Kindheit in Palästina
Palästinensische Kinder spielen auf einer nicht explodierten Bombe der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte.
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Die Washington Post" kommt zu dem Schluss, dass ein israelischer Soldat Shireen Abu Akleh getötet hat - und erhöht den Druck auf die US-Regierung
Eine Untersuchung der Washington Post bestreitet offen die wechselnden israelischen "Behauptungen" darüber, wer Shireen Abu Akleh getötet hat, und beschuldigt die israelische Armee, Beweise dafür zurückzuhalten, dass ihr Soldat sie getötet hat.
Phillip Weiss - 12. 6. 2022 - Übersetzt mit DeepL
Die Washington Post hat heute eine Untersuchung über die Ermordung der palästinensisch-amerikanischen Journalistin Shireen Abu Akleh vor einem Monat veröffentlicht und kommt zu dem Schluss, was auch die Untersuchungen von AP, CNN und Bellingcat ergeben haben und was Augenzeugen am 11. Mai sagten: Ein israelischer Soldat hat Abu Akleh wahrscheinlich in den besetzten Gebieten getötet.
Die Post bestreitet offen die wechselnden israelischen "Behauptungen" darüber, wer Abu Akleh getötet hat, und beschuldigt die israelische Armee geradezu, Beweise dafür zurückzuhalten, dass ihr Soldat sie getötet hat. Die langwierige Untersuchung wird den Druck auf Außenminister Antony Blinken erhöhen, tatsächlich eine unabhängige Untersuchung und Rechenschaftspflicht zu fordern. Sie wird Joe Biden auf den heißen Stuhl mit Journalisten setzen, wenn er Ende des Monats Israel besucht (und sicherlich den Premierminister, den Verteidigungsminister und den Außenminister umarmt).
Die Post beruft sich auf Interviews mit "mehreren Augenzeugen", auf die Auswertung zahlreicher Videos und auf zwei unabhängige Analysen von Audio- und ballistischen Beweisen, um zu genau der gleichen Schlussfolgerung wie CNN zu gelangen: dass der Schütze etwa 600 Fuß von Abu Akleh in Jenin entfernt war, genau dort, wo sich der israelische Konvoi an diesem Morgen befand.
Die Washington Post untersuchte mehr als fünf Dutzend Videos, Social-Media-Posts und Fotos des Ereignisses, führte zwei physische Inspektionen der Gegend durch und gab zwei unabhängige akustische Analysen der Schüsse in Auftrag. Diese Analysen legen nahe, dass ein israelischer Soldat in dem Konvoi Abu Akleh wahrscheinlich erschossen hat. Die israelischen Verteidigungskräfte (IDF) erklärten, es sei möglich, dass einer ihrer Soldaten den tödlichen Schuss abgefeuert habe, behaupteten jedoch, die Schüsse seien auf einen palästinensischen Bewaffneten gerichtet gewesen, der zwischen den israelischen Soldaten und den Journalisten gestanden habe, und dass die Reporter möglicherweise unbeabsichtigt erschossen worden seien.
Die Post bestreitet ausdrücklich die israelischen Behauptungen: Das israelische Militär hat keine Beweise für die Anwesenheit eines bewaffneten Mannes veröffentlicht. Die verfügbaren Video- und Audiobeweise widerlegen die Behauptungen der IDF, dass es in den Minuten vor der Tötung von Abu Akleh zu einem Schusswechsel gekommen sei, und stützen die Aussagen mehrerer von The Post befragter Augenzeugen, die sagten, es habe zu diesem Zeitpunkt kein Feuergefecht gegeben.
Die Reporter Sarah Cahlan, Meg Kelly und Steve Hendrix berufen sich in ihrem Bericht auf Ali al-Samoudi, den Produzenten von Al Jazeera, der ebenfalls von dem Soldaten angeschossen wurde und der an diesem Morgen jede seiner Bewegungen mit Abu Akleh koordinierte.
[Samoudi sagte] "Es war völlig ruhig, es gab keinerlei Schüsse. Plötzlich gab es ein Sperrfeuer von Kugeln... Die Schüsse schienen aus den Militärfahrzeugen zu kommen, erinnerte sich Samoudi.
Die Geschichte der israelischen Armee fällt also vor unseren Augen auseinander. Von Anfang an gab es wechselnde Erklärungen der IDF über die Quelle der Schüsse, die Abu Akleh töteten.
Die Post veröffentlicht eine Erklärung der israelischen Armee, dass sie "den Vorfall weiterhin verantwortungsvoll untersuchen wird, um die Wahrheit über dieses tragische Ereignis herauszufinden." Aber auch hier bestehen die israelischen Verteidigungskräfte darauf, dass sie die Kugel haben müssen, um zu einer Schlussfolgerung zu gelangen, und die Palästinensische Autonomiebehörde hat sich geweigert, sie herauszugeben.
Das ist Unsinn, denn die israelische Armee weiß offensichtlich, dass ihr Soldat Abu Akleh getötet hat, und sie hat eine Menge eigener Beweise, die sie niemandem zeigt.
Beachten Sie, wie die Post sagt, dass die israelische Armee diese Beweise vorenthält - Videos von Drohnen und Körperkameras. Und beachten Sie, wie die Post die Schlussfolgerung der israelischen Armee anzweifelt, dass kein israelischer Soldat absichtlich auf Abu Akleh gezielt hat.
Die IDF hat nicht gesagt, wie sie zu dem Schluss gekommen ist, dass ihre Soldaten nicht wussten, dass Journalisten anwesend waren, oder dass sie nicht absichtlich angegriffen wurden. Ein IDF-Sprecher verwies die Post-Reporter auf Aussagen eines israelischen Militärs, Oberst Arik Moel, in einem Fernsehinterview, in dem er sagte, es sei "wahrscheinlicher", dass Abu Akleh durch palästinensisches Feuer getötet wurde als durch "eine der fünf Kugeln", die von einem israelischen Soldaten abgefeuert wurden, der an diesem Tag anwesend gewesen war. Es wurden keine Beweise für diese Behauptung vorgelegt.
Die IDF antwortete nicht auf eine Frage, was, wenn überhaupt, israelisches Filmmaterial von dem Vorfall - von Drohnen oder Körperkameras - zeigen könnte.
Die Analyse der Schüsse in der Post entspricht genau der von CNN, was die Entfernung des Schützen betrifft.
[Steve Beck fand heraus, dass die ersten beiden Schüsse, insgesamt 13 Schüsse, aus einer Entfernung von 175-195 Metern von den Kameras, die den Vorfall aufnahmen, abgegeben wurden - fast genau die Entfernung zwischen den Journalisten und den israelischen Militärfahrzeugen.
Dies ist eine sehr erfreuliche Nachricht, denn sie zeigt, dass die Presse Shireen Abu Akleh im Tod nicht im Stich lassen wird. Sie übt auch großen Druck auf die New York Times, unsere führende Zeitung, aus, sich für Shireen Abu Akleh einzusetzen. Und es gibt den 57 Kongressabgeordneten, die eine unabhängige Untersuchung des Mordes gefordert haben, politisches Kapital. Quelle
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Garcia, Vorsitzende der Sozialdemokraten im Europäischen Parlament: EU-Finanzierung wird so schnell wie möglich freigegeben
Ramallah, 13. Juni 2022, WAFA- Übersetzt mit DeepL
Iratxe Garcia, Vorsitzende der Sozialdemokraten im Europäischen Parlament, sagte heute, Montag, dass die ausgesetzten EU-Finanzhilfen so schnell wie möglich freigegeben werden.
Sie betonte auf einer Pressekonferenz in Ramallah, dass die Entscheidung, die Finanzierung wieder aufzunehmen, morgen bestätigt werde, und wies darauf hin, dass sie in den letzten Monaten sehr hart an dieser Frage gearbeitet hätten. Sie merkte an, dass alle ihnen vorliegenden Informationen bestätigt hätten, dass diese Finanzhilfe, die ausgesetzt worden war, so bald wie möglich freigegeben werde, und fügte hinzu, dass das genaue Datum noch nicht bekannt sei, aber es werde geschehen.
