Israel zwingt Lehrkräfte Palästina zu verlassen -
26.07.2018 - Nora Barrows-Friedman - Israel behindert
die akademische Freiheit an palästinensischen Universitäten
mit verschiedenen Maßnahmen, wie Schließung von Hochschulen
und Verweigerung von Visa für Gastprofessoren.
Israel hat eine
palästinensische Universität in Jerusalem komplett
geschlossen, mitten einer Serie von Angriffen auf die
akademische Freiheit. Am 14. Juli führte die israelische
Polizei in der Hind al-Husseini-Hochschule im Viertel Sheikh
Jarrah in Ost-Jerusalem eine Razzia durch und schloss sie;
sie verbot die Durchführung einer akademischen Konferenz und
nahm 15 Teilnehmer der Konferenz fest. Die Polizei handelte
auf Anordnung von Gilad Erdan, dem israelischen Minister für
öffentliche Sicherheit und strategische Angelegenheiten, der
behauptete, die Konferenz fördere "Hetze" gegen den
israelischen Staat. Als Verantwortlicher für das
Polizeiwesen (Überwachung) führt Erdan Israels globale
Anstrengungen an, Aktivismus zur Unterstützung der Rechte
der Palästinenser zu verhindern.
Der Präsident
der arabisch-amerikanischen Universität, einer privaten
Institution in Jenin/Westbank, verurteilte die Schließung
der Hochschule durch Israel. Ali Abu Zuhri argumentierte
laut der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa, es wäre
ein Versuch neue Fakten vor Ort zu schaffen mit dem Ziel die
kulturelle und historische Identität Jerusalems zu ändern.
'Kultureller
Genozid' - Israels Schließung der Hind
al-Husseini-Hochschule "ist eine weitere Manifestation von
Israels beharrlichem Angriff auf die palästinensische
Bildungsarbeit und Kultur, ein systematischer Angriff, der
einem kulturellen Genozid gleichkommt", sagt Nada Elia, ein
Organisationsmitglied der US Campaign for the Academic and
Cultural Boycott of Israel (USACBI) gegenüber Electronic
Intifada. "Israel zwingt palästinensischen Schulen im
annektierten Ost-Jerusalem ein zionistisches Curriculum auf
und hat ein kafkaeskes System für Arbeitsgenehmigungen in
der Westbank entwickelt, das Lehrkräfte mit ausländischen
Pässen daran hindert dort legal zu arbeiten, nimmt sie
häufig fest und deportiert sie", erklärte Elia.
Gleichzeitig
behaupte Israel, dass die BDS-Bewegung "viel eher als sein
eigener Angriff auf die palästinensische Bildung
akademischen Austausch und freien Austausch von Ideen
verhindert", sagte sie.
Gezwungen
auszureisen - Die Birzeit-Universität, mit Hauptsitz
nahe Ramallah, gab Anfang dieses Monats eine Erklärung
heraus, in der es Israel wegen des "Verstoßes (der
Mißachtung) gegen die akademische Freiheit" rügte, nachdem
die Visa-Erneuerung von 15 ihrer Lehrpersonen entweder
wesentlich verschleppt oder gänzlich verweigert wurde. Die
Universität erklärte, "einige Professoren seien (bereits)
gezwungen worden das Land zu verlassen", während andere von
der Entfernung aus ihren Stellen in der Fakultät bedroht
bleiben.
"Diese
internationalen Professoren spielen ein wichtige Rolle nicht
nur für das laufende Angebot einer qualitativen Bildung,
sondern auch für die langfristige Entwicklung der
Hochschulbildung in Palästina", sagt es und warnt, dass,
wenn diese Politik weitergehe, palästinensische
Universitäten "noch mehr von der globalen akademischen
Umfeld isoliert sein werden".
Mehr als der
Hälfte der palästinensischen Akademiker mit ausländischen
Pässen, die an palästinensischen Hochschulen arbeiten,
wurden im Lauf der letzten zwei Jahre ihre israelischen Visa
verschleppt oder verweigert; damit wurden sie gehindert ihre
Stellen an den Fakultäten anzutreten bzw. auf ihnen zu
bleiben, wie der Bildungsminister der Palästinensischen
Autonomiebehörde (sagte).
"Hausarrest" - Israel hat ausländische Akademiker, die
an der Birzeit-Universität lehren, "effektiv unter
Hausarrest gesetzt": sie müssen jeden der hunderten
Checkpoints in der Westbank meiden, erklärte Elia, die für
Middle East Eye schreibt. Birzeit bekräftigte das Recht auf
Bildung als ein fundamentales Menschenrecht, das im
internationalen Recht verankert ist und rügte Israel dafür,
dass es seine Verpflichtung als Besatzungsmacht ignoriere
und den Zugang der Palästinenser zu Bildung behindere.
