TEXTE 12
"Ein
Wendepunkt in der
Geschichte Palästinas":
Interview mit Jamal Juma
- Ida Audeh -
29.06.2018 - Interview
von Ida Audeh, eine
Palästinenserin in Colorado,
mit Jamal Juma, dem
Koordinator der Kampagne
Palestinian Grassroots
Anti-Apartheid Wall über den
Volkswiderstand in Gaza, die
Politik der
Trump-Administration
bezüglich der
palästinsischen Sache und
die palästinensischen
Optionen für einen neuen
Kurs.
Ida Audeh: [...]
Beschreibe Israels
derzeitiges Kontrollsystem
der besetzten Gebiete, zu
dem die Mauer gehört. -
Jamal Juma: Es ist
eindeutig, dass die Mauer
zur Isolierung und
Belagerung der Palästinenser
konzipiert wurde. Das
Projekt Palästinenser mit
der Mauer zu belagern ist
vervollständigt worden. Sie
riegelte alle dynamischen
Gebiete ab, deren Isolierung
in verschiedene Bereiche
Israel für notwendig hielt.
80% der Mauer liegen
innerhalb der Westbank. Der
zweite Teil der Belagerung
ist die Stärkung der
Siedlungen. Jede Siedlung
hat, was Israel eine
Pufferzone nennt – einen
Sicherheitsapparat aus
Stacheldraht und Straßen,
die Palästinenser nicht
benützen dürfen. Das erlaubt
ihnen, zusammen mit
alternativen (Bypass-)
Straßen (die wir
Apartheidstraßen nennen),
das Territorium zu
kontrollieren. Heute gibt es
zwei Straßennetze: eines für
israelische Siedler, etwa
1.400 km lang, dessen Zweck
es ist, alle Siedlungen
miteinander und mit Israel
in einer Art Netz zu
verbinden. Und das ist
vollständig. Dieses Netz ist
das Dominante in der
Westbank und dazu gehören
die größeren Straßen. Das
andere Netz, die
alternativen Straßen, dient
der Nutzung durch die
Palästinenser; diese Straßen
werden sich über 48 geplante
Tunnels und Brücken kreuzen,
von denen einige bereits
geschaffen wurden. Die zwei
Straßensysteme sind
getrennt. Es ist die Basis
des rassistischen
Diskrimierungssystems, von
dem wir sprechen: es
isoliert Palästinenser und
sperrt sie in begrenzte
Räume ein, kontrolliert ihre
Ressourcen durch die
Siedlungen, das Sraßennetz,
die militärischen
Einrichtungen und die Mauer,
die etwa 62% der Westbank
einnimmt.
Mit der Ausdehnung der
Siedlungen sprechen wir
nicht mehr nur darüber, dass
die Palästinenser in die
nördlichen, südliche und
zentrale Region ghettoisiert
sind. Es gibt noch weitere
Fragmentierung der
palästinensischen
Wohngebiete. Bezüglich neuer
Siedlungsaußenposten wird
nicht mehr diskutiert, ob
sie aufgelöst werden sollen
oder nicht. Sie werden in
Siedlungen umgewandelt. Wenn
du 150 Außenposten siehst,
sprichst du tatsächlich über
150 neue Siedlungen. Dieses
Projekt wurde intensiviert,
und zwar insbesondere seit
Trump ins Amt kam.
I.A.: Hast Du demnach
eine eindeutige
Beschleunigung nach Trump
beobachtet? - J.J.: Es
ist mehr als eine
Beschleunigung. Es ist ein
Wendepunkt in der Geschichte
Palästinas. Seit Trump ins
Amt kam, hat sich die
US-Politik das zionistische
Projekt voll zu eigen
gemacht. Es ist ein klares
Programm. Es begann mit
Jerusalem und der
Anerkennung Jerusalems als
Hauptstadt des zionistischen
Gebildes, der Verlegung der
Botschaft, dem Angriff auf
die Flüchtlinge mit der
Kürzung der Beiträge zur
UNRWA und anderen Formen des
Drucks auf Gebiete, in denen
eine große Anzahl von
Flüchtlingen leben,
einschließlich ihrer
permanenten Ansiedlung in
den Gastländern.
Die israelische
Kolonisation, die
geografische Ausarbeitung
der politischen Landkarte
ist eine weitere Komponente
der Liquidierung der
palästinensische Sache. Die
israelische Vorlagen für die
Kolonisation sind massiv.
Sie konzentrieren sich auf
das Jordantal – den Bau
neuer Sieldungen, den Ausbau
bestehender Siedlungen, die
Schaffung der
unterstützenden
Infrastruktur und riesige
Anreize für Israelis, die in
der Landwirtschaft arbeiten
(Barzahlungen von $20.000
für jeden, der bereit ist
hierher zu kommen). Jetzt
liegen die Siedlungen oben
auf der Bergkette und
überblicken das Jordantal,
was ihnen ermöglicht
niedriger gelegene
Ortschaften einzukreisen.
Wenn du über Ariel sprichst,
über Ma'aleh Adumim usw.,
dann wird es so sein als
wäre die ganze Westbank ein
Vorort von Tel Aviv. Das
wird hier irgendeine
Trennung in der Zukunft
unmöglich machen, für
irgendein unabhängiges
palästinensisches Gebilde
hier; statt dessen wird den
Palästinensern ein
Apartheidssystem von
Kantonen aufgezwungen. Das
ist die Realität vor Ort.
Zurück zur neuen US-Politik:
Zusätzlich zu einer
Veränderung der
US-Positionen zu Jerusalem
und dem Flüchtlingsproblem,
werden die arabischen Länder
benützt, die für eine
Normalisierung mit Isael
bereit sind und sich um eine
Ausrichtung auf das
amerikanische Projekt
bemühen – zu allererst Saudi
Arabien und ebenso Bahrain,
die Vereinigten Arabischen
Emirate und Ägypten, die die
Palästinenser unter Druck
setzen, das US-Projekt zur
Liquidierung der
palästinensischen Frage zu
akzeptieren. Das hat
komplizierte Seiten und ist
aus der Sphäre des
internationalen Rechts (des
Völkerrechts) und der UNO
herausgenommen; jeder hat
zuvor in diesem Rahmenplan
gearbeitet. Wir haben die
Umsetzung der Resolutionen
gefordert. Aber die USA
haben dem Völkerrecht einen
Schlag versetzt.
I.A.: Die USA schlagen
jetzt einen
"Jahrhundertdeal" vor, den
die Golfstaaten bereitwillig
unterstützen. Kannst Du die
Umrisse dieses Deals
beschreiben? - J.J.: Der
Vorschlag ist die Schaffung
eines palästinensischen
Staates in Gaza mit
Ausdehnung in die Wüste
Sinai unter Verwaltung durch
die Palästinensische
Autonomiebehörde. Die
Westbank und Jerusalem sind
nicht Teil dieser
Kalkulationen, obwohl Israel
bereit sein könnte, manche
Gebiete rund um Jerusalem
aufzugeben, die mit
Palästinensern dicht
bevölkert sind. (Dieser Teil
des Vorschlags ist von
extremistischen israelischen
Gruppen noch vor dem
Vorschlag von Trump in
Umlauf gesetzt worden.) Sie
könnten bereit sein sich aus
Gebieten von Groß-Jerusalem
mit hoher palästinensischer
Bevölkerungsdichte
zurückzuziehen, wie Jabal
Mukkaber, Isawiya, Silwan
und Süd-Bahir; es gab einige
Diskussionen über den Wegzug
aus Beit Hanina und Shufat.
Die Israelis würden die
Kontrolle über die jüdischen
Siedlungen und die Altstadt
behalten, was zusammen etwa
87% von Ost-Jerusalem
ausmachen würde – ein nicht
gerade kleines Gebiet.
I.A.: Wie ist die
palästinensische
Antwort
auf diesen Plan? -
J.J.: Auf politischer Ebene
ist die PA in einer Krise.
Sie hatte ihr Vertrauen in
die USA gesetzt, aber jetzt
ist es ganz eindeutig, dass
die USA entschlossen ist die
palästinensische Sache zu
liquidieren. Die einzige
reale Option, die der PA
geblieben ist, ihr Schicksal
mit dem des
palästinensischen Volkes und
auf freie Menschen in der
ganzen Welt, internationale
Solidarität und Bewegungen,
die uns unterstützen, zu
verbinden. Das
palästinensische Volk muss
eine Entscheidung treffen,
und die PA ebenfalls.
Auf der Ebene des Volkes
sehen wir ernsthafte
Aktivitäten bei der Suche
nach einer Alternative zum
status quo, wobei die größte
und wichtigste zur Zeit in
Gaza mit dem Großen
Rückkehrmarsch stattfindet.
Diese Aktionen sind aus
verschiedenen Gründen
wichtig. Sie haben die
Stereotypen über Gaza als
Abschußrampe für Raketen,
einem Ort des Terrorismus,
den die Hamas gekapert hat,
verändert. Tatsächlich
repräsentieren die
Demonstrationen in Gaza seit
dem 30. März eine weit
gestreute Bewegung, einen
massiven Volkswiderstand. So
wie die erste Intifada aus
Jabalia in Gaza kam, haben
wir heute die Anfänge einer
Massenbewegung des zivilen
Ungehorsams. Gaza hat eine
Bevölkerung, die Widerstand
leistet, und Hamas
kontrolliert diesen
Widerstand nicht. Der
Diskurs, den wir
üblicherweise hören, dass
die Hamas Menschen in ihren
Tod führt, sollte als
rassistisch und
entmenschlichend erkannt
werden. Menschen sind keine
Roboter. Gazaner jeden
Alters, (jeder) familiären
und wirtschaftlichen
Situation sowie
Bildungsniveaus nehmen an
diesen Demonstrationen teil,
um ihre Sache der Welt
sichtbar zu machen. Diese
Menschen sagen, dass die
Blockade des Gazastreifens
nicht andauern kann. Wir
sind menschliche Wesen, wir
haben Rechte, und eines
dieser Recht ist es wie
menschliche Wesen zu leben.
Gaza ist nicht mehr
unbewohnbar. Gaza ist zu
einem Gefängnis und einer
Hölle geworden. Sogar die
UNO anerkennt das. [...]
Der Große Marsch hat den
Fokus wieder auf das Thema
Flüchtlinge gerichtet und es
direkt auf den Tisch
gebracht, trotz aller
Anstrengungen es zu
ignorieren und zu
beseitigen. Mehr als 70% der
Bevölkerung Gazas sind
Flüchtlinge, und sie fordern
das Recht auf Rückkehr in
ihre ursprünglichen
Heimatorte.
Aus diesem Grund sind die
Demonstrationen sehr wichtig
für die Festlegung des
weiteren Verlaufs der
palästinensischen Frage und
die Erneuerung der Rolle des
Volkswiderstands an
vorderster Front. Sie haben
möglicherweise auch ein
andere große Katastrophe
verhindert. Ich denke,
Israel war dabei die
Umsetzung der Vorschläge der
Trump-Administration
vorzubereiten; das Szenario,
das die Israelis geplant
hatten, war Gaza in eine
militärische Konfrontation
hineinzuziehen, die ein noch
intensiveres Bombardement
als in der Vergangenheit
rechtfertigen würde. Die
Grenze zu Ägypten würde
geöffnet, und die Menschen
würden nach Ägypten fliehen.
Aber die massenhafte
Teilnahme an den
Demonstrationen hat diesen
Plan vereitelt.
I.A.: Für mich ist es
schwer zu verstehen, wie
Ramallah dem Massaker in
Gaza so ruhig zuschauen kann.
- J.J.: Es sieht so aus, als
sei das, was in der Westbank
passiert, überhaupt nicht zu
vergleichen ist mit dem, was
in Gaza passiert. Das stimmt
auch, es ist nicht derart
massiv. Aber es gibt in der
Westbank Aktionen, die auch
sind wichtig sind. Jede
Wochen sammeln sich Menschen
an den Checkpoints, um zu
protestieren. Seit 2011 gibt
es immer wieder Ausbrüche;
z.B. in Jerusalem mit dem
Lager Bab el-Shams und nach
den Ermordungen von Abu
Khdeir und (der Familie)
Dawabshe (Januar 2013, Juli
2014 und Juli 2015). Diese
Ausbrüche waren bedeutsam
und beispielhaft, so wie in
Gaza heute. Sie haben uns
daran erinnert, wozu das
palästinensische Volk fähig
ist. Ich nehme an, dass
diese Ausbrüche hier und
dort zu einem weitgestreuten
zivilen Ungehorsam führen
werden. Junge Leute in
Jerusalem und der Westbank
sind jeden Tag zu Hunderten
an die Checkpoints gegangen,
und diese Dinge gehörten zur
Denkweise in der ersten
Intifada.
Wir sollten auch zur
Kenntnis nehmen, was die
Palästinenser in Israel
machen. Es gibt
Jugendbewegungen, die in
einer Weise aktiv werden,
die sehr eindrucksvoll und
eine Quelle des Stolzes
sind. Sie lehnen die
Besatzung ab, und es
beteiligen sich viele
Menschen, in Haifa und
anderswo.
I.A.: Lass uns einen
Blick auf das Verhältnis der
Palästinenser zu formalen
politischen Organisationen
tun. Kürzlich hat der
palästinensische Nationalrat
(PNC) seine erste Tagung
nach 22 Jahren abgehalten.
Man könnte meinen, dass im
Lauf von mehr als zwei
Jahrzehnten verschiedene
Probleme und Vorfälle ein
Treffen gerechtfertigt
hätten – regionale
Vorkommnisse, die Ermordung
von Yasser Arafat und der
Stand der
Oslo-Vereinbarungen kommen
einem in den Sinn. Aber es
scheint nicht, dass das
Treffen des PNC viel
Interesse unter der
Bevölkerung gefunden hätte.
J.J.: Die Menschen haben dem
nicht viel Beachtung
geschenkt, aber die Leute
sollten wirklich darüber
sprechen, weil es eine
Gefahr darstellt. Das erste
Treffen nach 22 Jahren, und
es wurde nicht einmal
darüber gesprochen, was seit
dem letzten Treffen
geschehen ist! Was dort
geschah, war tatsächlich,
die verändert. Es gibt einen
Versuch das Zentralkomitee
durch eine Organisation zu
ersetzen, der aus dem
privaten Sektor, politischen
Strömungen in der PA heute
sowie Elementen des
Sicherheitsapparates
besteht. Keine
Repräsentation von
Palästinensern aus den
1948er Gebiete oder der
Diaspora oder gar der
Palästinenser von der
Straße. Das ist eine Gefahr
für das palästinensische
Projekt.
Die PLO, wie sie von Mahmud
Abbas umgestaltet wurde, ist
eine Gefahr für die
nationale Sache. Sie ist
vereinnahmt worden; unsere
Aufgabe ist es sie wieder zu
einer repräsentativen und
einigenden Instanz zu
machen, die sich für die
palästinensische Sache
einsetzt. Die Reform sollte
von palästinensischen
Gruppen und Bewegungen
angeführt werden.
Die Menschen haben kein
Vertrauen in die Führung;
sie glauben nicht, dass sie
fähig ist in der kommenden
Phase zu führen. Die
Ausbrüche, auf die ich mich
vorhin bezogen habe, hatten
ja das Potential eine dritte
Intifada auszulösen. Die
Menschen warten auf eine
Führung, die zum Vorschein
kommt, so wie es in der
ersten Intifada geschah;
nach drei Monaten in der
Intifada trat eine geeinte
Führungsschicht in
Erscheinung und übernahm die
Führung. Aber dieses Mal war
die PA nicht daran
interessiert diese Rolle zu
übernehmen; drei Monate in
diesen Protesten, und die PA
schickte ihre Leute, um die
Aktionen zu stören und junge
Leute daran zu hindern, sich
an den Checkpoints zu
sammeln. Die nationalen
Parteien waren aus
naheliegenden Gründen nicht
fähig eine geeinte
Führerschaft zu bilden.
I.A.: Was ist die
Alternative? - J.J.: Das
Volk muss eine nationale
Bewegung hervorbringen, die
den Wandel anführen kann.
Die Bewegung für einen
Wandel wird nicht von einer
einzigen Person angeführt
werden. Es wird eine breite
nationale Bewegung sein, die
eine wirkliche Beziehung zu
den Menschen vor Ort hat,
eine Bewegung, die die
Straße führen wird. Das ist
der einzige Weg, auf dem der
Wandel stattfinden wird. Die
Menschen haben lange Zeit
gewartet, aber worauf warten
wir? Das wird kein großer
charismatischer Führer sein.
Wir sprechen nicht über
einen heldenhaften Führer,
wir sprechen über ein
heldenhaftes Volk und eine
Führungsschicht von
Institutionen.
Wir wollen einen
palästinensischen Staat, der
alle Palästinenser
repräsentiert. Innerhalb
dieser breiten Skizzierung,
sagen wir jetzt, haben wir
das palästinensische Projekt
zu schützen – das Recht auf
Selbstbestimmung, und für
dieses Recht kämpfen wir
alle. Wir müssen nicht
anfangen über das
Endergebnis zu diskutieren.
Die Zeit für die
Zwei-Staaten-Lösung ist
eindeutig vorbei – in
Wirklichkeit hat dieser
Vorschlag den Boden für den
Versuch bereitet, unsere
Sache zu zerschlagen. Die
andere Option ist klar. Aber
wie ich gesagt habe, wir
wollen diese Diskussion
nicht, um uns von unserem
Fokus jetzt abzulenken oder
uns in Konflikt mit der
Haltung der PLO zu bringen.
Wie unterstützen wir das
palästinensische Projekt?
Wir müssen uns mit dem
auseinandersetzen, was in
Jerusalem geschieht, den
Siedlungen. Es muss ein
praktikables Programm sein,
nicht bloß Slogans auf dem
Papier. Palästinenser in der
Diaspora sollten diese
Aktivitäten unterstützen,
sich an der Boykottbewegung
beteiligen, denn wir sind
Teil dieser Boykottbewegung.
Wir versuchen die politische
Arbeit und die
Boykottbewegung getrennt zu
halten, um die
Boykottbewegung zu schützen,
denn es ist ein
palästinensischer Versuch
zur Schwächung der
Boykottbewegung angelaufen;
über Normalisierung und
unter Berufung auf die
Position der PLO. Wir halten
die Boykottbewegung für eine
wesentliche Komponente
unseres Aktivismus.
Darüber diskutieren die
Menschen heute, hier und mit
unserem Volk in den 1948er
Gebieten und in der
Diaspora. Viele Treffen
haben stattgefunden, und sie
weiten sich aus. Ich nehme
an, dass es in den nächsten
Wochen ein Meeting geben
wird, um einiges von den
vereinbarten Prinzipien, die
diesen Aktionen zugrunde
liegen, schriftlich
niederzulegen. Es muss eine
Bewegung geben, die die
Einheit des
palästinensischen Volkes
bewahrt und die nationale
Sache vor der Auslöschung
schützt. Daran arbeiten wir
jetzt.
Anmerkungen:
Das Lager von 2013, bekannt
als Bab al-Shams, war ein
Versuch von Palästinensern,
die israelischen Pläne zur
Gründung einer Siedlung auf
Land in der Zone E1,
zwischen Ost-Jerusalem und
der jewish-only-Siedlung
Ma'aleh Adumim, zu
verhindern; der israelische
Plan sollte die Westbank
dauerhaft von Ost-Jerusalem
trennen. Ein anderes Lager,
Bab al-Karama, wurde in Beit
Iksa errichtet und zwei Tage
später von israelischen
Soldaten gestürmt. Im Juli
2014 entführten israelische
Siedler in Jerusalem den
16-jährigen Mohammed Abu
Khdeir aus Shufat und
steckten ihn in Brand. Die
darauf folgenden
Demonstrationen endeten mit
160 verletzten
Palästinensern. Fünf Tage
später begann Israels
Angriff auf Gaza. Ein Jahr
später zündeten israelische
Siedler das Haus der Familie
Dawabscheh in Duma an. Der
einzige Überlebende dieses
Anschlags war ein
vierjähriges Kind; die
Eltern des Kindes und sein
kleiner Bruder wurden
getötet. 2015 wurde in Abu
Dis ein Zeltlager, "Tor von
Jerusalem", errichtet, um
gegen die Pläne der
israelischen Regierung,
Beduinengemeinden hierher
umzusiedeln, zu
protestieren. Von Anfang
September 2015 bis
Jahresende breiteten sich
von der Al Aqsa-Moschee in
Jerusalem über die ganze
Wesbank Proteste aus; 108
Palästinenser wurden getötet
und 12.260 verletzt.
Palästinenser in Israel
demonstrierten in
Solidarität.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
Israels
geheime Morde
Rod Such, Electronic
Intifada - 13. Juni 2018 -
„Erhebe dich und töte zuerst
– die geheime Geschichte von
Israels gezielten Tötungen“
von Ronen Bergman, Random
House( 2018)
Israels Fernsehen zeigte
kürzlich ein Video von zwei
israelischen Soldaten, die
sich selbst filmten, als sie
einen palästinensischen
Demonstranten an der
Gaza-Grenze erschossen,
während sie dies bejubelten.
ihre eigenen Verbrechen
gegen die Menschlichkeit zu
filmen – aus Sport
Palästinenser erschießen –
deutet auf ein Gefühl der
Sicherheit, sich nie dafür
verantworten zu müssen.
Ein noch größerer Beweis
dieser Straflosigkeit
erscheint in dem Buch
„Erhebe Dich und töte zuerst
– die geheime Geschichte von
Israels gezielten
Ermordungen“ von Veteran
israelischen Journalisten
Ronen Bergman, Mitarbeiter
beim The New York
Times-Magazine.
Ankläger beim
Internationalen Gerichtshof
könnten dieses Buch als
Beweis A als ob
israelische Regierungs- und
Militär-Offizielle immer
wegen Kriegsverbrechen
beschuldigt werden können.
Es enthält offen
Eingeständnisse von Schuld,
dass sie außergerichtliche
Ermordungen in Verletzung
des Internationalen Gesetzes
durchführen.
„Seit dem 2. Weltkrieg hat
Israel, mehr Menschen
umgebracht als jedes andere
Land in der westlichen
Welt“, schreibt Bergman. In
vielen Fällen sind diese
sog. gezielten Tötungen
während der letzten zwei
Jahrzehnten in Todesfälle
von fast einem Tausend
unbeteiligter Zuschauer
verwickelt – nach Bergmans
Berechnungen – verfehlen
diese Zahlen jedoch die
Zehntausenden, die bei
offenen Kriegsakten und bei
Kollektivstrafen geschehen,
die in diesem Buch meistens
nicht erwähnt werden.
Dass israelische Offizielle
bereit sind, zitiert zu
werden und andere mit Namen
nennen, deutet auf eine
Sicherheit hin, niemals vor
einem Gericht verantwortlich
zu sein. Man betrachte z.B.
nur die vom früheren
israelischen
Ministerpräsidenten Ariel
Sharon gegebene Instruktion
an den damaligen Direktor
von Shin Bet Avi Dichter -
in Bezug auf Hamas - in
einem offenen Eingeständnis
mit der Absicht, einen
Völkermord zu begehen:„Geh,
töte sie alle.“
„Es waren nicht nur Morde“,
schreibt Bergman „ die
Staatssicherheit wurde
benutzt, um eine große
Anzahl von Aktionen und
Operationen zu
rechtfertigen, die in der
sichtbaren, übrigen Welt
lange Prozesse und lange
Gefängnisstrafen verursacht
hätten und eine ständige
Überwachung der Bürger wegen
ihrer ethnischen oder
politischen Zugehörigkeit;
Verhörmethoden, die lange
Haft einschließen ohne
gerichtliche Zustimmung und
Folter; Meineid in den
Gerichtshöfen,
Unterschlagung der Wahrheit
vor den Richtern.
„Erhebe dich und töte
zuerst“ erzählt die lange
Geschichte von Israels
politischem Mord, seit dem
Britischen Mandat Palästina.
Es schließt die Periode der
sog. Grenzkriege ein (Ein
Terminus, den Benny Morris
in seinem Buch „Israel’s
Border Wars 1949-1956
verwendet) die Bildung der
PLO in den 1960erJahren, die
israelische Invasion und
Besetzung des Libanon in den
1970ern, die 1. und 2.
Intifada … und die
andauernden militärischen
Kampagnen gegen die
Hisbollah, Syrien und den
Iran (die sog. Radikale
Front), die bis heute
weitergehen.
„Kollateralschaden“
Der Buchtitel kommt vom
talmudischen Kommando, das
einer Person das Recht gibt,
„sich zu erheben und zuerst
zu schießen“ als eine
vorbeugende Maßnahme.
Dieses Konzept bildet die
moralische und rechtliche
Basis für die Politik, die
viele Menschenrechtsgruppen
unter dem Internationalen
Gesetz für ungültig
erklären, weil eine
Exekution ohne
Gerichtsverfahren den
fälligen Prozess zum Gespött
macht und den Unterschied
zwischen Kämpfern und
Zivilisten löscht. Viele der
Opfer waren politische und
sogar religiöse Personen,
die wahrscheinlich meistens
nicht mit dem Planen von
Angriffen gegen Israel
beteiligt waren, behauptet
Bergman.
Die Haganah, die
vorstaatliche israelische
Armee definierte Morde als
„persönliche
Terror-Operationen“, die
Führer der palästinensischen
Nationalbewegung zum Ziel
hatten. Nach 1948 waren
alle israelischen
Geheimagenturen,
einschließlich dem Mossad in
außergerichtliche Tötungen
involviert.
Die Mord-Politik erlaubte
den Mördern der
Palästinenser und anderer
Araber den Mord einfach,
weil sie Teile des
Widerstandes gegen den
israelischen
Siedlerkolonialismus waren.
Man tötete auch aus Rache,
weil man Geiseln hielt und
wegen des Todes der
israelischen Athleten 1972
bei der Sommer-Olympiade in
München zum Beispiel. Der
israelische Geheimdienst
pickte Führer oder Vertreter
der PLO aus, aber nicht
jene, die direkt in den
Schwarzen September
involviert waren, die die
Entführung planten. Der
PalästinenserWael Zuaiter,
der Übersetzer von „One
thousand and one Night“, das
er aus dem Arabischen ins
Italienische übersetzte,
während er in Rom lebte und
als einer der lokalen
PLO-Vertreter diente, war
eines der Mordopfer, wie ein
falsch identifizierter
marokkanischer Kellner in
Lillehammer, Norwegen.
Dass es einen rassistischen
Code gibt , ist unleugbar,
besonders vom israelischen
Geheimdienst als „Kollateralschaden“
gegeben und es sich um
Araber und Nicht-Araber
handelt. Wenn arabische
Zuschauer oder
Familienmitglieder getötet
wurden, gaben sie ein „mach
weiter“, wenn
nicht-arabische Zuschauer
sterben konnten, sollte dies
vermieden werden. Bergman
bemerkt, so lang, wie die
Ziele in Feindesland lagen
und so lang wie unschuldige
Zivilisten Araber waren, war
der Finger schneller am
Abzug. ….
News berichtet von einem
separaten Unfall im Detail:
ein Flugzeug sollte 1982
abgeschossen werden, weil
man glaubte, der PLO-Chef
Yasser Arafat wäre drin. Das
Flugzeug hatte aber
verletzte palästinensische
Kinder an Bord und nicht
Arafat.
Den Punkt verfehlen
Viele von Bergmans
Enthüllungen sind so
schockierend, dass man sich
fragt, warum ein scheinbar
loyaler israelischer
Journalist sie aufdeckt.
Aber er ist kaum der erste
Berichterstatter, der es
wagt in den Bereich der
aufgedeckten Geheimnisse
der Geheimdienste zu
dringen, selbst wenn sie
das sorgfältig kultivierte
Image des Staates beflecken.
Die Gründe liegen gewöhnlich
darin, dass die
dokumentierten Verbrechen
„Fehler“ darstellen, die die
Aufgedeckten hoffentlich
ohne grundsätzliche
Herausforderung die Natur
des Staates korrigieren, der
sie ausführte. Dieses
Journalistische Genre geht
weithin am Punkt vorbei.
Geheimdienste sind keine
Sammler von Informationen,
um die Staatssicherheit zu
schützen, sondern vertuschen
eher die Täter, die damit
engagiert sind, die
hegemonischen Bestrebungen
mit den notwendigen Mitteln
auszuführen.
Geheimdienst-Agenturen
schützen ihre Geheimnisse.
Es ist selten, dass ein
Journalist, sie mit eifrigen
Untersuchungen erfahren
kann.
Meistens lassen
Geheimdienst- und
Regierungs-Offizielle selbst
geheime Informationen wegen
politischer Uneinigkeit,
Entzweiung innerhalb
herrschender Fraktionen oder
politischer Ambitionen
durchsickern. Bergman nimmt
diese Tatsache zur Kenntnis
und macht offensichtlich,
dass diese prinzipielle
Quelle der verstorbene Meir
Dagan ist, ein
Armee-General, der unter dem
israelischen
Ministerpräsidenten Ariel
Sharon und Ehud Olmert Chef
des Mossad wurde.
Leider ist Bergman wenig
mehr als ein Abschreiber,
der minimale Analyse oder
historischen Hintergrund
bringt; zum Beispiel ist
Dagans verdecktes Programm,
die iranischen
Nuklear-Wissenschaftler zu
ermorden besser zitiert als
eine offene Militäraktion,
Irans angenommenes
NuklearWaffenprogrammm zu
stoppen. Die diplomatischen
Verhandlungen mit dem
Ergebnis eines
internationalen Abkommens
und einem rigorosen
Inspektionsregime für Irans
Nuklear-Programm wurde
einfach ignoriert…..
Ausgelassen sind Erwähnungen
zu Deir Yassin und den
Dutzenden anderer Massaker,
die während der Nakba von
1948-49, bei Khan Younis
1956 geschahen; und die
zahlreichen militärischen
Provokationen, die Israel in
Syriens Golanhöhen vor dem
1967 Krieg ausführte und
Israels flagrante
Verletzungen der Feuerpause
mit der Hamas in Gaza 2008,
2012 und 2014 mit den Folgen
von zehn Tausenden von
Toten, einschließlich
Kindern.
Auslieferung und Folter
Zu seinen Gunsten zeichnet
Bergman jedoch die
Ähnlichkeiten zwischen dem
israelischen und den
US-Geheimdiensten
einschließlich dem
Rekrutieren von Journalisten
als Spione, dem Aufstellen
von
Falsche-Front-Organisationen,
um in andere Länder
einzubrechen, Zusammenarbeit
mit Ex-Nazis und die Hilfe
politisch linker Aktivisten
unter autoritären Regimen zu
identifizieren, um sie zu
foltern und zu ermorden.
Die Aman-Einheit 504, die
mit Kidnapping engagiert
war, erwartete nach dem
11.September–Anschlag die
CIA-Auslieferung und das
Folterprogramm. Und Bergman
machte klar, dass die
frühere Außenministerin
Condoleeza Rice und der
nationale Sicherheitsberater
Stephen Hadley unter
Präsident George Bush die
israelische Mord-Politik
genehmigten und
unterstützten.
Schließlich beruht der
Glaube an die Wirksamkeit
der außergerichtlichen
Exekutionen auf der Idee,
dass Individuen und nicht
soziale Kräfte Geschichte
machen; beseitige eine
einzige Person und die
Geschichte wird geändert.
Nach dem Töten eines
Hisbollah-Führers – so
berichtet Bergman -
erkennen einige
israelische
Geheimdienstleute, dass die
Hisbollah keine
Ein-Mann-Guerilla-Kraft war.
Es war eine Bewegung – eine
legitimierte soziale
Grasroot-Bewegung.
Bergman macht die
dramatische Behauptung, dass
Israels Geheimdiensten die
Sinnlosigkeit einer
Mord-Politik gegen den
palästinensischen Widerstand
klar ist, indem man die
Zwei-Staaten-Lösung
wahrnimmt, ihnen aber – wenn
auch „still“ mitteilt - dass
sie mit der jetzigen
Netanjahu-Regierung nicht
realisierbar ist. Dagan
schien besonders motiviert
gewesen zu sein, einige von
Israels abträglichsten
Geheimnissen durchsickern zu
lassen - dank eines Streits
mit Netanjahu wegen seiner
Opposition zu einem
Palästinensischen Staat.
Die Wahrscheinlichkeit
schließlich einen
bi-nationalen Staat zu
haben, wenn die
Zwei-Staatenlösung fehl
geht, war ein Resultat, das
Dagan mehr fürchtete als
irgend- etwas anderes. In
einem seiner letzten
Bemerkungen bei einer
politischen Demo erklärte
er seine Sorgen: „Ich will
keinen bi-nationalen Staat;
ich wünsche keinen
Apartheidstaat; ich will
nicht über drei Millionen
Araber regieren. Ich will
nicht, dass wir zu Geiseln
von Angst und Verzweiflung
werden und in eine Sackgasse
geraten.“
Nach dem Lesen von „Rise and
kill first“ fragt man sich:
Hätte Dagan noch gelebt,
würde er den Mord an jenen
befohlen haben, die für
einen bi-nationalen
demokratischen Staat waren?
Quelle
( dt. und gekürzt: Ellen
Rohlfs)
Gesetze
(law) halten den
Zusammenbruch des Gebäudes
der Besatzung auf -
22.06.2018 - Yossi Gurvitz -
Michael Sfard, ein
herausragender Anwalt für
Menschenrechte, hat die
letzten zwei Jahrzehnte
damit verbracht in
israelischen Gerichten gegen
die Besatzung zu kämpfen.
Sein neues Buch ("The Wall
and the Gate: Israel,
Palestine and the Legal
Battle for Human Rights")
analysiert die moralischen
Dilemmata eines Einsatzes
innerhalb des Rechtssystems
der Besatzung, seine Rolle
bei der Stützung des Status
quo, und warum er trotz
allem optimistisch bleibt,
dass die israelische
Militärherrschaft über die
Palästinenser enden wird.
[...]
Was hat Sie dazu
gebracht dieses Buch zu
schreiben? - Das Buch
ist auf dem Highway
Jerusalem-Tel Aviv auf
hunderten Rückfahrten vom
Obersten Gerichtshof
entstanden. Es wurde
konzipiert auf Grund meiner
Unsicherheit, ob meine
Arbeit einen Beitrag für die
Menschenrechte leistet oder
ihnen eher schadet.
Diese Dilemmata, mit denen
alle Aktivisten, die mit
Rechtsmitteln gegen die
israelische Besatzung
kämpfen, konfrontiert sind,
gehören zum Kampf gegen
jedes üble Regime, das
inhärent die Menschenrechte
verletzt. Kooperierst du mit
dem System? Läßt du dich mit
ihm ein? Erscheinst Du vor
dem Gericht des Besatzers?
Welchen Preis zahlst du für
eine solche Aktivität?
Ich konnte diese Dilemmata
während meiner Rückfahrten
vom Gericht nicht lösen, und
ich verstand, dass ich
dieser Auseinandersetzung
die nötige Zeit widmen
musste. Mir war klar, dass
ich für ein ernsthaftes
Unterfangen mit der
Geschichte der Probleme gut
vertraut sein müßte. [...]
Wie würden Sie die Rolle
des juristischen
Establishments bei der
Gestaltung der Besatzung
definieren? - Die
Besatzung ist auf drei
Eckpfeilern aufgebaut: dem
Gewehr, der Siedlung und dem
Recht (den Gesetzen). Das
Recht ist das, was das
Gebäude der Besatzung stützt
und seinen Zusammenbruch
verhindert. Es erlaubt ihr
die Probleme anzugehen, die
sie schwächen würden, und
bis zu einem gewissen Grad
hindert es sie ganz
durchzudrehen (going mad).
Definiere 'mad': Es
verhindert, dass die
Besatzung einen Zustand
erreicht, in dem alle
Israelis, die die Besatzung
ablehnen, keine andere Wahl
haben als protestierend auf
die Strasse zu gehen. Es ist
in der Lage das zu
erreichen, indem es dem, der
unter der Besatzung lebt,
ein bißchen Schutz bietet –
ein Schutz, der im Lauf der
Jahre immer schwächer und
schwächer wird.
Welche Rolle haben die
Menschenrechtsorganisationen
bei der Definition der
Rolle, die das Recht in der
Besatzung spielt? -
Menschenrechtsanwälte haben
die Besatzung, nachdem sie
begonnen hat, relativ
schnell angefochten. Die DNA
der israelischen
Militärherrschaft in den
besetzten Gebieten, so wie
sie von Meir Shamgar - 1967
Militärstaatsanwalt und
später Richter am Obersten
Gerichtshof und
Gerichtspräsident –
konzipiert wurde, ist
komplett auf juristische
Normen gestützt. Er war der
Meinung, dass die Rechtsnorm
das Höchste ist und schuf
ein System, das Klagen wegen
willkürlicher
Handlungsweisen verhindern
sollte.
Dass dies die Eckpfeiler der
Militärherrschaft sind,
fordert die Anwälte, die die
Regierten vertreten,
regelrecht heraus sich
einzuklinken. Hätte das
Gericht nicht an erster
Stelle für Rechtshilfe
gesorgt, würde niemand
diesen Weg gehen. Hilfe,
nicht notwendigerweise eine
Regelung, ist der notwendige
Sauerstoff für den Prozess.
Dieser Prozess hat mit dem
Erscheinen von
Menschenrechts-Organisationen
in den 1980er Jahren eine
wesentliche Stärkung
erfahren; danach mussten
sich palästinensische
Beschwerdeführer über die
Bezahlung für die
Rechtsvertretung keine
Sorgen mehr machen. Sie
hatten nichts zu verlieren.
Das größte Dilemma erscheint
im Titel Ihres Buchs, The
Wall and the Gate (die Mauer
und das Tor). Einerseits ist
das Ziel des Kampfes gegen
die Besatzung der Fall der
Mauer, aber das kann gegen
die Wünsche des
Beschwerdeführers gehen, der
sagt: "Schauen Sie, die
Mauer zu Fall zu bringen,
wird Jahre brauchen, und in
der Zwischenzeit habe ich
keinen Zugang zu meinem
Land. Können Sie sich nicht
dafür einsetzen, dass ich
ein Tor in der Mauer
bekomme, das mir Zugang zu
meinem Land ermöglicht?"
Der Kampf für einen sozialen
Wandel hat im Unterschied zu
einem privaten Rechtsstreit
mehrere Ziele. Das erste ist
sicherzustellen, dass der
Mandant Rechtshilfe bekommt.
Das zweite ist ein
Politikwechsel: Wir wollen
sicherstellen, dass die
Rechte nicht nur unserer
Mandanten, sondern aller,
die in ihrer Lage sind,
nicht verletzt werden.
Darüber hinaus gibt noch
eine weitere Zielsetzung:
einen Regimewechsel. Wir
möchten helfen die Besatzung
zu beenden. Wenn Sie
verstehen, dass wir an
diesen drei Bereichen
arbeiten, dass wir mit drei
variablen gleichen Dingen
(variable equation)
konfrontiert sind, dann
realisieren Sie auch, dass
diese sich für gewöhnlich in
der gleichen Richtung
koordinieren. Rechtshilfe
hilft Politik zu verändern
und gleichzeitig die
Lebenszeit der Besatzung zu
verkürzen. Das Problem
entsteht, wenn sie
miteinander kollidieren –
und das geschieht.
Zum Beispiel? -
Stellen Sie sich vor, wir
haben einen Mandanten,
dessen Land von Siedlern
übernommen wurde. Eines
Tages kommt er zu Ihnen und
sagt: "Sehen Sie, dieser
Fall wird Jahre in Anspruch
nehmen. Ich glaube nicht,
dass wir gewinnen werden.
Und auch wenn wir gewinnen,
glaube ich nicht, dass sie
das Urteil umsetzen werden.
Jedenfalls werden sie nicht
erlauben, dass ich wieder
auf mein Land komme. Es ist
das einzige Eigentum, das
ich habe. Es ist die Zukunft
meiner Kinder. Mir wurde
eine Menge Geld dafür
geboten. Bitte, schreib für
mich einen Vertrag, stell
sicher, dass ich geschützt
bin."
Stellen Sie sich vor, ein
Einwohner (resident) von
Ost-Jerusalem erzählt Ihnen:
"Ich möchte ein besseres
Leben für mein Volk, ich
möchte Freiheit und
Selbstbestimmung für die
Palästinenser, aber das ist
nicht am Horizont. So wie es
ist, setzt mein Status als
Resident (Palästinenser aus
Ost-Jerusalem sind, obwohl
sie israelische
Personalausweise haben, oft
nicht israelische
Staatsbürger, sondern bloß
Einwohner – 'residents') mir
und meinen Kindern Grenzen.
Wenn eines meiner Kinder für
sieben Jahre zum Studium
weggeht, verliert es seine
Rechte als 'Resident'.
Bitte, helfen Sie mir, die
israelische
Staatsbürgerschaft zu
bekommen."
Wenn Sie an einer Petition
arbeiten, die eine Änderung
der Politik verlangt, und
Sie schätzen, dass Sie
gewinnen werden – dass eine
Politik, die Schaden
anrichtet, die auch den
größten Image-Schaden der
Besatzung verursacht, sich
ändern wird. Sie wissen
auch, dass dieses Urteil
eines der wenigen sein wird,
das gleichzeitig in
Hebräisch und Englisch
veröffentlicht wird, und
dass es diejenigen
zurückdrängen wird, die
darauf brennen auf die
Strasse zu gehen. Oder
vielleicht nehmen Sie an,
dass der Prozess zu einer
positiven Politikänderung
führen und Schaden für viele
Personen verhindern wird,
während es gleichzeitig die
Dauer der Besatzung
verlängern wird.
Meine Leitlinie ist, dass
ich das Individuum nicht auf
dem Altar eines generellen
Guts opfere, das
notwendigerweise völlig
spekulativ ist. Das
humanistische Ideal, auf dem
mein Verhaltenskodex als
Jurist und
Menschenrechtsaktivist
beruht, besteht darin,
zuerst und vor allem das
Individuum zu sehen.
Aber es gibt Dinge, die zu
tun ich absolut ablehnen
würde. Ich will nicht einen
Palästinenser vertreten, der
sein Land Siedlern verkaufen
möchte. Ich würde ihm helfen
einen guten Anwalt zu
finden, aber ich würde es
nicht tun. Das ist für mich
Diebstahl. Da geht es nicht
um einen Verkauf zwischen
zwei gleichen Seiten, die
nach ihrem eigenen freien
Willen handeln.
Sie sind überraschend
optimistisch. Wieso? -
Mein grundlegender Glaube
ist, dass ein solches Regime
nicht stabil ist und in
unserer Welt nicht
unbegrenzt bestehen bleiben
kann. Die Frage ist, wie
es enden wird. Mein
Optimismus ist nicht bloßer
Glaube: es ist eine
rationale Analyse der
möglichen und
wahrscheinlichen Szenarien.
Und in diesem Sinn denke
ich, gibt es schon eine
ganze Menge Szenarien, die
zu einer bedeutenden
Änderung führen werden.
Natürlich, wenn wir unsere
Analyse auf die Nachrichten
gründen, haben wir keinen
Grund optimistisch zu sein.
Aber wenn wir uns die
Realität anschauen, nicht
bloß als das Bild, sondern
als den Prozess, ist der
Eindruck, dass die Besatzung
dauerhaft ist, unbegründet.
Ich möchte Ihren
Optimismus infrage stellen.
Die israelische Besatzung
arbeitet an der Kontrolle
der Bewegung aller
Palästinenser zu jeder Zeit.
Sie arbeiten an der
Kontrolle der Gedanken,
bevor sie sie noch haben.
Wir sind alle mit der Idee
groß geworden, dass sich
Freiheit immer durchsetzen (prevail)
wird. Was geschieht, wenn
die neue dystopische
Technologie eine
technologisch überlegene
Macht ermöglicht, um eine
Besatzung für immer aufrecht
zu erhalten?
Die Kontrollinstrumente
werden immer ausgefeilter.
Ich war nie der Meinung,
dass das Gewehr oder die
Technologie die Besatzung zu
Fall bringen wird. Es gibt
einen anderen Faktor: unsere
gesellschaftliche Macht sie
zu erhalten (oder zu
beenden).
Ich werde Ihnen zwei
Beispiele nennen, beide sind
das Resultat des
Amona-Urteils. Das erste ist
das "Regulierungsgesetz" (Formalization
Law) und das zweite die
Resolution 2334 des
UN-Sicherheitsrates. Sie
sind für mich ein Beweis
dafür, dass der Boden wankt,
dass er nicht stabil ist.
Eine Regierung, die
gezwungen ist, das
Regulierungsgesetz zu
verabschieden, ist eine, die
ihre schlimmste Niederlage
seit 1967 erleidet.
Sehen Sie sich die ungeheure
Energie an, die dazu
aufgewendet wird, die
Stimmen der
Zivilgesellschaft, die gegen
die Regierung agieren, zum
Schweigen zu bringen. Das
ist für mich ein starker
Beweis dafür, dass jemand
bereit ist für die Besatzung
zu bezahlen auf Kosten von
Israels Image als
Demokratie. Wenn der
Premierminister und die
Leute um ihn herum bereit
sind, mehr von diesem Image
zu opfern, um B'Tselem und
Breaking the Silence daran
zu hindern ihre Meinung zu
äußern, dann realisieren
sie, dass Israels größtes
nationales Projekt ein
Monster ist, das ständig
gefüttert werden muss.
Dieser Druck auf die
israelische Gesellschaft –
ich weiß nicht, wie es (bei
ihr) zum Bruch kommen wird,
aber es wird.
Ihr Buch ist für
westliche und israelische
Leser gedacht. Wie
vermitteln Sie diese
Gesichtspunkte den
Palästinensern? - Lassen
Sie mich Ihnen eine
Geschichte erzählen. Einer
meiner größten Siege war in
Bi'lin. Als ich am Tag
unseres Sieges nach Bi'lin
kam, feierten sie wie
verrückt. Sie hätten denken
können, dass die Besatzung
beendet wäre und die
Palästinenser ihre
Unabhängigkeit erlangt
hätten.
Ein einfacher Blick auf die
Fakten sagt Ihnen, dass der
Zaun Bi'lin 500 Morgen (etwa
20,23 ha) von Bi'lins Land
weggenommen hat, und dass
der Sieg ihnen etwa 200
Morgen (etwa 8,1 ha)
zurückgebracht hat. Weshalb
waren sie dann so glücklich
darüber? Intuitiv verstanden
sie, dass ich 600 Seiten
schreiben musste, um zu
verstehen: Bi'lin ist ein
Symbol geworden, und der
Sieg im Dorf war viel größer
als die juristische
Entschädigung, die sie
tatsächlich bekommen haben.
Was kann ein englischer
Leser aus Ihrem Buch lernen?
- Die Besatzung ist keine
interne Angelegenheit
Israels. Dass die
Versklavung von Millionen
Menschen nicht bloß ein
israelisches Problem ist,
sondern eines der
internationalen
Gemeinschaft. Es sollte eine
Lektion für den jüdischen
Leser sein - seit Israel
behauptet für das gesamte
jüdische Volk zu sprechen -
und für den amerikanischen
Leser – denn es gibt
niemanden gibt, der die
Besatzung mehr ermöglicht
als die USA.
Quelle
Übersetzung und Kürzung:
K. Nebauer
Palestine
Update Nr. 146 – 10.
Juni 2018 - Ranjan Solomon
-
Den Stab weitergeben
- Meinung
Der folgende Artikel
„Die palästinensische
Führung auf den Kopf
stellen: die Rolle der
Jugend“ ist ein
herausforderndes Stück von
Al-Shabaka zum Augen öffnen
und Nachdenken
Das Palestine Policy Network
hat die Mission, die
öffentliche Diskussion über
die Menschenrechte in
Palästina und die
Selbstbestimmung innerhalb
des Rahmens der Völkerrechte
zu führen und dazu zu
erziehen.
Al Shabaka ist ein
Think-tank ohne Grenzen oder
Mauern, der auf das breit
angelegte Wissen und die
Erfahrung des
palästinensischen Volkes
hinführen möchte, ob es sich
unter Okkupation, im Exil
oder in Israel befindet, um
so das breitest mögliche
Spektrum der Perspektiven in
die Debatte über Politik und
Strategie zu erreichen. Er
kommuniziert auch Ideen und
Strategien zur Behebung des
Konflikts zwischen
Palästina und Israel, und
tut dieses sowohl für
palästinensische
Gemeinschaften wie auch für
Araber und andere politisch
interessierte Gruppe und
interessierte Parteien
weltweit.
Der Artikel fordert jene
heraus, die sich langsam
gestatten, ihre Hoffnungen
schwinden zu lassen, das
politische Opium zu
absorbieren. Die
Herausforderung ist es,
politischer Führung einen
neuen Anstoß zu geben und
die derzeitige Führung
abzulösen – die eher darauf
zugeht, sich indirekt mit
der Besetzung abzufinden als
sie zum Verschwinden zu
bringen. Ein neues
Zusammenspiel von alten und
jungen Führern versucht
jetzt „Fehler der
Vergangenheit zu vermeiden
und sicher zu stellen, dass
Freiheit in ihrer Lebenszeit
erreicht wird“. Diese
Generation will begeistern,
Leute durch einen neuen
Diskurs zu führen, um
Befreiung zu transformieren
und zu erreichen. Es waren
damals die Jungen, die das
Kernstück der ersten
Intifada bildeten, und der
zweiten Intifada.
Heute ist dieser Schwung
vorüber. Eine statische
palästinensische
Führerschaft hat – nach 20
Jahren – eigentlich null
Ausgeglichenheit in Sachen
politischer Instrumente, die
das Vorzeichen für eine
Befreiung sein können. Nicht
nur hat sich die Okkupation
festgekrallt und die
Kolonisierung ist als
Grund-Realität aufgetaucht;
das ist auch geschehen mit
der schweigenden Zustimmung
einer alternden und
zustimmenden Führung, die
selbst von der Okkupation
Gewinne hat. Sie sind eine
aufgebrauchte Kraft und man
kann seine Hoffnungen und
Begeisterung nicht auf
solche Führer setzen.
Gerade die Tatsache, dass
der rabiate Kolonisator
Avigdor Lieberman den
Aktivismus der
palästinensischen Jugend als
gesetzeswidrig betrachtet
und sie auf die Liste der
Terroristen setzt, zeigt,
dass das israelische
Establishment Angst bekommt.
