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Ungleicher Krieg -
Israelische Angriffe auf Gazastreifen fordern mehr als 80
Menschenleben. Opfer und Schäden fast ausschließlich auf
palästinensischer Seite - Knut Mellenthin - Israels Krieg gegen
Gaza geht weiter. Nach der Zählung der palästinensischen
Gesundheitsbehörden waren durch israelische Luftangriffe bis
Donnerstag vormittag 81 Menschen getötet worden. Unter den
Todesopfern sollen mindestens 18 Kinder sein. Die Zahl der
Verletzten wurde mit über 600 angegeben. Viele Kinder und
Jugendliche liegen mit Verbrennungen, Splitterverletzungen und
schweren Schocks in den Krankenhäusern. Die medizinischen
Einrichtungen des Gazastreifens sind schon jetzt über ihre
Kapazitäten hinaus belastet. Ägypten, das sich normalerweise an der
Abriegelung des Gebiets durch Israel beteiligt, öffnete am
Donnerstag vorübergehend den Grenzübergang Rafah, um die Lieferung
medizinischer Güter nach Gaza und den Transport einiger Verletzter
in ägyptische Krankenhäuser zu ermöglichen.
Westliche Regierungen und Medien beteiligen sich derweil mit großem
Engagement an der Fiktion, daß es sich um eine militärische
Konfrontation zwischen Israel und der Hamas handele. Tatsächlich
sind Opfer und Schäden aber fast ausschließlich auf der
palästinensischen Seite zu finden. Dutzenden oder Hunderten von
völlig zerstörten >>>
Was
sagen Sie zum neuen Krieg im Nahen Osten? - Raketen auf Jerusalem -
Bomben auf Gaza. Israel fliegt seit der Nacht zum Dienstag
(8.7.2014) Angriffe gegen die Hamas. Die Zahl der Toten und
Verletzten steigt stündlich. Wie beobachten Sie das Geschehen? -
Das Tagesgespräch zum Nachhören und Download - Gast: Dr. Michael
Lüders, Nahost-Experte, Politik- und Wirtschaftsberater, Moderation: Elif Senel >>>
Israels Politik - Unsere Verzweiflung ist unser Untergang - Der
Nahe Osten droht zu explodieren. Wer jetzt noch an den Frieden
glaubt, braucht Hoffnung. Genau daran fehlt es. Ein Weckruf an die
israelische Politik. - David Grossman - Zum Gedenken an Ron Pundak
(1955 bis 2014, israelischer Historiker und Journalist, der 1993
eine Schlüsselrolle im Friedensprozess von Oslo spielte) Die
Hoffnung und die Verzweiflung - es gab Jahre, da wurden wir in
meinem Land zwischen beiden hin und her geworfen. Heutzutage
scheint sich die Mehrheit der Israelis und der Palästinenser in
düsterer, stumpfer Verfassung zu befinden, aussichtslos, in einer
Apathie des Tiefschlafs oder selbstgewählter Benommenheit. In
Israel, das mit Enttäuschungen viel Erfahrung hat, tritt die
Hoffnung heute (falls sie überhaupt noch jemand erwähnt) nur
zögerlich auf, leicht beschämt, sich vorab schon entschuldigend.
Die Verzweiflung hingegen kommt sicher und entscheidungsfreudig
daher, als spräche sie im Namen eines Naturgesetzes oder eines
Axioms, gemäß dem es niemals Frieden zwischen diesen beiden Völkern
geben könne und der Krieg zwischen ihnen ein Dekret des Himmels
wäre. Aus Sicht der Verzweiflung ist jeder, der noch hofft und an
die Möglichkeit des Friedens glaubt, im besten Falle naiv oder ein
Träumer, der sich in Illusionen wiegt, im schlechtesten Falle aber
ein Verräter, der Israels Durchhaltevermögen schwächt, indem er es
dazu ermutigt, sich falschen Visionen hinzugeben. Leere als Zentrum
des Daseins In dieser Hinsicht hat die politische Rechte in Israel
gesiegt. Die Rechte, die an >>>
Militanter als
die Hamas - Im Gazastreifen sind einige Islamistengruppen aktiv,
die Hamas ist davon die moderateste. Sollte sie wegfallen, könnten
radikalere Gruppen die Lücke füllen. - Susanne Knaul - Seit drei
Tagen mobilisiert die israelische Armee Zigtausende Reservisten.
