
Der letzte Deal, den Jared Kushner
für die Palästinenser vorschlägt, würde ihnen die Würde nehmen
- Robert Fisk - 6. 7. 2018 - Nach drei arabisch-israelischen
Kriegen, zehntausende palästinensischer Tote und Millionen Flüchtlingen
glaubt Kushner wirklich, dass man die Palästinenser noch mit
Geld kaufen könne?
Blieb für die Palästinenser nach dem Oslo-Abkommen, nach der
„zwei-Staatenlösung“, nach den Jahren der israelischen Besatzung
mit Zone A und C noch etwas anderes als Demütigung übrig, um
die Art der Besatzung, in der Palästinenser leben müssen, zu
definieren. Auch nach der großen jüdischen Kolonisierung des
Landes, das den Palästinensern gestohlen wurde, nach dem Massenmord
in Gaza und Trumps Entscheidung ganz Jerusalem zu Israels Hauptstadt
zu erklären. Werden die Palästinenser mit einer Geldsumme und
einem elenden Dorf zufrieden sein? Wäre das nicht eine Schande?
Denn die Palästinenser werden bald von einem „letzten Deal“
belohnt, „dem letzen“. Definitiv, Endstadium, endgültig, keine
übrige Karte zum Spiel, kein Spielgeld mehr, …. Zur Hölle mit
ihm. Ein erbärmliches Dorf als Hauptstadt. Kein Ende der Kolonisierung,
keine Sicherheit, keine Armee, keine unabhängigen Grenzen, keine
Einheit – dafür aber eine große Summe Geld, Milliarden Dollar
und Euros, Millionen Pfund, Millionen von Dinar und Schekel,
ein schnöder „Mammon“.
„Ich glaube, dieser Kronprinz Kushner sagte in dieser Woche:
„Das palästinensische Volk ist weniger an politischem Reden
interessiert, als daran zu sehen, wie man mit einem guten Geschäft
selbst und die zukünftige Generation eine neue Gelegenheit für
neue Aussichten und ein besseres Leben erhält. Ist Trumps Schwiegersohn
ein „Berater“ im Nahen Osten, wirklicher Entwickler und US-Investor
– eine Wahnvorstellung. Nach drei arabisch-israelischen Kriegen,
zehntausenden palästinensischer Toten und Millionen von Flüchtlingen
glaubt Kushner wirklich, dass die Palästinenser mit Geldsummen
ruhig zu stellen sind?
Bemerkte er nicht – dass die Palästinenser, die protestiert
und gelitten haben und gestorben sind und die seit 70 Jahren
ihr Land verloren haben und die in ihren Straßen für bessere
Straßen, für zollfreie Zonen und einen Flughafen demonstriert
haben? Denkt er, dass die Menschen von Gaza auf ihre Straßen
gekommen und zum tödlichen GrenzZaun marschiert sind, weil sie
neue vorgeburtliche Kliniken fordern. Wie kann er das ganze
arabische Volk demütigen, indem er unterstellt, dass ihre Freiheit,
Herrschaft, Unabhängigkeit, Würde, Gerechtigkeit und Nationalität
nur politische Gesprächspunkte sind? Gibt es da kein Ende für
diesen Wahnsinn?
Nein, den gibt es nicht. Für das künstlich ernährte Detail,
das in Trump-Kushners „letztem Deal“ in Israels Zeitungen auftaucht
- mit der ehrbaren Haaretz in Führung --ist, dass die Palästinenser
Jerusalem als Hauptstadt eines zukünftigen „Palästina“, aufgeben
sollen, dass Israel sich aus ein paar Dörfern östlich und nördlich
von Jerusalem sich zurückziehen wird - darunter das poplige
Abu Dis – um eine palästinensische „Hauptstadt“ zu schaffen
- wird aber für immer in Jerusalems Altstadt bleiben. Dass ein
palästinensischer Staat vollkommen entmilitarisiert sein wird
(um der Sicherheit willen). Dass aber jede jüdische Siedlung,
die illegal auf arabischem Land für Juden - und nur für Juden
- gebaut und bleiben wird und dass Israel das ganze Jordantal
kontrollieren wird. Das Recht auf Rückkehr? Vergesst es.
Und all dies für Milliarden Dollars für Infrastruktur-Projekte,
eine freie Handelszone in Al-Arish im Sinai, ein Überfluss an
Geld in der Westbank, eine neue palästinensische Führung – der
alte, korrupte, arrogante, senile und diktatorische Mahmoud
Abbas würde gehen. Seine Führung hatte „keine Ideen“ bemühte
sich nicht um Aussichten auf Erfolge. Der Neue – zu Gunsten
von Kushner – wäre ein pragmatischer Mann, der viel geschmeidiger,
friedensliebender, unterwürfiger als Abbas sein wird.
….
Soll man lachen oder weinen? Als Trump die US-Botschaft von
Tel Aviv nach Jerusalem verlegte und das Massaker von Gaza die
Welt schreien ließ, dann aber still wurde. Der geteilte Bildschirm
diplomatischer Verherrlichung und das Massentöten waren kaum
100 Meilen von einander entfernt. Dies hat irgendwie die Verbindung
von Tod und Ungerechtigkeit im arabisch-israelischen Konflikt
normalisiert. Sie sind damit irgendwie fertig geworden. Wenn
amerikanische Diplomaten in Jerusalem gegenüber dem Geräusch
der schießenden Scharfschützen an der Gaza Grenze still stehen
können, was kommt dann?
Da ist etwas Seltsames, fast Komisches an den Fotografien von
Amerikas diplomatischen „Friedensmachern“, die rund um den israelischen
Ministerpräsidenten Netanjahu sitzen. Im Westen erwähnen wir
aus gutem moralischen Grund nicht den religiösen oder ethnischen
Hintergrund dieser Männer. Aber die Israelis, auch der Philosoph
Uri Avnery und Haaretz stellen heraus, dass alle jüdisch sind
– wenigstens zwei von ihnen begeisterte Unterstützer von Israels
Besiedlung des Landes der palästinensischen Westbank, einschließlich
des US Botschafters in Israel, der die moderate J-Street -die
jüdische Lobby-Gruppe - schlimmer als Kapos bezeichnet.
War es nicht möglich, innerhalb des ganzen US-Diplomaten-Corps
und Amerikas „Beratern“, wenigstens einen muslimischen Amerikaner
zu finden, der sich dem Team anschließt? Würden die „Friedensmacher“
nicht von nur einer Stimme von - einem Mann oder einer Frau
- profitiert haben, die denselben Glauben mit der „andern“ Hälfte
des vorgeschlagenen arabisch-israelischen Friedens hat?
Aber nein, es wurde gar nicht bedacht. Abbas hat alle diplomatischen
Beziehungen mit dem Weißen Haus seit Trumps Anerkennung Jerusalems
als Hauptstadt Israels, gebrochen. Der „letzte Deal“, ursprünglich
das Oslo-Abkommen, obwohl er ein Giftkelch war, und dann eine
ganze Reihe von Miniatur-Verträgen und Rückzügen und weiteren
Besetzungen und dann ad-hoc „Anti-terror“-Konferenzen, stellt
jetzt nur die totale Demütigung des palästinensischen Volkes
dar: Kein Ost-Jerusalem, kein Ende der Kolonisation, keine Anerkennung
des Rückkehr-Rechtes, keinen Staat, keine Zukunft. Nur Geld.
Quelle (dt. und gekürzt: Ellen Rohlfs)
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