Lieberman sieht, wie
„tausende junge
Palästinenser quer durch die
Westbank und den
Gazastreifen und in der
Diaspora, in jedem Dorf und
jeder Stadt und in den
Flüchtlingslagern
aufblühen“. Sie begeistern
sich für ein besseres Leben
und wissen, „dass die
Okkupation und die PA als
ihr Regierungskörper
Hindernisse auf ihrem Weg
sind“. Sie sind auch schlau
und arbeiten in der Stille,
entfernt vom Blitzlicht, und
bereiten sich geduldig auf
das Reifen des richtigen
Moments vor. Sie wissen,
dass, wenn der Augenblick da
ist, drei Faktoren ins Spiel
kommen: Der Weg der
Palästinenser muss übergehen
von riskant nach
hoffnungsvoll; die Schwelle
der Macht muss überwunden
werden; und sie müssen
erhobenen Hauptes den
Kräften der Okkupation
entgegen treten: In der Tat,
die Vergangenheit kann nur
transformiert werden, wenn
die derzeitigen
Machtstrukturen als
status quo unbrauchbar
sind. Ranjan Solomon
Die palästinensische Führung
übernehmen – Die Rolle der
Jugend
Fadi Quran
Anstatt die Okkupation zu
Ende zu bringen haben die
derzeitigen Führer und ihre
Institutionen einen
Schlüsselanteil davon
übernommen. Aber eine neue
Generation von Führern
taucht langsam auf. Ihr Ziel
ist es, einen neuen Rahmen
für den palästinensischen
Kampf aufzubauen, der die
Fehler der Vergangenheit
vermeidet und sicher zu
stellt, dass die Freiheit
noch während ihrer
Lebenszeit erreicht wird.
Ihr erfolgreicher Eintritt
in die Führung wird beides
erfordern: sowohl einen
Kreislauf wahrzunehmen, der
Veränderungen blockiert, wie
auch diesen zu zerbrechen.
Wenn man die frühere und
die derzeitige
palästinensische Führung
betrachtet, kann man einen
zyklischen Übergang
beobachten, bei welchem
Mitglieder der Elite zuerst
die Legitimität zur Führung
erwerben durch eine
Kombination von
traditionellen Strukturen
und Unterstützung aus dem
Ausland. Die Legitimität des
Großmufti von Jerusalem,
Amin al-Husseini zum
Beispiel gründete sich auf
seine religiöse und
familiäre Autorität und
wurde durch das ottomanische
Reich und dann durch das
britische Mandat gefördert
und institutionalisiert.
Ahmed Shuqeiri’s
Legitimierung leitete sich
ab von der Arabischen Liga
wie auch von seiner hohen
Bildung und seinen
familiären Bindungen, wo
hingegen die Legitimation
von Präsident Abbas sich auf
die Loyalität der Fraktionen
innerhalb der Fatah stützte
und erheblich von der USA
und Israel getragen wurde.
Diese Führer und die
Institutionen, denen sie
vorstehen, sind nicht in der
Lage, volksnahe Sehnsüchte
weiterzugeben und das führt
zur Stagnation und
allgemeinen Ablehnung. Das
führt zu einem Machtkampf
zwischen Palästinensern und
dieser vollzieht sich häufig
zwischen den Generationen
und ist sehr destruktiv. Der
Kampf endet, wenn eine
nationale Tragödie ausbricht
und diese die kontroversen
Gruppen entweder vereint
oder zerstört. Während
dieser historischen Momente
des nationalen Chaos taucht
eine neue Generation von
Führern auf, die die
Öffentlichkeit fasziniert
und zur revolutionären
Legitimität kommt, die sie
an die Spitze trägt.
Bei jeder Drehung dieses
Kreislaufes nehmen
gegenwärtige Führer entweder
den neuen Diskurs auf und
kooptieren Mitglieder der
neuen Generation, oder sie
halten ihren Status über die
Intervention ausländischer
Parteigänger, die die
Aufrührer entweder töten
oder einsperren. Ein
Beispiel dieser Dynamik ist
der Tod von Izz Al-Din
Al-Quassam, und später der
Anführer der Revolte von
1936, die von den Briten mit
großer Brutalität
niedergeschlagen wurde.
Yasser Arafat’s Eroberung
der PLO von Shuqeiri in den
1960ern, bei der Arafat
Mitglieder der neuen
Generation aufnahm, ist
anders. Solche Übergänge
fanden auch während der
Ersten Intifada auf lokaler
Ebene statt, und mit der
schrittweisen Übernahme in
Gaza durch die Hamas und
nach der Zweiten Intifada. (https://facebook.us14.list-manage.com/track/click?
u=70813d3d14ac4637582781b8e&id=cb3b19b467&e=267525e738)
Die dritte Phase dieses
Kreislaufes sieht das
Emporkommen einer
technokratischen Klasse,
einer Generation von
Führern, die versucht, die
Institutionen wieder
aufzubauen oder zu ersetzen,
die im internen Konflikt
zerstört worden waren. Diese
Führer sind oder halten sich
für die Baumeister der
Institution, und obwohl sie
selten die Spitze der Macht
erreichen, sind sie in der
Lage, eine bemerkenswerte
Autorität zu erlangen. Diese
Baumeister können viele
Formen für ihren Zugang zum
Wiedererstarken der
Gesellschaft aufnehmen, vom
revolutionären bis zum
neoliberalen. Beispiele
dafür sind Khalil al-Wazir,
der bedeutendste unter den
Gründern der Fatah, der
unübertroffen war im
langsamen Wiederaufbau der
nationalen Bewegung in
Palästina nach dem
Fehlschlag der PLO im
Libanon. Er wurde von Israel
in Tunesien ermordet, weil
er den Grundstock für die
Erste Intifada legte. Ein
anderes Beispiel ist Salam
Tayyad, der einen vom Westen
unterstützten neoliberalen
Institutions-Aufbauprozess
in Palästina nach der
Zweiten Intifada verfolgte.
Unabhängig von ihren
politischen Präferenzen
haben die Baumeister oft nur
kurzlebige Erfolge erzielt,
weil sie dazu neigten, mit
tiefer verwurzelten
Machtstrukturen zusammen zu
krachen. Diese Phase des
Kreislaufes endet oft mit
der Rückkehr zur ersten
Phase, bei der eine kleine
Gruppe von Eliten,
unterstützt durch Kräfte von
außen die Kontrolle
übernehmen.
Heute scheint dieser
Kreislauf blockiert zu sein.
Einer versteinerten
palästinensischen Führung
ist es gelungen, mehr als
zwei Jahrzehnte lang an der
Macht zu bleiben. Der
institutionelle Rahmen, der
durch die Osloer Abkommen –
eine palästinensische
Autorität (PA), ohne
Autorität, die unzureichende
administrative Dienste zu
bieten hatte, niedrige
Arbeitsraten, und Sicherheit
für Israel – entstanden war,
regiert heute noch
unterworfene Palästinenser
in einem besetzten
palästinensischen Land. Die
PA wurde zur Pufferzone
zwischen den Palästinensern
und der israelischen
Besatzung, einer, die die
Besetzung im Großen und
Ganzen gutheißt. Inzwischen
hat die PA mit schwerer
ausländischer Assistenz die
sozio-ökonomische Landkarte
der palästinensischen
Gesellschaft durch
zunehmende Ungleichheit,
Erweiterung der politischen
Teilungen, und sogar dem
Versuch, die mediale und
Erziehungslandschaft zu
verändern, transformiert, um
alle Formen eines wirksamen
Kampfes gegen die Okkupation
zu schwächen.
Das Ergebnis dieser
Entwicklungen, kombiniert
mit den immer schlechter
werdenden regionalen
politischen Verhältnissen
hat auch die
scharfsinnigsten Beobachter
des
israelisch-palästinensischen
Konflikts zu dem Schluss
gebracht, dass der
palästinensische
Freiheits-kampf im Argen
liegt. Aber man braucht nur
ein wenig genauer hinschauen
um zu sehen, dass etwas im
Umbruch ist. Eine neue
Generation von
Palästinensern organisiert
sich und nimmt zu an Stärke.
Sie warten auf den richtigen
Augenblick, um den status
quo zu transformieren
und den Moment zu schaffen,
der die Okkupation beendet.
Die israelische
Sicherheits-einrichtung
sieht das kommen, obwohl sie
diese Dynamik nicht voll
verstehen mag. Warum sonst
würde der
Verteidigungsminister
Avigdor Liebermann die
palästinensische
„Jugendbewegung“ mit Bann
belegen und sie auf die
Liste der Terroristen
stellen? Tatsächlich gibt es
keine Organisation oder
organisierte Körperschaft im
Bereich Palästinas, die „Youth
Movement“ heißt. Eher ist
der Terminus Al-Hirak
Al-Shababi am meisten
gebraucht, wenn man auf
irgendeine soziale oder
politische Aktion hinweist,
die von Jugendlichen
geleitet wird. Was bekümmert
Lieberman so? Warum hält die
Palestinian General
Intelligence
(Sicherheitsorgan
Palästinas) eine
Aufzeichnung bereit über
„von Jugendlichen geleiteten
Aktivitäten?
Im Laufe der letzten fünf
Jahre habe ich tausende
junge Palästinenser in der
Westbank, im Gazastreifen
und in der Diaspora
getroffen und mit ihnen
gesprochen. In jeder Stadt,
jeder Ansiedlung, jedem
Flüchtlingslager blühen die
Jugendgruppen. Die meisten
beschäftigen sich mit
lokalen Fragen und arbeiten
als Volontäre. Sie
erscheinen unpolitisch und
sind an keine Partei
gebunden. Diese Gruppen
scheitern oft, fallen
auseinander und verwenden
das Gelernte, um etwas Neues
zu versuchen. Ihr Wachsen
ist keineswegs linear, aber
das Gelernte ist
außergewöhnlich. Die
treibenden Fragen dieser
Gruppen sind: Was brauchen
wir, um ein besseres Leben
zu haben? Was ist unser
Lebenszweck? Wie erreichen
wir diesen? Nachdem sie
diese Fragen gestellt haben,
dauert es nicht lange, bis
sie entdecken, dass die
Besetzung und die PA als
ihre Regierungskörperschaft
Hindernisse sind auf ihrem
Weg. Der Schwerpunkt dieser
Generation liegt bei
Graswurzel-Aktivitäten und
ihre Fähigkeit, die PA als
ein Hindernis für eine echte
Befreiungsbewegung zu
begreifen, ist grundsätzlich
für ihr Potential, das
stagnierende
palästinensische
Führungsmodell zu
transformieren.
Weiter: Viele junge Leute in
Palästina sind über den
status quo verzweifelt.
Das sieht man am klarsten an
den palästinensischen
Universitäten, die sich von
Leuchtfeuern für die
Befreiung zu Fabriken für
Enttäuschung entwickelt
haben. Waren sie einmal das
Mistbeet des
palästinensischen
politischen Kampfes, so
produzieren die
Universitäten heute junge
Männer und Frauen, die auf
zwei Dinge fokussiert sind:
einen gutbezahlten Job oder
eine Gelegenheit zu
emigrieren. Obwohl
Jugendgruppen im Campus
aktiv sind und Zeichen der
Hoffnung vermitteln, haben
die Sicherheitskräfte in der
Westbank und die
Streitkräfte der Hamas in
Gaza studentische Politik
und Freude an Wahlen zu
einem Schatten von dem, was
es einmal war, gemacht und
abgesichert, dass
überflüssige Slogans und
Ängste sich über echtes
Organisieren und Hoffnung
legen.
Dennoch, trotz dieser
repressiven Praktiken hat
die neue Generation ihre
palästinensische Identität
und ihre Träume von Freiheit
nicht aufgegeben. Viele
bereiten sich auf einen
Kampf für ihre Freiheit
unter der rechten Führung
vor: einer, an dem sie
teilnehmen und der sie
vertrauen können. Diese neue
Generation von Führern
lernen von den Erfahrungen
der Vergangenheit und haben
sich weise dafür
entschieden, in der Stille
zu arbeiten, weit weg vom
Scheinwerferlicht, und sich
geduldig vorzubereiten, bis
der Moment reif ist.
Den Moment zu identifizieren
wird jedoch schwierig sein,
weil drei Stufen in Reihe
gebracht werden müssen: a)
die Hoffnung wieder
anzünden. Die
palästinensische Straße muss
sich zum Glauben
durchringen, dass eine
bessere Zukunft möglich ist;
b) die Schwelle zur Macht
über-winden: Die Jugend muss
fühlen, die menschlichen
Fähigkeiten und das
Durchhaltevermögen zu haben,
sich durch die Hindernisse
hindurch zu quälen, die die
PA und Israel ihr in den Weg
legen können; c)
Festzulegen, der Besetzung
entgegen zu treten: gegeben,
dass die PA und ihr
Sicherheitsapparat ein
Angelpunkt sind, um den
status quo zu erhalten
und dass jedweder innere
palästinensische Streit
vermieden werden kann, wird
die Jugend den Moment
finden, an dem die
Okkupation einen so ernsten
Akt setzen wird, dass sie
viele Verantwortliche aus
dem Apparat in den Kampf
gegen die Besetzung
hereinholen wird und weg von
innerer Repression.
Natürlich werden Israel und
seine Unterstützer ihr
Bestes tun, damit diese
Stufen nicht wirksam werden,
vom Töten der Hoffnung bis
zur Arretierung dutzender
jugendlicher Aktivisten. Der
einzige Weg für diesen
Moment, sich zu erheben, ist
für die palästinensische
Zivilgesellschaft und die
jugendlichen Aktivisten,
ihre Stärke aufzubauen und
ihr soziales
Selbstbewusstsein
auszudehnen.
Wie werden diese jungen
Leute die Fehler der
Vergangenheit vermeiden und
den oben skizzierten
Kreislauf durchbrechen? Für
den Erfolg einer neuen
palästinensischen
Führerschaft muss zuerst
eine Kultur der Transparenz,
Verantwortlichkeit und
Rückbesinnung auf lokaler
Ebene geschaffen werden.
Egal, wie mächtig,
spannkräftig und
diszipliniert ein Führer
ist, und egal, wie sehr sie
ihre Heimat lieben und ihr
Volk, sie sind alle
Menschen. Nur durch die
Entwicklung einer Kultur der
Verantwortlichkeit kann eine
Gemeinschaft Führer
produzieren, die den Kampf
voranbringen. Obwohl
Palästina viele Führer
hatte, hat keiner eine
Kultur rund um sich
entwickelt, die geholfen
hätte, neue Führer zu
gebären und sicher zu
stellen, dass diese
verantwortlich blieben.
Diese Kultur zu schaffen ist
nichts, das man nur mit
Gesetzgebung und Regeln
erreichen kann, es ist eine
tägliche Praxis.
Führer auf allen Schichten
der Gesellschaft, von
Gruppen Freiwilliger bis zu
Ministerien, können mit
ihren Teams an einer klaren
Vision für ihre Ziele
arbeiten, die Verantwortung
und spezifischen Ergebnisse
jeder Person definieren und
sicherstellen, dass Führer
sich ihre eigenen und die
Resultate ihrer Teams zu
eigen machen. Sie sollten
den Team-Mitgliedern
Feedback des Prozesses in
der Öffentlichkeit erlauben,
z.B.
bei einem
wöchentlichen Treffen, wenn
die Aufgaben aufgewogen
werden und das daraus
Gelernte in einer
kamerad-schaftlichen Weise
diskutiert wird.
In einem solchen Prozess
hilft der Gruppenleiter
sicher zu stellen, dass das
Team seine Vision in
gemeinsamem Geist der
Zusammenarbeit erreicht.
Schließlich sichert dieses,
dass jeder in der Gruppe
Führer ist, denn die
Führerschaft ist nicht wie
in einem Nullsummen-Prozess
festgelegt. Der Prozess mag
nicht immer perfekt
arbeiten, aber die gelernten
Lektionen sind wertvoll,
auch Lektionen darüber, wie
das Ego des Einzelnen auf
dem Weg zur Erzielung des
Gruppenziels stehen kann. Am
wichtigsten: die
jugendlichen Teilnehmer
werden sich einer Methode
für Teamwork und Führung
bewusst, die darüber
hinausgeht, was sie in der
lokalen Politik sehen. Auch
wenn es nach einem Cliché
klingen mag, ist es trotzdem
wahr, dass nichts
wirkungsvoller ist als
Führen durch Beispiel und
Lernen durch Ausprobieren.
Diese sich selbst
beobachtenden Führer und
ihre Kultur einer
transformativen Führerschaft
wird mit dem
sozio-ökonomischen Umfeld
und der politischen Elite
zusammenstoßen, die
eingerichtet und gestärkt
ist durch internationale
Player und Israel. Solch
eine Führerschaft, die sich
auf das Volk direkt oder
indirekt stützt, wird das
Ziel massiver Werbung sein,
und wenn das versagt,
Totschlag. Man kann
argumentieren, dass Israel
„das Gras aufwühlt“ in Gaza
und der Angriff der PA auf
Studenten- und Jugendpolitik
präventiv versucht, sich
abzeichnende Führer zu
zerstören.
Während einige
argumentieren, ein „ Alles
umkehrender“ Zugang zur
Reform werde die Probleme
der Führung fixieren –
durch Neustrukturierung der
PLO, zunehmende
Repräsentation und dem
Abhalten von Wahlen … unter
anderen Strategien – machen
laufende sozio-ökonomische
Triebkräfte, die Realität
der Besetzung und die
internationale Intervention
in die palästinensische
Politik diese Bemühungen
einer inneren Reform sie zu
leichten Zielen für
politische Manipulation. Es
ist der authentische Wechsel
auf lokaler Ebene, der das
Problem von seinen Wurzeln
her festlegen kann und eine
dauerhafte Transformierung
der Führung der
palästinensischen
Gesellschaft herbeiführt.
Wenn es dieser Generation
gelingt, wird dies nicht nur
die Nation befreien sondern
auch sicherstellen, dass die
Zukunft jenseits der
Befreiung schöner sein wird
als viele von uns sich heute
vorstellen können.
Fadi Quran ist
Kampagneleiter von Avaaz und
Gemeinschaftsorganisator für
Volksbewegungen.
Quelle
(Übers.: Gerhilde.Merz)
Sehr geehrte Damen und
Herren,
Gaza am 16. Juni 2018 - Abed
Schokry
- Liebe Freundinnen
und liebe Freunde,
Im Juni 2007 kehrten wir,
meine Frau, unsere zwei
Töchter und ich, nach Hause
zurück. Ich hatte 17 Jahre
in Deutschland gelebt und
meine Frau zusammen mit mir
fünf Jahre. So leben wir nun
11 ganze Jahre bereits
wieder in Gaza-Stadt. Das
erste Jahr (Juni 2007 – Juli
2008) war kein schönes Jahr,
da weder meine Frau noch ich
haben Arbeit finden können.
Im August 2008 ist dann eine
Stelle an der Universität
frei geworden, die meiner
Ausbildung als Ingenieur
bzw. meinem Promotionsthema
entsprach. Einige Monate
später hatte auch meine Frau
Glück, denn sie fand als
Pharmazeutin beim
Gesundheitsministerium in
Gaza eine Anstellung. Uns
ging es gut, wir waren
zufrieden und schauten
hoffnungsvoll in die
Zukunft.
Schon sehr bald, nach
wenigen Monaten, änderte
sich alles. Es begann die
erste militärische Operation
im Dezember 2008, die bis
Januar 2009 dauerte. (Ich
habe früher das Wort „Krieg“
verwendet, im nachhinein
denke ich, dass es nicht
richtig ist, weil die
Kriterien wegen der
Einseitigkeit nicht erfüllt
sind. Die Palästinenser
haben keine Armee.) Knapp
vier Jahre blieb es ruhig,
dann aber folgte die nächste
militärische Operation im
November 2012. Im Sommer
2014 übertrafen die
Angriffe, die
Bombardierungen die
vorhergehenden bei weitem.
Es war einfach nur
schrecklich. Bekannte,
Nachbarn und Verwandte
wurden sofort bei den
Angriffen tödlich getroffen
oder wurden unter ihren
Häusern oder Wohnungen
verschüttet und überlebten
nicht. Die, die aus den
Trümmern lebend gerettet
werden konnten, leben mit
schweren Behinderungen.
Alles was in diesen elf
Jahren seit meiner Rückkehr
geschehen ist, hat sich in
mein Gedächtnis eingebrannt,
so als wäre es erst gestern
passiert. Wenn die Situation
wie gegenwärtig so
aussichtslos zu sein
scheint, bereue ich es doch
manchmal heimgekehrt zu
sein. Meine Frau hat mir
kürzlich anvertraut, dass
auch sie es schon in zwei
unerträglichen Situationen
bereut hat, nach Gaza
zurückgekehrt zu sein. Ich
habe selten darüber
gesprochen, aber ich habe es
schon viele Male bereut und
oft hätte ich gern die Zeit
zurückgestellt. Diese
Gedanken gehen mir zum Glück
nicht dauernd im Kopf herum.
Wenn wir uns im Kreis
unserer Familien geborgen
fühlen und die Lebensfreude
unserer
Kinder wahrnehmen, die gern
ihre Großeltern besuchen,
dann sind wir doch froh hier
in Gaza zu sein, und zwar
trotz der sehr widrigen und
unmenschlichen Umstände,
unter denen wir unser Leben
zu meistern versuchen.
Der Fastenmonat Ramadan ist
vorüber, das Sommersemester
ist nächste Woche zu Ende
und die Sommerferien
beginnen. Ich möchte einige
Überlegungen zur Situation
in den vergangenen Monaten
mit Ihnen und Euch teilen.
Razan Al-Najjar, der
ermordete Rettungsengel -
Allen Protesten, scharfen
Verurteilungen und
internationalen dringlichen
Appellen zum Trotz, die
Gewalt gegen unbewaffnete
Demonstranten, Journalisten
und Rettungskräfte
einzustellen, tötet Israel
am Grenzzaun zum
Gazastreifen weiter. Vor
wenigen Tagen erschossen
israelische Scharfschützen
eine 21jährige
Palästinenserin, die sich
freiwillig zum
Rettungssanitätsdienst
gemeldet hatte. Warum? Mit
welchem Recht? Wie kann
Israel das rechtfertigen?
Kurz nachdem sie einem
verletzten Mann geholfen
hatte, fallen Schüsse und
die 21jährige Razan
al-Najjar bricht tödlich
verletzt zusammen. Die
Kugeln israelischer
Scharfschützen hatten sie im
Nacken getroffen. Mit der
Erschießung der 21Jährigen
tötet Israel bereits zum
zweiten Mal eine
medizinische Rettungskraft.
Am 14.05.2018 hatten
israelische Scharfschützen
den Sanitäter Mousa Jabr Abu
Hussein erschossen, während
er Patienten versorgte.
Beide Fälle, wie auch die
zahlreichen Verwundungen von
Rettungssanitätern, stellen
eine Verletzung der Genfer
Konvention dar. Hat der oder
haben die Scharfschützen es
nicht gesehen, dass Razan
Al-Najjar einen weissen
Mantel trug, dass sie
unbewaffnet und klar als
Sanitäterin erkennbar war
und sich etwa 100 Meter vom
Zaun entfernt befand. Oder
sie haben das doch gesehen
und ihr Befehl lautete:
Tötet sie ALLE!!!
Im Zuge dessen, was da an
der Grenze zwischen dem
Gazastreifen und Israel
geschieht, sollten
Deutschland und die EU
nachdenken, ob sie das
Verbrechen der israelischen
Regierung und der
israelischen Politik
weiterhin tolerieren wollen
und damit in Kauf nehmen,
dass unschuldige Menschen
sterben. Es ist ein
Kriegesverbrechen, Sanitäter
und medizinisches Personal
gezielt zu töten. Diese
Taten müssen geahndet und
bestraft werden. Wo bleibt
der Aufschrei der Welt
angesichts des Unrechts? Wie
lange wollen die Hüter der
Menschenrechte zu den
israelischen Verbrechen
schweigen? Es wird ja in den
israelischen Medien
behauptet, dass die
palästinensischen
Demonstranten bewaffnet
seien. Wenn dem so ist,
warum gib es keine einzige
Videoaufnahme, die das
beweist, obwohl es viele
Kameraleute, auch beim
israelischen Militär an der
Grenze gibt?
Interessant ist doch auch,
dass keinem einzigen
israelischen Soldaten auch
nur ein Haar gekrümmt,
geschweige dass einer
verletzt wurde.
Was geht in den Regierenden
der Welt vor, wenn sie
permanent Opfer und Täter
vertauschen? Wenn
israelische Soldaten
skrupellos auf unbewaffnete
Palästinenser schießen, 130
von ihnen töten und nahezu
13 000 zum Teil schwer und
viele lebensgefährlich
verletzen, wenn dann trotz
dieser Tatsachen die
Soldaten die Opfer und die
palästinensischen Frauen,
Kinder und Männer als Täter
gesehen werden? Wie ist es
möglich, dass die Tatsachen
einfach verdreht werden?
Wieso machen da alle mit?
Wie kommt es, dass wir
Palästinenser ganz offenbar
als minderwertig im
Vergleich mit den Israelis
gesehen werden. Was haben
wir verbrochen? Waren wir
nicht still genug, als man
uns das Land wegnahm? Hätten
wir dieses Unrecht etwa mit
Freude begrüßen sollen und
schweigen? Hätten wir
dankbar sein sollen, dass
man uns „nur“ von unserem
Land vertrieben und nicht
gleich umgebracht hat?
Ich denke manchmal, dass
Tieren mehr Sympathie
entgegengebracht wird als
uns Palästinensern. Diesen
Gedanken hatte auch Gideon
Levy, einer der
renommiertesten israelischen
Journalisten, als er am 17.
Mai in der Zeitung Haaretz
die rhetorische Frage
aufwirft, wie die
israelische Bevölkerung wohl
reagiert hätte, wenn an
einem Tag nicht 60
Palästinenser, sondern 60
streunende Hunde getötet
worden wären. Es hätte einen
Aufschrei gegeben,
Tierschützer hätten gegen
dieses Unrecht demonstriert.
Die oft nur wenige Kilometer
entfernt lebenden
Palästinenser sind den
allermeisten Israelis aber
egal.
Nein, sie sind ihnen nicht
nur egal, sie haben auch
eine Schublade gefunden, die
ganz offiziell von der
israelischen Regierung
erfunden und der Welt
verkauft wurde. Diese
Schublade heißt „Hamas“. Und
Hamas steht gleichbedeutend
mit Terror. Yuvor war es die
PLO. Selbstverständlich sind
wir alle gegen Terror, aber
„Terror“ ist zu einem
Kampfbegriff geworden, mit
dem jedes Unrecht
gerechtfertigt werden kann.
So einfach macht es sich die
Welt mit den Palästinensern.
Sie sind an allem Schuld,
daran, dass sie ihrer
Vertreibung nicht zugejubelt
haben und leider den
Israelis so viele Probleme
machen. Sie sind selbst
Schuld, weil sie nicht so
gewählt haben (in freien
Wahlen, wie von allen
gefordert) wie man es gern
gehabt hätte. Und wenn sie
nicht bis zu 100 Meter(!!!)
an den Zaun gelaufen und
brav in ihrem Gefängnis
geblieben wären, hätten sie
auch die Soldaten nicht
gezwungen auf sie zu
schießen. Die hochgepriesene
„moralischste Armee der
Welt“ wurde einfach durch
die bösen Palästinenser, die
keine Gewehre, keine Armee,
keine Panzer, keine Bomben
haben, so herausgefordert
und in Gefahr gebracht, dass
sie leider leider 130
Palästinenser erschießen und
13 000 verletzen
musste.
Bringt das Verhalten der
Israelis Frieden in unsere
Region, wenn sie uns
Palästinenser nicht wie
Menschen behandeln, wie sie
selbst behandelt werden
wollen? Ist es wirklich
klug, sich als moralischer
als andere zu sehen, sich
gar als auserwählt, als
etwas Besseres als alle
anderen zu betrachten?
Stiftet das Frieden oder
nicht doch eher Hass? Bringt
das Töten Frieden? Der UN
Menschenrechtsrat hat
beschlossen, dass eine
unabhängige
Untersuchungskommission die
Geschehnisse im Gazastreifen
seit Beginn der Proteste
untersuchen soll. Die
Entsendung einer solchen
Kommission wurde im Mai
durch eine Mehrheit von 29
zu 2 Stimmen bei 14
Enthaltungen im UN
Menschenrechtsrat
beschlossen, in dem kein
Staat ein Vetorecht hat. Die
Vereinigten Staaten hatten
zuvor ihr Veto genutzt, um
eine entsprechende
Resolution im
UN-Sicherheitsrat zu
blockieren. Die israelische
Regierung hat allerdings
bereits angekündigt, nicht
mit der Kommission
kooperieren zu wollen. Wenn
Israel aber nichts zu
verheimlichen hat, und
unschuldig ist, warum lehnt
sie die Kooperation mit der
Kommission von vornherein
ab? Aber es ist leider nicht
neu, dass Israel die
Beschlüsse der UN ignoriert.
Auch das lässt man Israel
jedes Mal durchgehen. Andere
Staaten werden dagegen
sanktioniert, wenn sie sich
Beschlüssen widersetzen.
Drachen steigen - Wochen
nach dem Beginn der Proteste
in der Nähe des Zauns zu
Israel, begannen die
palästinensischen
Jugendlichen Papier-Drachen
vom Gazastreifen aus
Richtung Israel zu schicken,
die mit Diesel oder
brennbarem Öl getränkt
worden waren. Hat man kein
Militär, keine Armee, keine
Kriegswaffen, kommt man auf
alle möglichen Ideen, die
manchmal fast hilflos wirken
aber manchmal auch wirken.
Die Drachen sehen wie ein
Spielzeug aus. Tatsächlich
ist das Drachen-Steigen an
der Küste des Gazastreifens
ein beliebtes Spiel. Jetzt
haben diese speziell
präparierten Drachen aber
eine Zeitlang der
hochgerüsteten Abwehr der
israelischen Armee von
Panzern über Kampfflugzeugen
bis zu Raketenabwehrsystemen
getrotzt. Einem
Reuter-Reporter erzählte ein
junger Palästinenser, der
mit anderen solche Drachen
vorbereitete, dass das
spontan begonnen habe.
Um ehrlich zu sein bin ich
in Bezug auf diese „Waffen“
gespalten, denn einerseits
bin ich gegen den Einsatz
von Gewalt, aber
gleichzeitig hoffe ich und
hoffen wir in Gaza, dass
durch spektakuläre Aktionen
wie diese die
Weltgemeinschaft unsere
Probleme überhaupt
wahrnimmt. Aber ob das
wirklich funktioniert, da
bin ich mir nicht sicher.
Denn die Drachen werden mit
propagandistischem Erfolg
gleich als „Drachengewalt“
gegen die armen und
schutzlosen Israelis
gesehen. Tun wir nichts,
geraten wir völlig in
Vergessenheit. Niemand
interessiert sich für unser
Elend seit fast 12 Jahren,
wenn wir immer brav und
ruhig bleiben. Aber wie ich
bereits geschrieben habe,
läuft die Propagandamaschine
immer gegen uns und wir
stehen letztlich als die
Schuldigen da, wenn wir
versuchen uns zu wehren.
Leben im Gefängnis und leben
in Gaza - Sehr oft habe
ich (und auch andere) das
Leben in Gaza mit dem in
einem Freiluftgefängnis
verglichen. Dieser Verglich
ist falsch. Hier ist die
Begrüundung aus
meiner Perspektive:
Meine verletzten Verwandten
und Nachbarn - Ich habe
Ihnen und Euch davon
berichtet, dass Verwandte
und Nachbarn von mir bei den
Protesten erschossen und
manche verletzt wurden.
Einer der Verletzten konnte
zwar aus dem Krankenhaus
entlassen werden, aber er
benötigt noch weitere
medizinische Behandlung. Der
Andere hingegen liegt immer
noch im Krankenhaus und es
besteht die
Gefahr, dass er
querschnittsgelähmt bleiben
wird, falls er seine
Verletzung überlebt. Der
Nachbarjunge ist zwar aus
dem Krankenhaus entlassen,
aber ihm wird sehr
wahrscheinlich sein
Unterschenkel amputiert. Das
ist schrecklich für einen
jungen Mann der noch nicht
einmal 20 Jahre alt ist.
Alle drei sind zwischen 17
und 20 Jahren alt. Die
Zukunft dieser drei
Jugendlichen ist so
hoffnungslos, dass man
schreien möchte. Es sind so
viele verletzt, so vielen
geht es ganz ähnlich.
Was es auch noch gibt
Es ist kaum zu glauben, aber
doch wahr, am 12. Juni hat
es am Vormittag stark
geregnet. Das ist in
Deutschland natürlich nichts
Ungewöhnliches. In Gaza aber
hat es im Jahr 1992 das
letzte Mal im Juni geregnet.
Bei all der dauernden
Anspannung und bei all der
nötigen Bewältigung des
schwierigen Alltags in Gaza,
vergisst man manchmal, dass
es noch die Natur gibt.
Allerdings ist die Natur
auch gefährdet. Sie wissen
es. Die Klimaveränderung mag
in Zukunft noch zu weiteren
Fluchtbewegungen führen.
Lassen Sie, lasst mich zum
Schluss noch einen Gedanken
formulieren. Ich glaube,
dass viele Menschen
vergessen, dass sie sich den
Ort, die Region, das Land
ihrer Geburt nicht
ausgesucht haben. Es ist
nicht das Verdienst der
Menschen, die in einem
sicheren und wohlhabenden
Land auf die Welt gekommen
sind. Und es ist nicht die
Schuld derer, die in einer
Region auf die Welt gekommen
sind, in der Krieg und Armut
herrschen. Vielleicht sollte
man darüber manchmal
nachdenken, wenn man Grenzen
schließen und Zäune bauen
will und schon gebaut hat.
Die Grenze zwischen dem
Gazastreifen und Ägypten ist
seit Mitte Mai dauerhaft
geöffnet (täglich) und sie
soll nach Medienberichten
noch weitere zwei- drei
Monate geöffnet gehalten
werden. So hoffe ich, doch
eventuell für mindestens
einen Monat nach Deutschland
zu kommen zu können. Das ist
aber nicht sicher, denn bis
heute konnte ich keinen
Antrag zur Erteilung des
Visums stellen. Die deutsche
Vertretung nimmt keine
Anträge von uns als
Palästinenser entgegen. Das
ist neu. Ich weiß nicht, was
dahintersteckt. Sie wissen
vielleicht mehr.
In der Hoffnung, Ihnen und
Euch doch bald erfreulichere
Meldung mitteilen zu können
verbleibe ich für heute
Mit freundlichen Grüßen Ihr
Abed Schokry
Palestine
Update Nr. 137 – 3. Mai 18 -
„Lachen, während du den
Abzug betätigst“ -
Meinung - Ranjan
Solomon
- „Lachen, während du den
Abzug betätigst“ ist das
Ergebnis eines Interviews
und lässt sich leicht, aber
mit wichtiger
Wissensvermittlung lesen.
Der Interviewer Dennis J.
Bernstein ist Gast bei „Flashpoints“
(Kurznachrichten) im Pacific
Radio Network. Er lebt in
San Francisco und ist
Dichter, Journalist und
Radio-Reporter, wobei er
spezialisiert ist auf
Menschenrechte und
internationale
Angelegenheiten. Max
Blumenthal, der interviewt
wird, ist ein preisgekrönter
Journalist und
Bestseller-Autor. Seine
Reportagen über die
Brutalitäten der illegalen
israelischen Okkupation
haben einen Standard gesetzt
für wirklichkeitstreue
Berichterstattung über
dieses Thema. Blumenthal hat
auch über jeden Aspekt der
Israel/USA-Propagandamaschine
berichtet, die 24/7
arbeitet, um die israelische
Okkupation zu unterstützen.
Die Artikel von
Blumenthal von Artikel sind
in The New York Times, The
Los Angeles Times, The Daily
Beast und The Nation
Magazine erschienen. Er ist
auch Mitbetreiber des „Podcast
Moderate Rebels“. Dennis
Bernstein hat am 19. April
mit Max Blumenthal
gesprochen.
Dieses Interview bietet
Einsichten ins Leben beim
kürzlichen Besuch von Max
Blumenthal im Gazastreifen.
Seine Beobachtungen
beschreiben den äußersten
Verlust menschlicher
Regungen unter den
israelischen Soldaten, den
Medien, und der Bevölkerung
als Ganzes. Sie enthüllt
auch die sämtliche
Hasskultur innerhalb des
Trump-Regimes, und die Art,
wie der amerikanische
Militär-Industrie-Komplex
die israelische Wirtschaft
durch politische Bedingtheit
steuert.
Bitte lesen und breit
verstreuen! Ranjan Solomon
„Lachen,
während du den Abzug
betätigst“
Max Blumenthal (MB) und
Dennis Bernstein (DB)
Dennis Bernstein: Ich habe
gehört, du warst vor kurzem
im Gazastreifen. Du warst
gerade vor dem Schlachten
entlang des Grenzzauns (am
30. März) dort?
Max
Blumenthal: Ich war nur
wenige Wochen vor dem Großen
Rückkehr-Marsch dort, bei
dem israelische
Scharfschützen anfingen, auf
gewöhnliche Leute in Gaza zu
schießen, die entlang des
Grenzzaunes spazieren
gingen, um gegen ihr
Open-Air-Gefängnis zu
protestieren. Die
Vorbereitungen für diesen
Marsch hatten gerade
angefangen.
Ich bekam die Chance, mit
der Ehefrau eines Mannes zu
sprechen, dem man die
Ausreiseerlaubnis für eine
Krebsbehandlung verweigert
hatte. Er war gezwungen, im
Grunde auf seinem Totenbett
zu sitzen, obwohl er die
Kondition hatte, um in der
Westbank behandelt zu
werden. Er gehörte zu jener
Gruppe von Menschen in der
Dokumentation des Al Mezan
Center für Menschenrechte im
Gazastreifen, denen man die
Ausreiseerlaubnis verweigert
hatte, und die damit zum
Sterben verurteilt waren.
Viele mögen sich wundern,
warum die Leute an die
Grenze eilen und ihr eigenes
Leben riskieren, indem sie
direkt in den Rachen der
israelischen Scharfschützen
marschieren. Du musst
verstehen: Jede Familie in
Gaza kann eine Geschichte
wie diese erzählen.
DB:
Du hast ein sehr
verstörendes Video über
israelische Soldaten
getwittert, die hinter dem
elektrischen Zaun
hervorgeschossen haben.
Eines der Bilder zeigt sie
schießend und lachend.
MB: Das Video wurde von „Breaking
the Silence“ herausgebracht,
einer Gruppe früherer und
derzeitiger Soldaten, die
sich zu den Verbrechen
bekannt haben, die sie am
Ort getan hatten. Sie haben
dieses Video erhalten, das
während eines Einsatzes von
Scharfschützen gemacht
wurde, und es zeigt, wie ein
Scharfschütze einen
unbewaffneten Mann
erschießt, und wie sie dann
lachen und einander
gratulieren, weil sie solche
Freude hatten an ihrem Tun.
Es spricht wirklich viel
über die Perspektive, wie
durchschnittliche Israelis
Leute im Gazastreifen
betrachten. Sie sehen sie
einfach nicht als Menschen –
ganz besonderes jüngere
Israelis, die seit der
Versiegelung des
Gazastreifens 2006 niemals
mit Palästinensern
zusammengekommen waren.
Israelis kommen ihnen nur
als Scharfschützen oder
Führer von Drohnen in die
Nähe, und nur eine kleine
Minderheit von Israelis
sieht sie als Menschen.
Es gab in Tel Aviv einige
Proteste gegen die Massaker,
die vor kurzem stattgefunden
haben, und eine der
Führerinnen dieses Protests,
Tamar Sandberg, die von der
linksgerichteten Partei
Meretz kommt, wurde in den
Medien von Mainstream-Israel
brutal dämonisiert. Ein
Haufen Israelis, die Fragen
darüber haben, was denn los
ist, tendieren zur
Selbstzensur, weil die
Konsequenzen so schwer sind.
DB; Was los ist zwischen den
Protestierern und den
Scharfschützen, zeigt, worin
die derzeitige Politik
Israels jetzt besteht. Wie
würdest du die jetzige
Politik charakterisieren?
Ist die Situation jetzt
schlimmer als sie vor fünf
Jahren war?
MB: Die Situation ist die
gleiche von 1948 an bis
heute. Wir können sie als
„demographische
Mani-pulation“ bezeichnen.
Stell dir vor, die
Vereinigten Staaten würden
sich offiziell als einen
„weißen, christlichen Staat“
bezeichnen. Und da gibt es
in den USA vielleicht
Millionen Menschen, die
nicht weiß sind und keine
Christen. Sie müssten in
Käfige geschichtet werden,
und ihre Bevölkerung müsste
irgendwie begrenzt werden,
sodass sie die ethnische
Integrität des „weißen
christlichen Staates“ nicht
Lügen gestraft würde.
Das ist Israel, der jüdische
Staat, wo die meisten Leute
des historischen Palästina
nicht jüdisch waren und 1948
gezwungen wurden, Israel zu
verlassen, 750.000 von
ihnen. 30 bis 40 % wurden in
den Gazastreifen gezwungen.
70 bis 80 % der Bevölkerung
des Gazastreifens sind
Flüchtlinge oder stammen von
Flüchtlingen ab. Sie können
nicht nach Israel
zurückkehren, einfach, weil
sie keine Juden sind. Israel
würde kein jüdischer Staat
sein, wenn sie dorthin
zurückkehren und Familie
haben. Daher muss Israel sie
um jeden Preis draußen
halten.
2006 drängte Israel dem
Gazastreifen eine Belagerung
auf, was bedeutete, dass man
Nahrungsmittel und anderes
Lebensnotwendige einführen
ließ. Aber nur so viel, dass
die Menschen am Leben
blieben, nicht genug, dass
es ihnen gut gehen sollte.
Damit wollte man Druck auf
die Bevölkerung ausüben,
sich zu unterwerfen. Diese
hat verschiedene
Möglichkeiten versucht,
einschließlich
militärischer, um Widerstand
zu leisten. Jetzt folgen sie
dem gewaltfreien Protest
nach der Methode von Gandhi,
nach welchem die Liberalen
in Amerika schon seit Jahren
gerufen haben. Das war sehr
wirksam vom Standpunkt der
Öffentlichkeitsarbeit aus,
aber es hat Israels Politik
in keiner Weise verändert.
Israel hält immer noch an
den demographischen Grenzen
mit Gewalt fest. Die Logik
dahinter ist nicht die
Sicherheit. Es ist das
Festhalten am
demographischen Ist-Zustand.
DB: So heißt die Strategie,
Überleben unmöglich zu
machen, und so ist das
Einzige, das man tun kann,
entweder sich verstecken
oder weggehen.
MB: Oder einfach in seinem
Loch sitzen bleiben. In
Ostjerusalem, wo Israel
gerade versucht, es zu
übernehmen, heißt die
Politik, die Leute zum
Weggehen zu zwingen. Sie
haben ein Gesetz, das sich
“Zentrum der Lebenspolitik“
nennt, wo Leute, die
Palästinenser sind, ständig
beweisen müssen, dass sie da
leben. Und wenn z.B.
Palästinenser zu viel Zeit
in der Westbank verbringen,
verlieren sie ihr
Aufenthaltsrecht. Und da
gibt es ein anderes Gesetz
um die Leute aus Gaza und
der Westbank aus Jerusalem
und aus Israel draußen zu
halten, wo 20 % der
jeweiligen Bevölkerung
Palästinenser sind. Das
nennt sich das
Bürgerschafts- und
Eintrittsgesetz. Es blockt
Menschen, die ihr Wohnrecht
in Gaza oder in der Westbank
haben ab von der
Eheschließung mit Leuten,
die Bürger von Israel sind.
Der Punkt ist, dass man ein
Wachsen der
palästinensischen
Bevölkerung innerhalb von
Israel verhindern möchte. Da
gibt es eine ganze Reihe von
Gesetzen, deren Ziel
demographisches Manipulieren
ist, und wovon die Leute im
Westen nichts wirklich
wissen, das aber die
Grundlage der Apartheid ist.
Sie sind absolut
undemokratisch.
DB: Einige Leute, die in
Südafrika gegen die
Apartheid gekämpft haben,
sagen, dass die Situation
für die Palästinenser jetzt
schlimmer ist. Mir fällt
dazu das Stadium der
Bewegung ein, als Gandhi
während des Widerstands
gegen die Passgesetze nach
Südafrika gegangen war. Die
Leute hatten sich
entschieden, sich auf die
Schienen zu legen. (https://facebook.us14.list-manage.com.track/click?u=70813d3d15ac4637582781b8e&id=66abc49e46&e=267525e738)
MB: Das ist Jahre für Jahre
in der Westbank gegenüber
der Trennungsmauer so
gegangen. Aber du musst
verstehen, dass innerhalb
der palästinensischen
Bevölkerung ein tiefe
Sehnsucht entstanden ist,
sich in eine solche Art des
Widerstands einzulassen. Im
Gazastreifen versuchen die
Leute jeden Freitag gegen
die Mauer und gegen die
Belagerung Widerstand zu
leisten. Jetzt – zum ersten
Mal – lässt Hamas dieses
einfach tun. In der
Vergangenheit hat Hamas
tatsächlich einige dieser
Proteste abgebrochen, um die
Grenze stabil zu erhalten
und zu zeigen, dass sie eine
gute Einrichtung war. Das
ist der Ausdruck eines
authentischen Verlangens des
Volkes von Palästina
Widerstand zu leisten und
zum ersten Mal sein Gesicht
zu zeigen. Der israelische
Militärapparat ist zutiefst
verunsichert. Sie haben sich
tatsächlich dafür
eingesetzt, die Führer der
Proteste umzubringen.
DB: Was über die Ermordung
von Menschen, die klar als
Journalisten gekennzeichnet
sind?
MB: Wir haben Yaser Murtaja
verloren, den Gründer einer
der wichtigsten
Presseagenturen von Gaza,
iMedia. Das sind einige der
mutigsten Journalisten der
Welt, die die Aufnahmen
bekommen, die westliche
Journalisten niemals
erhalten. Murtaja war auch
außerhalb von Gaza sehr
respektiert, obwohl er nie
in der Lage war,
herauszukommen. Nachdem ihn
ein Scharfschütze direkt in
den Magen, unterhalb seiner
Weste getroffen hatte, die
mit „Presse“ markiert war,
kam Israel daher und
bezeichnete ihn als einen
Hamas-Spion von absolut
keiner Bedeutung. Und die
Washington Post schrieb
diese Behauptung in ihrer
Überschrift ab. Wie kann The
Washington Post Derartigem
Glauben schenken, wo es eben
gerade eine Behauptung war?
DB: Du hast geschrieben,
„die US-Politik gegenüber
Israel/Palästina wird nahezu
restlos kontrolliert durch
zwei Elemente in Washington,
die Pro-Israel-Lobby und die
Waffenindustrie“.
MB: Die Pro-Israel-Lobby ist
die zweitmächtigste Lobby in
Washington nach der NRA
(National Rifle
Association). Sie ist
verantwortlich für
Geldaufbringungs-Kampagnen
von beiden Parteien bis hin
zu staatlicher Höhe. Eine
Menge der Politiker ohne
Unterstützung starker
Geldgeber kann leicht ein
paar pro-Israel-Aussagen
machen und versprechen zu
unterschreiben, was immer
AIPAC haben möchte, und das
Geld wird beginnen herein zu
fließen durch verschiedene
Familienstiftungen und
Geldgeber. Kamala Harris ist
ein perfektes Beispiel. Sie
schaut zu AIPAC (American
Israel Public Affairs
Committee) auf und macht
eine Serie von lächerlich
fördernden Aussagen darüber,
wie sie schon als kleines
Kind Geld für Israel
aufgebracht hat. Und dann
die Waffenindustrie, die
Trump hochhält als Schöpfer
von Arbeitsplätzen,
besonders in den „swing
states“ – Amerikanische
Staaten mit knappem
Wahlausgang - Eine Menge
dieser Jobs kommen aus
US-Anleihen an Israel, die
heute insgesamt 4 Milliarden
Dollars im Jahr betragen.
Diese Anleihen gehen
geradewegs zurück nach
Texas, Colorado, Ohio, um
für die Waffen zu bezahlen,
die nach Israel verschifft
werden. Israel hat zurzeit
ein stilles Abkommen mit den
Vereinigten Staaten, selbst
keine großen
Waffenplattformen zu
produzieren. USA würden
Israel bestrafen, wenn sie
versuchen, ihre eigenen Jets
zu produzieren. Israel muss
US F-15 und F-16 kaufen. Sie
müssen von US-Firmen kaufen,
um US-Anleihen zu bekommen.
So treiben diese
Waffenindustrie und ihr
Lobby-Apparat im Grunde
diese
Multi-Milliarden-Dollar
Anleihen-Pakete für Israel
zusammen mit der
Israel-Lobby. Und wohin
fallen diese Waffen? Sie
fallen auf Apartmentblöcke
im Gazastreifen, und könnten
hübsch bald auch auf den
Libanon fallen.
DB: Du bist gerade im
Gazastreifen gewesen. Kannst
du beschreiben, wie der
Alltag heute für die Leute
dort ist?
MB: Das Problem ist nicht,
dass es zu wenig zu essen
gibt. Ich war am
Valentinstag da, und es gab
diese riesigen Teddybären zu
verkaufen mit Luftballonen,
so wie hier. Aber niemand
kann sie kaufen. Da gibt es
im Restaurant viel zu essen,
aber niemand kann sich
leisten, dort zu essen,
außer den glücklichen
Wenigen. Aber sogar die
Oberschicht leidet. Die
Mittelklasse ist
ausgesteuert. Jeder
gebildete junge Mensch will
weg.
Ich war in der Lage, ein
paar Freunde zu besuchen,
die festsaßen. Ich traf
jemanden, während wir bei
einem Fußball (soccer) Match
zuschauten und er erzählte
mir, dass alle aus seiner
Familie in Dubai seien, und
er war in den Gazastreifen
gekommen, um die andere
Familie zu besuchen. Die
Tore hatten sich hinter ihm
geschlossen, und er saß zwei
Jahre lang in Gaza fest und
weiß nicht, wie er sich
wieder mit seiner Familie
vereinigen kann. Das ist die
Situation, die wirklich
einmalig ist in der Welt.
Die Leute sitzen in der
Falle und die Mauern heben
sich nicht auf. Was mich
sehr beeindruckte, war das
stoische Verhalten der
Menschen dort, der Wille,
sich auf die Situation
einzulassen und sich nicht
zu ducken vor einer der
mächtigsten Armeen der Welt
mit der einzigen Supermacht
der Welt im Rücken.
DB: Ist die
Trump-Administration
bemerkbar schlechter, z.B.
mit ihrer Übersiedlung der
Botschaft nach Jerusalem?