Gracia fügte hinzu, dass sie als Gruppe systematisch daran gearbeitet hätten, Druck auszuüben, um die Finanzierung für die Palästinenser bedingungslos wieder aufzunehmen, und bekräftigte auch die europäische Unterstützung für den Aufbau des palästinensischen Staates und die Zwei-Staaten-Lösung.
Sie bedauerte die Verschlechterung vor Ort und die Manipulation der Menschenrechte durch die israelische Besatzung.
Die Europaabgeordnete Garcia sagte, sie werde eine Mission von S&D Europaabgeordneten in die Hügel südlich von Hebron leiten, einschließlich der Region Masafer Yatta, wo 12 palästinensische Gemeinden von Zwangsräumung zugunsten des Siedlungsbaus bedroht sind, und betonte die Wichtigkeit dieses Besuchs, um verschiedene Perspektiven auf die Situation zu erhalten und mehr darüber zu erfahren, was derzeit in Palästina passiert.
Sie bekräftigte auch die europäische Unterstützung für Palästina und das palästinensische Volk und bekräftigte ihr klares Bekenntnis, als europäische Sozialisten und Demokraten daran zu arbeiten, das Leben der palästinensischen Bürger zu verbessern und ihre Rechte zu sichern.
In Bezug auf den Siedlungsbau erwähnte Garcia die klare Position Europas gegen Siedlungen, was mit dieser Besetzung geschieht und die Entscheidung der israelischen Behörden, einige palästinensische Familien aus ihren Häusern zu vertreiben. "Wir sind absolut dagegen und bedauern diese Situation und fordern, dass sie geändert wird".
Sie betonte, wie wichtig dieser Besuch sei, um mehr über die Situation in Palästina zu erfahren und vor allem, was nach dieser Mission getan werde, denn, so betonte sie, nach diesem Besuch würden sie das Europäische Parlament dazu auffordern, an all diesen Themen und den verschiedenen möglichen Initiativen zu arbeiten und darauf zu bestehen.
In Bezug auf den Mord an der Journalistin Shireen Abu Akleh bedauerte Garcia den Mord an Abu Akleh und stellte fest, dass sie eine Debatte im Europäischen Parlament eingeführt haben, um diese wichtige Frage zu diskutieren, und fügte hinzu, dass "wir unsere Forderung nach einer unabhängigen internationalen Untersuchung aufrechterhalten, da es sehr wichtig ist zu wissen, was passiert ist, und wir werden uns für diese unabhängige internationale Untersuchung einsetzen".
Sie äußerte sich auch besorgt über die Situation in Gaza und sagte: "Morgen ist der 15. Jahrestag der Blockade [über Gaza] und wir haben darum gebeten, nach Gaza zu reisen, aber es wurde uns nicht erlaubt." H.A Quelle |
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Mehr als ein Dutzend Palästinenser im Westjordanland von der israelischen Armee festgenommen.
13. Juni 2022 - WAFA - Übersetzt mit DeepL
Die israelischen Besatzungstruppen nahmen im Morgengrauen des heutigen Montags bei Razzien und Durchsuchungen in verschiedenen Teilen des Westjordanlands mehr als ein Dutzend Bürger fest.
In Ramallah verhafteten die Besatzungstruppen zwei junge Männer, den 19-jährigen Mustafa Ali Al-Sulaiti und den 21-jährigen Ahmed Al-Kharouf, nachdem sie die Häuser ihrer Eltern durchsucht und durchsucht hatten. In der Stadt Silwad, nördlich von Ramallah, entführten die Besatzungstruppen Ahed Smeirat, eine verletzte Sanitäterin.
In Bethlehem entführten die Besatzungstruppen Mahmoud Musa Khalifa (48) und aus der Stadt Al-Ubaidiya östlich von Bethlehem Muhammad Khader Al-Araj (24) aus dem Dorf Al-Walajah im Nordwesten.
In Jenin überfielen diese Kräfte zwei befreite Gefangene aus der Stadt Qabatiya im Süden: Ali Taysir Zakarna und Wissam Abu al-Rub.
In Hebron nahmen diese Kräfte drei Bürger fest: Nizar Abu Aisha aus Medina, Adnan Issa Abu Afifa und Hazem Dhiab aus dem Al-Aroub-Lager im Norden.
In Nablus nahmen die Besatzungstruppen zwei Bürger gefangen: den freigelassenen Gefangenen Ezz El-Din Al-Aqra' aus dem Lager Askar im Osten und Muhammad Jabr Hamayel aus der Stadt Beita im Süden.
Es sei darauf hingewiesen, dass die israelischen Besatzungstruppen im April 265 Bürger festgenommen hatten, hauptsächlich aus dem besetzten Gouvernement Jerusalem, gefolgt von Hebron, wie aus einem Bericht der Nachrichtenagentur WAFA hervorgeht.
9 Frauen und 12 Kinder waren unter den 265 Bürgern, die im erwähnten Monat von der israelischen Armee festgenommen wurden.
Gefangenen- und Menschenrechtsinstitutionen enthüllten, dass die Besatzungstruppen im Jahr 2021 rund 8000 Palästinenser festgenommen haben, darunter mehr als 1300 Minderjährige und Kinder sowie 184 Frauen.
Die Mehrheit der palästinensischen Gefangenen ist während des gesamten Festnahme- und Haftprozesses einer Form psychologischer Folter und Misshandlung ausgesetzt, einschließlich verschiedener Formen körperlicher Gewalt, die vorkommen, wie Schläge, Beleidigungen, Drohungen, körperliche Durchsuchungen und explizite Belästigung.
Bei ihrer Festnahme werden palästinensische Häftlinge nicht darüber informiert, wohin sie gebracht werden, und während der Verhöre werden ihnen nur selten ihre Rechte erklärt. Diese Folter- und Misshandlungstechniken werden nicht nur zur Einschüchterung der Inhaftierten eingesetzt, sondern auch als Werkzeuge, um Palästinenser zu demütigen und sie zu Geständnissen zu zwingen. F.N Quelle |
Bericht über den Schutz von Zivilpersonen | 10. - 30. Mai 2022
Dieser Bericht deckt drei Wochen ausnahmsweise.
Letzte Entwicklungen (nach der Berichtszeit)
• 2. Juni: Israelische Streitkräfte erschossen einen palästinensischen Jungen in Al Midya, Ramallah.
• 2. Juni: Israelische Streitkräfte erschossen einen Palästinenser bei einer Fahndungs- und Verhaftungsoperation im Ad Duheisha-Flüchtlingslager, Bethlehem.
• 1. Juni: Israelische Streitkräfte töteten einen palästinensischen Mann in Ya’bad (Jenin) bei der Zerstörung des Familienhauses eines Palästinensers als Strafmaßnahme, weil er fünf Menschen in Israel am 29. März erschossen hatte.
• 1. Juni: Israelische Streitkräfte erschossen eine palästinensische Frau, die versucht haben soll, einen israelischen Soldateen in der Nähe des Al Arrub-Flüchtlingslagers in Hebron zu erstechen.
