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ief-aus-Israel]


 

 From: "Angelika Schneider" <anka.sch(at)gmx.net To: <Brief-aus-Israel(at)yahoogroups.de Subject: [Brief-aus-Israel] Aktuelles aus den besetzten Gebieten  

 

Brief aus Israel 7.7.06
 

Liebe LeserInnen,

Am 2. Juli brachte die New York Times einen ausführlichen Artikel über die Auswirkungen des gegenwärtig sich eskalierenden Angriffs auf Gaza. Im Artikel wurde auch von der Lage der Menschen, die unter Strom-, Wasser- und Lebensmittelmangel leiden sowie unter der Zerstörung der Verkehrsinfrastruktur und dennoch den Lärmterror ertragen müssen, bewegend berichtet. Ich habe den Artikel sozusagen als Beispiel dessen, was ich im Weserkurier vermisse, an die dortige Redaktion geschickt. Es würde mich sehr interessieren, wie in anderen Medien hierzulande über die Situation berichtet wird. Ich wäre dankbar um Zuschriften.

Im Übrigen, ich kann im Moment nicht an diese Gruppe bei Yahoo gelangen. Wenn es mir gelingt, könnte ich diese Liste umfunktionieren, so dass sie als Forum zu nutzen wäre, dass heißt, dass alle Listenmitglieder an die ganze Liste schreiben könnten. Besteht dafür interesse? Wenn ja, meldet euch.

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PENGON, eine Vernetzung von palästinensischen Umwelt NGOs schreibt, dass ihr Solarenergieprojekt in Gaza bei der Zerstörung einer Brücke in Mitleidenschaft gezogen wird. Sie weisen ferner auf die riesige Umweltgefahren, die durch die Zerstörung von Strom und Wasserzufuhr heraufbeschworen werden. Die Wasserknappheit führt unmittelbar zum Ausfall von Abwassersystemen und zur Verunreinigung nicht nur der unmittelbaren Lebensumgebung sondern des Grundwassers, der Landwirtschaft, das Meer, Fischleben und Fischerei und die Zunahme an Infektionskrankheiten.

Schon am 3. oder 4. Juli hat Jan Egeland, der UN Untersekretär für Humane Angelegenheiten gewarnt, dass die BewohnerInnen von Gaza 3 Tage entfernt sind von einer tödlichen humanitären Krise , wenn Israel nicht umgehend Brennstoff und Strom für die Wasserpumpen wieder herstellt.

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Dorothy schickt einen bewegenden Bericht von Pater Firas. Pater Firas, ein Palästinenser aus Zababdeh in der Nähe von Jenin hat bis 2002 seine Familie durch Arbeit in einer israelischen Textilfabrik recht und schlecht unterstützt. Dabei betete er aber unaufhörlich, dass eine geschlossene Melkiterkirche in seiner Nähe wieder geöffnet werden könnte. Heute ist er selber Priester und in der Kirche wird wieder das Evangelium verkündet. Soweit kann Hoffnung tragen, und sie trägt ihn immer noch durch die gegenwärtige Eskalierung, die weiterhin die Bewegungsmöglichkeiten der Menschen in der Westbank immer mehr einschränkt bzw zeitweilig zum Stillstand bringt. Durch das Trennen der nördlichen von der mittleren und südlichen Westbank haben es die wenigen Christen im Norden immer schwerer, viele wandern nach Ramallah ab.

Überhaupt sind seit Ausbleiben der Regierungsgehälter Menschen gezwungen, ihren letzten Besitz - Gold oder Land - zu verkaufen, um Lebensmittel zu kaufen und Schulgeld zu zahlen. Immer mehr Menschen sagen, "Wir haben nichts mehr zu verliefen, lass uns in den Krieg ziehen." Pater Firas sagt, "wir haben nicht mehr die Hoffnung die wir vor 4 Monaten haben. Wir leben schon mitten in einem Kriegsgebiet.

Dennoch sage ich, der Frieden kommt... Dieser Frieden ist nicht nur ein Traum, sondern eine historische Bewegung. Bitte teilt diese Botschaft allen mit, die ihr kennt: trotz Krieg und Gewalt und Hoffnungslosigkeit sehen wir noch Frieden am Ende des Tunnels."

