DER STREITPUNKT -
Das Holocaust-Gedenken ist zu einer Art
Religion geworden. - Pilgerfahrt nach
Auschwitz - Iris Hefets - Was haben die beiden
Professoren Ilan Pappe (Israel), Norman
Finkelstein (USA) und der Publizist Hajo
Meyer (Deutschland) gemeinsam? Alle drei
sind Juden, Überlebende des Holocaust
beziehungsweise deren Nachkommen sowie
vehemente Kritiker der israelischen Politik.
Was haben die Stadt München, die
Trinitatiskirche in Berlin, die
Heinrich-Böll- und die
Rosa-Luxemburg-Stiftung gemein? Sie alle
haben, nach anfänglichen Zusagen, Ilan Pappe
beziehungsweise Norman Finkelstein wieder
ausgeladen und ihnen versprochene
Veranstaltungsräume verwehrt >>>
Podiumsdiskussion
-
„Pilgerfahrt nach Auschwitz“ – Zum Umgang
deutscher Medien mit Erinnerungskultur, Israelkritik und
Antisemitismus
Dienstag, 27. April 2010, 19 Uhr, Neue
Synagoge, Oranienburger Straße 28-30, 10117 Berlin
mit: Ines Pohl, Chefredakteurin der
Tageszeitung taz
Thomas Schmid, Herausgeber der Tageszeitung
Die Welt
Stephan-Andreas Casdorff, Chefredakteur der
Tageszeitung Der Tagesspiegel
Thierry Chervel (Moderation), Mitbegründer
und Chefredakteur des Onlinemagazins Perlentaucher
Grußwort: Lala Süsskind, Vorsitzende der
Jüdischen Gemeinde zu Berlin
|
Dokumentation
30.10.2010 -
Richtigstellung - gez.
Lala Süsskind - Vorsitzende
der Jüdischen Gemeinde zu Berlin K.d.ö.R. - Bei der
Veranstaltung der Jüdischen Gemeinde zu Berlin unter dem
Titel „Pilgerfahrt nach Auschwitz – Zum Umgang deutsche
Medien mit Erinnerungskultur, Israelkritik und
Antisemitismus“ am 27.04.2010 habe ich mich in meinem
Grußwort in Bezug auf die Autorin Iris Hefets wie folgt
geäußert: „Eine Frau, die am 23. April, vor vier Tagen
also, bei einer Veranstaltung in Bremen, und zwar im
Überseemuseum, sagte: - Zitat: Die Israelis wollen
geliebt werden, deshalb ist es gut, wenn sie merken,
dass sie nicht mehr geliebt werden. Es ist gut, wenn
jüdische Sportler sich nicht mehr aus ihren Kabinen
heraustrauen. Zitat Ende.“
Hierzu stelle ich im eigenen Namen und auch als
Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin richtig:
Frau Hefets hat sich im letzten Satz der von mir als
Zitat wiedergegebenen Aussage nicht so geäußert.
Tatsächlich hat sie gesagt, dass sie es gut finde, dass
eine israelische Sportmannschaft wegen einer
Protestaktion von Türken in der Türkei daran gehindert
worden sei, aus ihrer Umkleidekabine auf das Spielfeld
herauszugehen. Dies, weil die Stadionbesucher die
israelische Mannschaft boykottierten. Unmittelbar nach
dieser Äußerung wurde auch aus dem Publikum ausdrücklich
nachgefragt, ob Frau Hefets eine solche Demonstration
gegen Juden für gut heiße, woraufhin sie sagte, dass es
sich dabei ihrer Definition und Meinung nach nicht um
eine Protestaktion gegen Juden gehandelt habe, sondern
um eine Protestaktion gegen Repräsentanten eines
Staates.
Dokumentation -
Dokumentation - Pilgerfahrt nach Auschwitz - Iris Hefets
>>>
Streitgespräch Iris Hefets und
Stephan Kramer - "Wir müssen aus der Opferecke raus" -
Kann Israel jüdisch sein und demokratisch zugleich? Wer
spricht für die Juden in Deutschland? Wie weit darf
Israelkritik gehen? Iris Hefets und Stephan Kramer im
Streitgespräch. - taz: Herr
Kramer, gibt es einen Antisemitismus in deutschen
Leitmedien? Stephan Kramer: Den gibt es. Warum muss
ein Artikel über den Nahen Osten mit einem Foto des
US-Präsidenten illustriert werden, der im Oval Office
von ultraorthodoxen Juden umgeben ist? Das legt nahe,
dass die USA von einer jüdischen Lobby dominiert werden.
Und warum spricht man von jüdischen Siedlungen, wenn es
um Israels Siedlungen im Westjordanland geht? Was ist
daran falsch? Muslime leben dort ja keine. >>>
Bitterer Beigeschmack – Kann man zwischen dem Inhalt und
dem Autor trennen? - Von David Hoolly -
veröffentlicht in "Der Semit" 2. Jahrgang Nr. 3 2010 -
Die Ostwand im Saal ist durch riesige Fenster
aufgebrochen, die in einen leeren Raum blicken. Leer,
nicht so wie der Blick aufs Meer in einer Nacht voller
Sterne, sondern leer, als ob uns der Boden unter den
Füssen weggerutscht ist. Unten ein symbolisches Zeichen
für die Grenze der Synagoge, die hier bis zum Krieg
gestanden hat. Oben, im Saal der auf die Leere blickt,
auf einer Bühne, die für ihre Bewohner zu tief ist,
unter schweren Leuchter, die offensichtlich Säulen
symbolisieren sollen, die hier in der Glanzzeit des
Gebäudes gestanden haben, zeigt Lala Süßkind, die
Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde von Berlin, zu ihrer
Rechten auf ein Podium wichtiger Menschen, drei Männer
und eine Frau, drei kleine Männer, winzig kleine und
eine riesengroße Frau. Der leere Raum draußen ist
ebenfalls riesengroß. Wie ein Denkmal. Wie der Raum, den
die Jüdische Gemeinde füllen musste seit dem Krieg.
Heute ist dieser Raum bis zum Rande voll, sogar
übervoll, mit unendlichem Widerhall von Misstönen aus
dem Widderhorn des zionistischen Staates. Und die
Synagoge? Die Synagoge von einst ist der leere Raum, den
man aus dem Fenster erblickt. Die Synagoge von heute?