Besondere Ereignisse während der Berichtszeit
• Am 11. Mai wurde eine bekannte palästinensische Journalistin, Shireen Abu Akleh, während ihrer Dokumentation einer israelischen Operation im Jenin-Flüchtlingslager erschossen, ein weiterer Journalist wurde angeschossen und erlitt Verletzungen durch scharfe Munition; beide Journalisten trugen Presse-Westen. Der Sonderkoordinator und der Koordinator für humanitäre Hilfe haben im Einklang mit den Sprechern des UN-Generalsekretärs unabhängige und transparente Ermittlungen sowie Rechenschaft gefordert. Am 13. Mai, als Tausende von Palästinensern zur Beerdigung von Abu Akleh kamen, stürmte die israelische Polizei das Saint Josephs Hospital, wo ihr Leichnam aufbewahrt wurde, und griffen mit Knüppeln die Palästinenser, die am Trauerzug teilnahmen, die Sargträger und andere Trauernde an. 33 wurden verletzt und 15 von ihnen verhaftet. Der UN-Generalsekretär sagte, er sei „zutiefst beunruhigt“ über das Verhalten einiger Polizeibeamter und forderte „Respekt vor den grundlegenden Menschenrechten, darunter das Recht auf freie Meinung und Meinungsäußerung und das Recht auf eine friedliche Versammlung.”
• Weitere zwei Palästinenser, einschließlich eines Jungen sowie ein israelischer Soldat, wurden im Schusswechsel bei zwei Militäroperationen in der Stadt Jenin und im Jenin-Flüchtlingslager getötet; 34 Palästinenser wurden bei diesen Operationen verletzt. Am 15. Mai erlag ein palästinensischer Mann seinen Wunden, nachdem er zwei Tage zuvor von israelischen Streitkräften während einer Fahndungs- und Verhaftungsoperation in einen Schusswechsel im Jenin-Flüchtlingslager und außerhalb verwickelt wurde. Bei der Operation wurde ein israelischer Soldat getötet und mindestens 30 Palästinenser verletzt. Außerdem wurde ein Fünf-Familienhaus zerstört, was zur Vertreibung von 20 Personen, darunter zehn Kindern, führte; angeblich war die Zerstörung Teil eines Militärverfahrens, bei dem ein Haus im Visier der Soldaten war, wo sich ein Verdächtiger versteckte und sich weigerte, sich zu ergeben. Am 20. Mai führten israelische Streitkräfte eine Fahndungs- und Verhaftungsoperation in der Stadt Jenin durch. Es gab einen Schusswechsel mit bewaffneten Palästinensern. Ein 17jähriger Palästinenser soll beim Werfen von Molotow-Cocktails beteiligt gewesen sein. Er wurde von israelischen Streitkräften getötet.
• Am 14. Mai erlag ein 23jähriger Palästinenser seinen Verletzungen, die er am 22. April am Haram Al Sharif/Tempelberg in der Altstadt von Jerusalem erlitten hatte. Laut Augenzeugen erlitt er einen Kopfschuss durch eine gummi-ummantelte Stahlkugel; Israelische Medien berichteten, dass israelischen Arztberichten zufolge keine Kugel in seinem Körper gefunden wurde. Am 16. Mai verboten die israelischen Streitkräfte palästinensischen Trauernden die Teilnahme an dem Trauerzug und schossen gummi-ummantelte Stahlkugeln auf eine Ambulanz mit seinem Leichnam. Die israelischen Streitkräfte konfiszierten die palästinensischen Flaggen und griffen die Trauernden an. Palästinenser schossen angeblich Feuerwerkskörper auf israelische Polizeibeamte, die mit Blendgranaten antworteten. Etwa 71 Palästinenser und angeblich zwei israelische Polizisten wurden verletzt, und ungefähr 18 weitere Palästinenser wurden verhaftet, darunter Kinder, auf dem Friedhof in der Nähe der Altstadt von Jerusalem.
• Am 24. Mai erschossen israelische Streitkräfte einen 16jährigen palästinensischen Jungen, in der Nähe von Josephs Grab in Nablus Stadt. Israelischen Medienberichten zufolge, die die israelischen Streitkräfte zitierten, warf der Junge einen Molotow-Cocktail. Dies geschah, nachdem die israelischen Streitkräfte, die die israelische Siedler zu der Stätte geleitet hatten, Schallgranaten abfeuerten und die Palästinenser als Antwort Steine auf sie warfen; anschließend feuerten die israelischen Streitkräfte scharfe Munition, gummi-ummantelte Stahlkugeln und Tränengaskanister ab und verletzten 89 Palästinenser. Seit Anfang des Jahres haben israelische Streitkräfte zwei Palästinenser, darunter ein Kind, getötet und 306 verletzt, während sie israelische Siedler zu der Stätte begleiteten. Im Laufe der Jahre hat das Grab von Joseph wiederholte Zusammenstöße zwischen Palästinensern und israelischen Streitkräften gesehen, die die israelischen Siedler begleiteten.
• Israelische Streitkräfte erschossen zwei weitere palästinensische Jungen bei verschiedenen Vorfällen in der Westbank, die angeblich Steine geworfen hatten. Am 27. Mai erschossen israelische Streitkräfte einen 14jährigen Jungen in der Nähe des Dorfes, Al Khader (Bethlehem). Israelischen Medienberichten zufolge, die das israelische Militär zitierten, hatte der Junge Molotow-Cocktails geworfen. Augenzeugen hingegen berichteten, er sei in den Rücken geschossen worden und in keinerlei Auseinandersetzungen involviert gewesen. Während des Trauerzugs für den Jungen wurden drei Palästinenser, darunter ein Kind, mit scharfer Munition angeschossen und verletzt, als Zusammenstöße zwischen Palästinensern und israelischen Streitkräften am Eingang des Dorfes ausbrachen. Am 11. Mai erschossen israelische Streitkräfte einen 16jährigen palästinensischen Jungen in Al Bireh, als die Schüler ihre nahegelegene Schule verließen. Palästinenser warfen Steine auf israelische Streitkräfte, die mit scharfer Munition antworteten und den Schuljungen in der Brust trafen, ebenso wurde ein weiterer Junge verletzt. Augenzeuge sagen, beide Kinder seien nicht in das Steinewerfen involviert gewesen. Bei keinem der Vorfälle wurden israelische Verletzte verzeichnet.
• In der gesamten Westbank wurden insgesamt 1.240 Palästinenser, darunter 38 Kinder, von israelischen Streitkräften verletzt. Etwa 268 Verletzungen wurden in der Näe von Beita und Beit Dajan (beide in Nablus) und in Kafr Qaddum (Qalqiliya) bei Demonstrationen gegen Siedlungen und am 15. Mai, dem 74. Gedenktag, dessen, was die Palästinenser seit 1948 als „Nakba“ bezeichnen. Weitere 309 Verletzungen wurden am 29. Mai bei Zusammenstößen, die bei acht Demonstrationen in Hebron, Nablus, Ramallah und in der Altstadt von Jerusalem gegen das Eindringen von israelischen Siedlern und anderen israelischen Gruppen auf dem Haram al Sharif/Tempelberg ausbrachen, verzeichnet (siehe unten). Bei weiteren fünfzehn Vorfällen in Qaryut, Qusra, Burqa, Huwwara and Burin (alle in Nablus), in Nablus Stadt, Salfit Stadt und Haris (Salfit) wurden 357 Menschen verletzt, nachdem israelische Siedler in Begleitung israelischer Streitkräfte in die palästinensischen Gemeinschaften eingedrungen waren. Laut palästinensischen Quellen feuerten die israelischen Streitkräfte Schallbomben in die Luft, und Bewohner antworteten damit, Steine zu werfen. In fünf Fällen schossen israelische Streitkräfte auf Palästinenser und verletzten 40 von ihnen bei Zusammenstößen in der Umgebung des Universitätscampus von Al Quds in der Stadt Abu Dis(Jerusalem) und der Technischen Universität in Tulkarm Stadt. Weitere 52 Palästinenser wurden bei sechs Fahndungs- und Verhaftungsoperationen in Jerusalem und Jenin verletzt. Sechs andere wurden bei einem Abriss in Silwan in Ostjerusalem verletzt, (siehe unter- und oberhalb). Die restlichen 208 erlitten Verletzungen bei verschiedenen Vorfällen in Ostjerusalem (siehe oben). Von allen palästinensischen Verletzungen stammten 75 von scharfer Munition und 261 von gummi-ummantelten Stahlkugeln; die meisten der restlichen verletzten Menschen wurden aufgrund von eingeatmetem Tränengas behandelt.
