Eine Kugel für jedes
palästinensische Kind
„Habt
Ihr euch gestritten?“
von Yitzhak Laor
.... Einen Monat, nachdem die
Intifada vor vier Jahren begann,
fragte Generalmayor Amos Malka –
damals die Nummer drei in der
Militärhierarchie und bis 2001 der
Chef des israelischen
Militär-Geheimdienstes ( MI), einen
seiner Offiziere (Major Kuperwasser)
wie viele (5,56) Kugeln das Kommando
der Mitte während dieses Monats nur
in der Westbank verschossen hat.
Drei Jahre später sprach Malka über
diese schrecklichen Zahlen.
Folgendes sagte er zu Haaretz’
diplomatischem Kommentator Akiva
Eldar über den 1. Monat der Intifada
: „( es waren) 30 Tage von
„Unruhen“, ( es gab) keinen
terroristischen Akt, kein
palästinensisches Schießen:“
Kuperwasser gab die Zahl mit 850 000
an. Meine Zahl war 1,3 Millionen
Kugeln in der Westbank und im
Gazastreifen. Dies ist eine
strategische Zahl, die besagt,
unsere Soldaten schossen, schossen
und schossen. Ich fragte: „War es
das, was Ihr bei euren
Vorbereitungen beabsichtigt habt?“
Er verneinte. Ich sagte: Dann liegt
die Bedeutung also darin, dass wir
die Höhe der Flammen / das Maß der
Konfrontation bestimmen wollten.“ (Haaretz,
11.6.2004) „Es war eine Kugel für
jedes palästinensische Kind,“ sagte
einer der Offiziere bei jenem
Treffen. Wenigstens dies enthüllte
die Tageszeitung Maariv vor zwei
Jahren. Als die schrecklichen Zahlen
das 1. Mal bekannt wurden, änderte
sich nicht viel an der „öffentlichen
Meinung“, weder hier noch im Westen,
weder vor zwei Jahren noch vor 4
Monaten, als Malka schließlich
seinen Mund öffnete. Man las es, als
hätte sich das sonst wo ereignet
oder vor sehr langer Zeit, oder als
ob es nur eine Version wäre, eine
von vielen Stimmen, die das
Hauptthema verbirgt: „Wir, die
Israelis, haben recht – die andern
haben unrecht.“
Die israelische politische
Gesellschaft - einschließlich der
zionistischen Linken, Labour, Meretz
und Peace Now, - die alle wegen des
Krieges verschwanden - waren während
der 1. Monate der Intifada so sehr
damit beschäftigt, einen
anti-palästinensischen Konsens
aufzubauen, dass keiner von ihnen,
weder ihre Politiker noch ihre
Intellektuellen in der Lage waren,
solch eine Geschichte zur Kenntnis
zu nehmen und zu sagen:“ Oh, das tut
uns leid, man hat uns in die Irre
geführt.“ Es ist natürlich nicht nur
wegen Generalmajor Malkas Zahl der
Kugeln. Es geht auch um das totale
Zurückweisen der palästinensischen
Aklagen während dieser Monate im
Herbst 2000: keiner, nicht einmal
die Pro-Palästinenser im Westen,
glaubten ihnen, wenn sie ihre
Geschichte zu erzählen versuchten,
die die Realität der gegen sie
abgeschossenen 1,3 Millionen (5,56-)
Kugeln mit einschloss. Oder, als sie
ihre Version der Geschichte zu
erzählen versuchten, Israel mache
jede nur mögliche Anstrengung, um
die Unruhen des Herbstes in ein
Blutbad zu verwandeln und um die
verschiedenen (pal.) Fraktionen zu
ermuntern, ( endlich) ihre Waffen zu
benützen, damit dies dann ins
Endstadium des noch ungeschriebenen
Oslo-Prozesses verwandeln werden
kann. Dies war das Ziel von Ehud
Barak und seinen Männern, General
Shaul Mofaz (damals
Generalstabschef, jetzt
Verteidigungsminister) General Moshe
Yaalon, der führende Kopf hinter dem
Plan und nach den eigenen Worten:
„in die palästinensischen Köpfe
einbrennen“, dass sie uns nie
besiegen können. Was in der
liberalen Presse im Westen zusammen
mit sporadischen Berichten über die
Orte und die Reaktionen vom
offiziellen isr. Sprecher erschien,
das war eine „gemütliche,
ausgewogene Lektion“: beide Seiten
sollten ( doch bitte schön!) nicht
gewalttätig sein oder sollten keine
Gewalt anwenden. Im Sinne der Frage
(eines unbeteiligten, gleichgültigen
Zuschauers): “Ihr streitet euch wohl
wieder ?“ Im großen Ganzen basierte
die öffentliche Meinung genau darauf
- aber nicht auf Fakten. Es basierte
auch auf einer langen Tradition der
Feindseligkeit des Westens gegenüber
den Arabern, was mit Hilfe
zionistischer linker Schreiber und
Intellektueller noch zementiert
wurde. Ein paar Wochen später –
während der Vorbereitungen des Camp
David Gipfel im Sommer 2000 gab
Malkat vor den Mitgliedern des isr.
