffiert.
Manche hatte
die kleine Israelfahne
in der Hand...Bindet
man so junge
Menschen an
Israel?
Zu uns herüber
kommen wollten
sie nicht wohl
nicht, wir haben
gewinkt und
dazu aufgefordert,
ohne erkennbare
Reaktion. Auf
der einen Straßenseite
ein Mensch am
32. Tag im Hungerstreik,
auf der anderen
Seite eine "
Propagandatour".
Nachwuchs für
Israel? Für
Firas und seine
Familie kein
Platz?
30.
Tag des Hungerstreiks von Firas
Maraghy: Unerwartete Unterstützer
warten mit praktischer Solidarität
auf
- Institut
für Palästinakunde - Weitere
Parlamentarier wenden sich an
die Botschaft und das Aussenministerium
- Die Appelle
Firas Maraghy zur Seite
zu stehen - sich an dem Hungerstreik
zu beteiligen, und sich etwas
einfallen zu lassen, um eine
grössere Öffentlichkeit zu erreichen
- haben nun doch Gehör gefunden,
wenn auch leider ein wenig spät.
Der 'Weisse Ritter' ist dabei
gleichermassen unerwartet wie
erwartet: Gehofft hatte man
auf Unterstützer aus der pal./arab.
Gemeinde Berlins - oder der
deutschen Solidaritätsszene.
Obschon sich diese Hoffnung
zerschlug, erwuchs Unterstützung
doch aus einer anderen Quelle:
Aus der kleinen Schar von Israelis,
die sich zur Zeit in Berlin
befindet ('Israelis gegen die
Besatzung'), die wohl schon
mit ihrem Auftritt beim Tribunal
gegen taz-Chefredakteuerin Ines
Pohl für einen Eklat gesorgt
haben. Bitte lesen Sie
hier weiter.
Von
11.00 Donnerstag bis 11.00 Freitag
-
Wir,
in Deutschland lebende israelische
Staatsbürger, solidarisieren
uns mit Firas Maraghy vor der
israelischen Botschaft.
- Am Donnerstag, den 26.
August von 11 Uhr bis Freitag,
den 27. August um 11 Uhr werden
wir fasten, anlässlich eines
Monats Hungerstreik von Herrn
Maraghy. - Firas Maraghy
ist ein Palästinenser aus Ost-Jerusalem,
der mit einer deutschen Frau
verheiratet ist und mit ihr
eine Tochter hat. Weil Israel
Ost-Jerusalem widerrechtlich
annektiert hat und den Bewohnern
der Stadt noch nicht einmal
die elementarsten Menschenrechte
gewährt, muss er ab Mai 2011
für mindestens eineinhalb Jahre
in Ost-Jerusalem bleiben, sonst
verliert er sein Aufenthaltsrecht
in der Stadt, in der seine Familie
seit 150 Jahren lebt. Da die
israelische Botschaft seine
Ehe und Tochter nicht anerkennen
will, kann seine neue Familie
aber nicht mit ihm gemeinsam
nach Ost-Jerusalem zurückkehren.
Firas Maraghy muss demnach eine
unzumutbare Entscheidung zwischen
seiner Heimat und seiner Familie
treffen, die wir als jüdische
Israelis hingegen nie treffen
müssen. Ihm bleibt darum nur
noch zu protestieren. Wir als
privilegierte Juden protestieren
mit. - Um 12:30 Uhr wird eine
Pressekonferenz stattfinden,
zu der wir herzlich einladen.
Ein musikalischer Auftritt
von Meike Goosmann & Co findet
statt am Donnerstag, den 26.August
2010 um 13 Uhr in der Reinerzstraße,
nur ein paar Schritte von der
Botschaft entfernt. Um 18 Uhr
spielen wir das Spiel "Reise
nach Jerusalem". Israelis
gegen die Besatzung
Ute
Granold, Obfrau der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion
im Ausschuss für
Menschenrechte und
humanitäre Hilfe des
Deutschen Bundestages, hat
sich (nach Informationen
ihres Büros gegenüber der
Internationalen Liga für
Menschenrechte) in einem
Schreiben an den
israelischen Botschafter in
Berlin appelliert
und für das Anliegen Herrn
Maraghy geworben. Außerdem
hat Frau Granold das
Auswärtige Amt auf die
Situation von Firas Maraghy
angesprochen. Der
palästinensische Jerusalemer
Firas Maraghy befindet sich
mittlerweile seit 4 Wochen
im Hungerstreik in der Nähe
der israelischen Botschaft
in Berlin. Das Ziel des
Hungerstreiks ist es, für
seine neun Monate alte
Tochter Zaynab, seine Frau
Wiebke Diehl und sich selbst
ein gesichertes
Aufenthaltsrecht in seiner
Heimatstadt Jerusalem zu
erhalten. - Martin Forberg
Achtung, den Mülleimer
öffnen und die Nase zuhalten
- Was - nur ein Beispiel -
das
Netzwerk Broder + & hier
Thomas von der Osten-Sacken
daraus machen:
"Paech
und das Heimatrecht
Thomas von der Osten-Sacken
-
Gazaflotillenfahrer Noram
Paech wird im Falle von
Firas Maraghy aktiv und wie.
Sein
offener Brief ist derart
widerwärtig, dass jeder
Kommentar sich erübrigt.
Einzig anzumerken wäre, dass
man sich alleine schon, um
nicht Seite an Seite mit
Figuren wie Paech stehen zu
müssen, schwer tut,
Sympathien und Solidarität
mit Firas Maraghy zu äußern.
