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 From: "Angelika Schneider" <anka.sch(at)gmx.net To: <Brief-aus-Israel(at)yahoogroups.de Subject: [Brief-aus-Israel] Aktuelles aus den besetzten Gebieten  

 

Brief aus Israel 31.5.06
 

Liebe FreundInnen,

es hat sich soviel Post in den letzten Tagen angesammelt, dass ich von hinten anfangen werde, d.h. mit den neuesten Berichte beginnen, damit ihr jedenfalls auf dem Laufenden seit. Ich bezweifele, dass ich alle Rücklagen schaffen werde. Leider Gottes ist natürlich vieles dabei, was sich in ähnlicher Form immer wieder ereignet. (Dorothy schreibt in ihrer Post von gestern: "Das unglückliche Gewöhnliche") Das macht es weder weniger wichtig noch weniger entsetzlich für die beteiligten. Mal sehen, wie weit ich komme.

Wie immer, Gewalt in Tel Rumeida: Siedlerkinder haben unter Ermutigung der Erwachsenen bei drei verschiedenen Gelegenheiten MenschenrechtsaktivistInnen aus Kanada, Dänemark und Schweden am 27. Mai mit Schlägen und Steinen angegriffen. Soldaten und Polizei weigerten sich, irgendetwas dagegen zu unternehmen. Diese Angriffe ereignen sich fast täglich in Hebron aber am Sabbat sind sie häufiger und in letzter Zeit gewaltsamer geworden. Mehrere Internationale mussten ins Krankenhaus. Einmal hat die Polizei gedroht, die Internationalen festzunehmen, wenn sie die Gegend nicht verlassessen.

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Im Dorf Haris wurden 3 Männer und ein 16-jähriger Junge aus einer Familie festgenommen, nachdem 10 Polizisten in Zivil mit Gewalt und Tränengas ein Eierladen stürmten. Sie zerstörten die Einrichtung, sammelten die vier Familienmitglieder auf, warfen mit Eiern durch die Gegend und fuhren schließlich mit den Männern ab. Der Familie wurde kein Grund genannt und kein Haftbefehl gezeigt. Polizisten waren auch nicht bereit, Frauen des Internaitonal Womens Peace Service Auskunft zu geben. Familienmitglieder sagten dann der IWPS, dass sie seit einigen Wochen Eier von kleinen Farmen in der Westbank statt von israelischen Händlern kaufen. Zwei der Männer, die 2500 NIS als Kaution hinterlegten, und der Junge wurden wieder entlassen. Es wurde ihnen gesagt, dass sie festgenommen worden waren unter dem Verdacht, dass sie Eier nach Israel schmuggelten.

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In Brukin, im Distrikt von Salfit wurden zwei Häuser demoliert, 75 weitere hier und anderswo sind mit Zerstörung bedroht. Ein Haus wurde noch für eine 10köpfige Familie gebaut. Ein Verwandter sagte, dass Soldaten behaupteten, sie hätten im Februar die Order zur Demolierung unter einem Stein vor dem Haus deponiert. Keiner der 50 Familienmitglieder die in der Nähe wohnen hat die Order gesehen. Die Familie hat dennoch einen Anwalt eingestellt, bevor er aber klagen konnte war die Zerstörung schon durchgeführt.

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Aus Haaretz von gestern, 30. Mai: Inzwischen ist jeder zweite Palästinenser in Gaza und der Westbank von "mangelnder Ernährungssicherheit" betroffen. Das heißt, dass sie meistens Hunger haben und ständig damit beschäftigt sind, sich um die nächste Malzeit zu sorgen. Wenn sich nicht bald etwas ändert, wird das World Food Program der UN mehr als 600 000 Personen, die keine Flüchtlinge sind, mit Nahrung versorgen müssen. Familien verkaufen Schmuck und Möbel um zu essen, Ärzte und Lehrer, die weitergearbeitet haben ohne Bezahlung können nun nicht einmal den Bus mehr bezahlen und fallen allmählich ab.

Deswegen hat Verteidigungsminister Peretz angeordnet, dass der Karni Grenzübergang nach Ägypten wieder geöffnet wird. Das hilft aber nicht den vielen, die kein Geld mehr haben.

In einem weiter Artikel wird bekannt gegeben, dass Armee und Luftwaffe 7 palästinensische Kämpfer getötet haben. Er setzt alles dran, die Qassamraketenangriffe zu verhindern.