Oder ist das nur „Geschäft
wie gewöhnlich“?
MB: Nein, ich bin
tatsächlich beeindruckt, um
wie viel schlechter Trump
die Situation am Boden
gemacht hat. Er hat ganz
klar eine Größe von Sadismus
gegenüber den Palästinensern
gezeigt, wie es kein anderer
Präsident zusammengebracht
hat. Das hat viel zu tun mit
seinem Schwiegersohn Jared
Kushner. Die Administration
hat die Unterstützung der
UNRWA substantiell
verringert, die sich um
palästinensische Flüchtlinge
kümmert, ungefähr 70 % der
Bevölkerung von Gaza. UNRWA
betreibt erstklassige
Schulen, die den Schülern
eine erstklassige säkulare
Bildung vermittelt. Die
Menschen in Gaza sind im
Wesentlichen abhängig von
Lebensmittelhilfe der UNRWA
und erreichen damit noch
nicht das richtige Niveau.
Dadurch hat sich das Leiden
unter Trump und Kushner
vergrößert, dessen Familie
tief verbunden ist mit der
Pro-Israel-Lobby.
Ich habe mit einer Person
von der UNRWA gesprochen,
der bei einem Treffen mit
Trump und Kushner dabei war.
Und der hat erzählt, dass
die Generäle vor Kushner
sogar Angst haben. Sie haben
herausgehört, dass eine
Destabilisierung der
Situation der
palästinensischen
Flüchtlinge den Mittleren
Osten als Ganzes
destabilisieren wird und
damit Troubles für die
nationale Sicherheit der USA
bedeutet. Aber sie können
nichts tun, weil sie keinen
Zugang zu Trump erreichen
außer über Kushner. Da haben
wir diesen Kerl, dessen
einzige Qualifikation ist,
Ivanka zu heiraten, der
nicht einmal einen
Sicherheitsbeweis vorweisen
kann – und der diktiert die
Politik von
Israel/Palästina. Es ist ein
erschreckendes Szenario!
Quelle
Übers.: Gerhilde Merz)
Amnesty International
Spanien - 27.04.2018 -
Israel: ein Waffenembargo
ist nötig, wenn die Armee
rechtswidrig Demonstranten
in Gaza tötet und
verstümmelt - Israel
begeht kriminelle
Aggressionen gegen
palästinensische
Demonstranten, seine
bewaffneten Truppen töten
und verstümmeln sie, obwohl
sie keinerlei Bedrohung für
sie darstellen. So hat es
Amnesty International heute
erklärt und stützt sich
dabei auf seine letzte
Untersuchung, während im
Gazastreifen die Proteste
des "Großen
Rückkehrmarsches"
weitergehen.
Die israelische Armee hat
bei den Protesten, die seit
30. März jeden Freitag
stattfinden, 35
Palästinenser getötet und
mehr als 5.500 verletzt – in
einigen Fällen hat sie
Verletzungen verursacht, die
offensichtlich beabsichtigt
waren und das Leben der
Betroffenen verändern
werden.
Amnesty International hat
seinen Aufruf an die
Regierungen weltweit
wiederholt, ein umfassendes
Waffenembargo über Israel zu
verhängen, nachdem es auf
die Massendemonstrationen
entlang der Grenze, die den
Gazastreifen von Israel
trennt, unverhältnismäßig
reagiert hat.
"Während vier Wochen hat die
Welt mit Entsetzen gesehen,
wie auf der anderen Seite
des Zauns postierte
Scharfschützen und andere
israelische Soldaten mit
kompletter Schutzausrüstung
palästinensische
Demonstranten mit scharfer
Munition und Tränengas
angegriffen haben. Trotz der
internationalen Verurteilung
hat die israelische Armee
den rechtswidrigen Befehl
auf unbewaffnete
Demonstranten zu schießen,
nicht annulliert", erklärte
Magdalena Mughrabi,
stellvertretende
Regionaldirektorin für
Amnesty International für
den Nahen Osten und
Nordafrika.
"Die Zeit ist vorbei für
symbolische Demonstrationen
zur Verurteilung. Die
internationale Gemeinschaft
muss konkrete Maßnahmen
ergreifen, um die Lieferung
von Waffen und militärischem
Material nach Israel zu
stoppen. Das nicht zu tun,
bedeutet zu erlauben, dass
weiterhin tausende Männer,
Frauen, Mädchen und Jungen,
die an den Folgen eines
Lebens unter der brutalen
israelischen Blockade des
Gazastreifens leiden,
weiterhin schwerwiegenden
Menschenrechtsverletzungen
ausgesetzt sind. Diese
Menschen tun nicht mehr als
wegen ihrer unerträglichen
Lebensbedingungen zu
protestieren sowie für das
Recht zu ihren Häusern und
Städten, die im heutigen
Israel liegen,
zurückzukehren.
Die Vereinigten Staaten sind
mit Abstand der
Hauptlieferant von
militärischer Technologie
und Material an Israel, dem
gegenüber sie sich
verpflichtet haben in den
nächsten zehn Jahren
Militärhilfe im Wert von
38.000 Millionen Dollar zur
Verfügung zu stellen. Und es
gibt weitere Staaten – unter
ihnen EU-Mitgliedsstaaten
wie Frankreich, Deutschland,
England und Italien - , die
Lizenzen für große Mengen
von für Israel bestimmtem
militärischen Material
gewährt haben.
Schüsse in den Rücken von
Demonstranten - Bei den
meisten Todesfällen, die
Amnesty analysiert hat,
wurde auf den oberen
Körperteil der Opfer
geschossen, einschließlich
Kopf und Brust sowie einige
Male in den Rücken. Es gibt
Zeugenaussagen sowie
fotografisches und
Video-Material, die darauf
hinweisen, dass viele
Personen absichtlich getötet
oder verletzt wurden, ohne
dass sie irgendeine
unmittelbare Bedrohung für
die israelischen Soldaten
darstellten.
Unter den Opfern ist
Mohammad Khalil Obeid, ein
23-jähriger Fußballer, dem
sie in beide Knie schossen,
während er sich selbst am
30. März mit dem Rücken zum
Grenzzaun bei einer
Demonstration östlich vom
Flüchtlingslager El-Bureij
filmte.
Das Video, das in sozialen
Netzen veröffentlicht wurde,
zeigt den Moment, in dem sie
auf ihn schossen. Man sieht
ihn in einer abgelegenen
Gegend, fern vom Grenzzaun,
stehen, ohne dass er
irgendeine Bedrohung für das
Leben der israelischen
Soldaten darzustellen
scheint. Jetzt benötigt er
eine Operation für einen
Knieersatz, damit er wieder
gehen kann.
"Mein Leben als
palästinensischer Spieler
ist zerstört... Ich träumte
davon im Ausland Fußball zu
spielen und die
palästinensische Fahne zu
hissen, (um zu zeigen), dass
wir keine Terroristen sind",
erklärte er gegenüber
Amnesty International.
"Wir wollten unsere
Botschaft allen
Organisationen, Ländern und
Staatschefs übermitteln,
damit sie sehen, was uns
passiert, denn in keinem Ort
der Welt würde man so etwas
akzeptieren."
Verletzungen, die man
seit dem (letzen) Krieg
nicht mehr gesehen hat -
Die Ärzte vom Shifa-Hospital
und dem Europäischen
Krankenhaus in Gaza- Stadt
haben Amnesty International
gesagt, dass viele der
schweren Verletzungen, die
man gesehen hat, an den
unteren Extremitäten
einschließlich der Knie
sind, typische
Kriegsverletzungen, die man
seit dem Gaza-Krieg von 2014
nicht mehr gesehen hat.
Viele Personen haben schwere
Schäden an Weichteilgewebe
und Knochen erlitten, sowie
große Austrittswunden von 10
bis 15mm für das Projektil,
wahrscheinlich werden sie
mehr Komplikationen haben,
Infektionen oder eine
Behinderung wie Lähmungen
oder Amputationen. Die
Information über die hohe
Zahl von Knieverletzungen,
bei denen eine
Fragmentierung des
Projektils wahrscheinlich
ist, ist besonders
alarmierend. Wenn es stimmt,
würde das darauf hinweisen,
dass die israelische Armee
danach trachtet absichtlich
Verletzungen zu verursachen,
die das Leben der verletzten
Person verändert.
Die Ärzte haben auch gesagt,
dass sie eine weitere Art
von verheerenden
Verletzungen beobachtet
haben, die durch große
innere Hohlräume und Plastik
charakterisiert sind, das im
Inneren des Körpers
deponiert ist, wobei es
keine Austrittswunden gibt.
Nach Meinung von
Militärexperten und eines
sachverständigen Pathologen,
die die von Amnesty
International erhaltenen
Fotografien untersucht
haben, stimmen viele der von
den Ärzten in Gaza
beobachteten Wunden mit
denen überein, die die
Gewehre Tavor israelischer
Herkunft mit hoher
Geschwindigkeit verursachen
und militärische Munition
5,56mm verwenden. Andere
Verletzungen weisen auf die
Scharfschützengewehre
Remington M24
US-amerikanischer Herkunft,
deren Jagdmunition von
7,62mm sich im Körper
ausdehnt und ausbreitet.
Laut einer Erklärung von
Médecins sans Frontières
wurde die Hälfte der mehr
als 500 Personen wegen
Verletzungen behandelt, "in
denen die Kugel das Gewebe
buchstäblich zerstört hat,
nachdem sie den Knochen
pulverisiert hat". Diese
Information wurde von
humanitären NGOs bestätigt,
sowie von Zeugenaussagen von
Ärzten, die von
palästinensischen
Menschenrechtsgruppen in
Gaza gesammelt wurden.
"Die Natur dieser Wunden
zeigt, dass die israelischen
Soldaten Militärwaffen hoher
Geschwindigkeit benutzen, um
bei den palästinensischen
Demonstranten, die für sie
keinerlei unmittelbare
Bedrohung darstellen, den
größtmöglichen Schaden zu
verursachen. Diese
offensichtlich
beabsichtigten Versuche zu
töten und zu verstümmeln
sind sehr besorgniserregend
und selbstverständlich
völlig rechtswidrig. Einige
dieser Fälle scheinen
beabsichtigte Morde zu sein,
schwere Verstöße gegen die
Genfer Konvention und
Kriegsverbrechen", fügte
Magdalena Mughrabi hinzu.
"Wenn Israel keine
effektiven und unabhängigen
Untersuchungen garantiert,
die zur Strafverfolgung der
Verantwortlichen führen,
muss der Internationale
Strafgerichtshof eine
formelle Untersuchung dieser
Morde und der schweren
Verletzungen sowie möglicher
Kriegsverbrechen eröffnen
und garantieren, dass die
Täter vor Gericht gestellt
werden."
Laut dem
Gesundheitsministerium von
Gaza rechnet man zum 26.
April mit einer Gesamtzahl
verwundeter Personen von
5.511 – 592 Kinder (Jungen
und Mädchen), 192 Frauen und
4.727 Männer -, wobei 1.738
Verletzungen durch scharfe
Munition verursacht wurden.
Etwa die Hälfte der in
Krankenhäusern aufgenommenen
Personen wiesen Verletzungen
an den Beinen und Knien auf,
225 an Hals und Kopf, 142
war in den Bauch und das
Becken geschossen worden, 15
hatten Verletzungen an der
Brust und am Rücken. Bis
jetzt wurden aufgrund der
Verletzungen 18 Amputationen
durchgeführt.
Unter den an den erlittenen
Verletzungen verstorbenen
Personen sind vier
Minderjährige zwischen 14
und 17 Jahren. Auch zwei
Journalisten sind erschossen
worden, obwohl sie
Schutzwesten trugen, die sie
eindeutig als Mitglieder der
Presse identifizierten,
mehrere andere wurden
verletzt.
Die Krankenhäuser von Gaza
können sich kaum um die
große Zahl der Opfer
kümmern, da medizinische
Produkte, Strom und
Treibstoff wegen der
israelischen Blockade fehlen
und dieser Mangel noch durch
die Zwistigkeiten der
Palästinenser verstärkt
wird. Unterdessen verzögert
und verhindert Israel den
Transfer von Personen, die
dringend eine spezialisierte
ärztliche Behandlng
benötigen, die in anderen
Teilen der besetzten
palästinensischen Gebiete
möglich wäre, wegen ihrer
Teilnahme an den Protesten.
Ein von Amnesty
International dokumentierter
Fall ist der des 20-jährigen
Journalisten Yousef al-Kronz,
dem das linke Bein amputiert
wurde, nachdem ihm die
israelischen Behörden die
Reisegenehmigung nach
Ramallah zur dringenden
ärztlichen Behandlung
verweigert hatten.
Schließlich erlaubten sie
ihm dank der Intervention
von Menschenrechtsgruppen,
die vor Gericht gezogen
waren, für eine Operation
zur Rettung seines anderen
Beines auszureisen.
Medizinisches
Notfallpersonal von Gaza
berichtete Amnesty
International, wie schwierig
es ist, verletzte
Demonstranten zu evakuieren
wegen der Tränengaskanister,
die die israelische Armee
auf sie und auf die
Zeltkliniken schießt.
Gesetzwidrige Tötungen
und Verletzungen, die das
Leben verändern - Die
Organisatoren der "Großen
Rückkehrmarsches" haben
wiederholt bekundet, dass es
beabsichtigt ist, dass die
Proteste friedlich sind und
großteils im Sitzen, in
Konzerten, sportlichen
Spielen, Diskussionen und
anderen friedlichen
Aktivitäten erfolgen.
Trotzdem hat die israelische
Armee ihr Personal verstärkt
und Panzer,
Militärfahrzeuge, Soldaten
und Heckenschützen entlang
des Grenzzauns zu Gaza
postiert und Befehl gegeben
auf jeden zu schießen, der
sich mehr als mehrere
hunderte Meter dem Grenzzaun
nähert.
Auch wenn einige
Demonstranten versucht haben
sich dem Grenzzaun zu
nähern, Steine in Richtung
der israelischen Soldaten
geworfen oder Autoreifen
angezündet haben, zeigen in
den sozialen Medien
veröffentlichte Videos sowie
von Amnesty International
und palästinensischen und
israelischen
Menschenrechtsgruppen
gesammelte Zeugenaussagen,
dass israelische Soldaten
auf unbewaffnete
Demonstranten, einfache
Zuschauer, Journalisten und
medizinisches Personal
geschossen haben, die sich
etwa 150 bis 400 m entfernt
vom Grenzzaun befanden,
einer Entfernung, aus der
sie keinerlei Bedrohung
darstellten.
In einer Petition, die die
Menschenrechtsgruppen Adalah
und Al-Mezan beim Obersten
Gerichtshof Israels
eingereicht haben, mit der
Bitte anzuordnen, dass die
israelische Armee keine
scharfe Munition mehr
einsetzt, um Demonstranten
zu zerstreuen, legten sie 12
in sozialen Medien
veröffentlichte Videos vor,
in denen man sah, dass die
israelische Armee auf
unbewaffnete Demonstranten
schießt, auch auf Kinder,
Jungen und Mädchen sowie
Frauen. In einigen Fällen
wurde auf Personen
geschossen, die die
palästinensische Fahne
schwangen oder vom Grenzzaun
wegliefen.
Ein Video, das in sozialen
Medien zirkulierte, zeigt
den 19-jährigen Abd Al-Fatah
Abd Al-Nabi, als am 30. März
in dem Moment, als er mit
einem Autoreifen vom
Grenzzaun wegläuft, auf ihn
geschossen wurde. Es wurde
ihm in den Nacken
geschossen, er starb sofort.
Am Freitag, den 20. April,
starb der 14-jährige
Mohammad Ayyoub ebenfalls an
einer Schussverletzung in
den Nacken.
Zusätzliche Information
- Im Lauf der letzten 11
Jahre hat die
Zivilbevölkerung des
Gazastreifens unter den
verheerenden Folgen der
illegalen israelischen
Blockade gelitten, dazu
kamen noch drei Krege.
Dadurch hat sich die
Wirtschaft des Gazastreifens
extrem zurück entwickelt.
Und zwar soweit, dass fast
die gesamte Bevölkerung von
internationaler Hilfe
abhängig ist. Gaza hat eine
der höchsten
Arbeitslosenraten der Welt,
44%. Vier Jahre nach dem
Krieg von 2014 gibt es noch
immer 22.000 interne
Flüchtlinge.
Im Januar 2015 hat der
Internationale
Strafgerichtshof eine
Voruntersuchung der
Situation in den besetzten
palästinensischen Gebieten
eingeleitet, die sich
konkret auf mutmaßliche
Verbrechen konzentrieren,
die seit dem 13. Juni 2014
begangen wurden.
Amnesty International hat
alle Staaten aufgefordert,
ein komplettes Waffenembargo
über Israel und bewaffnete
palästinensische Gruppen zu
verhängen, um Verletzungen
des internationalen
humanitären Rechts und der
Menschenrechte auf beiden
Seiten zu verhindern.
Seit 30. März sind
zusätzlich zu Demonstranten
weitere sieben Palästinenser
durch Luftangriffe,
Artilleriebeschuss und
Beshuss mit scharfer
Munition von seiten Israels
ums Leben gekommen, darunter
ein Bauer, der auf seinem
Feld in der Nähe des
Grenzzauns arbeitete, sowie
sechs Mitglieder bewaffneter
palästinensischer Gruppen.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
Die
Kampagne zur Vernichtung
der Muslime -
19.04.2018 - Chris Hedges
- Das mutwillige
Abschlachten unbewaffneter
Palästinenser, die hinter
Sicherheitsbarrieren in Gaza
eingesperrt sind, durch die
israelische Armee ruft in
den USA wenig Empörung und
Verurteilung hervor, weil
wir bereits in die
Entmenschlichung der Muslime
indoktriniert sind. Der
Islam wird als barbarisch
verurteilt und mit
Terrorismus gleichgesetzt.
Der Widerstandskampf gegen
eine fremde Besatzung, ob in
Afghanistan, Irak oder Gaza,
sieht Muslime als Feinde
dämonisiert. Muslime sind
als irrational gebrandmarkt,
sie neigen durch ihren
Glauben zu Gewalt und
Terrorismus. Wir greifen sie
nicht an für das, was sie
tun, sondern weil wir sie
als von uns verschieden
ansehen. Wir müssen sie
vernichten, um uns zu
retten. Und so verewigen wir
den Hass und die Gegengewalt
oder Terrorismus, den wir
fürchten.
Muslimen in der heutigen
Zeit eines radikalisierten
Autoritarismus bekommen in
unseren Gerichten keine
ordentlichen
Gerichtsverfahren und werden
[...] vor den
Gerichtsverhandlungen
jahrelanger Haft
unterworfen. Sie erleiden
die Brutalität der Polizei
und Geheimprozesse, werden
auf Grund geheimer Beweise,
die sie nicht einsehen
können, verurteilt und
erleiden lange
Isolationshaft, oft in
geheimen Gefängnissen,
sogenannten 'black sites'.
Sie werden mit grausamen
Methoden gefoltert wie
Schlägen, "an die Mauer
schlagen", sexuelle
Erniedrigung, strenge Haft,
überlange Isolation,
Überschütten mit Wasser,
Elektroschock, Waterboarding
und so genannter rektaler
Rehydration. Ihre
Staatsbürgerschaft wird
widerrufen. Ihre
Gemeinschaften und Moscheen
werden belästigt,
infiltriert und per Gesetz
beobachtet. Muslimische
Kinder werden als zukünftige
Terroristen angesehen.
Muslimische Frauen als
Ausbrüterinnen von
Terroristen. Muslimische
Männer sind gefährlich. Wir
sind der wahnsinnige Kurtz
in Joseph Conrads "Herz der
Finsternis", behalten die
Köpfe von "Wilden" auf
Stangen außerhalb unserer
Festung und schreien:
"Rottet alle Unmenschen
aus!"
Wir haben den Muslimen einen
weltweiten Krieg erklärt.
Muslime, die uns besser
deuten als wir uns selbst,
stehen auf, um Widerstand zu
leisten. Hunderttausende
Muslime sind im Nahen (und
Mittleren Osten)
niedergemetzelt worden seit
unserer Invasion in
Afghanistan und Irak.
Afghanistan, Syrien und
Lybien sind als lebensfähige
Staaten zerstört worden.
Millionen Muslime wurden
vertrieben oder sind
Flüchtlinge. Und wenn
verzweifelte muslimische
Familien versuchen von der
Hölle im Nahen Osten nach
Europa oder in die USA zu
fliehen, werden sie in
Vertriebenenlager geworfen
oder zurückgeschickt und als
Krankheitsüberträger, Diebe,
Vergewaltiger, Barbaren und
Terroristen gebrandmarkt.
Islamische Kultur und
Religion wird in unserem
manichäischen Narrativ allen
Nuancen, aller
Menschlichkeit, Komplexität
und Tiefe beraubt. Der Islam
wurde durch eine xenophobe
Cartoon-Version ersetzt,
(durch) ein Bild, das – um
ein Wort von Frantz Fanon zu
gebrauchen – die
"Quintessenz des Bösen" ist.
Wir reagieren auf die Krise,
die wir aus Ignoranz,
Selbstüberhöhung und
Rassismus geschaffen haben.
Wie der inhaftierte Dichter
Syed Talha Ahsan schreibt:
töten
heißt ein Bild löschen
vom Spiegel:
Ausweichen
niemand
nur eine klaffende Lücke
in einer gleichgültigen
Welt
Israels langsamer Genozid
des palästinensischen
Volkes, gerechtfertigt vom
Rassismus und der
Islamophobie, die für die
israelische Identität
wesentlich sind, ist in eine
neue, tödlichere Phase
getreten. Nicht mehr
zurückgehalten von
irgendeinem Vorwand des
Respekts der Menschenrechte
oder des Friedensprozesses,
feuern israelische Soldaten,
obwohl sie nicht bedroht
sind, wahllos in Mengen
unbewaffneter Palästinenser
und töten oder verletzen
Männer, Frauen, Kinder,
Ältere und Journalisten. Die
schiere Zahl der Toten und
Verwundeten – neun oder mehr
von israelischen Schüssen
getötete Palästinenser und
hunderte verletzte an einem
einzigen Freitag – zeugt
davon, wie die Menge mit
Gewehrfeuer bestrichen wird.
In einer zivilisierten Welt
würde Israel sofort mit
Sanktionen, Boykott und
Investitionsentzug bestraft
werden – der einzige
Mechanismus, der noch
geblieben ist, um die
Palästinenser vor der
Vernichtung zu schützen - ,
aber wir leben nicht in
einer zivilisierten Welt.
Wir leben in einer Welt, in
der Mord und Rassismus
Staatspolitik ist, in der
die Unterdrückten
entmenschlicht und
lebensunwert sind, in der
unsere mutierten Demagogen
und Despoten in den Fluten
von Blut, die sie geschaffen
haben, schwelgen.
Dieser ethnisierte
Autoritarismus, den Donald
Trump und der israelische
Premierminister Benjamin
Netanyahu definiert, hat
verhängnisvolle Konsequenzen
für die Unterdrückten. Er
ist gespeist von einer
vorsätzlichen Weigerung
unsere Verantwortung für die
soziale und politische
Desintegration so wie die
Gewalt im Nahen Osten und
zunehmend bei uns zu Hause,
zu akzeptieren. Die meisten
Akademiker, gefangen im
bedeutungslosen Silo
(Speicher) islamischer
Schriften über
apokalyptischen Terrorismus,
tragen nichts zur Diskussion
bei. Die Presse, die
Journalismus zu non-stop
Unterhaltung und dem Feiern
nicht-existierender
amerikanischer Tugenden
gemacht hat, ist Komplize
bei dieser Verewigung der
Wissensfeindlichkeit
(Erkenntnisfeindlichkeit),
die Tennessee Williams einst
unsere gewollte
Matrikulation in einer
Schule für Blinde genannt
hat. Sie dehistorisiert
diese Bewegungen. Sie
bescheinigt radikalen
Dschihadisten und im
weiteren Sinne dem Islam
unverständlich zu sein. Seit
Terrorismus unverständlich
ist, und seit er
wesentlicher Bestandteil des
Islam ist, sind Muslime eine
Untersuchung (Forschung)
nicht wert, wohl aber die
Vernichtung. Aber Fakten
sprechen nicht für sich
selbst, wie Edward Said
bemerkte. Sie erfordern
einen Kontext, um verstanden
zu werden, aber es fehlt
jeglicher Kontext.
"Sie können schwer damit
beginnen (im öffentlichen
Raum vom internationalen
Diskurs bereitgestellte)
politische Konflikte zu
analysieren, an denen
Sunniten und Schiiten,
Kurden und Iraker, Tamilen
und Singhalesen oder Sikhs
und Hindus beteiligt sind –
die Liste ist lang - , ohne
schließlich auf die
Kategorien und Bilder von
"Terrorismus" und
"Fundamentalismus"
zurückgreifen zu müssen, die
gänzlich aus den Interessen
(Unternehmen) und
intellektuellen Fabriken in
den Metropol-Zentren wie
Washington und London
kommen", schrieb Edward Said
in "Culture and Imperialism".
"Sie sind erschreckende
Bilder, denen
diskriminierende Inhalte
oder eine Definition fehlen,
aber sie zeigen für jeden,
der sie benutzt, moralische
Macht und Zustimmung an,
moralische Abwehrhaltung und
Kriminalisierung von wen
auch immer.
Das Muster durchgehender
Dekontextualisierung hält
uns in einem endlosen
Kreislauf von Gewalt für
Gewalt gefangen.
Mohammad-Mahmoud Ould
Mohamedou schreibt in seinem
Buch: "A Theory of Isis:
Political Violence and the
Transformation of the Global
Order" über die
jetzt-Standard-Reaktion auf
terroristische Anschläge:
Bei jedem neuen
radikalen, mit dem
Islamismus in Verbindung
gebrachten Anschlag, der
in New York, Washington,
London, Paris, Brüssel oder
Berlin stattfindet, spielt
sich ein Ritual
derVerleugnung tieferer
politischer Sachlagen in
einer zunehmend vertrauten
Form ab. Die Reihenfolge ist
demnach: Schock bahnt den
Weg für Angst, gefolgt von
Wut; Sicherheitsexperten
treten eilig in
TV-Studions und auf sozialen
Medien auf und prangern die
mangelnde Vorbereitung
der Behörden an;
Spezialisten für radikalen
Islamismus (oder einfach
Islam) folgen und erklären,
dass der IS (davor Al- Qaida)
geschwächt worden ist und
bald vernichtet sein wird
und nur noch mit
verzweifelten Angriffen um
sich schlägt; muslimische
Gemeinden in westlichen
Ländern werden genannt, und
manchmal finden rassistische
und gewalttätige Angriffe
auf sie statt [...];
Sympathiebewegungen für die
Opfer der Stadt, in der
der Angriff stattgefunden
hat, werden gebildet (Je
suis Charlie usw.); Rufe
nach schärferen Gesetzen
(Überwachungsmechanismen,
Haftbedingungen, Maßnahmen
bezüglich der
Staatsangehörigkeit,
Immigrationsprozeduren,
Reiseregelungen,
Kleidungsvorschriften,
Zugang zu Bädern,
Gebetsstätten etc.) erfolgen
mit Dringlichkeit;
Festnahmen erfolgen in
Gegenden, in denen
bekanntermaßen Muslime
leben, und Bombardierungen
werden im Irak, in Syrien,
Afghanistan, Jemen oder
Lybien verdoppelt.
Die Obama-Administration
unter dem Berater für
Terrorismusbekämpfung John
Brennan, jetzt Analyst für
nationale Sicherheit und
Geheimdienste für NBC und
MSNBC, richtete eine
Datenbank, Disposition
Matrix, von
Terrorverdächtigen rund um
den Globus ein. Informell
ist sie als Abschussliste
bekannt. Wer auf der Liste
steht, steht im Visier von
geheimen
CIA-Auslieferungseinheiten,
Spezialeinheiten,
militarisierten Drohnen und
Luftangriffen. Diese
Methoden für rassialisierte
(ethnisierte) Kontrolle von
Muslimen sind von der
Blaupause des Kolonialismus
abgezogen, auch wenn der
Staat jetzt die kodierte
Sprache einer Ideologie
benützt, um seinen
rassistischen Übergriff zu
maskieren. Wie im
Kolonialismus haben jene,
die sich der "liberalen
Demokratie" widersetzen,
alle Rechte verwirkt und
verdienen es als Untiere
behandelt zu werden, denn
sie sind Untiere. Diese
Haltung kollektiver
Kriminalisierung einer
Gruppe oder Rasse wird
unheilvolle Konsequenzen
haben, da der korporative
Staat, wegen der wachsenden
Unruhe wegen
Deindustrialisierung und der
gobalen Klimaerwärmung unter
Druck gesetzt, beginnt immer
größere Teile der
Bevölkerung als feindlich zu
betrachten.
"In gewissem Sinn bildet die
Figur des Terrorverdächtigen
das Versuchsfeld, auf dem
westliche Versionen von
"Demokratie" und
"Menschenrechten" überlegt
werden", schreibt Nisha
Kapoor in "Deport, Deprive,
Extradite: 21st Century
State Extremism". "Über die
Darstellung dieser
Einzelpersonen werden Fälle
konstruiert zur
Unterstützung von
summarischen Tötungen,
größeren Bomben,
Drohnenangriffen, immer
groteskeren Arten der Folter
sowie geheimer und
unbegrenzter Haft. Auch über
die Überwachung solcher
Personen entstanden in
England (und den USA)
Mechanismen für die
zunehmende Anwendung von
geheimen Gerichten, Widerruf
von
Staatsbürgerschafts-Regelungen
und dem Abrücken von
Menschenrechtsschutz."
Strategien haben
Konsequenzen. Die
Entscheidung weltweit Jagd
auf Muslime zu machen, indem
dem sogenannten Krieg gegen
den Terror eine
transnationale Dimension
gegeben wird, bedeutet auch,
dass jene, die sich uns
widersetzen, nicht durch
nationale Grenzen
eingegrenzt sind. Die
Terroristen, die diese
Anschläge verüben, sind
Spiegelbilder von uns
selbst, von demselben
Narzismus und Ich-Kult
verzehrt, der die
Celebrity-Kultur definiert.
Sie posten selbstgefällige
Videos voller Tiraden gegen
den Westen und vom Köpfen
von Gefangenen in orangen
Overalls. Sie reproduzieren
das kulturelle Bemühen den
"Film zum Leben" zu filmen.
Die Bilder, die wir
benützen, um mit der Welt
als auch miteinander zu
kommunizieren, infizieren
all ihre Botschaften an uns.
Sie sind nicht aus dem
Mittelalter. Sie sind
Geschöpfe der Moderne. Sie
transportieren ihre eigenen
Versionen von
pornografischer Gewalt zu
uns, die unsere Kultur
fasziniert und deformiert.
Sie wissen, dies ist die
Art, wie ihr im Westen
kommuniziert. Und wir
kommunizieren in der
gleichen Weise zurück.
Das israelische Massaker an
Palästinensern ist ein
Vorspiel zu einer
dystopischen
(anti-utopischen),
neokolonialen Welt, wo
globale Eliten, die Reichtum
anhäufen und die
Machtmechanismen
kontrollieren, zunehmend auf
ausgedehntes Blutvergießen
zurückgreifen, um die
Unterdrückten in Schach zu
halten. Was Israel den
Palästinensern antut –
verelendet und eingesperrt
ohne ausreichende Nahrung,
Wasser und Medikamente im
Freiluft-Gefängnis, das Gaza
ist, einem Streifen Land,
der wiederholten
mörderischen Angriffen der
israelischen Kriegsmaschine
ausgesetzt ist - , wird den
verzweifelten
Klimaflüchtlingen und
Bürgern angetan werden, die
aufstehen, um gegen die
Ausplünderung durch die
globalen Oligarchen zu
protestieren. Jene, die
Widerstand leisten, werden
ebenso entmenschlicht werden
wie die Muslime. Auch sie
werden als Terroristen
gebrandmarkt werden. Die
globalen Eliten haben einen
Plan für die Zukunft. Er ist
sichtbar auf den killing
fields in Gaza.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
|
Wie
Gaza "von Zaun zu Zaun"
eingeschlossen wurde
- Jehad
Abusalim -
(Auszug aus dem Buch "Gaza
als Metapher" von Jehad
Abusalim)
Sommertage sind lange, aber
in Gaza sind sie länger als
man denken könnte. Sie
werden sogar länger, wenn
der Strom und das Internet
abgeschaltet sind, was die
meiste Zeit der Fall ist.
Dies war mein Tagesalbtraum
seit Israel 2007 seine
Blockade über den
Gazastreifen verhängte. Um
dem zu entkommen, kannst du
lesen oder einen Freund
besuchen, um mit ihm zu
reden, aber wenn das Wetter
heiß und schwül wird,
verpufft die Energie für
solche Aktivitäten. An einem
solchen heißen und schwülen
Tag ging ich aus Langeweile
auf das Dach des Hauses.
Auch wenn es nicht das erste
Mal war, dass ich vom Dach
des Hauses meiner Familie in
Deir al-Balah auf die
Landschaft schaute, machten
ein paar Gedanken und
Überlegungen diesen Tag
unvergesslich. Ich schaute
nach Osten, und dort waren
die Grenzen zwischen dem
Gazastreifen und Israel, und
ich schaute nach Westen, und
dort war das Meer. Von
derselben Stelle aus konnte
man beide Grenzen sehen, und
dazwischen erstreckte sich
das vertraute Bild zahlloser
sandfarbener Häuser zu
beiden Horizonten.
In diesem Augeblick
erinnerte ich mich an das
berühmte Sprichwort der
Palästinenser in Gaza in
Bezug auf den Streifen: "min
al-silik ila al-silik" ("von
Zaun zu Zaun"). Diese
einfache Redewendung fasst
Gazas aktuelle Realität
zusammen: ein eingezäunter
Platz, umgeben von toten
Enden und in ihm ein
Menschenmeer nahezu ohne
Hoffnung oder Zukunft
eingepfercht. Solche
Gedanken haben mich nie
verlassen. Sie verfolgten
mich die meisten Zeit, die
ich in Gaza verbrachte, wo
ich beobachtete, dass der
Streifen immer überfüllter
wurde.
"Von Zaun zu Zaun" ist ein
sehr einfacher Ausdruck und
spiegelt doch den Raum
wieder, den die
Palästinenser bewohnen. Für
die ist "der Zaun" die
bösartigste Manifestation
der zionistischen Eroberung
von 1948 und ihre
Kontinuität bis in die
Gegenwart. Der Zaun ist eine
physische Barriere, die von
einer externen Macht
aufgezwungen wurde und die
das, was die Gazaner als ihr
historisches Heimatland
betrachten, teilt, und sie
an der Rückkehr in ihre
ursprünglichen Städte und
Dörfer hindert. Der Zaun ist
eine konstante Erinnerung an
den im Krieg von 1948
entstandenen Riss, der viele
Palästinenser aus ihren
Städten und Dörfern im
jetzigen Staat Israel trieb.
Auch wenn sich manche
Gazaner auf die
Waffenstillstandslinie von
1949 beziehen, die Linie,
die nach dem Krieg von 1948
gezogen wurde, beziehen sich
nur wenige auf sie als
Grenze. In Arabisch bezieht
man sich meistens auf "al-silik"
– wörtlich "Draht" oder
"Zaun". Kurz gesagt, für die
Palästinenser in Gaza ruft
der Zaun die Nakba in
Erinnerung, die Kämpfe und
Mühen der Flüchtlinge sowie
die Besatzung. Der Zaun, als
ein physisches Hindernis für
die Rückkehr der
Flüchtlinge, war der Beginn
der Tragödie. Der Zaun heute
ist ihre Fortsetzung. Und da
der Zaum das Problem
verursacht hat, muss eine
Lösung (des Konflikts, Ü.)
seine Entfernung mit
einschließen. Der Zaun ist
die Geschichte, die die
Palästinenser in Gaza nie
vergessen wollen, und keine
Hilfsgelder können sie dazu
bringen.
Den historischen Kontext, in
dem der Gazastreifen mit
seinen Problemen und Krisen
entstanden ist, ist der
Schlüssel für das
Verständnis der
gegenwärtigen Realität. Das
zentrale Element in diesem
historischen Kontext ist die
Nakba (Katastrophe) von
1948, da es der Moment der
räumlichen und territorialen
Ruptur war, die die meisten
Menschen erlebt haben, die
dann zu Flüchtlingen in Gaza
wurden. In diesem Sinn ist
die Nakba keine Geschichte
der Vergangenheit, sondern
eine in der Gegenwart
gelebte: in den schmalen
Gassen der überfüllten
Flüchtlingslager, in den
Frauen, die jeden Morgen
ihre einfachen Behausungen
in den Lagern verlassen, um
ihre Lebensmittelpakete
abzuholen, in den barfüßigen
Kinder, die am Strand
Fußball spielen, und im Land
der entvölkerten Dörfer
gleich hinter dem Zaun, die
man noch immer von den
Dächern der Flüchtlingslager
Gazas sieht. Die Nakba ist
in Gaza noch immer präsent,
nicht nur durch die
Kontinuität des
Flüchtlingsstatus, sondern
auch durch die Kontinuität
des Risses, der ihn
verursacht hat.
Der Gazastreifen wurde aus
der Nakba geboren. Vor 1948
war Gaza ein "Distrikt" (Qada'),
eine administrative Region
von Mandats-Palästina, so
wie schon während der vier
Jahrhunderte der osmanischen
Herrschaft. Zum Ende des
britischen Mandats war das
Gebiet des Sub-Distrikts
1196,5 Quadratkilometer groß
und umfasste Gaza, al-Majdal
(Ashkelon) und Khan Younis
sowie 53 weitere Städte und
Dörfer. Im Lauf der
Geschichte änderte sich die
Größe des Distrikts Gaza,
die er über Jahrhunderte zum
Großteil des Gebiets
behalten hatte und der am
Vorabend von 1948
offizieller Teil des
Sub-Distrikts Gaza war.
Während des Krieges besetzte
Israel Gebiete über die
hinaus, die ihm im
UN-Teilungsplan von 1947
zugewiesen worden waren. Die
israelischen Streitkräfte
eroberten 78% von
Mandats-Palästina, und dazu
gehörten 70% des
Sub-Distrikts Gaza. Die
verbliebenen 365
Quadratkilometer des
Gaza-Distrikts kam unter die
Verwaltung der Ägypter, die
die Ersten waren, die die
Bezeichnung "Streifen"
verwendeten. Nach Ghazi
Sourani wurde der Ausdruck
"Streifen" vom ägyptischen
Präsidenten Muhammad Najib
1954 an Gaza angehängt in
einem Dekret, mit dem er "Amir-Alay
Abdullah Refa'at zum
Verwaltungsgouverneur des
Gazastreifens in seinen
neuen Grenzen ernannte, die
bei der Stadt Rafah im Süden
anfangen bis zu Beit Hanoun
im Norden".
Zur Zeit, als das
Waffenstillstandsabkommen
unterzeichnet wurde, waren
bereits 200.000 Flüchtlinge
im Streifen angekommen und
sammelten sich in acht
Flüchtlingslagern. Anders
als viele, die in die
arabischen Nachbarstaaten
geflohen waren, waren die
Neuankömmlinge in Gaza nie
weit entfernt von ihren
ursprünglichen Häusern.
Hinter den
Waffenstillstandslinien
konnten sie ihre alten
Dörfer sehen. Nach dem
Sechstage-Krieg 1967 und dem
Beginn der israelischen
Besatzung und
Militärverwaltung durften
diese Flüchtlinge mit
speziellen Genehmigungen
nach Israel reisen, wo sie
endlich ihre Städte und
Dörfer sehen konnten, aber
natürlich wurde es ihnen nie
erlaubt dorthin
zurückzukehren. Einige der
ursprünglichen Einwohner von
Gaza, von denen viele
Besitzer mehrerer Ländereien
waren, hatten weiterhin
Eingentumsurkunden von Land
hinter der
Demarkationslinie. Viele
Flüchtlinge in Gaza kamen
aus bäuerlichen
Gesellschaften und hatten
traditionell das Land der
Gazaner Landbesitzer
bearbeitet. Seit 1948 lebten
manche Bauern in der Nähe
der alten grundbesitzenden
Familien und Clans in
Flüchtlingslagern im
inzwischen entstandenen
Gazastreifen.
1950 verabschiedete die
israelische Knesset das
"Rückkehrgesetz", das nur
Juden erlaubte in das
eigentliche Israel
"zurückzukehren", während
seine Politik gegenüber den
palästinensischen
Flüchtlingen, die jenseits
der Grenze und der
Demarkationslinie lebten,
eindeutig war: sie sollten
nicht zurückkehren. Die
Demarkationslinie um den
Gazastreifen wurde
unpassierbar. Sie nahmen das
Land hinter der
Demarkationslinie als
verlorenes Paradies wahr, zu
dem zurückzukehren sich
Generationen von
Flüchtlingen sehnten. Für
die ersten Flüchtlinge war
es schwer zu verstehen, dass
die Demarkationslinie
praktisch unpassierbar
geworden war. In seinem Buch
über die Geschichte von Gaza
berichtet Jean-Pierre Filiou
von etlichen Versuchen von
Flüchtlingen in ihre Städte
und Dörfer hinüberzugehen,
auch von Bauern, die
versuchten ihr Land zu
bebauen. Solchen Versuchen
wurde von Kibbutzbewohnern
und Außenposten des
israelischen Militärs, die
nahe an der Grenze lagen,
mit Brutalität begegnet;
unter denen, die versucht
hatten hinüberzugelangen,
gab es viele Tote. In dieser
Zeit begann sich die
Waffenstillstandslinie zu
einer Grenze der
Konfrontation und des
Widerstands zu entwickeln,
obwohl sie künstlich war.
Später sollte die
Demarkationslinie die
physische Gestalt eines
Zauns annehmen und im
kollektiven Gedächtnis der
Palästinenser und ihr
Bewußtsein sowohl als
materielles als auch
symbolisches Monument der
Ruptur und der territorialen
und emotionalen Abtrennung
eingraviert sein.
Metaphern wie "von Zaun zu
Zaun" erinnern Palästinenser
in Gaza – sowohl Flüchtlinge
als auch Einheimische – an
ihren Verlust, ihre
Tragödie, die Anormität des
Zauns, der das Land teilt
und ihre Rückkehr
verhindert. Nicht nur sind
diese Grenzen künstlich
gezogen und mit dem Einsatz
brutaler Gewalt verstärkt,
sondern verdeutlichen auch
den völligen Wahnsinn eine
ganze Bevölkerung in das
größte open-air-Gefängnis
der Welt einzusperren, nur
weil Israel eine jüdische
demografische Mehrheit
aufrechterhalten muss. Die
Tatsache, dass der Krise von
Gaza morgen gelöst werden
könnte, wenn der Mehrheit
der Flüchtlingsbevölkerung
ihr Rückkehrrecht eingeräumt
würde, wird vom humanitären
Diskurs komplett ignoriert.
Die Tragödie Gazas muss von
der Größe ihres Verlusts her
verstanden werden, vor
allem, da in der Situation
von Gaza, das, was verloren
wurde, für viele Flüchtlinge
nur einen Steinwurf weit weg
liegt; sie können noch immer
ihre Städte und Dörfer
hinter dem Zaun sehen.
Dieser Auszug wurde mit
Genehmigung von Helga
Tawil-Souri veröffentlicht.
Ein ähnlicher Auszug wurde
von Nakba Files am 22.
Septemner 2016 online
gestellt.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
Mit dem
Großen Rückkehrmarsch
fordern die Palästinenser
ein Leben in Würde
- Ahmad Abu Rtemah
- 06.04.2018
- Die Nakba ist nicht
bloß eine Erinnerung, sie
ist eine fortwährende
Realität. Wir können
akzeptieren, dass wir alle
eines Tages sterben müssen;
in Gaza ist die Tragödie
die, dass wir
nicht leben (können).
In den letzten acht Tagen
haben zehntausende
Demonstranten in Gaza einen
Ort mit Leben erfüllt, der
nun langsam davon geleert
wird. Wir sind zusammen
gekommen, haben skandiert
und ein Wiegenlied gesungen,
nach dem wir uns alle
gesehnt haben -"Wir werden
zurückkehren" – und haben
alles, was wir noch zu
bieten haben, in einem
Versuch unser Recht in
Freiheit und Gerechtigkeit
zu leben dargebracht. Trotz
unseres friedlichen Marsches
wurde uns mit Wolken von
Tränengas und scharfer
Munition von israelischen
Soldaten begegnet. Leider
ist das nichts Neues für die
Palästinenser in Gaza, die
viele Kriege und eine
brutale Belagerung und
Blockade durchlebt haben.
In Gaza leben etwa 1,9
Millionen Menschen, von
denen 1,2 Millionen
Flüchtlinge sind, die
während der Errichtung des
Staates Israel vor 70 Jahren
– für die Palästinenser die
Nakba (Katastrophe) - aus
ihren Häusern und von ihrem
Land vertrieben wurden. Seit
Beginn der Belagerung vor
fast 11 Jahren hat sich die
Aufgabe nur jeden Tag zu
überleben als
Herausforderung erwiesen.
Allein aufzuwachen und
sauberes Wasser und Strom zu
haben, ist jetzt ein Luxus.
Die Belagerung ist vor allem
für junge Leute hart, die
unter einer Arbeitslosigkeit
von 58% leiden. Was
schlimmer ist, ist dass all
das ein Ergebnis der
israelischen Politik ist,
die geändert werden kann.
Dieses harte und schwierige
Leben darf nicht die
Realität in Gaza sein.
Es ist als wäre es nicht
genug uns vertrieben zu
haben; es ist, als müsste
die gesamte Erinnerung der
palästinensischen
Flüchtlinge beherrscht und
ausgelöscht werden.
Fischer können nicht weiter
als 6 Seemeilen
hinausfahren; genügend Fisch
zu fangen, um ihre Familien
zu erhalten, wird zu einer
Herausforderung. Nach
Israels Kriegen gegen Gaza
von 2008/09, 2012 und 2014
und all den Tötungen
inzwischen haben die
Menschen nicht einmal die
Möglichkeit eines
Wiederaufbaus, da Israel
seinen Griff auf die Einfuhr
von Baumaterial verstärkt
hat. Der Zustand der
Krankenhäuser ist
alarmierend, und Patienten
wird selten die Chance einer
Behandlung außerhalb (des
Gazastreifens) gegeben.
Nicht zu erwähnen de
ständige Dunkelheit, in der
wir leben, fast ohne Strom
und sauberes Wasser. Es ist,
als wäre es nicht genug uns
vertrieben zu haben; es ist,
als müsste die gesamte
Erinnerung der
palästinensischen
Flüchtlinge beherrscht und
ausgelöscht werden.
Ich bin im Flüchtlingslager
Rafah geboren, meine Eltern
stammen aus Ramle im
jetzigen Israel. Wie die
meisten palästinensischen
Flüchtlinge habe ich die
Geschichten meiner älteren
Familienangehörigen über
ihre brutale Vertreibung aus
ihren Häusern während der
Nakba gehört. Egal, wie
viele Jahrzehnte
vorübergehen, sie können wie
hunderttausende andere den
Horror, den sie während
ihrer Eineignung und all die
Gewalt und das Leiden, das
damit kam, nicht vergessen.
Ich habe das Haus meiner
Familie in Ramle nie
gesehen, und meine Kinder
haben nie etwas außerhalb
der Grenzen von Gaza und der
Belagerung gesehen. Mein
Ältester mit gerade 7 und
mein Jüngster mit 2 Jahren
kennen keine Realität
außerhalb dem Krach der
Bomben, der nächtlichen
Dunkelheit ohne Strom, der
Unmöglichkeit frei zu reisen
– oder die Tatsache, dass
das alles nicht normal ist.
Nichts ist im Leben in Gaza
normal. Die Nakba ist nicht
nur eine Erinnerung; sie ist
eine fortlaufende Realität.
Und während wir akzeptieren
können, dass wir alle eines
Tages sterben müssen, ist
die Tragödie in Gaza die,
dass wir nicht leben
(können).
Und das trotz der harten
Realität, in der wir leben.
An den letzten zwei
Freitagen standen wir gegen
all die Macht, die uns sagt,
wir sollen zerbrechen
und still sterben,
entschlossen wir uns für das
Leben zu marschieren.
Es ist der Protest eines
Volkes, das nicht mehr will
als in Würde zu leben.
2011 marschierten die
Palästinenser an die Grenzen
von Syrien, dem Libanon,
Jordanien, Gaza und der
Westbank. Einige wurden
getötet, andere gelangten
über die Grenze und wurden
von israelischen Soldaten
festgenommen. Aber lange
davor, 1967, protestierten
Palästinenser gegen die
Enteignung ihres Landes
durch Israel – dieser Tag
wurde später Tag des Bodens
genannt. Damals wurden sechs
Palästinenser getötet und
noch 42 Jahre später greift
Israel zu tödlicher Gewalt,
um Flüchtlinge an der
Rückkehr zu hindern, und hat
seit letzten Freitag
mindestens 25 Palästinenser
in Gaza getötet. Diese
Menschen hatten es gewagt
über die Gassen der
Flüchtlingslager hinaus zu
träumen; sie hatten die
Vision eines Heimes, das sie
nie die Chance hatten zu
sehen.
Ich habe mir um unsere
Sicherheit Sorgen gemacht,
als wir zu Tausenden dorthin
kamen, was Israel für eine "no-go-Zone"
hält. Ich habe an die
Konsequenzen gedacht. Als
ich mit meiner Familie in
der Nähe des Platzes des
Rückkehrmarschs stand,
wurden wir alle, auch meine
Kinder, mit Tränengas
besprüht. Es hat mich
geschmerzt zu sehen, wie die
Unschuld der Kindheit von
solch einer
traumatisierenden Erfahrung
beschmutzt wird. Aber was
viele Menschen nicht
erkennen, ist, dass wir in
Gaza niemals wirklich sicher
sind, ob in unserer Wohnung
oder demonstrierend in den
Feldern. Es ist als ob
unsere ganze Existenz und
die Träume einmal
zurückzukehren und in Würde
zu leben, im Dunkel
versteckt werden müssten.
