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Der Todeskult
Gideon Spiro, (Red Rag Column) 12. 4.
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Diese Zeilen wurden in der Mitte der
Todes-Woche geschrieben. Wir haben gerade den
Holocaust-Gedenktag gefeiert und in ein paar Tagen werden wir
den Gedenktag für die israelischen gefallenen Soldaten haben.
Der Holocaust-Gedenktag bewegt mich und
irritiert mich. Ich bin irritiert durch die Reden vom
Ministerpräsident und dem Präsident des Staates, die dieses
historische Ereignis in den Dienst ihrer schmutzigen
politischen Ziele stellen. Und wieder beginnen sie mit dem
Mantra der Zerstörung durch den Iran und fügen direkt an, dass
es nicht so sei, wie während des Holocaust: jetzt haben wir eine
Armee. Und noch einmal: Wir haben eine Armee und wieder: eine
Armee und wir werden uns selbst verteidigen. Und sie weisen
darauf hin, falls „Die Welt“ (natürlich sind die USA gemeint)
nicht reagiert, werden wir uns wieder verteidigen, weil wir eine
großartige Armee haben. Dann kommt die dunkle Warnung, dass „in
jeder Generation erheben sie sich gegen uns, um uns zu
zerstören“, aber diesmal haben wir -- warte – eine Armee. Und
so weiter. Israel stößt die US tatsächlich in den Krieg; und da
diese Supermacht, die schon schlimm von Kriegen in
Mitleidenschaft gezogen wurde, die sie geführt haben und noch
weiter führen, versucht Israel mit dem Mantra zu besänftigen
„Alle Optionen liegen auf dem Tisch; sie bitten Israel
tatsächlich, der Diplomatie eine Chance zu geben. Und die
Antisemiten? Sie freuen sich beim Beobachten, wie der Schwanz
mit dem Hund wedelt.
Was mir in der Reihe von Feierlichkeiten an
diesem Tag fehlt, ist die universale Dimension. Ein Besucher
eines anderen Planeten, der die Holocausttag-Feierlichkeiten in
Israelmiterlebt, würde denken, dass die Nazis nur Juden gemordet
haben – dass der Krieg gegen die Juden das Ein-und-Alles der
Geschichte von Nazi-Deutschland wäre. Aber das ist eine grobe
Verdrehung der Geschichte. Wenn sich Nazi-Deutschland nur auf
den Krieg gegen die Juden konzentriert hätte, dann müssen wir
annehmen, dass der 2.Weltkrieg nicht ausgebrochen wäre und die
Invasionen in Polen, die Tschechoslowakei, Russland,
Skandinavien und Afrika wären nicht geschehen. Nur um des Hasses
gegen die Juden hätte Deutschland sich nicht selbst in Gefahr
gebracht, um die ganze Welt einzunehmen. Es ist wichtig zu
betonen, dass die Nazis vor allem Feinde der Menschlichkeit
waren. Ihre rassistischen Doktrinen waren verbunden mit
imperialen Zielen, die über das jüdische Problem hinausgingen.
Das tausendjährige Reich sollte über Europa herrschen – ohne
Juden und ohne Sinti und Roma, ohne Schwarze, Kommunisten,
Sozialisten, Liberale, Homosexuelle und geistig Behinderte.
Mit andern Worten: der jüdische Holocaust ist
anders, aber nicht einzigartig unter den Verbrechen des
Naziregimes. Deshalb ist es wichtig, den universalen Aspekt bei
der Einhaltung des Holocaustgedenktages mit zu berücksichtigen.
Aber genau dies versuchen die Wächter des Gedenktages in Israel
zu verhindern. Die universalen Lektionen aus dem Holocaust sind
vor allem, dass wir die Menschenrechte, die Demokratie und die
Rechte der Minderheiten schützen, dass wir Flüchtlingen helfen
und gegen Rassismus kämpfen. Aber im heutigen kolonialen Israel,
in dem Rassismus und Arroganz gegenüber Schwarzen und Araber
triumphieren, sind alle jene Worte schmutzige Worte.
Israel hat eine Generation erzogen, die
nichts über den 2. Weltkrieg weiß und was mit ihm
zusammenhängt. Der Holocaust hat sich in Fahrten nach Polen und
dem Marsch nach Auschwitz verwandelt. Die Armee zieht die
Soldaten von ihren Pflichten der Unterdrückung im Dienste der
Besatzung ab und schickt sie als IDF-Delegation zu den
Todeslagern, von denen sie voller Motivation wieder
zurückkehren, um die Arbeit der Erhaltung der Besatzung und
Apartheid in den besetzten Gebieten zu erhalten.