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Vier palästinensischen Parlamentsmitgliedern wurde ein Ultimatum zugestellt, dass sie ihre Parlamentstätigkeit aufgeben müssten, wenn sie weiterhin in Jerusalem wohnen wollten. (Was hat das nun wieder mit Demokratie zu tun?)

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Professor Baruch Kimmerling von der Hebrew University bemängelt, dass seine KollegInnen sich nicht gewehrt haben gegen ein Eingriff der Shin Bet in das akademische Programm der Universität. Es sei in Ordnung, dass Shin Bet seinen Angestellten Unterstützung für ein Universitätsstudium gewähren, nicht aber dass sie sich ins Programm einmischen und ein verkürztes Programm für seine Mitglieder fordert. Während er den Aufruf zum akademischen Boykott gegen israelische Universitäten "heuchlerisch" nennt, da es keine ähnlichen Aufrufe gegen die USA oder Großbritannien bei ihrem Angriff gegen Irak gegeben habe, weist er dennoch darauf hin, dass eine so enge Verbindung zwischen der Universität und dem Militär solchen Aufrufen größere Legitimität verleihen könnte.

Eine israelische Gruppe will die Britisch National Association of Teachers in Further and Higher Education über die Zusammenarbeit zwischen der Hebrew University und Shin Bet bei dem neuen verkürzten Studiengang informieren, wenn sie bei ihrem Treffen am vergangenen Montag über die Frage eines Aufrufs zu einem akademischen Boykott gegen Israel entscheidet.

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Die Abteilung für Ontario der größten kanadischen Gewerkschaft hat beschlossen, eine internationale Kampagne zum Boykott Israels zu unterstützen. "Boykott, Divestment und Sanktionen haben funktioniert, um die Apartheid in Südafrika zu beenden," sagte Katherin Naswtovski, Vorsitzende des Internationalen Solidaritätskomittees der Gewerkschaft.

Wir glauben, die gleiche Strategie wird auch funktionieren um die Rechte des palästinensischen Volkes durchzusetzen, inklusive des Rechts von Flüchtlingen, zu ihren Wohnungen und Besitz zurück zu kehren.

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Die Bevölkerung des arabisch-israelischen Dorfes Abu Ghosh, das durch verschiedene kulturelle und wirtschaftliche Aktivitäten zu einem vielbesuchten Touristenort geworden ist, wehrt sich gegen die geplante Einrichtung eines Postens der Grenzpolizei mitten im Dorf. "Dieser Polizeiposten wird Abu Ghosh als feindliche Gemeinschaft brandmarken, weil die Leute gleich sagen werden, die Grenzpolizei sei hierher gebracht worden um jüdische Touristen zu schützen. Kein Jude hat hier jemals die geringste Gefahr erlebt, der Posten wird aber alles ruinieren," sagte Salim Jabber, Vorsitzende des Dorfrats. Unter der Hand bringen die Bewohner auch Sorge zum Ausdruck um ihre Frauen und Mädchen, die gewohnt sind ohne männliche Begleitung sich im Dorf zu bewegen.

Das Dorf hat bereits 1948 beschlossen, mit der zionistischen Bewegung um des Friedens Willen zu kooperieren. Die BewohnerInnen haben das teuer bezahlt, weil sie heute unter der palästinensischen Bevölkerung als Kollaborateure gelten. Wenn der Beschluss zur Aufstellung des Polizeipostens nicht zurück genommen wird, wird der Dorfrat sich gezwungen sehen, diese Politik aufzugeben und sich an den "Higher Arab Monitoring Committee" und die Araberparteien zu wenden.

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Gush Shalom ruft auf zu einer Protestdemonstration am 3. Juni gegen das Boykott der Palästinenser Autorität durch die israelische Regierung. Die Organisation bittet auch alle UnterstützerInnen im Ausland, sich zur gleichen Zeit an ihre Regierung zu wenden mit der Bitte, das Resultat der palästinensischen Wahl zu respektieren.

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Während Olmert vor dem Kongress in Washington intonierte "Wir strecken dem palästinensischen Volk die Hand in Frieden aus," führten israelische Truppen einen Großangriff im Herzen Ramallahs aus, bei der vier junge Palästinenser erschossen wurden.

