
Tausende von der israelischen Armee während der Proteste in
Gaza in diesem Jahr angeschossene Menschen überschwemmen das
Gesundheitssystem von Gaza mit komplexen Wunden, Infektionen
und Behinderungen, sagte heute die internationale
medizinische Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF).
- 29.11.2018
Personal von MSF arbeitet in vier Krankenhäusern und fünf
postoperativen Kliniken im Gazastreifen und kümmert sich um
Verbandswechsel, Physiotherapie, plastische und
orthopädische Chirurgie. Die kumulativen Bedürfnisse
verletzter Patienten stellen einen medizinischen Notfall
dar, da das Fehlen geeigneter Behandlung in Gazas
geschwächtem Gesundheitssystem zu einem hohen Risiko für
Infektionen führt, speziell bei Patienten mit offenen
Frakturen.
"Osteomyelitis ist eine tiefe Infektion im Knochen", schrieb
vor kurzem Dr. Mohammed Abu Mughaiseeb, medizinischer
Referent von MSF in Gaza. "Wenn sie nicht behandelt wird,
kann sie zu nicht heilenden Wunden führen und das Risiko
einer Amputation erhöhen. Je mehr Zeit vergeht, umso
schlimmer wird es. Diese Infektionen müssen so schnell wie
möglich behandelt werden. Es ist schrecklich zu denken, dass
sie bei einem jungen Mann zu einer Amputation führen können.
Aber die Infektion ist nicht einfach zu diagnostizieren, und
derzeit gibt es keine Struktur in Gaza für die Analyse von
Knochenproben, um sie festzustellen.
Von den 3.117 Patienten, die MSF von 30. März bis 31.
Oktober behandelt hat, wurde den meisten in die Beine
geschossen. Aus der Erfahrung von MSF mit Kriegstraumata
rechnen MSF-Experten damit, dass 25% der Patienten in Gaza
mit offenen Frakturen Knocheninfektionen haben, und über 60%
aller mit Schutzverletzungen weitere Operationen,
Physiotherapie und Rehabilitation benötigen werden.
Außerdem wird ein bedeutender Teil dieser Patienten für eine
gute Heilung irgendeine Form rekonstruktiver Chirurgie
benötigen, aber unbehandelte Infektionen werden das
verhindern. Diese Belastung ist für das Gaza
Gesundheitssystem in seiner derzeitigen Form, so geschwächt,
wie es nach mehr als einem Jahrzehnt Blockade ist, zu
schwer.
Eine so große Zahl von Verletzungen beeinträchtigt nicht nur
die Verletzten selbst, sondern ist auch eine große Belastung
für die Bereitstellung regulärer Gesundheitsfürsorge in
Gaza. Die Folgen dieser Wunden – vor allem wenn sie
unbehandelt bleiben – werden für viele lebenslange
Behinderung sein, und wenn die Infektionen nicht richtig
behandelt werden, Amputation oder sogar Tod.
Obwohl MSF und andere Organisationen dafür sorgen, dass
diese Patienten behandelt werden, wird die Skala der
Bedürfnisse schnell zu überwältigend und zu einer
Herausforderung für die kontinuierliche Leistungsfähigkeit
von MSF. Die Situation verschlimmert sich auch, je mehr
Menschen angeschossen werden, (Menschen) mit Fleisch- und
Knochenwunden sterben und das Infektionsrisiko steigt. Eine
angemessene Reaktion wird eine bessere finanzielle
Ausstattung erfordern, die dringend benötigt wird.
"MSF hat seine Kapazität in Gaza bereits verdreifacht, aber
das erforderliche Ausmaß an Chirurgie, sorgfältiger
Handhabung von Antibiotika, intensiver Krankenpflege und
Langzeit-Physiotherapie und Rehabilitation ist gewaltig",
sagte Marie-Elisabeth Ingres, Leiterin der MSF-Mission in
den palästinensischen Gebieten. "Diese vielen Patienten
würden die besten Gesundheitssysteme der Welt
überstrapazieren. Für Gaza ist das ein vernichtender Schlag.
Derzeit arbeiten in Gaza 260 Mitarbeiter von MSF, aber es
wird viel mehr Hilfe (Unterstützung) benötigt, um
Krankenhäuser auszustatten, Medikamente und Ausrüstung
bereitzustellen, spezialisierte Chirurgen zu schicken und
Wege zu öffnen für die Behandlung aller Patienten, ob in
Gaza oder außerhalb.
