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Palestine Update Nr. 263 – 11. 7. 2019 – *Warum afrikanische Solidarität mehr bedeutet als westliche Vorschläge* - Meinung - Ranjan Solomon - Es gibt einen Mythos, der herumgeht, dem entsprechend westliche Solidarität mehr wert ist in den Kampagnen für Gerechtigkeit in Palästina. Ein Rundumblick über die Muster der Stimmgebung in den Vereinten Nationen zeigt, dass Palästina die meisten Stimmen in entscheidenden Angelegenheiten von Ländern in Afrika, Asien, Lateinamerika und dem Mittleren Osten erhalten hat. Nicht von Europa, Kanada und den USA, die dazu neigen, dagegen zu stimmen oder sich zu enthalten, und in seltenen Fällen, Palästina zu unterstützen.
In nackten Zahlen ausgedrückt dominiert Afrika die Stimmen der Dritten Welt und ist bekannt für seine Konsistenz an pro-Palästina Stimmen. Warum also wird die Region nicht beachtet und nicht wertgeschätzt als eine, deren Bewohnerschaft in der globalen Strategie für Palästina wichtig ist?
Während der Kolonialzeit flohen die europäischen Kolonisten wegen der Wildheit des Widerstands. Kenia war ein bemerkenswertes Beispiel dafür, wie die Mau Mau Bewegung den „weißen Mann“ in einer schnellen Operation aus dem Land vertrieb, bei der viele britische Kolonisten getötet wurden. Es ist eine andere Sache, dass die fliehenden Kolonisten jetzt zurückgekommen sind, um Afrika wirtschaftlich neu zu kolonisieren und ihre Raub- und Beutezüge in anderen Formen wieder anzufangen. Sie haben mit Erfolg ethnische Kriege geschaffen und Kriege benutzt, um enorm reiche Mineralien direkt unter der Oberfläche des Landes auszugraben, in dem Bürgerkriege wüten, nachdem sie von verbündeten Kräften durch deren versklavte Regierungen technisch manipuliert worden waren. Sie tun das, indem sie eine Seite oder die andere des Konflikts mit Waffen und Fonds für den Krieg unterstützen – während sie still und leise Mineralien, Gold, Diamanten und andere wertvolle Bodenschätze ausbuddeln. Aber das ist eine andere Geschichte.
Was jetzt von Bedeutung ist, sind die Lektionen aus der Geschichte, die Palästina von den afrikanischen Freiheitskämpfern lernen muss, die furchtlos gekämpft haben, um ihre Freiheit von der Marter durch die Kolonisten zu erlangen. Unbeschränkter Widerstand und eine vereinte Front definierte den Geist des anti-kolonialistischen Kampfes in Afrika. Afrika lernte durch seine eigene Erfahrung, was koloniale Unterwerfung bedeutete. Darum haben große afrikanische Führer sich in der Geschichte an die Seite Palästinas gestellt und dem Recht der Palästinenser zugestimmt, ihre Freiheit zu fordern – ohne Rücksicht auf die Methoden. Z.B.: Kenias Kampf um die Unabhängigkeit und Palästinas derzeitiger Befreiungskampf gleichen sich wie Spiegelbilder, wie Ramzy Baroud erklärte: „Wenn wir die Daten und Orte austauschen könnten und „Kenia“ durch „Palästina“ ersetzen würden, wäre es für mich, als würde ich meine eigene Geschichte lesen“. Das waren die heißesten Tage des bewaffneten Kampfes, nahezu durchgehend im Westen als brutal und böse verurteilt, wobei man die furchtbaren und erbarmungslosen Wege des Kolonialismus vergessen hat. Afrikaner haben sich erst im bewaffneten Kampf engagiert, als die koloniale Gewalt qualvoll wurde. Aber unser Lernprozess heute stammt davon, wie Afrika die Bedeutung des zivilen Widerstands und die Unvermeidbarkeit der Vergeltung verstand, wenn Kolonialmächte die schlimmsten Formen menschlicher Grausamkeit gegen die Kolonisierten anwandten.