Jedenfalls haben die
Palästinenser in diesem Jahr
nach Trumps Anerkennung
Jerusalems als die
Hauptstadt Israels und der
Möglichkeit eines
"Jahrhundertdeals", wie er
es nennt, gespürt, dass das
legale Recht auf Rückkehr
der Flüchtlinge, obwohl in
der UN-Resolution 194
verankert, unmittelbar
bedroht ist. Es ist eine
kollektive Sorge, dass
unsere Rechte als
Flüchtlinge in ernster
Gefahr sind, und wir müssen
dagegen auf eine innovative,
vereinte und revolutionäre
Weise Widerstand leisten –
eine Weise außerhalb der
Parameter von Verhandlungen
und internen Streitigkeiten,
um Druck auf Israel
auszuüben (und) unsere
Rechte zu fordern.
Die ganzen letzten 70 Jahre
hat Israel ständig
Palästinenser vertrieben und
gedemütigt. Wir haben es
1948 gesehen und wieder
1967, und wir erleben es
noch immer mit dem Wachsen
der Siedlungen. Während
Israel Palästinenser
hinaustreibt, bringt es neue
Einwanderer aus der ganzen
Welt hinein und siedelt sie
auf Land an, das es den
Palästinenser in Verletzung
des Völkerrechts gestohlen
hat. Trotzdem wird Israel
durch das Fehlen von Druck
von der internationalen
Gemeinschaft und durch die
Unterstützung der
Trump-Administration
weiterhin ermutigt, sodass
die Siedlungen unaufhörlich
weiter expandieren.
Israel wollte, dass die Welt
glaubt, die Palästinenser
hätten ihre Häuser
freiwillig verlassen und
dieses Leben der
Erniedrigung ohne
Menschenrechte gewählt, und
dass wir das selbst über uns
gebracht haben.
Unschuldige Zivilisten
wurden nur deshalb getötet,
weil sie ihr Recht ausüben
friedlich zu demonstrieren.
Heute versuchen die
Palästinenser in Gaza die
Ketten zu zerbrechen, die
Israel so sehr versucht hat
uns aufzuzwingen. Wir sind
unbewaffnete Demonstranten
und mit schwer bewaffneten
Soldaten in einem
friedlichen Protest
konfrontiert. Daher ist es
für Israel schwierig uns zu
verleumden und seine brutale
Gewalt zu rechtfertigen, und
die Welt ist damit
konfrontiert, dass
unschuldige Zivilisten nur
deshalb getötet werden, weil
sie ihr Recht ausüben
friedlich zu demonstrieren.
Die Ausreden, die Israel
benutzt, um seine Politik
gegenüber den Palästinensern
zu rechtfertigen, verlieren
langsam ihre Wirkung, da die
Menschen auf der ganzen Welt
zunehmend realisieren, dass
das wahre Gesicht Israels
das eines brutalen
Apartheidregimes ist.
Der kalkulierten Gewalt und
dem Schießen auf
unbewaffnete Demonstranten
zum Trotz erklären die
Palästinenser in Gaza mit
ihrem Großen Marsch der
Rückkehr laut und klar, dass
sie noch immer da sind. Für
Israel ist unsere Identität
unser Verbrechen, aber wir
feiern diese Identität, die
Israel zu kriminalisieren
versucht. Menschen aus allen
Gesellschaftsschichten
nehmen an diesem Marsch
teil. Künstler leisten mit
dem traditionellen
Dabke-Tanz ihren Beitrag,
Intellektuelle organisieren
Lesezirkel, Unterhalter sind
als Clowns verkleidet und
spielen mit den Kindern. Was
am meisten auffällt, sind
die Jungen, die leben und
spielen, ihr Lachen ist der
größte Protest.
Die UNO hat gewarnt, dass
Gaza in nur zwei Jahren
unbewohnbar sein wir. Im
Widerstand gegen das
Schicksal, das Israel für
uns geplant hat, wehren wir
mit unseren Körpern und
unserer Liebe zum Leben und
appellieren an den Rest von
Gerechtigkeit, die es noch
in der Welt gibt.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
Brief aus Gaza - Prof.
Abed Schokry -
Sehr geehrte Damen und Herrn
- Liebe Freundinnen und
Liebe Freunde, Gaza am 8.
April, 2018 Ich bin
verzweifelt und ich bin auch
wütend.
Gaza wehrt sich gegen die
unmenschlichen
Lebensbedingungen, gegen die
völkerrechtliche
Abriegelung, die den
Gazastreifen zu einem
Gefängnis für zwei Millionen
Menschen macht. Initiiert
wurden die Proteste von
verzweifelten Menschen, an
denen an beiden Wochenenden
jeweils 20 000-30 000
teilnahmen.
Einer der Initiatoren ist
der 43 Jahre alte Lehrer
AI-Kurd, der anlässlich der
alljährlichen Erinnerung an
Flucht und Vertreibung der
Palästinenser durch die
Israelis bzw. wegen der
Staatsgründung Israels auf
die desaströse Situation der
eingesperrten Menschen im
Gazastreifen aufmerksam
machen will. Das Aufbegehren
der Bewohner in diesem
abgeriegelten Küstenstreifen
kam aus der Mitte der
Gesellschaft.
In einem friedlichen Protest
zogen die Menschen Richtung
Grenze, um auf ihre
Situation aufmerksam zu
machen, um die Welt
wachzurütteln. Fahnen der
Hamas (oder anderen
politischen Gruppen) waren
weit und breit nicht zu
sehen, wenn sich auch
Mitglieder der Hamas (und
Fatah) dem Protest
angeschlossen haben. Die
Weltpresse, ganz besonders
auch in Deutschland verdreht
diese Tatsache und
beschuldigt die Hamas, die
Proteste initiiert und
gesteuert zu haben. Die
Medien behaupten die Hamas
habe die Jugendlichen mit
Steinen und brennenden
Autoreifen an den Zaun
geschickt, um in dieser
geradezu lächerlichen
Unterlegenheit gegen eine
der am höchsten gerüsteten
Armee der Welt vorzugehen.
Übrigens, die Hamas, deren
Politik auch von Menschen in
Gaza kritisiert wird, wird
in den deutschen Medien
dämonisiert, indem ihr immer
das Etikett „radikal
islamisch oder islamistisch"
angehängt wird. Ich habe in
Deutschland gelebt und weiß,
dass mit dem Wort „radikal"
nichts Gutes verbunden wird.
Und viele Menschen wittern
beim Wort „islamisch" oder
„Islam" schon so etwas wie
Gefahr. Mit dieser
Etikettierung werden wir
alle in Gaza zu latent
gefährlichen Menschen. So
funktioniert die Sprache,
denke ich.
Ich bin wirklich erstaunt,
dass die Menschen in
Deutschland und anderswo
glauben, dass wir die
Existenz Israels bedrohen
könnten. Opfer und Täter
werden absichtlich
verwechselt. Heute sind WIR
die Opfer. Ich glaube, das
will man in der Welt nicht
sehen, weil die historische
Schuld, die die Welt und
ganz besonders Deutschland
zu tragen hat, es nicht
erlaubt zu sehen, dass heute
uns Palästinensern großes
Unrecht zugefügt wird. UNS
wurde das Land geraubt, WIR
wurden vertrieben, WIR leben
eingezäunt wie „wilde Tiere"
unter menschenunwürdigen
Bedingungen.
Ich bin realistisch, was uns
genommen wurde, werden wir
wahrscheinlich nicht
zurückbekommen. Aber warum
betrachtet die Welt unseren
Wunsch nach 70 Jahren in
unser Land zurückzukehren
als unerhört und
unverschämt, den Anspruch
der Israelis nach 2000
Jahren dahin zurückzukehren,
wo sie einst gelebt haben
aber als völlig
legitim? Wie kann es sein,
dass übersehen wird, dass
sich innerhalb von 2000
Jahren die territorialen
Verhältnisse geändert haben?
Wie kann es sein, dass die
Vertreibung und Flucht der
Palästinenser aus ihren
Häusern, von ihren
Grundstücken, aus ihrer
Heimat, in der sie
Jahrhunderte gelebt haben,
nicht einmal thematisiert
wird. Und wie kann es sein,
dass die Welt der
Landenteignung durch die
Siedler meist stumm zuschaut
oder sie sogar akzeptiert?
Mit welchem Recht geschieht
mir und uns das alles?
Wenn wir heute auch nur ein
menschenwürdiges Leben
fordern, wird auf uns in
Gaza geschossen, werden wir
in der Welt als Terroristen
bezeichnet, können die
israelischen Soldaten auf
uns schießen, ohne dass es
einen Aufschrei in der Welt
gibt. Das Vorgehen der
israelischen Soldaten wird
gebilligt, einmal abgesehen,
von kaum hörbaren
Ermahnungen, die die
Israelische Regierung
sowieso nicht interessieren,
ganz egal, ob laut oder
leise vorgetragen.
Um diesen
völkerrechtswidrigen und
unmenschlichen Zustand zu
erhalten, schießen die
Scharfschützen nach Angaben
der israelischen Armee
gezielt auf Palästinenser,
die angeblich versuchen, den
Grenzzaun zu beschädigen.
Man muss es sich einmal
vorstellen, die Beschädigung
eines Zaunes berechtigt zum
Schusswaffengebrauch. Eine
nationale Grenze besteht
nicht zwischen dem
Gazastreifen und Israel,
denn Grenzen in diesem Sinn
bestehen nur zwischen
souveränen Staaten. Israel
hat eine lückenlose
Sperranlage mit einem Zaun,
Pfosten, Sensoren und
Pufferzonen um den
Gazastreifen gelegt. Eine
von Israel angelegte
sogenannte Sicherheitszone
ist 300 Meter breit. Hier
herrscht Schießbefehl wie
früher an der Berliner
Mauer. Dieser Bereich ist
nicht deutlich markiert. Auf
bzw. hinter einem
aufgeschütteten Sandwall
liegend haben die Soldaten
an den vergangenen Freitagen
in die Menge der
Protestierenden geschossen,
die sich mindesten 300 Meter
entfernt dem Zaun auf dem
Gebiet des Gazastreifens
befanden. Offenbar konnten
sie aus dieser Entfernung
genau erkennen, wer ein
Terrorist war, der
möglicherweise einen Stein
300 Meter weit werfen und
sie in Gefahr bringen
könnte. (Entschuldigen Sie
meine Ironie!) Eine
unterirdische Mauer befindet
sich übrigens im Bau. Gut
beschrieben finden Sie die
Situation bei Wikipedia
unter dem Stichwort
,,Sperranlage um den
Gazastreifen".
Am Karfreitag, den 30. März
und am Freitag, den 6. April
wurden zusammen mindestens
31 Palästinenser getötet und
mehr als 2800 verletzt, sehr
viele von ihnen erlitten
Schussverletzungen. Allein
am vergangenen Freitag, den
6.4. wurden 491 Menschen
durch gezielte Schüsse
verletzt, darunter auch
Frauen und Kinder. Einige
schweben in Lebensgefahr,
viele der Überlebenden
mussten an ihren
Extremitäten amputiert
werden. Kaum können die
Verletzten angemessen
versorgt werden, weil es an
medizinischem Material
fehlt. Verletzungen erlitten
sehr viele Menschen durch
Tränengasbomben, die von
Drohnen abgeworfen wurden.
Was war das „Verbrechen",
auf das Israel mit ihrer
militärischen Übermacht
reagierte? Ist es ein
„Verbrechen", wenn 30 000
und mehr Menschen gegen die
unerträglichen
Lebensverhältnisse
protestieren?
Sollen wir schweigen, wenn
wir seit mehr als 10 Jahren
in einem Gefängnis leben
müssen?
Wenn wir nur vier Stunden
Strom am Tag haben? Wenn es
kein sauberes Wasser gibt?
Wenn die medizinische
Versorgung fast zusammen
bricht, weil weder
Medikamente, noch
medizinische Geräte
ausreichend vorhanden sind,
weil sie nicht nach Gaza
reingelassen werden?
Wenn über 60% der
Jugendlichen arbeitslos
sind?
Wenn weit über die Hälfte
der Bevölkerung auf
internationale
Lebensmittelhilfe angewiesen
ist?
Wenn diejenigen, die noch
Arbeit haben, nur 40-50%
ihres eigentlichen Gehaltes
bekommen?
Und vor allem, wenn wir aus
diesem kleinen Gebiet, das
etwa so groß ist wie Bremen,
nicht raus dürfen?
Machen WIR etwa den Israelis
das Leben zur Hölle? Oder
ist es nicht doch anders
herum?
Auch wenn ich mich nicht an
den Protesten beteilige,
weil ich Angst vor den
Schüssen der Israelis habe,
(sollten sie in die Menge
schießen), so kann ich die
hilflose Wut der jungen
Leute verstehen, die keine
Aussicht auf ein Leben in
Würde haben, die so
behandelt werden, als seien
sie alle Terroristen, die
nichts anderes im Sinn haben
als andere Menschen zu
verletzen, zu erniedrigen
oder gar zu töten. Unsere
jungen Leute sind nicht als
Terroristen geboren worden.
Sie wollen leben wie alle
jungen und alten Menschen
überall auf der Welt,
nämlich in Frieden und in
menschenwürdigen
Verhältnissen. Und sie
sehen, dass nur wenige
Kilometer entfernt im
Nachbarland, häufig auf dem
Boden ihrer Großeltern,
Menschen leben, die all das
haben, was ihnen selbst
verwehrt wird. Genau das
lässt sie verzweifeln und
macht sie wütend. Sie
wissen, dass sie verlieren
werden, dass sie
wahrscheinlich schon
verloren haben und sie
deshalb nichts mehr zu
verlieren haben. Sie wissen,
dass ihnen keine Achtung und
kein Respekt entgegen
gebracht wird, weil sie
Palästinenser sind. Dass sie
unrechtmäßig von der Welt
als die Bösen angesehen
werden und die Nachbarn,
nicht weit entfernt, immer
als die Guten gesehen
werden, gleichgültig wie
brutal sie sich verhalten.
Niemand mag gern vom Leid,
vom Elend der Anderen hören,
besonders dann nicht, wenn
man nicht weiß, wie man
etwas ändern kann. Aber
vielleicht können Sie doch
etwas tun. Vergessen Sie uns
nicht! Lesen, hören und
sehen Sie die Berichte über
uns, über die Palästinenser
und vielleicht sogar über
die „radikal islamische"
Hamas kritisch. Lassen Sie
vielleicht auch die Frage
zu, welches Motiv dahinter
stecken mag, dass sehr
viele, wenn nicht die
meisten Menschen geneigt
sind, Israel immer in Schutz
zu nehmen, hingegen die
Palästinenser für die Bösen
zu halten, die angeblich
selbst Schuld sind, dass sie
in Gaza wie Gefangene unter
unwürdigen Bedingungen leben
müssen.
Zum Schluss möchte ich noch
wiedergeben, was Gideon Levy
in Haaretz geschrieben hat:
"Es ist nicht schwer sich
vorzustellen, was passiert
wäre, wenn ein Siedler
niedergestochen worden wäre
- Rundfunk vor Ort, Studios
würden geöffnet. Aber in
Gaza haben die israelischen
Verteidigungskräfte
erbarmungslos weiter
massakriert, in einem
grauenvollen Rhythmus,
während Israel Pessach
feiert".
Es gibt Israelis, bei denen
ich mich für ihren Mut und
ihre Humanität bedanken
möchte. Neben einigen
anderen möchte ich ganz
besonders Amira Hass und
Gideon Levy hervorheben.
Beide schreiben als
Journalisten für die Zeitung
Haaretz. Im Zusammenhang mit
den Protesten in Gaza möchte
ich mich bei der
Organisation B'tselem
bedanken, in der sich
ehemalige Soldaten
zusammengefunden haben, die
ihr eigenes Vorgehen während
ihrer Militärzeit
selbstkritisch
dokumentieren. Jetzt haben
sie eine Kampagne mit
Anzeigen in israelischen
Zeitungen gestartet, die
lautet: ,,Sorry Commander, 1
cannot shoot." Sie fordern
die Soldaten am Sperrzaun zu
Gaza auf, nicht auf
unbewaffnete Protestierende
zu schießen, weil dies
illegal ist.
Wenn ich sehr verzweifelt
bin, machen mir diese
Menschen Mut und Hoffnung,
dass ich und vor allem meine
Kinder es eines Tages
erleben werden, dass
Israelis und Palästinenser
im jeweils eigenen Staat
oder vielleicht auch in
einem Staat friedlich
nebeneinander leben können.
Ich hoffe, dass nicht noch
mehr Menschen verletzt oder
erschossen werden in den
nächsten Wochen. In
Deutschland habe ich den
Satz gehört „Was du nicht
willst, dass man dir tut,
das füg auch keinem anderen
zu." Ich wünsche mir, dass
sich alle daran halten und
verbleibe mit freundlichen
Grüßen
Ihr Dr. Abed Schokry
Brutalität ist die einzige
Antwort,
die Israel für den zivilen
Ungehorsam Gazas hat -
Aviv Tatarsky -
05.04.2018 - Man kann nicht
wissen, was in den nächsten
Wochen an der Grenze mit
Gaza passiert. Aber eine
Sache ist sicher: Israel
wird weiterhin mit
Brutalität und Arroganz
angesichts des
palästinensischen
gewaltlosen zivilen
Ungehorsams reagieren.
Jeder, der verstehen möchte,
wohin Israel in Gaza
steuert, sollte an das
jüngste Verhalten von
Premierminister Benjamin
Netanyahu hinsichtlich der
afrikanischen Asylsuchenden
denken. Oder besser: denken
wir an die Entscheidung der
israelischen Regierung
letzten Sommer
Metalldetektoren am Zugang
zum Tempelberg/Haram
al-Sharif zu aufzustellen.
Trotz aller Unterschiede
haben diese drei Kämpfe
einen einzigen gemeinsamen
Nenner: der Staat versucht
seinen Willen aufzuzwingen,
um zivilem Ungehorsam und
Widerstand zu begegnen.
Das erste, was wir annehmen
müssen, ist, dass in dieser
Dynamik der Staat derjenige
ist, der die Macht hat. Eine
einzelne Person, eine Gruppe
oder Organisation werden
nicht imstande sein, den
Staat daran zu hindern
seinen Plan auszuführen. Die
enorme Kluft in der Macht
kombiniert mit einer
zynischen Führung, die sich
wenig um das Schicksal der
Menschen – ob Zivilisten
oder nicht - kümmert, ist
das, was die israelische
Regierung immer wieder dazu
treibt, infolge einer
Mißdeutung der Realität
Fehler zu machen. Es beginnt
mit Kriegslust, geht weiter
mit Arroganz und endet mit
dem Einknicken angesichts
von Druck. In der
Zwischenzeit hetzen die
israelischen Führer und
vergiften die öffentliche
Meinung. Und natürlich
sterben Menschen.
Zwischen Protest und
Widerstand
Die Metalldetektoren am
Zugang zum Tempelberg/Haram
al-Sharif führten zu einer
eindrucksvollen Welle von
zivilem Ungehorsam. Die
Macht des Regimes liegt auf
dem Gehorsam der Menschen
unter seiner Kontrolle. Aber
als sich die Palästinenser
Ost-Jerusalems weigerten zu
gehorchen, änderten sie die
Machtverhältnisse zwischen
dem Regime und der
Bevölkerung vollständig, es
war nur eine Frage der Zeit,
bis die Regierung dem Druck
nachgab und die
Metalldetektoren entfernte.
Die Regierung Netanyahu
mißdeuteten die Situation so
sehr, dass sie immer wieder
dasselbe Mantra wiederholte:
"Die Menschen aus
Ost-Jerusalem werden keine
andere Wahl haben als sich
an die Metalldetektoren zu
gewöhnen." In Wirklichkeit
stellte sich heraus, dass
sie sehr wohl eine Wahl
hatten; und sie waren bereit
ziemlich große Opfer zu
bringen.
Der Fall der Asylsuchenden
ist ganz anders, vor allem
wegen dem Engagement der
israelischen Bürger.
Staatsbürger haben viel mehr
Macht als
Nicht-Staatsbürger, und
deshalb müssen sie nicht auf
die drastischen Schritte
zurückgreifen, mit denen
sich die Einwohner von
Ost-Jerusalem abgefunden
haben.
Bislang bleibt die Dynamik
zwischen dem Staat und den
Bürgern dieselbe: Kriegslust
und Lügen, die für einen
kurzen Moment
scheinbar zum Erliegen
kamen angesichts des weiten
Protests. Hier müssen wir
die Grenzen des öffentlichen
Protests untersuchen. Gene
Sharp, ein Theoretiker, der
eingehend über gewaltlosen
Kampf schrieb, und der
letzten Januar verstarb,
erlärte den Unterschied
zwischen Protest und
Widerstand. Die Macht des
Protestes besteht darin um
Unterstützer zu werben und
denen, die ihre Zeit und
Energie in den Kampf
investieren, Rückhalt zu
geben.
Obwohl Massendemonstrationen
von großer Bedeutung sind,
weil sie die Aufmerksamkeit
der Öffentlichkeit auf sich
ziehen, Hilfsorganisationen
für Flüchtlinge ermutigen
und Knessetmitglieder und
andere öffentliche
Persönlichkeiten in ihre
Reihen aufnehmen, ist es
falsch zu meinen, sie allein
hätten Netanyahu bei seiner
Entscheidung beeinflusst.
Solange Protest in Akte des
Widerstands umgesetzt wird –
das heißt, der Regierung
einen Preis abverlangt –,
muss sich die Regierung
keine Sorgen machen. Im
Gegenteil.
Netanyahu hat die Idee, die
Asylsuchenden deportieren zu
lassen anstatt einen Plan
des UNHCR anzunehmen, im
Moment wegen realer
Hindernisse fallen gelassen:
Ruanda hat sich von dem Deal
wegen ernster rechtlicher
Probleme zurückgezogen.
Vergessen wir nicht, dass es
einen erheblichen Protest
gegen die Integration von
Asylsuchenden in Israel
gibt. Noch vor einer Woche
waren die Gegner der
Asylsuchenden die stärksten
Verbündeten von Netanyahu.
Plötzlich nahm er die UNO in
Anspruch und läßt seinen
Unterstützern keine andere
Wahl, als ihr Schicksal zu
akzeptieren.
Die Unterstützer der
Deportation wissen, dass ihr
Kampf – im Gegensatz zu dem
der Unterstützer der
Asylsuchenden – von
Netanyahu und seiner
Likudpartei am Wahltag einen
signifikanten Preis
verlangen könnte. Sogar
Bildungsminister Naftali
Bennet hat die Gelegenheit
genutzt und sich als
Kümmerer all derer
präsentiert, die von
Netanyahu enttäuscht sind.
Deshalb war Netanyahu
innerhalb weniger Stunden
gezwungen sich dem Druck zu
beugen.
Eine Katastrophe
verhindern
In Gaza ist Israels
Kampfeslust am brutalsten:
es wird auf unbewaffnete
Zivilisten geschossen, um
(sie) zu töten. Um diese
Aktionen zu rechtfertigen,
spricht die Regierung von
Albtraum-Szenarios für den
Fall, dass die Demonstranten
den Zaun überqueren. Lässt
man die Moral beiseite, wird
die Brutalität gegenüber
Gaza mit derselben Logik wie
in den vorerwähnten Fallen
gerechtfertigt. Außer dass
die Brutalität bei Gaza sehr
viel größer ist: "Sie werden
keine andere Wahl haben"
wird zu "sie haben Angst zu
sterben, deshalb wird nach
der Tötung von einigen der
Rest abgeschreckt sein".
Aber was, wenn auch dies
eine Mißdeutung der Realität
vor Ort ist? An einem Tag
wurden 16 Personen getötet
(14 davon unbewaffnet) und
750 weitere verletzt. Der
palästinensische Protest an
der Grenze zu Gaza soll für
mindestens sechs Wochen
weitergehen. Was wird
passieren, wenn sich die
Einwohner von Gaza auf
dieselbe Weise wie die
Einwohner von Ost-Jerusalem
verhalten und sich weigern
den brutalen Diktaten
Israels zu folgen? Wie viele
werden wir töten, wenn wir
erkennen, dass sich die
palästinensischen
Demonstranten weiterhin dem
Grenzzaun nähern? Wie viele
Getötete sind zu viele,
sogar für uns? Wie viele
werden wir töten, bis Gazas
gewaltloser Volkskampf die
Palästinenser in der
Westbank auf die Strassen
treibt?
Es ist unmöglich zu sagen,
wohin die nächsten Wochen
führen werden. Das Problem
in Gaza ist weit komplexer
als das der Metalldetektoren
oder der Asylsuchenden, und
man kann sich nur schwer ein
realistisches Szenario
vorstellen, wo die
palästinensischen
Demonstranten "gewinnen".
Aber alle Ingredienzien sind
da: Entschlossenheit,
Brutalität und Arroganz auf
der israelischen Seite und
Entschlossenheit, Wut und
Begeisterung auf der
palästinensischen.
Es ist sehr wahrscheinlich,
dass die israelische
Regierung die Situation
wieder einmal in einer
solchen Weise mißdeutet,
dass es zu einem horrenden
Blutvergießen kommt. Es ist
unsere Pflicht die
Panikmache zu vergessen und
klar zu erklären, dass
unsere Regierung nach einer
Logik arbeitet, die sich
immer wieder als falsch
erwiesen hat. Das Risiko,
das sie eingeht, könnte zu
einer weiteren Katastrophe
in Gaza führen. Wir, die wir
diese Katastrophe verhindern
wollen, müssen effektive –
und rasche – Wege des
Widerstands finden.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
Der große Marsch der
Rückkehr und der "Engel der
Geschichte" -
Jamil Khader -
03.04.2018 -
Seit Trumps
Jerusalem-Erklärung haben
Kommentatoren einen
entscheidenden Wandel in der
allgemeinen Stimmungslage
der Palästinenser vom
friedlichen zivilen
Widerstand zu einer Rückkehr
zum bewaffneten Kampf
vorhergesagt. Das Massaker
an 17 Palästinensern und
mehr als 1.200 Verletzten
durch israelische
Scharfschützen und Drohnen
beim Großen Marsch der
Rückkehr in Gaza hat
jedenfalls den gewaltfreien,
unbewaffneten Widerstand
wieder in das Zentrum des
palästinensischen Kampfes
für Freiheit und gegen die
israelische Besatzung,
Apartheidspolitik und sein
siedlerkoloniales Projekt in
Palästina gerückt.
Die Beteiligung am Großen
Marsch der Rückkehr (nach
Schätzungen 35.-40.000)
übertraf bei weitem die Zahl
der Menschen, die
hinausgegangen waren, um
gegen Trumps Politik
bezüglich Jerusalem und der
UNRWA zu protestieren.
Wie Walter Benjamins "Engel
der Geschichte" schlug der
Große Marsch der Rückkehr
aus dem Nirgendwo mit Rache
zurück und sprach lauter als
das Geräusch der Kugeln und
der Drohnen gegen das
Unrecht, die militärische
Blockade und Belagerung, die
laufende Nakba und das
Bestreben die
palästinensischen Sache zu
liquidieren.
Zurück zu den Themen der
Hasbara: Gewalt und
Terrorismus - In
Reaktion auf die massive
Beteiligung am Großen Marsch
der Rückkehr haben die
israelischen Politiker und
Hasbara-Trolle rasch auf
ihre abgedroschene
Taschenformat-Propaganda
zurückgegriffen. Sie
dämonisierten den Marsch und
die Demonstranten, indem sie
ihn als "gewaltsame Unruhen"
verunglimpften und mit
Terrorismus in Verbindung
brachten, speziell mit der
Hamas, die sie als
terroristische Organisation
betrachten, die wild darauf
versessen sei Israel zu
vernichten.
In seinem Twitter-Krieg hat
das israelische Militär den
Marsch erst als "gewaltsame
Unruhen" beschrieben, bei
denen "17.000 Palästinenser
an fünf Orten entlang des
Sicherheitszauns zum
Gazastreifen randalierten".
Sie fügten hinzu, die
Randalierer hätten
"brennende Autoreifen
gerollt & Brandbomben und
Steine gegen den
Sicherheitszaun & die
IDF-Truppen geschleudert,
die mit Mitteln zur
Auflösung des Tumults
reagierten und auf die
Hauptanstifter schossen".
Reporter, die vor Ort waren,
bestreiten diese Berichte.
Andere Tweets dämonisierten
den Marsch, da darauf
Terrorismus folgte. Der
israelische
Verteidigungsminister
Avigdor Lieberman selbst
erklärte in
unmißverständlichen Worten,
die Hamas habe das Leben der
Einwohner von Gaza in Gefahr
gebracht. In der
Dringlichkeitssitzung des
UN-Sicherheitsrates nannte
zudem Danny Danon, der
israelische Botschafter bei
der UNO, diesen Marsch "eine
gut-organisierte und
gewalttätige
Terrorversammlung", und
beschuldigte die Hamas
"Zivilisten zu benutzten,
indem sie Kinder an den
Grenzzaun zu Israel schickt
und ihr Leben bewußt in
Gefahr bringt". Laut CNN
ging ein israelischer
Funktionär so weit zu
behaupten, dass unter den
Todesopfern durch
israelische scharfe Munition
zwei "bekannte Terroristen"
und Hamasmitglieder waren.
Die pro-zionistische
amerikanische
Propaganda-Maschine blieb
nicht zurück bei der
Verbindung des Marsches mit
Terrorismus und dem Recyceln
derselben Themen der
israelischen Hasbara. Der
US-Delegierte bei der
Dringlichkeitssitzung des
Sicherheitsrates
beschuldigte seinerseits
"böse Akteure, die
Demonstrationen als
Deckmantel benutzen, um zu
Gewalt aufzuhetzen und
unschuldige Leben in Gefahr
zu bringen", nannte aber
Hamas nicht namentlich.
Jason Greenblatt, der
US-Gesandte für die
Verhandlungen zwischen
Israel und den
Palästinensern, twittere
klar, die "Hamas animiere zu
einem feindlichen Marsch an
die israelische Grenze mit
Gaza", und beschuldigte sie
"zu Gewalt gegen Israel
aufzustacheln".
Diese Behauptungen sollten
die Grenze zwischen
Zivilisten und Terroristen
verwischen, um die
kriminellen Tötungen zu
rechtfertigen. Sie
verheimlichen auch die
sorgfältig geplante Natur
des Massakers an diesen
unbewaffneten Zivilisten.
Das israelische Militär
erklärte in der Tat in einem
jetzt gelöschten Tweet, sie
seien "vorbereitet und mit
gezielter Verstärkung
angekommen" und sie hätten
"nichts unkontrolliert
ausgeführt; alles war genau
und vorbedacht, und wir
wissen, wo jede Kugel
landete". Nur das
israelische Militär ist für
diese Morde verantwortlich.
Freiheit und nicht
interne Streitigkeiten -
Natürlich stellen die
Hasbara-Trolle und ihre
amerikanischen Cheerleader
die Tatsache, dass dieser
Mrasch nicht unter der
Schirmherrschaft irgendeiner
Fraktion oder Partei
durchgeführt wurde, sondern
spontan für und im Namen der
Freiheit für alle
Palästinenser entstand,
absichtlich falsch dar.
Erstens war der Marsch eine
Idee verschiedener
Organisationen der
palästinensischen
Zivilgesellschaft, und keine
palästinensischen Fraktion,
Organisation oder Gruppe
kann diesen Marsch für sich
reklamieren. Hamas ist nur
auf den Zug aufgesprungen.
Zweitens sollte der
Zeitpunkt des Marsches auf
den 42. Jahrestag des Tages
des Bodens fallen, einer
gewaltlosen Kampagne des
zivilen Ungehorsams, die
Palästinenser in Israel
organisiert hatten, um gegen
die israelische Politik der
Landenteignung zu
protestieren. Außerdem
sollte der Marsch mit einer
sechswöchigen
sit-in-Demonstration
losgehen, im Gedenken an den
70. Jahrestag der laufenden
Nakba, die mit der
Enteignung von 750.000
Palästinensern von ihren
Häusern und ihrem Land
begann.
Als kollektive, gewaltlose
Kampagne überraschte die
Neuartigkeit des Großen
Marsches der Rückkehr in der
aktuellen politischen Szene
eindeutig die
Medienexperten,
einschließlich
palästinensischer
Kommentatoren. Ibrahim
Elmadhoun erklärte, dass der
Marsch die zerstreuten
Energien der Palästinenser
in eine "kollektive und
spontane" Rally
transformierte. In diesem
Marsch, fügte er hinzu,
haben sich "Fraktionen,
Eliten, Autoritäten,
Persönlichkeiten und
individuelle Akte des
Heroismus" miteinander
gemischt und gestalteten
sich zum Ausdruck "eines
kollektiven Stands der
Rettung, der über alle
Details und Differenzen"
unter den Palästinensern
hinausging.
Die göttliche Gewalt des
Marsches - Die
Bedeutung des Großen
Marsches der Rückkehr liegt
in der Art, in der er eine
originelle und nicht
vermittelte Konfrontation
zwischen der groben
high-tech-Macht einer der
schlagkräftigsten Armeen der
Welt und dem nackten Leben
tausender unbewaffneter
Menschen in ihrem Menschsein
und ihrer Würde war. Um die
Begriffe, die der
deutsch-jüdische Philosoph
Walter Benjamin verwendet,
anzupassen, brachte der
Marsch die "mythische
Gewalt" des kolonialen
Apartheidstaates gegen die
"göttliche Gewalt" der nicht
mehr gebrauchten
(disposable) Palästinenser
auf die Bühne.
Die mythische Gewalt des
zionistischen
siedler-kolonialen Projekts
und seiner Staatspolitik der
Apartheid dient als
Instrument einer säkularen
und/oder "heiligen
Botschaft". Seine Gewalt
wird im Namen einer
mythischen nund
metaphysischen Macht, sei es
Jahwe oder das "auserwählte
Volk" oder irgendein
ideologisches Projekt,
ausgeübt. Im Gegensatz dazu
funktioniert die göttliche
Gewalt der nicht mehr
gebrauchten (disposable)
Palästinenser nur als ein
"Zeichen und ein Siegel".
In seinem Buch "Gewalt"
erklärt der slovenische
Philosoph Slavoj Zizek, dass
göttliche Gewalt ein
"Zeichen ohne Bedeutung" ist
und ein "Mittel (Weg) ohne
Ende", jedenfalls nicht auf
direkte Weise, weil "es
einfach ein Zeichen für das
Unrecht in der Welt ist,
einer Welt, die ethisch
auseinandergebrochen ist".
Das heißt, es gibt hier
weder ein klares und
bestimmtes Programm noch
praktische Lösungen für
unlösbare politische
Probleme bei dem Marsch.
Eher stellte der Marsch
nachdrücklich eine ethische
Forderung an die
internationale Gemeinschaft,
das Leiden der nicht mehr
gebrauchten Palästinenser zu
beenden und einen Weg aus
der derzeitigen Sackgasse zu
finden.
Zwei hauptsächliche
Folgerungen können aus
dieser Diskussion über den
Großen Marsch der Rückkehr
gezogen werden. Erstens, der
Marsch kam spontan auf
ohne Garantien oder
Unterstützungen irgendeiner
Großen Weissen Hoffnung oder
Erwartungen von
internationalen oder
regionalen Regierungen,
Institutionen oder
Konventionen. Die
Marschierenden wußten, dass
sie allein auf sich gestellt
waren angesichts des
brutalen Molochs
israelisches Militär.
Zweitens, die Botschaft des
Marsches richtet
Rückkehrrecht und Freiheit
nicht mehr am
internationalen humanitären
Recht aus, sondern an einer
emanzipatorischen und
utopischen Zukunft für alle.
Sie weigert sich, die
Botschaft der brutalen und
rohen Gewalt des
israelischen Militärs und
der zionistischen Geschichte
der ethnischen
Säuberung in Palästina
zurück an ihren Absender zu
schicken. Stattdessen ordnet
sie Unterdrücker und
Unterdrückte um einen
grundlegenderen Antagonismus
an und erlaubt ihnen die
Koordinaten des Systems
insgesamt zu transformieren.
Das ist in Wirklichkeit die
wahre Bedeutung ihrer
Gewalt.
Die Bewohner von Gaza
gehören zu den am
schlimmsten nicht mehr
gebrauchten Menschen in der
Welt von heute, aber keine
Macht der Erde kann ihre
Existenz und ihren Willen
weiter zu leben einfach
ausreißen. In einer seiner
Kritiken der Zirkularität
und Banalität der Theorie
der Macht von Foucault,
schrieb der palästinensische
Intellektuelle Edward Said:
"In der menschlichen
Geschichte gibt es immer
etwas außerhalb der
Reichweite des herrschenden
Systems, gleichgültig wie
sehr es die Gesellschaft
zufriedenstellt, und das
ist offensichtlich das, was
einen Wandel möglich macht,
die Macht im Sinn
Foucaults begrenzt und diese
Theorie der Macht lahmlegt."
Ob dies so etwas wie
Schopenhauers "formloser
Wille zum Leben" ist oder
"das Prinzip des bloßen
Lebens" ist, wie er in einem
anderen Kontext suggeriert,
ist bei Said nicht klar. Für
das israelische
Establishment und die
Hasbara-Maschinerie ist
dieses "etwas außerhalb" der
wahre Horror, weil es einen
Raum frei macht
für eine Wiederholung des
Marsches und seine
neuerliche Durchführung
irgendwo in Palästina –
außerhalb irgendeiner Stadt,
eines (Flüchtlings-)Lagers
und einer Siedlung. Je
früher das israelische
Establishment und das
israelische Volk diese
Wahrheit verinnerlicht, umso
früher können Palästinenser
und Israelis einen Weg aus
der aktuellen Sackgasse und
der zerstörerischen
Richtung, in sie führt,
finden.
Quelle
Übersetzung:
K. Nebauer
Zum 'doppelten'
Standard
für Israel - Joseph
Levine - 28.03.2018 -
Wie wir wissen ist es bei
"pro-Israel"-Aktivisten (ich
hasse diese Bezeichnung)
üblich, Kritiker Israels,
besonders Unterstützer von
BDS, eines antisemitischen
Vorurteils zu beschuldigen.
Eines der wesentlichen
Beweise für ein
antisemitisches Vorurteil
soll der "doppelte Standard"
sein, mit dem Israels
Kritiker sein Verhalten im
Vergleich zum Verhalten
anderer Staaten oder
generell politischer Akteure
moralisch bewertet.
Wie Charles Schumer am
5. März in seiner Rede vor
AIPAC sagte: "Lasst uns die
Delegitimierer
delegitimieren, indem wir es
die Welt wissen lassen, wenn
da ein doppelter Standard
ist, ob sie es wissen oder
nicht, nehmen sie aktiv an
einer antisemitischen
Bewegung teil."
Wie viele Bezichtigungen des
Antisemitismus von der
"pro-Israel"-Gesellschaft
funktionieren sie, indem sie
einen gewissen
oberflächlichen Sinn
ergeben, aber einmal unter
Druck zerfallen sie zur
Gänze. Deshalb möchte ich
mir kurz Zeit nehmen, um den
Vorwurf des Anti-Semitismus
genauer unter die Lupe zu
nehmen. Ich
werde argumentieren, dass es
– interessanterweise -
keinen doppelten Standard
gibt, und wenn doch, würde
er den Vorwurf des
Anti-Semitismus gar nicht
stützen.
Erstens: was soll der
doppelte Standard hier sein?
[...]
1) Es gibt viele andere
Länder (China, Syrien, Iran,
Saudi Arabien..) mit einer
langen Liste schrecklicher
Menschenrechtsverletzungen,
warum also Israel
boykottieren und nicht diese
Länder?
2) Warum kritisiert ihr
nicht eines dieser Länder,
sondern konzentriert euch
auf Israel?
Die erste Frage verrät ein
falsches Verständnis des
politischen Sinns eines
Boykotts oder einer Kampagne
wie BDS. Die Frage scheint
sich auf die Annahme zu
gründen, dass es bei Boykott
wesentlich darum geht,
selbst saubere Hände zu
behalten, eine ethische
Aussage, mit der man
wirtschaftliche
Entscheidungen trifft, wer
würdig und wer nicht würdig
ist.
Aber so sieht man nicht auf
Boykotte. Soweit ich das
beurteilen kann, ist nichts,
was ich kaufe, frei von dem
Makel der Unterdrückung
irgendwo (außer vielleicht
regionale Produkte). Wenn
ich saubere Hände behalten
will, muss ich ganz anders
leben als jetzt, und nicht
auf eine Art, die für mich
oder die meisten Menschen
tragbar (sustainable) ist.
Aber ich beachte und
unterstütze die BDS-Kampagne
nicht, weil ich saubere
Hände haben will, sondern
weil ein unterdrücktes Volk
diese Methode gewählt hat,
um für seine Rechte zu
kämpfen und sie mich – und
alle anderen – bitten, ihren
Kampf anzuerkennen und nicht
durch den Kauf israelischer
Produkte zu unterminieren.
Es ist ähnlich, wie wenn
eine Gewerkschaft beschließt
vor einem Unternehmen
Streikposten aufzustellen,
um auf sie Druck auszuüben,
damit sie einen Vertrag
unterschreiben. Ich glaube
an die
Gewerkschaftssolidarität und
respektiere deshalb die
Streikposten. Natürlich gibt
es Unternehmen mit üblen
Arbeitsbedingungen, vor
denen keine Streikposten
stehen und von denen ich
kaufe. Soll ich deshalb die
Streikposten vor dem
betreffenden Unternehmen
ignorieren, weil es nicht
überall so gemacht wird? Das
wäre absurd. So boykottiere
ich auch nicht Unternehmen
irgend eines anderen Landes,
das an
Menschenrechtsverletzungen
beteiligt ist – was könnte
ich noch kaufen, wenn ich
das täte? - , sondern nur
die, bei denen es
politisch Sinn macht. Und
wenn ich von dem Volk
gebeten werde, das
unmittelbar von der
nationalen Regierung
unterdrückt wird, unter
deren Souveränitat diese
Unternehmen operieren, ist
das sicher politisch
sinnvoll.
Schauen Sie, wenn
irgendjemand eine
BDS-Kampagne gegen China
wegen seiner
Menschenrechtsverletzungen
organisieren würde – und vor
allen wenn sie von den
Leidtragenden dieser
Verletzungen organisiert
wird - , würde ich
wahrscheinlich diesen Aufruf
ebenso wahrnehmen. Außerdem,
schauen Sie, fragten während
der BDS-Kampagne gegen
Südafrika nur sehr wenige,
warum angesichts der
Menschenrechtsverletzungen
in anderen afrikanischen
Ländern gerade das von
Weißen dominierte Südafrika
Ziel von BDS war. Die
meisten Menschen waren der
Meinung, dass es genügt,
dass die schwarzen Menschen
in Südafrika vertreten durch
ihre Organisationen die Welt
aufriefen, Südafrika zu
boykottieren. So wie es dort
keinen doppelten Standard
gegeben hat, so ist auch
gegen Israel kein doppelter
Standard am Werk.
Bei der zweiten Frage, wo es
um die Behauptung eines
"doppelten Standards" geht
und nicht speziell um BDS,
geht es ganz allgemein
darum, weshalb jemand seine
Energie verschwendet, um
gegen angebliche
Menschenrechtsverletzungen
Israels zu kämpfen, während
alle diese und andere
Verletzungen in der Welt
stattfinden. Wenn man
darüber nachdenkt,
realisiert man, wie absurd
das ist. Erwarten wir denn,
dass jeder, der politisch
aktiv ist, eine Liste von
allen Problemfällen in der
Welt macht, sie nach der
Bedeutung für das Schicksal
der Welt ordnet und dann nur
zu dem Problem aktiv wird,
das ganz oben auf der Liste
steht?
Natürlich nicht. Es gibt die
verschiedensten wichtigen
Probleme in der Welt, und
wir nehmen an, dass alle
Motivationen etwas mit der
persönlichen Geschichte, den
persönlichen Interessen und
persönlichen Bindungen an
andere zu tun haben, und
dementsprechend wird man
entscheiden, wo man seine
Energie einsetzt. Diese
Frage ist also aus keinem
anderem Grund gestellt,
weshalb man sich für eine
Sache einsetzt anstatt für
eine andere.
Aber nehmen wir an, dass
gegen alle Beweise viele,
die BDS aktiv unterstützen,
tatsächlich einen doppelten
Standard anwenden.
Vielleicht neigen sie dazu,
die
Menschenrechtsverletzungen
anderer Staaten im Nahen
Osten oder in Afrika zu
ignorieren und sich statt
dessen auf israelische
Verbrechen konzentrieren.
Auch wenn das stimmen würde,
heißt das nicht, dass es die
Verbrechen Israels nicht
gibt und sie keine Aktion
verdienen würden. Aber man
könnte noch sagen, dass das
den Nachweis für die
Behauptung liefert, dass die
BDS-Kampagne und allgemeiner
die Arbeit der
Palästinasolidarität von
Antisemitismus befeuert
wird. Was bezweckt also
dieses Argument?
Sie könnten denken, dass man
[...] nach den verschiedenen
Stellungnahmen von Zionisten
an Israel Standards
anzulegen und nicht auch an
andere Nationen, eben dies
ein Form des Atismitismus
ist, nicht bloß ein Nachweis
dafür. Zum Beispiel scheint
die folgende Stellungnahme
des State Departements auf
seiner Webseite eine Form
des Antisemitismus zu
bezeichnen:
"Doppelte Standards für
Israel:
Anwendung doppelter
Standards, indem man von ihm
ein Verhalten fordert, das
man nicht von irgendeiner
anderen demokratischen
Nation erwartet oder
fordert.
Multilaterale
Organisationen, die sich nur
wegen Frieden oder
Menschenrechtsuntersuchungen
auf Israel konzentrieren."
(Natürlich ist es bei der
Einschränkung "demokratische
Nation" überhaupt nicht
klar, wie das funktioniert.
Welche andere "demokratische
Nation" besetzt derzeit das
Land eines anderen Volkes
und verweigert ihm seine
Rechte? Aber lassen wir das
beiseite.)
Jedenfalls ist
Antisemitismus
korrekterweise eine Form des
Gruppenhasses gegen Juden.
Bloß einen doppelten
Standard an Israel anzulegen
stellt an sich keinen Hass
oder Animosität gegen Juden
dar, und kann höchstens als
Nachweis für eine solche
Haltung dienen. Aber seine
Beweiskraft ist durch zwei
Überlegungen gefährdet.
[...] Fingerabdrücke auf
einem Gewehr beweisen, dass
John es gehalten hat; dass
sich Johns Fingerspuren auf
dem Gewehr befinden, ist der
beste Beweis, dass er das
Gewehr gehalten hat. So
funktionieren Beweise. Dass
die Anwendung eines
doppelten Standard bei
Israel ein Beweis für
Antisemitismus íst, bis
dahin, dass der Hass auf
Juden von jemandem die beste
Erklärung für die Anwendung
eines doppelten Standards
ist. Aber ist es so?
Einerseits, wenn irgendein
Vorurteil am Werk ist, dann
nicht wirklich bezüglich
Juden, sondern bezüglich
westlichen oder europäischen
Leuten. Es würde mich nicht
wundern, wenn viele
Unterstützer der
BDS-Kampagne die Einstellung
haben, dass die Verbrechen
europäischer/westlicher
Nationen schändlicher sind
als die nicht-eurpoäischer
Nationen. Natürlich könnte
man sich auf diese
Verbrechen konzentrieren,
nicht weil sie schändlicher
sind, sondern weil man
selbst zu dieser
europäischen Nation gehört,
und man sich deshalb
plausiblerweise mehr
verantwortlich fühlt gegen
diese Verbrechen zu kämpfen.
Nach all dem haben die
Amerikaner angesichts des
Ausmaßes der US-Hilfe für
Israel hier eine besondere
Verpflichtung.
Es kann natürlich auch sein,
dass man diese Verbrechen
schlimmer findet als andere,
und vielleicht nicht immer
aus vertretbaren Gründen.
Warum empfinden Menschen so?
Aber überrascht das
wirklich? Seit Kolumbus ist
die nicht-europäische Welt
von der
kolonialistisch-imperialistische
Dominanz der Europäer
drangsaliert (victimized)
worden. [...] Das Verhalten
Israels wird tatsächlich als
allgemeines Muster für die
europäische Dominierung der
nicht-europäischen Welt
gesehen.
Zweitens [...] liegt eine
verfängliche Annahme der
Idee zugrunde, dass der
doppelte Standard am besten
durch Hass auf Juden erklärt
wird: Es ist die Annahme,
dass der Staat Israel die
Juden repräsentiert. Ohne
diese Annahme funktioniert
die Erklärung nicht
wirklich. Während Zionisten
per Definition dies glauben,
wird das von Kritikern
Israels nicht geteilt.
Israel wird als ein Staat
gesehen, der in der Tat
Juden unrechtmäßig
privilegiert. Es ist typisch
für anti-zionistische
Kritiker von Israel zu
behaupten, dass die
zionistische Bewegung und
dann der Staat Israel das
Judentum "gekapert" hat, um
sich selbst unrechtmäßig als
Ausdruck der Bestrebungen
des jüdischen Volkes zu
repräsentieren. Wie die
Geschichte der jüdischen
Opposition gegen den
Zionismus zeigt, ist dies
seit seinen frühesten Tagen
weit entfernt von der
Wahrheit.
Aber ich denke, auch wenn
Sie in dieser Frage auf der
Seite des Zionismus stehen,
geht es nicht um die Rolle,
welche Einstellungen der
Kritiker Israels dabei
spielen, ob sie Recht haben
die enge Verbindung zwischen
Zionismus und Judentum zu
leugnen, sondern was sie
darüber denken. Solange sie
Israel nicht als die
Repräsentanz des Judentums
sehen – was sie im
allgemeinen nicht tun - ,
kann ihre Motivation für die
Unterstützung der von den
Palästinensern angeführten
BDS-Kampagne nicht mit
Judenhass erklärt werden.
Wenn Judenhass nicht
tatsächlich die beste
Erklärung für den
angeblichen "doppelten
Standard" ist, [...] kann er
nicht mit Recht als eine
Form oder einen Beweis für
Antisemitismus gesehen
werden.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
Wolfgang Pfannekuch -
An:
heiko.maas@bundestag.de
- 27. März 2018 - Betreff:
Ihr Antrittsbesuch in
Israel, März 2018 - 26.03.2018
Sehr geehrter Herr Minister
Maas, Herr Dr. Martin
Breidert, (…) schrieb Ihnen
am 25.03.2018 a
– in seiner Eigenschaft als
Vorstandsmitglied im Bündnis
zur Beendigung der
israelischen Besatzung e.V.
– und übermittelte Ihnen
dabei den Text des
UN-Sonderberichterstatters
vom 23.10.2017 zur
Menschenrechtslage in den
besetzten Gebieten in
Palästina.