Das spiegelt in a nutshell
ein Problem der
Palästinenser : es sind ihre
selbsternannten Freunde,
größtenteils bestehend aus
Djihadisten und Antisemiten
jedweder Couleur.
http://www.wadinet.de/blog/?p=2898
- Siehe auch:
Völkerrechtliches Gutachten
von Prof. Dr. Norman Paech
http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/Gaza/gutachten.html
"
Vom Scheitern der
Palästina-Solidarität im
Fall Firas Maraghy
- Institut für
Palästinakunde -
Von Lenin stammt der
Ausspruch, daß der
Versuch einen Bahnhof zu
besetzen in Deutschland
allein schon durch das
Verlangen nach einer
Bahnsteigkarte
verhindert werden
könnte. Diese Erkenntnis
gilt offenbar auch im
Jahre 2010 für den Fall
Firas Maraghy. Nach
wie vor scheint die
deutsche
Palästina-Solidarität
darauf zu warten, daß
die 'grossen Medien' -
wie unlängst die SZ -
den Fall Maraghy
aufgreifen und dann ein
großes Wunder geschieht:
Daß die israelische
Botschaft vor Schreck
umfällt und Firas
Forderungen erfüllt.
Bitte lesen Sie
hier weiter.
Einladung durch DAD
Deutsch-Arabischer
Dachverband e.V. - Protestkundgebung
-
Gegen den israelischen
Versuch der zunehmenden
Judaisierung der
Palästinensergebiete und
Jerusalems. Solidarität mit
dem seit 24 Tagen vor der
israelischen Botschaft
stehenden und sich im
Hungerstreik befindenden
Firas Almaraghy. - Wir treffen uns
Freitag den 20.08.2010 -
6.00 Uhr - Berlin - Am
Breitscheidtplatz /
Gedächtniskirche
Wiebke Diehl, die Frau von
Firas, schrieb: am
Donnerstag, den 12.08.
versammeln wir uns um 15.30
Uhr zu einer
Protestkundgebung bei Firas
vor der israelischen
Botschaft
(Auguste-Viktoria-Str.
74-76, Ecke Flinsberger
Platz).
Wir brauchen viele
Teilnehmer, denn Firas
hungert nun bereits seit
mehr als zwei Wochen.
Bitte unbedingt diese Mail
weiterleiten!!! Grüße,
Wiebke Diehl Quelle Renate
Dörfel-Kelletat und Frank
Dörfel -
www.palaestina-heute.de
Brief von
Norman Paech an den
Israelischen Botschafter in
Berlin Yoram Ben-Zeev -
Hamburg, d. 10. August 2010
-
Sehr
geehrter Herr Botschafter,
ich habe lange gezögert,
Ihnen zu schreiben, da mir
angesichts der Politik Ihrer
Regierung gegenüber den
Palästinensern in Israel und
in den besetzten Gebieten
zunehmend die Worte
ausgehen. Was Ihre Regierung
dem normalen
demokratisch-rechtsstaatlichen
Verständnis zumutet, ist
offensichtlich auch den
regierungstreuesten Medien
in Deutschland so peinlich,
dass sie es nur mit
Schweigen übergehen können.
Es geht
um die Familie von Herrn
Firas Maraghy, die Ihre
Regierung offensichtlich zu
einem weiteren Beispiel
ihrer Politik der
definitiven Entarabisierung
und Judaisierung
Ost-Jerusalems zu machen
beabsichtigt. Damit soll die
Annexion Ost-Jerusalems, die
den Makel der eindeutigen
Völkerrechtswidrigkeit nicht
los wird, mit dem grausamen
Mittel der Vertreibung aus
den Häusern und Zerstörung
der Familien vollendet und
unwiderruflich gemacht
werden. Ist Ihre Regierung
angesichts der eigenen
furchtbaren Geschichte so
vollkommen unempfindlich
geworden gegenüber dem
menschlichen Leid, welches
durch den willkürlichen Raub
der Heimat den eigenen
Nachbarn angetan wird? Meint
sie wirklich, mit diesen
durch keine Rechtsordnung zu
rechtfertigenden Mitteln dem
eigenen Volk in einem
letztlich rein jüdischen
Staat eine friedliche und
sichere Zukunft in der
arabischen Welt des
Mittleren Ostens zu
garantieren?
Da ich
nicht daran glauben will,
dass Ihre Regierung keinem
Argument der Vernunft und
Menschlichkeit mehr
zugänglich ist, bitte ich
Sie eindringlich, bei Ihrer
Regierung in Jerusalem eine
Änderung ihrer Haltung
gegenüber der Familie
Maraghy herbeizuführen.
Vor genau
einem Jahr schrieb ich das
letzte Mal an Sie, damit sie
die Ausreise von 12
Deutsch-Palästinensern aus
Gaza ermöglichten, die dort
ihre Verwandten besucht
hatten. Nach langen
quälenden Wochen gelang
ihnen schließlich die
Ausreise über den
Grenzübergang in Rafah nach
Ägypten. Eine solche Lösung
ist für die Familie Maghir
nicht möglich. Sie steht für
die Bedrohung der ganzen
palästinensischen
Bevölkerung in Jerusalem.
Sollte es nicht gelingen,
ihr Heimatrecht zu bewahren,
so wird dies nicht nur für
die Familie unabsehbar
traurige Folgen haben,
sondern auch für Israel das
Ziel einer friedlichen
Zukunft in erträglicher
Nachbarschaft zwischen den
beiden Völkern in noch
weitere Ferne rücken.
Mit
vorzüglicher Hochachtung
Norman Paech
PS. Dass
ich auch der Rechtfertigung,
die gestern
Ministerpräsident Netanyahu
für den Angriff auf die Free
Gaza-Flotille vor der
israelischen
Untersuchungskommission
vorgetragen hat, nicht
zustimmen kann, entnehmen
Sie bitte
meinem Gutachten,
welches ich Ihnen beifüge.
Der
Vorstand der
Internationalen Liga für
Menschenrechte
appelliert an den
Botschafter des Staates
Israel in Deutschland, s. E.