Das wird sogar heute in Afrika verstanden, wenn sich Israel auf die barbarischsten Formen von Tötungen und alle anderen Formen des Missbrauchs von unbewaffneten zivilen Bevölkerungen in Palästina zurücklehnt; daher die feste Meinung: Afrika braucht kein Lobbying; es weiß Bescheid um Gerechtigkeit.
Israels rohe und schamlose Versuche, die koloniale Karte in Afrika auszuspielen, sind daran zu sehen, wie es mit zweifelhaften Vorwänden und Methoden Raum in der Afrikanischen Union sucht. Daraus ist nichts geworden – auf der ganzen Linie. Israel trifft auf Zurückweisung – außer diplomatische und normale Beziehungen würden auf eine Beendigung der Okkupation folgen.
Die Palästinenser erkennen nicht leicht diese enormen Beiträge von Afrika, weil sie nicht ‚mit Geld aufgewogen‘ sind und die gemeinsam kontrollierenden westlichen Medien ziehen es vor, die „mit Opium gefüllten“ Hilfspakete der EU und der USA anzusprechen als das politische Gewicht der afrikanischen Solidarität. Letzteres lässt sich nicht in mageren Dollar-Beziehungen messen. Es ist ein Wert jenseits der Messbarkeit.
Nicht nur Afrika, sondern auch Asien, die Karibik, kleinere Pazifikinseln und Lateinamerika haben mehr als der reiche Westen getan, um die Sache Palästinas in der internationalen Arena führen. Die Zeit ist reif, um die Solidarität der Dritten Welt durch gegenseitige Solidarität zu ernten, indem das Empire (der Westen als Ganzes) herausgefordert wird, und neue Formen der politischen Einheit Gebaut werden - die Einheit der unterdrückten Völker der Dritten Welt, zu denen die Palästinenser als wichtiger Teil gehören.
Schlussendlich ist Palästina wirklich die letzte Bastion des rassistisch-kolonialistischen Empires Israels Kolonialismus muss durch Solidarität auf den „Level“ der Leute auf der ganzen Welt herunter gebracht werden. Indien hatte durch seine Zivilgesellschaft Erfolg, einen militärischen Vertrag und einen Vertrag mit der landwirtschaftlichen MNC (multinationalen Zusammenarbeit) mit Israel abzubrechen. Nicht viele Länder des Westens können mit ähnlichen Erfolgen der anti-kolonialistischen Mobilisierung aufwarten. Desinvestment und Boykotts haben Wert, aber der Fall von Israels Apartheid muss jenem der Apartheid Afrikas gleichkommen. Die größten Opfer im Falle Südafrikas erbrachten afrikanische Länder, besonders jene im südlichen Afrika. So geht es weiter im Falle von Palästina. Es ist wichtig, dass die Palästinenser mehr Partnerschaft mit Afrika anstreben, und in der Tat, in der ganzen sogenannten Dritten Welt. Ranjan Solomon
*Das noble Vermächtnis von Afrika & Palästina darf nie verraten werden* - Von Ramzy Baroud - *Dieser Artikel von Ramzy Baroud über seinen ersten Besuch in Afrika ist ein Augenöffner für die Notwendigkeiten, den Kontinent als Partner im Kampf um Freiheit und Gerechtigkeit in Palästina mitzunehmen.*
Europas „Balgerei um Afrika“ begann 1881 ernst zu werden, wurde aber nie beendet. Der Versuch, den Kontinent zu beherrschen mit alten und neuen Strategien, definiert die Beziehung des Westens mit diesem reichen Kontinent weiterhin.
Diese Realität wurde mir weiter bestätigt, als ich am 23. Juni in Nairobi, Kenia, eintraf. Obwohl es mein Ziel war, verschiedene kenianische Hörergruppen an Universitäten, öffentlichen Foren und in Medien anzusprechen, kam ich auch um zu lernen. Kenia ist wie der Rest von Afrika eine Quelle der Inspiration für alle anti-kolonialen Befreiungsbewegungen weltweit. Wir Palästinenser können aus dem kenianischen Kampf eine Menge lernen.