"Jetzt sind die israelischen und palästinensischen Behörden
gefordert, alles zu tun, was sie können, um freien Zugang
und Arbeit für Dienstleister im Gesundheitsbereich in Gaza
zu erleichtern, die sich bemühen die neuesten medizinischen
Behandlungsmethoden für diese Menschen aufzubauen; von
anderen Ländern in der Region und weltweit, voranzugehen und
Gelder und Platz in ihren Krankenhäusern, wo eine
hochentwickelte Chirurgie existiert, anzubieten; und von
Behörden in Palästina und Israel, dass sie die Überstellung
dieser Patienten ins Ausland ermöglichen", sagte Ingres.
"Die Alternative – dass tausenden Patienten nichts anderes
übrig bleibt als mit ihren schrecklichen Verletzungen
zurechtzukommen, viele von ihnen werden auf die Dauer
behindert und von ihren Familien abhängig bleiben – ist
skrupellos (unzumutbar), wenn (doch) eine geeignete
Behandlung in Reichweite in der Welt ist."
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer |
Gaza-Kundgebung
entlang der israelischen Pufferzone - Woche 36
- 30. 11. 20118 - Nour Abu Aisha und Qais Abu Samra -
Am 36. aufeinander folgenden Freitag trafen sich Tausende
von Palästinensern in der Pufferzone Gaza-Israel, um an den
laufenden Massendemonstrationen gegen die jahrzehntelange
Besetzung Israels teilzunehmen.
In einer Erklärung bekräftigte die Gaza’s National Authority,
für die Durchbrechung der Belagerung im Gazastreifen, ihren
Aufruf an das Volk des Gazastreifens, an den laufenden
Kundgebungen teilzunehmen.
Der Hamas-Sprecher Abdullatif al-Qanoua seinerseits sagte in
einer Erklärung: "Die Palästinenser bitten die Welt, diesen
Tag der Solidarität mit unserem Volk in konkrete Maßnahmen
umzusetzen, wie die Aufhebung der Belagerung[auf Gaza] und
die Beendigung der israelischen Besetzung."
Der 1977 von der UNO ins Leben gerufene Internationale Tag
der Solidarität mit dem palästinensischen Volk wird jedes
Jahr am 29. November begangen.
Die Demonstranten in Gaza fordern das Recht auf Rückkehr in
ihre Häuser und Dörfer im historischen Palästina, aus dem
sie 1948 vertrieben wurden, um dem neuen Staat Israel Platz
zu machen. Sie fordern auch ein Ende der 12-jährigen
israelischen Blockade des Gazastreifens, die die Wirtschaft
der Küsteninsel ausgebeutet und ihren rund zwei Millionen
Einwohnern viele Grundnahrungsmittel entzogen hat.
Seit Beginn der Kundgebungen am 30. März wurden mehr als 210
Palästinenser von israelischen Truppen, die in der Nähe der
Pufferzone stationiert waren, gemartert - und Tausende mehr
verletzt.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums von Gaza wurden 28
Palästinenser bei der Teilnahme an der Demonstration am
Freitag durch Schüsse der israelischen Armee verletzt.
Im von Israel besetzten Westjordanland zerstreuten
israelische Truppen unterdessen gewaltsam mehrere
Freitagskundgebungen, so dass fünf Palästinenser durch
Schüsse verletzt wurden und weitere Dutzende unter den
Auswirkungen von Tränengas litten, so die Zeugen. "Zwei
Palästinenser wurden durch schwere Munition verletzt, als
israelische Truppen einen Protestmarsch auflösten, der nach
dem Freitagsgebet begann", sagte Murad Ishteiwi, ein
beliebter Widerstandskämpfer in der Stadt Kafr Qaddum (nahe
der Stadt Nablus im Westjordanland). Laut Ishteiwi benutzten
israelische Truppen sowohl schwere Munition als auch
Gummigeschosse - zusätzlich zu Tränengas -, um
palästinensische Demonstranten zu zerstreuen, die mit
Steinwürfen reagierten.
Und im Dorf Al-Mughayyir östlich von Ramallah wurden
mindestens drei palästinensische Demonstranten durch
Gummigeschosse verletzt, die von israelischen Truppen
abgefeuert wurden, so ein Korrespondent der Anadolu Agency
mit Sitz in der Region.
Berichten zufolge hat die israelische Armee auch
Demonstrationen in den Städten Nilin, Bilin und Ras Karkar
im Westjordanland durchgeführt.
