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Texte von Hajo Meyer

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Zionismus hat nichts mit dem Judentum zu tun –

Dr. Hajo Meyer, Holocaustüberlebender
 

„Zionismus und das Judentum stehen im Gegensatz zu einander. Weil das Judentum universal und human ist – und der Zionismus genau das Gegenteil.  Er ist sehr eng, sehr nationalistisch, rassistisch, kolonialistisch und all dies. Es gibt kein „Nationales Judentum“ (Wie es kein nationales Christentum ER) gibt. Es gibt Zionismus  und es gibt Judentum  und sie sind völlig verschieden.“

Mein Name ist Hajo Meyer, ich wurde im August 1924 in Bielefeld, Deutschland, geboren. Ich werde also in diesen Tagen 90 Jahre alt. Ich hatte Deutschland im Januar 1939 verlassen, weil mir seit1938 verboten wurde, weiter die Schule zu besuchen. Nachdem ich in den Niederlanden meine Aufnahmeprüfung an der Universität gemacht hatte – unter deutscher Besatzung. Sie erlaubten dies  den Juden, sogar unter deutscher Besatzung, in einem besonderen Rahmen ein jüdisches Staatsexamen. Im Oktober 1943 passierte es. Ich ging in den Untergrund und nach etwa einem Jahr wurde ich gefangen genommen, nach Auschwitz gebracht und überlebte dort 19 Monate.

Ich war in der Tradition des aufgeklärten Reformjudentums erzogen worden ohne jede Beziehung zu den Vorschriften der Halacha (jüdisches religiöses Gesetz), sondern nach dem soziokulturellem Erbe und dem aufgeklärten Teilen des Judentums.

Meiner Ansicht nach ist diese ethische Tradition absolut im Gegensatz zu allem, das die Basis des Zionismus bildet, weil der Zionismus am Ende des 19. Jahrhunderts geschaffen wurde, und während dieser Zeit war es üblich, kolonialistisch, rassistisch, supernationalistisch zu sein, den Nationalstaat hoch einzuschätzen mit der Idee: Frankreich für die Franzosen, Deutschland für die Deutschen und dann irgend einen Staat für die Juden. Dies alles bildete die Grundlage für den Zionismus.

Zionismus und Judentum sind einander gegensätzlich. Weil Judentum universal und human ist und Zionismus genau das Gegenteil. Er ist sehr eng, sehr nationalistisch, rassistisch, kolonialistisch und all dies. Es gibt kein „Nationales Judentum“ Es gibt den Zionismus und es gibt das Judentum und sie sind völlig verschieden.

Der Zionismus hat nichts mit dem Judentum  zu tun. Weil Judentum, wie ich es lernte – die Reform-Bewegung –  hoch, hoch ethisch ist.  Also kann man Zionismus nicht mit hoher Ethik verbinden.  Zwischen-menschliche Ethik ist das Ergebnis von Entwicklung. Wir haben also ein Zentrum in unserm Gehirn, das uns das Gefühl von  Empathie gibt. Wenn wir also jemanden leiden sehen, erhalten wir einen Impuls: „Kann ich dir helfen?“

Das ist eine sehr wichtige Einsicht, die ich in Auschwitz sah – wenn eine dominante Gruppe die andern entmenschlichen will, so wie die Nazis mich entmenschlichen wollten,  musste diese dominante Gruppe zuerst in einer Weise selbst entmenschlicht werden, indem ihre Empathie durch Propaganda und Indoktrination verringert wird, dass sie fähig macht, so  grausam zu werden, wie einige waren. Aber dasselbe gilt heutzutage für Israels Propaganda und Entmenschlichung.

Diese Tatsache ist von mindestens  zwei mir bekannten eindrucksvollen Dokumenten  dokumentiert worden. Das eine ist von Shulamit Aloni, die einmal Bildungsministerin in Israel war und die erklärt, wie hasserfüllt, wie rassistisch, wie abwertend die Schulbücher in Israel über Palästinenser reden  Und Nurit Peled-Elhanan, die als Pädagogin in der Universität von Tel Aviv ist. Sie  machte eine große Untersuchung von Schulbüchern, und  sie war  über den Rassismus erschrocken,  der unsern Kindern in den Schulen in Israel gelehrt wird.