Ist vollkommen versteckt unter einem schwarzen Schatten
des Staates Israel. Die Sonne scheint an anderen
Plätzen. Lala Süßkind greift Minuten lang Iris Hefets
an. Beschuldigt sie des Rassismus, dreht ihre Worte um
und reißt sie aus dem Zusammenhang heraus. Hier gibt es
kein Erbarmen, keine Diplomatie. Hier gibt es einen
Lynch, der sich nicht nur gegen ein System von Ideen
wendet, sondern auch gegen die Person, die diese Ideen
vorgestellt hat. Jenseits des Angriffs auf Iris Hefets
und ihren Worten, gibt es hier nichts. Die Leere draußen
zieht sich zusammen. >>>
Iris Hefets gewann Prozess gegen die Berliner Jüdische
Gemeinde
- Arn Strohmeyer - 16.6.2010 - Die
Geschichte begann in Bremen. Die in Berlin lebende
Israelin Iris Hefets hielt am 23. April auf Einladung
verschiedener Friedens- und Nahostgruppen im Bremer
Überseemuseum einen Vortrag mit dem Titel: "Boykott von
Waren aus den besetzten Gebieten?". Frau Hefets gehört
der "Jüdischen Stimme für gerechten Frieden im Nahen
Osten" an und gilt als scharfe Kritikerin der
israelischen Politik gegenüber den Palästinensern. Ihr
Vortrag kam bei der Mehrheit der Anwesenden auch
ausgesprochen gut an. Nur zwei Antideutsche witterten
einen Abgrund von Antisemitismus. Frau Hefets
befürwortete angesichts der völkerrechtswidrigen
Besatzungspolitik Israels ausdrücklich Boykottaktionen
gegen israelische Waren aus den besetzten Gebieten und
auch aus Israel. Sie erzählte bei dieser Gelegenheit ein
Beispiel. In der Türkei hätten neulich junge Türken in
einem Stadion gegen eine israelische Fußballmannschaft,
die dort spielen sollte, demonstriert und sie nicht aus
ihren Umkleidekabinen gelassen. Frau Hefets bezeichnete
diese Demonstration, die ausdrücklich gegen Israels
Palästinenser-Politik gerichtet war, als "legitim".
Darauf hakten die beiden antideutschen Israelfreunde
nach: "Halten Sie wirklich solche Demonstrationen gegen
Juden für 'legitim'?" Darauf Frau Hefets: "Das war keine
Demonstration gegen Juden, sondern gegen die israelische
Politik. >>>
Ruth Fruchtman -
Offener Brief an die Jüdische Gemeinde zu Berlin
An Frau Lala Süsskind - Vorsitzende der Jüdischen
Gemeinde zu Berlin - Oranienburger Str. 28-31 - 10117
Berlin
4. Mai 2010
Zur Podiumsdiskussion am 27. April: Pilgerfahrt nach
Auschwitz – Zum Umgang deutscher Medien mit
Erinnerungskultur, Israelkritik und Antisemitismus
Sehr geehrte Frau Süsskind,
obwohl Sie und Ihre Kollegen auf dem Podium beteuerten,
daß der Artikel in der tageszeitung (taz) (Titel in der
Druckausgabe: Nur auf Zehenspitzen gehen; im Internet:
Pilgerfahrt nach Auschwitz) von Iris Hefets nicht Thema
der Diskussion sein werde, warfen Sie der Autorin
sprachliche Geschmacklosigkeiten vor: z. B: „Bevor ein
junger Israeli zur Armee geht, muss er mindestens einmal
Suff, Sex und eine Auschwitzreise erlebt haben.“ Später,
in der Diskussion habe ich Sie an Ihren eigenen
Sprachgebrauch erinnert, als Sie sich während des
israelischen Überfalls auf den Gazastreifen (Gegossenes
Blei) am 11. Januar 2009 bei der Kundgebung der
Jüdischen Gemeinde auf dem Breitscheidplatz zur
Unterstützung Israels des folgenden Zitats von Golda
Meir bedienten: "Wir können den Arabern vergeben, wenn
sie unsere Kinder töten; wir können ihnen nicht
vergeben, wenn sie uns zwingen, ihre Kinder zu töten.
Hoffentlich werden die Araber eines Tages ihre Kinder
mehr lieben als sie uns hassen." Jemand, der damals dazu
fähig war, diese Sätze zu zitieren, dem spreche ich das
Recht ab, die Sprache anderer zu kritisieren. Das Zitat
von Golda Meir zeigt deutlich, wie wenig die Regierungen
des Staates Israel bereit waren und noch sind, die
Verantwortung für die eigenen Handlungen, sprich
Verbrechen, zu übernehmen. Immer seien wir Juden Opfer,
immer seien die anderen schuld. Und die Jüdische
Gemeinde zu Berlin übernimmt in jeglicher Hinsicht diese
Haltung. Keine Erwähnung der Sprache des israelischen
Außenministers, Avigdor Lieberman; seiner in der
Öffentlichkeit geäußerten Drohung, Palästinenser mit
israelischer Staatsbürgerschaft und Knesset Abgeordnete,
hinrichten zu lassen. Nein. Selbstverständlich nicht.
Am Dienstagabend redeten Sie zwar von Diskussionskultur
und rügten die fehlende Bereitschaft junger Israelis
sich ruhig zu verhalten, Sie hielten es aber nicht für
nötig, die Autorin des Artikels selbst auf das Podium
einzuladen: in Abwesenheit von Frau Hefets hatten Sie
hingegen keine Hemmungen, in häßlichster Art und Weise
über sie herzuziehen. Iris Hefets ist zwar nicht
Mitglied der Jüdischen Gemeinde, sie ist
Stellvertretende Vorsitzende der Jüdischen Stimme für
einen gerechten Frieden in Nahost e. V. (EJJP – European
Jews for a Just Peace – Deutschland). Ich bin ein
Gründungsmitglied dieses Vereins und ich bin auch
Mitglied der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, und als
Gemeindemitglied schreibe ich Ihnen heute.
Iris Hefets ist Israelin; sie ist nicht - anders als in
Ihrer Einladung steht - die Verbreiterin
„israelfeindlicher Thesen“, sondern sie ist
israelkritisch. Das ist ein Unterschied. Oder etwa
nicht? Sollte die politische Lage in Israel sich eines
Tages verbessern, würde Iris Hefets sich dort wieder
niederlassen wollen, das weiß ich. Demnach bestreitet
sie nicht die Existenz des Staates – nach Ihrem
Informationsblatt: Arbeitsdefinition „Antisemitismus“
freundlicherweise zur Klärung auf den Sitzplätzen
ausgelegt – einer der Punkte, der einen zum Antisemiten
macht. Der Vorstand unseres Vereins hat Ihnen vorab ein
Schreiben geschickt, in dem er Sie – und Ihre Gäste auf
dem Podium – zu einem vorsichtigen Umgang mit dem
Begriff Antisemitismus mahnte. Diese Mahnung wurde von
Ihnen und Ihren Gästen völlig ignoriert. Triumphierend
zitierten Sie nur Henryk Broder, der den Begriff
„Jüdischer Antisemit“ wenn nicht gemünzt, dann auf jeden
Fall in den letzten Jahren salonfähig gemacht hat. Es
ist schade, daß Henryk Broder und Prof. Micha Brumlik,
der sich auch den Ausdruck „Jüdischer Antisemit“ zu
eigen macht, offenbar die jüdische Diskussionskultur in
Deutschland – sehr zu deren Ungunsten – beherrschen.