Yoram Ben-Zeev
-
Firas Maraghy im
Hungerstreik für sein Recht
auf Bewegungsfreiheit -
Liga-Appell an den
Botschafter des Staates
Israel in Deutschland, s. E.
Yoram Ben-Zeev und die
Regierung der Bundesrepublik
Deutschland
Seit 17 Tagen befindet sich
der in Deutschland lebende
palästinensische
Ost-Jerusalemer Firas
Maraghy im Hungerstreik vor
der Botschaft des Staates
Israel in Berlin. Er hat
allen Grund, die Aberkennung
seines dauerhaften
Wohnrechts in seiner
Heimatstadt durch die
Regierung Israels zu
befürchten. Er kämpft für
seine Menschenrechte. Er
kämpft gegen die
Einschränkung seiner
Bewegungsfreiheit.
Ost-Jerusalem wurde mit dem
übrigen Westjordanland, dem
Gazastreifen und den
Golanhöhen von Israel im
Junikrieg 1967 erobert. Noch
im Juni wurde das
„wiedervereinte Jerusalem“
unter Missachtung
einschlägiger
UN-Resolutionen und wider
geltendem Völkerrecht der
Gesetzgebung Israels
unterstellt. Das schließlich
am 30. Juli 1980 von der
Knesset verabschiedete
„Grundlagengesetz: Jerusalem
Hauptstadt Israels“
bezeichnet das „geeinte“
Jerusalem als „ewige“
Hauptstadt des jüdischen
Staates Israel und
legalisiert die Annexion
Ost-Jerusalems. Drei Wochen
später erklärte der
UN-Sicherheitsrat am 20.
Aug. 1980 in seiner mit 14:0
Stimmen angenommenen
Resolution 478 die Annexion
Ost-Jerusalems durch Israel
für nichtig und forderte
alle UN-Mitgliedstaaten auf,
ihre diplomatischen
Vertretungen aus Jerusalem
abzuziehen. Die
Bundesrepublik Deutschland
hat den genannten
Völkerrechtsverstoß Israels
zu keinem Zeitpunkt
anerkannt. Der Sitz der
deutschen Botschaft ist
Tel-Aviv.
Die seit vielen Generationen
in Ost-Jerusalem lebenden
Palästinenser erhalten im
Unterschied zu den
Einheimischen der übrigen
Westbank nicht die
palästinensische aber auch
nicht die israelische
Staatsbürgerschaft. In den
Amtsaugen der Regierung
Israels gelten sie als
staatenlos. „Permanente
Bewohner“ Jerusalems, die
zwar israelischem Recht
unterstehen aber keine
staatsbürgerlichen Rechte
erhalten. Ihr Ausweis, die
so genannte Jerusalem-ID
macht Palästinenser de facto
und de jure zu Bürgern
zweiter Klasse in der
eigenen Heimatstadt.
„Permanent“ ist nur die
Rechtsunsicherheit. Das
Wohn- und Aufenthaltsrecht
kann jedem palästinensischen
Ost-Jerusalemer jederzeit
entzogen werden.
Firas Maraghy, Jahrgang 1971
kennt seit Geburt alle
Facetten der Ausgrenzung der
nichtjüdischen Bewohner mit
einer Jerusalem-ID.
Drastische Einschränkungen
der Bewegungsfreiheit
gehören dazu. Nicht nur
innerhalb Jerusalems und
Israels. Seit 1996 verlieren
Ost-Jerusalemer, die länger
als sieben Jahre im
Westjordanland außerhalb der
Stadt oder im Gazastreifen
gelebt haben, per Gesetz
automatisch ihren Status.
Umgekehrt ist Bewohnern der
Westbank und des
Gazastreifens die Einreise
nach Ost-Jerusalem verboten.
Ins Ausland reisen können
Ost-Jerusalemer
„Nicht-Bürger“ nur mit einem
so genannten
„Laissez-Passer-Dokument“
und einem Rückkehr-Visum,
das vom israelischen
Innenministerium für ein bis
maximal zwei Jahre
ausgestellt wird oder nicht.
Die Ablehnung der
Visumserteilung braucht das
Ministerium nicht zu
begründen. Ohne ein solches
Visum ist das Recht
zurückzukehren verwirkt.
Eine Änderung oder
Erneuerung des Dokuments
wird vom Ministerium in
jeder Hinsicht erschwert.
Die israelische Regierung
will nicht, dass
Ost-Jerusalemer
Palästinenser aus dem
Ausland zurückkehren.
An der bitteren Situation
von Firas Maraghy ist das
ganze Ausmaß der
Unmenschlichkeit einer
Gesetzgebung erkennbar, die
ethnische Säuberung zu
Gunsten der Schaffung einer
jüdischen
Bevölkerungsmehrheit auch in
Ost-Jerusalem mit dem Ziel
legitimiert, die
internationale Anerkennung
seiner Eingliederung in den
jüdischen Staat Israel zu
erzwingen.
Seit 2007 mit der deutschen
Staatsbürgerin Wiebke Diehl
verheiratet, folgte Firas
Maraghy alsbald seiner
jungen Frau nach Berlin.
Hier wollte sie ihr Studium
der Islamwissenschaften
abschließen und danach
promovieren. Die Aufgabe
seiner Ost-Jerusalemer
Heimat kam für beide zu
keinem Zeitpunkt in
Betracht. Daher reiste Firas
Maraghy Mitte 2009 nach
Ost-Jerusalem, um seine
Papiere – getreu den
israelischen
Ausgrenzungsgesetzen seit
1995 – erstens innerhalb
einer Zweijahresfrist und
zweitens in Israel vor Ort
erneuern zu lassen. Im Zuge
dessen beantragte er auch
die Registrierung seiner
Ehe.