Obwohl afrikanische Länder tapfere Schlachten für ihre Freiheit gegen ihre Kolonisatoren aus dem Westen geschlagen haben, definiert ein Neokolonialismus heute die Beziehung zwischen vielen unabhängigen afrikanischen Ländern und ihren früheren Besetzern. Politische Einmischung, wirtschaftliche Kontrolle und zeitweise militärische Interventionen wie in den jüngeren Fällen in Libyen und Mali zeigen auf die unglückliche Wirklichkeit in Myriaden von Wegen, wie Afrika Geisel von westlichen Prioritäten, Interessen und Diktaten verbleibt.
Bei der unrühmlichen Berliner Konferenz von 1884 versuchten westliche Kolonialstaaten unter den verschiedenen Mächten, die über die Größe von Afrika im Wettstreit lagen, zu vermitteln. Es wurde jedem ein Teil des afrikanischen Kontinents zugesprochen, als wäre Afrika das Eigentum des Westens und seiner weißen Kolonisten. Millionen Afrikaner starben in dieser in die Länge gezogenen, blutigen Episode, die vom Westen ausgelöst wurde und seine genozidale Unterdrückung schamlos als ein Zivilisationsprojekt ausgab.
Wie die meisten kolonisierten Länder auf der südlichen Halbkugel schlugen die Afrikaner ungleiche Schlachten, um ihre wertvolle Freiheit zu gewinnen. Hier in Kenia, das 1920 eine offizielle britische Kolonie wurde , erhoben sich die Freiheitskämpfer Kenias in Rebellion gegen die Brutalität ihrer Unterdrücker. Am bemerkenswertesten unter den Widerstandskampagnen bleibt die „Mau Mau“-Rebellion der 1950er ein starkes Beispiel für den Mut der Kenianer und die Grausamkeit des kolonialen Britanniens. Tausende Menschen wurden getötet, verwundet, verschwanden oder wurden unter den schärfsten Bedingungen gefangen gehalten.
Palästina fiel unter britische Besetzung, das so genannte britische Mandat, etwa in der Periode, als Kenia auch britische Kolonie wurde. Auch die Palästinenser kämpften und fielen zu Tausenden, als sie verschiedene Methoden von kollektivem Widerstand anwendeten, einschließlich dem legendären „Streik und Rebellion“ von 1936. Die gleiche britische Tötungsmaschine, die zur ungefähr gleichen Zeit in Palästina und Kenia wütete, arbeitete mit dem gleichen Grad von sinnloser Gewalt gegen zahlreiche andere Nationen weltweit. Während Palästina der zionistischen Bewegung zur Einrichtung des Staates Israel im Mai 1948 übergeben wurde, erreichte Kenia seine Unabhängigkeit im Dezember 1963.
Während eines meiner jüngsten Gespräche in Nairobi wurde ich von einer jungen Teilnehmerin über „palästinensischen Terrorismus“ befragt. Ich sagte ihr, dass die palästinensischen Kämpfer heute Kenias „Mau Mau“-Rebellen von gestern sind. Also, wenn wir der westlichen und der israelischen Propaganda erlauben, den Diskurs über die nationale Befreiung über Palästina zu definieren, verurteilen wir alle nationalen Befreiungsbewegungen in der ganzen südlichen Hemisphäre, Kenias eigene Friedenskämpfer eingeschlossen. Wir Palästinenser müssen jedoch einen Teil der Schande auf uns nehmen, warum unsere Narrative als unterdrückte, kolonisierte und widerständige Nation jetzt in Teilen von Afrika missverstanden wird.
Als die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) ihren historischen Patzer beging, indem sie die Rechte der Palästinenser in Oslo 1993 absegnete, trennte sie sich vom jahrzehntelangen Diskurs über Freiheit und Widerstand. Stattdessen unterschrieb sie einen ganz neuen Diskurs, der mit sorgfältig verwundener Sprache rätselhaft ausgeführt von Washington und seinen europäischen Alliierten abgesegnet wurde. Wann immer Palästinenser es wagten, von der ihnen zugeschriebenen Rolle abzuweichen, wurden sie ‚vom Westen beauftragt, an den Verhandlungstisch zurückzukehren‘, weil das Letztere eine Metapher wurde für Gehorchen und Unterwerfung.
