TRANSLATE
Kinder in Gaza
spielen nicht
Nach Aussagen der Armee seien die von der IDF getöteten Kinder ein
Teil der palästinensischen Kriegsmaschinerie.
Roy Peled, YNET – news.com 3.10 07 ( 10.5.07 ?)
Auf
der offiziellen Website zur Erinnerung von IDF-Todesfällen kann man
den folgenden Eintrag über Nissim Gini lesen: er verteidigte
freiwillig wie Dutzende seiner jungen Freunde seine Stadt und seine
Heimat und wollte eine Aufgabe haben …er wurde damit beauftragt, die
Verbindung zwischen den Posten herzustellen. Er war
verantwortungsbewusst und loyal gegenüber den Erwachsenen mitten in
einem Kugelhagel und donnernden Explosionen … Nachdem einer der
Posten vom Feind übernommen wurde, wurde er schwer verwundet und
starb nach schrecklichen Schmerzen … er war zur Zeit seines Todes 10
Jahre alt – der jüngste von Israels Kriegsgefallenen.“
Die
Geschichte von Nissim Gini wurde während eines Tagesausflugs „In den
Fußstapfen der Krieger im Unabhängigkeitskrieg“ in der
Elementarschule wieder erzählt . Sie wurde als eine Geschichte von
Tapferkeit wieder erzählt – ohne dass jemand etwas zu sagen wagte
und die Helden dieses Krieges verurteilten, dass sie einen
10-jährigen zur Armee holten.
Ich
erinnerte mich an diese Geschichte, als ich einen Haufen Klischees
las, der von der IDF-Einheit der Sprecher kam - als Antwort auf das
Töten der Kinder im Gazastreifen.
Der
IDF-Sprecher äußerte Slogans, die es uns leichter machen sollen, mit
den schrecklichen Ergebnissen unserer Angriffe auf den Gazastreifen
fertig zu werden. Wir reden über die echte Betroffenheit der
Öffentlichkeit, aus Sorge, dass Bürgern das von uns in ihrem Namen
verursachte Leid bewusster wird und sie zu fragen anfangen und
Antworten von der IDF über ihre Aktivitäten im Gazastreifen haben
wollen.
Von
all den Slogans und Lügen sind die empörendsten die, die sich mit
den Zivilisten befassen, die getroffen werden.
„Bedauerlicherweise handeln die Palästinenser absichtlich aus der
Mitte der zivilen Bevölkerung“ - dies ist ein Klischee, das jedes
Mal dann verwendet wird, wenn die Luftstreitkräfte eine Rakete auf
ein Fahrzeug abschießen, das durch einen bevölkerten Marktplatz
fährt, und dann Zivilisten töten.
Die
IDF versichert sich natürlich immer, dass seine Offiziere nur auf
Inter-City-Straßen fahren und weit weg von Zivilisten. Sie schlafen
auch nicht in den Wohnungen der zivilen Gemeinschaften. Die
IDF-Kommandeure im Gazastreifen mieten sich keine Zimmer in
Kibbuzim. Glücklicherweise ist das Hauptquartier des
Verteidigungsministerium aus dem bevölkerten Zentrum von Tel Aviv
weggezogen.
Wenn Kinder auf Qassam-Abschussgelände getötet werden, dann ist
die Erklärung folgende: „Die Palästinenser sind sich bewusst, dass
dieses Gelände nicht betreten werden soll“.
Doch „verbotenes Gelände“ wird bewusst von Israel definiert und
Dutzende von qkm des Gazastreifens werden so bezeichnet . Doch im
Gegensatz zur allgemeinen Annahme wissen viele Palästinenser gar
nicht, wo die Grenzen ( des verbotenen Geländes) liegen. Kinder, die
nachmittags in den Sanddünen umherlaufen, habe sicher keine Ahnung.
.