Noch hat Regierungschef Benjamin Netanjahu das Ziel der Operation
„Schützende Klippe“ nicht definiert. Ginge es nur um eine
Schwächung derer, die Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel
abfeuern, könnten die Angriffe der Luftwaffe und der Marine
ausreichen. Um die latente Raketengefahr grundsätzlich beizulegen,
wären eine Bodenoffensive und eine temporäre Neubesetzung des
palästinensischen Küstenstreifens, wie sie der rechts-nationale
Außenminister Avigdor Lieberman fordert, unausweichlich. Analysten
warnen jedoch davor, dass dann noch radikalere Kräfte das Vakuum
füllen könnten, wenn die bisher Gaza regierende Hamas wegfallen
sollte – etwa der palästinensische Islamische >>>
Ein Blick von
Gaza: Wir umarmen die Kinder, als die Bomben fallen -
Mona
El-Farra,
Dr. Mona
El-Farra schrieb diesen Bericht zwischen drei und vier Uhr morgens
am Mittwoch, den 9. Juli 2014. Israelische
Streikrӓfte tӧteten an
diesem Morgen sechs Kinder, als eine Rakete in einem Wohnhaus in
Khan Younis im Süden Gazas einschlug.
Die israelischen Kriegsschiffe setzen ihre
Bombenangriffe fort... Es ist dunkel. Ich
weiss nicht, was vorgeht und ich kann wiederholte Bombeneinschlӓge
hӧren. Ich denke an all die Menschen, die ich kenne, besonders an
meine Kollegen im Krankenhaus, die unter diesem grossen Druck
arbeiten und wo der Basisibedarf an medizinischer Ausrüstung fehlt.
Seid stark.
Ich hӧrte, dass sie die Gegend um das Europӓische
Krankenhaus im Osten von Khan Younis im südlichen Gaza bombardiert
haben... Dann wurde direkt auf das Krankenhaus gezielt. Gegen ein
Uhr nachts wurde die Mauer des Krankenhauses wegen des starken
Beschusses beschӓdigt. Dann wurde der Beschuss mit ungefӓhr
dreissig Luftangriffen fortgesetzt.
Als Zivilisten im Krankenhaus Schutz suchten, haben
sie wieder darauf gefeuert.
Das Dach der Intensivstation wurde beschӓdigt und
durch die Explosion barsten die Fenster. Gegen drei Uhr morgens
mussten dann sechs Patienten von der Intensivstation und 20 Kinder
von der Kinderstation evakuiert werden. Vom Krankenhaus wurden zwei
Verletzungen gemeldet, darunter eine Krankenschwester.
Ich habe keine weiteren Komnmentare...Ich überlasse
Euch das kommentieren. Für mich ist das nichts Neues. Das ist das
normale Verhalten der israelischen Armee.
Menschenrechtsverletzungen gegen medizinische Einrichtungen und
Arbeiter kommen immer vor, wenn Israel angreift. Für mich selbst
denke ich an all die Menschen, die im Krankenhaus Schutz suchten,
besonders an meine Kusinen. Um Viertel nach vier Uhr morgens sind
die Explosionen sehr nah bei meiner Wohnung. Der Hafen von Gaza
wurde gerade von mindestens einer Bombe getroffen. In Palӓstina
schlӓft heute nacht kein Mensch.
Oh nein! Es ist neben meinem Haus, so laut, dass ich
mit Nachbarn und Kindern auf dem Boden bin, die so erschreckt und
geschockt sind. Geborstene Fenster versetzen die Kinder in
Schrecken... Das sind furchtbare Angriffe...Wir sind alle auf dem
Boden. Eine Stunde spӓter umarmen wir uns,
wӓhrend sich die Kinder an den Erwachsenen anklammern...Die Bomben
sind so nahe.