Während all dieser Jahre haben die Palästinenser größtenteils ihre viel sinnvolleren Allianzen in Afrika vernachlässigt. Stattdessen haben sie endlos an den guten Willen des Westens appelliert, in der Hoffnung, dass genau diese Kolonialkräfte, die zuerst Israel geschaffen, unterhalten und bewaffnet haben, auf wunderbarer Weise ausgeglichener und humaner geworden wären.
Nichtsdestoweniger blieben Washington, London, Paris, Berlin usw. Israel verpflichtet trotz ihrer gelegentlichen freundschaftlichen Kritik der israelischen Regierung und fuhren fort ihre Waffen, Kampfflugzeuge und U-Boote an jede israelische Regierung zu liefern, die während der letzten sieben Jahrzehnte über Palästinenser regierte. Leider begannen viele afrikanische Nationen in Israel einen möglichen Verbündeten zu sehen, während die Palästinenser ihre schmerzhafte Lektion lernten und wiederholt von denen verraten wurden, die sich zur Achtung der Demokratie und der Menschenrechte bekannten. Kenia ist leider eines dieser Länder.
Als Israels rechtslastiger Premierminister Benjamin Netanyahu die Bedeutung von Afrika in Bezug auf sein wirtschaftliches und politisches Potential verstand (Unterstützung für Israel in der UNO Generalversammlung), begann er sein eigenes „Balgen um Afrika“. Netanyahus diplomatische Eroberungen wurden von den israelischen Medien als „historisch“ gefeiert, während die palästinensische Führung unbeachtet blieb angesichts der sich rapid verändernden politischen Landschaft.
Kenia ist eine der Erfolgsgeschichten Israels. - Im November 2017 nahm Netanyahu teil an der Inauguration des kenianischen Präsidenten Uhuru Kenyatta, der vermutlich zu seinem Erstaunen 98 % der Wählerstimmen bei den letzten Wahlen gewann. Während die Kenianer sich in Rebellion gegen ihre korrupten herrschenden Klassen erhoben, wurde Netanyahu gesehen, wie er Kenyatta als lieben Freund und Verbündeten umarmte. Netanyahus Strategie in Kenia – und dem Rest von Afrika – basierte auf der gleichen Logik, wo Israel seine Sicherheits-Technologie anzuwenden pflegte, um korrupte und undemokratische Regime im Austausch für deren politische Unterstützung zu unterstützen.
Tel Aviv hatte gehofft, dass der jemals erste Israel-Afrika-Gipfel in Togo eine komplette Paradigmen-Verschiebung in den Beziehungen zwischen Israelis und Afrikanern hervorbringen würde. Jedoch die Konferenz im Oktober 2017 wurde aufgrund des Druckes durch verschiedene afrikanische Länder, darunter Südafrika, niemals aktualisiert. Es gibt auf dem Kontinent noch genug Unterstützung für Palästina, um israelische Listen zu erledigen. Aber das könnte bald zu Gunsten von Israel umschlagen, wenn die Palästinenser und ihre Verbündeten nicht zu der alarmierenden Realität aufwachen. Die palästinensische Führungsschicht, Intellektuelle, Künstler und die Botschafter der Zivilgesellschaft müssen ihre Aufmerksamkeit zurück in die südliche Hemisphäre – im besonderen Afrika – gleiten lassen und den unbeschädigten Reichtum einer wahren, bedingungslosen menschlichen Solidarität wiederentdecken, der von den Völkern dieses immer großzügigen Kontinents vorbereitet ist.