Nach innenministerialer
Entscheidung von 1995 ist
jedoch das Anrecht von
Palästinensern,
Ost-Jerusalem dauerhaft zu
bewohnen, vom Nachweis des
Lebensmittelpunkts innerhalb
der Stadtgrenzen abhängig.
Palästinenser, die einen
Wohnsitz im Ausland erworben
oder auch nur beantragt
haben, verlieren ihr
Dauerwohnrecht in Jerusalem.
Mit eben dieser Begründung
wurde Maraghy – wie schon
Tausenden Ost-Jerusalemern
vor ihm – die Erneuerung
seiner ID versagt. Zudem war
das Recht auf
Familienzusammenführung für
palästinensische Jerusalemer
bereits 2000 annulliert
worden. Die zwingend
notwendigen Papiere, um
Ost-Jerusalem zu verlassen
erhielt er allerdings: Das
Laissez-Passer-Dokument mit
Rückkehrvisum, zusammen mit
dem Hinweis, dass eine
künftige Erneuerung von
einem mindestens anderthalb
jährigen Aufenthalt in
Ost-Jerusalem abhängig
gemacht werde.
Im Dezember 2009 kam Zaynab,
die Tochter des Ehepaars
Maraghy, zur Welt. Sein
Antrag bei der Botschaft des
Staates Israels in
Deutschland, wenigstens sie
zu registrieren, wurde
abgelehnt. Wider besseres
Wissen wurde ihm nahegelegt,
mit der Tochter nach
Ost-Jerusalem zu fliegen, um
sie vor Ort registrieren zu
lassen.
Seitdem ist der Ehemann und
Vater, dessen gesamte
Herkunftsfamilie in
Ost-Jerusalem ansässig ist,
der unsäglichen Alternative
ausgesetzt, entweder ohne
Ehefrau und Tochter nach
Ost-Jerusalem zurückzukehren
oder sein Rückkehrrecht zu
verlieren. In dieser
ausweglosen Situation
entschied er sich zum
äußersten Mittel des
individuellen Widerstands,
zum Hungerstreik. Er ist
entschlossen, so lange keine
Nahrung zu sich zu nehmen,
bis ihm, der Ehefrau und der
kleinen Tochter ein legaler
Status in seiner Heimatstadt
Jerusalem zuerkannt wird.
Der Vorstand der
Internationalen Liga für
Menschenrechte appelliert an
den Botschafter des Staates
Israel in Deutschland, s. E.
Yoram Ben-Zeev, sich mit
aller Kraft dafür
einzusetzen, dass die
Zuständigen in Israel dem
berechtigten Antrag von
Firas Maraghy auf einen
jederzeitigen
Daueraufenthalt der Familie
in seiner Heimatstadt
Ost-Jerusalem stattgeben.
Zugleich fordert die Liga
die Bundesregierung auf, den
unverkennbaren Verstoß der
Regierung Israels gegen
Internationales Recht nicht
tatenlos hinzunehmen.
Alle Mitgliedsstaaten der
UNO haben sich
völkerrechtlich
verpflichtet, die Allgemeine
Erklärung der Menschenrechte
zu verwirklichen und mehr
noch ihre Bestimmungen zu
verteidigen. Artikel 13
fordert von Israel ebenso
wie von allen übrigen
Staaten, jedem Menschen das
grundlegende Recht auf
Bewegungsfreiheit zu
garantieren. Dies schließt
insbesondere die Garantie
der Rechtssicherheit für
jeden Menschen ein, „jedes
Land einschließlich seines
eigenen, zu verlassen und in
sein Land zurückzukehren.“
(Art. 13 Abs. 2).
Israel ist zudem seit Januar
1992 Vertragsstaat des
Internationalen Pakts über
bürgerliche und politische
Rechte. Auch hieraus
erwächst ihm die für alle
Vertragsstaaten bindende
Verpflichtung zur Garantie
der im Pakt verankerten
bürgerlichen Grundrechte.
Artikel 12. des Zivilpakts
schreibt das individuelle
Recht zur Ein- und Ausreise
in jedes Land einschließlich
das eigene als Grundfreiheit
fest. Ihre willkürliche
Einschränkung wird durch
Absatz 3 ausgeschlossen,
zumal, wenn sie grundlos und
entgegen den übrigen in dem
Pakt anerkannten Rechten
erfolgt. Ausdrücklich heißt
es in Absatz 4 „Niemandem
darf willkürlich das Recht
entzogen werden, in sein
eigenes Land einzureisen.“
Deutschland ist ebenfalls
Vertragsstaat des
Zivilpakts. Die
Bundesregierung ist
verpflichtet, den
anhaltenden Verstößen
Israels gegen elementare
Grund- und Menschenrechte
politisch mit Nachdruck
entgegenzuwirken und bei
Erfolglosigkeit ebenso zu
sanktionieren, wie bei
vergleichbaren Vergehen
anderer Staaten mehrfach
geschehen. Willkürliche
Einschränkungen der
Grundfreiheiten von
Menschen, ethnische
Säuberung und der Entzug des
Rechts auf Rechte sind keine
Kavaliersdelikte, die „guten
Freunden“ gestattet sein
dürfen.
Wir appellieren an die
Bundeskanzlerin, an den
Außenminister, den
Menschenbeauftragten der
Bundesregierung, den
Vorsitzenden des
Menschenrechtsausschusses
des Deutschen Bundestages
sowie an alle
Bundestagsabgeordneten:
Verhelfen Sie der Familie
Maraghy zu ihrem Recht.
Bewegungsfreiheit gehört zu
den unteilbaren Grund- und
Menschenrechten, deren
Verteidigung Sie selbst zu
Ihren vornehmsten und
vorrangigen politischen
Aufgaben zählen.
