oo

 

 



Start Palästina Portal


Archiv -
[Br
ief-aus-Israel]


 

 From: "Angelika Schneider" <anka.sch(at)gmx.net To: <Brief-aus-Israel(at)yahoogroups.de Subject: [Brief-aus-Israel] Aktuelles aus den besetzten Gebieten  

 

Brief aus Israel 7.2.06
 

Liebe FreundInnen,

leider - vom Standpunkt der PalästinenserInnen aus - gibt es eine lange Latte von Emails, die sich in den letzten Tagen bei mir angesammelt haben. Ich versuche, sie möglichst kurz wiederzugeben. Ausführlich sind ja immer die übersetzten Artikel, hier also in Kürze:

Stimmen zur Wahl, erstmal aus Palästina:

Sam Bahour schreibt in einem einsichtsvollen Artikel über das Wunder, dass eine wirklich demokratische Wahl (wie es alle Beobachter bestätigen) in einem besetzten Land stattfinden konnte. Sich jetzt zu weigern, mit dem dadurch gewählten Parlament - dem Palestinian Legislative Council - zu verhandeln, ihm bisher bewilligte Gelder zukommen zu lassen, etc. ist dagegen alles andere als demokratisch. Die Frage ist, inwieweit Israel es der neuen Behörde (von einer Regierung ist sie ja noch weit entfernt) erlauben wird, überhaupt zu funktionieren, da Israel ja nach wie vor jede Bewegung innerhalb Palästinas kontrolliert und verhindern kann.

In einem weiteren Artikel nennt er drei "Potentielle Fehler", die Israel nach der Wahl begehen könnten:

1) Den Pragmatismus und die Fähigkeit zur Veränderung von Hamas zu unterschätzen.

2) Die Fähigkeit der Fatah, sich wieder zusammenzusetzen nach dem Wahldebakel. "Fatah ist furchtbar gescheitert - politisch, diplomatisch, organisatorisch, finanziell und gesellschaftlich... Dies stellt ein Riesen Potential für eine kurzfristige Katastrophe dar."

3) Die Tatsache zu ignorieren, dass die Quelle des Konflikts nach wie vor in der 39jährige militärische Besetzung und der 58jährige Enteignung der PalästinenserInnen liegen.

-------------------

Noah Salameh bedauert die Mehrheit für eine gewalttätige Organisation (die sich natürlich leicht erklären lässt), eigentlich eine Stimme gegen Demokratie, und fragt, warum die Welt weiterhin mit so unterschiedlichem Maß misst - warum UN Entscheidungen gegen islamische Länder (Irak, Sudan, Libyen, Bosnien) mit Gewalt durchgesetzt werden, während die dutzenden, die über die Jahre gegen Israel verfasst wurden, weiterhin ignoriert werden. Und nun wird wieder von den Palästinensern verlangt, dass sie sich ändern, wogegen nie diese Forderung an Israel gestellt wird.

-------------------

Al Jazeera berichtet, dass 84% der PalästinenserInnen ein Friedensabkommen mit Israel befürworten. Auch 77% der Hamaswähler wollen eine Einigung, fast genauso viele, dass Hamas ihren Appell für die Zerstörung Israels fallen lässt.

------------------

Und von jüdischer Seite:

Die European Jews for a Just Peace kritisiert die "aktuelle Kampagne in Deutschland und Österreich gegen legitime Kritik der israelischen Besetzung Palästinensischer Gebiete... Israel ist nicht immuner gegen Kritik als irgendein anderes Land, das Menschenrechte verletzt...

Legitime Kritik an Israel, basierend auf seine Politik gegen die Palästinensische Bevölkerung, ist nicht als antisemitisch zu bezeichnen. Solche Kritik ist ein absichtlicher Missbrauch diesen Ausdrucks, der darauf zielt, Angst vor Antisemitismus zu wecken, anstatt ihn zum Schweigen zu bringen."