Ich gehe also davon
aus, dass dieser Text Ihnen,
zumindest Ihrem Haus seit
Ende Oktober 2017 bekannt
ist. Bei der Vorbereitung
Ihrer Reise wird dessen
wesentlicher Kern-Inhalt
zumindest Gegenstand von
Gesprächen mit Ihren
Fachreferenten gewesen sein.
Als besorgter Bürger,
ohne öffentliche Funktion,
möchte ich Ihnen –
auszugsweise und angepasst
an dieses persönliche
Schreiben – meine Gedanken
zu Ihrem Besuch in Israel
vermitteln, die ich am
25.03.2018 mit einigen
Bekannten ausgetauscht habe,
welche sich wie ich den
„allgemeinen
Menschenrechten“
verpflichtet fühlen.
Anlass war neben
Ihrem aktuellen
Antritts-Besuch in Israel
und Ihrer Ankündigung, den
Kampf gegen den
Antisemitismus verstärkt
führen zu wollen, eine
aktuelle Mitteilung aus dem
Newsletter des BIB vom
12.03.2019 über weitere
illegale
Siedlungs-Aktivitäten auf
dem Grund und Boden
palästinensischer Bewohner
des Westjordanlandes nahe
Hebron.
Ich frage: Werden Ihnen als unserem Außenminister bzw.
Ihren Fachreferenten solche
Nachrichten wie die aus dem
oben genannten Newsletter
des BIB über die
Siedlungspolitik nicht
zumindest im Rahmen solcher
Auslandsreise-Vorbereitungen
vorgelegt?
Haben Sie während
Ihrer Tätigkeit als
Justizminister nichts von
solchen oder anderen
Völkerrechtsverletzungen
durch die israelische
Regierung wahrgenommen?
Die permanente
Fortsetzung des Landraubes,
die Zerstörung
palästinensischer
landwirtschaftlicher
Anbauflächen, die
Unterdrückung und
menschenunwürdige Behandlung
nichtjüdischer Bewohner des
Westjordanlandes, wie z.B.
die stets mit
Sicherheitsargumenten
begründeten Schikanen und
endlosen Wartezeiten an
zahllosen Checkpoints, die
schon u.a. zu Todesfällen
hochschwangerer Frauen
geführt haben, Wasser- und
Elektrizitätsentzug
(insbesondere für Gaza),
Wasserreduzierung und
-verteuerung für
Palästinenser gegenüber den
erheblich günstigeren
Wasserpreisen für Siedler,
Duldung der Verschmutzung
und gar Zerstörung von
Brunnen, die mit EU-Mitteln
für die Wasserversorgung der
palästinensischen
Bevölkerung erbaut worden
sind, der das menschliche
Miteinander immer
schwieriger gestaltende
Mauerbau, ...
... all diese nur
beispielhaft aufgezählten
Unrechtshandlungen sind die
konsequente, leider nur
allzu logische Antwort auf
das jahrelange peinliche
Schweigen unserer (und u. a.
US-amerikanischer)
Regierungspolitik zu
jeglichen Rechtsverletzungen
der israelischen Regierung.
Der kontinuierliche
Schwund des von
Palästinensern bewohnten
Gebietes, der seit 1946
parallel mit der Ausweitung
der von israelischer
Bevölkerung „annektierten“
Landflächen einhergeht,
lässt sich an entsprechenden
Landkarten, die in Ihrem
Haus sicherlich vorhanden
sind, in erschreckend
deutlicher Weise ablesen.
Beobachter empfanden
Ihren bisherigen Auftritt in
Israel nicht ausgewogen,
weil bei aller berechtigten
Beteuerung der besonderen
deutschen Verantwortung für
Israel deutliche Kritik z.B.
an der Siedlungspolitik
vermisst wurde.
Es wäre zur
Vermeidung weiterer
Frustration der in vielen
alltäglichen Lebensbereichen
benachteiligten
Palästinenser und weiterer
Eskalation der politischen
Spannungen in Israel und im
gesamten Nahen Osten schon
aus psychologischer Sicht
nützlich, wenn aus
Deutschland – gerade wegen
seiner freundschaftlichen
Beziehungen zu Israel und zu
arabischen Staaten und der
immer wieder betonten
übernommen Gewährleistung –
ehrlichere, deutlichere
Worte kämen.
Ich bitte Sie, vor
Wiederholung eines solchen
Besuchs zwecks Stärkung
Ihres künftigen Mutes zur
Offenheit Gespräche mit
Menschenrechtsbeobachtern zu
führen.
Mut könnte Ihnen auch
die Lektüre der kleinen nur
15-seitigen Streitschrift
von Stéphane Hessel >EMPÖRT
EUCH ! / Indignez-vous !<
machen. Als ehemaliger
Deutscher jüdischer
Abstammung, Franzose,
Widerstandskämpfer,
KZ-Insasse und späterer
Diplomat bei den Vereinten
Nationen an der Formulierung
der „Allgemeinen Erklärung
der Menschenrechte“
beteiligt, war er, trotz
Kritik an israelischer
Palästina-Politik über den
Verdacht, dem Antisemitismus
anzuhängen, erhaben.
Ich bin sicher, dass
Ihnen ein von EAPPI
begleiteter Besuch im
Westjordanland bei
palästinensischen Familien
oder gar in Gaza doch die
Augen und das Herz öffnen
und Ihren Mut stärken würde,
die Mauer des Schweigens zu
durchbrechen. – Schwer zu
sagen ist allerdings, ob man
Ihnen seitens der Regierung
die Einreise genehmigen
würde, denn dem
UN-Sonderberichterstatter
wurde die Einreise
wiederholt verweigert. –
Warum wohl?
Ich will einfach
nicht glauben, dass Sie, der
neben der im politischen
Alltag erforderlichen Härte
den Eindruck erweckt, auch
viel Sensibilität zu
besitzen, bewusst –
verzeihen Sie bitte diese
harte Wortwahl – „blind und
taub“ auf dieser Seite Ihrer
politischen Sinne sein
wollen. Bedenken dieser Art
hatte ich bereits versucht
zu verdrängen, nachdem Sie
schon als
Bundesjustizminister vor
längerem Ihren gemeinsamen
Auftritt in Berlin mit der
kurz zuvor durch Netanjahu
von der Knesset-Abgeordneten
zur israelischen
Justizministerin beförderten
Ayalet Shaked hatten. –
Könnte es wirklich sein,
dass Ihnen deren unsäglichen
Äußerungen über
Palästinenser aus dem Sommer
2014 entgangen bzw. zum
Zeitpunkt ihres damaligen
Treffens noch unbekannt
waren?
Ihre nach außen so
wirkende Einseitigkeit hat
einen bitteren
Beige-schmack. – Sie, von
dem ich als ehemaligem
Justizminister ein gesundes
Maß an
Gerechtigkeitsempfinden
erwarte, haben jetzt
möglicherweise nur einen
Kontrapunkt setzen wollen
zum Besuch Ihres
Amtsvorgängers, der
allerdings immerhin den von
Netanjahu missbilligten Mut
hatte, in Israel auch
Mitglieder einiger
Nicht-Regierungs-Organisationen
zu treffen, um sich ein
eigenes Bild zu machen und
mehr als eine Meinung zu
hören.
Wir dürfen uns weder
in der arabischen noch der
übrigen Welt der Gefahr
aussetzen, den Respekt zu
verspielen, der Deutschland
als Mittler bislang noch im
Nahen Osten entgegengebracht
wurde.
Wenn unsere
Außenpolitik nicht den Mut
oder den Willen zur
Ansprache hartnäckiger
Völkerrechts-Verletzungen
und permanenter Missachtung
von UN-Resolutionen durch
israelische
Regierungspolitik besitzt,
werden wir von keiner der
beiden Seite ernst genommen.
Und dann dürfen wir auch
Menschenrechtsverletzungen
anderer Staaten nicht
kritisieren.
Ist Ihnen nicht bewusst,
a) dass Sie durch
fehlende Objektivität gerade
die befürchteten und
bedauerlichen
antisemitischen Stimmungen
bei nicht hinreichend
informierten Bürgern
beflügeln,
b) dass Sie gerade in
ihrer bisherigen wie in der
neuen Rolle verpflichtet
waren und sind, den
Unterschied zwischen
kritischer Haltung gegenüber
israelischer
Regierungspolitik und
diffuser antisemitischer
Grundhaltung deutlich zu
machen?
Kritik an
israelischer Politik, sofern
letztere Unrecht beinhaltet,
hat nicht das Geringste mit
Antisemitismus zu tun. Das
beweisen sowohl kritische
Stimmen unter Juden in aller
Welt, die selbst Opfer der
Verfolgung geworden sind
oder solche in ihren
Familien zu beklagen haben,
wie auch kritische Stimmen
jüdisch-israelischer Bürger,
die um den Frieden in ihrem
Land besorgt sind.
Was soll noch
angesichts einseitiger
Bewertung politischen und
staatlichen Unrechts die
Kritik an und was sollen
dann noch UN-Resolutionen
gegen angebliche(n) oder
tatsächliche(n)
Völkerrechts-verletzungen
Russlands oder anderer
Staaten irgendwo auf der
Erde bewirken – außer einem
müden Lächeln der
angeprangerten „Sünder“? –
Wissen diese doch, dass
solche Kritik relativ – je
nach dem Meinungs-Block, aus
dem sie stammt – und somit
mangels wirklicher
Solidarität der
Völkergemeinschaft nicht
ernst zu nehmen ist.
Noam Chomsky
beschreibt in seinem Buch
>Wer beherrscht die Welt? <
(Who rules the World?) aus
dem Jahr 2016 (ISBN
978-3-548–37722-3) u. a.
eindringlich die Ursachen
und Folgen einseitiger
Herrschafts-Moral und
selbstherrlicher
rücksichtsloser
Macht-Politik sowie ihrer
katastrophalen Auswirkungen
auf die gesamtpolitische
Weltlage.
Diese einseitige
Moral „kastriert“ die UN zu
einem zahnlosen Tiger und
macht verständlich, warum
sich z.B. der Iran oder
Nordkorea von UN-Maßnahmen
ungerecht behandelt fühlen.
Dabei ist überhaupt
nichts einzuwenden gegen die
aufrecht-zu-erhaltende
Erinnerung an die Verbrechen
der Nationalsozialisten
während des 12-jährigen
Terrorregimes in
Deutschland. Wenn Sie als
unser Außenminister sich
gegen antisemitische Hetze
in Deutschland wenden, so
unterstütze ich dies aus
vollem Herzen.
Doch in gleichem Maße
sollten Sie als Jurist in
der Lage sein, Hass-Aufrufe
und Gewalttaten zu
beurteilen und zu
kritisieren, die seitens
israelischer Politiker und
Bürger – vor allem seitens
radikaler Siedler – gegen
palästinensische Mitbewohner
des Landes „losgelassen“
bzw. regelmäßig begangen
werden, insbesondere gegen
solche, die ihren Alltag in
den seit fünfzig Jahren (!)
besetzten Gebieten des
Westjordan-Landes, in
Ostjerusalem und in Gaza
unter zum Teil unwürdigen
Umständen fristen müssen.
Welche
Schwierigkeiten,
Behinderungen,
Gesundheitsschäden, Einbußen
und auch konkrete
Lebensgefahren dieses zum
Teil unterdrückte Leben für
die gesamte palästinensische
Gesellschaft zur Folge hat,
weil sie als Menschen
zweiter Klasse behandelt
werden, wird regelmäßig von
Menschenrechtsbeobachtern,
zum Beispiel der
christlichen Organisation
EAPPI berichtet. Sollte es
an Informationsmaterial
fehlen, empfehle ich dem
Außenministerium dringend
die Berichte von „medico
international“ und zum
Beispiel die Lektüre der
beiden Bücher von Ekkehart
Drost
>Hoffen auf das
Wunder, Meine Begegnungen
mit Palästinensern, Israelis
und Deutschen< (ISBN
978-3-944487-06-9) und
seinen
Bericht vom September
2016 >Freedom Bus 2016,
Kunst und Kultur gegen
Intoleranz und Gewalt<.
Es muss doch auch zu
denken geben, dass
innerisraelische NGOs,
ehemalige Soldaten und sogar
ehemalige leitende Militärs
und Geheimdienstmitarbeiter
(als nur ein besonderes
Beispiel: Yuval Diskin,
ehem. Chef des
Inlandgeheimdienstes Schin
Bet / Shin Bet), im
SPIEGEL-Interview,
SPIEGEL-Heft 30/2014, Seite
76 ff) ) sowie
internationale jüdische
Stimmen (z.B. Jewish Voice
for Peace) vor
menschenrecht-swidriger
israelischer Politik und
ihrem Weg in eine zumindest
innerstaatlich drohende
Katastrophe warnen.
Ohne mutige Benennung
solchen Fehlverhaltens und
Kritik von außen werden
Täter übermütig. – Das weiß
jeder Strafrechtler und
Kriminologe.
Welche Auswirkungen
diese Unterdrückung, wie
jede andauernde
Benachteiligung einer
Bevölkerungsgruppe auf deren
Neigung zu terroristischen
Aktivitäten hat, muss einem
versierten Politiker nicht
erklärt werden. – Das wissen
Israels Politiker selbst
ebenso gut, waren doch
einige ihrer ehemaligen
Protagonisten „aufrechte“
Kämpfer und Widerständler
gegen das verhasste
britische Protektorat und
haben sich gleichfalls nicht
gescheut, terroristische
Gewalttaten nicht nur gegen
Briten, sondern auch gegen
alteingesessene Mitbewohner
Palästinas zu begehen. – Und
war nicht der Aufstand
tapferer Juden gegen den
staatlichen Terror u.a. im
Ghetto von Warschau
verständlich und in Notwehr
gerechtfertigt? – Dennoch
lehne ich Raketenangriffe
und andere Gewaltakte als
Mittel des Widerstands ab.
Erwarten dürfen und
müssen wir von unserem
Bundesaußenminister, dass er
den Mut zur Kritik an v. a.
aktuellen
Menschenrechtsverletzungen
überall auf der Erde hat,
insbesondere wenn sie schon
fünfzig, und eigentlich seit
der Vertreibung
palästinensischer und
arabischer Bewohner aus den
neuen Siedlungsgebieten der
Einwanderer bereits siebzig
Jahre (NAKBA) andauern. –
Ein „Freund“, der den
angeblichen Freund nicht auf
dessen Fehlverhalten
hinweist, taugt nicht als
„Freund“. – Macht er sich
dann als Vertreter unserer
Regierung gar mitschuldig an
gegenwärtigem Unrecht und
macht er nicht sich und
unser Land völlig
unglaubwürdig als
Friedensvermittler?
Diese Rolle haben wir
ohnehin teilweise seit der
Beteiligung an einigen
„Friedensmissionen“
verloren.
Mit besorgten Grüßen
Wolfgang Pfannekuch
"Ein
solcher Staat ist keine
Demokratie': Israelische
Bürger reagieren auf
Änderungsvorschlag zum
Anti-Boykott-Gesetz
- Boykott from within
- 26.03.2018
2011 verabschiedete Israel
das "Boykott-Gesetz". Das
Gesetz macht israelische
Bürger rechtlich haftbar,
wenn sie boykottieren oder
zum Boykott eines
israelischen Produkts,
Unternehmens oder einer
Institution animieren, wenn
dieser Boykott "den Staat
schädigt". Seit damals häuft
Israel Änderungen zum
Original-Gesetz sowie
zusätzliche Gesetze auf, um
Opposition gegen seine
systematische Verletzungen
der Menschenrechte des
indigenen palästinensischen
Volkes zum Schweigen zu
bringen.
Mit dem Boykottgesetz wird
israelischen Bürgern eine
Klage auf Schadensersatz von
8.500 USD angedroht, wenn
sie öffentlich dazu
aufrufen, ein Produkt oder
eine Dienstleistung eines
israelische Unternehmens
nicht zu kaufen, die an
Israels Verletzungen des
Völkerrechts und der
Menschenrechte der
Palästinenser beteiligt
sind, oder wenn sie so etwas
ausdrücklich selbst tun. In
solchen Fällen identifiziert
sich der Staat Israel mit
dem Markennamen und
ermächtigt die Unternehmen
(Schadensersatz-)Klage zu
erheben.
Als eine Illustration dieser
anti-demokratischen
Gesetzgebung: wenn ein
israelischer Bürger
beschließt den Vertrag mit
einem Mobilfunkanbieter
wegen schlechter Leistungen
zu kündigen – sind sie
rechtlich nicht haftbar.
Wenn sie aber einen Vertrag
mit einem Mobilfunkbetreiber
kündigen wollen, weil er der
israelischen Armee
Dienstleistungen zur
Verfügung stellt, die eine
Bevölkerung von Millionen
indigener Palästinenser
systematischen, täglichen
Menschenrechtsverletzungen
und Kriegsverbrechen
aussetzt – dann sind sie
rechtlich haftbar.
Dieses anti-demokratische
israelische Gesetz
ermöglicht es, israelische
Bürger und
Menschenrechtsaktivisten wie
wir für den vorab erwähnten
hohen Betrag und zusätzlich
für Schaden zu verklagen.
Die einzige Einschränkung,
die der Oberste israelische
Gerichtshof hinsichtlich des
Boykottgesetzes 2015 während
der Anhörung zu einer
Beschwerde formuliert hat,
bezog sich darauf, dass das
Gesetz festgelegt hatte,
dass es nicht nötig sei
einen Kausalzusammenhang
zwischen der Aktion eines
Boykottunterstützers und dem
dem Kläger zugefügten
Schaden zu beweisen. Diese
"Schäden-ohne-bewiesene-Schädigung"
wurde (aus dem Gesetzestext)
entfernt, das übrige Gesetz
zielt aber darauf
Menschenrechtsverteidigern
wirtschaftlich zu drohen, um
sie zum Schweigen zu
bringen.
Seit März 2018 scheint
Israel entschlossen zu sein,
die politischen Rechte
seiner anerkannten Bürger
auszuhöhlen und zusätzlich
die kaum existierenden
Rechte der Palästinenser
unter militärischer
Besatzung zu zerstampfen.
Wenn sie durchgeht, wird die
neue Gesetzesänderung den
"Schaden-ohne-bewiesene-Schädigung"
wieder einsetzen und die
Geldstrafe auf das Dreifache
erhöhen.
Israel hat die Teilnahme
seiner Bürger an seiner
Politik eingeschränkt, indem
es sie vor die Wahl
stellt, entweder über die
systematischen
Menschenrechtsverletzungen
am indigenen
palästinensischen Volk zu
schweigen oder direkt an der
Siedlerkolonisierung
palästinensischen Landes
teilzunehmen.
Immer mehr israelische
Gesetze und Politiken zielen
ausgerechnet auf
Menschenrechtsverteidiger,
einschließlich israelischer
Juden und darauf, das Recht
der israelischen Bürger auf
Meinungsfreiheit zu
unterdrücken, bloß wegen
ihrem gewaltfreien Bemühen
um Gerechtigkeit und ihrer
Opposition gegen Israels
Militärbesatzung und
Apartheidpolitik gegen das
palästinensische Volk.
Entgegen den der
vorgeschlagenen
Gesetzesänderung angehängten
Aussagen der israelischen
Regierung, schützt der Staat
Israel seine Bürger nicht.
Im Gegenteil: Israel
verweigert seinen Bürgern
das Recht zu einer Zeit
Einwände gegen seine
Aktionen und seine Politik
zu erheben, in der er
Menschenrechte systematisch
verletzt. Anstatt diese
Verletzungen zu beenden und
von ihnen abzulassen benutzt
der Staat Geschäftsinhaber
als Pfand gegen
Menschenrechtsverteidiger
und macht diese
Geschäftsinhaber zu
Komplizen in Israel
Verbrechen und beschränkt
ihre Möglichkeit sich an das
Völkerrecht zu halten.
Das Anti-Boykottgesetz häuft
ein Scheitern des Rechts
(Gerechtigkeit) auf eine
Travestie von Recht
(Gerechtigkeit): ein Staat,
der auf der
Nicht-Anerkennung einer
Bevölkerung in seinem
Hoheitsbereich sowie auf
physischer, wirtschaftlicher
und kultureller Gewalt gegen
eben diese Bevölkerung
gegründet ist, ist jetzt
auch ein Staat, der den
Widerstand gegen die Gewalt
einschränkt, die er als
Selbstverständlichkeit
gesetzlich verfügt. Ein
solcher Staat kann nicht
demokratisch genannt werden,
und ist keine Demokratie.
Die schwarzen Listen von und
die Gesetzgebung der
israelischen Regierung gegen
Menschenrechtsorganisationen
spiegelt wieder, dass sie
realisiert, dass die globale
Graswurzelsolidarität mit
dem indigenen
palästinensischen Volk
signifikant wächst. Ein
System, das konstant eine
spezielle marginalisierte
Gruppe, weil sie indigen
ist, unterdrückt, und ebenso
auch andere marginalisierte
ethnische und rassische
Gemeinschaften, dann
überrascht es kaum, dass
ebenso
Menschenrechtsaktivisten,
sogar die privilegierten,
zum Schweigen gebracht
werden.
Die sich ausweitenden
rechtlichen Maßnahmen
Israels gegen
Menschenrechtsaktivisten
sind nur ein Grund mehr, es
für seine sieben Jahrzehnte
langen Verletzungen der
Menschenrechte, der zivilen
und indigenen Rechte
verantwortlich zu machen.
Wir sind nicht abgeschreckt,
und bitten die
internationale Gemeinschaft
weiterhin Rechenschaft zu
verlangen, indem sie Boykott
beschließt, Investitionen
aus Israel abzieht und
Sanktionen anwendet, in
Übereinstimmung mit dem
BDS-Aufruf der
palästinensischen
Zivilgesellschaft, bis
Israel sich an das
Völkerrecht hält und die
Forderungen des
palästinensischen Volkes
nach Gerechtigkeit, Freiheit
und gleichen Rechten
anerkennt.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
Son of a Dog - Uri
Avnery - 24.3.18 - THE
CLOSER Mahmoud Abbas gets to
the end of his reign, the
more extreme his language
becomes.
Recently
he spoke about Donald Trump
and uttered the words "May
your house be destroyed". In
Arabic this is a common
curse, and sounds less
extreme than in English. But
even in Arabic this is not a
usual phrase when speaking
about a head of state.
This
week Abbas spoke about the
US ambassador to Israel,
David Friedman, and called
him a "Son of a Dog". This,
too, sounds in Arabic
slightly less offensive than
in English, but is hardly
diplomatic.
It
is hard to say that Friedman
does not deserve it, though
I would have wished, as a
dog-lover, that Abbas had
chosen another animal.
Friedman
is a kippah-wearing Jew, who
identifies completely with
the most extreme settlers in
the occupied territories. He
certainly would be more
fitting as Israeli
ambassador to the US than as
US ambassador to Israel.
That
would be problematic, too,
because he has called
liberal American Jews "worse
than Capos" – "Capos" (short
for "camp police") were the
prisoners who assisted the
Nazis in the concentration
camps.
To
appoint such a Jewish
fascist ambassador to Israel
is – well – chutzpah. This
could not happen in a normal
country, which does not send
an ambassador to a country
in which he or she has a
personal involvement. But
Trump does not care. Not for
Israel and not for
Palestine.
SO
WHAT does Trump really care
about? He cares about votes
in US elections.
Sending
a religious Jew to serve as
his ambassador in Jerusalem
may gain him some votes in
the US Jewish community.
American Jews generally vote
for the Democrats. Why? Out
of habit. Generations of new
immigrants to the US have
voted for the Democratic
party - the Irish before the
Jews, the Asians after the
Jews.
But
most American Jews will
continue to vote for the
Democrats, in spite of the
kippah on the head of
Friedman. There are voices
in the Jewish community
which accuse their leaders
of neglecting their own
concerns, such as rising
anti-Semitism, and spending
all their energies
supporting Israel's extreme
right-wing government.
But
Trump has far more important
supporters: the millions of
evangelists. These peculiar
Christian fanatics have a
special vision: they believe
that Jesus Christ will
return once all the Jews
congregate in the Holy Land.
They do not like to mention
what they expect to happen
next: the Jews will convert
to Christianity, and those
who do not will perish.
Sounds
strange? It sure is strange.
But Trump needs these
millions of votes, without
which he would not have been
elected in the first place.
He acts according to the
beliefs of this sect.
As
a result, the President of
the US totally ignores the
rights of the Palestinian
people and their
aspirations. According to
him, the Palestinians must
accept what is offered to
them, as a dog must accept
what his master throws to
him and wag his tail. What
exactly? Trump's masterful
Peace Plan is still wrapped
in secrecy. But it is enough
to know who is in charge of
it: his Jewish son-in-law,
Jared Kushner.
So
it is natural for Abbas to
despair. He knows that
during his remaining days in
office, nothing good will
happen to the Palestinians.
NEVER
SINCE the emergence of the
modern Palestinian nation
has its situation been as
dire as it is now.
The
inhabitants of Palestine
began to feel like a nation
at the end of World War I,
when the Ottoman Empire
broke down. Photos of
demonstrations held at the
time in Jerusalem show the
new Palestinian flag –
black, white, green and red.
Until then, the Palestinians
were generally considered
"South Syrians". But when
Syria was turned over to the
French and Palestine to the
British, this tie was
broken.
Since
then, the Palestinians have
experienced many events: the
Zionist influx, the Great
Arab Rebellion of 1936, the
United Nations partition
resolution of 1947, the end
of British rule, the war of
1948, the Naqbah
(catastrophe), the several
wars, the rise and murder of
Yasser Arafat, and more. But
never was their situation as
desperate as now.
True,
the heart of all the Arab
peoples, and indeed all the
Muslim peoples, has remained
true to the Palestinians.
But there is no Arab – or
Muslim – government which is
not ready to sell the
Palestinian cause for its
own interests.
Throughout
the world there is a lot of
sympathy for the
Palestinians, but no
government would lift a
finger for them. And the
most powerful country in the
world is now their open
enemy.
AS
IF all this was not enough,
the Palestinians themselves
are deeply divided between
the PLO in the West Bank and
Hamas in the Gaza Strip.
This is so much in the
interest of the Israeli
government that it is
difficult not to suspect
that it is involved.
Between
the Mediterranean Sea and
the Jordan River there live
now about 13 million people,
about half of them Jews and
the other half Arabs. The
Arabs may have a slight
majority, which will grow
continuously because of
their higher birth rate.
That does frighten the
Zionist demographers. But
they "cut off" the Gaza
Strip from the rest of the
country, pretending that its
2 million inhabitants do not
belong to Palestine. That
makes the problem seem a
little less frightening.
This
is the situation now. There
is a tacit agreement in
Israel not to "count" the
inhabitants of the Strip.
They are not there. There is
only the West Bank, which
must be Judaized.
A
DESPERATE situation has one
advantage: it encourages the
search for new solutions.
That
is happening now on the
Palestinian side. Without
waiting for the stepping
down of Abbas and the
appointment of a new leader,
new ideas are popping up.
Yasser
Arafat once explained to me
why he entered the path to
Oslo. We tried everything,
he said. We tried the armed
struggle. We tried
diplomacy. We tried
full-scale wars. Everything
failed. So we entered a new
road: peace with Israel.
(The first sign was Arafat's
inviting me to a meeting in
Beirut.)
It
is clear now that Oslo has
failed. Yitzhak Rabin was
murdered. In Israel the
extreme right is in power.
It steals the land and puts
settlers on it. Israel has a
leader who hates the
Palestinians, an
annexationist from birth.
The
path to peace is blocked.
The generation of Mahmoud
Abbas, the generation of
Yasser Arafat, has reached
the end of its road.
And
here comes a new generation.
In a few weeks, a new
chapter in the Palestinian
story may start.
There
have always been voices in
the Palestinian community
who advocated non-violent
struggle. They found no
listeners, because in Arab
tradition, struggles are
generally violent. Mahatma
Gandhi, Martin Luther King
and Nelson Mandela were not
Muslims.
Now
the idea of the non-violent
struggle is raising its
head. Not because of its
moral aspect, but because it
promises results.
In
a few weeks, the
Palestinians will start a
non-violent campaign. Its
declared aim is the return
of the refugees. Thousands
of Palestinians are about to
march to the borders with
Israel, first in the Gaza
Strip and then in other
places. They will not
confront the Israeli army,
and not break through the
fences. Instead they will
put up tent camps on the
Palestinian side of the
fences and stay there for a
long time.
This
is a well-tried method. The
sleepy Palestinian cause
will suddenly return to
life. From all over the
world, journalists will come
and see. The camps will
become centers of world
attention. Throughout Europe
and the world, solidarity
camps will spring up. In the
Arab countries, the princes
and Emirs will find it hard
to suppress demonstrations
of sympathy.
And
what then? Allah is great.
IN
MY eyes, this plan has one
great defect: the official
aim.
If
the protest movement
concentrated on the aim of
Palestinian independence,
the world would give its
blessing. There is now a
world-wide consensus in
favor of Palestinian
statehood and the end of the
Israeli occupation. In
Israel, too, this aim has a
lot of supporters. "Two
States" or one colonial
state, independence or
occupation – the choice is
clear.
The
refugee problem is quite
different. During the war of
1948, some 650 thousand
Palestinians were displaced,
either in the turmoil of the
fighting or as a deliberate
Israeli policy. By now,
their families have grown to
6 million.
Some
live in the West Bank and
the Gaza Strip, some in the
countries around Israel and
throughout the world. Some
have taken root and started
a new life, some are still
refugees, supported by the
international community. All
are longing for their
ancestral homes.
Bringing
them back would mean the end
of Israel, the displacement
of millions of Israelis.
This would be possible only
through war. The very idea
frightens every Israeli.
Is
there no solution? I believe
there is. Once, after a very
emotional meeting with
Palestinian refugees in
America, I told my wife:
"You know what my impression
is? That these people are
less interested in an actual
return than in moral
compensation. They want
Israel to confess and
apologize."
When
drawing up plans for peace,
I proposed (a) to apologize
officially, (b) to allow the
return of a symbolic number
of refugees, (c) to pay
compensation to all others.
How
many would be allowed to
return? A number of 100
thousand has been mentioned.
I believe that we can do
much better. In a situation
of peace and reconciliation,
even the addition of half a
million to Israel's present
1.5 million Palestinian
citizens would be
acceptable.
I
discussed this solution with
Yasser Arafat. My impression
was that he agreed more or
less, though he kept the
refugee issue as a
bargaining chip. Anyhow,
this is no longer the main
problem on the way of peace.
So
why go back 70 years? In a
major Palestinian campaign,
as planned now, why not
concentrate on the main
point: an end to the
occupation, a State of
Palestine next to the State
of Israel?
THE
NON-VIOLENT struggle is an
excellent idea.
It
reminds me of a saying of
the late Abba Even: "People
and states always do the
right thing – after all
other possibilities have
been exhausted."
Anwesend während der
Zerstörung von Gaza
- 23.03.2018 -
Marilyn Garson - Marilyn
Garsons Buch 'Reading
Maimonides in Gaza' erzählt
von ihrer Zeit mit
Hilfsorganisationen in Gaza
während zwei israelischen
Kriegen gegen den
Gazastreifen. Im Folgenden
denkt Garson darüber nach,
dass die Trump
Administration jetzt ihre
Hilfsgelder für die UNRWA
kürzt, während die Weltbank
und der
UN-Sonderberichterstatter
vor einem unmittelbar
bevorstehenden Zusammenbruch
der Gazaner Gesellschaft
warnen.
Reading Maimonides in
Gaza sind Erinnerungen
an vier Jahre und zwei
Kriege in Gaza. Ich bin
dorthin gegangen, um mit
Arbeitgebern und
Jobsuchenden zu arbeiten,
und ich begegnete den
Gazanern über ihre
Fähigkeiten. Sie stießen
das, was ich über den
Konflikt wußte, über Hilfe
und über das, was mein
Judentum ausmachte, um. Ich
arbeitete von 2013 bis 2015
für die UNRWA. Obwohl ich
kein Fan von altmodischen
Bürokratien bin, schloss ich
mich dem System an, das
einiges der Leiden
erleichtert, die durch die
Blockade des Gazastreifens
verursacht werden – ohne
eine Lösung für sie zu
haben. Warum? Weil die
mangelhafte Abfederung durch
die UNRWA zu haben, so viel
besser war als überhaupt
keine Abfederung zu haben.
Das ist zum Teil eine
Geschichte des Krieges von
2014 und der UNRWA mitten
drin. Ich war während des
Krieges in Gaza und gehörte
zu den Teams, die die 90
Notunterkünfte der UNRWA
verwalteten. Die
Notunterkünftee beherbergten
zuletzt 293.000 Gazaner, die
vertrieben, aber innerhalb
der Mauern der Blockade
gefangen waren. Während
dieser Tage der
Bombardierungen und der
Invasion, in diesen zum
Bersten vollen Schulen,
verstand ich die UNRWA.
(Ihre Arbeit) hat nichts mit
Perfektionismus zu tun.Es
geht nur darum präsent zu
sein.
Als Gaza angegriffen wurde,
war die soziale und
materielle Struktur der
UNRWA da. UNRWAs kenntlich
gemachte Schulen wurden
sofort zu Notunterkünften.
Tausende palästinensische
Mitarbeiter der UNRWA
arbeiteten unter Beschuss
weiter in den Straßen. Ihre
Kliniken und Ärzte
behandelten weiter die
Verletzten. Ihre LKW-Flotte
lieferte weiterhin Wasser
und Lebensmittel, sammelte
Abfall. Ihr
Beschaffungswesen und
Lieferketten funktionierten
wie eine Luftbrücke zwischen
zwei entfernten Ländern.
Ihre Depots und
Verteilungsnetzwerke hielten
die Versorgung weiter am
Laufen.
Die Gefahr, in der sich Gaza
gegenwärtige befindet, ruft
entgegen allen Fakten die
entsetzliche Situation
dieses Krieges zurück. Wer
wird das nächste Mal den
zwei Millionen Gazanern
beistehen, wenn die URWA
strukturell geschwächt ist?
Wenn jemand von vorne
anfangen muss, um auf einen
Notfall zu reagieren, wie
viele LKWs, Ausrüstung,
Menschen, Generatoren,
Tonnen Lebensmittel, Wasser,
Windeln, Medikamente werden
durch die Blockade gelangen,
um hunderttausende Menschen
zu erreichen, wer wird ihnen
Notunterkünfte zur Verfügung
stellen... welche Gebäude
werden ihnen Schutz bieten?
Als Unterstützer des
derzeitigen Regimes ist die
UNRWA ein offenes Ziel der
Kritik. Reformiert sie,
fordert die Geber heraus,
die passive Hilfe schicken
statt effektiver zu handeln.
Macht das alles, aber wer in
seiner humanitären Gesinnung
würde damit beginnen,
Lebensmittel, Schulen,
medizinische und Notdienste
für die Flüchtlinge in Gaza,
Syrien und anderen
Einsatzgebieten der UNRWA zu
kürzen?
Nur Donald Trump könnte dort
beginnen; er, der denkt,
Hilfe sollte
Beweihräucherung erkaufen.
Es ist verrückt und
destabilisierend von ihm
gewesen, Amerikas zukünftige
Unterstützung der UNRWA zu
kürzen. Amerikas
existierende
Verbindlichkeiten
aufzugeben, ist einfach
ungeheuerlich.
Die zeitnah drohende
Katastrophe Gazas bringt den
nächsten, vermeidbaren Krieg
näher: einen weiteren
Bombenregen auf eine
abgesperrte Stadt. Ich habe
mich dabei ertappt, dass ich
von meinem Fensterbrett auf
das Verwehen des Staubs der
18.000 zerstörten Häuser
geschaut habe. Ich habe
nachts auf die Schreie der
Menschen gelauscht, die
durch die Straßen zogen und
bettelten in irgendeinen
sicheren Platz eingelassen
zu werden. Hinter meinen
(geschlossenen) Augenlidern
rannten meine Nachbarn
wieder zur Feuerwehr und
schauten nach Überlebenden.
Der Körper erinnert sich an
diese Dinge. Wenn diese
Angst um Gaza mein Sensorium
ist, während ich sicher
zuhause bin, kann ich nicht
ansatzweise ahnen, was die
Gazaner fühlen.
Während Gaza wartet, weist
der
UN-Sonderberichterstatter
auf die "Kluft zwischen dem
Recht auf Gesundheit und den
grauenhaften Bedingungen vor
Ort" hin. Die Weltbank, die
kaum die Hände ringt,
schildert den "rapiden
Kollaps der
sozio-ökonomischen
Situation". Konferenzen
erörtern die Hilfsmaßnahmen,
statt zu fragen, weshalb
Hilfe benötigt wird. Solange
das ihr Ansatz ist, wird
Hilfe dringend, in
zunehmendem Maß benötigt
werden.
Mehr Gerede, weniger
Erleuchtung. Und jetzt? Der
Sonderberichterstatter
überblickt den Zusammenhang
zwischen Besatzung und der
gesundheitlichen und
sozialen Verschlechterung
für die Palästinenser. Er
schlußfolgert pointiert,
dass dieses Wissen "dem Rest
von uns die Verpflichtung
gibt, enschlossen und
effektiv zu handeln".
Ich stimme ihm zu: diese
unmenschliche Zeit muss ein
Wendepunkt sein. Die
Palästinenser sind dabei die
Bedingungen zu ändern. Eine
Geltendmachung der Menschen-
und politischen Rechte kann
die Phantasie des
Mainstreams erfassen. Mehr
Menschen werden es laut und
mit einer Stimme rufen.
Wenn die Palästinenser ihre
Rechte genießen, wenn es
eine Rechenschaftspflicht
für die Verbrechen gibt, die
begangen wurden, wird das
Land anfangen zu
funktionieren.
Für die in Gaza
eingesperrten Menschen wird
das nicht schnell genug
geschehen. Bis dahin
brauchen sie Hilfe, Schutz
und die UNRWA.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
Wir müssen die
Manipulation der
Geschichte beenden -
Lilian Rosengarten -
16.3.18 - Ich
unterstütze ein freies
Palästina, und ich glaube an
das Recht der Palästinenser
ein friedliches, sicheres
und produktives Leben zu
leben. Es muss geschehen und
bald! Ich lehne alle Formen
von Rassismus ab und hasse
und verurteile vorbehaltlos
die Brutalität und
Grausamkeit der
zionistischen Kolonisation
und eine 70 Jahre alte
Agenda, die bezweckt, den
Palästinensern ihr Recht auf
ein Leben in Frieden in
ihrem eigenen Land zu
verweigern.
Systematische Lügen und
Propaganda haben die
zionistische Agenda
beschönigt, um den Mythos
eines zionistischen Israel
als Demokratie
aufrechtzuerhalten.
Juden-als-Opfer, das ist
(allen, Ü.) eingehämmert, um
viele Hinweise auf den
Nazi-Holocaust
einzubeziehen, und das hat
die Realität des Zionismus
ganz schrecklich verdreht,
zurechtgelogen und
verfälscht, (eine Realität)
zu der Gefängniswärter,
Besatzer, Mörder, Verfolger,
Folterer und zutiefst
teuflische Täter
(victimizer) gehören.
Die obsessive Referenz der
Propaganda auf Juden als
Opfer hat in der älteren
Generation viele, die dem
Zionismus sehr loyal
geblieben sind, für sich
eingenommen. So werden
Hinweise auf den
Nazi-Holocaust verwendet, um
die Angst vor einem zweiten
Holocaust einzuprägen und zu
schüren. Diese
Identifikation ist als
ewiges Opfer zur Auslöschung
bestimmt zu sein. Dieses Mal
sind die "Araber" die Täter,
gehasste
Möchte-gern-Vernichter von
Israel, untermenschliche
Monster, denen
gegengesteuert oder die
vernichtet werden müssen,
damit ein jüdischer Staat
geschaffen wird. Ja,
Zionismus ist eine Ideologie
des Nationalismus und
Rassismus hat es geschafft,
die Lügen lebendig zu
halten, indem man zu Hause
(den Menschen) Angst
einjagt, um die weiterhin
herrschende, brutale Agenda
des Genozids zu
verschleiern.
Ich ringe darum zu
verstehen, wie der Raub
Palästinas im Lauf dieser
endlosen Jahrzehnte
weitergeht, und eine
meisterhafte Manipulation zu
erkennen, die den Albtraum
der Nakba, die vom
zionistischen Nationalismus
verursachte palästinensische
Katastrophe, so brillant
ausgeblendet hat.
Das kann man in den
Mainstreamnachrichten nicht
hören. Diese brillante, aber
so tief beunruhigende
Introjektion des
"Opferseins" hält die Ängste
aufrecht, die im jüdischen
Bewusstsein noch immer
schwelen und von einer
cleveren, abscheulichen
Propaganda gespeist werden.
In Wahrheit ist Israel eine
Besatzungsmacht mit
gewaltigen militärischen
Kapazitäten, unterstützt von
den USA und Deutschland. Sie
alle sind mitschuldig an
einem weiteren
Jahrhundertverbrechen – so
kann man es nennen. Die
"moralischste Armee" (der
Welt) hat das Leben der
Palästinenser abgewürgt und
brutal kontrolliert. Gaza
liegt im Sterben, so wie die
zionistische Fantasie von
einem jüdischen Staat nur
für Juden. Ein jüdischer
Staat kann niemals auf
Terrorismus und Genozid
aufgebaut werden. Lügen sind
in das Gewebe der
zionistischen Gesellschaft
eingewoben und vertuschen
eine äußerst bösartige Form
einer Unmenschlichkeit von
Menschen gegenüber Menschen.
Wir können eine andere
groteske Lüge nicht außer
Acht lassen, die bezüglich
der Frage, was und wer Jude
ist, so destruktiv ist. Ich
stelle mich dieser Frage,
indem ich Zionismus als eine
nationalistische und
rassistische Ideologie und
NICHT als Religion verstehe.
Die Zionisten versuchen den
Unterschied zu verwischen,
und man muss wachsam und
klar gegenüber dieser
gezielten und so tief
verfälschten und
destruktiven Propaganda
sein. Der eigennützige
zionistische Mythos hat sich
weit verbreitet und soll
alle Gegner als Antisemiten
aburteilen.
Israel, Du hast die Lektion
Unmenschlichkeit des
Menschen dem Menschen
gegenüber gut gelernt, so
wie der Kreislauf des Hasses
weitergeht. Der Zionismus
begeht Verrat am Judentum,
einst eine Religion des
Mitgefühls. Ich schäme mich
zutiefst für Juden, die
weiterhin die Jahrzehnte
lange israelische Besatzung
unterstützen, die von einem
tiefen Rassismus angetrieben
wird, den ich mir seit dem
Deutschland der 1930er Jahre
nicht hätte vorstellen
können. Ich bin entsetzt,
dass Zionisten sich weigern
darüber nachzudenken, wie
sie sich selbst in Schande
gebracht haben als
Rassisten, die Hinweise auf
die Bibel verwenden, um eine
zutiefst grauenhafte Agenda
zu rechtfertigen, die die
Geschichte so ausschlachtet,
dass alle von den Nazis
ermordeten Opfer integriert
werden.
Egal, wie sehr sich die
israelische Regierung
bemüht, Andersdenkende zum
Schweigen zu bringen, wir,
die wir Wahrheit und
Gerechtigkeit suchen und die
palästinensische Nakba
einsehen, können nicht
schweigen, bis die Besatzung
aufgehoben ist. Ich
habe immer mit der Religion
und der ihr inhärenten
Gewalt, die sie durch die
Geschichte verursacht hat.,
gerungen Ich habe für mich
eine mehr kontemplative und
spirituelle Lebensweise
vorgezogen.
Die falsche Moral, die
weiterhin Unterstützer
sucht, die die Lüge der
"moralischsten" Armee der
Welt glaubt, ist für die,
die das Schweigen brechen,
ein Symbol für Unrecht und
Täuschung geworden. Sieht
man die Wahrheit hinter der
israelischen Maske, so
zerschlägt sich das
Trugbild, dessen Zweck es
ist Israel als Opfer
darzustellen, ein Symbol für
das Schicksal der Juden in
Nazi-Deutschland. Dieses
Trugbild spricht die Sprache
einer höchst cleveren Form
der Propaganda.
Ohne Zweifel haben diese
Jahrzehnte von Verachtung
und schweren
Menschenrechtsverletzungen
neue Generationen voll Hass
auf beiden Seiten
geschaffen.
Letztlich könnte
fortgesetzte Besatzung in
Verbindung mit einer
Opfer-Paranoia, die sich
bemüht eine gewalttätige und
selbstzerstörerische Politik
zu vertuschen, der Untergang
Israels in seiner
gegenwärtigen Form eines
Rechtsnationalismus sein.
Mit der Hilfe von Kräften
von außen – zu denen die
UNO, die EU, BDS (Boykott,
Investitionsentzug und
Sanktionen) und Aktivisten
in den USA gehören – MUSS
sich Israel neu erfinden als
eine wirklich demokratische
Gesellschaft für alle mit
gleichen Rechten und
eingehaltenen
Menschenrechtsprinzipien.
Der erste Schritt ist das
Ende der Besatzung. Israel
muss mit den schizophrenen
Lügen aufhören, die das
Pseudo-Gesicht einer
Demokratie für Juden sind,
während es eine brutale
Besatzung betreibt. Es ist
nicht zu verstehen, dass die
US-Medien nicht sehr viel
über die Tragödie der
Besatzung sprechen und
schreiben. Die Situation in
Deutschland ist ähnlich,
weil Deutschland eine ewige
Schuld wegen seiner
Nazi-Vergangenheit festhält
und deshalb auch Komplize
bei den Verbrechen Israels
ist. Trotzdem gibt es dort
viele
Menschenrechtsaktivisten,
die sich der Besatzung
entgegenstellen.
Niemand sollte irgendeine
Form des Rassismus dulden,
die dem Leben seine Würde
des Lebens nimmt. Israel hat
eine künstliche Trennung
geschaffen, die es absondert
(Apartheid) im Streben nach
einem Traum, der nicht
länger relevant zu sein
scheint. Multikulturalismus
schafft eine gesunde und
faszinierende Gesellschaft.
Der Hass und die Gewalt im
Namen von Juden muss enden.
Haben sie nicht aus ihrer
eigenen Geschichte gelernt?
Ohne vor Schwierigkeiten
zurückzuschrecken und aus
meinem ganzem Herzen als
Flüchtling aus Nazi
Deutschland und als
menschliches Wesen
verurteile ich die
Verbrechen des Zionismus.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
Israel hat die
Annexion
der Westbank von langsam
schleichend zu einem Run
beschleunigt - Jonathan
Cook Blog - 18.03.2018 -
Scheinbar zusammenhanglose
Ereignisse weisen alle auf
eine tektonische
Verschiebung hin, mit der
Israel begonnen hat den
Boden für die Annexion der
besetzten palästinensischen
Gebiete zu ebnen.
Letzte Woche distanzierte
sich Israels
Bildungsminister Naftali
Bennet während einer Rede
vor Studenten in New York
öffentlich vom Konzept eines
palästinensischen Staates.
"Damit sind wir fertig",
sagte er. "Sie haben einen
palästinensischen Staat in
Gaza."
Später sagte Mr. Bennet, der
die israelische
Siedlerbewegung anführt, in
Washington, Israel würde
schon mit den Auswirkungen
der Annexion der Westbank
fertig werden, so wie es
auch bei der Annexion der
syrischen Golan Höhen war.
Internationaler Widerstand
würde sich zerstreuen, sagte
er. "Nach zwei Monaten
klingt er ab, und 20 Jahre
später und 40 Jahre später
[gehört das Territorium]
noch immer uns."
Israel hat bewiesen, dass
solche Worte keine leeren
Worte sind.
Das israelische Parlament
verabschiedete letzten Monat
ein Gesetz, das drei
Hochschulen einschließlich
der Universität von Ariel,
alle in illegalen
Westbank-Siedlungen, unter
die Aufsicht des
israelischen Hochschulrats
bringt.
Bis jetzt wurden sie von
einem militärischen Gremium
beaufsichtigt.
Dieser Schritt markiert eine
symbolisch und rechtlich
eine grundlegende
Veränderung. Israel hat
seine zivile Souveränität
effektiv in die Westbank
ausgeweitet. Es ist ein
verdeckter, aber konkreter
erster Schritt in Richtung
Annexion.
Dass die Leiter der
israelischen Universitäten
die Änderung stillschweigend
akzeptiert haben, zeigt, wie
die Idee einer Annexion
jetzt ganz Mainstream ist,
auch wenn das beide (die
israelischen Universitäten
und die im besetzten
Territorium, Ü.) einer
intensivierten Aktion der
wachsenden internationalen
Boykottbewegung (BDS) und
möglicherweise Sanktionen
der EU hinsichtlich der
wissenschaftlichen
Zusammenarbeit aussetzt.
Ergänzende Gesetzesentwürfe
zur Ausweitung des
israelischen Rechts auf die
Siedlungen sind in
Vorbereitung. Tatsächlich
hat die extrem rechte
Justizministerin Ayelet
Shaked darauf bestanden,
dass diese neuen
Gesetzesentwürfe zeigen, wie
(das israelische Zivilrecht,
Ü.) auch in der Westbank
angewendet werden kann.
Laut Peace Now entwerfen sie
(Ayelet Shaket) und die
israelischen
Gesetzeshäuptlinge neue
Vorwände, um sich das
palästinensische Territorium
anzueignen. Sie nannte die
vom Völkerrecht geforderte
Trennung zwischen Israel und
den besetzten Gebieten "ein
Unrecht, das seit 50 Jahre
angedauert".
Nach der Verabschiedung des
Hochschulgesetzes sagte
Premierminister Benjamin
Netanyahu seiner Partei,
Israel würde "intelligent
handeln", um seine
Souveränität unbemerkt in
die Westbank auszuweiten.
"Das ist ein Prozess mit
historischen Konsequenzen",
sagte er.
Das stimmt mit einer
Abstimmung des
Zentralkomitees seiner
Likudpartei im Dezember
überein, bei der alle
ausnahmslos für die Annexion
eintraten.
Die Regierung arbeitet
bereits an einem Gesetz, um
einige Westbanksiedlungen
der Jerusalemer
Stadtverwaltung zu
unterstellen – Annexion
durch die Hintertür.
Diesen Monat gaben sich
Amtsträger selbst
zusätzliche Befugnisse zur
Ausweisung von
Palästinensern aus
Ost-Jerusalem wegen
"Illoyalität".
Yousef Jabareen,
palästinensisches Mitglied
des israelischen Parlament,
warnte, Israel habe sein
Annexionsprogramm von
"schleichend zu rennend"
beschleunigt.
Auffallenderweise hat Mr.
