Liebe FreundInnen,zunächst ein kurzer Hinweis:
unter
http://video.google.com/videoplay?docid=341600202419569830&pr=goog-sl&hl=en
<http://video.google.com/videoplay?docid=341600202419569830&pr=goog-sl&hl=en>
kann man eine 20minütige Videodokumentation über das Massaker von
Deir Yassin, bei dem ein ganzes Dorf samt EinwohnerInnen während des
Krieges 1948 vernichtet wurde. Dieses Ereignis hat natürlich stark
die palästinensische Wahrnehmung der Nakba ('Katastrophe') der
Gründung des jüdischen Staates geformt. Der Film ist leider auf
English.
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Die Nachrichten aus Gaza bleiben weiterhin erschreckend. Die UN
berichtet, dass sie nicht in der Lage ist, die BewohnerInnen
ausreichend mit Lebensmittel zu versorgen, zumal Israel jeglichen
Verkehr in und aus Gaza auf ein viel zu kleines Minimum beschränkt.
So sind viele Familien nicht in der Lage, sich ausreichend zu
ernähren, sprich: sie hungern.
Zugleich nimmt die im Medienschatten des Liba 'nonkrieges
weiterhin ausgeübt Gewalt gegen die EinwohnerInnen nicht ab. Vor
kurzem wurde eine gesamte Familie - Eltern und sieben Geschwister -
ausgerottet, außer 2 Brüder von 19 und 20, bei der angeblichen
Tötung von 3 'Terroristen'. Der eine Bruder pflegt nun im
Krankenhaus den anderen, schwer verletzten, dessen Schicksal von
etwa 50 anderen Menschen in Folge dieses Angriffs geteilt wird.
Gideon Levy schreibt dazu: "Gaza ist wieder besetzt worden... Es
ist im schlimmsten Zustand seit jemals. Seit der Entführung von
Gilat Shalit, und noch mehr seit Ausbruch des Libanonkriegs, wütet
die Armee durch Gaza - es gibt dafür kein anderes Wort - tötet und
demoliert, bombt und schießt wahllos...
Keiner fragt, warum es geschieht oder wer es beschlossen hat...
Außer dem Schutt der Siedlungen ist nichts von der 'Loslösung' und
seinen Versprechen mehr übrig. Wie verachtungswürdig erscheint jetzt
das hehre und unsinnige Gerede vom "Ende der Besatzung" und "Teilung
des Landes". Noch ein Jahr lang wird es nur den halben Strom geben.
Da es kein Strom gibt, gibt es kaum Wasser. Gaza ist dreckiger und
stinkender als je. Wegen des Embargo der gewählten Autorität werden
keine Gehälter gezahlt und Straßenreiniger streiken seit Wochen.
Müllhaufen und giftige Gestankswolken strangulieren den
Küstenstreifen und verwandeln ihn in Calcutta.
Gaza ist auch ein Gefängnis. Etwa 15 000 Menschen warteten zwei
Monate lang um nach Ägypten zu gelangen, manche warten immer noch,
darunter auch Kranke und Vereltzte. Etwa 5000 warteten auf der
anderen Seite, um nachhause zu kehren. Manche starben während des
wartens. Man muss die Szenen in Rafah sehen um zu verstehen, was für
eine tiefe menschliche Tragödie hier stattfindet.
Und den Tod, die Zerstörung, den Horror haben wir noch nicht
erwähnt. Während der letzten 2 Monate hat Israel 224
PalästinenserInnen getötet... Keine Qassam Zelle, kein
Schmugglertunnel rechtfertig solch ausgedehnte Tötung. Israel lässt
unzählige Raketen, Kugeln und Bomben auf Häuser fallen und tötet
ganze Familien auf dem Weg zu einem weiteren Attentat. Krankenhäuser
brechen unter dem Masse zusammen. Im Shifakrankenhaus sah ich ...