Kabinetts einen Überblick über
Arafats Positionen ....Barak
glaubte, er könne seine
Einschätzungen ohne die
Einschätzungen des isr,
Geheimdienstes machen, weil er sein
eigener Geheimdienst sei. Er
glaubte, dass er klüger sei. Danach
war es für ihn günstiger, seinen
Fehlschlag mit verdrehter
Beschreibung der Realität zu
erklären. (Haaretz 11.6. 04) Diese
Verfälschung der Realität wäre nie
so realisierbar gewesen, wenn sie
nicht vom alten Kolonialdiskurs des
Westens über das Misstrauen
gegenüber den Arabern bestimmt
gewesen wäre. Dazu waren
interessanterweise auch die
Intellektuellen des israelischen
Friedenslagers nötig. Niemand war
für diese Aufgabe geeigneter als
israelische Schriftsteller, die ihre
Karriere im Westen darauf aufbauten,
friedensliebende Leute zu sein, ohne
jemals genauer zu sagen, was sie
unter Frieden verstehen. Doch war
die Kluft zwischen den Tatsachen und
der Bemühung, sie zu verfälschen so
breit, dass es nicht zu lange
dauerte, bis dies ans Licht kam.
Akiva Eldar schreibt: Malka besteht
darauf, dass selbst nachdem die
Friedensgespräche durch die
Feindseligkeiten abgelöst worden
waren, der militärische Geheimdienst
seine Einschätzungen nicht
revidierte. Auch die
Untersuchungseinheiten des Shin Bet,
des Mossad, das Außenministerium und
das Büro des Koordinator für
Aktivitäten in den Gebieten
übernahmen die These, dass der Camp
David-Gipfel die „Oslo-Verschwörung“
(von Arafat) aufgedeckt habe. (
Haaretz, 11.6.2004) Vor 4 Jahren war
es also die Aufgabe der
zionistischen Linken , den
Palästinensern entweder einen
unmöglichen Friedensplan
aufzuerlegen oder diesen für den
auszubrechenden Krieg die Schuld zu
geben. So erfüllte David Grossman
seinen Job für Ehud Barak:
„ Es stimmt, da besteht keine
Symmetrie zwischen den Konzessionen,
die beide Seiten machen können.
Israel hält fast alle Karten in der
Hand, während die Palästinenser sehr
eingeschränkte Optionen haben.
Trotzdem kommt man nicht darum
herum, festzustellen, dass Arafat
der weniger Mutige, weniger
Kreative, der Widerspenstigere von
beiden war . (Tod als eine
Lebensart).
Es war keine Spitzfindigkeit und
auch kein Um-die-Ecke-Denken. Es war
das Thema des Außenministeriums,
Arafat als Schuldigen hinzustellen.
Die Entscheidung war sogar schon vor
dem Krieg gefallen. Auch während der
Oslojahre, während die
Siedlungstätigkeit sich
intensivierte, die Zahl der Siedler
sich verdreifachte, Land enteignet
wurde, Straßen in den besetzten
Gebieten nur für Juden gebaut
wurden. Doch als Camp David
misslang, gaben ... alle, die
Schriftsteller, die Botschafter, die
Leitartikler den selben Hinweis:
Arafat ist an allem Schuld.. Man
lese, wie Amos Oz für die Leser von
Guardian den Fehlschlag von Camp
David und die „Unfähigkeit“ Arafats
beschreibt: „Barak ging einen sehr
langen Weg den Palästinensern
entgegen ... viel weiter als jeder
Vorgänger je träumte ....Yasser
Arafat ging keinen solch langen und
einsamen Weg auf die Israelis zu.