Ich lehne diesen Begriff kategorisch ab. Als Juden haben
wir alle das Recht – und auch die Pflicht – zu freien
Meinungsäußerungen, wie unbequem sie auch sein mögen,
gerade wenn es sich um die Politik des Staates Israel
oder andere „jüdische“ Angelegenheiten handelt, auch in
der Öffentlichkeit und auch in Deutschland, ohne
diffamiert zu werden. Das Geschrei von „Antisemiten
raus“, das durch den Saal tönte, als die jungen Israelis
von Polizisten und Synagogen Ordnern abgeführt wurden,
war widerwärtig.
Zielscheibe des antisemitischen Vorwurfs ist nicht nur
Iris Hefets, sondern vor allem Prof. Norman Finkelstein,
dessen Ausladung im Februar ihren Artikel: Nur auf
Zehenspitzen gehen; Pilgerfahrt nach Auschwitz auslöste.
Hier ist nicht der Platz, Finkelsteins Thesen zu
bestätigen oder zu widerlegen: Allerdings bildet die
„Holocaust-Industrie“ ein Leitmotiv des schon 1995 –
also vor Finkelstein - veröffentlichten Romans des
jüdischen Autors Daniel Ganzfried Der Absender. Es ist
also nichts Neues. Nur ist die Heilige Kuh, der
Holocaustkult, etwas angekratzt. Als Jüdin befürworte
ich selbstverständlich das Erinnern an den Holocaust,
jedoch weder dessen Sakralisierung noch dessen
Instrumentalisierung; beide sind Mißbrauch. Auch der
jüdische Soziologe Zygmunt Bauman warnt vor einer
Sakralisierung des Holocaust.
Als erwachsener Mensch halte ich mich durchaus für
fähig, eine eigene Meinung über Finkelstein und andere –
zum Beispiel Ilan Pappé, Autor des Buchs Die ethnische
Säuberung Palästinas 1948 – zu bilden, und brauche nicht
durch die Jüdische Gemeinde, den Zentralrat der Juden in
Deutschland, Honestly Concerned, die
Heinrich-Böll-Stiftung oder die Rosa-Luxemburg-Stiftung
vor dem einen oder dem anderen geschützt zu werden.
Was die rückständige
deutsche Öffentlichkeit anbelangt, die erst nach
wievielen Jahren angefangen habe, in Ihren Worten, sich
mit dem Holocaust auseinanderzusetzen, denke ich
trotzdem, daß die Mehrheit durchaus schon reif genug
ist, kritische Thesen über die israelische Politik zu
ertragen. Learning by doing. Und es ist bezeichnend, daß
der Begriff „Jüdischer Antisemit“ meist nur in bezug auf
israelische Politik eingesetzt wird. Sage ich zu
deutschen Bekannten, daß der Begriff „jüdischer
Antisemit“ heute salonfähig sei, stoße ich auf
Verwunderung und ein irritiertes Schmunzeln. Der Begriff
ist absurd. Er ist auch gefährlich, weil er nur dazu
dient, den echten Antisemitismus noch mehr zu
verschleiern. Und sind diese guten Freunde Israels
wirklich so freundlich, wie sie es vorgeben? Besteht
wahre Freundschaft nicht vielmehr aus sachlicher Kritik
als aus einer unverbindlichen Jasagerei?
Im Grunde genommen bezeugt Ihre Haltung und die Stimmung
der ganzen Dienstagsveranstaltung nur Ihre eigene
Verunsicherung, wenn nicht Ihre Angst. Jemand, der
seines Standpunktes sicher ist, läßt die Meinung anderer
gewähren – es entsteht eine echte Diskussionskultur. Die
Podiumsdiskussion am Dienstag – durch den allerdings
unter den Umständen durchaus berechtigten Weggang von
Ines Pohl, taz-Chefredakteurin, noch mehr geschmälert –
war ein Abend der Selbstbeweihräucherung und
Rechthaberei. Sämtliche Klischees wurden gelüftet: Die
Existenz Israels sei bedroht; die Hamas könne nur lügen
und trügen. (Wie wir auch wissen, sind die
Friedensbeteuerungen israelischer Parlamentarier alle
Goldwert.) Ja, man durfte zwar zum Mikrofon greifen und
unter dem geduldig gelangweilten Blick des Moderators
Thierry Chervel einiges kommentieren: Israel sei die
viert stärkste Militärmacht, es gäbe auch zuverlässige
Hinweise darauf, daß die Hamas verhandlungsbereit war
und ist – Aber nein. Zuletzt kamen nur die
Wiederholungen, und die treuen Gemeindemitglieder
konnten alle wieder beruhigt nach Hause gehen. Und die
Medien sollen sich verhalten wie zuvor, eventuell mit
einer gemäßigten Kritik an Israel, um zu zeigen wie
objektiv sie seien – weiterhin.
Die Blockade des Gazastreifens dauert an, und Sie, Frau
Süsskind mit Ihren Mitarbeitern und Ihren Ansichten
tragen auch Ihren Anteil an der politischen
Verantwortung für dieses Verbrechen. Wie wollen Sie sich
in Zukunft herausreden? Wieder mit einem Zitat von Golda
Meir?
Mit freundlichen Grüßen Ruth Fruchtman
------------------------------------------------------------------------------
Hier kurz die Vorgeschichte:
http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=ku&dig=2010%2F04%2F29%2Fa0017&cHash=6030fe0ebc
<http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=ku&dig=2010%2F04%2F29%2Fa0017&cHash=6030fe0ebc>
Und hier der Artikel von Iris Hefets:
http://www.taz.de/1/debatte/kommentar/artikel/1/pilgerfahrt-nach-auschwitz/
Stellungnahme der
israelischen “StörerInnen” der Veranstaltung der
Jüdischen Gemeinde zu Berlin am 27.4.2010
Es ist Zeit
Tacheles zu reden!
Nachdem in vielen Berichten zu dem Geschehnis letzten
Dienstag im Zentrum der Jüdischen Gemeinde zu Berlin,
bestimmte Tatsachen bewusst verschwiegen wurden, fühlen
wir uns dazu veranlasst diese Stellungnahme zu
veröffentlichen. Letzten Dienstag wollten
RepräsentantInnen der Jüdischen Gemeinde zu Berlin eine
Veranstaltung mit dem Namen “Pilgerfahrt nach Auschwitz
- Zum Umgang deutscher Medien mit Erinnerungskultur,
Israelkritik und Antisemitismus” durchführen. Obwohl der
Anlass zu dieser Veranstaltung ein Artikel der
israelischen Autorin Iris Hefets war, der vor einigen
Wochen in der taz veröffentlicht worden war, wurde sie
nicht eingeladen.
Der Einladungstext und die Aussagen von MitarbeiterInnen
der Jüdischen Gemeinde ließen von vornherein keinen
Zweifel daran, dass es in dieser Veranstaltung um ein
Tribunal gegen Iris Hefets und ähnliche kritische
Stimmen aus Israel oder der jüdischen Gemeinden gehen
sollte. Daher war es uns wichtig, klarzustellen, dass
Iris Hefets nicht allein steht und die Thesen ihres
Artikels ein Teil einer legitimen und notwendigen
Diskussion nicht nur innerhalb Israels sind. Deswegen
hielten wir Papierschilder hoch, auf denen stand „Wir
sind alle Iris Hefets“ und versuchten, ihre Teilnahme
auf dem Podium einzufordern.