Warum unternimmt Firas
Maraghy seit mehr als zwei
Wochen ein Hungerstreik?
- Seit mehr als zwei Wochen
macht Firas Maraghy einen
Hungerstreik vor der
israelischen Botschaft, weil
er keinen anderen Weg sieht,
sein unveräußerliches
Aufenthaltsrecht in seiner
Heimatstadt Jerusalem durch
den Staat Israel anerkannt
zu bekommen. Wir sind
israelische Bürgerinnen und
Bürger, die in Berlin wohnen
und auf die Dienste der
konsularischen Abteilung der
israelischen Botschaft
angewiesen sind: Unsere
Pässe werden dort
verlängert, Kinderpässe
ausgestellt usw. Kürzlich
versuchte jemand, seine
beiden israelisch-jüdischen
Töchter auszubürgern, doch
dieses Recht wurde den
Beiden durch die
israelische Botschaft in
Berlin abgesprochen. Wir
dürfen uns so lange in
Deutschland aufhalten, wie
es das deutsche Gesetz
erlaubt; unsere Rechte als
Israelis bleiben dabei
unberührt.
Weil wir Juden sind. Firas Maraghy, einem
Palästinenser aus
Ost-Jerusalem wurde das
Residenzrecht abgesprochen,
obwohl seine Familie seit
mehr als 150 Jahren in
Ost-Jerusalem wohnt, während
unsere Familien zum großen
Teil
Migrationshintergrund in
Israel haben. Da das seit
Juni 1967 von Israel
besetzte und später durch
Israel widerrechtlich
annektierte Ost-Jerusalem
unter israelischer
Herrschaft steht, ist die
israelische Botschaft für
Herrn Maraghys Anliegen
zuständig. Die israelische
Botschaft aber entzieht sich
ihrer Verantwortung und legt
Herrn Maraghy nahe, er solle
seiner Tochter einen
deutschen Pass ausstellen
lassen, da ihre Mutter –
also Herrn Maraghys Frau –
deutsche Staatsbürgerin sei.
Weil er Araber ist. Die israelischen
Behörden behandeln auch
andere Palästinenserinnen
und Palästinenser auf diese
Art, um die ethnische
Säuberung Palästinas
fortzusetzen. Palästinenser
in den besetzten Gebieten
werden gedrängt, ihre
Wohnorte zu verlassen: mehr
als 55.000, die Hebron wegen
der gegen sie gerichteten
Gewalt der
israelisch-jüdischen Siedler
verlassen haben, oder auch
zahlreiche Ost-Jerusalemer
Palästinenser, denen ihr
Residenzrecht aberkannt
wurde, da sie aufgrund eines
bürokratischen Formfehlers
ihren langjährigen
Aufenthalt in der Stadt
nicht nachweisen können.
Weil sie Palästinenser sind.
Unsere palästinensischen
Mitmenschen werden
tagtäglich durch Israel
diskriminiert und müssen im
Innenministerium in
Ost-Jerusalem lange
Wartezeiten in Kauf nehmen,
wenn sie ihre Pass- und
Aufenthaltsangelegenheiten
zu regeln versuchen. Obwohl
man dort Arabisch
sprechen müsste, da Arabisch
eine der Amtssprachen in
Israel ist, beherrschen die
meisten Beamte diese nicht.
Etliche von ihnen sprechen
Russisch und Hebräisch. Sie
durften sich im Land
niederlassen,
auch ohne Juden zu
sein.
Weil sie keine
Palästinenser sind.
Firas Maraghy wurde im
Mai 2009 gesagt, er werde
sein Aufenthaltsrecht in
Jerusalem verlieren, sollte
er nicht im Mai 2011 für
mindestens eineinhalb bis
zwei Jahre nach Jerusalem
zurückkehren. Außerdem
weigerte sich die Behörde in
Israel, Herr Maraghys Ehe zu
registrieren. Unter
diesen Umständen muss Herr
Maraghy eine unmögliche
Entscheidung treffen. Er
muss zwischen seiner
Herkunftsfamilie und seiner
Heimat in Ost-Jerusalem
einerseits und seiner Frau
und seiner Tochter in Berlin
andererseits wählen. Denn
wird seiner Tochter kein
Reisedokument ausgestellt,
besitzt auch sie kein
Aufenthaltsrecht in
Jerusalem. Wird die Ehe
nicht eingetragen, bekommt
Herr Maraghys Frau
wahrscheinlich keine
Aufenthaltsgenehmigung in
Jerusalem. Herr Maraghy
müsste sich also von seiner
Familie trennen, um als
Einheimische sein eigenes
Recht auf ein Leben in
Jerusalem nicht zu
verlieren.
Wir rufen die israelische
Botschaft auf, ihre
diskriminierende Politik
aufzugeben und Zaynab
Maraghy ein Laissez-passer
auszustellen, wie es das
Völkerrecht vorschreibt.
Ferner fordern wir, dass
Herr Maraghy sein Recht auf
ein Leben in Jerusalem
garantiert bekommt und die
Drohung, ihm seine Papiere
zu entziehen, zurückgenommen
wird. Er hat einen Anspruch
darauf, jederzeit nach
Jerusalem zurückzukehren,
egal wie lange er und seine
Familie in Deutschland
bleiben.
Wir fordern die israelische
Botschaft in Berlin auf,
Firas Maraghy so zu
behandeln, als ob er Jude
wäre, weil er ein Mensch
ist.
Berlin, am 9. August 2010,
am
Tag 16 des
Hungerstreikes von Firas
Maraghy -
Renate Dörfel-Kelletat und
Frank Dörfel -
www.palaestina-heute.de
Liebe Freunde, liebe an
Nahost Interessierte,
verehrte Verantwortliche bei
den Medien,
Heimat oder
Familie
Erpressung einer
jungen Familie durch
Israel
Palästinenser darf
nicht mit seiner
deutschen Frau und ihrer
gemeinsamen 7-monatigen
Tochter in seiner
Heimatstadt Jerusalem
leben
So oder ähnlich stellen wir
uns vor könnten Schlagzeilen
lauten, wenn unsere
Zeitungen über Firas Maraghy
berichten, der heute im 16.