Kinder, die Gleidmaßen verloren haben, beatmet wurden, gelähmt, für
den Rest ihres Lebens verkrüppelt waren... Keine Sicherheitsausrede
kann den Kreislauf des Wahnsinns erkären, kein ziviles Argument kann
unser aller Schweigen erklären. Ein Horror findet in Gaza statt
...und wird zwangsläufig zu mehr mörderndem Terror führen. Israel
wir dann in Selbstgerechtigkeit sagen: "Aber wir haben ihnen doch
Gaza zurückgegeben."
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Ein israeli "Refusnik", Yonatan Shapira, sagte bei einem
Rundfunkinterview in USA: "Im Geschichtsunterreicht habe ich nichts
über die Besatzung gelernt. Ich lernte schöne Lieder über Frieden
und Trauer. Ich lernte von den schönen Werten, von Demokratie,
Frieden, Gerechtigkeit, Gleichheit, Freiheit, und ich brauchte viele
Jahre bis ich verstanden habe, dass zur gleichen Zeit, wie ich im
Klassenzimmer saß und von diesen schönen Werten lernte, mein Land,
mein Militär Millionen Palästinenser besetzte und unterdrückte,
Millionen Menschen, die ohne diese schönen Werte lebten. Wir haben
eine sogenannte Demokratie für die Juden und für PalästinenserInnen,
die innerhalb der 1967 Grenze leben. Wenn man aber in den besetzten
Gebieten lebt, ist es völliger Apartheid." Gefragt, wie er zu dieser
Einsicht gekommen sei, sagt er, "Es ist ein langer, langer Prozess,
und man leidet darunter.
Man lernt Sachen, die man nicht glauben will." Er beschreibt
dann, wie er als Hubschrauberpilot bei einem palästinensischen
Attentat verletzte Kinder ins Krankenhaus flog und kurz später
erfuhr, dass bei einer gezielten Tötung des Anführers der Hamas in
Gaza 14 unschuldige Menschen getötet wurden. Da wurde ihm klar, dass
"einem System anzugehören, dass dieses Leiden und Töten unschuldiger
Menschen verursacht, genau dasselbe ist wie Terrorist in einer
anderen Organisation zu sein; dass die Kinder, die von meinen
Kollegen getötet wurden und die, die vom palästinensischen Kämpfer
getötet wurden, genau dasselbe sind."
Er hat dann angefangen, unter seinen Kollegen bei der Luftwaffe
Unterschriften gegen diese "kriminelle Angriffe" zu sammeln. Als der
Kommandant der Luftwaffe, Dan Halutz, ihm die Entlassung aus der
Armee mitteilte, erwiderte er, er sei bereit, vor Gericht angeklagt
zu werden. "'Klagt uns alle an wegen der Weigerung, legalen Befehlen
zu folgen. Wir sind bereit, ins Gefängnis zu gehen wenn man im
Gericht beweisen kann, dass diese Befehle, Verdächtige und
unschuldige ZivilistInnen zu töten, legal sind.' Und natürlich zogen
sie vor, uns gehen zu lassen." Shapira hat dann die Organisation
"Kombattanten für den Frieden" mitgegründet.
Shapira erzählt von einem weiteren Gespräch mit Halutz, bei dem
dieser auf ein Bericht über ein Attentat in Haifa wies und sagte, er
versuche zu verhindern, dass Menschen durch Attentate der
Palästinenser umkommen, und dass Shapira mit dem Feine kooperiere.
"So fragte ich, wiese dieser junge Rechtsanwalt, dieser
Selbstmordattentäter, zu dem Entschluss kam, sein Leben zu opfern
und unschuldige Menschen zu töten. 'Glauben Sie nicht, dass wir
vielleicht überlegen müssen, dass wir dieses verrückte Gefängnis
geschaffen haben, wo die Menschen kein Grund mehr zu leben haben?'
Worauf Halutz erwiderte, 'Wissen Sie was, ich will über dies Zeug
nicht reden.'
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Soweit für heute und Gruß,
Anka