Die hassgeladene Einführungsrede der Vorsitzenden der
Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Lala Süsskind übertraf in
ihren persönlichen Diffamierungen gegen Hefets sogar
unsere Befürchtungen und zeigte, dass es kein wirkliches
Interesse an einer inhaltlichen Auseinandersetzung gab.
Die Reaktion der VeranstalterInnen auf unseren
friedlichen Protest machte uns darüber hinaus klar, dass
die Anwesendheit von Israelis, die das von der Jüdischen
Gemeinde gepflegte Bild von Israel in Frage stellen, von
dieser nicht tolerieren wird. Mehr noch, nachdem die von
den VeranstalterInnen angeforderten Polizeikräfte
eintrafen, fühlten wir uns gezwungen, als Menschen, die
keine europäische Staatsbürgerschaft besitzen, den Saal
zu verlassen.
In der Presseerklärung der Jüdischen Gemeinde und auch
in anderen Medienberichten wurde die Tatsache, dass die
„StörerInnen“ der Veranstaltung alle Israelis waren,
merkwürdigerweise weggelassen. Dies überrascht uns noch
mehr, da vergangene Presseerklärungen der Jüdischen
Gemeinde und die allgemeine Berichterstattung in
Deutschland immer gerne den Migrationshintergrund von
Personen betont, denen eine nicht-deutsche ethnische
Zugehörigkeit unterstellt wird. Da wir selbst lautstark
unseren Migrationshintergrund kundtaten, es ist umso
verwunderlicher, dass dieser Fakt in so vielen Berichten
unter den Tisch fiel. Es wirkt noch befremdlicher, dass
der Titel der Presseerklärung der Jüdischen Gemeinde
über die Geschehnisse lautet „Kein innerjüdisches
Problem“. Sollte damit gemeint sein, dass israelische
oder deutsche Juden, die eine andere Sichtweise über die
Politik des Staates Israel haben, keine Juden seien?
Oder dass wir kein Teil der jüdischen Gemeinschaft sind?
In Israel wird längst reflektiert und zu Recht
kritisiert, wie die staatliche Erinnerung an den
Holocaust zu einem politisches Instrument werden kann,
welches Nationalismus und Militarismus rechtfertigt.
Dutzende Filme, Theaterstücke, akademische Forschung und
Diskussionen in der Zivilgesellschaft thematisieren
diese Instrumentalisierung und setzen sich damit
kritisch auseinander. Der Versuch der OrganisatorInnen
der Veranstaltung, diese wichtige und notwendige
Diskussion in Deutschland durch Antisemitismusvorwürfe
zum Schweigen zu bringen ist unerträglich. Er
hinterlässt den Eindruck, dass sie eher daran
interessiert sind, die Politik der israelischen
Regierung zu decken, als den realen Antisemitismus und
Rassismus in Deutschland zu bekämpfen.
Israelis gegen die Besatzung
Jüdische Gemeinde zu Berlin -
Kein innerjüdisches Problem >>>
Frau Pohls Abgang
-
Klaus Faber
Tumulte in der Synagoge
- Bettina Marx - Darf
man in Deutschland Israel kritisieren?
Können Juden Antisemiten sein? Um diese
Fragen ging es bei einer
Podiumsdiskussion in der jüdischen
Gemeinde in Berlin. Und sie begann
direkt mit einem Eklat. Es war schon
ungewöhnlich, was sich in der Synagoge
in der Oranienburger Straße in Berlin in
dieser Woche abspielte: Die Vorsitzende
der jüdischen Gemeinde, Lala Süsskind,
rief die Polizei zu Hilfe, um junge
Israelis aus der Synagoge werfen zu
lassen. Wie war es dazu gekommen? (...)
Die Autorin selbst war zu der Diskussion
in der Synagoge nicht eingeladen worden.
Und so konnte sie auch nicht auf die
scharfen Angriffe von Lala Süsskind
antworten, die Hefets in eine
rechtsextreme Ecke rückte und als
Antisemitin bezeichnete. Proteste und
Tumulte - Aus Protest gegen den
Ausschluss der Autorin erhoben sich nun
überall im Saal überwiegend junge
Israelis und hielten Schilder hoch mit
der Aufschrift "Wir sind alle Iris
Hefets", was zu heftigen Tumulten
führte. Taz-Chefredakteurin Ines Pohl
versuchte, zu vermitteln und schlug vor,
die Autorin, die vor der Tür der
Synagoge bereit stand, hereinzubitten.
Doch dieser Vorschlag stieß weder auf
dem Podium noch beim Publikum auf
Zustimmung. Unflätige Beschimpfungen
fliegen durch den Raum, ein Zuhörer ruft
aufgebracht: "Sie produzieren
antisemitischen Dreck!". >>>
„Alles Antisemiten!?!“ - Ein
„Diskussionsabend“ im Centrum Judaicum
- SABINE SCHIFFER - Im Zweifelsfalle ist
es eben Antisemitismus, so banal
pauschal würde ich das fehlende Fazit
des Dienstagabends* im Centrum Judaicum
beschreiben. Der Einladung der Jüdischen
Gemeinde sind Hunderte von Menschen
gefolgt, eine lange Schlange und
Wartezeit auf Grund der Kontrollen
bildeten den Auftakt zu einem
turbulenten Abend. Nach den einführenden
und polarisierenden Worten der
Gemeindevorsitzenden Lala Süsskind, die
zusammen mit Levi Salomon Chefredakteure
und Herausgeber von taz, Welt und
Tagesspiegel geladen hatte, um über die
Publikation eines Beitrags von Iris
Hefets in der taz zu diskutieren, gab es
eine erste Protestaktion junger Juden
aus Israel. In einer Reihe standen sie
auf und beklagten hinter ihren hebräisch
beschrifteten Schildern mit der
Aufschrift „Wir sind alle Iris Hefets“,
dass die Veranstalter einen
Alleindeutungsanspruch in der Frage um
„Antisemitismus, Israelkritik und
Antizionismus“ erheben würden und
empörten sich darüber, dass Hefets
selber nicht auf dem Podium saß. Diese
hatte in ihrem Artikel die
Erinnerungskultur in Israel kritisiert
und die zunehmende Verunmöglichung von
offenen Diskussionsabenden in
Deutschland anhand der Erfahrungen um
die Verhinderung von Veranstaltungen mit
Norman Finkelstein und Ilan Pappe
beklagt. Ein schlechtes Zeugnis in
Sachen Diskussionskultur sollte es auch
an diesem Abend geben. >>>
Deutsche
Medien und Israel - Eklat bei Diskussion der
Berliner Jüdischen Gemeinde
- Eine Podiumsdiskussion der Berliner
Jüdischen Gemeinde über den Umgang deutscher
Medien mit Israel und Antisemitismus hat am
Dienstagabend zu einem Eklat geführt. Im
Mittelpunkt stand ein israel-kritischer
Artikel in der „tageszeitung“ und ein
Sprechverbot für die Autorin auf dem Podium.