Tag seines Hungerstreiks vor
der Israelischen Botschaft
in Berlin ist. Doch
die Medien schweigen weiter!
Zur Situation: Als Israel
nach dem 6-Tage-Krieg 1967
neben den syrischen
Golan-Höhen ganz Jerusalem
völkerrechtswidrig
annektierte, übernahm es ein
Gebiet mit überwiegend
palästinensischer
Bevölkerung. Diese
Palästinenser erhielten
(noch) weniger Rechte als
die rund 30% nichtjüdischer
Bevölkerung im Kernland
Israels. Sie haben keine
Pässe und gelten somit bei
Auslandsreisen als
staatenlos. Es gibt die
Bestimmung, dass sie nach
7-jähriger Abwesenheit ihr
Aufenthaltsrecht in
Jerusalem verlieren. Seit
Jahren ist Israel dabei,
durch den Bau von
Wohnsiedlungen für jüdische
Menschen eine Judaisierung
Jerusalems zu betreiben mit
der offensichtlichen
Absicht, langfristig
Jerusalem von Palästinensern
zu „reinigen“.
Häuserbesetzungen,
Häuserabrisse, Vertreibungen
von Familien sind an der
Tagesordnung und werden auch
gelegentlich in unseren
Medien berichtet.
Ein älterer Freund als wir
ihm von Firas und seinem
Hungerstreik erzählen: „Das
konnte er doch vorher
wissen“. Nein, das konnte
Firas Maraghy nicht wissen:
Israel droht, seine eigenen
Gesetze und Regeln zu
brechen, um ihm ein normales
Leben mit seiner Familie in
der Stadt, in der die
Familie Maraghy seit
Generationen lebt, unmöglich
zu machen: statt der
(ohnehin diskriminierenden
und rassistischen) 7 Jahre,
die ein Palästinenser nur im
Ausland sein darf ohne sein
Aufenthaltsrecht zu
verlieren, wird ihm jetzt
angedroht, dies könnte bei
ihm schon nach weniger als 2
Jahren passieren. Das
Recht, das jedem jüdischen
Israeli zusteht, der eine
Deutsche heiratet, mit Frau
und Kind in Israel zu leben,
wird ihm, dem Palästinenser
verweigert.
Wohlmeinende Menschen, die
Firas an seinem Platz
gegenüber der Israelischen
Botschaft besuchten, wo er
nun seit 15 Tagen seinen
Hungerstreik durchführt, um
sein Recht zu erstreiten,
mit seiner Familie in
Jerusalem leben zu dürfen,
rieten ihm, doch die
Möglichkeiten seiner Ehe mit
Wiebke auszunützen und
schnellstens Deutscher zu
werden. Dann ließe sich die
Schwierigkeit umgehen und er
könne mit seinem deutschen
Pass als Besucher in seine
Heimat reisen. Vertreibung
der Palästinenser mit Hilfe
der deutschen Behörden!
In was für einem Land leben
wir? Nein, bei uns
wird nicht aus rassistischen
Gründen und zum Zwecke der
Kolonialisierung vertrieben
und ausgegrenzt. Bei
uns gibt es auch Unrecht,
doch gegen Willkür können
wir –meist—angehen mit
Mitteln der Justiz, oft aber
auch schon mit Mitteln der
Nachfrage und ggf.
Einschaltung der
Öffentlichkeit.
Warum aber scheint hier im
Fall Firas Maraghy die
Öffentlichkeit nicht zu
funktionieren? Weshalb haben
die Medien bisher so
beharrlich geschwiegen, wo
hier ein Mensch seine
Gesundheit, sein Leben in
die Waagschale wirft, um
seine Grundrechte auf Heimat
und Familie zu erhalten?
Geht uns wirklich nichts an,
was sich hier in Berlin
abspielt?
Viele der Passanten bringen
Firas viel Sympathie
entgegen, sie bleiben
stehen, sie fragen, sie
artikulieren ihre Empörung.
Doch wie viele Menschen sind
es schon, die hier im
stillen Villenviertel, in
das die Israelische
Botschaft wie eine Festung
hineingeklotzt steht,
vorbeikommen mit dem Gassi
geführten Hund, der am Stuhl
von Firas schnüffelt, mit
den Kindern, die zum
Spielplatz gebracht werden,
der hinter dem Standort von
Firas liegt. Ja, es kommen
auch andere, Menschen, die
durch persönliche
Benachrichtigung von Firas
und seiner Situation gehört
haben, Menschen aus einem
der vielen
Informations-Netzwerke, die
außerhalb der öffentlichen
Medien existieren. Und wo
bleibt die Reaktion der
Politik? Wo die der Kirchen?
Und vor allem: wo bleibt die
Reaktion der Medien?
Ist ihnen, wie uns gesagt
wurde, der Fall zu
unwichtig, bei all dem Leid,
über das es aus aller Welt
zu berichten gilt? Ist der
Protest von Firas zu still?
Zu wenig spektakulär? Muss
erst Gewalt, Aggression,
Brutalität im Spiel sein,
damit Medien ihr Interesse
finden?
Oder setzt hier wieder
einmal die Hemmung ein, über
Situationen zu berichten,
bei denen es nicht ohne
Kritik an Israel abgeht?
Ist hier der gleiche
Mechanismus (wir wollen ja
nicht gleich an gezielte
Manipulation denken)
wirksam, der z.B. das breite
Medienecho zum
Bundestagsbeschluss vom 1.
