Die falschen Freunde Israels

2016 - Jagdaktion gegen die Palästinenserin Ibtissam Köhler und 
 die Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst –Hildesheim

Reaktionen auf die Treibjagd

Reuven Moskovitz schrieb einen kurzen Kommentar zu den Angriffen zur Jagd auf die Palästinenserin Ibtissam Köhler und die Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst – Hildesheim

Lieber, sehr geehrter Erhard Arendt, Die unsägliche Hetze gegen jeglichen der wagt die Wahrheit über dem fortdauernden Terror gegen das Palästinensische geschundene Volk zu sagen, gibt mir seit Jahrzehnten keine Ruhe und macht mich krank und fast hilflos.

Wie beschämt fühle ich mich wenn ich mit diesen Untaten konfrontiert werde, die von fast allen israelischen Regierungen unerlässlich betrieben werden. Man versucht Palästina Araberrein zu machen, dies durch Luziferische Behauptungen und Manipulationen.

Schreiben sie, bitte dass Reuven Moskovitz, ein verfolgter, vertriebener, durch ein Wunder überlebender Jude und Israeli ist. Ein Lehrer der sein Amt verloren hat weil er vor 40 Jahre schrieb "es gibt ein Deutschland das  ich liebe".

Ich widmete mein Leben der Gerechtigkeit, der Liebe der Versöhnung und rufe alle friedfertigen deutschen auf und andere die verstehen wie wichtig es ist mit verfolgten Palästinensern Solidarisch zu sein

Lassen sie nicht zu, was der Zentralrats gegen die Lehrer Ibtissam Köhler und andere vorhaben.

In lieber Verbundenheit und Solidarität. Reuven Moskovitz    

31. 7. 2016 - Ekkehart Drost schreibt - Sehr geehrte Frau Präsidentin, Frau Prof. Dienel, liebe Frau Köhler, über Arne Andersen aus Hamburg resp. über das www.palaestina-portal.eu von Erhard Arendt habe ich zuerst über die Proteste gegen die Palästina-Veranstaltung von Frau Köhler an Ihrer Hochschule erfahren. Wenige Tage später fand sich ein Bericht im Göttinger Tageblatt, das zur HAZ gehört.

Ich möchte Ihnen und zusammen mit mir sicher die meisten aus meinem großen Verteiler meine unbedingte Solidarität zum Ausdruck bringen. Einen ähnlichen Versuch, die Veranstaltung zu torpedieren - wie auch die Angriffe in Oldenburg - und viele andere mehr! - hat unser Team (Seminar für Arabistik und Islamwissenschaften, Institut für Völkerrecht) zur Vorbereitung einer Veranstaltungsreihe im WS 2016/17 über "Naher Osten - Fremder Frieden",erfahren. Natürlich war der Vorwurf wieder einmal "Antisemitismus". Wie absurd auch in diesem Fall dieser Vorwurf ("Argument"?) ist, können sie an den eingeladenen Referenten sehen, u.a. Prof. Rolf Verleger, Prof. Udo Steinbach, Prof. Moshe Zimmermann... Die "andere Seite" musste schließlich klein beigeben.

Ich möchte kurz etwas zu meiner Person sagen: pensionierter Lehrer, ursprünglich großer Unterstützer Israels, nach den ersten Tagen meines ersten dreimonatigen Aufenthalts als Menschenrechtsbeobachter im Auftrag des Weltkirchenrates 2011 Kehrtwende mit Grauen und Entsetzen. Seitdem nahezu einhundert Vorträge über "Palästinensisches Leben unter israelischer Besatzung" in ganz Deutschland, zwei Bücher, das dritte über meine letzte und sechste mehrwöchige Fahrt (mit dem Freedom Theatre Jenin) ist fast fertig und trägt den Titel "Freedom Bus 2016. Kunst und Kultur gegen Intoleranz und Gewalt".