- Nach dem Grußwort der Gemeindevorsitzenden
Lala Süsskind forderte die Gruppe „Jüdische
Stimme für gerechten Frieden in Nahost“
lautstark und mit kleinen Plakaten, die
umstrittene Autorin Iris Hefets solle auf
dem Podium gehört werden. Nachdem die
Veranstalter dies ablehnten, verließ die als
Diskussionsgast eingeladene Chefredakteurin
der Berliner „tageszeitung“ Ines Pohl das
Podium. Unterdessen verteidigte
Chefredakteurin Pohl das Verlassen der
Diskussion.
„Der Ton der Veranstaltung wurde bereits
durch das Grußwort bestimmt, es wurde
schnell polemisch“, sagte Pohl am Mittwoch
dem epd in Berlin. „Ich wurde als Nazi-Sau
beschimpft und bespuckt.“ >>>
Tumult bei
Antisemitismus-Diskussion - Spucken und
Schreien
- Ein
taz-Debattenbeitrag war Anlass zu einer
Diskussion über "den Umgang deutscher
Medien mit Erinnerungskultur,
Israelkritik und Antisemitismus" bei der
Jüdischen Gemeinde Berlin. Doch es gab
Tumult. - Ulrich Gutmair - (...)
Im Tumult ergreift
Ines Pohl das Wort. Nicht nur Hefets'
Text, der eigentlich "Anlass, nicht
Gegenstand" (Moderator Chervel) zum Gespräch
sein sollte, sondern auch die Autorin
selbst seien mit Süsskinds
Einführungsvortrag zum Gegenstand
vehementer Anschuldigungen geworden. Nun
müsse derselben doch die Möglichkeit
gegeben werden, sich zu äußern. Das sei
eine Frage der Demokratie. Einer will
nun wissen, dass Hefets in der Nähe sei.
Doch seitens der Jüdischen Gemeinde
heißt es, angesichts der Äußerungen der
Autorin sehe man keinen Anlass, ihr im
eigenen Haus eine Plattform zu bieten.
Die Debatte wogt, zum großen Teil
unverständlich, zwischen Podium und
ersten Reihen hin und her. Pohl wird
bespuckt und als Nazi beschimpft. Sie
verlässt bald darauf den Saal. >>>
„Intellektueller Notstand“ – Berliner
Polizisten führen regierungskritische
Israelis ab - Im Publikum und auf
dem Podium, so Schiffer, habe dann erst
einmal betretenes Schweigen geherrscht.
Da mit Pohl die Hauptperson gegangen
war, war das Thema im Grunde genommen
schon beendet. „Die anderen
Podiumsteilnehmer hatten sich auf ein
reines Taz- und Pohl-Bashing eingestellt
und zum Thema ansonsten nichts zu sagen.
Von den Publikumsmeldungen haben sie
nicht eine aus dem Publikum überhaupt
angenommen. Moderator Charvel war nicht
in der Lage, diese Beiträge zu bündeln
und die Diskussion in eine Richtung zu
lenken. Es war intellektueller Notstand,
man kann das nicht anders nennen.“
Schiffers Resümee des Abends ist bitter:
„Die Leute kommen da als Lager rein und
gehen als Lager wieder raus. Da
verschiebt sich nichts, da ändert sich
nichts. Da gibt es kaum Bereitschaft
über die Position der anderen Seite
nachzudenken. Ich habe Leute im Publikum
beobachtet, bei denen hatte ich den
Eindruck, dass sie schon nach zwei
Worten entschieden hatten, ob sie
jemandem noch zuhören oder nicht.“ Für
die Medienwissenschaftlerin steht fest:
„ Wir brauchen eine andere Debatte,
eine andere Diskussionskultur.“ >>>
Von Juden und
jüdischen Antisemiten -
Normalerweise stehen die Polizisten vor
der Synagoge und dem Centrum Judaicum in
der Oranienburger Straße, um mögliche
Angriffe von außen auf die jüdischen
Einrichtungen abzuwehren. An diesem
Abend aber wurde die Polizei in den
Versammlungssaal in der dritten Etage
gerufen, um im Auftrag der Jüdischen
Gemeinde junge Israelis und deutsche
Juden aus dem Saal zu entfernen, die von
anderen Anwesenden als Antisemiten
beschimpft wurden. Und mit hämischen „Yalla,
Yalla“–Rufen (Arabisch für „Geh!“ oder
„Hau ab“) verabschiedet wurden. >>>
Lauter nette Leute
- mein-parteibuch.com - Gestern Abend
fand in der Berliner Synagoge das von
der Jüdischen Gemeinde zu Berlin
organisierte öffentliche Straftribunal
gegen Ines Pohl statt. Die
Chefredakteurin der taz hatte es im März
gewagt, den aus der Feder der im
Vorstand der “Jüdischen Stimme für
gerechten Frieden in Nahost” engagierten
israelischen Auswandererin Iris Hefets
stammenden Artikel “Pilgerfahrt nach
Auschwitz” zu publizieren. Der
evangelische Pressedienst berichtet von
der Podiumsdiskussion, zu der Iris
Hefets wegen ihrer Eigenschaft, eine
“Anti-Jüdin” zu sein, nicht eingeladen
war: „Der Ton der Veranstaltung wurde
bereits durch das Grußwort bestimmt, es
wurde schnell polemisch“, sagte Pohl am
Mittwoch dem epd in Berlin. „Ich wurde
als Nazi-Sau beschimpft und bespuckt.“
Ines Pohl ist dann gegangen. Diese
Reaktion ist schwer verständlich, wo
doch die Freunde des Apartheidstaates
Israel lauter nette Leute sind. Freunde
Israels berichten heute über das
ungebührliche Verhalten der
Chefredakteurin der Taz. >>>
Wie entlarvend das Netzwerk
der falschen Freunde Israels
reagiert:
Sehr
wahrscheinlich Broder kommentiert im
Nazijargon einen Text:
Sieg Heil, Frau
Pohl >>>
|
Nachlese -
Zur
Podiumsdiskussion - „Pilgerfahrt
nach Auschwitz“ – Zum Umgang
deutscher Medien mit
Erinnerungskultur, Israelkritik und
Antisemitismus -
Dienstag, 27. April 2010, 19 Uhr,
Neue Synagoge, Oranienburger Straße
28-30, 10117 Berlin
mit: Ines Pohl, Chefredakteurin der
Tageszeitung taz
Thomas Schmid, Herausgeber der
Tageszeitung Die Welt
Stephan-Andreas Casdorff,
Chefredakteur der Tageszeitung Der
Tagesspiegel
Thierry Chervel (Moderation),
Mitbegründer und Chefredakteur des
Onlinemagazins Perlentaucher
Grußwort: Lala Süsskind, Vorsitzende
der Jüdischen Gemeinde zu Berlin
Ein Brief von
Renate Dörfel-Kelletat und Frank Dörfel
an Frau Ines Pohl
Sehr verehrte
Frau Pohl,
zunächst unseren
Dank, dass Ihre Zeitung den Artikel
von Iris Hefets gedruckt hat, dass
Sie sich eingelassen haben auf das
Vorhaben einer Diskussion „Zum
Umgang deutscher Medien mit
Erinnerungskultur, Israelkritik und
Antisemitismus“ und dass Sie die
Situation nach dem so unsäglich
polemisch-aufheizenden „Grußwort“
von Frau Süsskind so behandelt
haben, wie Sie das –auch nach
unserer Einschätzung – mussten: nach
dieser diffamierenden Ansprache wäre
es einfach zur Klärung nötig
gewesen, Iris Hefets aufs Podium zu
holen und ihr Gelegenheit zu geben,
sich gegen die geäußerten
Verdrehungen und Angriffe zu wehren.