Jetzt lenke ich die Kinder des Nachbarn einige
Minuten spӓter ab, indem ich ihnen einige schӧne Zeichnungen zeige,
die mit Liebe und Solidaritӓt aus Kanada und Australien geschickt
wurden. Die Kinder lachen. Ich denke, dass in diesem Moment das
Leben stӓrker ist als der Tod. Eines Tages wird die Gerechtigkeit
siegen.
Mona
El-Farra, A View from Gaza:
We Hug the Children as the Bombs Fall;
https://www.commondreams.org/view/2014/07/09-10
Dr. El-Farra ist eine ausgebildete
Ӓrztin und die Direktorin für die Projekte
der Middle East Children's Alliance in Gaza; sie wurde in Khan
Younis in Gaza geboren und arbeitet am Ausbau von Programmen, die
den Gesundheitsdienst in Gaza mit dem Kultur- und Freizeitprogramm
verbindet.
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Eskalation in Israel und Palästina - medico-Partner
aus Gaza und Tel Aviv berichten
-
http://www.medico.de/i/document_images/1764.5.jpg
Statement der Ärzte für Menschenrechte – Israel gegen einen neuen
Gaza-Krieg. Erschienen als großflächige Anzeige auf der Titelseite
der Tageszeitung Haaretz am 10. Juli 2014: Übersetzung siehe
unten.
Die Geschichte wiederholt sich - nur noch als Tragödie. Die
aktuellen Bilder der Gewalt und der Krieg der Bilder erinnern in
trauriger Weise an den Gaza-Krieg um die Jahreswende 2008/09.
Angesichts der kalkulierten Dynamiken der Eskalation weicht
berechtigter Pessimismus den Zweifeln, ob nicht schon längst die
Hoffnung auf eine bessere Zukunft im Nahen Osten gänzlich Frage
steht. Gemeinsam mit unseren medico-Partnern in Gaza und Tel Aviv
diskutieren wir dieser Tage oftmals die Frage, ob es beim
Säbelrasseln bleibt, weil keine der beiden Seiten Interesse an
einem „echten“ Krieg haben könne. Zugleich trifft Riad Othman,
medico-Büroleiter in Ramallah/Westjordanland, aber auch schon
Vorbereitungen zur Unterstützung der evtl. anstehenden, gemeinsamen
Nothilfeaktivitäten unserer Partner in Israel und Palästina. Sein
Bericht:
Ran Cohen vom medico-Partner Ärzte für Menschenrechte - Israel
(PHR-IL) in Tel Aviv-Jaffa schilderte, unter was für Bedingungen
seine Kollegen und Kolleginnen schon jetzt zum Teil im Süden
Israels arbeiten: "Krankenhäuser dort haben bestimmte Abteilungen
in Schutzräume verlegt, um essentielle medizinische Dienste auch
unter Beschuss sicher zu stellen. In den letzten 15 Jahren wurden
viele solcher Räume, z.T. unterirdisch, angelegt." Er selbst
erlebte in den Tagen seit Anfang der Woche schon mehrere Male
Bombenalarm in Tel Aviv. Drei Mal schaffte er es in den Bunker.
Seine Sorge gilt aber nicht allein der Unversehrtheit seiner
Mitbürger in Israel. Er weiß, dass die Geschosse aus Gaza in der
Regel in ihrer Präzision nicht mit der Waffentechnologie der
israelischen Armee zu vergleichen sind. Diese stellte zufrieden
fest, dass 90% der Geschosse, die es aus dem Gazastreifen überhaupt
über die Grüne Linie schaffen, vom Raketenabwehrsystem Iron Dome
abgefangen werden. Das ändert nichts daran, dass jeder Alarm die
Menschen in fürchterliche Angst versetzt. Die übrigen 10% der
Raketen hatten in der Vergangenheit zum großen Glück der
israelischen Zivilbevölkerung eine so geringe Treffsicherheit, dass
hohe Opferzahlen ausblieben. In der jüngsten Eskalation kamen die
meisten betroffenen Menschen in Israel bisher wörtlich mit dem
Schrecken davon. 59 wurden wegen Schocks behandelt, und 9 Menschen
wurden glücklicherweise nur leicht verletzt. Hoffentlich bleibt das
so.