Dasselbe gilt für die Sekundarschulen.
Ermutigt Vom Bildungsminister ermutigt, werden Jugendliche kurz
vor ihren Prüfungen und bevor sie zum Militär eingezogen werden,
nach Auschwitz geschickt, wo sie gehirngewaschen werden: die
wichtigste Lektion ist die Bedeutung der jüdischen Armee. Sie
kehren dann sehr motiviert zurück, um sich der Armee
anzuschließen. Äußerst ironisch ist, dass das Auschwitz-Lager zu
einem wirksamen Propagandainstrument geworden ist für das
Prestige der Armee und für die Rechtfertigung von Israels
Rassismus durch jene, die für die Bildung in Israel. zuständig
sind. In diesem Jahr ist es der IDF-Chef Benny Ganz, der die
führende Rolle bei der Auschwitzschau für die Armee hatte. Die
Absurdität der Auschwitz-Prozession erreichte in diesem Jahr
einen solchen Punkt, dass die Bank Leumi eine Gruppe Angestellte
nach Auschwitz sandte, wo sie im Fernsehen gezeigt wurden –
dekoriert mit dem Logo der Bank. So ist Auschwitz eine Plattform
für Werbung für eine Bank geworben, die sich weigerte, das Geld
von Holocaustüberlebenden an ihre Erben weiter zu geben.
Ich bin auch von der Militäreinheit
irritiert, die auf der Bühne der Hauptfeier des
Yad-Vashem-Platzes standen; also von ihren Pflichten der
Besatzung und Unterdrückung geholt, um nach der Feier zu ihren
brutalen Pflichten zurückzukehren. Die Teilnahme der
Fallschirmspringer bei der Feier ist eine Erinnerung daran,
dass die Lektionen aus dem Holocaust nicht gelernt worden sind.
Ich bin auch irritiert von all den Reden im
Namen von 6 Millionen – keiner von ihnen kann darauf antworten.
In dem Gebet, das speziell zum Gedenken derer, die im Holocaust
verdarben, gesprochen wurde, ist ein bewegender Text: sie gingen
von dieser Welt zur Heiligung Gottes … Auf diese Weise übernimmt
Religion das Leben in Israel. Die säkularen Juden sind nicht
zur Heiligung Gottes ermordet worden und die Millionen jüdischer
Kinder wurden nicht zur Heiligung Gottes ermordet ???
Menschliche Wesen wurden auf dem Altar einer
wahnsinnig rassistischen Ideologie ermordet, egal ob sie Juden
oder Roma waren, und es ist bedauerlich, dass Gott in dieses
Bild hineingenommen wird; denn falls er existiert, schwieg er
genau wie sein irdischer Vertreter, der Papst. Warum haben sie
in einer Feier, die im Wesentlichen säkular ist, die Religion
mit hineingezogen? Abgesehen davon, wenn diese 6 Millionen in
Israel gelebt hätten, dann wäre ein großer Prozentsatz von ihnen
gar nicht als Juden anerkannt worden, weil sie entweder mit
Nichtjuden verheiratet waren oder weil nur die Väter jüdisch
waren und nicht die Mütter. Sie würden auf anderen Friedhöfen
beerdigt werden, so wie es heute noch üblich ist bei Soldaten,
deren Jüdischkeit vom Rabbinat bezweifelt wird…
Am Holocausttag kommen die Familien zusammen
mit den Mitgliedern der Familien, die beim Holocaust
Verwandte verloren haben. Das geschieht auch in meinem Haus.