Der amerikanisch-jüdische Theologe Mark Braverman schreibt in seinem Buch "Verhängnisvolle Scham" über die ständige Forderung nach "Ausgeglichenheit":, die immer dann erhoben wird, wenn israelische Menschenrechtsverletzungen Thema einer Vorlesung, eines Referates o.ä. sind:

"Welchen Beitrag können diejenigen leisten, die sich für die universale Geltung der Menschenrechte einsetzen? Diese Frage wird oft nach Vorträgen über die Lage in den Besetzten Gebieten gestellt.

Zunächst dürfen wir uns nicht einschüchtern lassen durch die Opion Leaders aus Politik, Universitäten, Kirchen, Gesellschaft und Gewerkschaften, die bei Nahost-Diskussionen immer dann nach „Ausgewogenheit“ rufen, wenn israelische Menschenrechtsverletzungen zur Sprache kommen, wenn es um gezielte Tötungen und den Abriss von Häusern geht, wenn Kollektivstrafen eingesetzt werden, um große Bevölkerungsteile zu diskriminieren. Christiane Amanpour von CNN definierte treffend „Objektivität“ als der Wahrheit verpflichtete Berichterstattung. „Es bedeutet nicht, dass man ein falsches Äquivalent erschafft, also sagt: ´Einerseits gibt es dies, andererseits das.` Es bedeutet nicht, das Opfer gegen den Aggressor aufzuwiegen. Falls wir das tun, machen wir uns zu Komplizen.“
Wir dürfen uns nicht davor scheuen, deutlich auszusprechen, „dass dieser Konflikt so lange zu keinem Ende kommen wird, bis voll und ganz anerkannt und behoben ist, dass die Geburt des Staates Israel mit einer massiven Verletzung der Menschenrechte einherging und diese Beeinträchtigung bis heute weitergeht,“ schreibt Mark Braverman.

„Wir Deutsche sind zur Einseitigkeit für die Menschenrechte, für das Leben aller Völker nach dem von uns zu verantwortenden Holocaust mehr verpflichtet als jedes andere Volk der Erde. Zu dieser Einseitigkeit bekenne ich mich, wo ich gehe und stehe. (...) Der Eindruck, dass ich in meinem Vortrag einseitig war, ist goldrichtig. Einseitig wie die „Rabbis for Peace“, einseitig wie die „Physicians for Human Rights“, einseitig wie die israelische Menschenrechtsorganisation B´Tselem, einseitig wie die Machsom Watch Frauen, einseitig wie Uri Avnery, einseitig wie Amira Hass, einseitig in Aussagen von Martin Buber, der uns immer gelehrt hat: Nie die Rechte der jeweils anderen, nie die Rechte der eigenen Nachbarn vergessen.“


Dies sind Gedanken des kürzlich verstorbenen Rupert Neudeck, den kompromisslosen Kämpfer für die Menschenrechte weltweit. Er hat zusammen mit anderen das "Bündnis zur Beendigung der israelischen Besatzung" gegründet (www.bib-jetzt.de). Er ist 2013 nach einem Vortrag in Bad Honnef der Einseitigkeit beschuldigt worden und hat darauf seine obigen Gedanken dazu in einem Gedicht niedergeschrieben, das für mich ein permanentes Leitmotiv in meinem Engagement für Palästina ist.

Soeben wollte ich den Brief an Sie abschicken, bekam noch eine Email mit einem Hinweis auf einen Spiegel-Artikel: http://www.spiegel.de/politik/ausland/israel-hardliner-feiern-tod-von-palaestinensischem-kleinkind-a-1069459.html

Es geht hier um den schrecklichen Mord an der Familie Dawabshe vor genau einem Jahr. Ich bin am 20. März diesen Jahres selbst dort gewesen: Auf den Cousin des Ermordeten und seine Frau ist wieder ein Brandanschlag verübt worden, siehe Foto. Ich würde gern wissen, was der Zentralrat der Juden sowie Frau Kahane zu diesen Verbrechen sagen. Deren Antonio-Amadeus-Stiftung habe ich lange finanziell unterstützt, bis ich von ihrem Hass gegen die Palästinenser Kenntnis nehmen musste.

