EJJP schickte diesen Brief an alle Mitglieder des
EU-Parlament als Protest gegen die Unterstützung Israels
European Jews for a just Peace - Europäische Juden für
einen gerechten Frieden
Sehr geehrte Mitglieder
des Europäischen Parlaments,
wie uns bekannt wurde,
wollen die Staatsoberhäupter der EU auf dem Treffen des
Europarates am 19.- 20. Juni ihre politischen und
ökonomischen Bindungen an Israel unter dem EU Euro-Med
Programm verstärken. Wir schreiben Ihnen im Namen der
Europäischen Juden für einen gerechten Frieden (EJJP)
und ersuchen Sie den größt möglichen Druck auf die
EU-Regierungen auszuüben, um ihnen klar zu machen, dass
eine solche verstärkte Unterstützung zum jetzigen
Zeitpunkt hochgradig unangemessen ist.
EU-Vertreter haben betont,
dass die Bedeutung der Wahrung eines engen Verhältnisses
zu Israel – zu einer Zeit, da Israel palästinensische
Gebiet okkupiert und blockiert – darin besteht, Israel
zu ermutigen, sich strenger an die europäischen
Verhaltensnormen hinsichtlich der Menschenrechte, der
Demokratie und des internationalen Völkerrechts zu
halten. Diese Politik ist gescheitert.
Die Barcelona-Deklaration,
auf der der Euro-Med Prozess beruht – der von dem
damaligen Premierminister und heutigem
Verteidigungsminister Ehud Barak unterzeichnet wurde –
hat mit seiner Unterschrift bestätigt,
„sich in
Übereinstimmung mit der Charta der Vereinten Nationen
und der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, sowie
anderer Verpflichtungen des internationalen Rechts zu
verhalten...
...die Regeln von
Gesetz und Demokratie im politischen System zu
entwickeln...
die Menschenrechte und
die fundamentale Freiheit und die wirkungsvolle,
legitime Ausübung dieser Rechte und Freiheiten zu
garantieren, einschließlich der Redefreiheit und der
Freiheit der Vereinigung zu friedlichen Zwecken...“
Es ist bekannt, dass
Israel dem internationalen Recht zuwiderhandelt,
besonders augenscheinlich durch die Bestrafung der
Bevölkerung des Gazastreifens, beschrieben durch die EU-
Kommissarin für Außenbeziehungen Benita Ferrero-Waldner
im Januar diesen Jahres. Ich erwähne einige Fälle zu
Ihrer Information im Anhang.
Prinzipiell ist die
Absicht, europäische Werte durch engere ökonomische,
politische und kulturelle Bindungen zu fördern,
edelmütig. In der Praxis zeigt Israel jedoch keine
Achtung gegenüber den Abkommen, die es schon
unterzeichnet hat. Jetzt ist nicht die Zeit, dass die EU
ihre Beziehungen zu Israel intensiviert.
Ich wäre Ihnen dankbar,
wenn Sie diese unsere Bedenken an Ihren Außenminister
weiterleiten würden und Sie mir dessen Reaktion darauf
mitteilen könnten.
Hochachtungsvoll
Dan Judelson 12. Juni 2008
Sekretär der EJJP
Israel – internationales und lokales
Recht
Gaza
Israel verstößt gegen
internationales Recht, besonders deutlich durch die
Blockade von Gaza. Trotz schwerwiegender Bedenken,
Krankheiten und Ernährung betreffend, hat Ehud Barak
Anfang diesen Jahres erklärt, dass keine Nahrungsmittel,
Treibstoff oder medizinische Lieferungen ohne seine
ausdrückliche Genehmigung nach Gaza gelangen würden. Es
gibt keinen eindeutigeren Beweis, dass die Blockade von
Gaza eine militärische Besatzung darstellt, als diese
Aussage des israelischen Verteidigungsministers.
Außerdem wurde in Ha’aretz und der Jerusalem Post vom 6.
Juni erklärt, dass eine Invasion in Gaza
wahrscheinlicher sei als je zuvor – und insbesondere –
dass es einem Waffenstillstand vorangehen würde, der
zur Zeit durch ägyptische Diplomaten verhandelt wird.
Seine Rechtfertigung war, dass Hamas lernen müsse,
dass ein Preis zu zahlen sei.
Dieses Verhalten ist nicht
staatsmännisch, besonders von einem Mann, der sowohl
Ministerpräsident seines Landes werden möchte als auch
ein Dokument, wie die Barcelona Deklaration
unterzeichnet hat, in dem sich sein Land verpflichtet,
in der Hoffnung auf engere Beziehungen zur EU, die
Menschenrechte und die Demokratie zu achten.
Die israelische Marine hat
auch die Fischfanggebiete für Fischer aus Gaza
eingeschränkt, die ihnen im Pariser Protokoll, einem
Teil des Oslo-Abkommens von 1993, zugesagt wurden. Darin
wird festgelegt, dass Fischer aus Gaza bis zu 20 Meilen
vor der Küste fischen dürfen. Im Jahre 2002 haben die
Israelis, ohne sich mit den Palästinensern zu beraten,
die Fischfanggrenze auf 12 Meilen ( die Bertinilinie)
gekürzt und praktisch, wenn der Fischfangflotte von Gaza
überhaupt die Ausfahrt genehmigt wird, sie auf 6 Meilen
beschränkt.