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Lama Hourani vom Palestinian Working Women Society for Development erzählt, wie sie beim Aufwachen sofort von tausend Fragen überschwemmt wird - gibt es Strom? Kann ich duschen? Kann ich mir auch die Haare trocknen? Werde ich im Supermarkt Käse und Joghurt kaufen können? Wird es Benzin geben? Werden wir das Halbfinale heute sehen können? Dann wird der fast 4-jährige Luai wach. Er fragt auch gleich, "Haben wir trom? Kann ich duschen? Wann fahren wir zur See, ich war so lange nicht da?" Seine Mutter antwortet, "Wir können zur Zeit nicht an die See?" "Aber warum? Sie ist doch noch da, ich habe sie gestern vom Auto gesehen." Seine Mutter will ihm nicht sagen, dass es zu gefährlich ist. Sie sagt stattdessen, "Ich füll dir die Badewanne, dann kannst du schwimmen." "Aber Mami, das kannst du doch nicht, du hast doch gesagt ich darf nur ganz kurz duschen." Lama flieht vor seinen Fragen ins Büro. Glücklicherweise gibt es da einen Generator. So nimmt sie ihren Fön mit - "Wir sind doch noch Menschen und weiblich. Wir wollen trotz allem noch gut aussehen." Aber einziges Gesprächsthema ist, wie lange jeder Strom hatte, wieviele Einschüsse sie gezählt hätten, wurden sie von den Apachen überm Haus geweckt, hatten sie von der Bombardierung der Islamischen Universität gehört... Sie wird auch an die Bombardierung des Libanons erinnert. Damals war sie 16 und überließ die Sorgen um die Familie ihrem Vater. Nun ist sie 41 und der Rest ihrer Familie ist in Syrien, Österreich, USA. "Ich habe immer Angst, Angst mein einziges Kind zu verlieren, dürch Schüsse der Israelis oder durch Krankheit, wenn es keine Medikamente gibt. Es ist die schwerste Verantwortung in unserer Welt."

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Der Observer, Wochenendausgabe des Guardian, schrieb anlässlich des Angriffs: "Israel ist jetzt unsicherer als es gewesen ist. Es hat seinen eigenen tiefen Hunger nach einer Beilegung und Frieden verraten." "Gaza ist, anders als die Westbank 1994 (als der Soldat Waxman entführt wurde und bei der Befreiungsaktion umgekommen ist), angeblich ein halbautonomes, souveränes Territorium... Das Abschneiden des Zugangs zu Wasser und Lebensmittel kann für die Menschen nur akutes Unbehagen bedeuten; es sterben bereits geschwächte PalästinenserInnen... Noch ungewöhnlicher waren die Nachtangriffe, die zur Festnahme von acht Kabinettmitgliedern einer souveränen Regierung führten, inklusive desw Finanzministers, 30 Parlamentsmitglieder und bis zu 30 anderen Beamten. Israel hat gedroht, einige oder alle gerichtlich des Terrorismus anzuklagen.In jedem anderen Kontext wäre dies eine Kriegserklärung.

Ein Missverhältnis diesen Ausmaßes ist selbstzerstörend. Es macht Israel zu einem Schurkenstaat und die Palästinenser zu Opfern. Das sind nicht Handlungen einer Regierung, die ein "Partner für den Frieden" sein will.

Noch schlimmer, es legt den Eindruck anheim, dass Israel es unmöglich finden wird, eine gerechte Abmachung anzunehmen.

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Ein Parlamentsmitglied der Hamas, Salah Bardawil, wurde in der NY Times zitiert mit den Worten, "Das palästinensische Volk, von Hamas angeführt, hat eine starke Psyche entwickelt. Je mehr Druck wir gegenüberstehen, desto mehr werden wir standhalten und widerstehen. Zur Frage, ob Hamas noch in der Lage sei zu regieren sagte Bargawi, "Auch wenn die Regierung kollabiert, würden wir nicht viel verlieren. Die Hauptsache wäre ein Aufheben der Täuschung, dass die Palästinenser [seit 1994] eine echte Regierung hatten. Eine Regierung, die sein Etat als Spende erhält ist nicht ein echter Staat."

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Eine britische Gruppe hat eine Aktion gestartet bei der Solidarität mit palästina zum Ausdruck kommt durch das Schicken von Teelichtern ans Außenministerium, um Licht für die Menschen in Gaza zu stiften, solange die Zerstörung des Kraftwerkes und andere Maßnahmen der Israelis nicht von der eigenen Regierung verurteilt werden.

Nachahmungswert!

Gruß, Anka

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