• Am 29. Mai marschierten Tausende von israelischen Siedlern und anderen Israelis durch Ostjerusalem bei dem jährlichen „Jerusalemtag“, dem Tag, der an die israelische Einnahme Ostjerusalems 1967 erinnert. Die israelischen Behörden setzten Tausende von Polizisten ein und bauten Metallbarrieren außerhalb des Damaskustors auf und blockierten den palästinensischen Zugang zu und aus der Altstadt von Jerusalem und zwangen die Eigentümer, ihre Läden zu schließen. Zusammenstöße brachen zwischen Palästinensern und israelischen Streitkräften aus, bei denen 87 Palästinenser, darunter neun Kinder und eine Frau, durch gummi-ummantelte Stahlkugel und Blendgranaten verletzt wurden, 72 Palästinenser wurden verhaftet. Zu einem früheren Zeitpunkt am selben Tag betraten etwa 2.600 Israelis den Haram al Sharif/Tempelberg, die gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und der israelischen Polizei auslösten, die ihren Zugang absicherte. Israelische Streitkräfte feuerten gummi-ummantelte Stahlkugeln, Blendgranaten und Tränengaskanister auf palästinensische Gläubige in der Al Qibli-Moschee und verschlossen mehrere Stunden lang deren Tore mit Eisenketten und hinderten sie am Verlassen der Einrichtung. Mindestens 20 Palästinenser, darunter drei Frauen, wurden bei diesen Zusammenstößen verhaftet. In einer Stellungnahme beschuldigte das islamische Gremium, das diesen Ort verwaltet, die „Waqf“, die israelischen Behörden „der Verletzung der Unantastbarkeit (Heiligkeit)“ der Al Aqsa, indem sie „jüdischen Extremisten erlaubten, die Moschee zu erstürmen, provokative Rundgänge zu unternehmen und öffentliche Gebete und Rituale durchzuführen. ”
• Die israelischen Behörden beschlagnahmten, zerstörten oder zwangen die Menschen zur Zerstörung von 58 palästinensischen Strukturen in Ostjerusalem und in der Zone C der Westbank. Sie begründeten das mit nicht vorhandenen von Israel ausgestelltenen Baugenehmigungen, 11 Strukturen waren als humanitäre Hilfe gestiftet worden.
• Das Ergebnis war, dass 110 Menschen, darunter 59 Kinder, vertrieben wurden und die Lebensgrundlage von 607 weiteren dadurch beeinträchtigt waren. Etwa 46 der Strukturen befanden sich in Zone C, darunter 17 in einem Gebiet, das als „ Schießzone“ für das Militärtraining ausgewiesen war, in dem die palästinensischen Gemeinschaften mit dem Risiko der Zwangsvertreibung lebten. Dreizehn Strukturen wurden in Ostjerusalem abgerissen, darunter fünf Häuser, die von den Eigentümern selbst zerstört worden waren, um die Zahlung von Abrissgebühren zu vermeiden.
• Außerdem zerstörten und versiegelten die israelischen Behörden drei Strukturen und einen Wasserbrunnen im Shu’fat-Flüchtlingslager in Ostjerusalem, beziehungsweise in Ras ‘Atiya in Qalqiliya, ohne vorherige Bescheide. Der Brunnen war die einzige Trinkwasserquelle und Bewässerungsquelle für circa 4.000 Dunam kultivierten Landes. Diese Versiegelung beeinträchtigte 1.200 palästinensische Familien in sieben umliegenden Dörfern. Am 18. Mai wurde eine Struktur im Gebiet A zerstört, angeblich aus Sicherheitsgründen.
• Am 18. Mai erließen israelische Streitkräfte Räumungsbefehle gegen palästinensische Familien auf 40 Dunam palästinensischen Ackerlandes in der Nähe von Wadi Fukin (Bethlehem), darunter drei Häuser laut Quellen der Gemeinde, was die Zuflucht und die Lebensgrundlage von acht Familien bedroht. Die israelischen Behörden hatten das Gebiet als „Staatsland“ ausgewiesen, das selten an Palästinenser vergeben wird. Am 22. Mai stellten israelische Streitkräfte einen Beschlagnahmungsbefehl für 22 Dunam palästinensischen Gebietes im Dorf von Jinba, Masafer Yatta, in Hebron aus. Sie begründeten dies mit Sicherheitsgründen, um den Teil der Westbank-Trennmauer zu vollenden. Jinba ist eine der Hirtengemeinschaften, die dem Risiko der Zwangsvertreibung ausgesetzt ist, infolge des Urteils von Israels Oberstem Gerichtshof, das die Verwendung von 30.000 Dunam Land zu Militärtrainingszwecken genehmigt hat. Die Ausweisung von diesem Gebiet als eine „aktive Schießzone“ könnte zur der Ausweisung von 1.200 Palästinensern führen, darunter 580 Kinder. Am 25. Mai stellte die Jerusalem-Verwaltung einen endgültigen Abrissbefehl den Eigentümern eines Wohngebäudes aus, das aus 12 Wohneinheiten bestand, in Wadi Qaddum in dem Silwan-Viertel von Ostjerusalem. Circa 74 Menschen, darunter 42 Kinder droht die Vertreibung.
• Israelische Siedler verletzten zwanzig Palästinenser, darunter vier Kinder, und Personen, ävon denen man weiß oder annimmt, dass es sich um Siedler handelt, beschädigten in 34 Fällen palästinensisches Eigentum. Am 22. Mai wurde ein 15jähriger Junge geschlagen und von Siedlern in der Nähe der Esh Kosdeh-Siedlung (Nablus) zwei Stunden lang entführt, bevor er einem Krankenwagen übergeben und ins Krankenhaus zur medizinischen Behandlung gebracht wurde. Zehn weitere Palästinenser wurden mit Steinen beworfen oder körperlich angegriffen, drei davon in dem von Israel kontrollierten H2-Gebiet von Hebron Stadt, drei im Sheikh Jarrah-Viertel und der Altstadt von Jerusalem, sowie vier Personen, darunter eine Frau in ‘Al Mas'udiya und Duma (beide in Nablus). Weitere neun Verletzungen wurden bei zwei verschiedenen Vorfällen in Burqa verzeichnet, nachdem israelische Siedler in das Dorf eingedrungen waren, Steine auf die Bewohner warfen und Schäden an Fahrzeugen verursachten. Bei weiteren sechszehn Zwischenfällen um Ramallah, Hebron und Salfit, verursachten Siedler Schäden an palästinensischen Lebensgrundlagenstrukturen, stahlen landwirtschaftliche Geräte und Wassertanks und beschädigten eine Wassereinrichtung und Wasserrohrleitung. Circa 650 Olivenbäume, die Palästinensern gehörten, wurden in zwölf Fällen von Siedlern in Bethlehem, Ramallah, Salfit, Hebron und Nablus entwurzelt, wie die örtlichen palästinensischen Gemeinschaften anzeigten. In den Dörfern Al Funduq (Qalqiliya), Kafr ad Dik (Salfit), Urif (Nablus) und Al Jiftlik (Jericho) und dem Silwan-Viertel von Ostjerusalem griffen Siedler diese Gemeinschaften an, warfen Steine auf Häuser und Fahrzeuge. Sie beschädigten mindestens zwölf Fahrzeuge und zwei Häuser.
• Personen, von denen man annimmt oder weiß, dass sie Palästinenser sind, warfen Steine und verletzten fünf israelische Siedler. Außerdem beschädigten sie zehn israelische Fahrzeuge, als sie über die Straßen der Westbank fuhren. Zwischenfälle ereigneten sich in der Nähe von Nablus, Ramallah, und Jerusalem. Fahrzeuge mit israelischem Kennzeichen und Busse wurden durch Steine oder Molotow-Cocktails in 22 Fällen beschädigt.
