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Günter Schenk - Offener Brief an den Chefredakteur der Braunschweiger Zeitung,  |   Kommentar von P. Schneider | Anis Hamadeh

Eine Märchenstunde mit  dem israelischen Botschafter Shimon Stein

Der Artikel von Paul-Josef Raue in der „Braunschweiger Zeitung“ ist skandalös. http://www.newsclick.de/index.jsp/menuid/472071/artid/6558027

 

Noch skandalöser scheint der Vortrag des israelischen Botschafters Shimon Stein gewesen zu sein. Was dieser Israel Lobbyist an Propaganda verbreitet hat, hätte Herrn Raue eigentlich zu einer heftigen Kritik animieren müssen. Aber wenn es um Israel geht, scheinen für manche alle Standards außer kraft gesetzt werden. Die Angst regiert in Deutschland.

 

Vielleicht sind Raue doch Zweifel gekommen, wenn er am Ende seines Beitrages fragt: „Ob ein Abend mit Shimon Stein die Menschen überzeugen kann?“ Die Frage darauf kann nur sein, Nein! Die unsägliche vordergründige Propaganda, die dieser Herr anmaßend verbreitet, stößt selbst die fanatischsten Israel Lobbyisten ab.

Stein entwirft ein Horrorszenario, das eher auf Israel zutrifft. Warum fragt Raue nicht, ob Israels Atomraketen Europas Hauptstätte erreichen? Sie tun es in der Tat. Iran bedroht niemanden. Die einzige Gefahr für den Frieden im Nahen Osten ist die Atommacht Israel. Dort sitzen Extremisten und Faschisten wie Avigdor Lieberman in der Regierung. Warum redet der Botschafter nicht darüber? Warum fragt Raue nicht nach, wie es für einen ordentlichen Journalisten üblich sein sollte? Raue betreibt Hofberichterstattung und setzt diesen Müll den Lesern und Leserinnen der Zeitung vor.

Kein Wort von Stein zum Staatsterror Israels. Kein Wort zur 40jährigen Besatzungspolitik. Kein Wort zur völkerrechtswidrigen Besatzungspolitik. Kein Wort zum Bau der Apartheidsmauer. Kein Wort zur illegalen Tötung unliebsamer Palästinenser aus Kampfhubschraubern aus. Kein Wort zur Zerstörung von Häusern in den besetzten Gebieten. Kein Wort zum völkerrechtwidrigen Bau der Mauer. Was Botschafter Stein dort vorgetragen hat, muss eine Zumutung für jeden Demokraten gewesen sein. Warum lassen sie die Deutschen diesen Unsinn vorsetzen? Warum schreiben Leute wie Raue so unkritisch über diese Zumutungen?

Israel ist nicht der  unschuldige Staat am Mittelmeer, wie Raue naiv schreibt, sondern eine der aggressivsten Atom- und Besatzungsmächte auf der Welt. Das negative Image, immerhin sehen fast 80 Prozent der Deutschen zurecht Israel als die größte Bedrohung des Weltfriedens an. Warum wohl?

Dass Stein das Märchen von der ausgestreckten Hand gegenüber den Arabern immer wieder präsentiert, kann nur die naiven Deutschen beeindrucken. Davon kann natürlich keine Rede sein. Israel hat bisher alle Friedensangebote der arabischen Staaten abgelehnt. Es will keinen Frieden. Es will das Land der eigentlichen Besitzer, den Palästinensern. Dieser Landraub begann 1897 mit dem Zionistischen Kongress in Basel und ist bis heute noch nicht abgeschlossen. Die Weltöffentlichkeit sollte dagegen demonstrieren. Die deutsche Öffentlichkeit sollte dieser Propaganda eines Botschafters massiv entgegentreten. Dass sich eine Zeitung zum Erfüllungsgehilfen solch übler Hetze macht, ist der Skandal.

Dass Raue dem Rassismus und den Vorurteilen des Botschafters nicht heftiger entgegentritt, ist eines Journalisten unwürdig. Dass das Publikum dem nicht widersprochen hat, spricht für die deutsche Unterwürfigkeit und Angst vor der Antisemitismuskeule. Ein Israeli scheint Narrenfreiheit zu haben, wenn er die arabische Kultur in den Dreck zieht. Die Deutsche applaudieren dazu, wie sie es schon unter Hitler getan haben. Auf dieser Klaviatur spielen die Israelis perfekt und deutsche Journalisten merken es noch nicht einmal. Keine Sternstunde für die objektive Berichterstattung. P. Schneider - 25.3.2007 

 

 

 

Günter Schenk - Offener Brief an den Chefredakteur der Braunschweiger Zeitung, Wolfsburger Nachrichten, Salzgitter-Zeitung


 

Sehr geehrter Herr Raue, 

es wird von einem Chefredakteur einer Regionalzeitung sicher als besondere Ehre empfunden, von einem richtigen, in Berlin akkreditierten Botschafter zu einem "Abend am Kamin" eingeladen zu werden. Muss das dann aber unbedingt dazu führen, journalistische Distanz zu verlieren? Ich meine: nein. 

