Liebe
Genossinnen und Genosse in Deutschland,
Es muss
zuerst erwaehnt sein, dass Eure solidarische Briefe mir
viele Kraft gegeben haben und mir viel bedeuteten und
immer noch bedeuten. Viele dieser Briefe habe ich erst
vor kurzem lesen duerfen, da ich mein Hausarrest bei
meinen Eltern, die keine Internet-Verbindung haben,
vollziehe. Dafür schicke Euch meinen tiefsten Dank und
meine Hochachtung.
Nun sind es
etwa zwei Monate, dass ich in Freiheitsentzug lebe (3
Wochen im Knast und seitdem unter stricktem Hausarrest).
Wenn es nach der Staatsanwaltschaft ginge, werde ich
unter diesem stricktem Hausarrest bis es ein
Gerichtsurteil in meinem Fall gibt. Eine Sache, die in
Israel in den meisten Fällen länger als ein Jahr dauern
kann. Wir planen bald, den Fall an die Höchste Instanz
zu übergeben, jedoch sind wir nicht unbedingt
hoffnungsvoll.
Ich wurde
auf einer Demo gegen die Teilnahme einer
wohlbekannten Faschistischen Führer der Siedler) Baruch
Marzel festgenommen. Die offiziellen
Anklagepünkte lauten, insulting a high-ranking
officer, preaching for violence und attending an illegal
manifestation. Der Anklageschrift war innerhalb
weniger als 24 Stunden schon
abgeschloßen! Eine (Laut vielen Anwälten und
Fachfrauen\Leuten) sehr mehrkwürdige Tatsache, da es
normalerweise viel länger dauert bis ähnliches vollzogen
wird. Dazu kommt, dass die angeblichen ``Beweise`` im
Anklageschrift so mager und dünn sind, dass man mit
Sicherheit sagen kann, dass es sich hier auf jeden Fall
um eine politische Haftierung handelt.
Deshalb
überrascht es nicht, dass die einzigen angeblich
vorliegenden ``Beweise``, die Aussagen von Mitgliedern
der Spezialeinheit sind, auf die der hochrangiger
Offizier kommandiert, den ich laut Anklageschrift
angeblich attackiert hätte. Die Polizei
ihrerseits ist nicht mal bereit, die Videoaufnahmen
vorzulegen, die sie während der Demo aufgenommen hat.
Die Vermutung liegt nah, dass sie dies nicht tut, weil
die Aufnahmen zeigen würden, dass ich nichts
rechtwidriges getan habe.
Mir und
meinen Genossinnen und Genossen ist es längst klar, dass
es sich hier um eine politische Verfolgung.
Während des brutalen Krieges in Gaza, wurde ich
drei mal festgenommen. Zwei mal wurde
ich vom Geheimdiens (Schaback) verhört und freigelassen
und beim dritten mal wurde ich vom Geheimdienst und der
Polizei verhört und zu drei Tage Hausarrest geschickt.
Mein Fall
ist kein besonderer Fall. Denn viele meine Genossinnen
und Genossen haben Gleiches, wenn nicht Schlimmes
erlebt. Während des Krieges, wurden (Laut
Adalah und andere Menschenrechtsorganisationen.
http://www.adalah.org/eng/index.php) mehr
als 811 Palästinenser (in den 48er Gebiete)
festgenommen, verhört, eingeschüchtert und in vielen
Fällen in den Knast geschickt. Die Vorwürfe
lauteten immer gleich: "Schädigung der
äffentlichen nationalen Moral in Yeiten des Krieges"!
Und das in der "einzigen Demokratie des
Nahosten". Einige von Ihnen sind immer noch im
Knast und warten auf Ihr Urteil. Ein Urtel gegen Leute,
die ein "Verbrechen" begangen haben, gegen einen
Vernichtungskrieg zu protestieren.
Es ist
nicht mein Anliegen, hier, in diesem Mail Euch über die
sich vermehrten Angriffe gegen die Palästinenser in den
48er Gebiete aufzuklären, denn das würde ein Buch
ausmachen. Doch ist es mir wichtig, dass Ihr, meine
Weggefährten aus vergangenen Tagen wisst, dass
die Leute hier in dauerhaftem Angstzustand leben.
Angst, weil sie keine Schutz vor den Angriffen
der Siedler und des Staates haben. Für die
Palästinenser in der Westbank, Jerusalem und Gaza ist es
(auch wenn Ihre Lage viel schlimmer und tragischer ist)
ein Trost, dass die UNO, die EU, die Weltgemeinde um
ihre Situation informiert ist und manchen Druck (auch
wenn er weit unter dem Nötigen liegt) macht, um Ihr Leid
auch wenn etwas zu mildern.
Über Anderhalb Millionen Palästinenser, die in den 48er
Gebiete unter dauerhafter Drohung des Transfers schweigt
die ganze Welt!
Sie jedoch,
schweigen nicht. Sie kämpfen mit ihren bescheidenen
Mitteln, die "eine Demokratie" erlaubt und dafür zahlen
sie mit ihrer Freiheit.
Ihr, meine
Genossinnen und Genossen seid die authentische und
menschliche Stimme Deutschlands. Zusammen sind wir auf
die Strassen gegangen, zusammen marschiert, zusammen
haben wir in Schnee und Hitze geschrien. Lasst uns das
noch ein weiteres Mal zusammen tun.
Lasst uns
für die Schreien, die keiner zuhören will.
No Passaran
Mit
Solidarischen G. Aus dem Hausarrest
In Umm El
Fahm
Euer
Genosse
Samieh
Jabbarin