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ief-aus-Israel]


 

 From: "Angelika Schneider" <anka.sch(at)gmx.net To: <Brief-aus-Israel(at)yahoogroups.de Subject: [Brief-aus-Israel] Aktuelles aus den besetzten Gebieten  

 

Brief aus Israel 29.9.05
 

Liebe Leute,

ein paar kurze Meldungen:

Yediot Ahronot, die populärste israelische Zeitung, hat ein Video über eine Demonstration zur Unterstützung eines KDVlers auf seiner Internetseite publiziert, (http.//www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-3148837,00.html ) und einen durchaus fairen Bericht geschrieben. Zum ersten mal wurde die Einstellung zur Opposition gegen Einberufung ohne scharfe Kritik wiedergegeben. Immerhin eine Entwicklung.

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In der Wochenendzulage von Yediot Ahronot ist am 16. Sept. eine langer Artikel erschienen, den ich kaum lesen, noch viel weniger übersetzen möchte. Es handelt sich um Aussagen von Soldaten über die Armeepolitik was die Erschießung von unschuldigen Personen angeht. Auf der einen Seite dürfen Soldaten eigentlich nur bewaffnete Personen 'vorbeugend' erschießen. Tatsächlich erhalten die Soldaten keinerlei schriftliche Information darüber, wie bei Einsetzen in den besetzten Gebieten vorzugehen ist. Eine Armeesprecher meinte auf Befragung, dass könnte zu Missverständnissen führen. Stattdessen sollen die Soldaten mündlich von ihren Vorgesetzten informiert werden. In dem Artikel wird eine Fülle von Einzelfällen geschildert, in denen offensichtlich unbewaffnete Personen erschossen wurden, auf über Funk erteilte Befehle von Offizieren, die nicht einmal zur Stelle waren. Im Tulkarem wurden bekannterweise vor wenigen Wochen 5 Männer erschossen. Die Armee berichtete, sie seien bewaffnet gewesen und es hätte einen Schusswechsel gegeben. Nachforschungen ergaben dass beides nicht stimmte.

Am Anfang des Artikels wird ein Lied zitiert, das Soldaten erdichtet hatten während ihres Einsatzes in Jenin im vergangen Jahr:

'Noch ein Kinderarzt, noch ein Bäcker
erhielt eine Kugel ins Gesicht von der Fallschirmeinheit.
Den ganzen Tag untersuchen wir Häuser und töten Kinder.'

Dann folgt eine endlose Reihe von Einzelfällen, hauptsächlich Erschießungen von Personen, die in der Dunkelheit auf der Straße waren. Ein Soldat schildert, wie sie durch die Häuser gingen: ein Loch in eine Wand sprengen, durch das Haus, ein Loch in die Wand und ins nächste Haus und so weiter von Haus zu Haus bis sie eins fanden, dass sich eignet für eine Scharfschützposition. Dann wird die Familie in eine Zimmer getrieben, Soldaten postieren sich auf dem Dach , melden, wenn sie jemand sehen, und erhalten den Befehl "Take him down".

Gott sei Dank gibt es die Organisation ehemaliger Soldaten, deren Name, "Das Schweigen brechen", Programm ist. Und kein Wunder, dass immer mehr Soldaten traumatisiert sind. Die hier gesammelten Berichte klingen allerdings nicht so - man hat den Eindruck, sie gehen den Soldaten leicht von der Zunge. Schließlich machen es alle so....

(Für diejenigen, die evtl. Interesse haben und Englisch lesen, hänge ich den ganzen Artikel an).

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Siedler haben Filmemacher, die mit der Organisation Ta'ayush im Hebron-Bezirk unterwegs waren, um Menschenrechtsverletzungen gegen PalästinenserInnen zu dokumentieren, attackiert. Sie versuchten gerade, einen Palästinensischen Brunnen trocken zu legen. Einer der Filmemacher sagte, "es dauert nicht mehr lange, bis die Waffe eines Juden nicht nur gegen Araber in Shfaram sondern auch gegen Juden in Ramat Hasharon und der Dizengoff Straße (wichtige Straße in Tel Aviv) gerichtet sind.