Und dann erfährt man heute, wie die Rabbiner – besonders die Armee-Rabbiner immer aggressiver werden  und den Soldaten erzählen, dass es eine Mitzvah (gute Tat) sei und ihre Pflicht, jeden Palästinenser zu erschießen, den sie sehen. Sie sind so aggressiv. Sie sind so rassistisch .  Ich bin so entsetzt, ich bin so sehr entsetzt, wie hasserfüllt, wie entmenschlicht sie sind, dass sie nichts Menschliches mehr in einem Palästinenser sehen. Es ist schrecklich.  Lange Zeit glaubte ich mehr oder weniger die Propagandalügen der israelischen Seite. Der eigentliche Augenöffner – so meine ich für mich -  besonders über den 48er-Krieg war Ilan Pappe Buch: „Die ethnische Säuberung Palästinas“. (Ich fürchte, es war sehr spät für mich.)

Vor diesem – sieh dir diese starke Propagandamaschinerie an,  und Studium und Erkenntnisse erklären viel und dann reise  in die besetzten palästinensischen Gebiete, um dir die Realität dort anzusehen.  Dazu brauchte ich einige Zeit. Ich glaube, ich begann mit der Kritik von Begin und Sharon und Sabra und Shatila etc.  Und dann begannen  meine Augen sich zu öffnen. Also ich brauchte eine ganze Weile, um dies hier alles zu verstehen.

Die Zionisten haben gar kein Recht, den Holocaust für irgendwelche Zwecke zu gebrauchen, weil sie über Leute wie mich  reden, als seien  wir „unnützes menschliches Material“.  Zunächst mal bin ich nicht unnütz. Und zweitens bin ich ein Mensch und kein Material. Ich empfinde sehr tief, Wenn ich diese Leute nicht verachte, die solche Wörter benützen, könnte ich mich beleidigt fühlen.

Und wie Netanjahu neulich in der Vollversammlung der UN tat, benützte er die Nummer an meinem Arm – oder die Nummern auf unsern Armen – um einen zukünftigen Angriff auf den Iran  zu verteidigen. Dies hat überhaupt nichts miteinander zu tun.

Die Zionisten haben alles aufgegeben, was mit Menschlichkeit und Empathie zu tun hat  - um einer Sache willen, um des Staates willen. „Die Blut und Boden“-Ideologie. Genau wie die Nazis. Ich lernte in der Schule über Blut und Boden und dies ist genau auch ihre Ideologie.

Der Journalist, der aus Berlin für die Jerusalempost berichtet,( ich denke es ist Herr Weinthal), hat ein Scheinwerferlicht auf mich geworfen. So hatte ich die Ehre als Antisemit oder sonst etwas  zitiert zu werden. Mir kann keine höhere Ehre zuteilwerden, als mit Leuten wie Jimmy Carter oder Noam Chomsky oder Norman Finkelstein und der frühere holländische Ministerpräsident Dries van Agt verglichen zu werden. Ich bin also stolz, ein Antisemit genannt zu werden.

Denn früher war ein Antisemit jemand, der Juden hasste, weil sie Juden waren und wegen ihrer jüdischen Natur und  (angeblichen Rasse). Heutzutage ist jemand ein  Antisemit, der von einem gewissen Typ von Zionisten gehasst wird. Wie einer der bedeutenden Naziführer, Göring, der einmal sagte: „Ich bestimme, wer ein Jude ist.“  und so bestimmen  jetzt Zionisten (Oder Philosemiten), wer Antisemit ist. Und wie ich schon sagte: ich bin stolz einer von ihnen zu sein“.

(dt. Ellen Rohlfs)

 

http;//www.intifada-palestine.com/2014/08/zionism-nothing-judaism-holocaust-survivor…  

 
 

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