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Hoffnung auf ein hartes Jahr

 Uri Misgav, 30. Sept. 2009-09-30

 

Unsere guten Wünsche für ein Neues Jüdisches Jahr sind immer voller Hoffnung und Güte. Möge dieses Jahr gut, gesegnet und süß wie Honig sein. Doch nicht in diesem Jahr. Was wir brauchen, ist ein hartes Jahr. Ein Jahr der Entscheidung.

 

Der Staat Israel braucht eine Entscheidung. 112 Jahre nach dem ersten Jüdischen ( Zionistischen) Kongress und mehr als 61 Jahre nach der Staatsgründung hat das zionistische Unternehmen den schicksalhaften Kreuzweg in seiner Geschichte erreicht.

 

Da bleibt keine Zeit mehr. Die Demographie hat gesprochen. Sollte die augenblickliche israelische Führung mit der Unterstützung des Weißen Hauses und der EU die Teilung des Landes  zwischen den beiden Völkern versäumen, wird in der Zukunft keiner mehr da sein, der mit uns das Land teilen will.

 

Vor einem Jahr war ich bei einem Treffen israelischer und palästinensischer Friedensgruppen in Italien. Einer der Redner, Sari Nusseibeh sprach über die wachsende  palästinensische Unterstützung für die Idee eines bi-nationalen Staates. Im Lande zurück (klang es für mich, als ob) einer,  Aufmerksamkeit bekommen möchte oder wie  theoretische Provokation. Doch Jimmy Carter kehrte diesen Monat von Treffen mit palästinensischen Persönlichkeiten zurück – mit noch dramatischerem Eindruck. Die meisten Palästinenser, mit denen er sich getroffen hatte, stimmen darin überein, dass sie auf ihren Traum eines unabhängigen palästinensischen Staate verzichten wollen – so berichtete er in der Washington Post. Stattdessen würden sie eine israelische Staatsbürgerschaft vorziehen und dann von innen für die gleichen Rechte kämpfen.

 

Offizielle in Jerusalem halten nicht viel von Carter, dem ersten amerikanischen Präsidenten der mit Erfolg als Vermittler zwischen uns und einem arabischen Staat vermittelt. Sie sprechen von ihm als einem alten und delusionierten (?) Israel-Hasser. Doch Carter sieht klar, was die meisten von uns nicht sehen wollen. Die internationalen Umstände und der Druck von innen wird Israel nicht erlauben,  im Heiligen Land ein Apartheidregime auf Dauer  aufrecht zu erhalten. Eine jüdische Minderheit würde nicht auf immer  über eine arabische Mehrheit  herrschen können.

 

Ein modernes Sparta

Statt sich auf diese ernste Realität vorzubereiten, streiten wir uns weiter über  den Siedlungsbau. Es ist ok, 500 neue Wohneinheiten zu bauen, aber nicht 1000. Wir bringen den Sonderbeauftragten Mitchell zur Erschöpfung. Wir erledigen Obama. Wir haben unsern Spaß an der Sturheit der Palästinenser .

Die israelische Gesellschaft erinnert an Passagiere, die in einem PKW sitzen und sich schnell einem Abgrund nähern, während sie sich über etwas streiten, das sie gerade im Radio hören.

Es ist wahnsinnig.

Das zionistische Unternehmen basiert auf der Vision von Herzl und Ahad Ha’am, Pinsker und Gordon und Ben Gurion – nicht auf der Vision von Bogi Yaalon und Tzipi Hotoveli. Das Siedlungsunternehmen und das Festhalten an den besetzten Gebieten gehörte nicht zu den Pfeilern unserer Unabhängigkeitserklärung. Es war auch nicht die Idee einer diplomatischen Isolierung noch die Errichtung eines modernen Sparta, das dafür bekannt ist, nur mit dem Schwert zu leben.

 

Der Verteidigungsminister Ehud Barak erklärte vor kurzem, dass er fürchte,  die Palästinenser würden wieder ein große Gelegenheit verpassen. Aber wie ist es mit der Gelegenheit, die wir im Begriffen sind zu verpassen? Schließlich haben auch wir sehr viel zu verlieren. Es ist der Zeitpunkt der Entscheidung gekommen. Entscheidungen sind immer schwierig. Hoffen wir auf ein hartes Jahr. Der Honig kann noch eine Weile warten.

 

(dt. Ellen Rohlfs)

 

 

 

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