Juli verhindert hat, bei dem
der Bundestag mit den
Stimmen aller Fraktionen
Israel zur Beendigung der
Blockade des Gazastreifens
aufgefordert hat?
Haben etwa diejenigen doch
Recht, die behaupten, unsere
Medien seien nicht frei,
seien manipuliert?
Hier unser Appell an alle,
die in Berlin sind: stattet
Firas einen Besuch ab – er
braucht unsere
Aufmerksamkeit, sein
Anliegen, der schleichenden
ethnischen Säuberung
Jerusalems zu widerstehen,
kann so ein wenig
unterstützt werden – und den
Verantwortlichen in der
Israelischen Botschaft wird
verdeutlicht, dass er nicht
einsam ist in seinem Ringen.
Und wer aus geographischen,
zeitlichen oder sonstigen
Gründen nicht kommen kann,
könnte es ja einem anderen
weitersagen.
Und unser Appell an alle:
fordert bei Euren Zeitungen,
bei Euren Radio- und
Fernsehsendern die
Berichterstattung über den
Fall ein – Leserbriefe,
Anrufe, Mails müssen den
Verantwortlichen dort
verdeutlichen, dass sie hier
in der Pflicht sind.
Und das Echo sollte sich
nicht auf Berlin, nicht auf
Deutschland beschränken.
Firas hungert für eine
Sache, die weltweit
Aufmerksamkeit verdient.
Prof. Dr. Rolf Verleger -
An den Botschafter des
Staates Israel in der
Bundesrepublik Deutschland
Herrn Yoram Ben-Zeev
Auguste-Viktoria-Str. 74-76
14193 Berlin vorab per
e-mail (botschaft@israel.de)
Sehr geehrter Herr
Botschafter Ben-Zeev, wir,
in Deutschland lebende Juden
und Israelis, sind entsetzt,
dass es zum Hungerstreik von
Herrn Maraghy kommen musste.
Wie Sie wissen, stammt Firas
Maraghy aus einer seit
vielen Generationen in
Jerusalem lebenden Familie.
Trotz seines
unbezweifelbaren Rechts, im
Land seiner Geburt und
seiner Vorfahren zu leben,
besitzt er, wie alle
Jerusalemer Palästinenser,
weder einen
palästinensischen noch einen
israelischen Pass.
Stattdessen hat er aufgrund
der israeli-schen
Rechtsvorschriften einen
Status als "Staatenloser"
und ist daher in jedem
Einzelfall auf israelische
Aufenthalts- wie
Reiseerlaubnisse angewiesen.
Seit September 2007 ist Herr
Maraghy mit der deutschen
Staatsbürgerin Wiebke Diehl
verheiratet; um während
ihres Studiums mit seiner
Frau in Berlin
zusammenzuleben, zog er nach
Deutschland. Im Dezember
2009 wurde die gemeinsame
Tochter Zaynab Maraghy
geboren. Herr Maraghy hielt
sich im Mai 2009 in
Jerusalem auf, um beim
israelischen
Innenmini-sterium seine Ehe
in seine Papiere eintragen
zu lassen. Die Eintragung
wurde ihm jedoch verweigert,
mit der Begründung, er lebe
ja nun im Ausland und habe
somit seine Rechte als
Einwohner verloren. Diese
Begründung erscheint nicht
stichhaltig, da die
entspre-chende israelische
Rechtsvorschrift den Verlust
des Aufenthaltsrechts erst
nach sieben Jahren vorsieht.
Implizit erkannte die
dortige Behörde dies auch
an, indem sie Herrn Maraghy
selbst ein neues
Reisedokument ausstellte –
allerdings nur befristet bis
Mai 2011 und mit der
Auflage, danach mindestens
1½ Jahre in Jerusalem zu
verbleiben. Der ganze
Vorgang, insbesondere die
Verweigerung der
Eheeintragung, erscheint
somit als ein Willkürakt.
Nach der Geburt seiner
Tochter Zaynab wollte nun
Herr Maraghy im April 2010
seine Tochter in seine
Papiere eintragen lassen. Zu
diesem Zweck wandte er sich
an Ihre Dienststelle, die
israelische Botschaft, die
nach allgemeinem Dafürhalten
für solche Rechtsakte bei im
Ausland lebenden Bürgern des
Staates zuständig ist. Diese
Zuständigkeit erkannte Ihre
Behörde offenbar auch an,
weigerte sich aber mit
Bescheid vom 17.4.2010,
Zaynab Maraghy ein
israelisches Reisedokument
auszustellen, mit der
Begründung, dass ihre Mutter
Deutsche sei. Nach hiesigem
Rechtsempfinden erscheint
auch diese Entscheidung als
ein Willkürakt. Herr Maraghy
wird somit durch die
Verweigerung eines
israelischen
Aufenthaltsstatus sowohl für
seine Ehefrau als auch für
seine Tochter vor die
Entscheidung gestellt, sich
Ende Mai 2011, wenn sein ihm
von den Jerusalemer Behörden
ausgestelltes Reisedoku-ment
ausläuft, also in knapp zehn
Monaten, entweder von seiner
Familie zu trennen oder
seine Heimat zu verlieren.
Denn er muss nach Jerusalem
zurück, um den Wohnsitz in
seiner Heimat zu behalten,
und seine Familie wird dort
kein Aufenthaltsrecht haben,
weil das israelische
Rechtssystem dafür die
Eintragung der Ehe und der
Kinder vorschreibt. Nach
deutschen
Rechtsvorstellungen kann man
über eine solche Situation,
die dem hier grundgesetzlich
garantierten Schutz von Ehe
und Familie eklatant
widerspricht, nur den Kopf
schütteln. Außerdem – darauf
weist Herr Maraghy zu Recht
hin – widerspricht dieses
Vorgehen dem Artikel 13 der
Allgemeinen Erklärung der
Menschenrechte. Firas
Maraghy sieht keinen anderen
Ausweg als den Hungerstreik.