Der legendäre Friedenskämpfer von Tansania, Mwalimu Nyerere – der auch in Kenia gefeiert wird, wusste zu gut, wo seine Solidarität liegt. “Wir haben niemals gezögert mit unserer Unterstützung für das Recht des Volkes von Palästina, ihr eigenes Land zu haben“, sagte er einmal. Diese Ansicht wurde von der verstorbenen Führer-Ikone Süd-Afrikas, Nelson Mandela, wiederholt - und ebenso von vielen anderen afrikanischen Befreiungs-Führern. Die (neue) Generation von afrikanischen Führern sollte nicht abweichen dürfen von diesem edlen Erbe. Wenn sie es verraten, verraten sie sich selbst zugleich mit den rechtmäßigen Kämpfen ihrer eigenen Völker. (Übers.: Gerhilde Merz) Quelle Update
Ein neues Gespenst geht um in Deutschland - von llana Hammerman - 5. 7. 2019 ,,Der neu-deutsche Antisemit" heißt ein kürzlich in Deutschland erschienenes Buch. Sein Autor Arye Sharuz Shalicar ist jetzt unterwegs, um für sein Werk in ganz Deutschland zu werben. Die Reise wird von der Bundesregierung finanziert, genauer gesagt von ihrem Beauftragten für jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus. Dieses Amt, das solch einen eigenartigen Titel trägt - das wahre jüdische Leben in Deutschland, das seinerzeit so vielfältig war, wurde vor siebzig Jahren brutal vernichtet-, wurde vor etwas mehr als einem Jahr eingerichtet. So bekam ich neulich während meines Besuchs in Berlin ein wenig von dem zu spüren, was als heutiges „jüdisches Leben" ausgegeben wird, mittels offener oder verdeckter Interventionen der israelischen Regierung und ihrer Institutionen. Ich besuchte einen Abend zu Ehren des Buches, der an der Humboldt-Universität stattfand.
Shalicar ist israelischer Staatsbürger, Major der Reserve, ehemaliger Armeesprecher und auch heute in leitender Position: Leiter der Abteilung für auswärtige Angelegenheiten im „Ministerium für Nachrichtendienste". Auf der offiziellen Website dieses Ministeriums - ebenfalls ein relativ neues Produkt im Geiste der Zeit - heißt es, dass „das Ministerium als aktiver Partner in Israels nachrichtendienstlichem und sicherheitspolitischem System fungiert ... als Basis eines Apparats, dessen Ziel es ist, 'schwache Signale' und 'aufkommende Trends' in der Welt und in der Region frühzeitig zu erkennen" Aber in der Humboldt-Universität stellte sich Shalicar als Privatmann vor: ,,Arye, ich bin Arye."
Arye ist in Deutschland geboren und aufgewachsen und schreibt und spricht fließend Deutsch, gewürzt mit aktuellen Floskeln der Umgangssprache. In diesem fließenden Deutsch hat der Mann vor seinen deutschen Zuhörern eine lange Hetz- und Propagandarede gehalten - eine arrogante, giftige und rassistische Hetze vor allem gegen Muslime, aber auch gegen bestimmte Juden und eine billige Propaganda zum Lob Israels und seiner Politik. Seine Worte wurden vom Publikum mit Genugtuung und Applaus aufgenommen.
In der Einladung hieß es, dass eine Diskussion vorgesehen sei. Also meldete ich mich zu Wort, um meine jüdisch-israelische Sichtweise zum Ausdruck zu bringen. Ich wollte die Tatsachen richtigstellen, was Deutschland und Israel betrifft, und habe besonders immer wieder gegen die Verteidigungsmauer des „Privatmannes" protestiert, hinter der sich der Vortragende verschanzte.
Ich erhielt feindselige Reaktionen: Weder der Vortragende, noch der Moderator, noch das Publikum waren an einer Diskussion interessiert. Ich wurde mit bösen Blicken fixiert und aufgefordert zu schweigen. Arye beklagte sich, ich störe so sehr, dass er nach dem Abend eine entspannende Massage brauche. So sagte er es und grinste das Publikum kokett an, das mit einem Lächeln der Zuneigung und des Verständnisses reagierte. Es war offensichtlich, dass er ein Mann nach ihrem Geschmack war, dieser dreiste Israeli, der gegen Muslime im Allgemeinen und in Deutschland insbesondere predigt und für die Notwendigkeit plädiert, mit starker Hand gegen sie vorzugehen. Ausdrücklich gegen sie und nicht gegen den deutschen Rechtsextremismus, der laut jüngsten Berichten für eine erheblich zunehmende Zahl durch Hass motivierter Verbrechen verantwortlich ist. Anfang Juni fand sogar ein politischer Mord statt: Der Kasseler Regierungspräsident wurde vor seinem Haus wegen seines Engagements für die Flüchtlinge in Deutschland ermordet. Ich verließ den Raum gequält von einer Last, die ich bei meinen früheren Besuchen in Deutschland so nie gespürt hatte.
