Medizinische Nothilfe:
Palestinian Medical
Relief Society (PMRS)
Dr.
Aid Yaghi, Leiter der
PMRS-Basisgesundheitsdienste
in Gaza berichtet, dass
die Kampfhandlungen die
Arbeit der
Gesundheitsarbeiter
erschweren. Zwei ihrer
Kliniken, in Um
An-Nasser und in Hizbet
Beit Hanun mussten
schließen, da sie sich
in Gebieten befinden,
die die israelische
Armee erobert hat. PMRS
versucht, über den Roten
Halbmond mit der
israelischen Armee zu
kommunizieren, damit sie
die Kliniken wieder
öffnen kann � bislang
vergebens. Dieses
Personal arbeitet jetzt
etwa in der Klinik in
Jabalia, die 24 Stunden
am Tag geöffnet hat.
Diese Klinik befindet
sich wenige Meter
entfernt von einer
UN-Schule. Israelisches
Feuer tötete dort 42
Menschen. Die Verletzten
wurden in der nahen
PMRS-Tagesklinik
behandelt, bevor sie in
Krankenhaus gebracht
wurden. Die vierte
Klinik in Khan Yunis im
Süden ist von der Stadt
Gaza aus nicht mehr
erreichbar.
Glücklicherweise hat die
PMRS noch vor der
Bodenoffensive eine
Lieferung mit
Medikamenten und anderen
medizinischen Gütern
dorthin transportiert.
Wie viele Tausende
andere Gebäude im
Gazastreifen, haben auch
alle PMRS-Kliniken keine
Glasscheiben mehr. Diese
gingen bei den
Bombardierungen der
israelischen Luftwaffe
zu Bruch.
Seit
dem Beginn der
Bombardements leistet
die
medico-Partnerorganisation
PMRS medizinische
Nothilfe im
Gazastreifen. Ihre
Mitarbeiter und
zahlreiche Freiwillige
arbeiten rund um die Uhr
in drei Schichten. Sie
versorgen Verwundete und
bringen sie in die
Krankenhäuser. Manchmal
kommen sie zu spät. Dann
bleibt ihnen nur noch
das Aufsammeln von
Körperteilen und die
Bergung von Leichen.
Sozialarbeiterinnen
betreuen die Angehörigen
der vielen Toten und
Verletzten.
Viele
Gebiete im Gazastreifen
sind durch die
Bodenoffensive von den
Gesundheitseinrichtungen
abgeschnitten. Zwei
sechsköpfige Teams
behandeln Verwundete mit
mobilen Kliniken, dort
wo es keinen Zugang zu
medizinischer Versorgung
gibt. Sie versuchen,
Patienten zu Hause zu
besuchen. Viele
Menschen, vor allem
Mütter mit Kindern oder
alte, chronisch kranke
Menschen haben Angst,
ihre Wohnungen zu
verlassen und müssen zu
Hause versorgt werden.
Mitarbeiter der PMRS
bieten außerdem
Erste-Hilfe-Kurse an und
bilden derzeit 330
Freiwillige aus.
Hunderte Freiwillige des
PMRS-Netzwerkes
verteilen Wasser oder
Decken. Vor allem an
Familien, die aus ihren
Häusern geflohen sind �
etwa in Schulen und
andere Gebäude, die sie
für sicherer halten. Mit
den Spenden von medico
sollen ca. 2000 weitere
medizinische
Notfall-Päckchen mit
Medikamenten und
Verbandsmaterial
bereitgestellt werden.
Auch an ihr Personal hat
PMRS Medikamente
ausgegeben, damit diese
� auch wenn sie nicht an
den Arbeitsplatz können
- in ihrer Nachbarschaft
helfen. So konnten
Mitarbeiter der PMRS im
entlegenen Zeitun der
Großfamilie As-Samuni
Erste-Hilfe leisten,
nachdem 22 Mitglieder
dieses Clans getötet
worden sind, darunter
sieben Frauen und sechs
Kinder.