Wir, die Jüdische Stimme für
gerechten Frieden in Nahost,
bezweifeln entschieden, dass
eine Lösung der
komplizierten Situation in
Israel und Palästina dadurch
herbeigeführt werden kann,
dass die Jerusalemer
Palästinenser durch
bürokratische Maßnahmen wie
in diesem Fall aus ihrer
Heimat herausgedrängt
werden. Der Zweck – die
Judaisierung Jerusalems
mittels Heraussäuberung der
alteingesessenen Bevölkerung
– ist allzu offen-sichtlich.
Deshalb unterstützen wir
Herrn Maraghy in seinem
Anliegen und hoffen, dass
das durch seinen
Hungerstreik ausgelöste
öffentliche Interesse zu
einer Lösung seines Falls
beiträgt. Es liegt unserer
Meinung nach im
wohlverstandenen Interesse
des Staates Israel, das
friedliche Zusammenleben von
Juden und Arabern nicht
durch solche
diskriminierende Regelungen
zu gefährden. Offensichtlich
für uns ist auch, dass es
nicht im Interesse von uns
Juden in Deutschland liegen
kann, wenn man uns in
Zukunft mit Verweis auf
Israel vorhalten kann, dass
es auch andere, rabiatere
Wege geben kann, wie ein
Staat mit uns als
Minderheiten umgehen könne
als dies zur Zeit hier der
Fall ist. Dass im Jahre 2010
in Deutschland diese
Möglichkeit deswegen als
unwahrscheinlich dasteht,
weil Deutschland ein
stabiles Rechtssystem hat,
nicht aber weil Israel als
Rechtsstaat erscheint, ist
sehr irritierend. Wohin
driftet Israel ab? Selbst
und gerade wenn sich Israel
so sehr als jüdischer Staat
versteht, dass die bisherige
Bevölkerung dort zu
"Bewohnern" degradiert
werden, könnte sich ein
solcher jüdischer Staat
zumindest an grundlegende
Gebote unserer jüdischen
Religion halten. In waJikra
(3. Buch Moses), Kap.19,
Vers 34 heißt es: "Wie ein
Bürger von Euch sei Euch der
Bewohner, der bei Euch
wohnt, und liebe ihn wie
Dich selbst, denn Bewohner
wart Ihr im Lande Ägypten":
Wir Juden sollten aus
eigener leidvoller Erfahrung
sehr genau wissen, dass
Rechte aller
Bevölkerungsgruppen zu
respektieren sind. Wir
möchten daher an Sie
appellieren, Ihren
zweifellos vorhandenen
Ermessensspielraum
auszunutzen und die
entsprechenden Eintragungen
für die Ehefrau und Tochter
von Herrn Maraghy in seinen
Papieren vorzunehmen, damit
die gesamte Familie Maraghy
eine dauerhafte
Aufenthaltsgenehmigung für
Jerusalem hat. Mit
freundlichen Grüßen R.
Verleger (Unterschrift im
Original) Jüdische Stimme
für gerechten Frieden in
Nahost - Vorsitzender
Siebter Tag des
Hungerstreiks von Firas
Maraghy vor der israelischen
Botschaft
- Firas Maraghy,
dessen Tochter der
israelischen Staat keine
Papiere für Jerusalem
austellen will, befindet
sich nun seit sieben Tagen
im Hungerstreik vor der
israelischen Botschaft.
Zwischenzeitlich musste er
einen Alleebaum weiter
ziehen, um den Herren
Botschafter nicht durch
seine Ansicht zu stören.
Tagsüber sitzt er auf einem
Campingstuhl - mit einem
Karton, auf dem er Artikel
13 der
UN-Menschenrechtscharta
geschrieben hat - die Nächte
verbringt er im Schlafsack.
Firas freut sich sicher über
Besucher - man kann
sich auch in ein Büchlein
eintragen, um seine
Solidarität zu bezeugen.
Heute
vor einer Woche hat Firas
Maraghy seinen Hungerstreik vor
der Israelischen Botschaft in
Berlin begonnen.
Anbei einige Texte zu den
Gründen. Wir bewundern
diesen Mann und seine Familie,
wir sind sehr skeptisch
bezüglich der Aussichten, die
menschenverachtende israelische
Regierung auf diesem Wege zu
einer Änderung ihrer Haltung
zwingen zu können. Die
Polizei hat am Samstag (offenbar
auf Drängen der Botschaft) Firas
veranlasst, seinen Standort um
rund 20 weiter weg von der
Botschaft zu verlegen, so dass
er jetzt kaum wahrnehmbar im
Abseits steht -- sitzen darf er
eigentlich auch nicht, da das
Ordnungsamt nicht nur das
Aufstellen eines WC-Containers
sondern auch das Aufstellen
eines Stuhles auf dem (dort, am
Rande eines Parkgeländes, kaum
genutzten) Gehweg nicht zulässt.
Was können wir tun? Die Berliner
unter Euch/Ihnen sind
aufgefordert, Firas an seinem
Standort zu besuchen ( Bus 115
Forckenbeckstr.).
Bei unserer allmonatlich immer
am 1. Freitag auf dem Hackeschen
Markt von 17 bis 18 Uhr
stattfindenden Mahnwache für
gewaltfreien Widerstand gegen
die israelische Besatzung in
Palästina wird auch Gelegenheit
sein, Solidarität mit Firas
Maraghy auszudrücken. Seit
gestern gibt es eine Petition an
den Polizeipräsidenten von
Berlin, die online
unterschrieben werden kann. Man
kann auch den Text der Petition
herauskopieren und als eigene
Mail oder eigenen Brief an den
Polizeipräsidenten senden.