Während Israel
die palästinensische Bildung in Geiselhaft genommen hat, ist
es selbst an vielen Austauschprogrammen und mit Bildungs-
und Forschungsinstitutionen in der ganzen Welt beteiligt,
erzählte Elia Electronic Intifada.
Das Britische
Komitee für die Universitäten in Palästina (BRICUP) hat die
"Empty Chair"-Kampagne ("leerer Stuhl"-Kamagne) gestartet,
um auf die Verletzung der palästinensischen akademischen
Freiheit durch Israel aufmerksam zu machen.
USACBI reagiert
auf die laufenden Angriffe auf die palästinensische Bildung,
indem es die Hochschule auffordert, den akademischen und
kulturellen Boykott Israels zu unterstützen und Studenten
(auffordert) zuzusichern, dass sie nicht an
Auslandsstudienprogrammen in Israel teilnehmen (werden).
Quelle Übersetzung: K.
Nebauer
Israel closes Palestinian
university in East Jerusalem, indefinitely - Kate -
18. 7. 2018 - Member of the Palestine Liberation
Organization (PLO) and president of the Arab American
University, Ali Abu Zuhri, Saturday denounced the Israeli
closure of Hind Al-Husseini College in Sheikh Jarrah
neighborhood, in occupied Jerusalem. Israeli police
reportedly shut down the educational facility until further
notice, banned the holding of an academic conference, and
detained 15 participants. Abu Zuhri, in a statement,
condemned this Israeli measure, maintaining that the Israeli
occupation aims through such measures to obstruct the
educational process and prevent the teaching of Palestinian
curricula. He said Israeli authorities impose their own
curriculum on several Palestinian schools and higher
education facilities in occupied East Jerusalem at the
expense of the development of Palestinian students’ own
national awareness. He slammed such measure as an attempt to
impose new facts on the ground aimed at changing the
cultural and historical identity of Jerusalem. >>>
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Foto Archiv
Arbeiter in Gaza versucht sich anzuzünden, weil UNRWA
Massenentlassungen ankündigt - Maha Hussaini -
25.07.2018 - Stellenabbau nach dem Zurückhalten von
Hilfszahlungen der USA wird viele Familien in der belagerten
Enklave ihrer hauptsächlichen Einkommensquelle berauben.
Gaza City. Ein palästinensischer Mitarbeiter der UN
hat versucht sich anzuzünden, nachdem er am Mittwoch von der
UNRWA (Hilfswerk der Vereinten Nationen für
Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten) entlassen wurde, wie
hunderte andere entlassen wurden und dagegen protestierten.
Einige Angestellte, deren Arbeitsvertrag beendet wurde,
wurden während der Demonstrationen gegen ihre Entlassung,
vor dem Büro der Agentur ohnmächtig.
Für viele Familien in Gaza bedeuten der Stellenabbau den
Verlust ihrer hauptsächlichen Einkommensquelle in der
belagerten palästinensischen Enklave. Während Gerüchte über
die Beendigung von Arbeitsverträgen seit Anfang Juli
zirkulierten, gab UNRWA die Einschnitte erst am Mittwoch
bekannt. [...]
UNRWA steht vor einer noch nie dagewesenen finanziellen
Krise, nachdem das UN-Außenministerium im Januar bekannt
gab, es würde von den für die UNRWA vorgesehenen
Hilfszahlungen von $125 $ 65 Mio zurückhalten. Angesichts
der erheblichen Kürzung gab die UNRWA ihre Entscheidung
bekannt, ihr Budget zu reduzieren und 125 Angestellte in
Gaza sofort zu entlassen, die Verträge von mehr als 800
weiteren niedriger einzustufen, wie die palästinensische
Nachrichtenagentur Safa den Chef der Gewerkschaft der
Mitarbeiter der Agentur zitiert.
Human Rights Monitor verurteilte die Entscheidung als
"willkürlich und inakzeptabel" und gab an, dass zusätzlich
zu den 125 sofortigen Entlassungen 570 Festangestellte auf
Teilzeitverträge zurückgestuft und weitere 270 Angestellte
in andere Programme versetzt wurden.
Jamil Baalousha, 45, der seit 2001 als Ingenieur und später
als Sozialarbeiter für die UNRWA arbeitete, appellierte an
die UN-Agentur die Löhne ihrer Flüchtlingsmitarbeiter ohne
Rücksicht auf die finanzielle Situation der Agentur
sicherzustellen, da es die einzige internationale
Organisation sei, die "Zeuge des Leidens der
palästinensischen Flüchtlinge seit über 70 Jahren ist".