• Im Gazastreifen eröffneten israelische Streitkräfte in mindestens 59 Fällen ein Sperrfeuer in der Nähe von Israels Trennzaun oder vor der Küste, angeblich, um Zugangsbeschränkungen durchzusetzen. Zwei palästinensische Fischer wurden verhaftet. Außerdem verhafteten israelische Streitkräfte zwei Palästinenser, als sie angeblich versuchten, durch den Trennzaum im Osten von Rafah nach Israel einzudringen. In vier Fällen führte das israelische Militär Einebnungen von Land in Gaza in der Nähe des Trennzaunes mit Bulldozern aus.
• Am 15. Mai hoben die israelischen Behörden eine 11-tägige Sperre für die Ausreise von Personen, die israelische Einreisegenehmigungen von Gaza nach Israel besaßen, aufgehoben, was hauptsächlich Arbeiter und Händler betraf. Die Sperre sollte anfangs zwei Tage, um Israels Gedenk- und Unabhängigkeitstage herum, andauern und wurde dann infolge des Mordes an drei Israelis durch Palästinenser aus der Westbank verlängert. Während der Sperre war die Ausreise nur ärztlichem Personal und Notfällen erlaubt. Berichten zufolge reisten 4.600 Menschen, hauptsächlich Arbeiter, am 15. Mai aus, es war die höchste Tagesanzahl in 15 Jahren.
Dieser Bericht spiegelt Informationen wider, die bis zum Tage der Veröffentlichung verfügbar waren. Die aktuellsten Daten und mehr Berichte unter: ochaopt.org/data. (übersetzt von Inga Gelsdorf) Quelle
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Palestine Update Nr. 558 – 1. 6. 2022
Veränderungen gegenüber 1948
Gastkommentar von Steve Liddle
Der Autor ist unabhängiger Forscher und lebt in Neuseeland. 3018 lehrte er an einer Universität in der Westbank und ging von dort ab, als der in Pension gehende Archivleiter Yaacov Lukowicz gesagt haben soll: „Wie können wir uns eine Demokratie nennen, wenn 95 % aller Archive unter dem Verschluss des PMO (= Prime Minister’s Office) liegen?“ (Bild: Porträt von Steve Liddle)
Während sich die Welt mit einer Pandemie herumschlug, hat sich die Gewalt der Besatzer in Israel/Palästina intensiviert mit zunehmenden Provokationen durch die „Siedler“ und des IDF (= Israel Defence Forces … israelische Verteidigungsarmee)
In einem Artikel in der ‚Washington Post‘ drückte der Journalist Gideon Levy seine Überzeugung aus – nach mehr als 30 Jahren Berichterstattung aus OPT (= occupied Palestinian Territory – besetztes palästinensisches Land) - dass Israels alles überschreitende Verteidigung der Sicherheit gegenüber Menschenrechtsverletzungen dünn geworden sei in den USA.
In Israel jedoch ist das Leben mit Gegensätzen so eingeengt, dass Ignoranz bezüglich der Informationen plus Knie-Zittern auf Grund von Beschuldigungen wegen Antisemitismus immer noch eine Form von ‚Iron-Dome‘-Schutz braucht. Nach Levy’s Erfahrung ist jedoch der Ausnahmezustand so sehr Teil des Daseins als Israelis geworden, dass Selbstzensur alles bedeutet für NGO-Berichte, die Zeugnis geben für Apartheid im System, und damit wenig Medienpräsenz erfahren mit Ausnahme seines eigenen Blattes ‚Haaretz‘.
Unter Verwendung der Widersprüche Israels in Bezug der Antworten auf die Ukraine: Retten nur für jüdische Flüchtlinge - Zustimmung zu Molotow-Cocktails „dort, aber nicht hier“ - anfangs Russland nicht kritisieren, listete Levy Mechanismen in der Verantwortung Israels auf … einschließlich der Manipulation der Medien und der Rechtfertigung des Opferstatus.
Im Ableugnen, beharrte Levy, ist Israel realistisch, genau, weil Israels Eigenschau es nicht ist.
Nicht nur ist Israel eine Demokratie, es ist „die beste“ mit IDF (=Israel Defence Forces) und immer noch die am meisten „moralische“: „Die Armee ist Gott, Zionismus ist ihre Religion.“
Wie wird eine Nation rechtschaffen selbst-täuschend? „Die Antwort ist kurz“, sagt Levy, „Es ist Mangel an Verantwortlichkeit – und Geschichte!“
Vergangene Woche hat die Premierministerin einer der erfolgreichsten liberalen Demokratien – als Haus der Freiheit deklariert – vor einer anderen Hörerschaft der USA dargelegt, warum ihr Land kürzlich seine Geschichte in Schulen ‚allumfassend‘ gemacht hat. Um gegen die Verflachung der selbst-korrigierenden Macht der Demokratie anzugehen, informierte sie Harvard-Absolventen, dass „in diesem Jahr unsere jungen Leute alles über ihre Vergangenheit, ihre Kultur und ihre Geschichte lernen werden“.
Obwohl sie zugibt, dass immer eine „Reihe von verschiedenen Anschauungen zu Ereignissen und Entscheidungen“ vorhanden ist, betonte Ardern die Bedeutung, schon in einem uninformierten Alter Analyse und Kritik zu erlernen. Wie unsere Premierministerin betonte, erklärt eine junge Insel-Nation viel älteren Nationen nicht, was sie tun sollen. Daher biete ich als Bürgerin dieses Landes eine Fallstudie an: Mitte der 1980er Jahre begann mein Heimatland einen Rückkehr- und Kompensationsprozess für seine historischen Landnahmen. Aber – wie Arden auch andeutete, die Geschichte richtig einzuordnen heißt zuerst, sie zu kennen – ihre Aufstände, Massaker und alles andere.
Ehe das Land ein Tribunal aufstellt, um Ansprüche zu hören, hat eine Dekade von Protesten unbedarfte Bürger motiviert, die Mechanismen von Landraub zu lernen. Die Annahme durch die ganze Partei folgte – nach rigorosen Debatten, die sich auf Enthüllungen der Historiker stützten.
Obwohl Kompensationen ein Bruchteil der Werte war, legte der gute Wille aller Parteien, die sich eine bessere Zukunft für die mehr als 200 Ethnien wünschten, eine akzeptierbare Gerechtigkeit vor – eine, die auf Menschenrechte baute.
Ardern spricht mit einiger Autorität. Sie zitiert 50 % der weiblichen Abgeordneten, 20 % eingeboren. Den ‚Ersten des Landes‘ (= tangatawhenua) wird ein besonderer Status gegeben, aber dieses ist eine Demokratie, die vom Vermögen abhängt, eine der ältesten der Welt.
Winston Churchill’s Maxime, „Je weiter wir nach hinten schauen, desto weiter nach vorwärts sehen wir“ ist hier brauchbar. Aber sie stellt andere Fragen. Wie genau ist unser Blick? Was tun wir mit dem, was wir sehen? Und: „Wie weit zurück?“
Seit 1948 folgte nach zwei Weltkriegen, dem Holocaust, der Formulierung der Menschen-Rechte, dass sich die meisten Nationen zu Gunsten des Völkerrechts von den alten Forderungen trennten. Ob Israels Nicht-Leugnung von seinem Gefühl des Außergewöhn-lichen stammt oder seinem Nichtwissen, wie ‚Landraub‘ vor sich geht … der Weg zu einem ehrenvollen Rückzug ist klar. Und möglich.