Da
die regulären
Krankenhäuser aufgrund
der vielen Verwundeten
vollkommen überfordert
sind und derzeit
chronisch Kranke,
Herzpatienten oder
Schwangere abweisen
müssen, sind auch alle
Gesundheitseinrichtungen
der PMRS überlastet, da
sie zusätzlich
versuchen, deren
Versorgung mit zu
übernehmen. Dennoch
wurden drei PMRS-Ärzte
an das Shifaa�
Krankenhaus in Gaza
ausgeliehen, da dort die
am schwersten Verletzten
eingeliefert werden.
Politischer Druck:
Physicians for Human
Rights (PHR-IL)
Aber
auch die israelische
medico-Partnerorganisation
Ärzte für Menschenrechte
(PHR-IL) ist aktiv. Sie
übt politischen und
juristischen Druck auf
die israelische
Regierung aus.
Am
Freitag, den 9. Januar
verhandelte der Oberste
Gerichtshof in Jerusalem
eine Petition der PHR-IL
und fünf weiterer
israelischer
Menschenrechtsorganisationen.
Sie fordern, dass die
Verwundeten aus dem
Gaza-Streifen
unverzüglich in Israel
behandelt werden dürfen.
Es kam jedoch noch zu
keiner Entscheidung, da
das Gericht der
israelischen Regierung
vier Tage Zeit für eine
Stellungnahme einräumt.
Hada Ziv, die
Geschäftsführerin der
PHR-IL reagierte empört:
?Vier weitere Tage
kosten Menschenleben.
Wenn es so weiter geht,
wird jede halbe Stunde
ein Palästinenser
umgebracht und alle
sechs Minuten einer
verwundet.� Notwendig
sei ein sofortiger
Waffenstillstand um die
Verletzten zu bergen und
behandeln zu können.
Die
aktuelle Stimmung in der
israelischen
Gesellschaft macht Hadas
Ziv zu schaffen. Sie
berichtet von einer neue
Qualität des Hasses
gegen die Palästinenser.
?Ältere Menschen kannten
wenigstens noch
Palästinenser. Dies hat
sich durch die
israelische
Trennungspolitik und den
Aufbau eines
Enklavensystems
verändert. Die jungen
Menschen in Israel
kennen Palästinenser nur
noch durch die Medien
und durch Zielfernrohre.
Sie nehmen sie nicht
mehr als Menschen wahr.
Folglich können wir sie
beschießen, als ob sie
keine Menschen sind.�
PHR-IL dokumentiert und
recherchiert auch die
Verstöße des
israelischen Militärs
gegen internationales
humanitäres Recht. So
machten sie schon
mehrere Vorfälle
öffentlich, bei denen
Sanitätern der Zugang zu
Verwundeten verwehrt
wurde.
Kollaps: Lage im
Gazastreifen
Die
Angriffe der
israelischen Armee haben
im Gazastreifen eine
Situation geschaffen,
welche das durch die
anderthalb-jährige
Blockade geschwächte
Gesundheitssystem kaum
noch bewältigen kann.
Israels Schließung
sämtlicher Zugänge von
und nach Gaza verschärft
die humanitäre Tragödie,
die das Leben im
Gazastreifen bestimmt.
Auch
Krankenhäuser werden nur
vier bis fünf Stunden
täglich mit Strom
versorgt und sind auf
Generatoren angewiesen.
Nach den jüngsten
Hilfslieferungen reichen
die Kraftstoffvorräte
nun schätzungsweise
wieder weitere fünf
Tage.
Durch
die Zerstörungen der
Militärangriffe sind
viele Menschen von der
Trinkwasser- und
Stromversorgung
abgeschnitten. Die
Abwasserentsorgung ist
beeinträchtigt.
Nahrungsmittel sind
knapp und während der
täglichen, dreistündigen
Waffenruhe bilden sich
lange Schlangen.
medico international
fordert deshalb
gemeinsam mit seinen
Partnerorganisationen,
den israelischen Ärzten
für Menschenrechte und
der Palestinian Medical
Relief Society einen
sofortigen,
beiderseitigen
Waffenstillstand und den
freien Zugang für
humanitäre Güter, Waren
und Personen in den
Gazastreifen und
hinaus.
Für die medizinische
Nothilfe im Gazastreifen
bittet medico
international dringend
um Spenden.
Spendenkonto: medico
international
Frankfurter Sparkasse
Kontonummer 1800
BLZ
500 502 01
Stichwort: ?Palästina