Wir
können nicht immer unsere Kinder kontrollieren
Nach der
Logik der IDF gehen palästinensische Kinder niemals nur so aus Spaß
durch Felder, genau so wie israelische Kinder nicht mit alten
Granaten spielen, da jeder weiß, dass Granaten gefährlich sind. Sie
spielen auch nie mit Gewehren, weil jeder weiß, dass Gewehre
gefährlich sind. Doch wenn sich so ein tragischer Unfall in Israel
ereignet, dann nimmt jeder an dieser Tragödie teil, und keiner
denkt daran, dem Kind die Schuld zu geben.
„Die Palästinenser benützen in zynischer Weise die Kinder“ – nach
der IDF; die Kinder, die letzte Woche im Gazastreifen getötet
wurden, kamen aus zwei Gründen auf die Szene: Entweder sind sie ein
Teil einer besonderen Terrorzelle junger Leute oder sie wurden von
Terrorgruppen als menschliche Schutzschilde benützt.
Palästinensische Kinder sind nicht aus dem selben Stoff gemacht wie
israelische Kinder, die einmal nur so aus Spaß spazieren gehen und
ein andermal nach Abenteuer Ausschau halten, weil es ihnen
langweilig ist. Wenn ein palästinensisches Kind von der IDF getötet
wird, dann hat es sicherlich etwas sehr Schlimmes getan. Zu dumm,
dass sie nicht von den Juden in Hebron lernen, wo so wunderbare
Mädchen groß gezogen werden.
Die
Klischees der IDF widersprechen der Realität und der Logik jeder
Person, die einmal Kind war. Unsere persönlichen Erfahrungen lehren
uns, dass wir unsere Kinder nicht immer kontrollieren können. Unsere
nationale Erfahrung lehrt uns, dass ein Volk, das in einem Kampf
engagiert ist, alle seine Kräfte mobilisiert.
Schauen wir uns das Verteidigungsministerium an: da stellt sich
heraus, dass - wenn es sich zumindest um das Volk Israels handelt -
es Leute unter uns gibt, die nicht zögern, Kinder zu rekrutieren.
Und die Hüter unseres Verteidigungserbes rühmen sich noch heute
damit ( s. Nissim Gili zu Anfang dieses Artikels!!)
Diese
Klischees werden von der israelischen Gesellschaft akzeptiert und
Journalisten – einmal kritisch – sind still geworden, weil wir sie
dringend brauchen. Das Leben ist einfacher, wenn die
palästinensischen Kinder nur als ein weiteres Rädchen in der
raffinierten Kriegsmaschinerie uns bedrohen.
In
den Augen eines jungen Israeli von 2007 ( hingegen) begingen
diejenigen, die den 10jährigen Nisim Gini erlaubten, Soldat zu
werden, einen verachtenswerten Akt. Dasselbe gilt auch für
diejenigen, die palästinensische oder israelische Kinder nicht von
Gebieten fern halten, in denen unmittelbare und echte Gefahr
besteht. Ich kann verstehen, dass während einer Zeit, in denen ein
Kampf auf Leben und Tod herrscht, die Dinge noch etwas anders
aussehen – im jüdischen Viertel während des Unabhängigkeitskrieges
und im Gazastreifen der heutigen Zeit.
Ich
erfuhr dies von der Website des Verteidigungsministeriums, die mit
den im Krieg getöteten jüdischen Kindern prahlte Leider schaut sich
der IDF-Sprecher nicht öfter diese Seite an.
Und
zum letzten Fall: als dieser Artikel veröffentlich wurde, zeigte
eine IDF-Untersuchung, dass die drei palästinensischen Kinder, die
kürzlich getötet wurden, Fangen spielten. Man stelle sich das nur
vor! Palästinensische Kinder spielen? Sie spielen Fangen? Es gibt
doch Immer wieder Überraschungen!
Der
Autor ist ein Mitglied der Meretz-Partei.
(dt. Ellen Rohlfs)
|