Netanyahu gesagt, die
Regierungspläne würden
derzeit mit der
Trump-Administration
koordiniert. Es war eine
Behauptung, die er später
unter Druck zurücknahm.
Aber alle Anzeichen sprechen
dafür, dass Washington in
vollem Umfang mit an Bord
ist, solange die Annexion
heimlich gemacht wird.
Der US-Botschafter in
Israel, David Friedman, der
seit langem Geld für die
Siedlungen gibt, sagte
kürzlich gegenüber dem
israelischen TV-Kanal 10:
"Die Siedler gehen
nirgendwohin." Siedlerführer
Yaakov Katz dankte
inzwischen Donald Trump für
den dramatischen Anstieg des
Siedlungswachstums im
letzten Jahr. Zahlen zeigen,
dass einer von 10 Israelis
jetzt ein Siedler ist. Er
nannte das Team im Weissen
Haus "Leute, die uns
wirklich mögen, uns lieben",
und fügte hinzu, "die
Siedler dabei sind die
Landkarte zu verändern".
Die USA bereiten den Umzug
ihrer Botschaft von Tel Aviv
nach Jerusalem im Mai vor.
Sie nehmen nicht nur eine
Endstatus-Angelegenheit
vorweg, sondern sie reißen
aus einem palästinensischen
Staat das schlagende Herz
heraus.
Der Vorstoß (thrust) der
US-Strategie ist den
palästinensischen Führern –
im Gleichschritt mit Israel
- so gut bekannt, dass sich
Palästinenserpräsident
Mahmud Abbas geweigert haben
soll, den ihm kürzlich
unterbreiteten Friedensplan
anzuschauen.
Berichte legen nahe, dass er
(der Friedensplan) Jerusalem
Israel ganz als seine
Hauptstadt zuerkennen wird.
Die Palästinenser würden
gezwungen sein, umliegende
Ortschaften als ihre eigene
Hauptstadt sowie einen
Land-"Korridor" zu
akzeptieren, der sie zur Al
Aqsa-Moschee und zur
Grabeskirche zum Beten
passieren läßt.
Als der stärkeren Seite wird
es Israel belassen sein das
Schicksal seiner Siedlungen
und seine Grenzen zu
bestimmen, ein Kochrezept
für Israel, mit der
schleichenden Annexion
fortzufahren.
Der palästinensische
Chefunterhändler Saeb Erekat
hat gewarnt, dass Trumps
"ultimativer Deal" einen
palästinensischen Staat auf
Gaza und kleine Überreste
der Westbank beschränken
wird, soviel Mr. Bennet in
New York prophezeit hat.
Was erklärt, weshalb das
Weiße Haus letzte Woche eine
Konferenz mit europäischen
und arabischen Staaten
durchgeführt hatte, um die
humanitäre Krise im
Gazastreifen zu erörtern.
US-Funktionäre haben die
palästinensische Führung,
die weggeblieben war,
gewarnt, dass das endgültige
Abkommen, wenn nötig, über
ihre Köpfe hinweg
entschieden würde. Derzeit
steht der US-Friedensplan
noch nicht zur Verhandlung
an; seine Realisierung wird
vorbereitet.
Mit einem tatsächlich auf
den Gazastreifen
beschränkten
palästinensischen "Staat"
muss für die dortige
humanitäre Katastrophe – die
nach der Warnung der
Vereinten Nationen die
Enklave in wenigen Jahren
unbewohnbar machen wird –
dringend eine Lösung
gefunden werden.
Aber der Gipfel des Weißen
Hauses hat auch das
UN-Flüchtlings-Hilfswerk
UNRWA, das sich mit der
humanitären Krise in Gaza
befasst, beiseite geschoben.
Die israelische Rechte hasst
die UNRWA, weil ihre
Anwesenheit die Annexion der
Westbank verkompliziert. Und
mit den noch verfeindeten
(Parteien) Fatah und Hamas
dient allein sie der
Einigung zwischen Westbank
und Gaza.
Deswegen hat die
Trump-Administration
kürzlich den US-Beitrag für
die UNRWA gekürzt – den
Großteil ihres Budgets. Das
implizite Ziel des Weißen
Hauses ist es einen neuen
Weg im Umgang mit Gazas
Elend zu finden.
Was jetzt gebraucht wird,
ist jemand, der stärkeren
(materiellen) Druck auf die
Palästinenser ausübt. Mike
Pompeos Versetzung von der
CIA ins Außenministerium -
mag Trump hoffen - wird den
starken Mann bringen, der
gebraucht wird, um die
Palästinenser mit Gewalt zur
Unterwerfung zu
zwingen (bulldoze).
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
Was wird
die Trump-Ära den
palästinensischen
Flüchtlingen bringen?
- Arafat Shoukri -
13.03.2018 - Trump setzt nur
die pro-Israel Politik
seiner Vorgänger fort, die
das Rückkehrrecht der
palästinensischen
Flüchtlinge so gut wie
verworfen hat.
Als die US-Administration im
Januar ankündigte, sie werde
von dem $ 125 Millionen
Hilfspaket für die UNRWA $56
Millionen zurückhalten,
waren Millionen
registrierter
palästinensische Flüchtlinge
in den besetzten Gebieten,
im Libanon und in Jordanien
verständlicherweise
alarmiert. Die Flüchtlinge
waren nicht nur wegen dieser
Entscheidung beunruhigt,
weil die Budgetkürzung ihre
Lebensbedingungen ohne
Zweifel verschlechtern wird.
Sie sind besorgt, weil es
signalisiert, was Donald
Trumps berüchtigter
"Jahrhundertdeal" für ihre
Zukunft bedeuten könnte.
Heute, da wir uns dem 70.
Jahrestag der Nakba nähern,
scheint die US-Politik
gegenüber den
palästinensischen
Flüchtlingen eindeutiger
pro-israelisch und
Washingtons Unterstützung
für das Rückkehrrecht der
Flüchtlinge nicht-existent
zu sein.
Aber macht Trump etwas
signifikant anderes als
seine Vorgänger? Ist die
UNRWA tatsächlich
existenziell bedroht? Um
diese Fragen beantworten zu
können, müssen wir einen
Blick darauf tun, wie sich
die US-Politik zu den
palästinensischen
Flüchtlingen im Lauf der
Jahre entwickelt hat.
Von Truman zu Obama
Von Präsident Truman bis
Obama hat sich die
US-Politik zu den
palästinensischen
Flüchtlingen dramatisch
verändert. Während seiner
Amtszeit als Präsident hat
sich Harry S. Truman sehr
bemüht Israel zu überzeugen,
die Rückkehr von 200.000
palästinensischen
Flüchtlingen in ihre Heimat
zu akzeptieren. Er schrieb
einen Brief (Link im
Original) an den
israelischen Premierminister
David Ben Gurion zu diesem
Problem; und er wies Mark
Ethridge, den US-Teilnehmer
an der Konferenz der
Palestine Conciliation
Commission 1949 in Lausanne,
an, auf Israel Druck
auszuüben, die Rückkehr der
Flüchtlinge zu akzeptieren.
Israel gab in dieser Frage
nicht nach, und Truman war
schließlich gezwungen diesen
Plan fallen zu lassen.
Als Barack Obama Jahrzehnte
später 2008 in das Weiße
Haus einzog, war die
Position der USA in dieser
Angelegenheit eine
signifikant andere. Im
Gegensatz zu Truman
argumentierte Obama, dass
die palästinensischen
Flüchtlinge nicht nach
Israel zurückkehren sollten,
sondern in einen zukünftigen
palästinensischen Staat,
falls und wenn er errichtet
sein würde.
Die US-Politik zur Frage der
palästinensischen
Flüchtlinge näherte sich im
Lauf der Jahre der
israelischen Position an.
Bis heute behauptet Israel,
die Tragödie der
palästinensischen
Flüchtlinge habe erst
angefangen, als die
arabischen Länder einen
Krieg begannen, um die
Gründung des Staates Israel
1948 zu stoppen, und ihn
verloren. Deshalb behauptet
Israel, dass die arabischen
Staaten und nicht Israel die
Verantwortung für den Exodus
von mehr als 700.000
Palästinensern aus ihrem
Land haben. Auch die USA
weisen trotz ihrer massiven
Involvierung in die
Errichtung des israelischen
Staates jegliche
Verantwortung für die
Tragödie zurück. Und zurzeit
stellen sie sich in der
Angelegenheit der
palästinensischen
Flüchtlinge offen auf die
Seite Israels.
Aber die USA haben nicht
immer die israelische
Version der Geschehnisse
akzeptiert. Im Dezember
1948, als die Tragödie offen
zutage trat und das
Flüchtlingsproblem begann
die Gastländer zu
überfordern, verabschiedete
die UN-Generalversammlung
die Resolution 194, die
feststellt, dass
"Flüchtlingen, die nach
Hause zurückzukehren und mit
ihren Nachbarn in Frieden zu
leben wünschen, erlaubt
werden müsse, dies zum
frühest möglichen Zeitpunkt
zu tun". Die USA gehörten zu
denen, die für diese
Resolution stimmten. Darüber
hinaus stimmten die USA im
Dezember 1949 für die
Resultion 302(IV), die das
UN-Hilfswerk für
palästinensische Flüchtlinge
im Nahen Osten (UNRWA)
begründete. Die Hauptaufgabe
dieses Hilfswerks war es für
Beschäftigung, Entwicklung
und direkte Hilfe zu sorgen.
Doch die Rolle der UNRWA
wurde im Lauf der Jahre
bedeutsamer. Heute bietet
das Hilfswerk
Gesundheitsfürsorge, Bildung
und soziale Dienstleistungen
für die in den besetzten
Gebieten und arabischen
Ländern verstreuten
palästinensischen
Flüchtlinge an.
Ansiedlung der
Flüchtlinge in arabischen
Ländern
In den 1950er und 60er
Jahren, als das
Flüchtlingsproblem noch
relativ neu war, wollten die
USA das Problem durch die
Ansiedlung der
palästinensischen
Flüchtlinge in den
arabischen Nachbarstaaten
und außerhalb des Nahen
Ostens lösen. Damals
glaubte Washington auch,
eine begrenzte Anzahl von
Flüchtlingen sollte, wenn
möglich, in die Länder
zurückgeschickt werden, aus
denen sie ursprünglich
kamen. Um dies zu
ermöglichen setzten die USA
ihre Unterstützung der UNRWA
fort und förderten die
wirtschaftlich Entwicklung
der Länder, die Flüchtlinge
aufnahmen. Diese Politik
findet sich klar im Johnston
Plan von 1952, im Dulles
Projekt 1955, der Eisenhower
Doktrin von 1957, der Rede
von Lyndon Johnson vor der
UNO 1967 und in anderen
darauffolgenden Initiativen.
In den 1970er und 1980er
Jahren begannen die
US-Administrationen sich,
wenn sie über die Zukunft
der Flüchtlinge sprachen, in
vagen Formulierungen zu
sagen, es sei eine "gerechte
Lösung" notwendig. Sie
hörten auf sich auf die
einschlägigen Resolutionen
zu beziehen und Druck auf
Israel auszuüben, eine
aktive Rolle bei der Lösung
dieses Problems zu
übernehmen. Schließlich
hörten die
US-Administrationen völlig
auf über dieses Probleme zu
sprechen und argumentierten,
es würde sich auf natürliche
Weise lösen, wenn ein
Ausgleich im
israelisch-palästinensischen
Konflikt erreicht worden
sei.
In den 1990er und
00er-Jahren wurde die
pro-israelische Position
Washingtons noch
offensichtlicher. Während
der Präsidentschaft von Bill
Clinton entschieden die USA
zum ersten Mal, nicht für
die jährliche Erneuerung der
Resolution 194 zu stimmen,
stimmten später gegen die
Erneuerung der Resolution
und machten geltend, das
Problem sollte als Teil der
Verhandlungen zwischen
Palästinensern und Israelis
gelöst werden, und es
bestünde keine Notwendigkeit
für solche veralteten
Resolutionen. Als George
Bush die Präsidentschaft
übernahm, plädierte er für
eine "vereinbarte, gerechte,
faire und realistische
Lösung" für das
palästinensische
Flüchtlingsproblem. Die
Begriffe "vereinbart" und
"realistisch", die er
verwendete, erschreckten
viele Flüchtlinge, da sie
wußten, dass Israel der
Rückkehr auch nur eines
Flüchtlings nicht zustimmt,
und sie dies als eine
unrealistische und
raxisferne Lösung ansahen.
Die Trump Ära
Heute ist die Haltung Trumps
zu den palästinensischen
Flüchtlingen nur die
Fortsetzung der zunehmend
stärker pro-israelischen
Politik der vorhergehenden
Administrationen. Die USA
betrachten Israel als
jüdischen Staat und
verlangen von den
Palästinensern, es ebenfalls
als sochen anzuerkennen. In
diesem Zusammenhang ist es
für die USA unrealistisch,
für das Rückkehrrecht der
Flüchtlinge in ihr
Heimatland zu kämpfen. Die
letzten drei amerikanischen
Präsidenten – Clinton, Bush
und Obama – sagten bereits,
dass die dauerhafte Lösung
des Problems der
palästinensischen
Flüchtlinge ihre Ansiedlung
in einem zukünftigen
palästinensischen Staat sein
würde und nicht in Israel.
Verschiedene US-Medien
berichteten kürzlich, dass
Trump in seinem kommenden
Friedensplan nicht einmal
eine "gerechte" und "faire"
Lösung des palästinensischen
Flüchtlingsproblems erwähnen
werde.
Für Präsident Trump sind die
Weichen in dieser
Angelegenheit bereits
gestellt, und er muss keine
neue Politik entwickeln.
Alles, was er tun muss, ist
den Schritten seiner
Vorgänger zu folgen,
denselben Ansatz
beizubehalten und das
Rückkehrrecht der
palästinensischen
Flüchltinge abzuleugnen.
Trump mag einen Schritt
weitergehen und dies laut
sagen – etwas, was seine
Vorgänger nicht tun wollten.
Würde das, wenn es geschehen
sollte, zu einem lauten
Aufschrei unter den
palästinensischen
Flüchtlingen führen?
Sicherlich. Aber würde das
grundlegend viel ändern?
Fraglich!
Wegen dieser Bedenken ist
Trumps kommender Plan in den
Augen der Palästinenser tot,
noch bevor er geboren ist.
Das bringt uns zum Thema
UNRWA. Obwohl sie vielen
Angriffen von seiten Israels
und seiner Freunde in den
USA ausgesetzt war, ist die
Position der UNRWA noch
immer stark. Fast jedes Jahr
sind wir Zeugen eines
Angriffs einiger
pro-israelischer Kräfte im
US-Kongress gegen die UNRWA,
entweder wegen "Korruption"
und "Mißmanagement" oder
manchmal, weil sie
"Terroristen Unterschlupf
gewährt" und den
palästinensischen Kindern
"militanten Konflikt"
vermittle. Jedenfalls geht
die finanzielle
Unterstützung des Hilfswerks
durch die USA weiter. Seit
seinen Anfängen waren die
USA der größte Geber für die
UNRWA; 2017 haben sie dem
Hilfswerk etwa 368 Millionen
Dollar gegeben.
Trotz der angekündigten
Kürzungen werden die USA
ihre Unterstützung
wahrscheinlich in der
Zukunft fortsetzen, da
Israel und die USA die UNRWA
als stabilisierendes Element
in der Region betrachten.
Die UNRWA behält derzeit den
Status quo hinsichtlich der
Flüchtlinge bei – sollte die
UNRWA nicht mehr existieren,
wäre Israel als
Besatzungsmacht in der
Westbank und im Gazastreifen
für Millionen Flüchtlinge,
die in diesen Gebieten
leben, verantwortlich.
Offensichtlich ist Israel
nicht daran interessiert
eine solche Last zu tragen.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
Israels
systematische Gewalt
gegen palästinensische
Frauen - Greg
Shupak - 7.03.2018 -
Wesentlich für den
israelischen Kolonialismus
ist der Versuch die
palästinensische
Gesellschaft zu zerstören.
Das gehört zur Sicherung der
demografischen Mehrheit über
nicht-Juden im gesamten
historischen Palästina und
der maximalen Kontrolle über
das Territorium und seiner
Ressourcen. Zur Verfolgung
dieser Ziele werden die
Palästinenser daran
gehindert ihre nächste
Generation aufzuziehen und
sich zu erhalten, zu bilden
und für sich und füreinander
zu sorgen.
Die institutionalisierte
Zerstörung des Lebens der
palästinensischen Frauen ist
daher ein wesentliches
Merkmal des israelischen
Projekts. Und da die Welt
den Internationalen
Frauentag begeht und in
einer Zeit der
#MeToo-Bewegung ist es
wichtig daran zu erinnern,
wie Israel systematisch
Gewalt gegen
palästinensische Frauen
ausgeübt und ihr
Gesundheitswesen und ihre
sozio-ökonomischen
Verhältnisse unterminiert
hat.
In dieser Hinsicht kann der
israelische
Siedler-Kolonialismus als
immanent anti-feministisch
und als eine Form
geschlechtsspezifischer
Gewalt gesehen werden.
Routinemäßige Gewalt
Israelische Gewalt gegen
palästinensische Frauen ist
Routine. Der
Sonderberichterstatter für
Gewalt gegen Frauen vom
UN-Menschenrechtsrat weist
darauf hin, dass die
"Etablierung und Expansion
der Siedlungen von einer
Zunahme der Siedlergewalt
gegen Palästinenser
einschließlich Frauen und
Mädchen begleitet ist".
Das Frauenzentrum für
Rechtshilfe und Beratung,
eine palästinensische
Organisation, hat Aussagen
von Frauen gesammelt, die
schildern, dass sie "nach
Erfahrungen mit [Angriffen
von israelischen Siedlern]
sowohl tagsüber als auch
nachts Angst haben ihr Haus
allein zu verlassen".
Die Gruppe sammelte auch
Zeugenaussagen von 100
palästinensischen Frauen im
israelisch besetzten
Ost-Jerusalem und fand, dass
wenn die israelische
Regierung Israelis illegal
in Ost-Jerusalem ansiedelt
und Palästinenser
protestieren, "Frauen häufig
von zunehmender Brutalität
der israelischen Polizei wie
nächtliche Razzien in
Wohnungen von Familien
einschließlich der
Verhaftung von jungen
Männern und Minderjährigen
berichten".
Palästinensische Frauen, die
inhaftiert waren, berichten
Folter und Mißhandlungen
oder beidem unterzogen
worden zu sein, wie der
UN-Sonderberichtserstatter
feststellt: "Es wird von
Schlägen, Beschimpfungen,
Drohungen und sexueller
Belästigung als übliche
Praktiken berichtet, so wie
von aggressiven
Leibesvisitationen, was oft
vor oder nach Anhörungen bei
Gericht oder in der Nacht
als Strafmaßnahme
geschieht".
Israelische Gewalt gegen
Frauen ist auch häufig
tödlich und umfassend.
Während der israelischen
Offensive gegen Gaza im
Dezember2008/Januar 2009
wurden 110 palästinensischen
Frauen getötet. Während des
israelischen Angriffs im
Sommer 2014 metzelte Israel
230 Frauen nieder.
Gesundheitsversorgung im
Visier
Gemeine Gewalt ist nur eine
Waffe, die gegen
palästinensische Frauen
eingesetzt wird. Der Angriff
auf das palästinensische
Gesundheitswesen und die
Reduzierung seiner Qualität
in Israel, in der besetzten
Westbank und im Gazastreifen
ist eine weitere.
Das UN-Komitee zur
Abschaffung der
Diskriminierung von Frauen
gab einen neuen Report
heraus, der feststellte,
dass bei in Israel lebenden
palästinensischen Frauen und
Mädchen "weiterhin ein
schlechter
Gesundheitszustand
registriert wird,
insbesondere bei der
Säuglings- und
Müttersterblichkeit".
Die Säuglingssterblichkeit
bei palästinensischen
Bürgern Israels beträgt 6,4
pro 1000 Lebendgeburten,
fast dreimal so hoch wie bei
jüdischen Israelis. Letzten
Monat ergriff der Oberste
Gerichtshof Israels
Maßnahmen, die dieses
Problem wahrscheinlich
verschlimmern, indem er eine
Petition für die
Wiedereröffnung einer
Mutter-Kind-Klinik für etwa
1.500 Menschen in zwei
palästinensischen Kommunen
zurückwies.
Ärzte für
Menschenrechte-Israel hat
inzwischen eine Vielzahl von
Mechanismen geschildert,
durch die Israel das
palästinensische
Gesundheitswesen in der
Westbank und im Gazastreifen
untergräbt.
Dazu gehört die israelische
Kontrolle des Budgets der
Palästinensischen
Autonomiebehörde
einschließlich ihres
Gesundheitsbudgets sowie die
Einschränkung der freien
Bewegung von Patienten,
medizinischem Personal,
Ambulanzen und Arzneimittel
zwischen dem Gazastreifen
und der Westbank
einschließlich Ost-Jerusalem
sowie innerhalb der
Westbank.
Solche Praktiken tragen dazu
bei, dass bei
palästinensischen Frauen
eine schlechtere Gesundheit
vorgefunden wird als bei
ihren israelischen
Kolleginnen.
Müttersterblichkeit in der
Westbank und in Gaza ist
vier Mal höher als in
Israel. Die Lebenserwartung
israelischer Frauen ist 10
Jahre höher als die
palästinensischer Frauen.
Darüberhinaus leben
palästinensische Frauen in
der Westbank unter der
allgegenwärtigen Drohung,
dass ihr Heim zerstört, oder
dass sie vertrieben werden.
Das hat nach dem
UN-Sonderberichterstatter
"ernste psychologische
Auswirkungen" auf Frauen,
"verursacht Angst und führt
zu Depressionen".
Israelisches Militär führt
in der Westbank regelmäßig
nächtliche Razzien durch.
Der Sonderberichterstatter
beschreibt das als
"psychologische Gewalt"
gegen palästinensische
Frauen bis zu dem Ausmaß,
dass sie "schwere
Schlafstörungen, schweren
Stress und Depressionen
haben".
Mittlerweile blockieren
israelische Soldaten an den
Checkpoints, die Israel in
der ganzen Westbank
eingerichtet hat,
schwangeren
palästinensischen Frauen den
Weg ins Krankenhaus zur
Geburt.
In Gaza ist das
Gesundheitswesen infolge der
Blockade unzureichend.
Patienten in Not sind für
eine Reisegenehmigung auf
die Gnade des israelischen
Militärs angewiesen, die oft
verzögert oder verweigert
wird.
2016 zum Beispiel berichtete
das Frauenzentrum für
Rechtshilfe und Beratung,
dass 1.726 solcher
Genehmigungen verweigert und
8.242 so lange verzögert
wurden, dass sie die Antwort
nicht rechtzeitig für ihre
Arzttermine bekamen.
Diese Restriktionen sind
laut Zentrum "willkürlich"
und "zielen auf schwerkranke
Frauen, die [für Israel]
keine Gefahr darstellen...
Für Frauen – Mütter,
Ehefrauen und Töchter – ist
die Last, die die
Restriktionen ihnen und
ihren Familien aufbürdet,
untragbar".
Weiters haben Israels groß
angelegte Angriffe auf den
Gazastreifen die Gesundheit
der Frauen dort geschwächt.
Laut der UN-Komission zum
Status von Frauen waren nach
dem israelischen Angriff
von 2014 Gesundheitszentren
beschädigt, ohne
ausreichende medizinische
Ausrüstung und Zulieferungen
und die
Gesundheitsdienstleister
nicht in der Lage den
Bedürfnissen von Frauen und
Mädchen, die gynäkologische
und geburtshilfliche
Gesundheitsdienste
erforderten, gerecht zu
werden.
UNESCO berichtet, dass
während des israelischen
Angriffs "mehr als 45.000
schwangere palästinensische
Frauen keinen Zugang zu
grundlegenden Diensten der
reproduktiven Medizin hatten
und etwa 5000 von ihnen
unter extrem schlechten
Verhältnissen niederkamen".
Zerstörung von Potential
Ähnliche Probleme existieren
bei der Bildung und
Beschäftigung von
palästinensischen Frauen.
Das UN-Komitee zur
Abschaffung der
Diskriminierung von Frauen
hat seine "Besorgnis über
die systemische
Diskriminierung
(ausgedrückt), die nationale
Minderheiten erfahren", die
in Israel leben,
insbesondere
palästinensische Frauen und
Mädchen. Das Komitee stellt
fest, dass palästinensische
Frauen und Mädchen keinen
gleichen Zugang zu Bildung
haben – wie auch die
ultra-orthodoxen jüdischen
Frauen - , was zu häufigeren
Schulabbrüchen und in der
höheren Bildung zu
schlechteren Ergebnissen
führt.
Laut dem Wissenschaftler
Suheir Abu Oksa Daoud sind
"die Politiken des
israelischen Staates
gegenüber palästinensischen
Arbeiterinnen (die in Israel
leben) zentral für ihre
Marginalisierung in
Produktion und
Beschäftigung".
Daoud weist darauf hin, dass
der "gravierende Mangel" an
Kindertagesstätten in
palästinensischen Gebieten
palästinensische Frauen
daran hindert in den
Arbeitsmarkt einzutreten,
und stellt fest, dass es in
Israel nur 25 von der
Regierung geförderte
Tagesstätten in
palästinensischen Gebieten
gibt, während 16.000 in
jüdischen Gebieten in
Betrieb sind.
In der Westbank "überlasten"
die Gewalt, der Vandalismus
und die Zerstörung von
Eigentum durch israelische
Soldaten und Siedler "Frauen
mit wachsenden
Verantwortungen,
einschließlich finanziellen,
für die Mitglieder ihrer
Familie".
In einer Studie über das
israelisch besetzte
Jordantal, ein Gebiet der
Westbank, das weitgehend von
palästinensischen Beduinen
bewohnt ist, stellt die
Menschenrechtsgruppe Al-Haq
fest, dass palästinensische
Frauen "besonders
verletzlich für die
Auswirkungen der
rechtswidrigen israelischen
Maßnahmen in der Region
sind, die direkt negative
Auswirkungen auf ihren
Lebensstandard und auf ihre
verschiedenen Rollen und
Verantwortlichkeiten haben".
Die Organisation weist zum
Beispiel darauf hin, dass
Israel 2015 und 2016 240
palästinensische Häuser,
Zelte, Tierunterstände,
Geschäfte und Geflügelfarmen
im Jordantal zerstört und
damit 647 Palästinenser
vertrieben hat. Al-Haq sagt,
dass diese Maßnahmen
"verheerende Konsequenzen"
für die palästinensischen
Frauen zur Folge hatten und
ihnen ihr Recht auf einen
angemessenen Lebensstandard
geraubt haben.
Al-Haq fügt hinzu, dass
Israels diskriminierendes
Planungs- und
Flächennutzungssystem
palästinensischen Gemeinden
systematisch
Baugenehmigungen verweigert,
sodass palästinensische
Frauen und ihre Familien im
Jordantal "gezwungen sind
mit wenig oder ohne
Privatsphäre in überfüllten,
ungesunden und unbewohnbaren
Verhältnissen zu leben".
Diese schlechten
Lebensbedingungen treffen
"die Existenzsicherung von
Frauen und Kindern und ihren
Zugang zu grundlegenden
Dienstleistungen und
Einrichtungen wie Wasser und
Abwasser, Gesundheitswesen
und Bildung".
Al-Haq interviewte Frauen in
al-Qilt al-Foqa, einer
Gemeinde im südlichen
Jordantal, über Gewaltakte,
die israelische Siedler
routinemäßig verüben, oft
unter dem Schutz
israelischer Soldaten. Die
Organisation erklärt, dass
"Frauen sich beunruhigt
(with anxiety) über das
Leben in ständigem
psychologischem Stress
geäußert haben aus Furcht
vor möglichen
Siedlerangriffen auf die
Gemeinde".
Diese Unruhe (anxiety), fügt
Al-Haq hinzu, "kommt sowohl
aus Erfahrungen als auch dem
Miterleben von Gewalttaten,
die in der Vergangenheit
eine ernste Gefahr für das
Leben der Frauen, Kinder und
anderer Familienmitglieder
dargestellt haben".
Al-Haq findet, dass "das
Recht palästinensischer
Frauen auf den höchsten
zugänglichen Standard
physischer und psychischer
Gesundheit, einschließlich
sexueller und reproduktiver
Freiheit, durch die
israelischen Praktiken im
Jordantal, wie Zerstörungen,
Verbot von Straßenbau und
Beschränkungen im Zugang zu
Gesundheitsdienstleistungen
und -einrichtungen,
unterminiert wird.
In Gaza liegt, wie UNESCO
berichtet,
Nahrungsunsicherheit in
Haushalten, denen Frauen
vorstehen, bei 51% und in
Haushalten, denen Männer
vorstehen und in denen die
meisten Frauen leben, bei
58%.
UNESCO schreibt dieses
Problem der israelischen
Blockade des Gazastreifens
zu. Der Bericht weist darauf
hin, dass sich die
Nahrungsunsicherheit seit
dem israelischen Angriff im
Sommer 2014 verschlimmert
hat, weil die Zahl der
innerhalb von Gaza
vertriebenen Palästinenser
zugenommen hat, was es der
Bevölkerung schwerer macht,
Zugang zu ihrer
Existenzsicherung zu haben,
und weil sich die
Arbeitslosenrate erhöht hat.
UNESCO sagt, es rechne
damit, dass diese Situation
"zu Verschlechterung des
Ernährungszustandes von
Frauen und Kindern
beiträgt".
Als "die hauptsächlichen
Betreuerinnen
(Pflegepersonen) in Gaza
sind Frauen mit intensiven
Problemen konfrontiert, um
mit der großen Zahl von
Familien mit getöteten oder
verletzten Mitgliedern, der
langfristigen Auswirkung der
beschädigten Infrastruktur
und reduzierten
Dienstleistungen
zurechtzukommen", stellt
UNESCO fest.
Systematisch und
beabsichtigt
Israels Unterrückung von und
seine Gewalt gegen
palästinensische Frauen ist
weit verbreitet und
geschieht auf jedem Level
ihres Lebens. Sie kann nur
als systematisch gesehen
werden.
Das Frauenzentrum für
Rechtshilfe und Beratung
beschreibt die
palästinensischen
Frauen von Jerusalem "als
eine Gemeinschaft, die
absichtlich und systematisch
von der herrschenden
Obrigkeit unter enormen
physischen und psychischen
Druck gestellt ist in der
klaren Absicht, nicht nur
das alltägliche Leben
unerträglich zu machen,
sondern jede Hoffnung auf
eine besser Zukunft zunichte
zu machen".
Die
Weltgesundheitsorganisation
findet, dass die Maßnahmen
Israels als Besatzungsmacht
darauf ausgelegt sind
[Palästinenser in die
besetzte Westbank und den
Gazastreifen] zu vertreiben
und sie daran zu hindern,
ihr landwirtschaftlich
genutztes Land und ihren
Besitz zu erreichen. Das hat
eine zerstörerische Wirkung
auf die Gesundheit der
Bewohner, insbesondere der
Frauen (und vor allem
schwangerer Frauen), Kinder
und Alten".
Die siedlerkolonialen
Politiken Israels
beeinträchtigen die
Fähigkeiten der
palästinensischen Frauen ein
volles, sicheres Leben zu
führen und zum Aufbau der
Gemeinschaften beizutragen,
die in der Gegenwart und für
zukünfigen Generatione
blühen können.
An diesem internationalen
Frauentag ist eine
Möglichkeit, die globale
Emanzipation von Frauen zu
fördern, die, den Kampf für
die Befreiung der
Palästinenser zu
unterstützen.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
Gideon Levy
über die israelische
Verleugnung: 'Jeder, der in
Frage stellt, wird kaputt
gemacht'
- Philip Weiss
1. Teil
Vor einer Woche sprach
Gideon Levy auf der Israel
Lobby-Konferenz in
Washington. [...] Hier die
wichtigsten Passagen:
Nur Druck von außen wird
Israel verändern. Wir haben
nur BDS (Boykott,
Investitionsentzug,
Sanktionen). Die Jüdische
Lobby in den USA ist der
wichtigste Unterstützer
Israels. Die schändliche
israelische Propaganda über
die Angriffe auf die Familie
Tamimi, die Protestierer in
Nabi Saleh, zeigt, wie
verzweifelt Israel ist, und
das bietet vielleicht
Hoffnung.
Zionismus ist eine
totalitäre Ideologie, die
keine abweichende Meinung
kleingekriegt hat. Alle
haben immer gesagt, die
israelischen Soldaten
könnten etwas verändern,
indem sie über die Besatzung
sprechen, aber als Breaking
the Silence auftrat, wurde
es niedergemacht. "Jeder,
der eine Frage in den Raum
stellt, wird sofort
ausradiert, vernichtet. Und
die Medien machen mit den
Propagandisten schön mit.
Die (Möglichkeit einer)
Zwei-Staaten-Lösung ist
vorbei, die Entscheidung
über die (US-) Botschaft
beweist es; internationale
Freunde sollten auf gleiche
Rechte für beide Völker
zwischen dem (Jordan-) Fluß
und dem Meer drängen.
Über die Bedeutung von
amerikanischem Druck, um
sich der Israel Lobby
entgegen zu stellen:
Vielleicht halten Sie den
Schlüssel für irgendeine Art
von Wandel, irgendeine Art
von Hoffnung. Denn in der
israelischen Gesellschaft
ist die Hoffnung auf einen
Wandel begrenzt, sie nicht
existent. Menschen wie Sie
können wirklich das Spiel
ändern. Einige meiner
früheren besten Freunde sind
jetzt auf ihrem Weg zur
eigentlichen Sache, zur
AIPAC-Konferenz, die an
diesem Wochenende beginnt,
Politiker, Journalisten, zur
– wie ich sie nenne –
Drogendealer-Konferenz. Sie
werden darüber diskutieren,
wie viel mehr Drogen sie dem
besatzungssüchtigen Staat
Israel schicken werden.
Wieviel mehr Freundschaft
sie zum Ausdruck bringen
werden, und wieviel mehr
Geld und Waffen sie liefern
werden.Und ich kann Ihnen in
den Vereinigten Staaten als
Israeli sagen, wir haben
einen größeren Feind als die
jüdische Lobby, wir haben
einen größeren Feind für die
Gerechtigkeit, für Frieden,
für Gleichberechtigung als
die, die denken, wenn Sie
dem Drogenabhängigen mehr
Drogen liefern, wären Sie
sein Freund. Dass, wenn sie
ihn blind und automatisch
unterstützen, was immer er
auch tut, Sie ein Freund
wären.
Nein, mein Freund, das
sind keine Freunde, das sind
Feinde, und ich kann Ihnen
gar nicht sagen, wie
glücklich und stolz ich bin,
heute hier zu sein und nicht
dort morgen.
Die totalitäre Natur des
Zionismus in der
israelischen Gesellschaft:
Der Zionismus ist eine
der zwei Religionen Israels.
Und wie jede Religion können
Sie ihn nicht infrage
stellen. Die zweite Religion
ist offensichtlich die
Religion der Sicherheit.
Jeder, des es wagt,
irgendein Fragezeichen
anzubringen, gilt sofort als
eine Art Verräter.
Wir nehmen das mit der
Muttermilch auf... Es ist
sehr schwer das von
außerhalb zu verstehen, wie
eine Ideologie Teil der DNA
geworden ist. Wie eine
Ideologie etwas geworden
ist, das als
selbstverständlich
hingenommen werden muss. Ich
weiß, was ich als
Heranwachsender über die
sehr, sehr wenigen gedacht
habe, die sagten, sie wären
keine Zionisten oder, Gott
bewahre, Antizionisten. Sie
waren Teufel, auch wenn sie
Juden und Israelis waren.
Ich kann mich an kein
Beispiel auf Erden erinnern,
wo eine Ideologie so
totalitär ist, so heilig
ist, so geheiligt ist, wo du
kein Recht hast irgendeinen
Zweifel zu äußern, kein
Fragezeichen anzubringen,
nichts, nicht über die
Vergangenheit, nicht über
die Zukunft, nicht über die
Gegenwart. Es ist
unvorstellbar, wenn du in
einem Staat lebst, wo du,
wenn du erklärst, dass du
diese Iseologie nicht
akzeptierst, nicht zu diesem
Ort gehörst, nicht Teil der
Gesellschaft bist. Du keinen
Platz dort hast. "Geh nach
Gaza, geh nach Damaskus.
Bleib nicht hier."
Wenn es um Zionismus
geht, gibt es in Israel
keinen Unterschied zwischen
links und rechts. Wenn es um
die Besatzung geht, die
wesentlicher Bestandteil des
Zionismus ist, gibt es
keinen wesentlichen
Unterschied zwischen links
und rechts... Der
Unterschied ist nur ein
rhetorischer.
Israel wird sich nicht
ändern, wenn Benjamin
Netanyahu als
Premierminister abgelöst
wird. Es gibt kein Licht vor
der Tür.
Am Ende des Tages, wenn
du die wirkliche Politik
beurteilst, nicht die
Rhetorik, haben Labor und
die Linke eine viel
wohlgesinntere Rhetorik...
Shimon Peres...er hörte
nicht auf von der Beendigung
der Besatzung zu reden... Er
hörte nicht auf darüber zu
reden, dass das nicht
demokratisch ist, nicht
gerecht, dass ein Volk über
ein anderes herrscht,
wunderschöne Reden, die
Benjamin Netanyahu und diese
Rechten niemals gehalten
hätten. Der Nobelpreisträger
Shimon Peres ist der
Gründungsvater des
Siedlungsprojektes.
Also was holen wir aus
diesen hübschen Reden
heraus, außer ein nettes
Gesicht von Israel zu zeigen
und die ganz genau gleichen
Verbrechen zu begehen.
Wenn es um Wesentliches
geht, ist Israel tatsächlich
vereint...
Besatzung ist in Israel
vom Tisch. Niemand spricht,
niemand diskutiert darüber,
niemand ist wegen der
Besatzung besorgt... Sie ist
wie der Regen, wie die
Sonne... Manche mögen sie,
manche weniger. Aber niemand
denkt, dass er irgendetwas
tun kann.Es macht uns nicht
so viel zu schaffen, das ist
die Wahrheit. Es ist nur
eine halbe Stunde weg von
unserem Zuhause entfernt,
aber wer hört etwas darüber,
wer kümmert sich darum. Und
die Verbrechen sind
alltäglich.
Die israelischen Medien
rühren im gleichen Topf wie
die israelische Propaganda
über die Familie Tamimi.
Die Medien berichten kaum
über sie, (und wenn) wird es
immer entsprechend dem
zionistischen Narrativ sein.
Ein 12-jähriger Terrorist .
Ein 14-jähriges Mädchen mit
einer Schere in der Hand ist
eine existenzielle Bedrohung
des Staates Israel. Ein
Mädchen, das einen Soldaten
ohrfeigt, ist jemand, der
eine lebenslange
Gefängnisstrafe verdient.
Nicht weniger als das! Ein
Mädchen, dessen Cousin eine
Stunde zuvor 50 m von ihrem
Haus entfernt in den Kopf
geschossen worden ist. Also
behauptet die israelische
Armee, das sei
zusammenfabuliert. Ich
meine, sogar die israelische
Propaganda hat ihre Scham
verloren.
Die israelischen
Behauptungen über die
Familie Tamimi zeigen, dass
die Propaganda nie so
verzweifelt war.
Wenn Israel wagt zu
behaupten, dass dieses Kind,
Mohammad Tamimi - den ich
wenige Tage nach seiner
Verwundung besucht habe, er
hat die Hälfte seines
Gehirns verloren - seine
Verletzung sich selbst
zugefügt hat, dann siehst
du, dass Israel wirklich
verzweifelt ist. Wenn Israel
dieses Niveau von Propaganda
nötig hat, wenn Israel sich
so erniedrigt und leugnet
einem 15-jährigen Kind in
den Kopf geschossen zu haben
– und behauptet, es sei von
seinem Fahrrad gefallen –
dann weißt du, dass die
Dinge schlimmer werden.
Vielleicht ist es eine
Hoffnung auf einen
Neubeginn, aber jetzt schau,
wie tief sie gefallen sind.
2. Teil
Es ist eine totalitäre
Gesellschaft – keine
Gesellschaft lebt in einer
solchen Verleugnung wie
Israel.
Und all das geht an der
israelischen Gesellschaft
vorbei, als sei nichts
passiert.
Nichts wird infrage
gestellt. Sehr wenig
moralische Zweifel, wenn
überhaupt. Vertuschen. Leben
in Verleugnung wie nie
zuvor. Ich kenne keine
Gesellschaft, die in einer
solchen Verleugnung lebt,
wie die israelische
Gesellschaft, und das
schließt die Linke und die
Rechte ein. Außer sehr
engagierten extrem Linken,
Aktivisten; lasst uns ihrer
gedenken. Aber das sind bloß
kleine Gestalten und
wirklich völlig
delegitimiert... Die
Besatzung muss weitergehen.
Ahed Tamimi muss für immer
im Gefängnis bleiben, und
die Verbrechen müssen
weitergehen, weil wir keine
andere Wahl haben.
Es gibt drei zentrale
Werte der israelischen
Kultur, die den totalitären
Diskurs durchsetzen.
Der erste Wert: Wir sind
das auserwählte Volk.
Säkulare und Religiöse
beanspruchen ihn. Auch wenn
sie es nicht zugeben, sie
glauben es. Wenn wir das
auserwählte Volk sind, wer
bist du, dass du uns sagen
willst, was zu tun ist.
Der zweite tief
eingewurzelte Wert ist: Wir
sind die Opfer, nicht nur
die größten Opfer, sondern
die größten Opfer ringsum...
Ich erinnere mich an keine
Besatzung, in der sich der
Besatzer selbst als das
Opfer dargestellt hat. Nicht
nur das Opfer – das einzige
Opfer...
Hier ein dritter sehr
tief eingewurzelter Wert:
Das ist ein sehr tiefer
Glaube, den wieder jeder
leugnen wird, aber wenn du
an der Oberfläche bei fast
jedem Israeli kratzst, wirst
du ihn dort finden: die
Palästinenser sind keine
menschlichen Wesen, die uns
gleichen. Sie lieben ihre
Kinder nicht wie wir. Sie
lieben das Leben nicht wie
wir. Sie wurden geboren, um
zu töten, sie sind grausam,
sie sind Sadisten, sie haben
keine Werte, kein
Benehmen... Das ist in der
israelischen Gesellschaft
sehr, sehr tief verwurzelt.
Und das ist vielleicht
das Kernproblem. Solange
dies weiterbesteht, wird
sich nichts bewegen. Wir
sind um so vieles besser als
sie, so viel, viel
entwickelter als sie, viel
menschlicher als sie.
Alle unsere Träume werden
niemals wahr werden, solange
sich diese Überzeugung nicht
ändert.
Breaking the Silence
sollte ein 'Erdbeben' in der
israelischen Gesellschaft
sein. Aber es wurde kaputt
gemacht.
Jeder, der Fragen
aufwirft, wird sofort
zunichte gemacht. Schaut auf
die in Israel so genannte
jüdische Lobby und Breaking
the Silence. Jahrelang haben
wir von dem Tag geträumt, an
dem Soldaten aufstehen und
die Wahrheit sagen würden.
Nicht Gideon Levy, der
Lügner, der Verräter...
nein, Soldaten, die diese
Verbrechen begangen haben,
würden kommen und bezeugen,
was sie getan haben.
Und dann kam es. Mehr als
1000 Zeugenaussagen von
Soldaten, die sehr mutig
als Zeugenaussagen abgelegt
haben über das, was sie in
den besetzten Gebieten die
Jahre über getan haben. Das
wäre in jeder gesunden
Gesellschaft ein Erdbeben
gewesen. Es sind unsere
Söhne. Aber was passierte?
Nichts. Breaking the Silence
wurde durch das
Establishment sofort
delegitimiert, mit der
typischen Kollaboration der
israelischen Medien. Ich
fürchte mich zu sagen, dass
Breaking the Silence heute
vernichtet ist. Und das ist
nur ein Beispiel.
Die israelische
Gesellschaft hat ganz
eindeutig die Absicht, jede
Art Kritik, von innen oder
draußen, niederzuschlagen.
Die Besatzung ist nicht
vorübergehend.
Sie war nie als
vorübergehend gedacht... Es
hat nie einen Staatsmann in
einer einflußreichen
Position gegeben,
Premierminister oder so, der
die Besatzung wirklich
beenden wollte. Manche
wollten Zeit gewinnen, um
die Besatzung zu festigen.
Andere wollten von der Welt
wahrgenommen werden, als
Menschen des Friedens von
der Welt umarmt werden. Aber
keiner von ihnen hatte die
Absicht die Besatzung zu
beenden. Woher weiß ich das?
Israel hat den Siedlungsbau
niemals gestoppt. Und jeder,
der in einem besetzten
Territorium ein Haus baut,
hat ganz und gar nicht die
Absicht die Besatzung zu
beenden.
Den Israelis geht es zu
gut, um über die Besatzung
auch nur nachzudenken. Und
die Gehirnwäsche geht zu
tief, als dass die Fakten
durchbrechen könnten.
Ich bin sehr, sehr
skeptisch, ob es in Israel
einen Wandel von innen gibt,
weil das Leben in Israel
viel zu gut und das System
der Gehirnwäsche viel zu
effizient ist. Heute einen
Dialog mit den meisten
Israelis zu haben, ist auch
für mich unmöglich... Die
Gehirnwäsche ist so tief und
die Verleugnung ist so tief
und die Ignoranz. Sie wissen
nichts, Jeder in diesem Saal
weiß so viel mehr über die
Besatzung als jeder
durchschnittliche Israeli,
einschließlich derer, die in
der Armee gedient haben...
Einen Wandel aus der
Gesellschaft zu erwarten,
wenn die Restaurants voll
sind, wenn das Leben schön
ist, wenn es kaum Terror in
Israel gibt... Die einzigen
gewalttätigen Anschläge gibt
es jetzt hauptsächlich in
den besetzten Gebieten...
Tel Aviv lebt ein sehr, sehr
friedliches, sicheres Leben.
Zu erwarten, dass diese
Gesellschaft aufsteht und
sagt: Nie wieder! - woher?
Aus welcher Motivation? Die
Hoffnung auf einen Wandel
aus der israelischen
Gesellschaft heraus sind
wirklich sehr, sehr
minimal... Leute wie ich,
meine Hoffnung kommt von
Leuten wir ihr.
Trumps Verlegung der
Botschaft nach Jerusalem ist
letztlich eine gute
Nachricht, weil sie jede
Illusion über die Rolle der
USA beseitigt.
Es bedeutet, dass die
Vereinigten Staaten
offiziell den Tod der
Zwei-Staaten-Lösung erklärt
haben... Die Vereinigten
Staaen haben offiziell
erklärt, was wir seit vielen
Jahren gewußt haben. Die
Vereinigten Staaten sind
keine fairen Vermittler und
können es nicht sein... Die
Vereinigten Staaten sind
offziell ein Freund der
Besatzung, und nur der
Besazung... Langfristig sehe
ich das als einen Abschluss,
ein Ende der Maskerade, ein
Ende der Lippenbekenntnisse.
Ich bin Donald Trump – Sie
werden überrascht sein –
sehr dankbar, er hat uns
hierher gebracht.
Aktivisten sollten den
Zionismus an drei Fronten
bekämpfen.
Erstens aufstehen für
Boykott, Investitionsentzug
und Sanktionen gegen die
Versuche es zu
kriminalisieren.
Man muss gegen diesen
unerhörten Prozess der
Kriminalisierung von Kritik
an Israel kämpfen. Das muss
aufhören und wir dürfen
nicht aufgeben... Wenn Sie
euch Antisemiten nennen –
werdet ihr lahmgelegt. Wenn
ihr jemanden in Europa einen
Antisemiten nennt, wird er
lahm gelegt, und sie ziehen
auf sehr manipulative Weise
einen Vorteil daraus. Lasst
sie das nicht tun! Ihr sollt
stolz sein eure Stimme zu
erheben. BDS ist jetzt die
einzige Möglichkeit. BDS ist
ein legitimes Werkzeug.
Israel benutzt es, indem es
die Welt auffordert Hamas zu
boykottieren, den Iran zu
boykottieren. Ihr habt das
volle Recht nichts von den
Ausbeutungsbetrieben in
Südasien zu kaufen... Was
bedeutet es, dass ihr euch
dafür entschuldigen sollt,
dass ihr etwas boykottiert,
das Boykott verdient?
Wir haben einen Beweis
dafür, warum BDS richtig
ist. Schaut, wie nervös
Israel wegen BDS wird, und
wenn sie deswegen so nervös
werden, dann könnt ihr
sicher sein, dass es der
richtige Weg ist... Solche
Urteile werden sehr schnell
eine Verletzung des
israelischen Rechts sein.
Ihr dürft nicht zum Boykott
Israels aufrufen, aber lasst
uns sie herausfordern.
Zwei und drei – der
israelischen Propaganda
entgegentreten
Die zweite
Herausforderung besonders in
diesem Land ist es zu
versuchen die Lüge, dass
Israel die einzige
Demokratie im Nahen Osten
ist, zu zerreißen. Wir
brauchen das ganz
verzweifelt. Es geht nämlich
darum den Leuten die
Wahrheit zu sagen. Ein
Staat, der eine der
brutalsten Tyranneien der
Welt hat, kann nicht
Demokratie genannt werden.
Die letzte Lüge, die ich
euch dringend empfehle zu
bekämpfen, ist die, dass
alles nur vorübergehend
ist... 1948 hat nie
aufgehört. Erinnern wir uns
daran. Es ist die gleiche
Politik, es sind die
gleichen Methoden. Die
gleiche Gehirnwäsche, die
gleichen Erklärungen und
Entschuldigungen. Solange
dies weitergeht, kann
niemand behaupten, dass das
vorübergehend ist. Die
Besatzung ist da, um zu
bleiben.
Die Zwei-Staaten-Lösung
ist vorbei, und wir müssen
für gleiche Rechte zwischen
Jordan und Mittelmeer
kämpfen.
Viele Jahre lang war ich
ein großer Unterstützer der
Zwei-Staaten-Lösung. Ich
dachte, die
Zwei-Staaten-Lösung sei eine
vernünftige und
realisierbare Lösung.
Völlige Gerechtigkeit wird
in diesem Teil der Welt
niemals erreicht werden, und
ich dachte, dies würde eine
relativ faire, gerechte
Lösung sein...
