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ief-aus-Israel]


 

 From: "Angelika Schneider" <anka.sch(at)gmx.net To: <Brief-aus-Israel(at)yahoogroups.de Subject: [Brief-aus-Israel] Aktuelles aus den besetzten Gebieten  

 

Brief aus Israel 7.12.05
 

Liebe FreundInnen,

die Friedensgruppe Yesh Gvul (Es gibt eine Grenze - zu Deutsch vielleicht eher, Zuviel ist Zuviel) hat im Rahmen seiner Kampagne gegen Armeeoffiziere, die Menschenrechtsverbrechen begangen haben, in Großbritannien Anzeige gegen einige höhere Offiziere zu erheben. Einer ist der Festnahme nur entgangen, weil er in seiner Maschine in London sitzen blieb und wieder nach Israel zurück flog.

Die Initiative hat enormen Zorn von der politischen und militärischen Führung entfacht und Yesh Gvul wird in den Medien scharf angegriffen. Da sie unter starkem Druck stehen, begrüßen sie jede Form der Unterstützung - inklusive der finanziellen. Leider ist der Email keine Spendenadresse beigefügt, ich werde versuchen, sie nachzureichen.

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In einer Umfrage durch eine Armutsbekämpfungsorganisation in Israel haben 29% der Befragten Armut als größtes Problem der israelischen Gesellschaft genannt, 21% Bildung und nur 15% Sicherheit - die zum ersten Mal nicht an erster Stelle steht. Das stärkt die Hoffnung, dass die Arbeitspartei unter ihrem neuen Führer Mahmud Arik in den Wahlen gut abschneiden wird, da er die Armutsbekämpfung an die erste Stelle in seinem Programm stellt, aber Frieden mit Palästina auch direkt dahinter.

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Mordechai Vanunu wird am 15. Januar vor Gericht angeklagt, weil er - gegen die verhängten Restriktionen - mit Ausländern gesprochen hat. Er bittet für seine Verteidigung um Information, Erfahrungen, Aussagen, zur Verteidigung der Redefreiheit in ähnlich gelagerten Fällen weltweit. Auch Aussagen von großen Philosophen, Gedichte und dergleichen wären ihm willkommen. Wer etwas beitragen kann, kann es an Dorothy schicken unter dor.naor(at)netvision.net.il schicken, oder direkt an die Adresse humdrum2(at)libero.it, von der die Anfrage weitergeleitet wurde.

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Und noch ein bewegender Brief von Dorothy:

Gestern habe ich den Tag in den besetzten Gebieten mit einer Frau verbracht, die ein Buch schreibt über das leben von Müttern in Konfliktgebieten. Sie hatte bereits Frauen in Irak und Israel unter anderem interviewt und kam nun mit mir um Frauen in Palästina zu interviewen. Mindestens eine der Frauen, die sie in Israel gesprochen hatte, hat ein Kind durch einen Selbstmordattentäter verloren. Gestern haben wir mithilfe einer Freundin, die übersetzt hat, die Geschichten von drei palästinensischen Müttern. Ich kannte alle drei Frauen und ein Großteil ihrer Geschichten, doch war es erschütternd, sie zu hören. Ich konnte nicht umhin, mich selbst zu fragen, "Wie wäre es für mich gewesen, wenn ich unter solchen Bedingungen hätte leben müssen?" Wie wäre es z. B. gewesen, im alter von 12 Jahren zu erleben, dass der Vater ins Gefängnis kommt, ihn durch lange Jahre hindurch nur alle 2 Wochen zu besuchen, nicht aber zu berühren weil eine Glaswand Kind und Vater trennen. Dann im Alter von 18 zu heiraten und nach kaum einem Jahr und der Geburt eines Kindes zu erleben, dass der Ehemann 13 Jahre ins Gefängnis kommt. Zu erleben wie dein Sohn aufwächst mit der Sehnsucht, seinen Vater zu umarmen, ihn aber immer nur hinter der Glaswand zu erleben, die eine väterliche Berührung, einen Kuss, eine Umarmung verhindert. Schließlich wird dein Mann freigelassen aber kurz danach kommt die Armee ins Dorf und der Bruder deines Vaters läuft hinaus um ein 2jähriges Kind in Sicherheit zu bringen, wird angeschossen und bleibt lebenslang querschnittgelähmt. Dann, einige Jahre später wird dein inzwischen 18jähriger Sohn auf dem weg zu einer Friedenskonferenz im Ausland festgenommen und für 5 Jahre hinter Gitter gesetzt. Und das ist eine Familie die immer noch den gewaltfreien Widerstand unterstützt (auch der gelähmte Bruder) und sich gegen Gewalt wendet. Die Mutter hat jetzt Sorge um ihre anderen Kinder, ein 2jähriges Mädchen und ein 4jähriger Junge. Was für eine Zukunft erwartet sie? Und wer wird als nächstes aus der Familie im Gefängnis landen? Wer wird als nächster von der IOF erschossen? Ihre Geschichte und ihre Sorgen sind typisch für viele Palästinenserinnen. Wie viel kann ein Mensch ertragen und immer noch leise reden, immer noch warm und liebevoll sein, immer noch Gewaltfreiheit unterstützen, immer noch unterscheiden zwischen Juden, die sich gegen die Tyrannei stellen und Soldaten, die sie ausführen, und die ersten mit offenen Armen begrüßen? Wie kann sie weiterhin auf Freiheit von der Unterdrückung und eine Zukunft für ihre Kinder hoffen?

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Ich grüße euch,

Anka

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