Jeden Freitag werden im gesamten Westjordanland Kundgebungen
von populären Widerstandskomitees organisiert, die ein Ende
der israelischen Politik des ungezügelten Siedlungsbaus auf
besetztem palästinensischem Land fordern.
Übersetzt mit www.DeepL.com
Quelle |

Bestätigung des rassistischen
Charakters Israels - Keine Stadt hat das Recht, einen
Park für Araber zu schließen, wie es Afula im Norden getan
hat, aber eine derartige rassistische Aufstachelung ist
unter Benjamin Netanyahu typisch geworden. -
Haaretz Editorial -
27. November 2018 -
Die Vereidigung
am Donnerstag, bei der der Stadtrat von Afula schwor, den
jüdischen Charakter der Stadt zu erhalten, ist ein
nationalistisches Ritual mit gefährlichem Potenzial. Auf
Facebook erklärte der neue Bürgermeister Avi Elkabetz stolz,
dass er den Stadtpark tags zuvor für jedermann außer den
Stadtbewohnern geschlossen habe. Elkabetz hält sein
Wahlversprechen ein. Schließlich verpflichtete er sich, den
jüdischen Charakter dieser nördlichen Stadt zu erhalten und
die „Übernahme des Parks" zu bekämpfen.
Dies ist nicht der erste
Versuch, den jüdischen Charakter von Afula zu "erhalten". In
der Stadt erhob sich einmal Protest, nachdem arabische
Familien das Ausschreibungsverfahren für den Bau von
Dutzenden von Wohneinheiten gewonnen hatten. Und Afula steht
da keineswegs allein. Vor einigen Monaten versuchte Kfar
Vradim, in den Hügeln Westgaliläas, das
Ausschreibungsverfahren abzubrechen, nachdem sich
herausgestellte hatte, dass die Hälfte der Gewinner der
vorherigen Ausschreibung Araber waren.
Israel hat eine lange
Geschichte der Ausgrenzung, Diskriminierung und
Engstirnigkeit - bei der Zuweisung von Grund und Boden und
anderen Ressourcen, bei der Verteilung der Bevölkerung im
ganzen Land und bei der Selektion von Wohnungssuchenden
[durch kommunale Gremien] - nicht nur gegenüber der
arabischen Minderheit, sondern auch gegenüber den Mizrahim
[orientalischen Juden] und anderen Gruppen.
Die Zeremonie in Afula ist
ein weiteres Warnzeichen vor gefährlichen Entwicklungen in
der jüdischen Gemeinde [Israels] unter der rechtesten
Regierung in der Geschichte des Landes und einem
Premierminister, der sich an der Wahlurne der Hetze gegen
die arabischen Bürger Israels bedient.
Diese Vereidigung ist eine
direkte Folge des Nationalstaats-Gesetzes, das – im
Gegensatz zu dem, was auf der rechten Seite vorgebracht wird
–, den Zerfall der Ideologie zum Ausdruck bringt, die von
den Gründern des Landes entwickelt wurde. Dies ist ein
Verrat an den Werten der Unabhängigkeitserklärung und eine
Zurückweisung des fundamentalen Prinzips der Gleichheit.
Vor diesem Hintergrund der
Festschreibung jüdischer Vorherrschaft und arabischer
Unterordnung sowie rassistischer Hetze, die für die
Regierung Benjamin Netanyahus typisch geworden ist, sollten
wir uns nicht nur nicht über nationalistische Engstirnigkeit
und Hetze wundern, sondern uns auch an die schreckliche
Vorstellung gewöhnen, dass sich diese noch ausbreiten
werden.
Die Bürger eines
demokratischen Landes haben das Recht, dort zu leben, wo sie
wollen. Keine Gemeinde hat das Recht, eine Person daran zu
hindern, in ihrem Zuständigkeitsbereich zu leben oder einen
Park für Araber unter dem Vorwand zu schließen, eine „Afula-Atmosphäre“
zu fördern.
Hoffentlich wird diese
rassistische, volksverhetzende Regierung bald ihr Ende
finden. Bis dahin besteht die einzige Hoffnung, die
Ausbreitung der Krankheit aufzuhalten, im Widerstand, der
sich – entgegen allen Erwartungen – überall dort regen
wird, wo Juden und Araber friedlich Seite an Seite leben,
wie in Afula.
Quelle
Übersetzung: Jürgen Jung |