Gila Svirsky von den Frauen in Schwarz erzählt, dass, "wenn man auf die Reaktionen der Vorübergehenden gegen die letzte Mahnwache in Jerusalem achtet, man meinen müsste, es wäre unsere friedliche kleine Gruppe gewesen, die Hamas an die Macht gebracht hat... In der Tat sind Bibi Netanyaho und Co. hocherfreut über den Sieg der Hamas, da sie nun eine angst-durchdrungene Wahlkampagne führen können und Wähler wieder in die Herde zurück führen, die eine moderatere Haltung angenommen hatten."

Unter der Überschrift "Wenn Terroristen Politiker werden" erinnert sie sich an ihren Schock als Menahem Begin, früher Anführer einer jüdischen terroristischen Organisation, die 91 Zivilisten durch eine Bombe auf das King David Hotel getötet hatte, Premierminister wurde. "Und dann war es Begin, der den Frieden mit Ägypten ausgehandelt hat." Und Scharon, der "blutgetränkte Episoden" an verschiedenen Stellen verantwortet hat, der Gaza "zurückgegeben" hat. [Die letzten Gänsefüßchen signalisieren meine Zweifel an der Richtigkeit dieser Bezeichnung. A.] "Genau wie die israelische Rechte leichter Konzessionen machen konnten als Rabin, der ständig gegen den rechten Flügel kämpfen musste, so kann auch die Hamas mehr Unterstützung für Konzessionen mobilisieren als die moderatere Fatah jetzt unternehmen könnte... Das Einfrieren der Finanzhilfe würde nur die fragile Wirtschaft destabilisieren und Unschuldige (nicht aber Politiker) schädigen... Oder hat jemand vielleicht Interesse daran, Chaos in den Palästinensergebieten zu säen?"

Gershon Baskin vom Is/Pal Center for Research and Information tröstet sich durch die Feststellung, dass dei Hamas keine absolute Mehrheit der abgegebenen Stimmen erzielt hat, sondern gewonnen hat, weil sie in jedem Distrikt eine geschlossen Liste präsentiert hat, wogegen die anderen Gruppierungen eine Vielfalt von Kandidaten aufstellten. =============

Weitere Nachrichten:

In einem bemerkenswerten Urteil hat ein Richter in Großbritannien die Beschuldigung gegen 7 AktivistInnen, die die israelische Exportfirma Agrexco blockiert hatten, zurückgewiesen. Die Beweise gegen die Beschuldigten seien zu dürftig um die Weiterführung des Prozesses zu rechtfertigen.

--------------------

Das israelische Hohe Gericht hat dem Staatsanwalt drei Wochen Zeit gegeben, um zu erklären, warum Israel nicht bereit ist, die Trasse des Trennungszaunes zu ändern wo sie über das Land des Dorfes Bil'in läuft.

Der Anwalt für Bil'in hatte das Gericht informiert, dass die Route des Zaunes nicht aus Sicherheitsüberlegungen festgelegt wurde, sondern um eine Erweiterung der Siedlung Upper Modi'in zu ermöglichen. Illegale Bauarbeiten sind dort längst im Gange.

--------------------

Dorothy berichtet mit Entsetzen, dass - ohne das eine einzige Meldung darüber in irgendeinem Nachrichtenmedium erschienen ist, 8 Ehefrauen aus dem israelischen arabischen Dorf Jaljulia vor kurzem mitten in der Nacht geweckt und aus ihren Häusern gezerrt wurden. Sie wurden zunächst zu einer Polizeistation gebracht und später - vor oder bei Tagesanbruch - am Checkpoint in Qalqilya ohne einen Pfennig abgesetzt mit dem Befehl, sich über die Grenze zu begeben. Ihr Verbrechen? Sie waren illegal in Israel, z.T. seit 5, andere seit 10 Jahren. Alle hatten Kinder, von 6mo bis 5 Jahre, waren legal verheiratet mit Männern, die israelische Staatsbürger waren, hatten aber keine Erlaubnis erhalten, in Israel mit ihren Ehemännern zusammen zu leben. "Die Geschichte war wohl nicht wichtig genug, um davon zu berichten...

Wieviele Israelis sorgen sich schließlich, wenn palästinensische Ehefrauen rausgeworfen werden... Ich frage mich, was wir noch alles nicht wissen, wegen Versäumnisse der Medien."

