Vielleicht sind Raue doch Zweifel gekommen,
wenn er am Ende seines Beitrages fragt: „Ob ein Abend mit Shimon
Stein die Menschen überzeugen kann?“ Die Frage darauf kann nur
sein, Nein! Die unsägliche vordergründige Propaganda, die dieser
Herr anmaßend verbreitet, stößt selbst die fanatischsten Israel
Lobbyisten ab.
Sehr geehrter
Herr Raue,
es wird von einem Chefredakteur einer Regionalzeitung sicher
als besondere Ehre empfunden, von einem richtigen, in Berlin
akkreditierten Botschafter zu einem "Abend am Kamin"
eingeladen zu werden. Muss das dann aber unbedingt dazu
führen, journalistische Distanz zu verlieren? Ich meine:
nein.
Es ist einfach Unfug, auf die Märchenstunde, der mit
orientalischer Lust am Fantasieren entsprungenen
Horrormalerei, des Herrn Botschafter Stein hereinzufallen.
Es dürfte sicher auch Ihnen schließlich nicht verborgen
geblieben sein, dass Herr Stein alles, was er sagt, als
Auftragnehmer seiner Regierung, seiner Außenministerin,
kundtut. Und dann sind Sie auch schon angemessen
"vorgewarnt". Sie malen den nichtsahnenden Lesern im
Braunschweiger Land ein Horrorszenario an die Wand, wie es
regelmäßig aus der Giftküche der Staatskanzlei in Tel Aviv,
gesetzwidrig bis zur Erfüllung mehrerer entsprechender,
deutliche UNO-Resolutionen von 1975 aus Jerusalem, zu lesen
ist.
Sie reden vom "kleinen Land am Mittelmeer" ohne darauf
hinzuweisen, dass dieses in der Tat kleine Land eine der
großen Atommächte unser Zeit ist, dass es eine der 5
mächtigsten Armeen dieser Erde beherbergt, dass es sich seit
1948 weigert, UNO-Resulutionen zu erfüllen, ja sie nur zur
Kenntnis zu nehmen. Sie fallen auf die Gefahr einer beilebe
nur in orientalischer Fantasie der Israeli existierenden
Kernwaffe Irans herein, dabei liegt das Gute, nein, das
Böse, doch so nah: in der Negev lagern in sicheren Bunkern,
an die 200 einsatzfähige Atomsprengköpfe, als Trägerwaffe
besitzt Israel alles, was Ihre Fantasie erlaubt, zu Land, zu
Wasser und zur Luft.. Was Herr Stein Ihnen nicht sagte, von
allen Nachbarn aber so empfunden wird, das ist die Atombombe
Israels, mittels derer es versucht, seine weit über die
Region hinausreichende Dominanz zu demonstrieren. Überlegen
Sie bitte selbst, wie dieser Gefahr am besten zu begegnen
ist. (wie auch immer ihr eigenes Ergebnis sein wird, es
wäre in jedem Falle vorzuziehen, Israel demontiere seine
Nuklearstreitmacht, bevor das alte Spiel vom
Kräftegleichgwicht auch im Nahen und Osten erneut wirksam
wird)
Es erstaunt mich, dass Sie im Zusammenhang mit diesem "kleinen
Land" Hannah Arendt erwähnen. Kennen Sie wirklich nicht die
explizit kritische Haltung Hannah Arendts zum zionistischen
Kolonialstaat, errichtet auf gestohlenem Boden eines von der
britischen Mandatsmacht betrogenen Volkes?
Kennen Sie wirklich nicht die Zahlen der Opfer, jeden Tag,
jede Woche, jeden Monat, Kinder, Frauen, Männer, Alte... auf
palästinensischer Seite? Ohne Opferzahlen zu vergleichen -
jedes Opfer ist eines zu viel - die Zahl palästinensischer
Opfer israelischen Terrors ist ein Vielfaches der Opfer
palästinensischen Widerstands. Wenn ich sage, Widerstand, so
in Erinnerung und in Verehrung an den französischen
Widerstand gegen einen anderen Besetzer, einen anderen
Unterdrücker: die Deutsche Wehrmacht des Hitler-Reiches.
Auszugsweise, da Sie diese Zahlen gewiss nicht von Ihrem
warmherzigen Gastgeber, Herrn Botschafter Stein, erhielten:
In den letzten 6 Jahren wurden von der Armee Israels 5.050
Palästinenser ermordet... und jeden Tag kommen neue Opfer
hinzu. Die Zahl der Verwundeten ist 6-stellig!, 10400
Palästinenser schmachten in den Kerkern Israels, darunter
zahlreiche Kinder und Frauen, die Mehrzahl ohne Anklage,
ohne Verteidigung ("Israel, einzige Demokratie im Nahen
Osten"?). Die Palästinenser halten 1 (einen) Soldaten der
Besatzungsarmee gefangen. Allein im 1967 eroberten
Jerusalem wurden seitdem 12.000 Wohngebäude gewaltsam
zerstört. Von Israel. Dem durch das Haager Gericht für
illegal erklärten Mauerbau allein fielen 500.000
Olivenbäume, Existenzgrundlage zahlreicher palästinensicher
Familien, zum Opfer (insgesamt im besetzten Palästina 1,1
Millionen.