Sun, 31 Jul 2016 - Martin Breidert

An: Dienel@hawk-hhg.de



Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr  geehrte Frau Professor Dienel, ich habe in den letzten Tagen die Hetze verfolgt, die auf Ihre Hochschule, auf Ihre Dekanin Christa Paulini und auf  Frau Ibtissam Köhler niedergegangen ist.

Es ehrt Sie, dass Sie die grundgesetzlich garantierte Lehr- und Meinungsfreiheit  verteidigen. Ich  war  Dozent für Sozialethik an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal mit dem Schwerpunkt Menschenrechte. Nachdem ich in den Ruhestand getreten war, nahm ich in den letzten vier Jahren zweimal an Studienreisen in das besetzte Palästina (Westbank) teil und war entsetzt, was ich dort sah und erlebte.

Leider muss ich Frau Köhlers Unterrichtsmaterial, soweit es mir bekannt geworden ist, bestätigen, auch wenn man über die eine oder andere Formulierung verschiedener Meinung sein kann. Der Grundtendenz ihres Seminars ist in jedem Fall zuzustimmen.

Allerdings versucht die Israel Lobby auf allen Ebenen (Hass-Mails, israelische Botschaft mit ihrer Propagandaabteilung "Hasbara", Jüdische Allgemeine,  Zentralrat der Juden,  Bild-Zeitung, Deutsch-Israelische Gesellschaft usw.) zu verhindern, dass Informationen über die völkerrechtswidrigen und menschenrechtswidrigen Praktiken der Besatzungsmacht Israel in Deutschland einem breiten Publikum bekannt werden.

Ich kann Ihnen mühelos mehr als eine Dutzend Veranstaltungen aufzählen, bei denen genau dieselbe Methode wie in Hildesheim angewandt wurde, indem mit dem Vorwurf des Antismeititsmus  operiert wurde. Es ist unsere Pflicht als Bundesbürgerinnen und Bundesbürger, die grundgesetzlich garantierte Lehrer-und Meinungsfreiheit hochzuhalten, wie das nach den Pariser Attentaten in Deutschland unisono geschah.

Ich bin gern bereit, an einer Podiumsveranstaltung Ihrer Hochschule teilzunehmen oder auch an dem Podium, dass die Liberale Jüdische Gemeinde in Hannover für den 15.  September plant.

Zunächst aber möchte Ihnen versichern, dass ich Ihre Standhaftigkeit trotz des immensen Drucks  bewundere. Bitte teilen Sie dies auch Ihrer Dekanin und Frau Köhler mit, die ich leider nicht persönlich kenne.
Wenn Sie   die Anwürfe  der Israel -Lobby l gelassen und selbstbewusst parieren, werden  Sie und Ihre Schuldlos am Ende gestreikt daraus hervorgehen.

Ich bin gern zu jeder Unterstützung bereit.

Mit freundlichen Grüßen
Martin Breidert


Vizepräsident der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft e.V.
Vorstandsmitglied im Bündnis zur Beendigung der israelischen Besatzung (www.bib-jetzt.de)
 Sprecher im Koordinationsrat Palästina Israel (KoPI)

W.Behr
Hügelhof 31
88634 Herdwangen-Schönach

Frau Prof. Dr. Christiane Dienel Offener Brief
HAWK
Hildesheim

01.08.16
Sehr geehrte Frau Professor Dienel.

Mit Erstaunen habe ich die Kampagne von jüdisch-zionistischer Seite gegen die HAWKDozentin Frau Köhler vernommen. Dazu möchte ich wie folgt Stellung nehmen:

Am 25.07.2016 schrieb der jüdisch-israelische Autor Gideon Levy in der israelischen Tageszeitung Haaretz: Der Geist des palästinensischen Nationaldichters Mahmud Darwish wird uns niemals verlassen. Der verstorbene Dichter beharrt darauf zur Sprache zu bringen, was die Israelis nicht wissen wollen: hier hat man sich sehr versündigt. Die Gründung von Israel – genau so wie sie war – war begleitet von dem unverzeihlichen Verbrechen der ethnischen Säuberung weiter Teile des Landes. Kein Wald des Jüdischen Nationalfonds kann die moralischen Ruinen, auf denen der Staat aufgebaut ist, zudecken. Um es noch schlimmer zu machen, hat Israel den Palästinensern, die vertrieben wurden oder geflohen waren, die Rückkehr nicht erlaubt.