Vielleicht konnte er nicht oder es
fehlte ihm der starke Wunsch,
Frieden zu schließen“. ... Und : „
Arafat erhielt den triumphalen
Empfang eines Helden, dafür, dass er
nein zum Frieden mit Israel sagte
... Die Palästinenser sagten nein.
Sie bestanden auf dem
„Rückkehrrecht“... . Wir wissen
alle, dass dies ein Euphemismus ist,
um Israel auszulöschen...
Aber vier Jahre später enthüllte
Haaretz, was jeder palästinensische
Verhandlungspartner seit vier Jahren
schon behauptet hat: In einer
Vorlesung ( März 2002) der Princeton
Universität brachte Prof. Mati
Steinberg ( bis Mitte 2003
Sonderberater des Shin Bet) vor,
dass Camp David wegen eines Disputes
um den Tempelberg fehl schlug, nicht
wegen des Problems des
Rückkehrrechtes, was kaum während
des Gipfels diskutiert wurde. Es
wurde im Nachhinein in Israel
dazugesetzt, um einen internen
Konsens zu schaffen (Haaretz 11.6.
2004) . Es ist unnötig zu sagen,
dass Amos Oz seine Meinung nie
zurückzog oder sich entschuldigte.
Im Gegenteil: er verschärfte seine
Attacken auf die Palästinenser, da
ihn seine Position bei Barak
schmeichelte .... Ich könnte noch
eine Menge Zitate bringen . Was
nicht zitiert werden kann, ist
Schweigen. Die Art und Weise, in der
die Protagonisten, Vertreter der
Friedensbewegung, wie sie in der
westlichen Presse vorgestellt
werden, ihren Mund während der
großen Massaker in Rafah und Gaza
geschlossen hielten – oder auch
vorher während der Massaker in Jenin
oder in anderen Städten und Dörfern
Palästinas - dieses Schweigen kann
nicht zitiert werden. Auch wenn die
westliche Presse sie fragen würde:
„Sind Sie für oder gegen die IDF?
Würden Sie für oder gegen diese
Operation reden?“ gäbe es keine
Antwort. Die gibt es nicht, weil die
westlichen Medien nicht diese Fragen
fragen, weil sie darüber gar nichts
wissen wollen, weil die Funktion
dieser Schreiber weder informativ
noch intellektuell war.
Ist das nun schlechtes Schreiben?
Oder schlechter Journalismus? .. es
ist viel schlimmer. „Erlauben Sie
mir, eine kleine private Geschichte
zu erzählen“ so fing David Grossman
1998 eine seiner europäischen
Leitartikel an: „Ein mir teures
Mitglied meiner Familie, eine
Überlebende des Treblinka-Todeslager
kam zu meiner Hochzeit mit einem
Verband um einen Arm. Sie bedeckte
so die eintätowierte Nummer, um das
Fest nicht mit Erinnerungen an den
Holocaust zu stören. Ich verstand
damals, wie sehr wir alle hier in
Israel immer auf einer dünnen
Oberfläche gehen - so dünn wie diese
Bandage um den Arm.“
Nur in israelischem Schreiben im
Westen denkt man bei der eigenen
Hochzeitspartie über das Schicksal
des jüdischen Volkes nach. Dabei
geht es ( in dem Artikel) gar nicht
um eine Familiengeschichte sondern
um „Politik in Israel“, nicht von
einem Überlebenden, oder einem Sohn
eines Überlebenden erzählt - sondern
von der „zweiten Generation“. Jeder
Israeli gehört in der westlichen
Vorstellung zur „zweiten Generation“
– egal was mit den Palästinensern
geschieht. Israel würde es sonst
später während der Intifada (also
nach Jenin) nicht gelingen, die
Kritik der westlichen Presse ( an
den Operationen) mit einem unklugen
Begriff des „neuen Antisemitismus“
einfach beiseite zu wischen, wenn es
nicht diese billigen und
gewöhnlichen „persönlichen
Geschichten“ über „unser Leben so
dünn wie die Bandage“ gäbe. ....Es
ist überflüssig zu sagen, dass keine
israelische Zeitung solchen Blödsinn
(rubbish) veröffentlichen würde, wie
über die Tante mit der Bandage ..
