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Wie die westliche Propaganda von der Aufteilung der Welt in Gut und Böse lebt Der Publizist Michael Lüders unterzieht in seinem neuen Buch die Außenpolitik und das Mediensystem der USA, der EU und Deutschlands einer fundamentalen Kritik/ Israel als negatives Beispiel Arn Strohmeyer - 3. 5. 2021 Für die deutschen Mainstream-Medien sind die USA die große Ordnungsmacht in der Welt, die für die abendländischen Werte Demokratie, Freiheit und Menschenrechte steht. Der deutsche Publizist und Nahost-Experte Michael Lüders schildert in seinem neuen Buch Die scheinheilige Supermacht. Warum wir aus dem Schatten der USA heraustreten müssen aber ein ganz anderes Amerika: eine hegemoniale, imperiale Macht, die unliebsame Regierungen in der Welt zu beseitigen und durch pro-amerikanische zu ersetzen versucht (was sie auch schon sehr oft geschafft hat); die bestehende brutale Diktaturen verteidigt und am Leben erhält – jeder Demokratie-Bewegung zum Trotz, sofern die jeweiligen Machthaber als strategische Verbündete gelten. Alles nach dem Motto, das der frühere US-Präsident Ronald Reagan einmal so formuliert hat: „Natürlich, diese Diktatoren sind Verbrecher, aber es sind unsere Verbrecher!“ Lüders kann viele Beispiele für gewaltsame Umstürze und Regimewechsel nennen, die Washington im Namen der sogenannten westlichen Werte durchgeführt hat. Er zieht eine düstere Bilanz der US-Außenpolitik: „Die militärischen Eingriffe der USA wie auch jene, die eher unsichtbar im Hintergrund wirken, haben seit dem Zweiten Weltkrieg Millionen Menschen das Leben gekostet und ganze Staaten verheert, vor allem in Lateinamerika und in der arabisch-islamischen Welt, Vietnam nicht vergessen.“ Die entscheidende Frage, der Lüders in seinem Buch zunächst nachgeht, ergibt sich aus dem Gesagten von selbst: Wie gelingt es der regierenden Elite in den USA, eine neo-imperiale Agenda medial so zu inszenieren, dass diese Inszenierung erst gar nicht als solche wahrgenommen wird, sondern als Verteidigung höherer – eben der westlichen – Werte daherkommt, und die politischen Gegenspieler ohne weiteres als irrational und fanatisch – eben als die „Bösen“ – dämonisiert werden können. Man denke nur an die gegenwärtige propagandistische Darstellung des Iran durch die USA und Israel. Aber auch Europa spielt da voll mit. Die hier gestellte Frage ist eng mit zwei anderen Fragen verbunden: Wann hat es die letzte „erfolgreiche“ Intervention einer westlichen Streitmacht im Nahen oder Mittleren Osten gegeben? Im Irak? In Libyen? In Afghanistan? Und: Wieso spielt die erfahrbare Wirklichkeit beim Appell, dass die Deutschen mehr „Verantwortung“ in der Welt übernehmen und endlich auch die Bundeswehr an die globalen Fronten schicken sollen, keine Rolle? Wo doch gerade in Deutschland „Erinnerungspolitik“ so großgeschrieben wird! Der amerikanische Medienwissenschaftler Robert M. Entman hat sich mit der Frage befasst, wie das Wechselspiel von US-amerikanischer Außenpolitik, dem Filtern von Nachrichten und der Beeinflussung der öffentlichen Meinung im Sinne der Regierenden funktioniert und gelingt. Er nennt die Methode, die er dabei entdeckt hat, Framing und versteht darunter: „Die Auswahl oder Hervorhebung einzelner Facetten von Ereignissen oder Themen, die aufeinander bezogen werden, dass eine bestimmte Interpretation, Beurteilung und/oder Lösung Vorrang erhält. (…) Die Herausforderung besteht darin, das eigene Handeln, die eigenen Überzeugungen erfolgreich, mit Hilfe der Medien, als richtig und ‚alternativlos‘ darzustellen, den oder die Gegner respektive deren Weltbilder dagegen als unfähig, naiv, unpatriotisch, gefährlich etc. zu etikettieren. (…) Framing arbeitet vielfach mit Gut-und-Böse-Narrativen: Es setzte den Rahmen für das Plakative.“ Framing zielt also darauf ab, die eigene Seite als die „Guten“ darzustellen und die „Anderen“ als die „Bösen“ anzuprangern und den Menschen dieses Narrativ so lange einzutrichtern, bis sie bereit sind, militärische Interventionen und selbst Kriege als legitime Verteidigung von Freiheit, Demokratie und Menschenrechten zu verstehen. Ob der Feind nun der Kommunismus oder die Mullahs sind, ist dann ganz gleichgültig, entscheidend ist die Durchsetzung der Macht des Imperiums. Entman ergänzt sein Framing-Modell durch das Kaskaden-Modell. Es geht – hier sehr vereinfacht dargestellt – davon aus, dass die Meinungsbildung hierarchisch von oben nach unten stattfindet. Die Machtelite gibt von ganz oben ihre Sicht der Dinge aus, unterhalb der Ebene der Top-Administration befinden sich auf der zweiten Stufe der Kaskade „andere Eliten“, etwa Kongressabgeordnete, Lobbyisten und Angehörige von Denkfabriken sowie Experten. Diese Gruppe beeinflusst meinungsbildend die dritte Stufe der Kaskade: die Medien, die dann die unterste Stufe der Kaskade „informiert“: die Öffentlichkeit. Meinungsunterschiede gibt es nur insoweit, wie es in der Machtelite differierende Ansichten gibt. Framing macht es möglich, dass die Worte und Bilder der eingeschworenen Meinungsmacher auch in der Bevölkerung ankommen. Ergänzend dazu sei angemerkt, dass der deutsche Medienwissenschaftler Ulrich Teusch ein ganz ähnliches Modell der Medienbeeinflussung entwickelt hat. Er setzt dem vom rechten politischen Spektrum gebrauchten Wort von der „Lügenpresse“ den seriöseren Begriff „Lückenpresse“ entgegen. Die „Lücken“ sind für ihn das eigentliche Problem der heutigen Medienwelt. Er konkretisiert seine Kritik: Lücken entstehen, wenn mehr >>>
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