Liebe Leute,
ein paar kurze Meldungen:
Yediot Ahronot, die populärste israelische Zeitung, hat ein Video
über eine Demonstration zur Unterstützung eines KDVlers auf seiner
Internetseite publiziert, (http.//www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-3148837,00.html
) und einen durchaus fairen Bericht geschrieben. Zum ersten mal
wurde die Einstellung zur Opposition gegen Einberufung ohne scharfe
Kritik wiedergegeben. Immerhin eine Entwicklung.
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In der Wochenendzulage von Yediot Ahronot ist am 16. Sept. eine
langer Artikel erschienen, den ich kaum lesen, noch viel weniger
übersetzen möchte. Es handelt sich um Aussagen von Soldaten über die
Armeepolitik was die Erschießung von unschuldigen Personen angeht.
Auf der einen Seite dürfen Soldaten eigentlich nur bewaffnete
Personen 'vorbeugend' erschießen. Tatsächlich erhalten die Soldaten
keinerlei schriftliche Information darüber, wie bei Einsetzen in den
besetzten Gebieten vorzugehen ist. Eine Armeesprecher meinte auf
Befragung, dass könnte zu Missverständnissen führen. Stattdessen
sollen die Soldaten mündlich von ihren Vorgesetzten informiert
werden. In dem Artikel wird eine Fülle von Einzelfällen geschildert,
in denen offensichtlich unbewaffnete Personen erschossen wurden, auf
über Funk erteilte Befehle von Offizieren, die nicht einmal zur
Stelle waren. Im Tulkarem wurden bekannterweise vor wenigen Wochen 5
Männer erschossen. Die Armee berichtete, sie seien bewaffnet gewesen
und es hätte einen Schusswechsel gegeben. Nachforschungen ergaben
dass beides nicht stimmte.
Am Anfang des Artikels wird ein Lied zitiert, das Soldaten erdichtet
hatten während ihres Einsatzes in Jenin im vergangen Jahr:
'Noch ein Kinderarzt, noch ein Bäcker
erhielt eine Kugel ins Gesicht von der Fallschirmeinheit.
Den ganzen Tag untersuchen wir Häuser und töten Kinder.'
Dann folgt eine endlose Reihe von Einzelfällen, hauptsächlich
Erschießungen von Personen, die in der Dunkelheit auf der Straße
waren. Ein Soldat schildert, wie sie durch die Häuser gingen: ein
Loch in eine Wand sprengen, durch das Haus, ein Loch in die Wand und
ins nächste Haus und so weiter von Haus zu Haus bis sie eins fanden,
dass sich eignet für eine Scharfschützposition. Dann wird die
Familie in eine Zimmer getrieben, Soldaten postieren sich auf dem
Dach , melden, wenn sie jemand sehen, und erhalten den Befehl "Take
him down".
Gott sei Dank gibt es die Organisation ehemaliger Soldaten, deren
Name, "Das Schweigen brechen", Programm ist. Und kein Wunder, dass
immer mehr Soldaten traumatisiert sind. Die hier gesammelten
Berichte klingen allerdings nicht so - man hat den Eindruck, sie
gehen den Soldaten leicht von der Zunge. Schließlich machen es alle
so....
(Für diejenigen, die evtl. Interesse haben und Englisch lesen, hänge
ich den ganzen Artikel an).
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Siedler haben Filmemacher, die mit der Organisation Ta'ayush im
Hebron-Bezirk unterwegs waren, um Menschenrechtsverletzungen gegen
PalästinenserInnen zu dokumentieren, attackiert. Sie versuchten
gerade, einen Palästinensischen Brunnen trocken zu legen. Einer der
Filmemacher sagte, "es dauert nicht mehr lange, bis die Waffe eines
Juden nicht nur gegen Araber in Shfaram sondern auch gegen Juden in
Ramat Hasharon und der Dizengoff Straße (wichtige Straße in Tel
Aviv) gerichtet sind.
Es geht sogar so weit, dass ein Siedler, der vor einem Jahr einen
palästinensischen Taxifahrer angehalten und völlig ohne Grund tot
geschossen hat, vom Gericht zunächst unter Hausarrest gestellt wurde
bis zum Prozess. Das Opfer, Tsailo Shtia, starb auf der Stelle und
hinterließ eine Frau und sechs Kinder, zwei davon seit Geburt blind.