Die ganz dramatische
Tatsache heute zwischen
Jordan und Mittelmeer: hier
sind genau 50:50, 6
Millionen Palästinenser und
6 Millionen Juden... Fast
halbe, halbe, zwei
gleichgroße Völker im
Augenblick. Wenn jemand
denkt, ein Volk könnte über
ein anderes herrschen -
gehen wir zurück zum
Zionismus... die Grundlage
des Zionismus ist, dass es
ein Volk gibt, das anderen
gegenüber privilegiert ist.
Das ist der Kern. Das kann
nicht weitergehen. Und wenn
es weitergeht, hat es nur
einen Namen... Apartheid.
Auch wenn das jetzt wie
eine Utopie klingt, wie
etwas Undenkbares, ist es
jetzt für uns an der Zeit
den Diskurs zu ändern, ist
es für uns an der Zeit über
gleiche Rechte zu sprechen,
über eine Person, eine
Stimme. Lasst uns Israel
herausfordern. Israel wird
nein sagen, und dann können
wir offiziell erklären, dass
Israel ein Apartheidsstaat
ist.
Wir dürfen nicht
aufgeben... Ich glaube
sicher, dass Palästinenser
und Israelis,
palästinensische Juden,
zusammen leben können. Wir
haben es in der
Vergangenheit versucht. Es
wird heute in allen
möglichen kleinen Rahmen
versucht. Wir können
miteinander leben, glaubt
mir, ich hätte lieber einen
palästinensischen
Premierminister als Yair
Lapid oder Benjamin
Netanyahu.
Levy sagte, dass die
Besatzung heute nicht einmal
wenige Monate andauern würde
ohne die amerikanische
Unterstützung. Und dass sich
Israel ändern würde, wenn es
von Europa wirklich isoliert
wird, sodass Israelis mit
Reisebeschränkungen
konfrontiert sind. Ja, Druck
von außen werde zuerst
Israel einen, aber das werde
sich rasch ändern.
Ich kann euch versichern,
dass wir alle nach den
ersten Reden vereint gegen
die ganze Welt sein werden,
sie hassen uns, aber dann
wird Vernunft einziehen.
Wenn die Israelis daran
gehindert werden zu Macys
zum Einkaufen zu fahren,
oder zu Lafayette in Paris,
dann ist das der Tag, an dem
die Besatzung vorbei sein
wird.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
Wer
profitiert davon, Gaza
am Rand einer humanitären
Katastrophe zu halten? -
Shir Hever - 02.03.2018 -
Gaza am Rande des Kollapses
zu halten, läßt
internationale humanitäre
Hilfsgelder genau dorthin
fließen, wo es israelischen
Interessen dient.
Gaza am Rande des
Kollapses zu halten, läßt
internationale humanitäre
Hilfsgelder genau dorthin
fließen, wo es israelischen
Interessen dient.
"Der Gazastreifen steht an
Rand einer humanitären
Krise." Klingt vertraut? Wir
hören vom bevorstehenden
Kollaps von Gazas
Trinkwasser-, Abwasser-,
Gesundheitssystem und der
Stromversorgung seit dem
Ausbruch der zweiten
Intifada vor 18 Jahren.
In ihrem Buch "The One
State Condition"
versuchen Ariella Azoulay
und Adi Ophir die Frage zu
beantworten, welche
Interessen Israel hat, um
Gaza am Rand des Kollaps zu
halten.
Ihre Antwort bleibt auch
nach 15 Jahren gültig: die
Palästinenser ewig an der
Kippe zu halten, beweist
Israels endgültigen
(conclusive) Sieg. Die
Palästinenser können ihr
Leben nicht als gegeben
nehmen, denn Israel kann
ihnen ihr Leben jederzeit
nehmen. Das ist die
Grundlage von Israels
Beziehung zum klaren
Verhältnis der Dominanz über
die Palästinenser.
Diese Antwort ist wahr, aber
ungenügend. Es gibt auch
eine ökonomische Antwort.
Solange Gaza am Rand des
Kollapses steht, lassen die
internationalen Geber die
humanitären Hilfsgelder
weiter fließen. Wenn die
Krise enden und die Blockade
aufgehoben würde, kann man
sicher annehmen, dass die
internationalen Geber die
Art der Hilfe, die sie zur
Vefügung stellen, ändern und
sich wieder auf die
Entwicklung der Wirtschaft
von Gaza konzentrieren (wie
sie es von 1994 bis 2000,
bis zum Ausbruch der zweiten
Intifada getan haben). Diese
Art von Hilfe würde
wahrscheinlich mit
bestimmten Branchen der
israelischen Unternehmen
konkurrieren und damit die
israelische Wirtschaft
bedrohen. Gaza am Rand des
Kollaps zu halten, lässt
internationale Hilfsgelder
weiterhin genau dorthin
fließen, wo es israelischen
Interessen dient.
Angesichts der wachsenden
Macht der populistischen
Rechten, die die
Palästinenser als totale
Feinde des Staates Israel
darstellt, müssen wir
fragen, warum sich die
israelische Regierung bei
der zweiten Gelegenheit, die
sie hatte, geweigert hat,
die Situation "der Kippe" zu
beenden – um zu einer sich
immer weiter
verschlimmernden humanitären
Krise Beihilfe
zu leisten und Massentod
in Gaza und mehr allgemein
in den besetzten Gebieten zu
verursachen. Trotz dem sich
immer weiter verstärkenden
nationalen Hass auf die
Palästinenser, hat die
israelische Regierung
eindeutig gehandelt, um ein
solches Szenario zu
verhindern, indem es
Notlieferungen von
Medikamenten und
Entsalzungsmaschinen
(international finanziert)
erlaubte, um Massentod in
Gaza zu verhindern. Aber
warum?
Trotz zahlreicher Proteste
von palästinensischer Seite
bilden die 1994
unterzeichneten Pariser
Verträge den Rahmen für die
wichtigsten wirtschaftlichen
Verträge zwischen Israel und
der Palästinensischen
Autonomiebehörde, den
Gazastreifen eingeschlossen.
Israel kontrolliert die
Zollabfertigung, obwohl es
keinen Importzoll für Güter
gibt, die von Israel in die
besetzten Gebiete importiert
werden, aber für Güter, die
von auswärts importiert
werden.
Internationale
Hilfsorganisationen sind
angehalten, humanitäre Hilfe
auf möglichst effektive
Weise zur Verfügung zu
stellen. Sie müssen die am
billigsten erhältlichen
Lebensmittel kaufen, um im
Rahmen ihres Budgets der
größten Zahl von Menschen zu
helfen. Obwohl Lebensmittel
in Jordanien und Ägypten
billiger sind, werden auf
Lebensmittelimporte aus
Jordanien und Ägypten Zölle
erhoben. Die Zölle gehen im
Prinzip gehen zu Lasten der
Kassen der PA, aber das
können die
Hilfsorganisationen nicht in
Erwägung ziehen. Sie müssen
stattdessen die meisten
Güter, die sie verteilen,
von israelischen Unternehmen
kaufen, es sei denn die
Importierung aus einem
anderen Land ist inklusive
Zoll noch billiger als der
Preis in Israel.
Dazu kommt, dass israelische
Sicherheitsregeln von
Hilfsorganisationen
verlangen, dass sie
israelische Transportfirmen
und Fahrzeuge in Anspruch
nehmen, da es
palästinensischen
Unternehmen nicht mehr
erlaubt ist nach Israel zu
fahren, um dort Güter vom
Flughafen oder Seehäfen
abzuholen. Noch erheblicher
ist, das die Palästinenser
keine eigene Währung oder
Zentralbank haben:
Finanzhilfe muss in Neuen
Israelischen Schekel gegeben
werden. Die ausländische
Währung bleibt in der Bank
von Israel. Und israelische
Handelsbanken treiben auf
dem Weg zahlreiche
Dienstleistungsgebühren ein.
Das bedeutet tatsächlich,
dass Israel die Besatzung
exportiert: so lange die
internationale Gemeinschaft
bereit ist, finanziell zur
Verhinderung einer
humanitären Krise im
Gazastreifen beizutragen,
werden die israelischen
Unternehmen ihnen weiterhin
Güter und Dienstleistungen
zur Verfügung stellen und
dafür Bezahlung in
ausländischer Währung
erhalten.
In einer Studie, die ich
2015 für die
palästinensische
Organisation Aid Watch
durchgeführt habe, habe ich
den Zusammenhang zwischen
internationaler Hilfe auf
der einen und dem
Handelsdefizit zwischen den
palästinensischen und
israelischen Ökonomien auf
der anderen Seite verfolgt.
Die Daten für die
Untersuchung stammten von
2000 bis 2013. Ich fand,
dass etwa 78% der Hilfe für
die Palästinenser ihren Weg
zur israelischen Wirtschaft
gefunden hat. Das ist
natürlich eine grobe
Schätzung. Und wir müssen
daran erinnern, dass dies
für die israelischen
Unternehmen nicht einfach
Reingewinn ist, sondern
Einkommen. Die israelischen
Unternehmen müssen Güter und
Dienstleistungen zur
Verfügung stellen und die
Kosten für die Produktion
tragen.
Angesichts dieser Zahlen ist
die Kluft zwischen den
populistischen Erklärungen
der Regierung über die
Palästinenser und den
Schritten zu verstehen, die
sie heimlich ständig
unternimmt, um die
internationale humanitäre
Hilfe für die Palästinenser
zu erhöhen. Während einer
Krisensitzung der
Geberländer im Januar
präsentierte der Minister
für regionale Kooperation,
Tsachi Hanegbi einen
Milliarden-Dollar-Plan für
den Wiederaufbau des
Gazastreifens -
natürlich vom Ausland
finanziert. Der Plan des
Tranportministers Yisrael
Katz, vor der Küste von Gaza
eine künstliche Insel zu
errichten, sah ebenfalls
vor, dass ausländische Geber
einen Teil der Kosten der
Besatzung tragen und damit
ausländisches Geld in
israelische Kassen bringen
und gleichzeitig eine
Verschlechterung der
Situation in Gaza bis zu
einem Punkt, an dem sie
unumkehrbar ist, verhindern.
Das Bild, das ich hier
gezeichnet habe, ist nicht
neu. Es ist den
Geberländern, den
internationalen
Hilfsorganisationen, der
israelischen Armee und der
israelischen Regierung klar.
Und es ist natürlich den
Palästinensern klar, die die
Hilfe brauchen, aber auch
verstehen, dass die Hilfe
den israelischen Behörden
die Besatzung erleichtert.
Allerdings gibt es bei
diesem Bild auch ein ernstes
Problem. Es setzt die
Existenz eines Zustands der
sogenannten "Kippe" zur
humanitären Krise voraus und
erzeugt endlose
Diskussionen, ob die
derzeitige Situation eine
humanitäre Krise darstellt
oder nicht. Aber wann genau
stellt die wirtschaftliche
Lage in Gaza eine humanitäre
Krise dar? Wie viele
Menschen müssen sterben,
bevor die Blockade
aufgehoben wird, um zu
verhindern, dass der Punkt
erreicht wird, an dem eine
Hungerkatastrophe,
Krankheiten und Auflösung
der Sozialstruktur nicht
mehr gestoppt werden können?
Die wichtigste jüngste
Hilfsinitiative zur
Überwindung dieser Situation
ist die Flotilla-Initiative.
Die Flotillas bieten den
Palästinensern Hilfe
entsprechend dem speziellen
Bedarf der Gazaner an
Gütern, die nicht durch
Kerem Shalom passieren
dürfen. Ohne israelische
Währung zu benützen und ohne
Zollabgaben an die
israelische Staatskasse zu
zahlen versuchen die Schiffe
die Hilfe direkt, ohne einen
Mittelsmann, zur Verfügung
zu stellen. Es überrascht
nicht, dass die israelische
Reaktion gewaltsam war – im
Mai 2010 tötete neun
Aktivisten auf dem Schiff
Mavi Marmara.
Aber was würde die
israelische Regierung tun,
wenn sich die größeren
Hilfsorganisationen eine
ähnliche Vorgangsweise zu
eigen machen, um den
Palästinensern Hilfe zu
bringen, ohne israelische
Unternehmen zu benutzen und
ohne an die israelischen
Behörden Zollabgaben
abzuführen? Diese Strategie
würde das ökonomische
Interesse offen legen, das
Israel hat, wenn es Gaza "an
der Kippe" hält und würde
die israelische Regierung
zwingen zu wählen, entweder
die direkte Kontrolle über
das Leben der Palästinenser
zu übernehmen und die damit
verbundenen Kosten zu zahlen
oder internationalen
humanitären Organisationen
zu erlauben Hilfe zu deren
eigenen Bedingungen zu
liefern und so den
Palästinensern aus der Krise
zu helfen.
Das würde Israels
Verantwortung für die
Palästinenser, die im
Völkerrecht beschrieben ist,
nicht außer Kraft setzen,
aber Israels finanziellen
Anreiz (Motivation) für die
Aufrechterhaltung der
Besatzung und der Blockade
Gazas beseitigen.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
Getrieben von
Verlogenheit behauptet
israelischer Beamter der
15-jährige Mohammed Tamimi
sei nicht in den Kopf
geschossen worden -
Jonathan Ofir - 27.02.2018
- Die israelische Armee
nutzt alle Mittel, um sich
an den Tamimis und an Nabi
Saleh für deren Resilienz
und Widerstand, verkörpert
in dem inhaftierten Mädchen
Ahed Tamimi, die einen
Soldaten geohrfeigt hat, zu
rächen.
Gestern morgen, noch vor
Tagesanbruch, überfielen
israelische Soldaten das
besetzte Dorf Nabi Saleh und
verhafteten 10 Mitglieder
der Großfamilie Tamimi – die
Hälfte davon Kinder.
Die Soldaten setzten auch
das sogenannte 'Stinkwasser'
ein, [...] das zur
"Kontrolle von Massen"
bestimmt ist, nur dass es
hier keine Massen gibt. Die
israelische Armee setzt die
stinkende Flüssigkeit, die
von einem Laster aus
versprüht wird, ein, um
Palästinenser kollektiv zu
bestrafen, indem sie es auf
Wohnhäuser und Schulen
sprüht, wie in der
Vergangenheit dokumentiert
wurde.
Unter
den während der nächtlichen
Razzia Verhafteten war der
15-j. Mohammed Tamimi, dem
aus kurzer Entfernung mit
einem Gummi ummantelten
Geschoss in den Kopf
geschossen worden war, kurz
vor Aheds berühmter
Ohrfeige, vor 2 1/2 Monaten.
Mohammed wurde in ein
künstliches Koma versetzt
und ein Teil seines Schädels
wurde entfernt, wodurch sein
Schädel verformt wurde.
Seine Situation ist
unglaublich heikel, man kann
sich nur fragen, wieso er
von der Gewalt in dieser
Razziennacht nicht verschont
wurde. Es wurde wenige
Stunden nach der Verhaftung
freigelassen, nach einem
relativ kurzen Verhör.
Und dann kam heute Morgen
die "Neuigkeit".
Generalmajor Yoav Mordechai,
der Koordinator für
Regierungsaktivitäten in den
besetzten Gebieten,
behauptete in einem
Facebook-Post, Mohammed sei
nicht von einer Kugen
getroffen worden, sondern
von seinem Fahrrad gefallen.
Mordechai ist die höchste
direkte Autorität der
israelischen Besatzung; er
schrieb dies auf seiner
offiziellen arabischen
Facebookseite von COGAT:
"Eine Kultur von Lügen
und Hetze geht bei jungen
Menschen und Erwachsenen der
Tamimi-Familie weiter",
schrieb er.
Das Post trug einen roten
Stempel mit "fake news" in
Arabisch.
Haaretz
berichtete über sein Post,
und staunte darüber, dass
Mordechais Behauptung
"ärztlichen Dokumenten,
Augenzeugenberichten und
Bilder von der aus seinem
Kopf entfernten Kugel, die
Haaretz bekommen hatte,"
widerspricht. Sogar die
offizielle Antwort der Armee
für Haaretz scheint
Mordechais Gewissheit zu
widersprechen: es werden
Armeequellen zitiert, die
sagen, dass Tamimi von der
Polizei verhört worden ist,
und sie die Herkunft seiner
Verletzung nicht bestätigen
können".
Wer die Verhörkultur des
israelischen
Sicherheitsapparates, wenn
es sich um Palästinenser
handelt, kennt, wird nicht
überrascht sein. Israelische
Vernehmungsbeamte können von
Palästinensern oft alles
erzwingen, was sie wollen,
insbesondere von Kindern,
und so kann sich die Armee
einer Verurteilungsrate von
99,74% brüsten. Oft werden
Kinder gezwungen in
Hebräisch geschriebene
Dokumente zu unterschreiben,
die sie nicht einmal lesen
können, und es wird so gut
wie systematisch die
Anwesenheit von Familie oder
eines Anwalts während dem
Verhör verweigert.
Also behauptet Mordechai, er
habe ein 'Geständnis' von
Mohammed bekommen. Und was
sagen die Bewohner von Nabi
Saleh? Sie sagen, dass
Mohammed "der Polizei
erzählt hat, er hätte sich
bei einem Fahrradunfall
verletzt und sei nicht von
der israelischen Armee
beschossen worden, damit er
nach seiner Verhaftung
freigelassen würde", und
dass "er Angst und die Sorge
hatte, dass wenn er gesagt
hätte, er sei angeschossen
worden, sie Beweise gegen
ihn gehabt hätten und seine
Inhaftierung verlängert
worden wäre".
Das ist doch offensichtlich.
Diese 'Fahrrad-Geschichte'
ist alles, was Mordechai
eigentlich wollte oder
brauchte, als Waffe, um
Palästinenser zu
diskreditieren und gegen sie
zu hetzen. Und es ist spielt
keine Rolle, dass nicht
einmal die Armee das
'bestätigen kann'. Es sind
Zweifel gesät worden, und
die, die dazu neigen die
Lügen der israelischen Armee
zu glauben, werden alles
infrage stellen.
Stellen Sie sich Mohammeds
Situation vor, stellen Sie
sich vor, Sie wären er. Die
Hälfte seines Gehirns ist
freigelegt (exposed). Ein
kleiner Schlag kann
unglaublichen und
irreparablen Schaden
anrichten, und Sie sind in
den Händen von Leuten, die
Ihnen gegenüber gewalttätig
sind, und das systematisch.
Alles was Sie erreichen
wollen, ist von dort heraus
und zurück nach Hause zu
kommen. Sie werden alles
tun, Sie werden alles sagen.
Es ist klar, dass es für die
israelische PR nachteilig
gewesen wäre, wenn sie ihn
länger in Haft behalten
hätten. Er ist ein naher
Verwandter von Ahed Tamimi,
und seine Verletzung ging
Aheds Ohrfeige direkt
voraus. Sein deformierter
Schädel ist ein Bild für den
Zustand von Nabi Saleh: von
der Armee immer und immer
wieder geschlagen.
Offensichtlich wollten sie
ihn nicht lange behalten,
obwohl sie nicht wissen, was
sie mit Ahed tun sollen,
denn sie freizulassen würde
für viele Israelis, die eine
Ohrfeige nicht ertragen
können, zu offensiv sein.
Also haben sie Mohammed
rasch freigelassen, aber
jetzt sehen wir ihren Fang.
Wenn Mordechai ein paar
Dummköpfe überzeugen kann,
dass Mohammed Verletzung ein
"fake news" ist, dann ist im
weiteren Sinn Aheds Story
und deren Hintergrund
geschwächt.
Ein Mitglied von B'Tselem
sagt, die israelische
Regierung muss die Israelis
belügen, um die Illusion
aufrecht zu halten:
Was an COGATs [...]
Behauptung ungeheuerlich
ist, ist dass Mohammed
Tamimi "von seinem Fahrrad
gefallen ist" (nicht ins
Gesicht geschossen), ist
nicht, was für eine große
Lüge das ist: wir haben
Orwellsche Lügen schon
früher gesehen (Beitunia
2914). Aber so leicht
entlarvte Lügen zeigen, dass
das einzige Zielpublikum die
israelische Rechte ist.
Das 'fake news'-Narrativ und
die Idee bezüglich der
Palästinenser ist (den
Israelis, Ü.) von der
israelischen Führungsschicht
auf einem obsessivem Niveau
eingeimpft worden, ist Teil
ihres Versuchs Palästina
auszulöschen. Das kann man
in dem großen Narrativ
sehen, wie in der Behauptung
der späten Premierminsterin
Golda Meir, dass die
Palästinenser nicht wirklich
existieren, oder Ayelet
Shakeds Behauptung vor dem
Nationalen Basketballverein
unlängst, dass "Palästina
ein imaginärer Staat" sei.
Und man kann es in den
gezielten Versuchen sehen,
zu behaupten, die
Tamimi-Familie wäre keine
'reale Familie', wie wir es
nicht weniger bei der
Behauptung des Abgeordneten
Michael Oren und seiner
parlamentarischen
Untersuchung zu dieser
'Frage' gesehen haben. Oren
brachte sich kürzlich selbst
in Verlegenheit mit einem
Post mit einem Spiegelbild
der Familie Tamimi, in dem
er behauptete, es könnte
nicht wirklich sein, da
Aheds Bruder Mohammed einmal
den und einmal den rechten
Arm in Gips hätte. Die
Familie Tamimi fragt sich
jetzt in der Tat, wie das,
"was als bizarrer Versuch
begann, dass wir gar keine
Familie wären, zu einer
Leugnung der Realität
verkommen ist".
Und beachten Sie, wie Ahed
Tamimi in ihrer bloßen
Resilienz und ihrem Mut,
ihrer Beibehaltung der Ruhe
und mit ihrem stolzen
Auftreten eine Situation
schafft, die Israelis zum
Wahnsinn treibt. Es ist, als
würde sie die Israelis immer
und immer wieder ohrfeigen,
nur dadurch, dass sie nicht
aufgibt. Und das bringt den
Fokus auf ein Musterbeispiel
der institutionellen
Unterdrückung und der
staatlichen Gewalt gegen
Kinder, die es schon die
ganze Zeit gegeben hat, aber
jetzt dank Ahed besondere
Aufmerksamkeit erhält.
Israel kann diese
Bloßstellung nicht
aushalten, und so sucht es
verzweifelt die
Unterdrückten zu
diskreditieren – aber jeder
Schritt, den es macht, zeigt
seine Korruption noch
deutlicher.
Machen wir uns keine
Illusionen – wir sehen
kolonialistische Gewalt, sie
ist direkt vor unseren
Augen. Die
Haaretz-Journalistin Amira
Hass hat es heute "jüdischen
Kolonialismus" genannt. In
der Tat, es ist Gewalt, die
im Namen des jüdischen
Staates ausgeübt wird. Und
das ist keine fake news. Es
geschieht wirklich.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
Ich
setze mich mit meinem
jüdischen Rassismus
auseinander - der
Aufruf eines Absolventen zu
jüdischen Studenten zur
israelischen Apartheidswoche
- Robert Cohen - 19.Februar
2018
Ein Aufruf an jüdische
Studenten für die
israelische Apartheidwoche
2018. Wir müssen über
jüdischen Rassismus reden.
Ich weiß, was du denkst. Wie
kann ich es wagen , uns
ein Volk, das so viel
Vorurteile, Hass und
Verfolgung durchlitten hat
und selbst
rassistische Haltung
eingenommen hat. Aber es
kommt heraus, dass unsere
vergangenen Erfahrungen
uns keinen Schutz liefern
und unser
Gemeinschaftsgedächtnis uns
hindern aber nicht helfen
kann. Dieses besondere
Gespräch ist dabei,
dringender zu werden, wenn
du ein jüdischer Student in
einer Universität in England
oder West-Europa, Nord-
Amerika oder Australien
bist.
Die 14. jährliche
israelische Apartheid- Woche
findet in aller Welt statt
von Ende Februar bis Mitte
April. Es finden Gespräche
statt und Filme werden
gezeigt und um die West Bank
zu verhöhnen, an den
Sicherheit-Checkpoints,
und der Trennungsmauer, um
die täglichen Unwürdigkeiten
für die Palästinenser in den
besetzten Gebieten
herauszustreichen. 30 Jahre
nach denen ich den
Schulabschluss gemacht
hatte, bin ich eingeladen
worden, um mit Studenten der
Manchester-Universität in
England über die besetzten
Gebiete zu sprechen. Es
würde eine Art
Heimkommen sein oder etwas
Ähnliches. Aber ich bin eine
sehr andere Art von Jude
geworden, im Vergleich zu
dem Juden, der 1988
von hier wegging.
Die Intensität der
LAW-Aktivitäten werden einen
Höhepunkt mit dem 70jährigen
Jahrestag der
palästinensischen Nakba
und der Schaffung des
Staates Israel haben. Noch
einmal: jüdische Studenten
werden sich selbst
unangenehm unter dem
Zionismus fühlen. Sie werden
sich eindeutig unangenehm
fühlen, da der Zionismus und
der jüdische Staat als
rassistisches Unternehmen
dargestellt wird.
Aber ist es fair, euch zu
brandmarken – junge Juden,
die ihr Israel unterstützt –
als Förderer und Verteidiger
des Rassismus.
Nun, um ganz offen zu sein,
ja, so ist es. Aber diese
einfache Antwort sagt nicht
alles, warum dies so ist
oder wie sich das so
entwickelt hat.
Ich habe nicht eine Minute
daran gedacht, junge Juden,
die Israel unterstützen,
sollten zusammen mit
Mitgliedern der britischen
Nationalpartei oder mit
Weißen Supremacisten
gebündelt werden. Das ist
faules Denken. Es macht
keinen Versuch, die
Ursprünge des Zionismus zu
verstehen oder den
augenblicklichen Ort
Israels im individuellen
jüdischen Leben zu
verstehen.
Trotzdem, jüdischer
Rassismus ist eine Sache.
Ich weiß darum aus eigenen
Erfahrungen, von meiner
eigenen Art des Denkens, als
ich 1980 Student in
Manchester war. Dieser
jüdische Strand von
Rassismus ist eine
unvermeidliche Konsequenz
des Erfolg-Zionismus, der
jüdische Identität
während der letzten 70 Jahre
gestaltete. Und falls wir
uns dem Rassismus
nicht stellen, den der
Zionismus geschaffen hat,
dann wird sich nichts
ändern, wenn es in einer
anderen Generation. zu
einem Israel/Palästina
kommt.
Weniger verdienstvoll
Die Wahrheit ist, alle Leute
sind für Denkwege
verletzlich, besonders die,
die andere weniger
verdienstvoll lassen als man
selbst. Das macht nicht alle
von uns zu Adolf Hitler. Es
macht uns nur menschlich.
Aber das macht uns auch
nicht ok. Wenn dies eine
Gruppe verstehen sollte,
dann wir, die jüdische
Gruppe.
Für sehr viele Juden – mich
eingeschlossen – sind die
andern die weniger
verdienstvollen gewesen –
die Palästinenser.
Ob bewusst oder nicht --
ihnen gegenüber argwöhnisch
– wir trauen ihnen nicht.
Wir sind davon überzeugt,
dass unser Bedarf größer ist
als der ihre.
Wir glauben, dass unser
Anspruch stärker ist und
kulturell bedeutsamer.
Wir sehen uns als
verletzlich – sie aber als
eine Bedrohung.
Wir handeln in gutem
Glauben, während sie
hinterhältig sind.
Wir fragen nur nach dem, was
wirklich uns gehört.
Während sie unvernünftige
Forderungen stellen.
Wir schützen uns und bauen
auf. Sie versuchen nur
uns zu zerstören.
Es ist eine Reihe von
Einstellungen und
Charakteranlagen, die
zusammen Rassismus
ergeben.
Lasst mich einige Beispiele
geben, wie sich dieser
jüdische Rassismus durch
Doppelstandard,
Ungereimtheiten und
Heuchelei darstellt.
Wenn man denkt, wir hätten
eine Verpflichtung, uns an
unsere Heimat zu
erinnern, während die
Palästinenser ermutigt
werden sollten die
ihre zu vergessen – das ist
Rassismus.
Wenn man sich unser
jüdisches Recht auf Rückkehr
nach 2000 Jahren Abwesenheit
bedenkt, so ist dies heilig
und nicht zu verleugnen,
aber das Recht auf Rückkehr
für Palästinenser und ihre
Nachkommen, die v on ihren
Heimen 1948 flohen, ist
illegal -- das ist
Rassismus.
Wenn man sich an die
Brutalitäten erinnert, die
gegen das jüdische Volk
während seiner Geschichte
ausgeübt worden sind, die
palästinensische Nakba aber
herunterspielt oder ablehnt
- so ist das
Rassismus.
Wenn man bedenkt, dass
jüdische Nationalbestimmung
ein unanfechtbares Recht
ist, die palästinensische
Selbstbestimmung aber
verhandelt werden muss oder
nur als Belohnung für gutes
Verhalten angeboten wird –
das ist Rassismus.
Ich realisiere, dass
eure Überzeugung von
Zionismus aus einem
religiösen Glauben an ein
göttliches Versprechen
kommt. Obgleich ich euch an
das Kleingedruckte erinnere,
das das Land für uns zu
unserm Land macht, wenn sie
das Gesetz des Moses halten.
Und ist euch bewusst, dass
euch in den letzten 2000
Jahren wir dieses durch
göttliches Recht als unser
Exil betrachten. dann müsst
ihr jede Neigung zum
Liberalismus, Demokratie,
Gleichheit oder Teilung von
Religion und Staat lassen.
Ihr könnt nicht alles haben.
Keine offiziellen Lektionen
Wenn ihr jüdisch innerhalb
einer jüdischen Gemeinde
aufwachst wie ich es tat,
wird der Zionismus und
Unterstützung für den Staat
nicht wie eine ideologische
Position empfunden, die
ihr als Vorkämpfer wählt.
Und da gibt es auch
keine offizielle Lektion in
palästinensischer
Diskriminierung. Doch
die Haltung, die zu
Anti-Palästinismus führt,
ist vorhanden.
Wenn ihr jüdisch aufwachst,
dann ist Zionismus
vorhanden. Er ist
grün. Es gibt keinen Grund,
ihn zu hinterfragen. Er ist
jüdische Geschichte, Kultur
und Religion und alles ist
in einer religiösen und
kulturellen Berechtigung
zusammengebunden. Zionismus
ist die reine Definition der
jüdischen Sicherheit. Ist
nach dem Holocaust der
Zionismus nicht nur der
jüdische gesunde
Menschenverstand geworden?
Wenn ihr euch mit der
Sprache der israelischen
Apartheid-Woche konfrontiert
seht, werdet ihr spüren,
dass dies etwas weit mehr
als eine politische
Unstimmigkeit ist. Dies ist
ein emotionaler Angriff
auf das, was du, deine
Familie, deine Gemeinde
bist, die dich groß gezogen
hat. Es ist ein Angriff auf
deinen Gefühl physischer
Sicherheit. Kein Wunder,
dass es so bedrohlich
erscheint. Kein Wunder, dass
du dich darüber aufregst.
Aber manchmal ist es gut,
aufgeregt zu sein.
Manchmal ist das
Aufgeregt-sein genau das,
was wir brauchen, um sich
mit der Wahrheit auseinander
zu setzen.
Unsere Antwort wählen
In Israels Apartheids-Woche
kommt der Moment, wo wir
anders denken. Wir können
wählen und wirklich
darüber nachdenken,
was es bedeutet und was es
mit sich gebracht hat. Wir
können unsern Vorurteilen
gegenübertreten und unserm
Rassismus begegnen. Wir
können uns selbst begegnen
und versuchen, unser
heutiges Verständnis der
jüdischen Identität,
jüdischen Sicherheit und des
Judentums selbst voran zu
bringen.
Mein Rat für jüdische
Studenten, die der
israelischen Apartheid-Woche
zuvorkommen, ist nicht
defensiv zu werden , sondern
verantwortlich. Geht zu den
Treffen und den Gesprächen,
nicht um zu streiten
oder zu pöbeln. Geht mit
Engagement hin, hört zu und
lernt.
Ja, ihr werdet es einseitig
finden; ihr werdet
anders denken; ihr werdet zu
wenig von unserer jüdischen
Geschichte und Erfahrung
verstehen. Ihr werdet
denken, dass Zionismus
unfair, verdreht ist und
kriminalisiert wird. Ihr
werdet euch ärgern, wie
unsere eigene Gemeinde
porträtiert wird. Ihr wollt
euch verteidigen, weil eure
Ansichten des Konfliktes und
seine Ursachen so anders
sind als jene um euch herum
Meine Anregung für
euch ist, dem Drang, sich zu
verteidigen und zu
erklären, zu widerstehen.
Es geht nicht darum,
Mitglieder aus der
britischen Nationalpartei
oder der Weißen
Suprenazisten zu gewinnen.
Das wäre ein faules Denken.
Macht keinen Versuch, die
Ursprünge des Zionismus zu
verstehen oder den
augenblicklichen Ort von
Israel im individuellen oder
allgemeinen jüdischen Leben.
Nichtdestotrotz ist der
jüdische Rassismus eine
Sache. Ich kenne ihn aus
eigener Erfahrung, von
meinen eigenen Demk-Wegen
der Vergangenheit, als ich
Student in Manchester war,
in der Mitte der 80er-Jahre.
Dieser jüdische
Rassismus-Strand ist eine
unvermeidbare Folge von
Erfolgen, die der Zionismus
damals hatte, als er die
jüdische Identität
während der letzten 70 Jahre
hatte. Und wenn wir nicht
dem Rassismus
entgegentreten, den der
Rassismus geschaffen hat,
dann wird sich nichts
ändern, wenn es sich um
Israel handelt.
Weniger schützenswert
Die Wahrheit ist, alle
Leute sind, was ihr Denken
betrifft, verletzlich – die
einen mehr als andere. Das
macht uns nicht zu Adolf
Hitler. Es macht uns nur
menschlich. Es macht uns
auch nicht okay. Falls
eine Gruppe dies verstehen
sollte, so sind wir es, das
jüdische Volk. Für
eine große Gruppe
Juden – mich eingeschlossen
for far too long the „less
deserving have been the
Palästinans…..
Lasst mich einige
Exemplare anbieten, wie
dieser jüdischer Rassismus
durch doppelten Standard,
Widerspruch und Heuchelei
spielt.
Quelle
(dt. E.Rohlfs)
Israels Militärgerichte
"demütigende
Scharade"
für Palästinenser - Ahed
Tamimis Fall hat die
doppelten Rechtssysteme
hervorgehoben, die Israel im
besetzten Westjordanland
einführt. - Jaclynn Ashly -
Nabi Saleh, besetztes
Westjordanland - Gegenüber
dem Haus des inhaftierten
palästinensischen Teenagers
Ahed Tamimi in Nabi Saleh
liegen die roten
Ziegeldächer der illegalen
israelischen Siedlung
Halamish auf der
angrenzenden Hügelkuppe.
Einwohner von Halamisch,
zusammen mit etwa 600.000
anderen Israelis, leben in
der besetzten Westbank unter
Verletzung des
internationalen Rechts.
Obwohl sie auf besetzten
palästinensischen Gebieten
leben, unterliegen Siedler
dem israelischen Zivilrecht,
Palästinenser dem
israelischen Militärrecht.
Die Nationalität und
Volkszugehörigkeit einer
Person bestimmt, welche
Gesetze für wen in der
Westbank gelten, haben
Rechtsgruppen festgestellt.
Tamimis Fall hat weltweit
für Schlagzeilen gesorgt und
diese Ungleichheiten, die
von vielen Gelehrten und
Analytikern als
gleichbedeutend mit
Apartheid bezeichnet wurden,
ins Rampenlicht gerückt.
Der Teenager wurde im
Dezember festgenommen,
nachdem ein Video, in dem
sie zwei israelische
Soldaten außerhalb ihres
Hauses verprügelt hatte,
viral wurde. Kurz zuvor
wurde ihr 15-jähriger Cousin
schwer verletzt, als
israelische Streitkräfte ihn
mit einer stahlummantelten
Gummigeschosse aus kürzester
Entfernung ins Gesicht
schossen.
Ihr Dorf Nabi Saleh, das für
seinen Aktivismus gegen die
Besatzung bekannt ist, ist
ein ständiges Ziel von
Überfällen und Festnahmen
durch israelische Soldaten.
Unter einem dualen
Rechtssystem werden
Palästinenser, die vor
israelischen
Militärgerichten stehen -
die von israelischen
Soldaten und Offizieren
geführt werden - viel härter
bestraft als ein Siedler,
der dasselbe Verbrechen
begeht und vor einem
Zivilgericht verhandelt
wird; manche werden
überhaupt nicht bestraft.
Palästinenser werden vor
Militärgerichten im Alter
von 16 Jahren als Erwachsene
vor Gericht gestellt,
während die Mehrheit der
Israelis mit 18 Jahren vor
Gericht gestellt wird.
Seit 2000 wurden mindestens
8.000 palästinensische
Minderjährige, darunter der
17-jährige Ahed, vor
israelischen
Militärgerichten angeklagt,
berichtet Defence for
Children International -
Palästina.
Aber ist die ungerechte
Behandlung von israelischen
Siedlern und Palästinensern
der Hauptpunkt, um dem Fall
von Ahed und tausenden
anderen Palästinensern, die
vor israelischen
Militärgerichten angeklagt
werden, den Boden zu
entziehen?
Laut Aheds Familie und
palästinensischen Experten
fehlt diese
Schlussfolgerung.
Stattdessen sei das gesamte
Gerichtssystem illegitim und
in einem jahrzehntelangen
Prozess der Kolonialisierung
verwurzelt.
"Unser Ziel ist nicht, dass
Ahed so behandelt wird wie
ein Siedler", erklärt Bassem
Tamimi, Aheds Vater.
"Diese Gerichte sind nur
eine Komponente von Israels
größtem Kolonialsystem."
"Demütigende Scharade"
Saad Nimr, ein
palästinensischer Professor
für Kulturwissenschaften an
der Birzeit-Universität in
Ramallah, erzählt Al
Jazeera, dass Israels
Gerichtssystem weit von
einem "unparteiischen
Prozess" entfernt sei.
In den meisten Fällen haben
die Urteile und
Verurteilungen nichts mit
den tatsächlichen Vorwürfen
zu tun, sondern werden
stattdessen von israelischen
Geheimdienstempfehlungen
diktiert.
"Sie haben eine Verhandlung,
bei der der Richter und der
Staatsanwalt alle
israelischen
Armeeangehörigen sind",
erklärt er.
Als Ergebnis der Besetzung
des Westjordanlandes durch
Israel über mehr als ein
halbes Jahrhundert "sind die
Beamten, die über Ihr
Schicksal entscheiden, im
Wesentlichen Ihre Feinde",
sagte Nimr.
Palästinenser werden vor
Israels Militärgerichten mit
einer Verurteilungsrate von
mehr als 99 Prozent
konfrontiert.
UHR: Warum werden Frauen aus
dieser palästinensischen
Familie verhaftet? (2:12)
Israel wechselt zwischen
militärischem und nationalem
Rechtssystem, um seinen
politischen Zielen zu
entsprechen, sagt Ilan
Pappe, ein israelischer
Akademiker aus der Linke, zu
Al Jazeera.
Nach internationalem Recht
ist es Israel gestattet, in
den von ihm besetzten
Gebieten Militärgerichte zu
benutzen. Im Kontext der
israelischen Besatzung
besteht der Zweck der
Gerichte jedoch darin, "eine
Fassade zu schaffen und zu
legitimieren, was sie
[Israelis] tun", sagte
Pappe.
Während die Palästinenser im
besetzten Westjordanland ein
Militärgerichtswesen
durchlaufen müssen, das ihre
Inhaftierung fast
garantiert, treffen Israels
politische Entscheidungen im
Westjordanland - wie der
Aufbau illegaler Siedlungen
- häufig im innerstaatlichen
israelischen Recht zu.
Die Gerichte seien eine
"erniedrigende Scharade",
sagte Pappe. Sie sollen die
Illusion schaffen, dass die
Palästinenser das Recht auf
einen Prozess haben und sich
verteidigen können, sagt er.
"Aber wirklich, es ist ein
unheilvoller Prozess, der
absolut keine Bedeutung hat,
abgesehen davon, dass es
eine bürokratische
Selbstrechtfertigung für das
System ist, das zu tun, was
es tun will."
Ein System der Kontrolle
Israels Gründung als Staat
im Jahr 1948 führte zur
Vertreibung von mehr als
750.000 Palästinensern und
dem Tod von Hunderten mehr,
die unter den Palästinensern
als " Nakba " oder
"Katastrophe" bezeichnet
werden.
18 Jahre lang waren die
Palästinenser, die in dem
Gebiet blieben, das Israel
wurde, militärischem Recht
in Form von Ausgangssperren,
Reisebeschränkungen und
willkürlicher Inhaftierung
ohne faires Verfahren
unterworfen.
Diese Palästinenser, die
damals etwa 120.000 Menschen
zählten, seien "in ihren
Dörfern eingesperrt", so
Nimr, der Professor in
Ramallah.
Ähnlich wie die gegenwärtige
Realität im besetzten
Westjordanland und im
Gazastreifen waren sie
gezwungen, israelische
Genehmigungen für Reisen
außerhalb ihrer Dörfer zu
beantragen.
Israels Militärherrschaft
über palästinensische Bürger
Israels wurde erst 1966
aufgehoben, ein Jahr bevor
Israel dieses System in die
Westbank und nach Gaza
übertrug, um die Millionen
von dort lebenden
Palästinensern zu
kontrollieren.
Israel hat inzwischen ein
komplexes Polizeisystem in
der Westbank eingerichtet,
das darauf abzielt,
"entweder die
palästinensische Bevölkerung
zu verkleinern" oder den
Raum zu verkleinern, in dem
die Palästinenser leben
können, während sie ihre
Bewegung einschränkt, sagt
Pappe.
"[Israel] hört ständig auf
die Häuser und Gespräche der
Menschen. Sie werden täglich
überwacht, manchmal
stündlich, um
sicherzustellen, dass Sie
nicht widerstehen können,
was ein normaler Mensch
nicht tolerieren würde."
"Brich uns von innen"
Wie tausende andere vor
ihnen werden Ahed und ihre
Mutter Nariman in einem
Gericht vor Gericht
gestellt, in dem das gesamte
Verfahren in Hebräisch
abgewickelt wird, eine
Sprache, die die meisten
Palästinenser in den
besetzten Gebieten nicht
lernen und nicht verwenden.
"Der Sinn von all dem ist,
dass Sie sich völlig
machtlos fühlen", sagte
Manal Tamimi, Aheds
Verwandter gegenüber Al
Jazeera. Die Palästinenser
müssen ihr volles Vertrauen
in einen vom Gericht
ernannten Übersetzer setzen.
Manal, die drei Mal von
israelischen Streitkräften
für ihren politischen
Aktivismus verhaftet wurde,
sagt, dass "man nie sicher
sein kann, dass der Beamte
deine Worte genau
übersetzt".
"Man fühlt sich verloren und
verwirrt", sagt sie.
Im Gefängnis ist es noch
schlimmer, erklärt Manal.
"Die Wachen werden vor dir
stehen. Du weißt, dass sie
über dich reden und dass sie
dein Schicksal entscheiden
können, aber du verstehst
nichts."
"Es ist eine Möglichkeit für
Israel, uns von innen zu
brechen", sagte sie.
Eine der beunruhigten
Polizeitaktiken Israels, mit
denen Palästinenser
kontrolliert werden, ist
laut Manal die gezielte
Anwerbung von Kindern aus
politisch aktiven Familien.
Ähnlich wie andere Bewohner
von Nabi Saleh tauchte sie
jedes Mal, wenn Manal aus
dem Gefängnis entlassen
wurde, mit der gleichen
Entschlossenheit auf, die
sie vor dem Eintreten hatte,
sagt sie.
Als jedoch ihre Söhne
Mohammad (18) und Osama (21)
letzten Monat von
israelischen Streitkräften
festgenommen wurden, wurde
Manals Welt auf den Kopf
gestellt.
"Wenn [Israel] deine Kinder
nimmt, machst du dir jeden
Moment Sorgen um sie. Du
denkst ständig darüber nach,
ob sie misshandelt werden
oder ob ihnen kalt ist."
Laut Pappe werden diese
Taktiken benutzt, um
Palästinenser zum
"Einschüchtern" zu zwingen
und niemand ist tabu. Die
Inhaftierung und der
Missbrauch von Frauen,
Kindern und älteren Menschen
seien Teil von Israels
Versuchen, Familien
einzuschüchtern, sagt er.
"Palästinensern wird auf
vielerlei Weise gesagt - ob
durch physische oder mentale
Einschüchterung - wer die
Kontrolle hat [...] Sie
werden diese Botschaft durch
Demütigung und Missbrauch
geschickt, um die
Palästinenser zu zähmen, die
israelische Herrschaft zu
akzeptieren."
Osama und Mohammad stehen
nun vor der gleichen Tortur
wie ihre Verwandten.
"Es gibt keine Gerechtigkeit
in diesen Gerichten", sagt
Bassem, Aheds Vater, zu Al
Jazeera und schaut in seiner
Wohnung auf Plakate seiner
inhaftierten Frau und
Tochter.
"Das Ziel der Gerichte
besteht einzig und allein
darin, den Palästinensern zu
zeigen, dass Israel die
vollständige Kontrolle über
unser Leben hat."
QUELLE: Al Jazeera
Nachrichten
Iran will
6 Millionen Juden vernichten
– Netanyahus Münchner
Tirade, unterbrochen
- Jonathan Ofir -
22.02.2018 - Netanyahu, was
für eine Rede hat Du am
Sonntag bei der
Sicherheitskonferenz in
München gehalten! Du hast
sogar ein Stück der
abgeschossenen iranischen
Drohne mitgebracht und
direkt mit einem Angriff auf
den Iran gedroht.
Erlaube mir, Deine Rede im
Nachhinein zu unterbrechen.
Du hast damit begonnen, auf
die Geschichte von München
hinzuweisen – zuerst die
letztere mit dem Massaker an
den jüdischen
Olympia-Athleten 1972, aber
vielleicht noch wichtiger
für Deine These das Münchner
Abkommen von 1938. Dieses
Vorkriegs-Abkommen wird oft
als "Appeasement"
(Beschwichtigung)
bezeichnet, in dem
Deutschland die
Legitimierung für seine
Annexion des
tschechoslowakischen
Territoriums gegeben wurde,
das Deutschland Sudetenland
nannte. Du hast diese
Anekdote benutzt, um sie auf
den Iran zu beziehen. Die
Logik besteht darin, dass
die Beschwichtigung von
Tyrannen geradezu verrückt
ist.
"Die Konzessionen an
Hitler haben das Naziregime
nur ermutigt und ihm
ermöglicht Europas zu
erobern. Anstatt einen Weg
zu suchen, der den Krieg
verhindert oder zumindest
sein Ausmaß begrenzt haben
könnte, haben diese
gutmeinenden Politiker einen
größeren Krieg unvermeidlich
und weit kostspieliger
gemacht."
Du weißt, dass Israel
ebenfalls eine ganze Menge
Konzessionen wegen
Resolutionen und dem
Völkerrecht bekommt, sodass
ihm einfach erlaubt wird sie
nicht zu befolgen, und das
führt nicht gerade zum
Frieden. Aber zurück zu
Deiner Rede und dem Iran,
den angeblichen "Nazis".
Ah, Du hast darauf
hingewiesen, dass "Iran
nicht Nazi-Deutschland" ist.
Was sind dann die
Unterschiede, Netanyahu?
"Es gibt viele
Unterschiede zwischen den
beiden, die einen waren die
Verfechter einer
Herren-Rasse, die anderen
Verfechter eines
Herren-Glaubens."
Du sagst also, dass es bei
den Nazis um die
Vormachtstellung der Rasse
geht und beim Iran um die
Vormachtstellung der
Religion, stimmt?
Aber Netanyahu, auf Deinen
Staat, den jüdischen Staat,
kann man beides anwenden:
einen rassischen Aspekt, der
nur Juden nationale Rechte
einräumt, und einen
religiösen, im Sinne von
"jüdisch". Das ist auch ein
Problem.
Entschuldige die
Unterbrechung. Sprich
weiter!
"Juden im Iran werden
nicht in die Gaskammern
geschickt."
Sicher nicht, Netanyahu. Ja,
sogar CNN hat vor drei
Jahren (als Du versucht
hast, das Abkommen mit dem
Iran kaputt zu machen)
bemerkt, dass Ayatollah
Khomeini "eine Fatwa, ein
religiöses Dekret, erlassen
hat, in der er sagt,
iranische Juden seien anders
als die in Israel und
sollten als integraler Teil
der Islamischen Republik
betrachtet werden".
Juden sind also im Iran
tatsächlich geschützt. Das
iranische Regime ist offen
anti-zionistisch, aber das
heißt nicht, dass es
antisemitisch ist. Das hast
Du natürlich nicht erwähnt,
das ist ein bißchen zu
komplex für Deine simple
Botschaft. Aber sprich
weiter.
"... und es gibt
natürlich viele weitere
Unterschiede... Aber es gibt
auch einige auffallende
Ähnlichkeiten. Iran erklärt
offen, dass es beabsichtigt
Israel mit seinen 6
Millionen Juden zu
vernichten."
Ok, stopp hier! Ich hab sie
verstanden, die
Holocaust-Karte. Aber wollen
sie wirklich sechs Millionen
Juden in Israel vernichten?
Überprüfen wir das mal.
Netanyahu, Du weißt, dass
iranische Führer oft,
ehrlich gesagt, ganz
systematisch falsch
übersetzt werden. Professor
Virginia Tilley schrieb
darüber einen Artikel mit
dem Titel "Ahmadinedjad
Worte in den Mund legen".
Tilley schreibt:
"Das infamste Zitat:
'Israel muss von der
Landkarte getilgt werden'
ist am eklatantesten falsch.
Mr. Ahmadindjad hat nie das
Wort "Landkarte" oder den
Begriff "getilgt" verwendet.
Nach Experten für Farsi wie
Juan Cole und sogar
rechtsstehenden Diensten wie
MEMRI war das, was er in
Wirlichkeit gesagt hat:
"Dieses Regime, das
Jerusalem besetzt, muss von
der Seite der Zeit (from the
page of time) verschwinden."
Was hat er gemeint? In
seiner Rede auf der
jährlichen
anti-zionistischen Konferenz
war Ahmadinedjad
prophetisch, er hat nicht
gedroht. Er hat Imam
Khomeini zitiert, der diesen
Satz in den 1980er Jahren
sagte (einer Zeit, in der
Israel dem Iran Waffen
verkaufte, also damals nicht
als so schrecklich angesehen
wurde). Mr. Ahmadinedjad
erinnerte seine Zuhörer nur
daran, dass das Shah-Regime,
die Sowjetunion und Saddam
Hussein überaus mächtig und
unerschütterlich zu sein
schienen, trotzdem sind die
beiden ersten ohne Widerruf
verschwunden, und der dritte
schmachtet jetzt im
Gefängnis. So wird auch das
"Besatzungsregime" in
Jerusalem eines Tages gehen.