Es ist einfach Unfug, auf die Märchenstunde, der mit orientalischer Lust am Fantasieren entsprungenen Horrormalerei, des Herrn Botschafter Stein hereinzufallen. Es dürfte sicher auch Ihnen schließlich nicht verborgen geblieben sein, dass Herr Stein alles, was er sagt, als Auftragnehmer seiner Regierung, seiner Außenministerin, kundtut. Und dann sind Sie auch schon angemessen "vorgewarnt". Sie malen den nichtsahnenden Lesern im Braunschweiger Land ein Horrorszenario an die Wand, wie es regelmäßig aus der Giftküche der  Staatskanzlei in Tel Aviv, gesetzwidrig bis zur Erfüllung mehrerer entsprechender, deutliche UNO-Resolutionen von 1975 aus Jerusalem, zu lesen ist. 

Sie reden vom "kleinen Land am Mittelmeer" ohne darauf hinzuweisen, dass dieses in der Tat kleine Land eine der großen Atommächte unser Zeit ist, dass es eine der 5 mächtigsten Armeen dieser Erde beherbergt, dass es sich seit 1948 weigert, UNO-Resulutionen zu erfüllen, ja sie nur zur Kenntnis zu nehmen. Sie fallen auf die Gefahr einer beilebe nur in orientalischer Fantasie der Israeli existierenden Kernwaffe Irans herein, dabei liegt das Gute, nein, das Böse, doch so nah: in der Negev lagern in sicheren Bunkern, an die 200 einsatzfähige Atomsprengköpfe, als Trägerwaffe besitzt Israel alles, was Ihre Fantasie erlaubt, zu Land, zu Wasser und zur Luft.. Was Herr Stein Ihnen nicht sagte, von allen Nachbarn aber so empfunden wird, das ist die Atombombe Israels, mittels derer es versucht, seine weit über die Region hinausreichende Dominanz zu demonstrieren. Überlegen Sie bitte selbst, wie dieser Gefahr am besten zu begegnen ist. (wie auch immer  ihr eigenes Ergebnis sein wird, es wäre in jedem Falle vorzuziehen, Israel demontiere seine Nuklearstreitmacht, bevor das alte Spiel vom Kräftegleichgwicht auch im Nahen und Osten erneut wirksam wird)

Es erstaunt mich, dass Sie im Zusammenhang mit diesem "kleinen Land" Hannah Arendt erwähnen. Kennen Sie wirklich nicht die explizit kritische Haltung Hannah Arendts zum zionistischen Kolonialstaat, errichtet auf gestohlenem Boden eines von der britischen Mandatsmacht betrogenen Volkes? 

Kennen Sie wirklich nicht die Zahlen der Opfer, jeden Tag, jede Woche, jeden Monat, Kinder, Frauen, Männer, Alte... auf palästinensischer Seite? Ohne Opferzahlen zu vergleichen - jedes Opfer ist eines zu viel - die Zahl palästinensischer Opfer israelischen Terrors ist ein Vielfaches der Opfer palästinensischen Widerstands. Wenn ich sage, Widerstand, so in Erinnerung und in Verehrung an den französischen Widerstand gegen einen anderen Besetzer, einen anderen Unterdrücker: die Deutsche Wehrmacht des Hitler-Reiches.

Auszugsweise, da Sie diese Zahlen gewiss nicht von Ihrem warmherzigen Gastgeber, Herrn Botschafter Stein, erhielten: In den letzten 6 Jahren wurden von der Armee Israels 5.050 Palästinenser ermordet... und jeden Tag kommen neue Opfer hinzu. Die Zahl der Verwundeten ist 6-stellig!, 10400 Palästinenser schmachten in den Kerkern Israels, darunter zahlreiche Kinder und Frauen, die Mehrzahl ohne Anklage, ohne Verteidigung ("Israel, einzige Demokratie im Nahen Osten"?). Die Palästinenser halten 1 (einen) Soldaten der Besatzungsarmee gefangen.  Allein im 1967 eroberten Jerusalem wurden seitdem 12.000 Wohngebäude gewaltsam zerstört. Von Israel. Dem durch das Haager Gericht für illegal erklärten Mauerbau allein fielen 500.000 Olivenbäume, Existenzgrundlage zahlreicher palästinensicher Familien, zum Opfer (insgesamt im besetzten Palästina 1,1 Millionen. 