Im Gazastreifen sieht das anders aus. Wenn die israelische Armee
Raketen abfeuert, treffen diese meistens auch ihr Ziel. "Hier gehen
überall Raketen runter. Es ist jetzt keine Frage, ob man okay ist
oder nicht, sondern ob man das überlebt. Wir haben hier keine
Schutzräume oder Bunker, auch kein Raketenabwehrsystem. Wir können
nichts tun im Moment. Die Straßen sind, im Vergleich zu sonst, wie
leergefegt. Die Raketen schlagen mit einer unglaublichen Häufigkeit
ein. Du weißt nicht, ob der nächste Einschlag in der Nähe sein wird
oder weit weg, ob vielleicht irgendwann dein eigenes Haus getroffen
wird", sagt Dr. Aed Yaghi, Leiter der Palestinian Medical Relief
Society (PMRS) im Gazastreifen, deren medizinische Programme medico
unterstützt. Bis Donnerstagmorgen kosteten die Luftschläge mehr als
70 Menschen im Gazastreifen das Leben, darunter viele Zivilisten
und Kinder. Hunderte sind verletzt. Auch ein Gesundheitszentrum von
PMRS in Ezbat Beit Hanoun, erst kürzlich mit Mitteln des deutschen
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung (BMZ) ausgebaut und renoviert, wurde bei einem heftigen
Bombardement der Nachbarschaft beschädigt.
Majeda Al-Saqqa von der Culture & Free Thought Association
(CFTA) berichtet aus Khan Younis, im Süden des Gazastreifens: "Ich
weiß nicht, was die Leute hier denken. Ich denke, das ist Wahnsinn.
Dieser Krieg sollte nicht stattfinden. Es wird vergessen, wie viel
Leid das über die Menschen bringt, dass es sich auch hier um
wirkliche Personen mit Namen, Familien und Freunden handelt. Das
ist so traurig. Ein junger Mann, der ums Leben kam, wollte nächste
Woche heiraten. Jemand anders hat seine Zwillinge verloren." Die
meisten Menschen in Gaza gehen nicht mehr vor die Tür. Ganz
untypisch für den Fastenmonat Ramadan hat momentan abends fast
alles geschlossen. Die sonst üblichen Besuche bei Verwandten und
Freunden lassen viele ausfallen. Majeda Al-Saqqa kann aber auch
unter Beschuss nicht einfach zu Hause bleiben oder nur im Büro
arbeiten. "Ich muss zu unseren Frauenzentren fahren, um mich um
meine Kolleginnen zu kümmern, um zu sehen, wie es den Nachbarn dort
geht." Das Zentrum, das medico unterstützt, liegt im
Flüchtlingscamp Al-Burej, welches seit Beginn der Kämpfe auch Ziel
israelischer Angriffe wurde.
Die derzeitige Stimmung in Israel sei brandgefährlich, sagt Ran
Cohen von PHR-IL: "Nach der Entführung und Ermordung der drei
israelischen Jugendlichen auf der Westbank wollen viele Rache. Ich
denke, Israel leidet an einer emotionalen Blockade. Wenn man sich
ansieht, was Leute z.B. in den sozialen Medien posten, dann ist da
kaum noch eine Spur von Mitgefühl. Es gibt so unglaublich viele
hasserfüllte Kommentare. Leute verlangen danach, 'den Job dieses
Mal endlich zu Ende zu machen'. Netanjahu steht unter Druck." Im
derzeitigen politischen Zwist mit Außenminister Avigdor Lieberman,
der seit Tagen nach einer Bodenoffensive verlangt, wolle der
Premierminister beweisen, dass er politisch noch immer weit genug
rechts stehe, um die Erwartungen radikaler Teile der Gesellschaft
zu bedienen. Manche fühlen sich an das Gesellschaftsklima kurz vor
der Ermordung Yitzhak Rabins erinnert, an die Wochen vor seinem
Tod, in denen eine beispiellose Hetzkampagne gegen ihn veranstaltet
worden war. PHR-IL versucht sich diesem gesellschaftlichen
Rechtsruck entgegenzustemmen. Sie veröffentlichten deswegen nicht
nur Zeugnisse von Menschen aus Gaza, sondern auch einen
öffentlichen Aufruf gegen den drohenden Krieg und für einen
gerechten Frieden auf der Titelseite der Zeitung Haaretz:
Das Statement der Ärzte für Menschenrechte – Israel (10. Juli
2014):
Als Frauen und Männer, die sich beruflich um die Gesundheit von
Menschen kümmern, sind wir vor allem dafür verantwortlich Schaden
zu verhindern. Wir glauben, dass die Verantwortung des Staats
gegenüber seinen Bürgern nicht auf die gelegentliche Ausübung
militärischer Macht reduziert werden kann.
