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ief-aus-Israel]


 

 From: "Angelika Schneider" <anka.sch(at)gmx.net To: <Brief-aus-Israel(at)yahoogroups.de Subject: [Brief-aus-Israel] Aktuelles aus den besetzten Gebieten  

Brief aus Israel 6.9..05

Liebe FreundInnen,

ein Mitglied des Christian Peace Team in Hebron, Jerry Levin, schreibt über die stets eskalierende Situation dort: "Jedes Mal wenn meine Frau und ich Palästina verlassen denken wir, schlimmer kann's nicht werden während wir weg sind. Aber das tut es! Und jedes Mal, wenn wir
zurückkehren, denken wir, es kann nicht noch schlimmer werden, während wir wieder hier sind. Aber das tut es!

Er betont, dass Gaza noch unter Besatzung steht, solange alle Zugänge, jede Bewegung von Menschen oder Waren hinein und hinaus, von den Israelis kontrolliert werden. Er wehrt sich entschieden gegen jede Anspielung auf einen 'Friedensprozess'. Ein solcher kann nur erkannt
werden, wenn man territoriale Gerechtigkeit und politische Gleichheit für die Palästinenser völlig vergisst. Was kommen könnte ist eher eine
'Vereinbarung über den Schlussstatus', eine Vereinbarung die nicht einmal verhandelt sondern einfach einem marionettenhaften Palästinenserführer diktiert worden wäre um eine de jure Legitimation vorweisen zu können.

Kurz vor seiner Rückkehr Mitte August hat die israelische Armee schwere, abschließbare Metalltüren an den fünf noch übrigen Zugangsstellen zur Altstadt. Jetzt kann die Armee oder Grenzpolizei innerhalb von Minuten die ganze dort noch lebende oder arbeitende Bevölkerung einschließen und alle andere raushalten. An einem Checkpoint wurde sogar eine 10m lange Schleuse installiert mit Türen an beiden Enden, die von einer Wache fern geöffnet werden können. Alle mitgebrachten Gegenstände gehen durch ein Durchleuchtungsgerät wie auf Flughäfen.

Zur Erinnerung: die Armee 'beschützt' in Hebron ein paar hundert jüdisch Siedler, die mitten unter der alteingesessenen palästinensischen
Bevölkerung diese misshandeln und terrorisieren.


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Nina Mayorek, Israelin aus Jerusalem, organisiert eine Kampagne um einen befreundeten Palästinenser, Adnan Na'im 'Abdallah, 31, seit zwei einhalb Jahren in administrativer Haft (d.h. ohne Prozess oder Verurteilung) in Ketziot in der Negev Wüstegehalten wird. Sie lernte ihn 1999 kennen als eine Gruppe Israelis und Palästinenser gemeinsame kulturelle Aktivitäten im Flüchtlingslager Dheheishe veranstalteten. Adnans einzige Verbrechen war, sich für Verständigung zwischen den Völkern einzusetzen. Nina bittet, ihm einen Brief zu schicken, den er nicht erhalten wird, der aber den Gefängnisbeamten das Interesse an seinem Schicksal verdeutlichen wird, sowie ein Protestbrief an den General Staatsanwalt und den Hauptmilitäranwalt. Sie schickt fertige Texte für alle 3 Briefe, die nur gedruckt, unterschrieben und abgeschickt oder gefaxt werden müssen. Ich hänge sie (unübersetzt) an dieses Schreiben an und lege die Aktion euch ans Herz, auch wenn Adnan nur einer von 700 Administrativhäftlinge ist, worauf Nina in ihren Schreiben auch hinweist.