Der immer wieder erhobene Vorwurf der „Einseitigkeit“ dient nur dazu, eigene Verbrechen zu relativieren. Man könnte genauso argumentieren, dass die Schreckensberichte aus Auschwitz „einseitig“ seien. Dort wo eine krasse Asymmetrie von Macht, Gewalt und Grausamkeit herrscht, kann man nicht anders und völlig berechtigt als einseitig argumentieren. Auch die heutige reale Situation in Israel/Palästina lässt nichts Anderes zu.

Die Methoden der Israellobby hat niemand jemals besser beschrieben als der ehemalige USamerikanische Nahost-Botschafter Chas Freemann:

Die Taktiken der Israel-Lobby stellen Höhepunkte der Schande und Unanständigkeit dar, sie schliessen Rufmord ebenso mit ein wie selektive falsche Zitate, vorsätzliche Verfälschung der Fakten, Fabrikationen von Unwahrheiten und vollkommene Missachtung der Wahrheit. Dazu bemerkt der Publizist Ludwig Watzal: Den Verleumdungskampagnen dieser Lobbyisten muss von allen Demokraten und zivilgesellschaftlichen Gruppen auf
allen gesellschaftlichen Ebenen widersprochen und Widerstand entgegengesetzt werden.

Sehr geehrte Frau Professor Dienel. Ich hoffe, dass Sie die Kraft aufbringen, dieser Kampagne zu widerstehen und Frau Köhler in ihrer Seminararbeit weiterhin zu unterstützen. Es darf nicht angehen, dass in die verfassungsmässig garantierte Freiheit der wissenschaftlichen Arbeit durch aussenstehende Interessengruppen unsachgemäss eingegriffen wird.

Mit freundlichen Grüssen - bitte auch an Frau Köhler - Wolfgang Behr
 

01.08.16 - Dr. phil. habil. Arne Andersen
 

Sehr gehrte Frau Prof. Dienel,  Mit Entsetzen habe ich als Historiker die Berichterstattung in der Jüdischen Allgemeinen gegen einer Ihrer Lehrbeauftragen, Frau Köhler, registriert.
 

Dieser Bericht benutzt als Sterotype das Schlagwort „Antisemitismus“, dem der israelische Soziologe Moshe Zuckermann schon ein ganzes Buch („Antisemit!“ Ein Vorwurf als Herrschaftsinstrument, Wien 2010) gewidmet hat. An keiner Stelle wird die Behauptung des Antisemitismus belegt. Wenn etwa die Behauptung der ethnischen Säuberung als Antisemitismus bezeichnet wird, wird hier der Versuch unternommen, eine wissenschaftliche Debatte zu unterbinden, die Ilan Pappe (ein israelischer Historiker) mit seinem Buch „Die ethnische Säuberung Palästinas“ (Berlin 2014) angestoßen hat. Natürlich ist die Position israelkritisch und auch antizionistisch, aber keinesfalls antisemitisch.

Umso mehr freue ich mich, dass Sie in Ihrer Stellungnahme die Freiheit der Forschung und Lehre als hohes demokratisches Gut verteidigen. Ich möchte Sie aber darüberhinaus bitten, den Kolleginnen und Kollegen der Fakultät Soziale Arbeit, aber insbesondere Frau Köhler den Rücken zu stärken, dass dieses so verdienstvolle Angebot fortgesetzt wird. Keinesfalls dürfen diese Angriffe unterhalb der Gürtellinie dazu führen, dass der Lehrauftrag von Frau Köhler nicht mehr verlängert wird – wie es offenbar das Ziel dieses initiierten Shitstorms  ist.

 

Herzliche Grüße

Dr. phil. habil. Arne Andersen

 
 

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