Liebe Leute,zur Zeit kommen wenig Berichte durch
New Profile, was mir gut passt, da ich bis in die zweite Aprilwoche
mehr unterwegs als zuhause bin.
Heute will ich nur die Nachricht weitergeben von einem
Gesetzesentwurf, das vor dem US Congress liegt, dass nur rein
humanitarische Hilfe an die Palästinenser zugelassen werden soll und
keinerlei Zusammenarbeit mit der PA erlaubt sein soll bis die Forderungen an Hamas erfüllt
werden.
Zu den bekannten Forderungen kommt hinzu, dass Schulbücher in
Palästina sich für friedliche Zusammenarbeit einsetzen. Dass sie zu
Feindschaft und Gewalt erziehen ist ein Märchen, das bereits von
einem von der UN anerkannten internationalen pädagogischen Gremium
widerlegt worden ist. Aber friedliche Zusammenarbeit wird vielleicht
nicht überall promulgiert. Jedenfalls setzt sich die jüdische
Lobbyorganisation Aipac mit aller Macht dafür ein, dass das Gesetz
verabschiedet wird - zur Konsternierung der israelischen Regierung,
die sich dadurch ihrer Flexibilität im Umgang mit Hamas beraubt
sieht. Gemeinsame Abwasserprojekte, die sehr im Interesse Israels
liegen, sind z.B. ohne die PA nicht zu realisieren. Ebensowenig
Schutzmaßnahmen gegen die Vogelgrippe. Eine leitende Person bei
Aipac sagte auf Anfrage, es gebe keinen Konflikt zwischen
israelischer Politik und der Politik seiner Organisation.
Israelische Stellen wollen nicht direkt gegen ihre Unterstützer in
den USA handeln. Sie hoffen eher, durch Gespräche mit der Regierung
dafür zu sorgen, dass einige Bedingungen des Gesetzes abgeschwächt,
bzw. als mögliche aber nicht vorgeschriebene Maßnahmen aufgenommen
werden.
Ich frage mich, was in den israelischen Schulbüchern über
friedliche Zusammenarbeit steht. Die halbe Welt scheint auf einem
Auge völlig blind zu sein.
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Ich sehe gerade, dass noch zwei etwas ältere Emails da sind. In
Bil'in haben sich palästinensischen und israelische Protestierer bei
ihrem regelmäßigen Freitagsprotest an den Zaun gehängt, wo sie von
Soldaten verprügelt wurden, zwei wurden verletzt. Anschließend haben
sich die Biliner auch noch an den Demonstrationszug in Beit Sira
angeschlossen. Sie konnten - mit Olivenzweige, Fahnen und eine
Megaphon bewaffnet - einen Jeep umhzingeln, was natürlich wieder
eine gewaltsame Reaktion seitens der Polizei und den Soldaten
provozierte. diese Konfrontation konnte beruhigt werden und der
Protest weitergeführt.
Während aber in Ruhe Reden gehalten wurde, sah man das Militär
dabei Tränengaskanister und Gummikugeln vorbereiten, um sie
hinterher auf die DemonstrantInnen zu richten. Es gab wieder Schüsse
auf Steinwerfende Jungen, wobei es einigen Demonstranten gelang, die
Aufmerksamkeit der Soldaten statt dessen auf sich zu ziehen.
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Die BewohnerInnen von Aboud erhielten eine Gerichtsdirektive
gegen den Weiterbau am Trennungszaun in ihrem Dorf, die Arbeit ging
aber unvermindert weiter. Es gelang den DemonstrantInnen dort trotz
Tränengas und 'Sound Bombs' bis zu den Soldaten vorzudringen und ihr
Anliegen mit dem Gerichtsbeschluss vorzubringen. Die Soldaten
sagten, die Bauarbeiten wären eingestellt worden, aber ob das ein
echter Baustopp oder nur die Auswirkung des anfangenden Wochenendes
war, blieb unklar.
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Die BewohnerInnen von Tulkarem haben einen Protest organisiert
weil das Dorf Jebara nun seit 4 Monaten bereits völlig
eingeschlossen ist. Die BewohnerInnen, die seit 4 Monaten in ihrem
Dorf eingesperrt leben, haben keinen Zugang zur nötigen
Infrastruktur. Die Gegenwart von viel Presse, Fotografen und auch
vielen weiblichen TeilnehmerInnen hat die Reaktion des Militärs
etwas gedämpft.
Ich wünsche bei Schnee und Sonnenschein - wie es hier gerade ist
- einen herrlichen Sonntag.
Gruß,
Anka