Liebe FreundInnen,
die Friedensgruppe Yesh Gvul (Es
gibt eine Grenze - zu Deutsch vielleicht eher, Zuviel ist Zuviel)
hat im Rahmen seiner Kampagne gegen Armeeoffiziere, die
Menschenrechtsverbrechen begangen haben, in Großbritannien Anzeige
gegen einige höhere Offiziere zu erheben. Einer ist der Festnahme
nur entgangen, weil er in seiner Maschine in London sitzen blieb und
wieder nach Israel zurück flog.
Die Initiative hat enormen Zorn
von der politischen und militärischen Führung entfacht und Yesh Gvul
wird in den Medien scharf angegriffen. Da sie unter starkem Druck
stehen, begrüßen sie jede Form der Unterstützung - inklusive der
finanziellen. Leider ist der Email keine Spendenadresse beigefügt,
ich werde versuchen, sie nachzureichen.
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In einer Umfrage durch eine
Armutsbekämpfungsorganisation in Israel haben 29% der Befragten
Armut als größtes Problem der israelischen Gesellschaft genannt, 21%
Bildung und nur 15% Sicherheit - die zum ersten Mal nicht an erster
Stelle steht. Das stärkt die Hoffnung, dass die Arbeitspartei unter
ihrem neuen Führer Mahmud Arik in den Wahlen gut abschneiden wird,
da er die Armutsbekämpfung an die erste Stelle in seinem Programm
stellt, aber Frieden mit Palästina auch direkt dahinter.
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Mordechai Vanunu wird am 15.
Januar vor Gericht angeklagt, weil er - gegen die verhängten
Restriktionen - mit Ausländern gesprochen hat. Er bittet für seine
Verteidigung um Information, Erfahrungen, Aussagen, zur Verteidigung
der Redefreiheit in ähnlich gelagerten Fällen weltweit. Auch
Aussagen von großen Philosophen, Gedichte und dergleichen wären ihm
willkommen. Wer etwas beitragen kann, kann es an Dorothy schicken
unter dor.naor(at)netvision.net.il schicken, oder direkt an die Adresse
humdrum2(at)libero.it, von der die Anfrage weitergeleitet wurde.
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Und noch ein bewegender Brief von
Dorothy:
Gestern habe ich den Tag in den
besetzten Gebieten mit einer Frau verbracht, die ein Buch schreibt
über das leben von Müttern in Konfliktgebieten. Sie hatte bereits
Frauen in Irak und Israel unter anderem interviewt und kam nun mit
mir um Frauen in Palästina zu interviewen. Mindestens eine der
Frauen, die sie in Israel gesprochen hatte, hat ein Kind durch einen
Selbstmordattentäter verloren. Gestern haben wir mithilfe einer
Freundin, die übersetzt hat, die Geschichten von drei
palästinensischen Müttern. Ich kannte alle drei Frauen und ein
Großteil ihrer Geschichten, doch war es erschütternd, sie zu hören.
Ich konnte nicht umhin, mich selbst zu fragen, "Wie wäre es für mich
gewesen, wenn ich unter solchen Bedingungen hätte leben müssen?" Wie
wäre es z. B. gewesen, im alter von 12 Jahren zu erleben, dass der
Vater ins Gefängnis kommt, ihn durch lange Jahre hindurch nur alle 2
Wochen zu besuchen, nicht aber zu berühren weil eine Glaswand Kind
und Vater trennen. Dann im Alter von 18 zu heiraten und nach kaum
einem Jahr und der Geburt eines Kindes zu erleben, dass der Ehemann
13 Jahre ins Gefängnis kommt. Zu erleben wie dein Sohn aufwächst mit
der Sehnsucht, seinen Vater zu umarmen, ihn aber immer nur hinter
der Glaswand zu erleben, die eine väterliche Berührung, einen Kuss,
eine Umarmung verhindert. Schließlich wird dein Mann freigelassen
aber kurz danach kommt die Armee ins Dorf und der Bruder deines
Vaters läuft hinaus um ein 2jähriges Kind in Sicherheit zu bringen,
wird angeschossen und bleibt lebenslang querschnittgelähmt. Dann,
einige Jahre später wird dein inzwischen 18jähriger Sohn auf dem weg
zu einer Friedenskonferenz im Ausland festgenommen und für 5 Jahre
hinter Gitter gesetzt. Und das ist eine Familie die immer noch den
gewaltfreien Widerstand unterstützt (auch der gelähmte Bruder) und
sich gegen Gewalt wendet. Die Mutter hat jetzt Sorge um ihre anderen
Kinder, ein 2jähriges Mädchen und ein 4jähriger Junge. Was für eine
Zukunft erwartet sie? Und wer wird als nächstes aus der Familie im
Gefängnis landen? Wer wird als nächster von der IOF erschossen? Ihre
Geschichte und ihre Sorgen sind typisch für viele
Palästinenserinnen. Wie viel kann ein Mensch ertragen und immer noch
leise reden, immer noch warm und liebevoll sein, immer noch
Gewaltfreiheit unterstützen, immer noch unterscheiden zwischen
Juden, die sich gegen die Tyrannei stellen und Soldaten, die sie
ausführen, und die ersten mit offenen Armen begrüßen? Wie kann sie
weiterhin auf Freiheit von der Unterdrückung und eine Zukunft für
ihre Kinder hoffen?
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Ich grüße euch,
Anka |