Ein heißer Sommer hat von Berlin Besitz ergriffen. Der ganze Himmel strahlt in blauer Farbe. Und doch lief ich unter ihm gebeugt und mit düsteren Gefühlen umher, als ob die Wolken der Vergangenheit am Himmel wieder aufziehen, unvorhersehbar, hinterhältig - eine erstickende Feindseligkeit hüllt sich in ein Gewand von allumfassender Liebe, und dieses Gewand wird immer dicker.
Veranstaltungen, bei denen Kritiker der israelischen Politik, Juden und Nichtjuden, sprechen wollen, bekommen keine öffentlichen Räume mehr. Der Münchner Stadtrat hat beschlossen, keine Räume in kommunalen Einrichtungen für Veranstaltungen zur Verfügung zu stellen, die die SOS-Bewegung unterstützen, nicht einmal für Veranstaltungen, die sich mit der Bewegung befassen (!). Der farbige Rapper Talib Kweli aus New York, der planmäßig zu einem Festival in Düsseldorf eingeladen worden war, wurde vom Direktor des Festivals aufgefordert, seine Position gegenüber der SOS-Bewegung schriftlich klarzustellen. Als sich der Künstler weigerte, dies zu tun, wurde seine Beteiligung abgesagt.
Am 17. Mai wurde im Bundestag mit überwältigender Mehrheit eine Resolution verabschiedet, in der definiert wurde, was Antisemitismus sei, und behauptet, dass diese Definition auf die SOS-Bewegung zutreffe. Peter Schäfer, Direktor des Jüdischen Museums Berlin, ein Judaist ersten Ranges, musste unter dem Druck der Kritik zurücktreten; die Pressesprecherin des Museums wurde freigestellt, nachdem auf der Homepage des Museums auf einen Zeitungsartikel hingewiesen wurde, in dem eine Petition jüdischer Akademiker aus Israel und außerhalb Israels gegen den Beschluss des Bundestags zitiert wurde. Eine große Bank in Berlin hat das Konto der „Jüdischen Stimme für gerechten Frieden in Nahost" endgültig geschlossen, nachdem vor einigen Monaten die Universität Göttingen und der Oberbürgermeister ihre Patenschaft beim etablierten jährlichen Göttinger Friedenspreis zurückgezogen hatten, weil die Jury den Preis an diese Organisation für ihren Einsatz für Menschenrechte verliehen hatte. Der haltlose Grund für diese Entscheidung war die Unterstützung der SOS-Bewegung seitens der „Jüdischen Stimme", also ,,Antisemitismus".
Aus dieser immer längeren Liste wird klar, gegen wen die Deutschen sind: gegen die SOS-Bewegung. Diese Bewegung wurde für sie, die Deutschen, zu einem Sündenbock unter dem Deckmantel eines neuen eigenartigen politischen, von Interessen geleiteten Kampfes gegen den Antisemitismus. Dazu soll hier klar festgestellt werden (und dies tue ich, obwohl ich mit einigen SOS-Positionen nicht einverstanden bin), dass diese Bewegung nichts mit Antisemitismus zu tun hat: Sie ist einzig und allein aus dem Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern entstanden.
Wen nun unterstützen die Deutschen? Die Veranstaltung an der Humboldt¬Universität und Shalicars Buch gaben mir eine traurige Antwort: Sie unterstützen mit öffentlichen Geldern den neuen israelisch-jüdischen Rassisten, den der Autor und sein Buch in all seiner Hässlichkeit verkörpern. Shalicar hält in Deutschland nicht nur die Fahne des Rassismus gegen Araber, Muslime und Einwanderer aus muslimischen Ländern hoch, sondern auch die Fahne des Rassismus gegen Juden, die Kritik an der Politik der israelischen Regierung üben, und sogar gegen Deutsche, denen er eine jüdische Identität zuschreibt.
