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Update: 12-08-23

Aufschrei aus dem abgewürgten Bethlehem

 Ghassan Andoni

19.Februar 2004

 Vollkommen verwirrt wegen der eigenen Grenzen und planlos aggressiv gegen palästinensischen Besitz, hat sich Israel entschieden, eine große und hässliche Barriere zu bauen, die nicht nur den Raum Bethlehem umgibt, sondern ihn von seiner Zwillingsstadt Jerusalem trennt und außerdem noch in kleine isolierte Enklaven teilt.

 

In den vergangenen 37 Jahren haben die Besatzer den fröhlichen Geist Bethlehems zerstört und damit auch das Leben seiner 170 000 Einwohner. Die 22 illegalen Siedlungen, die Bethlehem umgeben, haben seine ursprüngliche Landschaft und seine kulturelles Erbe immer mehr zerstört.

 
See Map of Segregation Wall in Bethlehem.
mehr auch unter
http://www.poica.org/casestudies/Bethlehem%2026-01-04/index.htm 



Der größte Teil von Bethlehems Landreserven wurde illegal enteignet, um diese Siedlungen zu bauen. Die 70 000 Dunum ( 1 Dunum = 1.000 m²) Land, die Bethlehem durch die Apartheidmauer mit ihrer 8m hohen Betonmauer, Stacheldraht, militärischen Patrouillenwegen, Gräben und Wachtürmen verlieren könnte, wird das übrig gebliebene Leben der Stadt zerstören und Bethlehem in ein großes Gefängnislager verwandeln.

Wenn dies zugelassen wird, wird Nahalin, der schöne Garten Bethlehems, zusammen mit 6 weiteren Dörfern, die es umgeben, von allen vier Seiten von der Barriere eingeschlossen sein. Die 15 000 Bewohner der sieben Dörfer werden Genehmigungen benötigen, um die Barrierentore passieren zu dürfen, um die Schulen  zu erreichen oder um über Nacht im eigenen Haus schlafen zu können.

Von den geplanten 50km des Bethlehemer Trennungszaun sind 10 km schon vollendet. Doch schon jetzt fühlen wir uns wie in einem Ghetto und haben Angst vor der Zukunft und Angst für die Zukunft unserer Kinder.

Die schmerzlichste Besatzung ist eine, die um und mit Barrieren errichtet wird. Militärkontrollpunkte, Straßensperren, Trennmauern und Zäune blockieren unsere Lebensmöglichkeit und verringern unsere Chancen für eine freie und unabhängige Zukunft, der einzig mögliche Weg zur Koexistenz der beiden Völker, der Palästinenser und Israelis.

Unsere Stadt, die während einer Tourismussaison mit den Wellen gläubiger Pilger, örtlicher und internationaler Besucher aufzublühen beginnt, ist abgesperrt. Unsere Hotels sind leer, die Restaurants und Souvenirläden sind geschlossen, die Kunsthandwerker arbeitslos.

Um den Mauerbau fortzusetzen, hat Israel schon Dutzende von Häusern zerstört und einige Stadtteile mit Stacheldraht umgeben. So wie die Barriere geplant ist, verläuft sie nah an Wohnhäusern im ganzen Raum Bethlehems (Stadt, Dörfer, Flüchtlingslager). Wenn sie fertig ist, wird kein Bewohner mehr Landwirtschaft haben und nur wenige noch einen kleinen Garten. Unsere Bauern von ihrem Land zu trennen und sie in (ungelernte) Arbeitskräfte zu verwandeln, dann aber jede Arbeitsmöglichkeit zu blockieren, bedeutet ein langsames, qualvolles Todesurteil  gegenüber einem ganzen Volk.

 

Während wir für die Sicherheitsbelange der Zivilisten auf beiden Seiten des Konfliktes Verständnis haben, können wir nicht verstehen, warum Barrieren nicht  innerhalb  Israels gebaut werden, sondern die palästinensischen Gebiete in einen großen Zoo verwandelt, indem wir in Käfige gesperrt werden.

Das Heilige Land kann nicht in eine vor Leben sprühende Gesellschaft im Westen und ein übervölkertes Gefängnis im Osten geteilt werden. Palästinensisches Leben ist nicht billiger als das israelische. Eine Mauer, die solch eine Situation schafft, bringt keine Sicherheit, sondern lässt noch mehr Menschen verzweifeln, die keinen Unterschied mehr zwischen Leben und Tod machen. Barrieren mögen unmittelbar vielleicht ein paar Leben retten, werden aber (auf  Dauer) die Basis für mehr Blutvergießen und Verlust an Leben legen.

Die Barrieren, denen wir direkt gegenüber stehen, sind aber nicht nur innerhalb unseres Landes, sondern wirken sich auf internationaler Ebene aus.

Wiederholte amerikanische Vetos in der UN blockieren den Weg für eine friedliche und gerechte Lösung unseres Problems und stehen hart zwischen uns und unseren Kräften, unsere legitimen Rechte mit friedlichen legitimen Mittel zu gewinnen.

 

Sicherheit als Vorwand für Landraub und kollektive Strafen zu benützen, ist ein schmerzlicher Prozess, den wir während der letzten 37 Jahre hautnah erlebt haben. Doch die Apartheidmauer ist ein beispielloser Angriff, der unsere bloße Fähigkeit zu überleben bedroht.

Wir glauben, dass die, die ihn billigen oder sich nur still verhalten, genau so schuldig werden wie die, die die Mauer errichten.

Nachdem so viel Mühe investiert wurde und so viele Menschen ihr Leben verloren haben, bitten wir Sie dringend, der israelischen Regierung nicht zu erlauben, die restliche Grundlage für unsere zukünftige Koexistenz zu zerstören und die Krisis in eine existentielle umzuwandeln.

 

Aus einer großen Not rufen wir Ihnen zu, nicht still zu bleiben, während wir in einen abgesperrten Käfig gesetzt werden, stehen Sie gegen die Mauer auf und erkennen Sie nie das rassistische Apartheidsystem an, das im Heiligen Land errichtet wird. Wir müssen bestätigen, dass Menschlichkeit die Apartheid ( in Südafrika) besiegte und dürfen nicht erlauben, dass sie ihren Kopf aufs Neue erhebt.

Wir bitten Sie dringend darum, nicht eine extra Barriere hinzuzufügen, die uns auch das Recht verweigert, Gerechtigkeit innerhalb des Internationalen Gerichtshofes zu suchen. Israel sollte es nicht gestattet sein, weiterhin ein Land zu sein, das über dem internationalen Recht steht.

 

Um für Frieden und Gerechtigkeit zu stehen, helfen Sie dem Internationalen Gerichtshof, uns einen Schritt näher zu bringen, einen gerechten Frieden im Heiligen Land zu errichten! Lassen Sie nicht zu, dass uns Mauern trennen!

 

Die Menschen in Bethlehem.

 

PS. Bitte weitergeben an alle, die sich  für Menschlichkeit im Heiligen Land und dem Geburtsort Jesu verantwortlich fühlen!

 

(Aus dem Englischen: Ellen Rohlfs)

mehr unter http://www.poica.org/casestudies/Bethlehem%2026-01-04/index.htm 

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