Gideon Levy ist beinhart. Wenn Israels Geschichte – 1948 und vor 1947 – nicht bekannt ist und wieder gutgemacht wird, bleibt Israel ein gewalttätiger, unsicherer Staat, verteidigt von einem ähnlichen. Der schlimmste Aspekt von getrennter Entwicklung – sagt Levy – ist sein am meisten sprechendes Symptom: die Entmenschlichung und Dämonisierung der ‚Araber‘. Ein Apartheidstaat, sagt er, kann nicht zugleich eine Demokratie sein.
Und wenn die Israelis das nicht sehen können, sollten sie sanktioniert werden wie Russland, bis sie das tun.
Steve Liddle
Es gibt viele Gründe, dass diese Themen Israel und die USA laufend quälen. In Israel ist es die Okkupation und die Gewalt, die folgt. Seit 2000 wurden im israelisch/palästinensischen Konflikt insgesamt 971 Kinder getötet, das sind 18 % der Gesamtzahl der Toten in diesem Konflikt. Von den getöteten Kindern waren 88 % Palästinenser und 12 % Israelis.
Seit 2014, schätzt das US Gun Violence Archive (= Archiv über Waffengewalt), seien 34.500 Kinder bei Schießereien getötet oder verwundet worden, mehr als 6.500 davon unter dem Alter von 12 Jahren. Es liegt mehr als eine grausame Ironie in der Tatsache, dass das Land, das Israels Sicherheit garantiert, bei weitem mehr Tote durch Schusswaffen verzeichnet als irgendein anderes entwickeltes Land – 214 Massenerschießungen nur in diesem Jahr bis jetzt.
Oder anders ausgedrückt: So viel Geisteskrankheit … oder „Böses“!
Innerhalb des letzten Monats hat Israel die ethnische Säuberung von mehr als 1000 Palästinenser von ihrem Land angekündet (die größte Säuberung seit 1967); den Bau von mehr als 4000 neuen Wohnhäusern in illegalen israelischen Siedlungen auf gestohlenem palästinensischem Land; die Ermordung der führenden palästinensischen Journalistin Shireen Abu Aqleh und dann eine schockierende Attacke auf die Sargträger und Trauernden beim Begräbnis. Steve Liddle persönlich
Widerspenstigkeit der Westbank als Zeichen sich veränderter Zeiten
Eine Verweigerung der Übergabe
Weil die Palästinenser sich der 74. Wiederkehr ihrer gewaltsamen Vertreibung, der Nakba von 1947-49 erinnern, ist es klar, dass ein neuer Geist des Widerstands in Palästina nach so vielen Jahren der Stagnation aufkommt.
(Bild: Nächtlicher Zusammenstoß…)
In den vergangenen zwei Monaten haben politisch motivierte palästinensische Angriffe auf Israelis zugenommen, wobei 18 Personen getötet wurden. Das zeigt eine nie vorher gesehene Anzahl seit der 2. Intifada, die 2005 geendet hat. Am 7. April war die Szene in der Dizengoff-Straße in Tel Aviv extrem herausfordernd für die Sicherheitseinrichtungen Israels,
soweit, dass der frühere Verteidigungsminister Shaul Mofaz sogar kommentiert hat, Israel habe die Schlacht durch öffentliche „Aufmerksamkeit“ verloren.
Raad Fathi Hazem aus dem Jenin-Flüchtlingslager schlich sich nach Tel Aviv und erhielt eine Waffe. Er griff eine Sperre an, tötete dabei zwei Israelis. Ein weiterer starb später an den erhaltenen Wunden. Der Anschlag verursachte in der Stadt das totale Chaos. Einige 1000 Mann Sicherheitspersonal wurden mobilisiert, einschließlich „Elite“-Einheiten; 100 Straßen-blockaden wurden errichtet, während hunderte Israelis in die Straßen geschickt wurden, um vor einem palästinensischen Kämpfer zu fliehen. Die Verfolgung ging insgesamt einige Stunden durch die Nacht weiter, bis Soldaten ihn töteten. Als Fathi Hazem de Neuigkeit vom Tod seines Sohnes hörte, stand er vor der Menge der Trauernden, die gekommen waren, um ihr Beileid auszudrücken. Er sprach in Worten von Geduld und Revolution und sagte, er sei stolz auf seinen Sohn. Und er bat Gott, ihn als einen der ersten nach der Befreiung in die Al-Aqsa-Moschee zum Gebet kommen zu lassen.
(Lesen Sie den ganzen Bericht in ‚Electronic Intifada‘)
Wie Medienberichte von „Zusammenstößen“ die Amerikaner über israelisch-palästinensische Gewalt irreführen
„Israelische Polizei attackierte die Trauernden, die den Sarg der ermordeten palästinensisch-amerikanischen Journalistin Shireen Abu Aqleh am 13. Mai 2022 trugen, schlugen die Sarg-träger mit Stöcken und traten sie mit Füßen, als sie zu Boden fielen. Aber jene, die nur die Überschriften der anfänglichen Berichte verschiedener US-Blätter durchgeblättert hatten, mögen einen anderen Eindruck über die Geschehnisse erhalten haben. Es gab keine Angabe in den Überschriften dieser Artikel darüber, wer den Gewaltakt untersucht hat, noch einen Hinweis auf die Ungleichheit zwischen der schwer bewaffneten israelischen Polizei und jenen, die unbewaffnete palästinensische Zivilisten zu sein schienen. .. Aber als Lehrer der palästinensischen Geschichte und als Analyst der US-Mediendarstellung dieses Themas glaube ich, dass die Benutzung von neutralen Begriffen wie „Zusammenstöße“ zur Beschreibung der israelischen Polizei und militärischer Angriffe auf palästinensische Zivilisten irreführend ist. Sie übersieht Einstellungen, bei denen israelische Streitkräfte Gewalt ausüben gegen Palästinenser, die keine Bedrohung für sie darstellen. Sie gibt oft den offiziellen israelischen Narrativen mehr Gewicht als den palästinensischen. US-Medien werden seit langem der falschen Information ihrer Leser- und Hörerschaft bezichtigt, wenn es zu Gewalt gegen Palästinenser kommt. 2021 fand eine Studie von MIT (= Institute for Mediation) über 50 Jahre Arbeit der ‚New York Times‘ über den Konflikt; „eine nicht proportionierte Anwendung der Leideform berichtet, dass „Palästinenser bei Zusammenstößen getötet wurden“ statt „israelische Streitkräfte töteten Palästinenser“. Das ist eine Sprache, die Israel vor einem genaueren Hinschauen abschirmt. Es verdunkelt auch den Grund, warum so viele Palästinenser sich über Israel ärgern“.
(Lesen Sie die komplette Narrative in ‚The Conversation‘)
Was steht dahinter, wenn Israel seinen Krieg gegen die palästinensische Flagge intensiviert?
„Was erklärt die gewalttätige Reaktion Israels angesichts einer palästinensischen Flagge in den Händen eines palästinensischen Knaben in Sheikh Jarrah, oder in den Händen von Trauernden in einem Leichenzug, oder von Studenten am Nakba-Tag aufgezogen, oder an einer Straßenlaterne in Huwara aufgehängt?“ Die erste mögliche Erklärung hat zu tun mit dem Kontrollmechanismus, den der Zionismus für seine eigene Existenz braucht. Von seinem Anfang an bis heute hat der Zionismus nie versucht, auf gleichem Stand mit der einheimi-schen palästinensischen Bevölkerung zu sein. Eher strebte er an, die Palästinenser zu besiegen – materiell, kulturell, und in Bezug auf Identität – und ihr Land zu erben. … Trotz Israels unerreichbarer militärischer, gesetzlicher und administrativer Macht bleiben die Palästinenser ihrer Identität loyal. Israel hat nicht vermocht, dieses tief verwurzelte nationale Bewusstsein zu zerstören, verkörpert durch ein Stück Stoff in vier Farben. Und genau das ist es, warum die palästinensische Flagge Israel zum Wahnsinn treibt. … Eine zweite mögliche Erklärung kommt von Israels verzweifelter Notwendigkeit, einen Feind zu behalten, der ihm erlaubt, sich selbst als das ewige Opfer darzustellen, dass sich einer existentiellen Bedrohung gegenüber sieht.