-------------------

Abenteuer der Frauen vom Checkpoint Watch:

Eine Journalistin von einem - offensichtlich - Internet Nachrichtendienst war mit anderen Mitgliedern von Machsom Watch am Hawara Checkpoint bei Nablus. Sie erzählt wie sie von einer Gruppe Taxifahrer erfuhren, dass diese "zur Strafe" festgehalten wurden, ihre Ausweise einbehalten. Sie sagten den Soldaten, dass sie nicht befugt waren, Palästinenser zu bestrafen, zeigten sogar ein offizielles Dokument vor das dies bestätigte. Die Soldaten drohten schließlich damit, die Polizei zu rufen, wenn wir nicht den Checkpoint verließen.

Wir beschlossen zu gehen. Unterwegs wurden wir von einem Polizeijeep angehalten und beschuldigt "einen Beamten irritiert" zu haben. Wir wurden eine halbe Stunde festgehalten, während die Polizisten jedes palästinensische Auto anhielten - nachdem sie mindestens 2 Stunden in Hawara gestanden hatte. Schließlich beschlossen die Polizisten, uns zur Polizeiwache mitzunehmen. Dort beschuldigte uns eine Polizistin der Beleidigung der Soldaten in Hawara. Unnötig zu sagen, dass unsere Frauengruppe nie "Nazis, Abschaum!" den Soldaten zugerufen hatten, wie die Frau behauptete.

Zu unserer Überraschung wurden wir sogar beschuldigt, eine Militärorder gebrochen zu haben, nach dem israelische Staatsbürger die Westbank nicht betreten durften. Komisch. Die Unterschrift des IDF Befehlshabers, der die Order unterschrieben hatte erscheint auch auf dem Dokument, nach dem Soldaten Palästinenser nicht bestrafen durften, wie auch auf einer Abmachung zwischen der Armee und Machsom Watch, das unseren AktivistInnen Zugang zu den Checkpoints sichert. Wir hatten es satt, mit der Polizei zu streiten und gingen fort mit einem Verbot, die Westbank 2 Wochen lang zu betreten. "Das nächste Mal, dass ihr 100 wählt (Notrufnummer) und keiner antwortet, könnt ihr sicher sein, dass unsere Blaugekleidete Männer und Frauen damit beschäftigt sind, euch von einer Gruppe linker Frauen zu schützen, die versuchen Informationen zu sammeln, die ihr lieber nicht erfahren möchtet."

------------------

Während die Hamas von allen gedrängt wird, Bedingungen zu erfüllen bevor die Welt mit ihnen verhandeln kann, fragen palästinensische BürgerInnen aus Hebron, warum keiner die israelische Regierung drängt, die eigenen Zusagen umzusetzen und den Markt und das Stadtzentrum in Hebron den PalästinenserInnen wieder zugänglich zu machen, dass sie endlich wieder in Frieden und Würde leben, ihre Kinder unbehelligt in die Schule gehen und dort sicher sein können, und vonden täglichen Siedlerangriffen geschützt werden.

-----------------

Und zuletzt, eine Meldung aus Washington: Die Aktivistin Cindy Sheehan, deren Sohn in Irak gefallen ist, wurde festgenommen, die Hände auf dem Rücken verschränkt und gewaltsam die Treppe hinaufgestoßen, weil sie sich erdreistet hatte, der "State of the Union" Ansprache des Präsidenten beizuwohnen in einem T-shirt mit der Aufschrift "2245 Tote.

Wieviele noch?"

Es lebe die Freiheit und Demokratie, die unser großer Bruder (mit dem wir laut Bundeskanzlerin ja wieder einig sind) in aller Welt durchsetzen will!

Gruß, Anka

 

http://www.Brief-aus-Israel.de.vu -- Yahoo! Groups Links <* Besuchen Sie Ihre Group im Web unter: http://de.groups.yahoo.com/group/Brief-aus-Israel/ <* Um sich von der Group abzumelden, senden Sie eine Mail an: Brief-aus-Israel-unsubscribe(at)yahoogroups.de</a <* Mit der Nutzung von Yahoo! Groups akzeptieren Sie unsere: http://de.docs.yahoo.com/info/utos.html       

 

Start | oben

Mail           Links           Suchen            Kontakt            Vita             Impressum           Haftungsausschluss           Translate