Einer der Menschen, auf die es Shalicar in seinem Buch besonders scharf und grob abgesehen hat, ist Dr. Reiner Bernstein. Bernstein, geboren 1939, wohnhaft in München, widmete seine Doktorarbeit dem Studium des Antisemitismus in der Weimarer Republik; er ist ein Wissenschaftler und Publizist, eine Person, die sich am öffentlichen und politischen Leben beteiligt. Eine zentrale Rolle in seinem Engagement spielt die gründliche Beschäftigung mit dem Konflikt zwischen dem Staat Israel und dem palästinensischen Volk. Bernstein hat in Deutschland die Genfer Initiative vertreten, steht also für die Zwei-Staaten-Lösung. Sein Weg ist nicht der der SOS-Bewegung. Seit vielen Jahren bemüht er sich, den Stimmen der israelischen und palästinensischen Friedensaktivisten und Menschenrechtsorganisationen im deutschen Diskurs Gehör zu verschaffen - eine zunehmend schwierige Aufgabe in der heutigen Zeit.
Ein weiterer Meilenstein in Bernsteins Arbeit ist seine Beteiligung am Gedenkprojekt „Stolpersteine". Sechs Jahre lang stand er in seinem Wohnort München an der Spitze dieses beeindruckenden Projekts, dessen Ziel es ist, die Erinnerung an die Opfer der Nazis mit eingelassenen Gedenksteinen auf den Gehwegen wachzuhalten. Dies ist eine der kreativen und eindrucksvollen Initiativen, die dazu führen, dass die Auseinandersetzung mit den Verbrechen Nazideutschlands an ihren richtigen Ort gebracht wird: in die Öffentlichkeit. Die Verfolgung jüdischer Bürger fand ja vor aller Augen statt, und so wurde die gesamte deutsche Gesellschaft zu einem Partner im Verbrechen - durch aktive Beteiligung und durch passives Hinschauen.
Aber siehe da, auch in diesem Zusammenhang ist Shalicar auf Bernstein wütend, so unglaublich es klingen mag: Reiner Bernstein, so steht es in Shalicars Buch, ,,liebt tote Juden in Deutschland und ehrt sie mit Stolpersteinen, aber mit lebendigen Juden in Israel hat er ein Problem, weshalb er eine Organisation unterstützt, die zum Boykott lebendiger Juden aufruft ... Bernstein ist ein selbsthassender Jude, ich glaube, dass er es hasst, Jude zu sein und insgeheim sich wünscht, er wäre kein Jude. Bernstein lebt in einer Fantasiewelt. Er ist Jude und wird Jude bleiben, ganz gleich, wie sehr er es hasst, Jude zu sein." So schreibt dieser unverschämte Israeli über einen moralisch aufrechten Mann, der vor achtzig Jahren als Sohn deutscher protestantischer Eltern geboren wurde und kein Jude ist.
Nun aber lassen wir Shalicar mit seinem Rassismus und seinen Lügen beiseite. Denn mit den Deutschen habe ich eine Rechnung offen: Der Höhepunkt dieses Kapitels auf deutscher Seite war das Urteil des Landgerichts Berlin, das gerade in diesen Tagen eine Klage Bernsteins gegen Shalicar und den Verlag, der das Buch veröffentlicht hat, wegen Rufmords und Verleumdung zurückgewiesen hat. Das Urteil besagt, dass die Äußerungen in dem Buch „eine zulässige kritische Meinungsäußerung" nicht überschritten. Dafür lieferten Bernsteins Ansichten eine sachliche Grundlage. Zum Selbsthass, den Shalicar dem „Juden" Bernstein vorwirft, und zu der falschen Behauptung, Bernstein sei Jude, sagt das Gericht, dass diese Aussagen als eine noch legitime „subjektive Einschätzung" gälten, die sogar durch die politische Einstellung Bernsteins und seiner Frau (sie ist tatsächlich Jüdin) bestätigt würden. Es ist wichtig anzumerken, dass sich das Urteil auch auf die öffentliche Meinung in Deutschland stützt, die unter dem Einfluss der politischen Führung des Landes Kritik an der Politik Israels als eine Form des Antisemitismus ansieht. In ihrem Urteil bezieht sich die Richterin ausdrücklich auf den neuen Beschluss des Bundestages, der dieser Position seinen staatlichen Segen verliehen hat.