Es obliegt dem Staat eine klare und reelle Vision für Gleichheit,
Frieden und Freiheit zu präsentieren, denn nur diese können
langfristige Sicherheit gewähren. Wir sehen gegenwärtig jedoch
keine Vision, sondern erleben eine weitere Zurschaustellung
militärischer Gewalt.
Als im Gesundheitsbereich tätige Menschen und als Menschenrechts-
und Friedensaktivisten begegnen wir täglich Opfern und sind Zeugen
von Leid, Not und Erniedrigungen. Wurzelnd in dieser Erfahrung ist
unsere Überzeugung, unser Glaube, dass der Weg vorwärts hin zu
einer gerechten Lösung und zur Vermeidung weiteren Leids in der
Erkenntnis besteht, dass die Freiheit und Sicherheit der Bewohner
und Bewohnerinnen Israels unmittelbar mit der Freiheit und der
Sicherheit der Bewohnerinnen und Bewohner der besetzten
Palästinensergebiete – des Gazastreifens, der Westbank und
Ostjerusalems - verbunden ist.
Die zunehmende Kontrolle und Abriegelung des Gazastreifens
einerseits sowie die fehlende Bereitschaft sich für eine gerechte
Lösung für den Nahostkonflikt und ein Ende der Besatzung zu
engagieren andrerseits führen uns in einen Abgrund und entfachen
Hass und Rache, die eine gesunde Gesellschaft unmöglich machen.
Die Ärzte für Menschenrechte haben unterdessen auch Kontakt zu
palästinensischen KollegInnen und PatientInnen im Gazastreifen
aufgenommen und prüfen Möglichkeiten der gegenseitigen
solidarischen Hilfe.
"Am meisten sorgt man sich um die Kinder. Das ist das Schwierigste,
die Kinder. Man selbst kann wegen des Dauerbombardements kaum
schlafen und ist völlig erschöpft, aber man muss für die Kinder da
sein. Man will für sie da sein. Das Einzige, was man tun kann, ist
Trost zu spenden. Du kannst ihnen nicht mehr die Angst nehmen, weil
sie längst wissen, dass die Eltern sie nicht beschützen können. Sie
brauchen extrem viel Nähe in dieser Zeit. Man kann nur versuchen,
sie zu trösten, sie im Arm zu halten", erzählt Mahmoud Aburahma,
der für das Al Mezan Menschenrechtszentrum in Gaza-Stadt arbeitet.
Und Aed Yaghi erinnert daran, dass die Leute in Gaza schon vor der
jüngsten Eskalation erschöpft waren. "Das Leben hier ist auch ohne
Krieg schon schwer genug. Wenn man kein sauberes Wasser und nicht
genügend Strom hat, wenn man gezwungen ist, der nächsten Gasflasche
zum Kochen nachzujagen – all das verursacht so viel Stress, weil
man eine unglaubliche Kraft aufwenden muss, um sein tägliches Leben
zu organisieren. Die einfachsten Dinge geraten zu komplizierten
Unternehmungen. Ständig sorgt man sich unbewusst über alltägliche
Kleinigkeiten, weil es hier schon längst keine Normalität mehr
gibt."