Die Polizei hat gegen die Freilassung 'Einspruch' eingelegt, aber
diese war irgendwie nicht durchgegangen. Vor etwa 10 Tagen kam das
Gericht in Tel Aviv zusammen, um über die Strafe zu beraten, da war
der Killer nicht mehr aufzufinden. Angeblich wird er von der Polizei
gesucht.
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Vor kurzem wurde ein Bericht veröffentlicht über die Kolonisierung
durch Israel in Ostjerusalem. Seit 1968 bis Feb. diesen Jahres hat
Israel 2400 ha Land konfisziert und 182 000 Menschen darauf
angesiedelt. Unmittelbar nach der Besetzung der Westbank 1967 wurden
bereits 11 ha Land von den Palästinensern gestohlen, um das jüdische
Viertel auf 20% der Altstadt zu etablieren. Die ganze Nachbarschaft
al-Maghariba wurde zerstört, um den leeren Platz vor der
'Klagemauer' auszulegen. Der Bereich des jüdischen Viertels enthielt
vor 1967 5 Moscheen, 4 Koranschulen, einen historischen Markt und
eine Einkaufsstraße mit mehreren jahrhundertealten Gebäuden. Seitdem
ist die Landnahme ununterbrochen fortgesetzt worden. Bis zum Jahr
2020 soll eine weitere neue Siedlung gebaut werden mit 13000
Wohneinheiten auf 200 dafür bereits beschlagnahmte Hektar Boden.
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Ein Brief ist an Dorothy weitergeleitet worden von einer der Frauen
in Schwarz, deren Stieftochter in Gaza lebt. Sie schreibt von einem
Zustand andauernder Angst und Schrecken vor Luftangriffen. Keiner
könne schlafen, die Kinder hätten zuviel Angst um zu lernen, auch
die LehrerInnen sind voller Angst und wissen bei Luftangriffen
nicht, wie sie die Kinder zusammenhalten sollen. Von irgendwelchen
Verbesserungen seit dem Rückzug ist nichts zu hören.
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In einem Artikel aus der regelmäßig ausgestreuten Sammlung 'Common
Ground' wird dargelegt, dass es für Frieden zwischen Israel und
Palästina ein größeres Problem geben könnte als Terrorismus:
Abwasser.
Am Beispiel einer geplanten Anlage, die Abwasser aus dem nördlichen
Gazastreifen ins Mittelmeer pumpen soll, womit die größte
Entsalzungsanlage Israels, die zur Zeit in Ashkelon gebaut wird,
gerade nördlich des Gazastreifens, unbrauchbar gemacht würde, wird
die Gefahr
von ganz neuen Kriegsgründen deutlich gemacht.
Ein weiterer Aufsatz betont die Bedeutung der Teilnahme von Hamas an
den
Parlamentswahlen in Palästina, was Israel - den eigenen Interessen
entgegen - zu verhindern sucht. Denn nur durch eine Einbindung in
den politischen Prozess kann einer weiteren Radikalisierung von
Hamas vorgebeugt werden.
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Schließlich berichtet eine Frau von Machsom Watch von einem Tag am
Rande
von Nablus. Am erschreckendsten, schlimmer noch als der Umgang der
Soldaten mit den stundenlang wartenden in der Autoschlange - die
meisten
standen noch da als der Checkpoint abends geschlossen wurde - schien
mir
die Beschimpfungen, die an die Machsom Watch Frauen von Mädchen aus
der naheliegenden Siedlung gerichtet wurden. Die Mädchen kreischen
die
Frauen an, "Ihr bringt die Menschen Israels in Gefahr!" "Ihr stört
die Soldaten bei ihrer heiligen Aufgabe, diese Mörder anzuhalten."
"Ich hoffe, du kommst bald dorthin (zeigt Richtung Himmel), mit
allem Respekt." "Ihr seid die Ursache für Selbstmordattentate!" "Ihr
ermordet eure eigenen Enkelkinder!" "Alle Araber sind Mörder, das
steht schon in der Tora!" Die Mädchen waren keine 12 Jahre alt.
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Soweit für heute,
Gruß, Anka
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