(Lesen Sie mehr in 972.Mag.com)
Ein Haus in dem entvölkerten Dorf Deir al-Qasi in Obergaliläa. (Ahmad Al-Bazz)
In Fotos: Rückkehr zu Palästinas entvölkerten Dörfern
Während der vergangenen sechs Monate habe ich viel von meiner Zeit aufgebraucht, um herumzufahren und über die 500 palästinensischen Dörfer quer durch das Mandat Palästina zu berichten, die während der Nakba 1948 und nachher durch den israelischen Staat zerstört wurden. … Innerhalb der meisten israelischen Städte innerhalb der Grünen Linie oder mindestens nahe von ihr, liegt ein palästinensisches Dorf, das von Israel niedergewalzt wurde. Wenn ich im Land herumspaziert bin, habe ich Friedhöfe gesehen, die von elektrischen Zäunen umgeben sind, Moscheen, die als Viehställe genutzt werden, Wohnhäuser, die man in Künstlerdörfern umgewandelt hat, und viele andere Arten von Enteignung. …
Ein Klassenzimmer einer Grundschule in dem entvölkerten Dorf al-Salihia im oberen Galiläa. (Ahmad Al-Bazz)
Gelegentliche Fotos sollten nicht als Geschichten über die Vergangenheit angeschaut werden – wenigstens, so lange die Palästinenser gezwungen werden, Flüchtlinge zu bleiben, während Juden aus allen Teilen der Welt das Recht haben, auf ihrem Land zu siedeln und die volle israelische Staatsbürgerschaft zu erhalten, so lange gewaltsame Umsiedlung und Vertreibung noch zehntausende dieser Palästinenser bedrohen, die die frühen Stadien der ethnischen Säuberung
von der Westbank zur Naqab, zu Jaffa und Haifa überlebt haben.
(Lesen Sie Beschreibungen und schauen sie Fotos in 972mag.com an.)
Die Gebäude von Tirat HaCarmel überblicken den palästinensischen Friedhof des entvölkerten Dorfes al-Tira, südlich von Haifa. (Ahmad Al-Bazz)
Pro-Palästina-Aktivisten begrüßen die Kongress-Resolution, die die Nakba anerkennt.
„Pro-Palästina-Aktivisten haben das Angebot des US-Kongress, die Nakba anzuerkennen, begrüßt, einen Terminus, der die erzwungene Vertreibung von hunderttausenden Palästinensern im Vorfeld zur Einrichtung des Staates Israel in 1948 beschreibt. Die Resolution wurde am Montag durch die Kongressangehörige Rashida Tlaib dem Repräsentantenhaus vorgelegt, einen Tag, nachdem die Palästinener die 74. Wiederkehr der Nakba wahrgenomen hatten.
Mitgetragen durch Ilhan Omar, Alexandria Ocasio-Cortez, Cori Bush, Betty McCollum, Marie Newman und Jamaal Bowman fordert die Resolution die USA auf, Versuche zurück zu weisen, die US-Regierung zur Leugnung der Nakba aufzufordern und zu engagieren, oder ein Einverständnis mit der Leugnung der Nakba zu unterstützen oder sie bewusst zu machen. Ferner soll Zuwendung von Sozialdiensten für palästinensische Flüchtlinge unterstützt werden.
Noura Erakat, die palästinensisch-amerikanische Menschenrechts-Anwältin und assoziierte Professorin an der Rutgerss Universität sagte, die Frage, ob die Resolution durchkommen würde, sei nicht so wichtig als die Tatsache, dass sie vorgetragen werde. „Selbst, wenn sie nicht durchkäme, wird es ein Moment von historischer Reichweite sein, und sie wird zum Setzen einer weiteren Saat führen, die auf die Unverzichtbarkeit ihres Durchkommens hinweist, das weiterhin noch seine Zeit braucht,“ erklärte sie ‚Middle East Eye‘. (Lesen Sie den ganzen Bericht in Middle East Eye.)
Koordinierung des Heiligen Landes: Christen wesentlich für Jerusalems Identität
Die Koordination der Bischofskonferenzen zur Unterstützung der Kirche im Heiligen Land, besser bekannt als die „Holy Land Co-ordination“ (HLC) hat eine Stellungnahme zum Abschluss ihrer jährlichen Solidaritäts-Pilgerfahrt nach Israel und Palästina herausgebracht.
Die Bischöfe betonen: „Jerusalem ist eine jüdische Stadt, eine christliche Stadt, eine muslimische Stadt. Sie muss ein gemeinsames Patrimonium bleiben und niemals ein exklusives Monopol einer einzigen Religion werden.“ Sie unterstreichen, dass „die christliche Gemeinschaft wesentlich ist für die Identität Jerusalems, sowohl für heute als auch für die Zukunft.“ Aber sie sagen auch: „seine weitergehende Gegenwart wird von Okkupation und Ungerechtigkeit bedroht.“ Die Koordinierungsgruppe sagt, dass sie in die Stadt gekommen sind, um zu beten und „um uns mit unseren Brüdern und Schwestern zu treffen gemäß der Botschaft von Patriarch Pizzaballa, dass es unser Recht ist und unsere Pflicht als Christen, die Offenheit und Universalität der Stadt zu bewahren“.
Die Bischöfe gingen in die Vorstadt Jerusalems, Beit Hanina, um der Familie der christlichen palästinensischen Journalistin Shireen Abu Aqleh ihr persönliches Beileid auszudrücken.
Die ehemalige Reporterin von ‚Al Jazeera‘ wurde am 11. Mai totgeschossen, während sie über den Überfall der israelischen Armee in der besetzten Westbank Bericht erstattete. „Wir erlebten die tiefe Sorge und den Ärger, den lokale Christen über den Mord der palästinen-sischen katholischen Journalistin Shireen Abu Aqleh empfanden und den schändlichen Angriff auf die Trauernden bei ihrem Begräbnis“, ist in der Stellungnahme zu lesen.
(Lesen Sie den ganzen Bericht in ‚The Vatican News‘) (Übersetzung: Gerhilde Merz) |
Meine Rede anlässlich der Gedenkveranstaltung für meinen Mann Reiner am 11. Juni 2022 in München
Judith Bernstein - 13. 6. 2022
Als ich die Einladung zu unserer Veranstaltung verschickt habe konnte ich nicht ahnen, wie dringend und notwendig unser Spendenaufruf sein würde.
In seinem letzten Büchlein „Allen Anfeindungen zum Trotz“ haben Reiner und ich um Spenden für das Auguste-Viktoria-Krankenhaus in Ostjerusalem gebeten. Dank vielen von Euch, die auch heute anwesend sind, konnten wir fast 35.000 Euro sammeln. Für Reiner und mich hatte das AVK eine Besonderheit: Wir haben in den letzten Jahren in ihrem Gästehaus übernachtet, in dem wir vielen Ärzten aus der ganzen Welt begegnet sind, die ehrenamtlich Krebspatienten behandelt haben. Jetzt ist das Krankenhaus in die Schlagzeilen gekommen und dazu möchte ich Euch einen kurzen Film des Europamagazins zeigen. In den Tagesthemen wurde ebenfalls ausführlich darüber berichtet.
Auch die Mitarbeiter der Ratsvorsitzenden der EKD Annette Kurschuss haben mir bestätigt, dass die EKD hinter dem AVK steht.
Und nun zu unserer heutigen Veranstaltung:
Ursprünglich wollten wir bereits zu Reiners erstem Todestag am 18. Februar etwas veranstalten – aber da kam uns Corona in die Quere.
Leider funkt uns auch heute Corona dazwischen. Moshe Zuckermann musste seine Teilnahme an der heutigen Veranstaltung absagen, da er seit letztem Samstag an Corona erkrankt ist. Wir werden ihn aber per Zoom zuschalten.