Warum ist es so wichtig, diese Art
von Journalismus zu analysieren?
Weil sie seit langem ein Teil des
Image des „modernen Juden“ im Westen
wurde. Egal was wir tun, wir
vertreten etwas anderes. Würde dies
auch für einen Palästinenser gelten,
der im selben Pantheon einen Sitz
hat? Natürlich nicht. Er müsste
mindestens wie Edward Said sein, ein
Experte unserer Kultur, wie
englische Literatur und/ oder
Wagner. Sonst ist er keiner von uns
. Doch die „modernen Juden“, die
Israelis, spielen eine andere Rolle,
haben einen anderen Platz. Sie
vertreten eine „alternative
Geschichte“, in der Juden nie
vertrieben und vernichtet wurden,
sondern nur eine Weile gewandert
sind. Egal was sie machen, so lange
sie „aussehen wie wir, reden wie
wir, denken wie wir“ gefallen sie
uns. Innerhalb der westlichen Presse
gibt es kein seriöses Schreiben über
den Nahostkonflikt, in dem nicht das
Thema „ Ihr streitet euch wohl mal
wieder?“ oder die Rolle des Israeli
vorkommt, der in einem gewissen
„liberalen“ Schreiber verkörpert
ist, der über Politik schreibt, der
aber von Politik keine Ahnung hat .
Kurz gesagt: die „ausgewogene
Position“ von Zeitungen wie The
Guardian, Le Monde, La Republica
etc. wurde nicht durch die
Argumentation zionistischer linker
Schreiber erreicht, sondern durch
ihre Präsenz, in Bildern, Stimmen
oder Klangbites. Ihr Denken ist
unwichtig, nur der persönliche
Aspekt ist wichtig. Sogar Amos Oz,
der am wenigsten persönliche, muss
seine „persönliche Kreditkarte“
anwenden, wenn ein Israeli als Opfer
der Palästinenser dargestellt wird:
„Schon 1967 war ich einer der
wenigen Israelis, die die
Zwei-Staaten-Lösung vorschlugen mit
Jerusalem als Hauptstadt für beide,
gegenseitige Anerkennung und
Akzeptanz. Seitdem hat mich mein
eigenes Volk wie ein Verräter
behandelt. Meine Kinder litten in
der Schule unter Beleidigungen
....“(Oz)
Das ist natürlich ein Mischung von
Wahrheit und Fiktion .... Wie liest
nun der Leser eine kritische
Zeitung, kritisch gegenüber der
israelischen Politik, manchmal auch
kritisch gegenüber dem Zionismus?
Dieser Leser ist sicher entsetzt
über das, was er über die
israelischen, rassistischen
Bürgerrechtsgesetze liest, oder über
die drakonische Apartheid in den
besetzten Gebieten oder über die
Todesrate arabischer Babys
verglichen mit der der jüdischen
Babys – aber er ist nicht
anti-israelisch wie die Presse des
rechten Flügels. Im Gegenteil. Der
liberale Leser will wissen, dass die
Israelis wie wir sind. Aber da gibt
es keine Israelis wie ihr, die guten
Liberalen, weil man, um gut liberal
zu sein, radikal werden muss – oder
- was ihr vehement ablehnt - ein
Extremer. Man kann kein liberaler
Europäer sein und die israelische
Apartheid unterstützen. Man kann
kein liberaler Europäer sein und
einen Staat unterstützen, der
gemischte Ehen verbietet etc etc.