Es geht sogar so weit, dass ein Siedler, der vor einem Jahr einen palästinensischen Taxifahrer angehalten und völlig ohne Grund tot geschossen hat, vom Gericht zunächst unter Hausarrest gestellt wurde bis zum Prozess. Das Opfer, Tsailo Shtia, starb auf der Stelle und hinterließ eine Frau und sechs Kinder, zwei davon seit Geburt blind. Die Polizei hat gegen die Freilassung 'Einspruch' eingelegt, aber diese war irgendwie nicht durchgegangen. Vor etwa 10 Tagen kam das Gericht in Tel Aviv zusammen, um über die Strafe zu beraten, da war der Killer nicht mehr aufzufinden. Angeblich wird er von der Polizei gesucht.

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Vor kurzem wurde ein Bericht veröffentlicht über die Kolonisierung durch Israel in Ostjerusalem. Seit 1968 bis Feb. diesen Jahres hat Israel 2400 ha Land konfisziert und 182 000 Menschen darauf angesiedelt. Unmittelbar nach der Besetzung der Westbank 1967 wurden bereits 11 ha Land von den Palästinensern gestohlen, um das jüdische Viertel auf 20% der Altstadt zu etablieren. Die ganze Nachbarschaft al-Maghariba wurde zerstört, um den leeren Platz vor der 'Klagemauer' auszulegen. Der Bereich des jüdischen Viertels enthielt vor 1967 5 Moscheen, 4 Koranschulen, einen historischen Markt und eine Einkaufsstraße mit mehreren jahrhundertealten Gebäuden. Seitdem ist die Landnahme ununterbrochen fortgesetzt worden. Bis zum Jahr 2020 soll eine weitere neue Siedlung gebaut werden mit 13000 Wohneinheiten auf 200 dafür bereits beschlagnahmte Hektar Boden.

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Ein Brief ist an Dorothy weitergeleitet worden von einer der Frauen in Schwarz, deren Stieftochter in Gaza lebt. Sie schreibt von einem Zustand andauernder Angst und Schrecken vor Luftangriffen. Keiner könne schlafen, die Kinder hätten zuviel Angst um zu lernen, auch die LehrerInnen sind voller Angst und wissen bei Luftangriffen nicht, wie sie die Kinder zusammenhalten sollen. Von irgendwelchen Verbesserungen seit dem Rückzug ist nichts zu hören.

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In einem Artikel aus der regelmäßig ausgestreuten Sammlung 'Common Ground' wird dargelegt, dass es für Frieden zwischen Israel und Palästina ein größeres Problem geben könnte als Terrorismus: Abwasser.
Am Beispiel einer geplanten Anlage, die Abwasser aus dem nördlichen
Gazastreifen ins Mittelmeer pumpen soll, womit die größte Entsalzungsanlage Israels, die zur Zeit in Ashkelon gebaut wird, gerade nördlich des Gazastreifens, unbrauchbar gemacht würde, wird die Gefahr
von ganz neuen Kriegsgründen deutlich gemacht.

Ein weiterer Aufsatz betont die Bedeutung der Teilnahme von Hamas an den
Parlamentswahlen in Palästina, was Israel - den eigenen Interessen entgegen - zu verhindern sucht. Denn nur durch eine Einbindung in den politischen Prozess kann einer weiteren Radikalisierung von Hamas vorgebeugt werden.

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Schließlich berichtet eine Frau von Machsom Watch von einem Tag am Rande
von Nablus. Am erschreckendsten, schlimmer noch als der Umgang der
Soldaten mit den stundenlang wartenden in der Autoschlange - die meisten
standen noch da als der Checkpoint abends geschlossen wurde - schien mir
die Beschimpfungen, die an die Machsom Watch Frauen von Mädchen aus der naheliegenden Siedlung gerichtet wurden. Die Mädchen kreischen die
Frauen an, "Ihr bringt die Menschen Israels in Gefahr!" "Ihr stört die Soldaten bei ihrer heiligen Aufgabe, diese Mörder anzuhalten." "Ich hoffe, du kommst bald dorthin (zeigt Richtung Himmel), mit allem Respekt." "Ihr seid die Ursache für Selbstmordattentate!" "Ihr ermordet eure eigenen Enkelkinder!" "Alle Araber sind Mörder, das steht schon in der Tora!" Die Mädchen waren keine 12 Jahre alt.
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Soweit für heute,
Gruß, Anka
 

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