Seine Botschaft war im Kern:
'Auch dieses wird gehen.'
Jetzt wirst Du, Netnyahu,
denken, dass ich semantisch
bin. Weil ich darauf
hinweise, dass die
iranischen Führer im Grunde
den Wunsch nach einem
Regimewechsel ausdrücken.
Findest Du das merkwürdig,
Netanyahu? Schließlich hast
Du im letzten Absatz Deiner
Rede gesagt:
"Ich bin überzeugt, dass
das iranische Regime eines
Tages fallen wird, und wenn
es fallen wird, dann wird
der große Frieden zwischen
dem alten jüdischen Volk und
dem alten iranischen Volk
wieder blühen."
Netanyahu, mit diesem
Statement spiegelst Du das
Statement von Khomeini und
Ahmadinedjad wieder.
Du hast ein Stück Metall von
der abgeschossenen
iranischen Drohne
mitgebracht. Ich weiß, das
ist ein visueller Trick, um
unsere Aufmerksamkeit zu
bekommen. Ich weiß nicht, ob
das besser war als Deine
lächerliche Präsentation
einer Bomben-Karikatur vor
den UN 2012. Du hast Dich
direkt an den iranischen
Außenminister gewandt:
"Mr. Zarif, erkennen Sie
das? Sie sollten es. Es
gehört Ihnen. Sie können es
zurücknehmen mit einer
Botschaft an die Tyrannen
von Teheran: Stellen Sie
Israels Entschlossenheit
nicht auf die Probe."
Beängstigend. Eine im Iran
hergestellte Drohne ist
angeblich in den
israelischen Luftraum
eingedrungen (es spielt
keine Rolle, dass der Golan
zur Zeit besetztes syrisches
Territorium ist). Was ist
mit den in Amerika
hergestellten Flugzeugen,
die Syrien in den letzten
Jahren wiederholt
bombardiert haben? Und wie
lächerlich würde es Dir
vorkommen, wenn zum Beispiel
Assad auf die abgeschossene,
in Amerika hergestellte F-16
anspielen und den
Amerikanern sagen würde:
"Stellen Sie Syriens
Entschllossenheit nicht auf
die Probe"? Ja, Syrien ist
mit dem Iran verbündet, so
wie Du mit den USA verbündet
bist.
"Warum verweigert das
iranische Regime seinem Volk
die Hoffnung und den
Respekt, indem es
Journalisten und Aktivisten
inhaftiert?"
Und warum verweigerst Du den
Palästinensern die Hoffnung,
in dem Du ihre Kinder
einsperrst, ebenso wie
Journalisten und Aktivisten
- sogar solche, die
israelische Staatsbürger
sind?
Du beklagst die Exekutionen
im Iran. Ich stimme mit Dir
überein, das muss aufhören.
Aber beendest denn Du
wirklich die
außergerichtlichen
Exekutionen von
Palästinensern, und hat es
auch keinerlei Bedeutung,
dass sogar nicht-jüdische
Staatsbürger
außergerichtlich exekutiert
werden dürfen wie im Fall
von Yaqub Musa Al-Qia'an
während der ethnischen
Säuberung seines
israelischen
Beduinen-Dorfes?
Und wenn wir schon über
Exekutionen sprechen, dann
sprechen wir auch über
Saudi-Arabien. Das ist einer
der größten Exekuteure der
Welt, und es wendet das
Kopf-Abschlagen an. Im
Oktober hat Amnesty
International berichtet,
dass "die saudische
Regierung seit Juli 2017 auf
einem Exekutionstrip mit
durchschnittlich 5 Personen
pro Woche war". Manchmal
wendet sie die Todesstrafe
wegen politischen
Protestaktionen an. Was
hältst Du jetzt von
Saudi-Arabien?
Jetzt hat es eine
positive Konsequenz von der
zunehmenden Aggression des
Iran in der Region gegeben.
Sie hat Araber und Israelis
einander näher gebracht als
jemals.
Ja, wir wissen es.
Die Medien erzählen uns, es
ist ein "offenes Geheimnis",
dass die
israelisch-saudischen
Beziehungen florieren, sie
sind tatsächlich "mindestens
über fünf Jahre" mit
direkten Treffen fortgeführt
worden. NBC berichtet: "Der
israelische Geheimdienst-
und Transportminister,
Yisrael Katz, hat den
saudisch-arabischen Köig
Salman ersucht, Netanyahu
nach Riad einzuladen, um
volle diplomatische
Beziehungen aufzunehmen". Es
ist derselbe Katz, der
"gezielte zivile
Eliminierungen" von
BDS-Führern gefordert hat,
speziell von Omar Barghouti.
Katz versteht die Saudis
sehr gut... NBC zitiert auch
Verteidigungsminister
Avigdor Lieberman, der auf
"volle diplomatische und
wirtschaftiche Beziehungen"
mit arabischen Staaten
dringt. Lieberman kann die
Saudis sehr gut verstehen.
Auch er fordert, "illoyalen"
Palästinensern den Kopf
abzuschlagen ( so wie auch
sie im Toten Meer zu
ertränken, eine Option, die
die Saudis zugegebenermaßen
nicht haben).
Aber abgesehen von dem
allen, Du versucht einen
Holocaust zu verhindern, so
habe ich Dich verstanden.
"Wir werden nie vergessen
und werden nie erlauben,
dass die historische
Wahrheit umgeschrieben
wird."
Macht nichts, dass Du selbst
die Geschichte bei genau
diesem Kapitel umgeschrieben
hast, indem Du Hitlers
'Endlösung' dem
palästinensischen Großmufti
zugeschrieben hast. Du hast
diese Stelle sogar in
Hebräisch wiederholt:
"Wir werden nicht
vergessen; wir werden nicht
vergeben; wir werden immer
für die Wahrheit kämpfen."
Und jetzt erzählst Du uns,
es gehe um die Drohung eines
globalen Holocaust.
"Wenn der Iran einmal mit
nuklearen Waffen bewaffnet
ist, wird seine Aggression
ungebremst sein und wird die
ganze Welt erfassen. Schauen
Sie, was sie jetzt gerade
tun, noch bevor sie
Nuklearwaffen haben. Stellen
Sie sich vor, was sie später
tun werden, wenn ihnen
verboten wird, welche zu
haben."
He, warte einen Augenblick.
Israel passt genau in diese
Schublade. Es hat
Nuklearwaffen (darf ich das
schon sagen?). Und schau,
was Israel macht, wenn es
welche hat. Wir brauchen uns
das nicht einmal
vorzustellen. Kinder im
Gazastreifen werden ohnehin
schon mit 1-Tonnen-Bomben
abgeschlachtet.
Ja, die nukleare Kapazität
hat in der Tat eine
abschreckende Wirkung auf
jeden, der versuchen will
Israel in Schach zu halten.
Schließlich bleibst Du dabei
der Welt einzuschärfen, dass
Du "durchdrehen", "wild
werden", "verrückt werden"
kannst usw.
Aber Netanyahu, ich bin
nicht wirklich überzeugt. Du
scheinst verzweifelt zu
sein, ich frage mich, welche
Motive Du hast, ob sie
wirklich ehrlich sind. Ich
denke, dass diese ganze
Rhetorik auch im
Zusammenhang mit Deinen
Korruptionsskandalen stehen
kann, und dass sie ein
Mittel ist von ihnen
abzulenken.
Ich muss sagen, ich bin
etwas besorgt darüber, was
Du am Ende machen kannst.
Denn Führer wie Du, die
dermaßen verzweifelt sind,
können einfach einen Krieg
beginnen und ein bißchen
"wild werden", wenn die
ganze Hölle auf sie
hereinzubrechen scheint.
Quelle:
http://www.mondoweiss.net/2018/02/annihilate-netanyahus-interrupted/
Übersetzung: K. Nebauer
Finkelstein über Gaza:
Wer oder was hat ein Recht
zu leben? - Judith Deutsch
- 21.02.2018 - Gaza:
An Inquest into its
Martyrdom (Vlg. Verso,
2018) ist ein
außergewöhnliches Buch. Es
ist außerdem schwierig zu
lesen. In seinem Vorwort
schreibt Finkelstein, dass
dieses Buch "ein
anspruchsvolles, mühsames
Unterfangen war, geboren aus
einer instinktiven
Verabscheuung der
Falschheit, vor allem wenn
sie in den Dienst der Macht
gestellt wird und
menschliches Leben auf dem
Spiel steht." Er schreibt,
dass "Gaza von einer großen
Lüge handelt, die sich aus
tausenden, oft scheinbar
abstrusen und schwer zu
durchschauenden kleinen
Lügen zusammensetzt." Seine
sorgfältige Untersuchung der
Gräueltaten Israels und der
moralischen Verderbtheit in
den Hilfsorganisationen
verlangt Antworten darauf,
wer oder was ein Recht hat
zu leben.
Das Buch untersucht primär
die offiziellen Berichte
über die Operation
Gegossenes Blei (2008-09),
die Mavi Marmara (2010) und
die Operation Starker Fels
(2014). Finkelstein schreibt
diese Angriffe teilweise der
Absicht Israels zu nach
seiner Niederlage gegen die
Hizbollah 2006 seine
Abschreckungskapazität zu
testen. Es taucht ein Muster
der betrügerischen
Provokationen Israels auf,
das die eigene Aggression
verscheiert,
unverhältnismäßige
militärische Gewalt anwendet
und auf Zivilisten zielt,
scheinbare Rechtmäßigkeit
und Lügen, die Israel
entlasten und immer größere
Brutalität erlaubt. Die
Dahiya-Doktrin bezieht sich
auf Israels Militärstrategie
unmittelbar, entschlossen
und unverhältnismäßig zu
agieren. Dahiya ist ein
Vorort von Beirut, der von
Israel 2006 dem Erdboden
gleich gemacht wurde.
Der Operation Gegossenes
Blei gingen israelische
Angriffe voraus, die Gazas
Infrastruktur zerstörten,
Operationen mit grausamen
Bezeichnungen, 2004 die
Operation Regenbogen, 2004
Operation Tage der Buße,
2006 die Operationen
Sommerregen und
Herbstwolken, 2008 Operation
Heisser Winter. Nach dem
demokratischen Wahlsieg der
Hamas 2005 verhängte Israel
als Strafe eine Blockade,
von der der
UN-Sonderberichterstatter
John Dugard sagte, es sei
das erste Mal gewesen, dass
über ein besetztes Volk
Sanktionen verhängt wurden,
und dass dies eine
Verletzung größerer
Resolutionen des
UN-Sicherheitsrates und der
UN-Generalversammlung sowie
eine Entscheidung des
Internationalen
Strafgerichtshofs war.
Israel griff eine zivile
Bevölkerung an, die in ihrem
Territorium eingesperrt und
durch eine zerstörte
Wirtschaft bereits dezimiert
war.
Israel griff Gaza mit der
entwickeltsten Luftwaffe der
Welt an, flog ungefähr 3.000
Einsätze und warf 1000
Tonnen Sprengstoff ab. Der
US-Senat unterstützte den
Angriff einhellig und das
Haus stimmte mit 390 zu 5
(dafür). Tomas Friedman,
Kolumnist der New York
Times, "schloss sich dem
Chor der Hallelujas während
der Op. Gegossenes Blei an"
und "drückte (seine)
Hoffnung aus", Israel würde
"die Hamas 'erziehen', indem
es den Militanten der Hamas
einen hohen Blutzoll
abverlangt und der
Bevölkerung Gazas schweres
Leid zufügt".
Außenministerin Tzipi Livni
"erklärte mitten in der Op.
Gegossenes Blei unverfroren,
es gäbe im Gazastreifen
'keine humanitäre Krise'".
Der Direktor der UNRWA
beschrieb, was für die
Fotografen und
Nachrichtensender, die
Augenzeugen waren, eindeutig
war: "Wir haben eine
Katastrophe, die sich für
die zivile Bevölkerung in
Gaza anbahnt... Sie sind
eingeschlossen, sie sind
traumatisiert, sie werden
terrorisiert." Was auch
offensichtlich war, war dass
Israel systematisch die
zivile Infrastruktur Gazas
angriff. 1.400 Zivilisten
wurden getötet, davon 350
Kinder.
Amnesty International und
der Goldstone Bericht
stellten fest, dass
israelische Soldaten und
nicht die Hamas Zivilisten
als menschliche
Schutzschilde mißbrauchten.
Der Goldstone Bericht fand,
dass vieles von der
Zerstörung geplant und in
einer militärischen Doktrin
verankert war. Der Bericht
erklärte, dass der Angirff
"einen vorsätzlich
unverhältnismäßigen Angriff
(darstellte), der geplant
war, um eine zivile
Bevölkerung zu bestrafen, zu
demütigen und zu
terrorisieren..." Der
Bericht zollte auch "dem
Durchhaltevermögen
(resilience) und der Würde
der Menschen von Gaza
Anerkennung". Er empfahl,
einzelne Staaten (sollten)
"in nationalen Gerichten
strafrechtliche Ermittlungen
einleiten und dazu das
Weltrechtsprinzip (universal
jurisdiction) anwenden ...".
Er beobachtete die
"anscheinend vorsätzliche
Grausamkeit " Israels
gegenüber Kindern.
Am 1. April 2011
distanzierte sich Goldstone
von dem "vernichtenden
UN-Bericht über Israels
Verbrechen, der seinen Namen
trägt". Die Qintessenz
seines Widerrufs war, dass
Israel keine
Kriegsverbrechen begangen
habe und uneingeschränkt in
der Lage sei,
Völkerrechtsverletzungen zu
untersuchen. Die anderen
drei Ermittler gaben eine
Erklärung ab, in der sie die
ursprünglichen Ergebnisse
des Berichts ausdrücklich
bestätigten. Finkelstein
geht detailliert in die
Einzelheiten von Goldstones
Widerruf, der im
Wesentlichen Israels
Ausreden rechtfertigt: dass
Israel nicht Zivilisten
angriff, sondern zivile
Todesopfer auf Versehen
beruhten oder
Kollateralschaden bei den
Angriffen auf Militante
waren, und dass seine
massive Zerstörungswut
gerechtfertigte
Selbstverteidigung war.
Goldstone schrieb seinen
Widerruf einem Drohnenfoto
des Wohnhauses der Familie
Al-Samouni zu, die Israel
als Beweis 22 Monate nach
dem Massaker an 29
Mitgliedern der Familie
vorlegte. Mehrere
Familiemitglieder waren in
Wirklichkeit beim Sammeln
von Feuerholz, aber das
verschwommene Foto zeigte
angeblich, dass sie
Raketenwerfer trugen.
Israelische Soldaten, die in
der Nähe des Hauses
stationiert waren, hatten
sogar den kommanierenden
Offizier, Leutnant Malka,
vorgewarnt, dass die
Al-Samounis Zivilisten
wären. Die israelische
Untersuchung machte geltend,
dass das Massaker nur ein
"Versehen" war. Durch seine
Ermittlungen wußte Goldstone
aus Zeugenaussagen von
Soldaten genau, dass sie die
Erlaubnis hatten,
"durchzudrehen", "wahnsinnig
zu werden", "irrsinnig",
"alles auf ihrem Weg zu
zerstören" und "alles zu
töten, was sich bewegt".
John Dugard, vorheriger
UN-Sonderberichterstatter,
erklärte, dass "es
keine neuen Fakten gibt, die
Israel entlasten und dazu
geführt haben können, dass
Goldstone seine Meinung
änderte." Finkelsteins
Urteil: "Auf einen Schlag
fügte Goldstone der Sache
der Wahrheit, der
Gerechtigkeit und des
Rechtsprinzips nicht wieder
gutzumachenden Schaden zu...
Er vergiftete die
palästinensisch-israelischen
Beziehungen, untergrub die
mutige Arbeit israelischer
Dissidenten, und – am
wenigsten verzeihlich – er
vergrößerte das Risiko eines
weiteren erbarmungslosen
Angriffs der IDF. ...Die
einzigartige Bedeutung von
Goldstones Widerruf war,
dass er die Erlaubnis
Israels zu töten (Israel's
license to kill) erneuerte."
Israels Mord an neun
Passagieren auf der Mavi
Marmara, die zur
Gazaflotille gehörte, die
die Blockade Gazas
durchbrechen wollte, folgte
demselben Muster wie bei den
früheren Angriffen: Israel
bezeichnete seine Opfer als
Terroristen; der im Voraus
geplante Angriff durch
israelische Kommandos war
enorm unverhältnismäßig. Die
Kommandos eröffneten das
Feuer auf unbewaffnete
Passagiere mit Tränengas,
Nebel- und Schockgranaten
und scharfer Munition.
Israel ernannte Jakob
Turkel, einen ehemaligen
Richter am israelischen
Obersten Gerichtshof, zum
Vorsitzenden der
Untersuchung durch Israel,
und UN-Generalsekretär
ernannte den korrupten und
kriminellen kolumbianischen
Präsidenten Alvaro Uribe zum
Vorsitzenden eines
UN-Ausschusses. Nach den
offiziellen Untersuchungen
bewaffneten sich die
"Shaheeds", um Israelis zu
töten, aber es gelang ihnen
nicht einmal die zu töten,
die in ihrem Gewahrsam
waren, während die Israelis
"alle Vorsichtsmaßnahmen
trafen und alle
Zurückhaltung übten, um
niemanden zu töten, aber es
endete mit der Tötung von
neun Menschen". Der
UN-Bericht erfand eine
neuartige juristische
Fiktion, indem er zwischen
Land- und Seeblockade
unterschied, als ob Boote
für den Waffenschmuggel da
wären und rechtfertigte
damit die Seeblockade und
den Angriff auf die Mavi
Marmara. "Es muss der erste
sein... dass ein Bericht mit
ihrem (der UN) Imprimatur
die Opfer eines mörderischen
Angriffs verleumdete, weil
sie ein Licht auf das
permanente Verbrechen gegen
die Menschlichkeit werfen
wollten."
Die Operation Starker Fels
(2014) war das tödlichste
Massaker. Wieder provozierte
Israel und ergriff eine
zeitlich passende
Gelegenheit für den Angriff.
Israel ermordete den
Militärchef der Hamas, Ahmed
Jabari, und verschärfte
Rassismus und Paranoia in
Israel durch seine
Verschleierung der Fakten
bezüglich der Tötung von
drei jungen Siedlern. Der
arabische Frühling wurde zum
arabischen Winter, Ägypten
schloss wieder die Grenze zu
Gaza. Der Abschuss eines
malaysischen Flugzeugs
lenkte die Aufmerksamkeit
von Israel ab, und Israel
bombardierte Stunden später
Gaza.
Die Unverhältnismäßigkeit
ist offensichtlich. Hamas
tötete 73 Israelis, von
denen nur 8% Zivilisten
waren, während Israel 2.200
Gazaner tötete, von denen
ganze 70% Zivilisten waren.
Israel tötete 550 [neueste
Zahl ist 556] Kinder, und
Hamas tötete ein
israelisches Kind. Die Quote
der zerstörten zivilen
Wohnhäuser war 18.000:1.
Außerdem zerstörte Israel
lebenswichtige Infrastruktur
und ließ die Gazaner ohne
Versorgung mit Strom,
Trinkwasser und
medizinischer Hilfe.
Finkelstein analysiert die
größeren
Untersuchungsberichte. Die
Untersuchungen über die
Operation Starker Fels
sowohl von Amnesty als auch
vom UN-Menschenrechtsrat
wollten Israel nicht
beschuldigen
Kriegsverbrechen und
Verbrechen gegen die
Menschlichkeit begangen oder
die UN-Charta oder die
Genfer Konventionen verletzt
zu haben. Diese Berichte
gehen empörenderweise von
einem gleichen Leiden der
Gazanern und der
israelischen Juden aus.
Dieser Beschönigung
schließen sich UNICEF, der
Herausgeber des
medizinischen Journals The
Lancet, Richard Horton,
Jacques de Maio vom
Internationalen Komitee des
Roten Kreuzes und der
frühere Chefankläger des
Internationalen
Strafgerichtshofs, Luis
Moreno-Ocampo an, der viel
Lob für Israels Beachtung
des "Rechtsgrundsatzes"
hatte. Der Internationale
Strafgerichtshof, der zuvor
die Siedlungen als illegal
erklärt hatte, behauptete
ausweichend, die Operation
Starker Fels wäre "hoch
kompliziert", worauf
Finkelstein fragt, "wo die
Kompliziertheit liege: war
es, als Israel 100
Eintonnenbomben auf Shja'iya
oder als es wahllos 20.000
hochexplosive Granaten auf
dicht bevölkerte zivile
Gebiete abwarf?"
Diese Untersuchungen
glaubten Israels
Behauptungen, es habe nur
auf "Militante" gezielt.
Finkelstein kommentierte:
"Nach diesen Beweisstandards
konnte Amnesty [...] nicht
feststellen, dass Israel,
das seine Kommission nicht
anerkannte, Kriegsverbrechen
begangen hätte." Amnesty
akzeptierte Israels interne
Untersuchung, die
"herausfand, dass die
Angriffe nach (den
Bestimmungen) des
internationalen Rechts
durchgeführt wurden". Der
UN-Menschenrechtsrat
akzeptierte sogar Israels
Ausreden wegen der Tötung
von 18 Personen bei der
Schule von Beit Hanoun.
Finkelstein: Israel hat
nicht "alle möglichen
Vorkehrungen getroffen, um
Zivilisten zu schützen,
obwohl es alle möglichen
Vorkehrungen traf, um sie
für ein Blutbad in Position
zu bringen (set up)".
Sowohl Freud als auch Marx
untersuchten die
Verdrehungen eines Denkens,
bei dem Abstraktionen als
Material oder beseelte Dinge
behandelt werden, eine
Beobachtung, die in vielen
politischen Diskursen
scheinbar verloren gegangen
ist. Die krassesten
Beispiele dafür sind, dass
der "Staat" und
"Unternehmen" oder sogar der
"Planet" ein Recht haben zu
existieren, nicht aber
Menschen. Finkelsteins
Untersuchung beschäftigt
sich mit sittlich
verdorbenem,
individuellem Verhalten, das
in der Verbindung mit
mächtigen Institutionen
glaubwürdig und durchsetzbar
gemacht wird. Israels
grausame Massaker sind kaum
die ersten. In der Zeit nach
dem Kalten Krieg
bombardierten die USA 1991
Bagdad, die darauffolgenden
UN-Sanktionen führten zu
einer halben Million toter
Kinder und die Belagerungen
von Falludja gehörten zu
vielen anderen Gräueltaten,
die zeigen, dass es leicht
ist mit Mord ungestraft
davonzukommen. Welches sind
die Kräfte innen und außen,
die gegen das Zusammenspiel
mit Mord protestieren?
Manche Institutionen (immer
von und für Menschen
geschaffen) sind inhärent
und historisch für das
menschliche Leben
zerstöerisch, wie Militär,
Unternehmen und eine Reihe
Finanzinstitutionen sowie
vielleicht der
UN-Sicherheitsrat, während
bei anderen Institutionen
Schwankungen dokumentiert
werden bzw. die veränderbar
sind.
In der Welt von heute müssen
Staaten nach den Todesfällen
beurteilt werden, die sie
innerhalb oder außerhalb
ihrer Grenzen verursachen
oder ermöglichen. Ähnlich
benötigen die
Hilfsorganisationen, die
Finkelstein untersuchte,
einen solchen Standard.
Amnesty und der
UN-Menschenrechtsrat sind
typische Beispiele.
Verblüffenderweise hat
Saudi-Arabien weiterhin den
Vorsitz des
UN-Menschenrechtsrates inne.
2012 wurde Suzanne Nossel
zur Vorsitzenden von AI-USA
ernannt. In der Amtszeit von
Nossel hielt Madeleine
Albright, die den Mord an
Kindern gerechtfertigt
hatte, 2012 eine
programmatische Rede an die
Generalversammlung von
AI-USA. Maximilian Forte,
Autor von Slouching
toward Sirte: Nato's war on
Lybia and Africa,
berichtete, dass Nossel in
ihrem Amt im
US-Außenministerium eine
Schlüsselrolle bei der
Verfassung jener
UN-Menschenrechtsresolution
hatte, die schließlich die
Grundlage für die Resolution
des Sicherheitsrates von
1973 war, die zur
Intervention der Nato in
Lybien führte. Amnesty hat
auch den aus der Luft
gegriffenen Berichten über
den Irak und die
Inkubator-Babys Glauben
geschenkt, die verwendet
wurden, um den verheerenden
Krieg von 1991 zu
rechtfertigen.
Gab es Abweichler innerhalb
von Amnesty? Hat es dort
Widerrufe oder
Schuldeingeständnisse oder
Rechenschaft für die
Mitschuld an so vielen
Todesfällen gegeben? Die
gute Arbeit von Amnesty
dient folglich dazu, diesen
verhängnisvollen Positionen
Glaubwürdigkeit zu
verschaffen.
In seinem Buch zeigt sich
Finkelstein empört darüber,
dass Israel von
renommierten Personen und
Institutionen entlastet
wird, wodurch eine
Eskalation der
Kriegsverbrechen und der
Verbrechen gegen die
Menschlichkeit erlaubt wird.
Ständige Entlarvung der
kleinen und großen Lügen
muss Teil des Kampfes sein,
wenn es wirklich ein Nie
wieder für alle Menschen
geben soll.
Quelle Übersetzung: K.
Nebauer
Norman Finkelstein on Gaza's Martyrdom (1/4)
>>>
Finkelstein: Hamas Isn't The Threat That Israel Claims
(2/4)
>>>
Finkelstein on Gaza's Right to Resist Military Occupation
(3/4) - YouTube
>>>
After Israel Decimated Gaza, Human Rights Defenders
Failed It (4/4)
>>>
Ein palästinensischer
Lehrer
wird vom Militärhund
gebissen
-
Gideon Levy und Alex Levac - 16.2.18 -
Mitten in der Nacht brechen
Soldaten mit ihrem Hund in
die Wohnung eines Lehrers
ein und hetzen den Hund auf
ihn. Der Hund beißt ihn und
hält ihn fest, als seine
Familie ihn erschrocken
ansieht.
Es ist kein leichter
Anblick, seine Frau zeigt
uns Bilder auf ihrem
Telefon. Sein verletzter Arm
, lädiert und blutend,
zerfleischt und schlimm auf
seiner ganzen Länge
hergerichtet. Dasselbe
geschah mit seiner Hüfte. Es
ist der Nachmittag dieser
Schreckensnacht, die er
zusammen mit seiner Frau und
den Kindern durchgemacht
hat.
Man stelle sich vor: Die
Haustür wird mitten in der
Nacht aufgesprengt und
Soldaten hetzen einen Hund
auf ihn. Er fällt
erschrocken zu Boden, die
Zähne des teuflischen Tieres
eine Viertelstunde in seinem
Fleisch festgebissen. Die
ganze Zeit geben er, seine
Frau und die Kinder
grauenerregende Schreie von
sich . Dann werden ihm,
blutend und verletzt, die
Hände gefesselt und er wird
von Soldaten in Haft
genommen. Stundenlang wird
ihm medizinische Hilfe
verweigert, bis er
schließlich ins Krankenhaus
gebracht wird, wo wir ihn
und seine Frau in dieser
Woche trafen. Auch dort war
er in Haft; er war
gezwungen, an sein Bett
gefesselt zu liegen.
Dieses Beinahe-Lynchen wurde
auch von israelischen
IDF-Soldaten an Mabruk
Jarrar, einem 39jährigen
arabischen Lehrer in Burkin,
nahe Jenin, während ihrer
brutalen Menschenjagd
durchgeführt. Es war nach
dem Mord an Rabbi Raziel
Shevach aus der Siedlung
Havat Gilad am 9. Januar.
Und als ob dies noch nicht
genug war, kehrten Soldaten
ein paar Tage nach der
Terrornacht wieder mitten in
der Nacht zurück. Die Frauen
im Haus wurden gezwungen,
sich vollkommen auszuziehen,
einschließlich Jarrars alter
Mutter und seine behinderte
Schwester, anscheinend auf
der Suche nach Geld.
Der orthopädische Pfleger im
Haemek Krankenhaus in Afula
am Montag. Ein schmaler Raum
mit drei Betten – in der
Mitte eines mit Jarrar, der
seit über zwei Wochen hier
gewesen ist. Am
Sonntagmorgen war der Lehrer
noch immer mit stählernen
Ketten an sein Bett
gefesselt. Und Soldaten
hinderten ihn daran, seine
Frau zu begrüßen. Die
Soldaten verließen ihn
mittags, nachdem ein
Militärgericht Jarrat
bedingungslos frei gelassen
hatten.
Es ist nicht klar, warum er
verhaftet wurde und warum
Soldaten den Hund auf ihn
hetzten.
Sein linker Arm und sein
Bein sind verbunden, der
brennende Schmerz, der jede
Bewegung begleitet, ist
offen auf seinem Gesicht
sichtbar. Seine Frau,
Innas,37, ist an seiner
Seite. Sie haben gerade vor
45 Tagen geheiratet für
beide die 2. Hochzeit. Seine
beiden Kinder aus erster Ehe
– Suheib, die 9 ist und der
5jährige Mahmoud waren
Augenzeugen dessen, was die
Soldaten und ihr Hund ihm
angetan haben. Die Kinder
bleiben jetzt bei ihrer
Mutter in Jenin; aber ihr
Schlaf ist gestört, erzählt
uns Jarar: sie wachen mit
Alpträumen auf, schreien
nach ihm und machen aus
Angst ins Bett.
Jarrar unterrichtet Arabisch
in der Hisham
al-Kilani-Grundschule in
Jenin. Am Freitag, den 2.
Februar, gehen er und seine
Frau um Mitternacht ins
Bett. Im angrenzenden Zimmer
schlafen seine beiden Söhne,
die zum Wochenende bei ihm
bleiben. Etwa um 4 Uhr
nachts wacht die Familie bei
einer Explosion auf, die von
der Haustüre herkommt.
Mehrere Fenster im Haus
werden durch die Gewalt der
Explosion zerstört. Jarar
springt aus den Bett, um bei
den Kindern zu sein.
IDF-Jeeps parken vor dem
Haus. Ein riesiger Hund,
anscheinend ein Oketz, aus
der Hunde-Einheit, wurde ins
Haus gebracht, gefolgt von
wenigstens 20 Soldaten. Es
ist nicht schwer, sich den
Schrecken vorzustellen, den
sie und die Kinder ergriff.
Der Hund stürzte sich auf
Jarrar, biss fest mit seinen
Zähnen in seine linke Seite,
warf ihn zu Boden und zog
ihn den Flur entlang. Zuerst
taten die Soldaten nichts.
Seine Frau eilte mit einer
Decke zu ihm und versuchte,
den Hund zuzudecken und so
ihren Mann zu retten. Die
Kinder sahen zu und schrien,
wie ihre Eltern um Hilfe
schrien; ihre Schreie waren
sehr laut. Innas war nicht
in der Lage, ihren Mann vom
Hundebiss zu befreien.
Man brauchte ein paar
Minuten, bevor die Soldaten
auch versuchten, den Hund
wegzuziehen. Doch der Hund
gehorchte ihnen nicht.
Mabruk war sich sicher ,
dass er in Stück gerissen
wird und stirbt; Innas
fürchtete auch das
Schlimmste, scheinbar mit
einem Versuch, ihn mit
seiner Kleidung vom Biss des
Hundes zu befreien, was
schließlich nach einer
Viertelstunde gelang.
Dann schlug ihn einer der
Soldaten zweimal ins
Gesicht. Er war verletzt und
schwankte in diesem Zustand.
Soldaten fesselten seine
Hände auf dem Rücken. Sie
nahmen ihn mit nach unten;
wo ein Offizier stand und
ihn nach seinem Namen
fragte: und seine Wunden
fotografierte. Der Offizier
schien auch von den
blutenden Wunden erschrocken
zu sein.
Nachdem ihm die Hände wieder
gefesselt worden waren,
wurde der Lehrer mit einem
Militärfahrzeug in ein
Haftzentrum in Salem in die
Nähe von Jenin gebracht, wo
er etwa drei Stunden blieb
ohne medizinische
Behandlung. Schließlich
wurde er ins Haemek
Krankenhaus gebracht, wo er
etwa um 10 Uhr 30 ankam Er
war jetzt ein Gefangener,
obwohl nicht klar war aus
welchem Grund.
In derselben Nacht wurden
auch seine beiden Brüder
Mustafa und Mubarak Jarrar
verhaftet. Mubarak wurde
entlassen; Mustafa blieb in
Haft. Sie haben alle
denselben Nachnamen wie die
gesuchte Person , die den
Rabbi Shevach ermordet hat,
Ahmed Jarrar, der in der
Folge von der Armee getötet
wurde.
In derselben Nacht geschah
ein ähnliches Ereignis, an
dem verschiedene IDF-Kräfte
im Dorf Al-Kfir, nahe Jenin,
teilnahmen. Etwa um 4 Uhr
brachen Soldaten in das Heim
von Samr und Nour Adin Awad,
die Eltern von vier kleinen
Kindern, ein. Mit den
Soldaten wurde ein
Oketz-Hund in das
Schlafzimmer gebracht. Er
biss und verletzte beide
Eltern.
Da Nour Abd Al-Karim
a-Saadi, einem Feldarbeiter
der israelischen
B’tselem-Menschenrechtsorganisation
erklärte: „Ich hielt meinen
2jährigen schreienden Sohn
Karem an meiner Brust, ich
öffnete die Tür, an der die
Soldaten klopften und ein
Hund sprang mich an. Karem
fiel aus meinen Armen.
Später sah ich , dass mein
Mann ihn vom Boden aufhob.
Ich versuchte, den Hund
wegzustoßen, nachdem er mich
in die Brust gebissen hatte.
Es gelang mir, ihn
wegzustoßen, doch dann biss
er mich in die linke Hüfte.
Es gelang mir mit aller
Kraft, ihn wegzustoßen. In
diesem Moment sahen die
Soldaten auf den Hund, taten
aber nichts. Während der
ganzen Zeit bat mein Mann
die Soldaten, den Hund von
mir zu nehmen. Ein Soldat
sprach mit dem Hund auf
Hebräisch und dann grabschte
er mich am linken Arm und
hielt mich ein paar Minuten
fest, bis ein Soldat von
außen kam und ihn mitnahm.
Ich blutete und hatte große
Schmerzen.
Soldaten von der
IDF-Hunde-Einheit. - Der
zweite Überfall von Seiten
der IDF kam ein paar Tage
später, am 8. Februar. Jetzt
waren nur Frauen und Kinder
im Jarrar-Haus, die beiden
Kinder ihres Mannes und auch
seine Mutter und Schwester,
die alle im selben Gebäude
wohnten. Es war 3 Uhr 30.
Nach Innas nahmen etwa 20
weibliche und männliche
Soldaten an dem Überfall
teil. Sie sagten ihr, dass
HAMAS-Geld im Hause sei und
sie gekommen seien, es zu
konfiszieren. Sie stiegen
auf die Betten und
ignorierten Innas Flehen,
aufzuhören. Sie fragten, wo
Mabruk wäre – anscheinend
war ihnen nicht bewusst,
dass er schon zu jenem
Zeitpunkt im Krankenhaus
war.
Dann kam die
Körper-Durchsuchung. Eine
Soldatin nahm die drei
Frauen in einen Raum und
befahl ihnen, sich ganz
auszuziehen. Die
Durchsuchung fand nichts:
Kein Geld, kein Hamas. Nach
der Durchsuchung gaben
Soldaten Inna eine
Eintrittsgenehmigung für
Israel, damit sie ihren Mann
in Afula besuchen könne. Sie
sagte, sie hätten ihr
gesagt, er sei im
Megiddo-Gefängnis. Sie ging
am nächsten Tag dorthin, nur
um zu erfahren, dass er
nicht dort sei. Sie rief
B‘tselems Abed Al-Karim
a-Saadi an, den sie als
ihren Erlöser beschrieb. Er
machte ein paar
Telefonanrufe und entdeckte:
Mabruk war in Afula im
Krankenhaus. Er war noch in
Haft, als sie dort ankam.
Sie durfte ihn nur 45
Minuten besuchen.
Als Antwort auf eine Anfrage
sagte der IDf-Sprecher in
dieser Woche zu Haaretz: „Am
3. Februar 2017 kamen die
Sicherheitskräfte in das
Dorf Burkin zum Haus von
Mabruk Jarrar, der
Aktivitäten verdächtigt
wird, die die Sicherheit von
Judäa und Samaria gefährden.
Einmal waren sie bei seiner
Wohnung und riefen ihn
heraus, Nach verschiedenen
Rufen und nachdem er nicht
herauskam, handelten die
Kräfte entsprechend dem
Prozedere und ein Hund wurde
geschickt, um ihn im Haus zu
suchen. Der Verdächtige
hatte sich in einem Zimmer
im oberen Flur mit
weiblichen Mitgliedern
seiner Familie versteckt.
Als die Tür sich öffnete,
biss der Hund den
Verdächtigen, verletzte ihn,
er erhielt sofortige
medizinische Hilfe von den
medizinischen Kräften, bis
er ins Krankenhaus evakuiert
wurde. Nachdem andere
Aktivitäten durchgeführt
wurden, auf der Suche nach
den Frauen des Hauses, keine
der Frauen musste sich vor
den Armee-Kräften ausziehen.
Jarrar sitzt auf seiner
Krankenhaus- Bettkante -
jede Bewegung eine
Anstrengung. Innas kommt
jeden Tag aus Burkin. „Wie
denkst du, dass ich mich
fühle?“ antwortet er auf
eine Frage: wie er sich beim
Angriff des Hundes gefühlt
habe. „Ich dachte, ich
müsste sterben.“
Nach der ethnischen
Zusammensetzung der Ärzte,
Patienten, Krankenpfleger
und Besuchern ist dies ein
wirksames binationales
jüdisch-arabisches
Krankenhaus – wie die
meisten Krankenhäuser im
Norden des Landes. Doch ein
jüdischer Pfleger betritt
den Raum, wütend vor Zorn.
„Warum Interviewt Ihr
Araber? Warum nicht Juden?“
Verlangt er. Der Mann droht
damit, den
Sicherheits-Offizier zu
rufen, weil der verletzte,
übel zugerichtete Mabruk
Jarrar mit uns sprach.
Quelle
(dt. Ellen Rohlfs)
Sex, Lügen und
Korruption: Israelische
Politiken von Ben Gurion zu
Netanyahu - Jonathan Ofir
- 20.02.2018 - Letzte
Woche hat die israelische
Polizei empfohlen
Premierminister Netanyahu in
zwei Fällen anzuklagen. Über
diese Fälle wird schon seit
langem diskutiert. Jonathan
Cook schrieb für diese
Webseite vor über einem
Jahr, wie die Skandale
Netanyahus "die Korruption
im Herzen der israelischen
Gesellschaft
wiederspiegeln". [...]
Tom Segev, von dem vor
kurzem ein neues Buch
veröffentlicht worden ist,
"David Ben-Gurion: A State
at all Costs", ist der
Meinung, dass Ben-Gurion
"nicht korrupt" gewesen ist,
da er keine Zigarren rauchte
und keinen Champagner trank
und auf Schiffsreisen eine
Kabine in der dritten Klasse
mit anderen teilte, auch
wenn er die Kredite, die er
für den Kauf seines Hauses
von der Histadrut und der
Bank aufgenommen hatte,
nicht zurückzahlte und auch
nicht immer für die
tausenden Bücher, die er
kaufte, bezahlte. [...]
War Ben-Gurion tatsächlich
ein integrer Mann?
Als ich etwa 15 war,
besuchte ich eine Vorlesung
des legendären Professors
Yeshayahu Leibowitz.
Leibowitz ist der, der die
Bezeichnung "Judeo-Nazis"
geprägt hat und vom
ehemaligen Präsidenten Ezer
Weizmann gefeiert wurde "als
eine der größten
Persönlichkeiten im Leben
des jüdischen Volkes und des
Staates Israel in den
letzten Jahrzehnten", der
hinzufügte, er sei "für
viele in Israel das
spirituelle Gewissen"
gewesen. Leibowitz sagte in
der Vorlesung etwas, was ich
nie vergessen habe. Es war
ein kurzer Satz:
"Ben-Gurion war ein Mann mit
vielen Tugenden.
Wahrhaftigkeit gehörte nicht
dazu."
Damals kannte ich die
Details von Ben-Gurions
Irreführungen nicht.
Trotzdem war Leibowitz's
Satz in meinem Bewußtsein
eingraviert, vielleicht
wegen dem schockierenden
Effekt, dass dieser Held
(Ben-Gurion) einfach Lügner
genannt worden war. Erst
viele Jahre später begann
ich Details über Ben-Gurions
Korruption im nationalen
Maßstab in Erfahrung zu
bringen.
1937 schrieb Ben-Gurion an
seinen Sohn Amos, wie die
Annahme der Teilung (es war
der Teilungsplan der
Peel-Kommission) nicht ein
Ende, sondern ein Anfang
wäre.
"Meine Annahme ist (weil
ich ein glühender Verfechter
eines Staates bin, auch wenn
er jetzt mit einer Teilung
verknüpft ist), dass ein
jüdischer Staat auf nur
einem Teil des Landes nicht
das Ende, sondern der Anfang
ist. Wenn wir tausend oder
10.000 Dunam erlangen,
fühlen wir uns ermutigt. Es
verletzt unsere Gefühle
nicht, dass wir bei dieser
Übernahme nicht im Besitz
des ganzen Landes sind. Und
das weil diese Erweiterung
des Besitzes nicht an sich
wichtig ist, sondern weil
wir dadurch stärker werden
und jeder Zuwachs an Stärke
beim Besitz des Landes als
Ganzem hilft. Die Errichtung
eines Staates, wenn auch nur
auf einem Teil des Landes,
ist die maximale Steigerung
unserer Stärke zum
gegenwärtigen Zeitpunkt und
ein mächtiger Auftrieb für
unser historisches Abenteuer
der Befreiung des ganzen
Landes."
Mit anderen Worten
Ben-Gurion wußte sehr wohl,
dass jegliche Annahme eines
teilweisen Territoriums
nicht bindend ist. Es ist
nur ein Mittel, um
Legitimität zu erlangen, von
der aus die Macht wachsen
und mit der letztlich "das
ganze Land befreit" wird.
Als 1948 und die israelische
Unabhängigkeitserklärung
kam, wollte die
US-Administration unter
Truman genau wissen, auf
welche Grenzen sich die
Erklärung bezöge (weil sie
in Sachen Territorium vage
war, auch wenn sie sich auf
den UN-Teilungsplan 181 als
seine 'Legitimation' bezog,
und dass sie
'unwiderruflich' war).
Eliahu Sasson, ein Vertreter
der Jewish Agency schrieb
dementsprechend eine
Mitteilung an Präsident
Truman, in der er erklärte,
dass "der Staat Israel als
eine unabhängige Republik in
den von der
Generalversammlung der
Vereinten Nationen in ihrer
Resolution vom 29. November
1947 (Resolution 181)
proklamiert wurde". Truman
brauchte nur wenige Minuten,
um die offizielle
Anerkennung zu machen.
Aber Ben-Gurion wußte, dass
solche 'Grenzen' nur ein
Anfang, nicht das Ende
waren. Es stellt sich
heraus, dass Ben-Gurion im
April 1947, fünf Monate vor
dem UN-Teilungsplan von
1947, dem britischen
Kabinett seine eigene
Teilungs-Landkarte
vorschlug. Das erscheint
auch in Segevs neuem Buch,
es war ihm gelungen, diese
Landkarte im Britischen
Nationalarchiv aufzuspüren
(sie ist in dem
Haaretz-Artikel). Diese
Karte ähnelt auffallend der
'Grünen Linie' des
Waffenstillstands von 1949
(womit es schließlich 78%
des historischen Palästina
waren), allerdings eignete
sich der jüdische Staat auch
den Gazastreifen an.
Segev ist der Meinung, dass
"Ben-Gurion die Ergebnisse
bereits im Kopf hatte".
Und warum war die Westbank
nicht Teil des jüdischen
Staates auf Ben-Gurions
Karte? Nun ja, erinnern wir
uns, dass dies noch eher wie
eine "Teilung" aussehen
sollte als eine komplette
zionistische Übernahme. Die
Briten hatten ihre eigenen
Pläne, die Hinweise auf die
Politik des "Greater
Transjordan" beinhalteten.
Die Jordanier würden einen
Teil von Palästina bekommen,
und im Gegenzug würden sie
ihre Truppen nicht gegen den
jüdischen Staat einsetzen.
Der israelisch-britische
Historiker Avi Shlaim:
"Die Politik des Greater
Transjordan beinhaltete
diskrete Unterstützung einer
Bitte von Abdullah (dem
König von Transjordanien,
von den Beamten des
Außenministeriums mit dem
Spitznamen 'Mr. Bevins
kleiner König' - Bevon war
Außenminister - belegt) sein
Königreich durch die
Übernahme der Westbank zu
erweitern. Bei einem
geheimen Treffen in London
am 7. Februar 1948 gab Bevin
Tawfiq Abdul Huda, dem
Premierminister Jordaniens,
grünes Licht für die
Entsendung der Arabischen
Legion nach Palästina
unmittelbar nach dem Abzug
der britischen Truppen.
Bevin warnte aber Jordanien
auch, nicht in das Gebiet
einzudringen, das von der UN
den Juden zugewiesen worden
war. Ein Angriff auf das
Territorium des jüdischen
Staates würde die Briten
zwingen, ihre Unterstützung
und Offiziere aus der
Arabischen Legion
zurückzuziehen. [...] Wenn
Bevin sich der Konspiration
zur Entsendung der
Arabischen Legion schuldig
gemacht hat, so war die
Stoßrichtung nicht die
Juden, sondern die
Palästinenser. [...] Indem
Bevin die Bitte Abdullahs
zur Einnahme des arabischen,
an sein Königreich
angrenzenden Teils von
Palästina unterstützte, half
er indirekt sicherzustellen,
dass der Palästinsische
Staat, der im UN-Plan
vorgesehen war, eine
Totgeburt wurde."
Ben-Gurion war sich demnach
bewußt, dass
imperialistische Anliegen
berücksichtigt werden
mußten. Und er ging eine
Zeit lang mit. Es ist
fraglich, ob das entstehende
Israel ohne solche
Arrangements tatsächlich so
viel mehr vom historischen
Palästina wie 1948 erobern
hätte können.
Aber Ben-Gurion schrieb an
seinen Sohn wie oben, "diese
Erweiterung des Besitzes
(ist) nicht an sich wichtig,
sondern weil wir dadurch
stärker werden und jeder
Zuwachs an Särke beim Besitz
des Landes als Ganzem
hilft". Und dann kam 1967,
und die Arbeit wurde
territorial vervollständigt.
All diese Dinge sind
kolonialistische
Konspirationen, die in ihrer
Essenz korrupt sind. Und in
der Tat hat Israels zweiter
Premierminister Moshe
Sharett diesen Aspekt klar
notiert:
"Ich habe gelernt, dass
der Staat Israel in unserer
Generation nicht ohne
Betrügerei und Abenteurertum
geregelt werden kann. Das
sind historische Tatsachen,
die nicht geändert werden
können", sagte er.
So musste sogar nach Sharett
Netanyahu ein betrügerischer
Führer sein.
Hat sich daran jetzt
grundlegend viel geändert?
Ich würde sagen, nein. Die
Irreführung, die der
Zionismus anwendet, um seine
kolonialistischen Pläne zur
Auslöschung Palästinas zu
verschleiern ist ein
konstanter Faktor, und das
Ziel ist immer korrupt. Es
ist sogar in seiner Essenz
genozidal. Autor und
Journalist Ben Ehrenreich:
"Die Frage bezüglich
Genozid – ja, es ist ein
zunehmender Genozid. Und ich
denke, das ist ein Wort, das
vielen Menschen nachzudenken
gibt, was es auch sollte.
Wir sehen nicht die totalen
Massaker, obwohl ich denke,
dass wir in Gaza etwas
gesehen haben, was dem, was
wir für gewöhnlich mit
Genozid verbinden, sehr
ähnlich ist. Aber – die
Versuche ein Volk
auszulöschen, sie einfach
auszulöschen, ihre
Geschichte auszulöschen,
denke ich folgen einer
Logik, die nur als genozidal
bezeichnet werden kann."
Wo steht dann die Korruption
auf der Ebene der
Bestechung, außer-ehelichen
Affairen, unbezahlten
Rechnungen, Zigarren und
Champagner gemessen am
Horror in großem Stil? Das
größere Bild bringt diese
Dinge in die Perspektive.
Aus diesem Grund ist
Netanyahus persönliche
Korruption, gemessen am
großen Rahmen etwas, was für
die Palästinenser unwichtig
ist. Und es gibt auch keine
Hoffnung, auch wenn er
abdankt. Haaretz Journalist
Gideon Levy schrieb letzte
Woche: "Wir werden Netanyahu
trotzdem vermissen" und
listet die Optionen auf und
konzentriert sich speziell
auf den 'liberalen
Zentristen' Yair Lapid, den
er 'das schöne Gesicht der
Ultranationalismus' nennt –
den Mann mit dem Motto "ein
Maximum an Juden auf einem
Maximum an Land mit
maximaler Sicherheit und
einem Minimum an
Palästinensern". Levy sagt
über Netanyahu, "mögen seine
Erben klean von Zigarren und
Champagner regieren, aber
keiner von ihnen kann
Israels große Korruption
korrigieren – die
institutionalisierte
Staatskorruption, die sich
aus den 50 Jahren Besatzung
entwickelt".
Ich denke, Levy ist zu
großzügig, zu nachsichtig,
sogar zu entschuldigend. Die
Korruption geht viel weiter
zurück als 50 Jahre.
Persönlich habe ich mich
bisher in allen meinen
Artikeln zurückgehalten, bei
Netanyahus
Korruptionsaffairen ins
Detail zu gehen. Ich habe
instinktiv gespürt, dass das
die Gefahr beinhaltet hätte,
von der größeren nationalen
Korruption abzulenken. [...]
Ich sage nicht, dass
Netanyahus persönliche
Korruption oder Ben Gurions
Korruption irrelevant sind.
Aber wenn man wirklich über
die Palästinenser nachdenkt,
sie sind vom Zionismus von
Anfang an national
vergewaltigt worden. Das
kann man nicht tun und ein
"integrer Mann (oder Frau)"
sein.
Quelle
Übersetzung und Kürzung: K.
Nebauer
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