Kurz gesagt: Zionismus stimmt nicht
mit den Werten des Liberalismus
überein. Er ist immer näher an Le
Pen oder Heider, selbst wenn er
„links“ ist. ... Nimm z.B. die
einfache Tatsache, dass keiner der
hier zitierten Schriftsteller oder
ihrer Kollegen jemals die (Militärdienst-)Verweigerer
unterstützt hat, die von jedem
einfach denkenden Europäer warm
unterstützt werden. Dann kann man
auch verstehen, dass es bei den
israelischen Schriftstellern der
Linken innerhalb des Diskurses eine
intellektuelle Lücke gibt. Amos Oz
kann den renommiertesten Preis in
Barcelona oder Berlin erhalten –
über Frieden kann er nicht wirklich
reden, denn der Diskurs über Frieden
in Israel überschreitet das alte
Klischee, das vor Oslo, vor der
jetzigen Intifada funktionierte,
bevor Ehud Barak und seine Junta,
vom selben Amos Oz unterstützt,
dieses in einen anderen Teil der
Geschichte umwandelte: Apartheid in
einer Welt, die von einer Supermacht
regiert wird. Reden über Frieden
ohne Politik, ohne Unterstützung des
Widerstandes, Solidarität mit den
Opfern sind ohne Inhalt - sie passen
für festliche Angelegenheiten aber
nicht für eine Debatte. Die Leser
von liberalen Zeitungen brauchen
einen Israeli, der „gegen alle diese
Dinge“ ist, sie brauchen einen
Leitartikler, der „genau das
schreibt, was ich denke“. Kommen wir
zurück zu Krieg und Frieden. Ich
schreibe dies, während die IDF die
Gräueltaten im Gazastreifen begeht.
Vor einem knappen Jahr erhielt A.B.
Yehoshua einen Friedenspreis der
Stadt Neapel. Das Buch, für das er
den Preis erhielt („ Die befreite
Braut“) hat - um wenigstens das zu
sagen – nichts mit Frieden zu tun.
...Ich bitte euch sorgfältig das zu
lesen, was Yehoshua sechs Monate
später in einem Artikel von Haaretz
geschrieben hat – 6 Monate vor den
Gräueltaten im Augenblick (In der
englischen Version des Artikels
waren Sätze ausgelassen!)
„Es ist möglich, dass es mit den
Palästinensern zu einem Krieg
kommt... wenn es zu einem Krieg
kommt, dann wird er sehr kurz sein.
Vielleicht 6 Tage. Denn wenn wir die
Siedlungen räumen, und wir aufhören,
eine Besatzungsarmee zu sein, dann
werden die Kriegsregeln andere sein.
Wir werden unsere ganze militärische
Kraft voll einsetzen. Wir werden
nicht nach diesem oder jenen
Terroristen oder Anstifter suchen –
wir werden gegen die ganze
Bevölkerung losschlagen. Wir werden
totale Militärmacht anwenden ....Ich
will ihre Namen nicht wissen. Ich
will keine persönlichen Beziehungen
mit ihnen. Ich bin nicht mehr in der
Position der Besatzung. B’tselem,
die Menschenrechtsorganisation hat
nichts mehr zu sagen. Wir stehen
dann Nation gegen Nation. Staat
gegen Staat. ...Wenn Ashkalon
beschossen wird, dann wird es im
Gazastreifen keinen Strom mehr
geben...alle (telefon.) Verbindungen
werden abgeschnitten, es wird kein
Gas, kein Benzin geben. Das wird ein
total anderer Krieg, mit unserer
vollen Gewalt – dann wird das Leiden
der Palästinenser ganz anders, viel
ernster – sie werden dann von
alleine mit dem Terror aufhören
.....(Haaretz 18.3. 2004 Weekend)
Es geht nicht darum, die Europäer zu
betrügen, auch nicht Kriegstreiberei
in Friedensphrasen von Schreibern zu
verpacken, die zu Hause die Armee zu
Gräueltaten ermutigen oder ihren
Mund halten. Nein, es geht um eine
bizarre Funktion eines „den Frieden
liebenden Schriftstellers in
Israel“, der nichts anderes zu
offenbaren hat als ein Herz voller
Kummer oder Zorn, keine Information,
nichts außer etwas wirrem Glauben,
etwas für den „Optimismus“ des
selbstzufriedenen Leser. Und
Wahrheit, doch wo ist die Wahrheit?
*Yitzhak Laor ist ein israelischer
Romanschriftsteller, der in Tel Aviv
lebt.