Wie kam es überhaupt zu der heutigen Veranstaltung? - Vor ca. einem Jahr sind Jürgen Jung und Michael Leslie mit dem Vorschlag an mich herangetreten, eine Gedenkveranstaltung für Reiner zu organisieren, an der sie beide mit einer Lesung und Musik teilnehmen würden.
Jürgen kannte ich schon seit langem. Wir hatten uns bei verschiedenen Veranstaltungen getroffen und ich war von seinen Darbietungen als Sprecher sowohl bei Salam-Shalom als auch beim Seerosenkreis sehr beeindruckt.
Michael war mir bereits vom Hörensagen bekannt – auch er war bei politischen Veranstaltungen zum Nahen Osten oft anzutreffen. Von seinem musikalischen Talent hörte ich immer wieder und so gefiel mir der Gedanke – mit beiden etwas zur Erinnerung an Reiner zu unternehmen, immer besser.
Für die Gedenkveranstaltung fehlte mir aber noch jemand, der zu Reiner als Person, als Historiker und privat etwas sagen könnte. Und da kam für mich nur eine Person infrage - Moshe Zuckermann. Wir kannten Moshe schon sehr lange. Wir besuchten ihn in der Universität in Ramat Aviv und wenn ich mich nicht täusche, wohnte Moshe sogar einmal bei uns. Unvergesslich bleibt mir in Erinnerung eine Veranstaltung in Berlin zu der wir extra wegen Moshe hinfuhren. Ich glaube, dass Reiners letztes Wiedersehen mit Moshe bei der Berliner Tagung „Zeit der Verleumder“ war. Reiner schätzte Moshe nicht nur als Historiker, der es mit seiner Kritik an der israelischen und deutschen Politik sowohl in Israel als auch in Deutschland sehr schwer hatte, sondern vor allem als ein Mensch, als einen guten Freund. Es gab allerdings einen Unterschied in ihrer politischen Haltung: Moshe ging mit seiner Kritik an der Politik seines Landes weiter als Reiner. Reiner hat dies mir gegenüber immer damit begründet, dass er sich selbst der Seite der Täter zurechnete und mich zu den „Opfern“ der deutschen Geschichte zählte. Wie wir aus seinem Büchlein „Allen Anfeindungen zum Trotz“ wissen, spielte eine solche Betrachtung bei den „Freunden“ Israels keine Rolle. Außerdem gehöre auch ich zum Volk der Täter – der Täter von heute.
Lobna Shammout kenne ich eigentlich über ihren Vater Yazid, mit dem Reiner und ich schon sehr viele Jahre befreundet sind. Auch meine Tochter Shelly stand in Tel Aviv in Kontakt zu ihm und durfte u.a. bei der Preisverleihung zu Ehren seines Vaters in Bethlehem teilnehmen. Lobna war meine Wunschkandidatin – erstmals eine Frau (wir sind heute auf dem Podium leider in der Minderheit) und noch eine Palästinenserin, die von der Politik der Israelis nicht nur in der Heimat ihrer Familie, sondern auch bei uns in Deutschland betroffen ist. Der Rassismus gegen Muslime, vor allem gegen Palästinenser, wird bei uns leider viel zu wenig thematisiert. Sowohl unsere Politiker als auch die Medien berichten sehr einseitig. Man muss sich nur fragen, wie oft über Antisemitismus und wie oft über antimuslimischen Rassismus, der täglich stattfindet, berichtet wird. Deshalb freue ich mich, dass Lobna uns einiges über dieses Thema berichten wird.
Und last but not least – Andrej Bockelmann. Leider habe ich Andrej erst sehr spät kennengelernt. Das war bei Reiners letztem Vortrag, den er in Frankfurt gehalten hat. Bei unserem kurzen Treffen habe ich einiges über Reiners Leben bevor wir uns kennengelernt haben, erfahren. Ich habe später einen Brief von Andrejs Mutter an Reiner gefunden, auch sie war in den Anfangsjahren der Deutsch Israelischen Gesellschaft politisch sehr aktiv. Bei diesem Verein, der 1977 Reiner rausgeschmissen hat, kann man sich das heute nicht mehr vorstellen. Und so erfuhr ich von Andrejs Filmen, die er in Israel und in der Westbank gedreht hat, und die immer noch sehr aktuell sind. Einen werden wir heute sehen. Ich habe mich gefreut, dass Andrej zu Reiners Beisetzung gekommen ist und diese sogar aufgenommen hat, denn es waren ja Coronazeiten und so konnten nur wenige Leute an der Beerdigung teilnehmen. Ich bin Andrej dankbar dafür, dass er auch die heutige Veranstaltung aufnimmt und sie dann auf YouTube stellen wird.
Mit Andrej verbindet mich noch eine nette Anekdote: Ausgerechnet in Jerusalem (of all places) haben die Frauen der Familie Strauss, also meine Mutter, meine Schwester, meine Nichten, meine Töchter und ich für einen damals jungen Sänger geschwärmt, der in Deutsch sang – es war Udo Jürgens, der Vetter von Andrej.
Die Stücke, die nach der Pause kommen, sind auf meinen Wunsch zusammengestellt worden. Als erstes zeigen wir den Film von Andrej Bockelmann „Wildwest in Westjordanien“. Anschließend habe ich Jürgen gebeten, den Text von Erich Fried „Höre Israel“ vorzutragen. Diesen Text hat Jürgen bei der Berliner Tagung „Zeit der Verleumder“ rezitiert und Reiner war hingerissen. Außerdem wird uns Jürgen Charlie Chaplins Rede in „der große Diktator“ vortragen – sie ist leider immer noch sehr aktuell. Und damit Ihr nicht wehmütig hach hause geht und meint, dass alles gar keinen Sinn hat, habe ich Michael gebeten, Euch einige Stücke zu spielen, die uns Mut machen sollen, weiter für Gerechtigkeit zu kämpfen.
Ich hoffe, dass Ihr mit dieser Veranstaltung Reiner weiterhin in guter Erinnerung behaltet. Für mich ist es auch eine Art Abschiednehmen von einem Thema, das mich seit fast 50 Jahren begleitet. Ich möchte nur eins – Gerechtigkeit für Palästina. Ich bin nicht sicher, ob es mir gelingt, das Thema wirklich loszulassen. Der Kampf für Frieden und Gerechtigkeit war für Reiner und mich das Wichtigste in unserem Leben. Leider ist Reiner mit dem Gefühl gegangen, dass er nichts (zumindest bei den Politikern) erreicht hat. Unsere vielen Besuche im Auswärtigem Amt, im Bundeskanzleramt und bei Abgeordneten haben praktisch nichts bewirkt. Und doch, auch wenn ich nicht mehr die Kraft habe wie früher, kann ich wahrscheinlich nicht aufgeben. Ich weiß, dass ich nicht schuldig bin, aber ich fühle mich verantwortlich dafür, was in meinem Namen geschieht und kann mich nicht damit abfinden, dass ich in einem Land geboren bin, das solche Verbrechen verübt.
Bedanken möchte ich mich bei Andreas Lesser, der diese Veranstaltung ermöglicht hat, bei allen Mitwirkenden – Moshe Zuckermann, Lobna Shammout, Andrej Bockelmann, Jürgen Jung und Michael Leslie sowie bei den Veranstaltern, der Jüdisch-Palästinensischen Dialoggruppe, Salam Shalom Arbeitskreis Palästina-Israel, Frauen in Schwarz sowie der Humanistischen Union Bayern.
Mein besonderer Dank gilt Angela Krause, Elfi Padovan und meinen Töchtern Shelly und Sharon. Ohne Euch hätte ich es nicht geschafft, diesen Abend zu organisieren und Reiner das ihm gebührende Gedenken zu ermöglichen. Quelle |
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