Das Schweigen brechen - eine Nachlese
Shovrim Shtika, Juli 2004
Anfang
Juli wurde die Ausstellung „Das Schweigen brechen“ mit Fotographien und
Zeugnissen von in Hebron dienenden Soldaten geschlossen (Galerie für
geographische Fotografie in Yad Eliahu, Tel Aviv).
Während
eines Monats kamen 6000 Besucher aus dem ganzen Land zur Ausstellung.
Viele waren selbst Soldaten. Viele von ihnen brachten ihre Familie mit und
erzählten ihnen, was sie selbst während ihres eigenen Militärdienstes
gefühlt haben.
Die
Ausstellung wurde so eine endlose Galeriediskussion, während der nicht nur
wir darüber sprachen, wie wir uns während des Militärdienstes fühlten,
sondern auch viele Besucher der Ausstellung entschieden, ihr Schweigen zu
brechen und begannen zu reden. Wir hörten von vielen über gemachte
Erfahrungen, die sehr den Unsrigen glichen. Von anderen hörten wir
anderes, sehr schwierige Erfahrungen, unglaubliche Dinge, Dinge, denen
noch nachgegangen werden muss, Verhöre und Bloßstellungen (exposure).
Es wurde
uns klar, dass das, was wir bei der Ausstellung über unsere Erfahrungen in
Hebron zeigten, nur die Spitze des Eisberges war – das meiste ist noch
unter einer Decke verborgen. Wir begriffen, dass uns eine Gelegenheit in
den Schoß gefallen ist, das Recht, einen kleinen Teil des Eisberges
abzubrechen, das Schweigen zu brechen.
Unter den
Ausstellungsbesuchern waren Leute, die ihren Wunsch äußerten, auch Zeugnis
über Dinge abzulegen, die sie gesehen, die sich in ihrer Gegenwart
abgespielt oder an denen sie selbst teilgenommen hatten, Dinge, die sie
initiiert und auch ausgeführt haben. Dutzende von Soldaten entschieden
nach ihrem Besuch der Ausstellung, weitere Zeugnisse über Situationen, in
denen sie sich während ihres Militärdienstes befanden, aufzuschreiben,
Situationen, von denen sie glaubten, dass sie in die israelische
Öffentlichkeit gebracht werden müssen. Es wurde uns klar, dass wir die
Türe einen Spalt weit geöffnet haben ... wir begriffen, dass unsere
Aufgabe noch nicht zu Ende ist und dass wir weitermachen müssten,
zuzuhören und aufzuzeichnen, was diese Soldaten zu sagen haben, ja dass
wir all das Material für unsere israelischen Mitbürger zusammenfassen
müssen. Wir begriffen, dass es unsere Pflicht ist, in unsern Familien über
das zu diskutieren, was sich dort in den besetzten Gebieten abspielt.
„Das
Schweigen brechen“ geht etwas verändert weiter. Bei der Ausstellung
konzentrierten wir uns auf Hebron. Nun öffnen wir die Ausstellung „das
Schweigen brechen“ für alle: „Wer in den vergangenen vier Jahren in den
besetzten Gebieten seinen Militärdienst machte und sein Schweigen brechen
möchte, der melde sich bei
www.shovrimshtika.org Wir sind für euch da!
Bei
unserer Absicht, den Türspalt weiter zu öffnen, durch den die israelische
Öffentlichkeit mehr darüber erfährt, was ihre Söhne und Töchter während
des Militärdienstes in den besetzten Gebieten taten – waren wir sehr
sorgfältig, um das Vertrauen nicht zu missbrauchen und die Identität der
Soldaten, die sich entschieden hatten, das Schweigen zu brechen, nicht
preis zu geben – genau wie bei der Ausstellung. Während der nächsten
Monate wollen wir durch das ganze Land reisen, um noch mehr Zeugnisse von
Kämpfern über ihren Einsatz in den besetzten Gebieten zu sammeln. Diese
Zeugnisse sollen auch auf unsrer Internetsite erscheinen und über die
Medien. Wir sind dabei, die während der Ausstellung gesammelten Zeugnisse
zu veröffentlichen. Wir wollen in Jugendclubs, Schulen, Universitäten und
private Häuser. Im Rahmen solcher Treffen können dann Kämpfer, die daran
interessiert sind, auch ihr Schweigen brechen.
Wir haben
noch etwas während der Ausstellung erfahren: „Das Schweigen brechen“ hat
unser Bankkonto völlig geplündert.
Damit wir
unser Arbeitsprogramm während der nächsten Monate fortführen können,
brauchen wir eure Hilfe . Eure Hilfe ist für uns nicht nur finanziell
wichtig, sondern ermutigt uns auch, weiter zu machen.
(Aus dem Englischen: Ellen Rohlfs)
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