West Bank Siedlungen
Die israelische Politik in
den besetzten Gebieten verletzt in fundamentaler Weise
die Menschenrechtsprotokolle der EU. Die deutlichste
Gesetzesübertretung, aus der alles Weitere folgt, ist
die Ausdehnung der Siedlungen, welches das Verbot aus
der Vierten Genfer Konvention verletzt, nach dem eine
Besatzungsmacht seine Bevölkerung nicht in besetztes
Gebiet transferieren darf. Seit der Aufnahme Israels in
das Assoziierungsabkommen im Jahre 2000, hat Israel
nicht etwa die Ausweitung der Siedlungen beendet,
sondern hat die Expansion beschleunigt und fährt fort
die Siedlungen bis zum heutigen Tag auszubauen.
Israelische Verstöße gegen
israelische Gesetze
Am 4. September 2007 hat
das israelische Oberste Gericht befunden, dass der
Verlauf der Teilungsbarriere um das palästinensische
Dorf Bil’in verändert werden muss. Der entscheidende
Gesichtspunkt war, dass kein Sicherheitsgrund bestand,
sondern, dass der Verlauf in Wirklichkeit der Expansion
der (illegalen) Siedlung von Modi’in Illit dienen
sollte. Bis heute hat das israelische
Verteidigungsministerium noch nicht einmal begonnen,
einen neuen Verlauf der Mauer festzulegen mit Hinweis
auf Budgetkürzungen.
Unter dem Schutz der
israelischen Armee wurde am 26 Mai d. J. der Bau der
Mauer wieder aufgenommen – ein Verstoß gegen das Urteil
des Obersten Gerichts.
Ähnliche Urteile sowohl
vom Gerichtshof (Alfei Menashe, September 2005) als auch
vom Obersten Gericht (Tzofim, Mai 2006) wurden
ignoriert. In einem Fall, der im Dezember 2006
verhandelt wurde, den Verlauf der Mauer zwischen zwei
Siedlungen südlich von Hebron (Maccabim und Kiryat Arba)
betreffend, musste sowohl eine Geldstrafe verhängt
werden als auch starke juristische Kritik wegen der
Ignoranz des Urteils geführt werden, bevor das
Verteidigungsministerium dem Gericht folgte und einen
Abschnitt der Mauer beseitigte.
Der Ausbau von Modi’in
Illit verstößt eklatant gegen die Planungserlaubnis,
indem die gebauten Wohneinheiten um 100% höher sind als
geplant. Als Reaktion haben israelische Familien, die
Anzahlungen für ihre Wohnungen geleistet haben, sie
schnell belegt und die Schlösser ausgetauscht. Keiner
dieser Familien wurde veranlasst, die Wohnungen wieder
zu räumen.
Ein fünfter Fall betrifft
die Siedlung Ofra in der Nähe des palästinensischen
Ortes Ejn Yabrud. Ein rabbinisches Urteil wurde für die
orthodoxen Siedler ausgesprochen, dass sie am Sabbat
weiter bauen dürfen, um die Siedlung zu vollenden und
die Wohnungen zu beziehen, bevor das Oberste Gericht
Zeit findet, über den Fall zu urteilen.
Zerstörung palästinensischer Häuser
In den vier Monaten nach
der Konferenz von Annapolis, wurden 185 palästinensische
Gebäude zerstört. Hunderte anderer Strukturen,
einschließlich Schulen und Beduinenzelte wurden mit
Zerstörungsbefehlen belegt, die noch ausgeführt werden
sollen.
Die Zerstörungen werden
auf dreierlei Weise begründet:
-
um die Familien von
Palästinensern, die sich der Okkupation widersetzen
zu bestrafen, obwohl das kollektive Bestrafung
bedeutet;
-
weil sie keine
Planungserlaubnis hatten, obwohl sie auf ihrem
eigenen Land gebaut wurden;
-
um Baufreiheit zu
schaffen für die Teilungsmauer, die vom
Internationalen Gerichtshof als illegal verurteilt
wurde, der die Staaten ersucht sicherzustellen, dass
sie nicht in den Bau der Mauer involviert sind.
Außerdem hat die israelische
Regierung
-
Ausschreibungen für
Verträge zum Bau von weiteren 850 Wohnungen in
illegalen Siedlungen vergeben;
-
das E1
Polizeihauptquartier errichtet, um den Weg für
weitere Häusereinheiten im Gebiet der
palästinensischen Ortschaft Ras el Amud frei zu
machen;
-
die Anzahl der
Checkpoints und der unpassierbaren Straßensperren
erhöht, die die Bewegung in der Westbank
einschränken – trotz der Erklärung Ehud Baraks sie
zu beseitigen, um das Leben der Palästinenser in der
West Bank zu entlasten.