Dem will Mahmoud Aburahma trotzen, indem er sich ein Stück
Normalität im Unnormalen erschafft: "Ich werde versuchen, die
Kinder ausnahmsweise lange wach zu halten. Normalerweise dürften
sie nie so lange auf bleiben, aber schlafen könnten sie sowieso
nicht", sagte er am Abend des Halbfinalspiels Brasilien -
Deutschland. "Falls wir Strom haben, werde ich sie einen Film sehen
lassen, um sie abzulenken. Irgendetwas, in dem sie sich verlieren
können und sich keine Gedanken machen. Bis 23 Uhr, dann würde ich
mit ihnen Fußball gucken – falls es Strom gibt. Wir sind für
Brasilien." In Gaza gewinnt man nicht oft. Wie bei seiner
Unterstützung für die brasilianische Nationalmannschaft ist Mahmoud
mit seiner Sehnsucht nach Normalität für die Menschen im
Gazastreifen und in Israel sicher nicht allein.
Ein Bericht von Riad Othman, Leiter des medico-Büros in Israel und
Palästina -
Quelle und Fotos
IPPNW-Pressemitteilung vom 10.7.2014 - Raketenangriffe auf Israel,
Militäroffensive im Gazastreifen - Friedensverhandlungen statt
Eskalation der Gewalt -
Die ärztliche Friedensorganisation IPPNW appelliert an
Außenminister Frank-Walter Steinmeier sich für einen sofortigen
Waffenstillstand zwischen der israelischen Regierung und der Hamas
einzusetzen. "Wir verurteilen die massiven Raketenangriffe beider
Seiten und sind äußerst besorgt über die große Anzahl ziviler
palästinensischer Opfer, insbesondere Kinder", betont Dr. Sabine
Farrouh, IPPNW-Vorstandsmitglied. Steinmeier solle sich gegenüber
der israelischen Regierung dafür einsetzen, sobald wie möglich in
einen Dialog mit der palästinensischen Befreiungsorganisation
einzutreten und die ausgesetzten Friedensverhandlungen wieder
aufzunehmen, um endlich eine gerechte Lösung des nun schon seit
1967 andauernden Konflikts um die besetzten palästinensischen
Gebiete zu erreichen. Der ehemalige israelische Botschafter in
Deutschland, Avi Primor, hatte die Eskalation der Gewalt eine Folge
des Scheiterns der Friedensverhandlungen zwischen Israel und den
Palästinensern genannt, für das Israel die Hauptverantwortung
trage.
Nach palästinensischen Angaben ist die Zahl der Toten seit Beginn
der israelischen Militäroffensive in der Nacht zum Dienstag auf
mindestens 70 gestiegen. Unter den Opfern befinden sich auch
Kinder. Laut Aussage von Dr. Abed Schokry aus dem Gazastreifen
liegt die Zahl der verletzten Zivilisten durch israelische Raketen
bei ca. 450 Personen. Die Familien Kowarea im Süden und die Familie
Hamad im Norden des Gazastreifens hätten mehrere Opfer zu beklagen.
Im Gazastreifen gebe es kaum Schutzräume für Zivilisten. Zudem
seien 250 Häuser beschädigt und 40 Häuser total zerstört worden.
"Der Himmel über dem Gazastreifen ist bedeckt mit
Militärflugzeugen", schildert Dr. Schokry die Situation vor Ort.
Gewalt und Gegengewalt werde unweigerlich zu noch mehr Eskalation
führen.
Die IPPNW hat heute zudem an die Mitglieder des
Menschenrechtsausschusses des Deutschen Bundestages appelliert,
sich gegenüber ihren israelischen und palästinensischen Kollegen
und Kolleginnen dafür einzusetzen, alles in ihrer Macht stehende zu
tun, diesen Kreislauf der Gewalt endlich zu beenden.
Das Schreiben an Außenminister Frank-Walter Steinmeier finden Sie
unter
http://www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Frieden/anschreiben_steinmeier_140710.pdf
Im Rahmen einer Begegnungsfahrt nach Israel/Palästina vom 29. April
-10. Mai 2014 haben sich Mitglieder der deutschen Sektion der IPPNW
mit israelischen und palästinensischen Friedens- und
Menschenrechtsgruppen getroffen. Lesen Sie unsere
Reisedokumentation
http://issuu.com/ippnw/docs/ippnw-akzente-palaestina-israel
Kontakt: Angelika Wilmen (Presse), Tel. 030-69 80 74-15. Deutsche
Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des
Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung (IPPNW), Körtestr. 10,
10967 Berlin, www.ippnw.de, Email:
wilmen@ippnw.de
Uri Shani - Quelle facebook - Ich erhielt
eine mail von einer deutschen Organisation. (Ich nenne ihren Namen nicht, nicht
um sie zu schützen, sondern weil das Folgende bestimmt für viele andere auch
passt.) Da steht drin:
"With great concern we are following the news about rockets from Gaza hitting
the south of Israel and even Tel Aviv and Jerusalem…"
Vom Leid der Palästinenser kein einziges elendes mickriges kleines Wort. So habe
ich ihnen zurückgeschrieben:
Liebe Hannelore, liebe Christine!
