Terroristen sind immer nur die Anderen
Edith Lutz
Israels
Premier zu Gesprächen in Berlin.
Mehr als
diplomatische Höflichkeit. KStA v. 13.2.2008
(Sibylle Quenett)
Herr Olmert
spricht von Verhandlungen mit den Palästinensern. Mit „den“
Palästinensern? Die kleine Dativbestimmung bedarf der Korrektur.
Ehud Olmert verhandelt nicht mit den Palästinensern, sondern mit
Mahmud Abbas als Vertreter eines Anteils. Die Partei, die von
westlichen Medien gewöhnlich als „radikalislamische Hamas“
gebrandmarkt wird und die – demokratisch gewählt - die Mehrheit
stellte, ist von den Verhandlungen ausgeschlossen.
„Mit
Terroristen redet man nicht“, so der Tenor der Regierung (und leider
nicht nur dieser).
Laut
einer Meinungsumfrage im vergangenen Jahr befürworten 57% aller
Israelis Gespräche mit der Hamas. Einige Oppositionelle, darunter
auch religiöse Führer, haben bereits Gespräche geführt. „Frieden
schließt man nicht mit seinen Freunden, sondern mit seinen Feinden“,
rufen Friedenswillige in Israel, darunter der deutschstämmige
ehemalige Knessetabgeordente Uri Avnery, seit Jahren ihrer Regierung
zu. Bei Ehud Olmert ist der Ruf noch nicht angekommen. „Mein Land
wird den Kampf gegen den Terror fortsetzen“, verkündet er
entschlossen seinen deutschen Gastgebern. Unzweifelhaft meint er den
bewaffneten Kampf; denn, wie Inge Günther auf gleicher Seite
schreibt, ist der Einmarsch nach Gaza schon programmiert.
Angesichts der Bilder von zwei verletzten israelischen Jugendlichen
ist die Unterstützung für einen Einmarsch angestiegen. Bilder des
Gräuels aus dem Gazastreifen, verursacht durch die israelische
Armee, werden den Israelis vorenthalten und sind in westlichen
Medien selten zu sehen. Das Bild der getöteten jungen Frau etwa, die
mit ihrer kleinen Tochter auf einem Eselskarren unterwegs war, weil
die israelische Armee den Treibstoffzugang blockiert, - ist es
bekannt? Vermutlich nicht. Menschen, die über das unerträgliche
Leben in Gaza berichten würden, wird von der israelischen Armee der
Zutritt verweigert. Und nicht nur Besuchern wird bekanntlich der
Eintritt verwehrt, sondern auch Grundbedürfnissen des Lebens. Vor
allem aber mangelt es an unserem Mitgefühl für das eingeschlossene
Volk, das widerrechtlich und gegen alle Vernunft kollektiv bestraft
wird. Hier geschehen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, und daran
ist auch ein deutsches Schweigen beteiligt. Der kredenzte
israelische Wein mit Koscher-Zertifikat ist eine zynische Beigabe
für das gemeinsame Mahl.
Hamas hat
wiederholt in jüngster Zeit Friedensangebote gemacht, die von der
israelischen Regierung ignoriert wurden. Einer der Überträger ist
der (orthodoxe) Rabbiner Froman, der sein Verhalten mit dem
biblischen Gebot erklärt, „Liebe deinen Nächsten“. Hier liegt
allerdings ein Übersetzungsfehler vor, denn richtig müsste es nach
dem hebräischen Original heißen, „Liebe deinem Nächsten“. Der Dativ
drückt eine Beziehung aus. Aber mit dem Dativ hat nicht nur Herr
Olmert Schwierigkeiten.
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