In einem offenen Brief haben sich die Kulturwissenschaftler Jan und Aleida Assmann, die letztes Jahr mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet worden sind, für den zurückgetretenen Direktor des jüdischen Museums Peter Schäfer eingesetzt: ,,Ein neues Gespenst geht um in Europa: das ist der Antisemitismus¬Vorwurf." Er stelle „uns Europäer, insbesondere Deutsche, unter Generalverdacht und ruft im Stil der McCarthy-Ära zu einer Hexenjagd auf jeden auf', der die Politik Israels nicht unterstütze und denunziere ihn als Antisemiten.
„Wir haben Angst", sagen mir immer wieder Gesprächspartner in Deutschland, die die gefährlichen Entwicklungen in Israel mit Bedauern und Besorgnis betrachten und sich fürchten, dies zum Ausdruck zu bringen. Diese Angst wächst immer weiter, denn das ist heute nach dem Bundestagsbeschluss die offizielle Position, die seit einigen Jahren im öffentlichen Leben und in Gerichtsurteilen vorherrscht: Die Kritik an der israelischen Politik gilt als Antisemitismus und wird juristisch verfolgt - auch wenn gerade diese Politik Millionen Juden (und Nichtjuden), die in dem von Israel kontrollierten Gebiet leben, in eine völlig ausweglose Situation bringt.
In der Tat geht in Deutschland ein neues böses Gespenst um. Die Drahtzieher sitzen in Israel, es sind die israelische Regierung, der Auslandgeheimdienst und der Inlandsnachrichtendienst, die ein Vermögen für diese Tätigkeiten ausgeben. Aber die Schuldigen an diesem neuen Gespenst, Politiker aller Schattierungen, sitzen in Deutschland. Ich glaube nicht an die Unschuld und Ehrlichkeit jener, die sich von diesem Garn einwickeln lassen. Ich verdächtige sie der Heuchelei und Scheinheiligkeit. Bewusst oder unbewusst oder weil sie die Tatsachen nicht wissen wollen, bedienen sie sich einer neuen Art von Rassismus, zu der auch eine völlige Gleichgültigkeit gegenüber unserem Schicksal hier in Israel gehört. In diesem Sinne verfolgen sie auch uns, Mitglieder des Friedenslagers in der israelischen Gesellschaft. Unser Spielraum wird immer weiter verengt. ,,B'tselem" und „Breaking the Silence" sind hier sicherlich keine gern gesehenen Gäste. Die Warnungen seitens israelischer Historiker und israelischer Faschismus- und Nationalsozialismus Forscher vor dem aktuellen Weg der israelischen Regierung können nach der neuen Definition des Antisemitismus in Deutschland sanktioniert werden. Wenn die international hochgeschätzte Tageszeitung „Haaretz", die diesen Stimmen eine wichtige Plattform bietet, eine deutsche Zeitung wäre, würden ihre Redakteure heute ganz sicherlich auf der Anklagebank sitzen.
Der Text wurde von Jonathan Nieraad, Berlin, aus dem Hebräischen übersetzt.
Arye Sharuz Shalicar (Vom Kleingangster zum Armeesprecher - Er war ein König der Kleingangster, damals in seiner Weddinger Jugend: Dealer, Sprayer, Messerstecher. Bandenführer. Unter dem Pseudonym „Boss Aro“ war er Mitbegründer der berüchtigten Straßengang „Berlin Crime“. Er wurde Graffiti-Sprüher, Rapper, Kleinkrimineller. Auch mit dem Messer hat er schon zu gestochen - in Israel wurde er Armeesprecher der IDF - Major. Seit 2017 Mitarbeiter der israelischen Regierung im Ministerium für Nachrichtendienst wo er der israelischen Regierung zuarbeitet) >>>
Seine Schulung war wohl nicht sehr erfolgreich, in recht primitiver und teils mehr als geschmacklosen, niveaulosen Form betreibt er bei facebook einen Blog. So ist er auch ein recht durchschaubares Beispiel, für die Hasbara Israels. >>>Sein Blog >>>
Eine Sonderseite über ihn - Nachrichtenoffizier und Hasbaraktivist Major Arye Sharuz Shalicar >>>
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