Und wir waren Zeuge, dass Sie, liebe
Frau Pohl, sich die Entscheidung,
die Veranstaltung zu verlassen, als
die Protestierer durch die
polizeilich verstärkten Ordner des
Saales verwiesen wurden, nicht
leicht gemacht
haben.
Der Häme, mit der Ihre
hinterbliebenen Kollegen die
Verkleinerung des Podiums
kommentierten („hat sich der
Diskussion entzogen“, „abgekartetes
Spiel“) haben wir eine Erleichterung
angemerkt, nun eine homogenere
„Diskussion“ führen zu können. Also:
sollten Sie Zweifel haben, ob es
richtig war, so eindeutig Position
zu beziehen: es war richtig, es war
klärend, ein großer Teil des
zurückbleibenden Publikums scheint
dies auch so erlebt zu haben.
Bei uns bleibt
wie meist nach solchen Kontroversen
das flaue Gefühl, so Vieles, was in
die Diskussion gehört hätte, nicht
gesagt zu haben:
Da wäre es nötig
gewesen, Differenzierungen
einzubringen zwischen „Israelkritik
und Antisemitismus“ – oder besser
noch zwischen Antizionismus und
Antisemitismus.
Da wäre Kritik
fällig gewesen an der schon
sprachlich-logisch unsäglichen
Antisemitismusdefinition, die wir
auf den Blättern auf den Stühlen
vorfanden.
Da wäre es
wichtig gewesen, die billige, auf
Zitaten
aus der Charta beruhende
Hamas-Kritik der verbliebenen
Disputanten zu hinterfragen und die
Herren mit neueren Texten zu
konfrontieren, z.B. aus dem
Wahlprogramm zur Wahl 2006 (aus dem
sich durchaus eine Bereitschaft zur
Anerkennung Israels herauslesen
lässt, allerdings eines Israel in
den Grenzen von vor 1967) oder
Zitaten aus jüngeren
Interviewäußerungen von
Hamas-Führern (soweit sie noch nicht
den israelischen Todesschwadronen
zum Opfer gefallen sind).
Da wäre die
Fortsetzung der Hetze gegen
Ahmadinedjat durch Wiederholung der
gefälschten Zitate, er habe zur
Vernichtung Israels ausgerufen,
anzugreifen gewesen.
Und da wäre einfach die Klarstellung nötig gewesen, dass
während wir in erregter Sicherheit über Antisemitismus
reden, in Gaza Menschen aufgrund der andauernden
Blockade hungern und sterben.
Und
letztlich wäre dem immer wieder
geäußerten Lob an Israel, es sei die
„einzige Demokratie im Nahen Osten“
entgegenzutreten gewesen: die
Demokratie in Palästina wurde und
wird durch Israel nicht zugelassen;
das Wahlergebnis von 2006 passte
nicht, ein Großteil der gewählten
Parlamentarier wurde inhaftiert und
sitzt weiterhin im Gefängnis
(gemeinsam mit 10.000 weiteren
Palästinensern). Und es wäre
auf die Gefahr hinzuweisen gewesen,
die für Israels und der Israelis
Zukunft von diesem Argument ausgeht:
nach der unsäglichen, brutalen,
mörderischen Naziherrschaft konnten
unsere Vorfahren sich hinter der
Aussage verstecken, es habe sich um
eine Diktatur gehandelt, der
Einzelne habe nur unter extremer
persönlicher Gefährdung Widerstand
leisten können. Diese Ausflucht
lassen wir den Israelis nicht, wenn
wir immer wieder auf den Status
Israels als Demokratie hinweisen:
die Israelis sind voll
verantwortlich für die Verbrechen,
die ihre Militärs, ihre sonstigen
Sicherheitskräfte, ihre Politiker
begehen.
So, das alles
hätte ich sagen müssen, sagen
wollen. Doch es bedurfte einer
schlaflosen Nacht, um uns darüber
klar zu werden.
Sie,
liebe Frau Pohl, mussten Ihre
Entscheidung gestern in
Minutenschnelle
treffen. Wir zollen
Ihnen unsere Hochachtung!
Ihre
Renate Dörfel-Kelletat und Frank Dörfel
www.palaestina-heute.de
In
welchen skandalösen Dimensionen Henryk M. Broder ?
reagierte:
Sieg Heil, Frau Pohl >>>
Danach
verlinkte er den Text
eines Arvid Vormann , ein
ewig
gestriger. >>>
Jüdische Stimme für gerechten
Frieden in Nahost e. V. -
Die Jüdische Gemeinde zu Berlin hat
kein Monopol auf das Auschwitzerbe
aller Juden -
Presseerklärung
Die Jüdische Gemeinde lädt zu einer
Podiumsdiskussion „Zum Umgang
deutscher Medien mit
Erinnerungskultur, Israelkritik und
Antisemitismus“ ein, auf der der
Beauftragte der Gemeinde für die
Bekämpfung des Antisemitismus mit
Vertretern und Vertreterinnen
Berliner und überregionaler Medien
erörtern will, wo „die ‚rote Linie'
zum Antisemitismus“ verläuft und wie
„der mediale Umgang mit dem Gedenken
künftig gestaltet werden soll“.
Anlass ist ein Kommentar mit dem
Titel „Auf Zehenspitzen gehen“
(Druckausgabe) bzw. „Pilgerfahrt
nach Auschwitz“ (Internetausgabe),
der Anfang März in der taz erschien.
In diesem wendet sich die Israelin
Iris Hefets - Mitglied unseres
Vorstands -gegen die in Deutschland
übliche Zensur jeglicher Kritik an
der Politik Israels gegenüber
Palästinensern im eigenen Land und
in den besetzten Gebiete. Zentraler
Gegenstand des Artikels ist dabei
die Instrumentalisierung des
Gedenkens an den Holocaust nicht
zuletzt in Israel. Nun ist es
keineswegs das Vorrecht von Israelis
und Juden, die Politik Israels zu
kritisieren und ebenso wenig den
Umgang mit einer solchen Kritik in
Deutschland zu kommentieren. Es kann
aber unterstellt werden, dass Iris
Hefets und mit ihr unsere
Organisation den Kommentar in der
taz in der Absicht zur
Veröffentlichung brachte, dem uns
selbst und unseren Nachgeborenen
überlieferten Vermächtnis des
Völkermords an unseren Vorfahren
nach bestem Wissen und Gewissen
gerecht zu werden.