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Eine weitere Bitte - trotz der vielen, die ständig eure und meine Schreibtische erreichen. Dorothy beschreibt das Schicksal der
Dandisfamilie, deren Haus in Jerusalem im November 2004 demoliert wurde. Sie leben mit 6 Kindern nun in einer gemieteten Wohnung , der
Vater arbeitet täglich 20 Stunden, um die Familie zu unterhalten, die Miete zu zahlen, und Schulden wegen Anwaltskosten in Verbindung mit der Demolierung. Nun ist bei einem Ausflug nach Jaffa, den Dorothy unternommen hat, um den Kindern mal einen Tag am Strand zu ermöglichen und einen kurzen Film über die Familie und die Auswirkungen der Demolition fertig zu drehen. Während sie am Strand waren wurde das Auto aufgebrochen und Huda Dandis' Handtasch gestohlen mit NIS 1500 - die September Mnatsmiete und vor allem ihren Jerusalemausweis, dessen Wiederbeschaffung wahrscheinlich auch wieder nur mit anwältlicher Hilfe möglich sein wird. Dorothy bittet um eine kleine Spende, um es der Familie zu ermöglichen, die Miete zu zahlen. Jeder Spender erhält eine DVD mit dem fertigen, kurzen Film als Geschenk.

Ein Scheck kann geschickt werden an:
Mohammad Dandis
The Alternative Information Center
POB 31417
91313 Jerusalem
(Euroschecks auf europäische Banken bereiten offenbar keine
Schwierigkeiten.)

Im übrigen hat man eine Möglichkeit gefunden, die Nierentransplantation bei der kleinen Lina durchzuführen.

(Ich habe etwas Bedenken, solche Bitten, auch die für politische Aktionen wie bei Adnan, weiterzuleiten, da ich weiß, dass jede/r von
euch genügend andere Bitten erhält. Aber gemessen an der Not der Palästinenser sind es sehr weniger, die an mich kommen. Sollten aber
etliche unter euch meinen, sie haben in dieser Email nichts zu suchen, bitte ich um Bescheid.


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Am vorigen Freitag wurde der Anführer des Öffentlichen Komitees gegen die Mauer in Bil'in informiert, das das Dorf unverzüglich alle Formen
öffentlichen Protests gegen die Besetzung, Siedlungsexpansion und die - wie ISM schreibt - 'illegale Annexionsbarriere' zu unterlassen haben. Den Dorfbewohnern wurde auch gesagt, dass internationale und israelische AktivistInnen keinen Zugang zu dem Gebiet erhalten dürften. Dieser Befehl, der scheinbar gar keinen legalen Status hat, wurde während eines militärischen Eingriffs ausgegeben, der die friedliche Demonstration verhindern sollte, bevor sie begann. Eine Stunde vor der wöchentlichen Demonstration kamen etwa 100 Soldaten in das Dorf, Scharfschützen wurden auf Dächern postiert, Jeeps und Hummer patrouillierten auf den Straßen und Soldaten stellten sich vor die Moschee auf, wo die Demonstration anfangen sollte. Nach dem Gottesdienst wurde eine sofortige Ausgangssperre verhängt.
Während des Angriffs haben mehrere Zeugen bestätigt, dass die Soldaten mit scharfer Munition in Richtung auf Zivilisten geschossen haben. Der Anführer, Mohammed Al Khateb sagte dem Kommandanten, dass sie vor hätten, weiter zu demonstrieren, und sei es in den eigenen Häusern. Später am Tag ist es einer Gruppe von Palästinensern, Israelis und Internationale gelungen, sich auf den Weg zur Baustelle zu begeben. Sie wurden am Rand des Dorfes durch Gummigeschosse und Tränengas gestoppt.
12 wurden verletzt und 14 festgenommen, allerdings relativ bald wieder freigelassen.
Inzwischen ist in Israel ein Aufruf ausgegangen zu einer Massendemonstration in Bil'in am kommenden Freitag. Bil'in ist inzwischen zu einem Symbol des gewaltfreien Widerstandes geworden und wird in seinem Protest nicht beigeben. Der Aufruf ist unterzeichnet von
den Öffentlichen Komitees gegen die Mauer, Gush Shalom, Ta'ayush, die Koalition der Frauen für den Frieden, dem Komitee gegen
Häuserzerstörung und den Anarchisten gegen die Mauer.

Soviel für heute,


Gruß, Anka


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