Sie, ausgebildeter und der journalistischen Deontologie
verpflichteter Journalist, gehen Herrn Stein auf den Leim,
indem Sie Gefahren für Menschen in Deutschland (warum nun
auch noch Österreich? Steht da eine Absicht dahinter?
welche?) an die Wand malen. Ist unser Land Besatzer,
illegaler Besatzer, der seit fast 60 Jahren die
Weltgemeinschaft verhöhnt, seine Nachbarn überfällt, ihnen
das Land raubt (Golan), regelmäßig foltert? Sie haben die
Unverfrorenheit Ihres Gastgebers nicht einmal erkannt, das
völkerrechtlich, auch durch die UNO (UNO-Resolution Nr.
3.103 vom 12.12. 1973) anerkannte Recht auf Widerstand
infrage zu stellen. Sie taten nicht das, was guten
Journalismus ausmacht: Fragen stellen, auch unbequeme
Fragen. Hingegen ließen Sie sich zum Hofberichterstatter
herabwürdigen, ganz im Stile der "bunten Presse", würdigten
sich selbst dazu herab.
Herr Botschafter Stein ist, per Definition, nicht dazu
verpflichtet, Ihnen gegenüber Völkerrecht und Menschenrecht
über das von seiner eigenen Regierung anerkannte Maß hinaus
zu vertreten. Das gereicht zwar nicht zur Ehre für den
Staat Israel - auch ist es eine Schande für die Welt, die
diesem Treiben untätig zuschaut - aber Sie, sehr geehrter
Herr Raue sind, nicht nur als leitender Journalist, sondern
ganz einfach auch als Staatsbürger den Gesetzen und,
vorrangig, den Gesetzesnormen unseres Landes verpflichtet.
Ihr Artikel in ihren Zeitungen, angefangen bei der
Braunschweiger Zeitung, als Kopfzeitung, ist unethisch und
für jeden, der den Menschen im kleinen Land in der südlichen
Levante, zwischen Mittelmeer und Jordan, den Menschen, seien
es palästinensische Christen (den wenigen, nocht nicht der
Unterdrückung entflohenen!), palästinensiche Moslemen und
Juden eine friedliche Zukunft wünscht, in Ehre und in
gegenseitiger Achtung, eine Ohrfeige. Die schmerzt!
Warum reagieren Sie nicht erschüttert, wenn der Botschafter
Isaels die arabischen Nachbarn verhöhnt? Sind Sie nicht über
die zahlreichen, bis in Staatsspitze Israls reichende,
Korruptionsfälle unterrichtet? Warum bitten Sie Herrn Stein
nicht, den Pfahl im eigenen Auge zu entfernen, bevor er die
Splitter in den Augen seiner arabischen Nachbarn benennt?
Der
Botschafter eines Landes, welches noch immer das Erbe eines
Ben-Gurion, mit seinen zahlreichen rassistischen und
menschenverachtenden Bemerkungen über die Palästinenser ehrt
- "We must expel Arabs
and take their places" (Ben Gurion) * - darf nicht
unwidersprochener Wortgeber für den Chefredakteur mehrerer
Regionalzeitungen der Bundesrepublik Deutschland sein. Sie,
Herr Raue, haben sich aber zu seinem Büttel gemacht.
Günter Schenk
5, rue des cigognes
F-67930 Beinheim
collectiif judéo-arabe et citoyen pour la paix,
Strasbourg
* Zitat (eines unter vielen anderen) aus Simcha Flapan, Die
Geburt Israels - Mythos und Wirklichkeit, 1987,
Pantheon-Books, dt. 2005 Melzer (Simcha Flapan, gest. 1987
in Tel Aviv, war einer der angesehensten Historiker Israels)
Newsclick.de, 25.03.2007:
"Gedanken zur Zeit Israel. Ein Abend mit Shimon Stein (58),
Israels Botschafter in Berlin. Seine Eltern haben den
Völkermord an den Juden überlebt, für den er das hebräische
Wort für Zerstörung wählt: Shoah." von Paul-Josef Raue
Anis Hamadeh -
www.newsclick.de/index.jsp/menuid/472071/artid/6558027 Endet
mit: "Ob ein Abend mit Shimon Stein die Menschen überzeugen
kann? Nachdenklich müsste man sich schon von dem Mann mit
dem grauen Bart verabschieden. Und man müsste sich fragen:
Ob Deutschland so ruhig bliebe, wenn in Braunschweig die
Bomben hochgingen statt in Jerusalem? Ob wir unsere
Demokratie so bewahren würden wie der Vielvölkerstaat
Israel, wenn der Terror zum Alltag gehörte?" - Woher kommt
denn der Terror? Stein schlägt vor, dass es der Islam ist
und die arabische Geisteshaltung. Das ist Unsinn. Jedes Kind
versteht, dass massive Unterdrückung zu Widerstand führt. Es
handelt sich hier um einen unwürdigen Propagandaartikel, in
dem die deutsche Öffentlichkeit (Braunschweiger Zeitung,
Wolfsburger Nachrichten, Salzgitter Zeitung) Solidarität mit
Tätern übt. So blöd sind aber die meisten Leserinnen nicht,
dass sie diesen Versuch der Indoktrination nicht als solchen
erkennen könnten. Ob Deutschland so ruhig bliebe, wenn in
Braunschweig eine Besatzung stattfinden würde statt in
Jerusalem?
Quelle