Die Familie meiner Partnerin und auch meiner Familie haben im
Holocaust Verwandte verloren. Auch wenn die Mehrheit der
israelischen Juden nicht daran denkt, so denke ich noch an ein
anderes Opfer des Holocaust: an das palästinensische Volk, das
indirekte Opfer des Holocaust. Ich zweifle nicht daran, dass der
Holocaust und Tausende von jüdischen Flüchtlingen in den Lagern
der displaced Persons (DP) in Deutschland (Ich kann mich
noch an eines bei Nürnberg erinnern ER) sich nach Palästina
sehnten und dass dies die UN-Teilungs-Resolution von 1947 mit
entschieden hat- die Palästinenser, die eine massive Mehrheit im
Lande waren, sahen, wie sich nach der jüdischen Einwanderung das
Land veränderte. Ihre Opposition gegen diese demographische
Veränderung war nur natürlich …
Wenn es den Holocaust nicht gegeben hätte,
wären die meisten Juden aus Polen, Deutschland,
Tschechoslowakei, Rumänien und Ungarn in ihren Ländern
geblieben, so wie Juden in den USA heute. Die zionistische
Einwanderung in dieses Land würde sehr langsam weitergegangen
sein, der Staat Israel würde nicht 1948 geboren worden sein,
Die marokkanischen und irakischen Juden wären nicht nach hier
umgesiedelt worden. Die Nakba wäre nicht geschehen ---- der
Holocaust schuf eine Tragödie innerhalb einer Tragödie und man
sieht keine Lösung am Horizont.
Alles beginnt im
Kindergarten
Ein Freund hat meine Aufmerksamkeit auf ein
Phänomen gelenkt, das ihm Sorgen bereitet. Seine 5jährige
Tochter geht in den Kindergarten und die Eltern erhielten einen
Brief zur Party am Unabhängigkeitstag. U.a. steht im Brief: „an
diesem Tag sollten die Kinder in einer weißen Bluse oder einem
weißen Kleid kommen. Die Kinder sollen nichts zu essen
mitbringen, weil man Falafel im Kindergarten ausgibt. Wir
benötigen zwei Freiwillige, die für diesen Zweck Kuchen backen.
Bitte geben Sie uns per Email Nachricht. Zu Ehren unserer
Soldaten vom Nahshon-Bataillon bitten wir die Kinder. Das jedes
ein Päckchen für einen Soldaten vorbereitet. Das Päckchen könnte
Dinge enthalten wie eine Zahnbürste, Zahnpasta, Socken,
Deodorant , etwas zum Naschen … Zusätzlich legt ins Päckchen
einen Brief oder eine Zeichnung von eurem Kind. Man kann auch
eine Telefon-Nummer dazulegen, weil sich manchmal die Soldaten
persönlich bedanken wollen.
So werden unsere Kinder schon im Alter von 5
Jahren mit allem, was zur Armee gehört, gehirngewaschen. So
wird der Samen eines katastrophalen Kontinuum gesät, an dessen
Ende die Feiglins (1) und „The KingsTorah“ (2) steht. Unsere
Pflicht als Friedenssucher, als Verteidiger der Menschenrechte
und als Gegner der Besatzung ist es, keine Mühe zu sparen,
dieses Band der Kontinuität zu zerreißen, damit ein
Militärdienstverweigerer anstelle eines Besatzungssoldaten
erscheint – ein Dienstverweigerer wie der 19Jährige Nathan Blanc,
der jetzt seit mehr als 100 Tagen im Militärgefängnis sitzt,
weil er nicht bereit ist, an den Verbrechen der Besatzung
teilzunehmen. Wer ist der wirkliche Held? Derjenige, der sich
weigert, ein Kriegsverbrecher zu werden. Man stelle sich vor,
wie anders die Geschichte gelaufen wäre, wenn es in Deutschland
eine Million Wehrdienst-Verweigerer gegeben hätte und
Zehntausende in Israel, die ihren Regierungen gesagt hätten:
„Wir wollen nicht (an diesem Krieg) teilnehmen oder unsern
Namen für diese (Kriege) hergeben.“ Das Problem ist hier wie
dort, dass die entschiedene Mehrheit der Jugend blind und
bereitwillig in die Armee strömt, wo sie solange geknetet wird,
bis sie die gefühllosen und grausamen Gehorsamen von Befehlen
werden. Meine Botschaft an die Eltern der Kinder im Kindergarten
ist diese: „Schickt sie nicht mit Geschenken für die Soldaten;
denn diese lernen zu töten; wir wollen, dass unsere Kinder
leben.“
1.
Moshe Feiglin ist der Führer einer extremistischen Fraktion
innerhalb des rechten Flügels der Likudpartei.
2.
The
King’s Torah ist ein 2009 veröffentlichtes Buch der Rabbiner
Shapira und Elitzur, indem es darum geht, wann Juden
Nicht-Juden, einschließlich Kindern töten könnten. Es
verursachte einige Kontroversen und Zorn.
(dt. Ellen
Rohlfs)
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