Ich bedanke mich für die Anteilnahme Eurerseits. Als Opfer meiner eigenen
Regierung muss ich mich schämen, aber:
Auch die deutsche Regierung hat nicht wenig "Dreck am Stecken". Sechs atomare
U-Boote und viel weiteres Kriegsmaterial, zusammen mit einem Schweigen gegenüber
dieselbe israelische Regierung belastet die deutsche Regierung mit einer
schweren Schuld. Das ist natürlich dieser Regierung egal, denn solange
Deutschland Geschäfte mit dem Nahen Osten macht, und die israelischen und die
palästinensischen Machthaber ihre Rollen wie vorgeschrieben spielen, sodass,
nach der totalen Zerbombung mit deutschem Geld wieder fleissig aufgebaut werden
kann (wer das noch nicht kapiert hat: So funktioniert der Kapitalismus), ist ja
alles gut.
Aber von Euch, als deutsche StaatsbürgerInnen, die durch ihre Regierung schon
wieder mit der Schuld von Hunderten von palästinensischen Todesopfern belastet
wird, erwarte ich ein bisschen mehr als nur "Anteilnahme".
Ihr habt nämlich auch Grund, Euch zu schämen wie ich, vielleicht ein bisschen
weniger als ich, aber nach diesem Brief, der das Leid der Palästinenser mit
keinem einzigen elenden mickrigen kleinen Wort benennt, noch mehr.
Mit freundlichen Grüssen! Uri Shani
Gaza am 10/07/2014 um 11:10 Uhr morgens - Abed Schokry -
Sehr geehrte Damen und Herren, meinen Glückwunsch an die Armee der einzigen
Demokratie im Nahen Osten!
Denn sie begeht gerade Verbrechen gegen die Menschheit. Das war eine sehr heiße
Nacht, (bitte wörtlich verstehen), denn Massaker wurden gegen die
Zivil-Bevölkerung von der israelischen Armee verübt. Das ist eine Horrornacht –
eine Blutnacht… eine Nacht des Staatsterrors gegen die Zivil-Bevölkerung des
Gazastreifens.
Wenn ein Strand-Café während des Fußballspieles (Argentinien gegen Niederlande)
gezielt angegriffen wird.
Welchen Sinn macht das und mit welcher Absicht geschieht so etwas????
Die Piloten und die Marine-Offiziere könnten doch das Spiel mit anschauen…. Aber
nein - so vermischt sich unser Blut mit dem Sand und dem Meerwasser in
Khan-Younes…
Bringt das den Israelis und uns den Frieden näher??
- Wenn auf Wohngebiete nach Mitternacht Raketen abgefeuert werden und das
inmitten der Stadt Khan-Younes, dann sind die schlafenden Kinder die Opfer… Und
so blieb von der Elhaj –Familie nur ein Kind am Leben. Der Vater, die Mutter und
all seine Geschwister (Sechs) wurden kaltblütig ermordet. Leider ist das das
Schicksal von weiteren Familien im Gazastreifen.
- Wenn auf Moscheen Raketen abgefeuert werden, und das teilweise während des
Gebets???
- Wenn auf Journalisten-Fahrzeuge auch Raketen abgeschossen werden? Dabei starb
der Journalist, Hamid Shehab; neun weitere Personen wurden bei diesem Angriff
verletzt.
- Wenn auf das europäische Krankenhaus (auch in Khan-Younes) ebenfalls mehrmals
Raketen abgefeuert werden.
