Der
Antisemitismusexperte
Von Abraham Melzer
Broder hat wieder
zugeschlagen und
DER SPIEGEL hat es
wieder veröffentlich.
Zwar „nur“ in der online
Version, aber auch dort
wird es von vielen Irren
gelesen. Er beklagt sich
- indem er das Ganze wie
es immer seine Art ist,
lächerlich macht -
darüber, dass „ein
Expertengremium zum
Antisemitismus her
muss“. Wozu denn ein
Gremium wo es doch
Henryk M. Broder gibt?
Wozu einen
„Antisemitismusbeauftragten“,
wo es doch den Experten
schlechthin gibt, der
sich schon seit mehr als
vierzig Jahren mit der
Problematik beschäftigt
und so tiefe und
aufschlussreiche
Erkenntnisse
mittlerweile gewonnen
hat, dass der
„Judenhass, ob er nun
als Antisemitismus oder
Antizionismus auftritt,
immer dieselbe Krankheit
ist“. Manche munkeln,
dass er selbst an dieser
Krankheit infiziert ist
und sie seit Jahren
weitergibt, wie ein
ansteckendes Fieber.
Broder berichtet von der
Anhörung im November
2008 im Bundestag mit
einer gehörigen Distanz,
als ob er damit gar
nichts zu tun hatte und
vergisst zu erwähnen,
dass er selber dort
eingeladen und seine
unsägliche Meinung
vorgetragen hat. Er
erwähnt gar nicht, dass
er zu denen gehört, die
man als
„Antisemitismusbeauftragte“
im Gespräch hatte. Ist
er denn so sehr
frustriert und
beleidigt, dass man ihn
nicht schon längst zum
parlamentarischen
Blockwart gegen den
Antisemitismus gemacht
hat, dass er verdrängt
oder vergessen hat, dass
er bei dieser Kakophonie
mitgespielt hatte?
Broder stellt die eine
Million Dollar Frage:
Liegt Antisemitismus
vor, wenn die Lage der
Palästinenser in Gaza
mit der Lage der Juden
im Warschauer Ghetto
verglichen wird?
Natürlich bejaht er
diese Frage und ist
damit der Gewinner der
Million Dollar. Leider
findet sich nur keiner,
der sie ihm auszahlen
möchte. Wenn hohe
israelische Offiziere
der glorreichen
israelischen Armee Jenin
mit Warschau
vergleichen, ist es
natürlich kein
Antisemitismus, weil
Juden immer vergleichen
dürfen, schließlich sind
sie ja die Opfer und als
solche ist ihnen alles
erlaubt (oder zu allem
fähig). Auch die
Verharmlosung der
Kassamraketen, die von
Gaza auf Sderot
abgefeuert werden ist
natürlich ein typisches
Beispiel für
Antisemitismus und wenn
man sie mit einer 1000
kg Bombe vergleicht, die
ein israelischer Bomber
auf Gaza abwirft, hat
man schon verloren, weil
man als einen
eindeutigen Antisemiten
entlarvt worden ist. Da
hilft kein Flehen, da
helfen kein Beten und
kein Dementi mehr.
Basta, Broder hat
entschieden.
Broders profundes,
wissenschaftliches und
empirisches Wissen kommt
erst wirklich zur
Geltung, wenn er uns mit
seiner Logik fast
erdrückt bei dem
Beispiel der
Friedhofsschändungen
durch „Dumme-Jungen-Streiche“.
Zu Recht fragt Broder
entrüstet: warum die
„dummen Jungen“ ihren
Frust ausgerechnet an
jüdischen Objekten
abreagieren.“ Man könnte
glauben täglich würden
tausende von „dummen
Jungen“ ihren Frust an
jüdischen Friedhöfen
auslassen. Dabei
geschieht es relativ
selten, aber die
Berichterstattung
darüber ist ausführlich
und flächendeckend und
Schreiber wie Broder
vergessen es selbst nach
Jahren nicht. Über die
vielen zigtausend
anderen „Dummen-Jungen
Streiche“ wird aber
nicht geschrieben und
kein Mensch weiß was
davon. Denn was
interessiert es die
Menschen in Hamburg,
wenn einige frustrierte
Jugendliche in München
ihren Frust bei einer
Schlägerei ausgelassen
haben, wenn nicht doch
zufällig ein Jude
verprügelt wurde. Erst
dann wird eine
Staatsaffäre und
natürlich Antisemitismus
daraus.
Um festzustellen, dass
die NPD antisemitisch
eingestellt ist, meint
Broder, braucht man
keinen
Antisemitismusbeauftragten.
Da hat er wieder Recht.
Man muss nur regelmäßig
Broders Pamphlete lesen.
Am besten in seinem
Blog: Die Achse des
Guten. Zuweilen aber
auch im SPIEGEL, wenn
dort ein Redakteur
geschlafen hat und
Broder sein Gift
verspritzen konnte.
Wann liegt nun
Antisemitismus vor? Wer
es weiß soll uns
schreiben.