Sie, ausgebildeter und der journalistischen Deontologie verpflichteter Journalist, gehen Herrn Stein auf den Leim, indem Sie Gefahren für Menschen in Deutschland (warum nun auch noch Österreich? Steht da eine Absicht dahinter? welche?) an die Wand malen. Ist unser Land Besatzer, illegaler Besatzer, der seit fast 60 Jahren die Weltgemeinschaft verhöhnt, seine Nachbarn überfällt, ihnen das Land raubt (Golan), regelmäßig foltert? Sie haben die Unverfrorenheit Ihres Gastgebers nicht einmal erkannt, das völkerrechtlich, auch durch die UNO (UNO-Resolution Nr. 3.103 vom 12.12. 1973) anerkannte Recht auf Widerstand infrage zu stellen. Sie taten nicht das, was guten Journalismus ausmacht: Fragen stellen, auch unbequeme Fragen. Hingegen ließen Sie sich zum Hofberichterstatter herabwürdigen, ganz im Stile der "bunten Presse", würdigten sich selbst dazu herab.  

Herr Botschafter Stein ist, per Definition, nicht dazu verpflichtet, Ihnen gegenüber Völkerrecht und Menschenrecht über das von seiner eigenen Regierung anerkannte Maß hinaus zu vertreten. Das gereicht zwar nicht zur Ehre  für den Staat Israel - auch ist es eine Schande für die Welt, die diesem Treiben untätig zuschaut - aber Sie, sehr geehrter Herr Raue sind, nicht nur als leitender Journalist, sondern ganz einfach auch als Staatsbürger den Gesetzen und, vorrangig,  den Gesetzesnormen unseres Landes verpflichtet. 

Ihr Artikel in ihren Zeitungen, angefangen bei der Braunschweiger Zeitung, als Kopfzeitung, ist unethisch und für jeden, der den Menschen im kleinen Land in der südlichen Levante, zwischen Mittelmeer und Jordan, den Menschen, seien es palästinensische Christen (den wenigen, nocht nicht der Unterdrückung entflohenen!), palästinensiche Moslemen und Juden eine friedliche Zukunft wünscht, in Ehre und in gegenseitiger Achtung, eine Ohrfeige. Die schmerzt! 

Warum reagieren Sie nicht erschüttert, wenn der Botschafter Isaels die arabischen Nachbarn verhöhnt? Sind Sie nicht über die zahlreichen, bis in Staatsspitze Israls reichende, Korruptionsfälle unterrichtet? Warum bitten Sie Herrn Stein nicht, den Pfahl im eigenen Auge zu entfernen, bevor er die Splitter in den Augen seiner arabischen Nachbarn benennt? 

Der Botschafter eines Landes, welches noch immer das Erbe eines Ben-Gurion, mit seinen zahlreichen rassistischen und menschenverachtenden Bemerkungen über die Palästinenser ehrt -  "We must expel Arabs and take their places" (Ben Gurion) * - darf nicht unwidersprochener Wortgeber für den Chefredakteur mehrerer Regionalzeitungen der Bundesrepublik Deutschland sein. Sie, Herr Raue, haben sich aber zu seinem Büttel gemacht. 

 

Günter Schenk
5, rue des cigognes
F-67930 Beinheim
collectiif judéo-arabe et citoyen pour la paix, Strasbourg 

 


 

* Zitat (eines unter vielen anderen) aus Simcha Flapan, Die Geburt Israels - Mythos und Wirklichkeit, 1987, Pantheon-Books, dt. 2005 Melzer (Simcha Flapan, gest. 1987 in Tel Aviv, war einer der angesehensten Historiker Israels)

 

 

Newsclick.de, 25.03.2007: "Gedanken zur Zeit Israel. Ein Abend mit Shimon Stein (58), Israels Botschafter in Berlin. Seine Eltern haben den Völkermord an den Juden überlebt, für den er das hebräische Wort für Zerstörung wählt: Shoah." von Paul-Josef Raue
Anis Hamadeh - www.newsclick.de/index.jsp/menuid/472071/artid/6558027 Endet mit: "Ob ein Abend mit Shimon Stein die Menschen überzeugen kann? Nachdenklich müsste man sich schon von dem Mann mit dem grauen Bart verabschieden. Und man müsste sich fragen: Ob Deutschland so ruhig bliebe, wenn in Braunschweig die Bomben hochgingen statt in Jerusalem? Ob wir unsere Demokratie so bewahren würden wie der Vielvölkerstaat Israel, wenn der Terror zum Alltag gehörte?" - Woher kommt denn der Terror? Stein schlägt vor, dass es der Islam ist und die arabische Geisteshaltung. Das ist Unsinn. Jedes Kind versteht, dass massive Unterdrückung zu Widerstand führt. Es handelt sich hier um einen unwürdigen Propagandaartikel, in dem die deutsche Öffentlichkeit (Braunschweiger Zeitung, Wolfsburger Nachrichten, Salzgitter Zeitung) Solidarität mit Tätern übt. So blöd sind aber die meisten Leserinnen nicht, dass sie diesen Versuch der Indoktrination nicht als solchen erkennen könnten. Ob Deutschland so ruhig bliebe, wenn in Braunschweig eine Besatzung stattfinden würde statt in Jerusalem?  Quelle

 

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