In der Jüdischen Stimme haben sich
Überlebende der Konzentrationslager,
Nachfahren von Ermordeten, deutsche
Juden und in Deutschland lebende
Juden zusammengefunden, um in
Verantwortung vor ihrer Geschichte
gegen das Unrecht aufzustehen, das
die israelischen Regierungen am
palästinensischen Volk begehen.
Folglich heißt es auch in ihrem
Selbstverständnis und
Gründungsdokument aus dem Jahre
2003: „Wir, Frauen und Männer
jüdischer Herkunft in Deutschland,
haben uns vereinigt, um sichtbar zu
machen, dass wir aus den
historischen Erfahrungen unserer
Vorfahren um die Entwürdigung und
den Schmerz wissen, die Menschen
zugefügt werden, wenn sie
systematisch ausgegrenzt und
entrechtet werden. Es darf sich kein
Volk über ein anderes Volk und kein
Mensch über einen anderen Menschen
erheben. Alle Menschen sind gleich
an Rechten geboren.“
Und weiter: “In Deutschland gilt es
jedoch klar zu sagen: Positionen,
hinter denen sich antisemitische
Einstellungen verbergen, sind mit
dem Anliegen der Jüdischen Stimme
unvereinbar. In inneren politischen
Gesprächen ebenso wie im
Zusammengehen mit anderen
Organisationen und Gruppen wird
stets zu berücksichtigen sein, dass
einzelne Mitglieder und Freunde der
Jüdischen Stimme selbst
Diskriminierung erlebt haben oder
erleben.“
Nun weiß man bei der Jüdischen
Gemeinde zu Berlin sehr genau, dass
die jüdische Authentizität unserer
Organisation unanfechtbar ist. Je
nach Wetterlage beliebt es dem
Botschafter des Staates Israel oder
Vertretern des Zentralrats der Juden
in Deutschland, sich der Vielfalt
der jüdischen Stimmen zu brüsten und
sie gar als Beweis für eine
besonders aufgeklärte
Demokratiekompetenz von Juden in
Israel und in Deutschland zu feiern.
In jüngster Zeit, da die Politik
Israels international und
insbesondere in breiten Teilen der
europäischen und nordamerikanischen
Zivilgesellschaften als
völkerrechtswidrig und inhuman
kritisiert wird (in Israel pflegt
man in Regierungskreisen von einer
internationalen De-Legitimisierung
der eigenen Raison zu sprechen),
weht ein anderer Wind.
Mit dem Ziel der Schadensbegrenzung
ist man jetzt in Israel und offenbar
auch in den Jüdischen Gemeinden
hierzulande entschlossen, kritische
Stimmen mit allen Mitteln zum
Schweigen zu bringen. Dabei spielt
die Herkunft der Kritiker, das
zeigen das förmliche Redeverbot für
den Israeli Ilan Pappé oder den
US-Ameikaner Norman Finkelstein
sowie nicht zuletzt der aktuelle
Umgang mit Iris Hefets, keine Rolle.
Auch die Tatsache, dass in den
europäischen Nachbarstaaten, in den
USA und ja, in Israel selbst das
Recht der Zivilgesellschafen an
umfassender und pluralistischer
Aufklärung hochgehalten wird, ist
nicht von Belang. Fast scheint es
so, als käme in Deutschland allein
den jüdischen Gemeinden die Hoheit
zu, darüber zu befinden, welche
Meinung zu Israels Politik geäußert
werden dürfe und welche nicht.
Kirchen, öffentliche Einrichtungen
und Medien werden des Antisemitismus
beschuldigt und geraten unter
massiven Druck, wenn sie sich
anschicken, die im Grundgesetz
verbriefte Meinungs-, Versammlungs-
und Pressefreiheit im Lande
wahrzunehmen und Stimmen zu Wort
kommen zu lassen, die die
Besatzungspolitik Israels
kritisieren, den Goldstone-Report
über den Gazakrieg würdigen oder die
Umsetzung des Gutachtens des
Internationalen Gerichtshofs zum
Verlauf der von Israel quer durch
Palästina errichteten Trennmauer
anmahnen. De facto nehmen die
Jüdischen Gemeinden eine
Zensurhoheit wahr, die in der
Verfassung nicht vorgesehen und
weder der bundesdeutschen
Mehrheitsgesellschaft noch der
jüdischen Minderheit dienlich ist.
Vor diesem Hintergrund ist nach dem
Ansinnen zu fragen, das die Jüdische
Gemeinde zu Berlin mit der nunmehr
anberaumten Podiumsveranstaltung
verfolgt.
Die Tatsache, dass Iris Hefets als
Autorin des Kommentars nicht
eingeladen wurde, sich auf dem
Podium öffentlich zu erklären,
spricht für sich. Im Einladungstext
fehlt zudem jeder Hinweis darauf,
dass sie Israelin und Mitglied
unserer Organisation ist. Beides ist
öffentlich bekannt. Der Diskurs mit
unserer Organisation ist nicht
offenkundig gewollt. Es soll nicht
sichtbar werden, dass die Jüdische
Gemeinde zu Berlin nicht im Namen
aller hier lebenden Juden und der
Staat Israel nicht im Interesse der
„jüdischen Welt“ handelt.
Stattdessen zieht es die Jüdische
Gemeinde vor, mit befreundeten
Vertretern der deutschen Presse (Die
Welt, Der Tagesspiegel,
Perlentaucher) die taz auf ein
Anklagepodium zu zerren, damit auch
hier Ruhe in Sachen Israel einkehrt.
Augenscheinlich ist es leichter -
das Muster ist allzu bekannt -, die
taz ob der unzensierten
Veröffentlichung des Kommentars des
Antisemitismus zu bezichtigen. Für
die Konkurrenten der Zeitung ein
annehmbares Spiel. Für die
Pressefreiheit im Lande eine Gefahr.
Für uns Juden und Jüdinnen, die wir
hierzulande im eigenen und mit
unseren israelischen Freunden nicht
zuletzt auch im Interesse einer
lebbaren Zukunft der Bevölkerung
Israels handeln, wäre jede
Maßregelung der taz im Sinne der in
der Einladung zur Veranstaltung
angekündigten „Grenzziehung“ für die
Auseinandersetzung mit der Politik
Israels gegenüber dem
palästinensischen Volk ein nicht
hinnehmbarer Anschlag auf unsere
politischen Freiheiten und
moralische Integrität.
Wir werden auch künftig nicht
zulassen, dass unser Gedenken an den
Völkermord und unsere Mahnung, dass
sich Geringschätzung und Ausgrenzung
von Schwächeren und Andersdenkenden
nicht wiederholen dürfen, als
antisemitisch diskreditiert werden.
Nie wieder! An keinem Ort der Welt.
Das ist unsere Lehre aus Auschwitz.
Solidarität mit
Iris Hefets!
- Arn Strohmeyer -
Kann man Äußerungen einer Jüdin aus Israel
"Antisemitismus" vorwerfen? So
paradox das klingen mag, es geschieht.