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Zohair Androus fragt in Yediot's Ynet News warum, wenn der Internationale Gerichtshof in Den Haag keine Zuständigkeit für die Mauer hat, man es als kompetente Autorität aufruft in Sachen Iran. Und Rabbi Michael Lerner in Haaretz: "Es gibt keine "individuelle Lösung" für Sie und mich als Menschen und es gibt keine "nationale Lösung" für Israel oder das jüdische Volk, das nicht von der wirtschaftlichen, kulturellen,politischen und spirituellen Erfüllung aller anderen abhängig ist."

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Sergeiy Sandler von New Profile macht auf Parallele zwischen der USA und Israel aufmerksam: in beiden Ländern sitzten Frauen im Gefängnis, weil sie sich geweigert haben in Irak, bzw. Palästina Dienst zu tun. War Resistors International bittet um Unterstützungsschreiben an:

A Company, CRC
Katherine Jashinski
Bldg 4712, Harmony Church
Fort Benning, GY 31905
USA

Eie Protestschreiben gegen ihre Inhaftierung kann an Pr. Bush unter http://wri-irg.org/co/alerts/200 60525a.html gerichtet werden. Auf der Webseite kann auch ihr beeindruckendes Begründungsschreiben gelesen werden.

Nach einer Umfrage behaupten 80% der Frauen im britischen Militär, dass sie sexueller Belästigung ausgesetzt sind. 39 der 72 Frauen die eine Klage eingereicht haben, haben bezeugt dass sie dafür Ärger bekommen haben.

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Als Präambel zu einem Artikel in Haaretz von Avraham Tal, der die Notwendigkeit des Verbots gegen palästinensische Eheleute, mit ihren israelischen Ehepartnern in Israel zu leben aufrecht erhält, fügt Dorothy den Text des "Gesetzes zum Schutz deutschen Bluts und deutscher Ehre" vom 15. September 1935 und dann noch den im November hinzugefügten Artikel, der den Juden die Staatsbürgerschaft entzieht, (die sogenannten Nürnberger Gesetzte) bei. Uns sind solche Vergleiche - vielleicht gerade noch zu Recht - untersagt, sie liegen aber leider Gottes nahe und sind anderen, auch Israelis, nicht verborgen.

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Das Exekutivkommittee des ÖRK hat die internationale Gemeinschaft aufgerufen, Kontakt mit der legitim gewählten Führung des palästinensischen Volkes aufzunehmen. Der Aufruf empfliehlt dass beide Parteien an den gleichen Standard für ein Ende der Gewalt gehalten werden und ihre gegenseitige Existenz innerhalb der Grenzen von 1967 anerkennen. Das Kommittee insistiert fernerhin, dass alle Vertragsparteien der Vierten Genfer Konvention (inkl. Israel, der USA, die EU, Russland und die Schweiz) das Wohlergehen der besetzten Bevölkerung garantieren. Martin Luther King wird zitiert mit den Worten: "Die Zeit kann destruktiv oder konstrutiv gebraucht werden. Mir kommt es immer mehr vor, als würden die Menschen bösen Willens die Zeit viel effektiver nutzen als Menschen guten Willens. Wir werden in dieser Generation nicht nur die hasserfüllten Worten und Taten böser Menschen büßen müssen, sondern auch das erschreckende Schweigen der guten Menschen.... Wir müssen die Zeit kreativ nutzen, im Wissen, das die Zeit immer reif ist, das Rechte zu tun."

Der ÖRK setzt sich seit sechs Jahrzehnten dafür ein, dass internationale Normen (territoriale Integrität, friedliche Konfliktlösung, das Recht auf Selbstbestimmung und Selbstverteidigung unter anderen) auf den Konflikt angewendet werden.

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Last not least, wenn ihr dankenswerterweise so weit gelesen habt: Gush Shalom bittet mit einer Koalition von Friedensgruppen, den PalästinenserInnen finanzielle Hilfe zukommen zu lassen. Schecks in eigener Währung können geschickt werden an


Gush Shalom
POB 3322
Tel Aviv 61033
Israel

Billiger für den Empfänger ist es bei kleineren Beträgen, sie einfach in einen Umschlag zu stecken. (Als eine Gesellschaft darüber nachsann, wie sie den bis dahin größten Diamanten der Welt von Südafrika nach England am sichersten bringen könnten, hat sie sich für den schlichten Postweg entschieden. Er kam auch an.)

Auf der Webseite vonGush Shalom gibt es vielleicht einen Hinweis, wie man eine Steuerquittung für seine Spende erhalten kann.

Wie nötig das Geld ist, brauch ich nicht weiter zu unterstreichen.

Mit einem herzlichen Gruß,

Anka

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