- Wenn auch auf Rettungswagen Raketen abgefeuert werden und leider hier wurden
Rettungsassistenten verletzt.
- Wenn auch Rettungswachen mit Raketen angegriffen werden, was in Jabalya
geschehen ist.
- Wenn Hühnerzucht-Bauernhöfe ebenfalls mit Raketen beschossen wurden. Das
geschah an mehreren Stellen in dem Gazastreifen.
- Wenn die Wasserversorgungsrohre zum "Beach Camp" in dem Gazastreifen gezielt
zerstört wird.
Eben höre ich aus dem Radio, dass der Grenzposten im Grenz-Gebiet zu Ägypten
einschließlich aller erst vor kurzen fertig gestellten Gebäuden total zerstört
wurde.
So handelt die moralischste Armee der Welt. Sie gibt uns genug Beweise, damit
wir uns endlich an den internationalen Gerichtshof in den Haag wenden können.
Die Zahl der Getöteten steigt auf ca. 80, und der Verletzten auf ca. 700 (fast
alle Zivilisten). Und die Zahl der total zerstörten Häuser steigt auf ca. 100
und in deren Umgebung wurden nun ca. 1000 Häuser unbewohnbar gemacht.
Israel begeht Völkermord und die Welt schaut tatenlos zu. Wer zu Unrecht
schweigt, macht sich mitschuldig. Sagen Sie nicht, Sie hätten von alldem nichts
gewusst.
Meine Grüße sind mit unserm Blut geschrieben worden… Unser Blut fließt weiter,
denn unsere Feinde sind noch blutdurstiger.
Abed Schokry
"Hamas wird einen harten Preis zahlen" -
Florian Rötzer - Palästinenserpräsident Abbas spricht von einem Genozid, Israel
verstärkt Militäreinsatz und bereitet sich auf eine Bodenoffensive vor - Mit
aller Härte führt Israel seine Strafaktion gegen die Hamas im Gazastreifen durch
und hat gestern mit an die 600 Zielen - "Hamas-Infrastruktur" wie Gebäude,
Waffenlager, Tunnels - schon mehr als im letzten Gaza-Krieg bombardiert, während
aus dem Gazastreifen über 300 Raketen nach Israel abgefeuert wurden, von denen
220 eingeschlagen sind und nun erstmals Tel Aviv und Jerusalem erreicht haben.
Das Raketenabwehrsystem Iron Dome hat einige abgefangen und soll zu 90 Prozent
erfolgreich sein. Versucht wurde, auch den Atomreaktor Dimona mit Raketen zu
treffen. Mit Iron Dome wurde eine der Raketen abgefangen, zwei weitere landeten
in der Wüste, ohne Schaden anzurichten. Sowohl Hamas als auch die Qassambrigaden
übernahmen dafür die Verantwortung. Hamas will einen großen Terroranschlag in
Israel durchführen, verhindert wurde das Eindringen eines Hamas-Kommandos über
den Zikim-Strand. Mehrere der Hamas-Kämpfer wurden getötet, die israelische
Armee hat den Vorfall in einem Video dokumentiert, wie überhaupt die israelische
Propagandamaschine wie im letzten Gazakrieg heiß läuft. Dass die Angst größer
ist, hat auch damit zu tun, dass bewaffnete Gruppen in Gaza jetzt erstmals über
M-302-Raketen mit einer Reichweite von bis zu 160 km verfügen sollen, mit denen
fast ganz Israel bedroht ist. >>>
Video -
Mindestens 30 Tote durch Luftangriffe auf
Gazastreifen
Video - Die israelische
Armee bombardiert zivile Ziele
Video captures bombing of Gaza City home . Ali Abunimah -
This video made by Gaza physician Dr. Belal Dabour (@Belalmd12 on
Twitter) captures the moment an Israeli air attack destroyed the
home of the al-Habil family in the Sheikh Radwan neighborhood of
Gaza City this morning. Thirty-one Palestinians were killed in
overnight Israeli air attacks, bringing the death toll in Israel’s
ongoing assault which began on Monday to 81. >>>
Dokumentation - 8. 7. 2014 - Militäroffensive “Zuk Eitan” (Fels
in der Brandung) >>>
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