Anlass war ein Artikel, den die in die in
Berlin lebende Israelin
Iris Hefets kürzlich
in der TAZ
unter der
Überschrift "Pilgerfahrt nach Auschwitz"
veröffentlicht hat. Darin kritisiert sie die
offiziell vom israelischen Staat geförderten
Schülerreisen in das frühere
NS-Vernichtungslager. Die Reisen, die
ursprünglich nur von israelischen
Eliteschulen betrieben wurden, seien heute
ein "fester Bestandteil jeder israelischen
Pubertätsbiographie" geworden. Wörtlich
heißt es dann weiter: "Bevor ein junger
Israeli zur Armee geht, muss er mindestens
einmal Suff, Sex und die Auschwitz-Reise
erlebt haben. Wenn diese Voraussetzungen
erfüllt sind, kann er seinen Armeedienst
leisten und hinterher in Indien ausflippen."
Harte Worte zweifellos, die aber offenbar
die israelische Wirklichkeit widerspiegeln.
(...) Das sind eigentlich doch Gedanken,
über die nachzudenken und zu diskutieren
sich durchaus lohnen würde. Nicht aber für
die Jüdische Gemeinde in Berlin, die Iris
Hefets sofort "Antisemitismus" vorwarf und
an die TAZ die Frage richtete: "Ist
Antisemitismus in deutschen Tageszeitungen
wieder salonfähig?" Für Dienstag
(27.April) hat die jüdische Gemeinde nun
Chefredakteure und Herausgeber der
wichtigsten Berliner Tageszeitungen
eingeladen, um über das Thema deutsche
Medien und Antisemitismus zu debattieren.
Iris Hefets kann ihren Artikel aber nicht
verteidigen,
sie wurde nicht eingeladen! Was ist aber
nun eigentlich der Aufreger an der ganzen
Angelegenheit? Man vermag das nicht recht
erkennen. >>>
Michal
Kaiser-Livne - Vorstandmitglied der
Jüdischen Stimme - An die Teilnehmerinnen
und Teilnehmer der Podiumsdiskussion - Ja zu
einem Gespräch, nein zu einem Tribunal
- Die Reflexion des Umgangs mit der Gedenk-
und Erinnerungskultur des Holocaust soll
jeder bei sich zu Hause anfangen. Frau
Hefets, eine in Berlin lebende Israelin,
fängt die Untersuchung bei dem Land an, mit
dessen Kultur sie vertraut ist. Sie knüpft
damit an Arbeiten mehrerer Israelis an, die
die Instrumentalisierung der
Erinnerungskultur in Israel zum Zweck der
israelischen Politik untersucht haben.
Provokativ muss man vermutlich sein, um
endlich ins Gespräch zu kommen. Lädt die
jüdische Gemeinde zu Berlin am 27. April zu
einem offenem Gespräch ein oder geht es
darum, Denk- und Kritikverbote zu
etablieren? Die Aufregung der Veranstalter
der Podiumsdiskussion macht sich an den
„hämischen“ Äußerungen der Autorin über die
stark ritualisierten Auschwitzreisen von
Schulklassen aus Israel fest. >>>
Lehren aus dem
Holocaust oder Pilgerfahrt nach Auschwitz -
Abraham Melzer - Zum Umgang von jüdischen
Gemeinden mit Erinnerungskultur,
Israelkritik und Antisemitismus
- Zu
einer „Podiumsdiskussion“ am Dienstag,
27.April 2010, 19 Uhr in der Nenen Synagoge,
Oranienburger Str. 28-30, 10117 Berlin
- Es geht hier nicht um Beleidigtsein,
sondern um die Offenlegung eines Skandals,
der, wäre er nicht so ernst und traurig,
eigentlich zum Lachen wäre. Da wollen drei
Nichtjuden, Töchter und Söhe der Täter, uns
Juden beibringen, wie wir mit dem Holocaust
umgehen sollen. Wenn es nicht zum weinen
wäre, wäre es zum lachen. Hätten diese
Ines Pohl, Thomas Schmid und Stephan-Andreas
Casdorff ein Minimum an Ehrgefühl, Anstand
und Schamgefühl, würden sie sich weigern bei
einem solchen Tribunal mitzumachen, wo sie
nur verlieren können, da sie sich nur
lächerlich machen können. Und die Jüdische
Gemeinde ist Veranstaltungsort und
Gastgeberin. Unglaublich, aber wahr.
Offensichtlich kennt man dort keine Grenzen
für Scham und Schande und man ist frommer
Priester der Holocaustreligion. - Abraham
Melzer im Semit >>>
DER STREITPUNKT -
Das Holocaust-Gedenken ist zu einer Art
Religion geworden. - Pilgerfahrt nach
Auschwitz
- Iris Hefets - Was haben die beiden
Professoren Ilan Pappe (Israel), Norman
Finkelstein (USA) und der Publizist Hajo
Meyer (Deutschland) gemeinsam? Alle drei
sind Juden, Überlebende des Holocaust
beziehungsweise deren Nachkommen sowie
vehemente Kritiker der israelischen Politik.
Was haben die Stadt München, die
Trinitatiskirche in Berlin, die
Heinrich-Böll- und die
Rosa-Luxemburg-Stiftung gemein? Sie alle
haben, nach anfänglichen Zusagen, Ilan Pappe
beziehungsweise Norman Finkelstein wieder
ausgeladen und ihnen versprochene
Veranstaltungsräume verwehrt >>>
Die
Notwendigkeit, zu vergessen -
Yehuda Elkana - Ich
wurde als Junge von 10 Jahren nach Auschwitz
gebracht und überlebte den Holocaust. Die
Rote Armee befreite uns, und wir verbrachten
einige Monate in einem russischen
„Befreiungslager“. Später bin ich zu dem
Schluss gekommen, dass es keinen großen
Unterschied gibt im Verhalten vieler
Menschen, denen ich begegnet bin: Deutsche,
Österreicher, Kroaten, Ukrainer, Ungarn,
Russen und andere. Mir wurde klar, dass das,
was in Deutschland geschehen ist, überall
geschehen kann: in jedem Volk, auch in
meinem eigenen. Andrerseits kam ich zu dem
Schluss, dass es möglich ist, solch
schreckliche Ereignisse durch entsprechende
Erziehung und dem richtigen
politischen Rahmen zu verhindern. Es hat nie
einen >>>
Die
Podiumsdiskussion
„Pilgerfahrt nach Auschwitz“ – Zum Umgang
deutscher Medien mit Erinnerungskultur,
Israelkritik und Antisemitismus
Dienstag, 27. April 2010, 19 Uhr, Neue
Synagoge, Oranienburger Straße 28-30, 10117
Berlin
mit: Ines Pohl, Chefredakteurin der
Tageszeitung taz
Thomas Schmid, Herausgeber der Tageszeitung
Die Welt
Stephan-Andreas Casdorff, Chefredakteur der
Tageszeitung Der Tagesspiegel
Thierry Chervel (Moderation), Mitbegründer
und Chefredakteur des Onlinemagazins
Perlentaucher
Grußwort: Lala Süsskind, Vorsitzende der
Jüdischen Gemeinde zu Berlin