Die Rolle der Agentur ist in Gaza ganz besonders wichtig, wo
1,3 Millionen der 2 Millionen Einwohner der unter der
Blockade (leidenden) Bevölkerung Flüchtlinge sind, und 80%
der Bevölkerung zum Überleben von Hilfe abhängig ist. "UNRWA
war die einzige Hoffnung, die für Familien in Gaza geblieben
war, während alle Regierungs- und
Nicht-Regierungs-Organisationen, die im Gazastreifen
arbeiteten, die Löhne ihrer Mitarbeiter kürzen", sagte
Baalousha zu Middle East Eye.
"Die Mitarbeiter der UNRWA verdienen nicht nur ihren eigenen
Lebensunterhalt; wir tragen jetzt auch die Verantwortung für
unsere Brüder, Schwestern, sogar Cousins, deren Löhne vor
einem Monat gekürzt wurden. Das ist der Strohhalm, der den
Rücken des Kamels gebrochen hat." Als die UNRWA ihre
Arbeiter von ihrer Entscheidung Stellen abzubauen
informierte, boten die Angestellten laut Baalousha an mit
Vorschlägen für die Sicherung der Finanzierung der Löhne für
nächstes Jahr zu helfen, um das Defizit auszugleichen. Aber
die Leitung der UNRWA, sagte Baalousha, habe "alle unsere
Appelle ignoriert".
Anfangs dieser Woche versammelten sich hunderte
UNRWA-Angestellte, denen die Entlassung drohte, vor dem Büro
des Direktors von UNRWA Gaza, Matthias Schmale, nur damit
Schmales Leibwächter gleich zur Zerstreuung der Menge
Knallraketen (sound bombs) abfeuerten.
UNRWA hatte bereits im Januar etwa 97 Ingenieure von ihrer
Absicht in Kenntnis gesetzt, ihre Arbeitsverträge nicht mehr
zu verlängern, sondern sie in "Taglohn"-Verträge abzuändern.
Die Ingenieure, die 100 Tage lang demonstrierten und einen
offenen Hungerstreik für mehrere Tage koordinierten,
glauben, dass die Agentur ihre Arbeitsverträge Ende des
Jahres kündigen wird.
Amir al-Mishal, der Vorsitzende des Gewerkschaft der
Angestellten der UNRWA in Gaza, sagte, die Kündigung von
1000 Arbeitsverträgen würde nur auf eine Ersparnis von
schätzungsweise $4 Millionen hinauslaufen und würde das Loch
von $217 Millionen im Budget der UNRWA kaum verringern. "Wie
kann eine Agentur, die zur Unterstützung der Rechte der
palästinensischen Flüchtlinge und Hilfeleistung für sie
gegründet wurde, jetzt willkürlich ihre Arbeitsverträge
beenden und ihre Leiden ignorieren?", fragte Mishal.
"Zweifellos hat die Kürzung der Beiträge der USA
katastrophale Folgen für alle Aspekte des Lebens der
Flüchtlinge, aber wir haben viele Möglichkeiten
vorgeschlagen, um die Krise einzudämmen und das zu
vermeiden, was heute geschehen ist", fügte er hinzu. "UNRWA
setzt sich nur nicht mit unseren Forderungen (Bedürfnissen)
auseinander."
UNRWA wurde 1949 nach der Vertreibung von mehr als 750.000
Palästinensern aus ihren Städten und Dörfern während der
Errichtung des Staates Israel, die die Palästinenser als
"Nakba" (Katastrophe) bezeichnen, gegründet. Heute sind mehr
als fünf Millionen palästinensische Flüchtlinge in den
besetzten palästinensischen Gebieten und in den
Nachbarländern von der UNRWA abhängig. Trotz häufiger
Auseinandersetzungen zwischen Flüchtlingen und der UNRWA,
sind die palästinensischen Flüchtlinge der Meinung, dass
ihre Registrierung als Flüchtlinge bei der UN-Organisation
seit 1948 eine Rolle bei der Wahrung der Legitimität ihres
Anspruchs auf ihr Rückkehrrecht spielt.
Für Baalousha ist die US-Entscheidung die UN-Beiträge
drastisch zu kürzen, eine bewußte Maßnahme der
Administration von US-Präsident Donald Trump – eines
strammen Unterstützers Israels – zur Schwächung der
palästinensischen Sache.
"Das hängt nicht mit einer finanziellen Krise zusammen; wir
wissen, es hat politische Dimensionen und Ziele", sagte er.
"Sie demontieren langsam die UNRWA und beerdigen das
Füchtlingsproblem."
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
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