Liebe LeserInnen,obwohl wir mit langweiliger
Regelmäßigkeit von der internationalen Forderung hören, Hamas müsse
der Gewalt abschwören, ist in unserer Presse (nach einem kurzen
Internetüberblick) so gut wie nichts zu erfahren über das vom
israelischen Militär verrichteten Blutbad in Balata. Die Taz bringt
eine kurze Notiz über '2 Tote'. Nur dem Guardian ist es mal wieder
einen ausführlichen Artikel wert. Das Camp ist seit Sonntag völlig
abgesperrt. Gestern wurde ein Haus, in dem sich drei
Widerstandskämpfer der Al Aksa Brigade versteckt hielt, durch
mehrere Explosionen in Brand gesteckt. Die Feuerwehr wurde am
Löschen gehindert. Kurz vorher war ein medizinisches Team - 2
Palästinenser und 2 internationale Freiwillige - in einer Gasse
neben dem Haus festgesetzt. Plötzlich und ohne Vorwarnung wurde auf
sie geschossen; alle vier wurden verletzt, eine Palästinenser
erhielt ein Kopfschuss.
Krankenwagen waren zunächst daran gehindert, vorzudringen. Aus
Angst, nicht wieder in das Lager hineinzukommen, konnten sie die
Verletzten nur bis an den Ausgang bringen, wo sie dann auf Bahren
umgeladen wurden.
Ein 19jähriger wurde getötet, als Soldaten in eine Gruppe
schossen, die Steine auf ein Jeep warfen, ein weiterer, als er auf
dem Dach seines Hauses stand. Die Armee behauptet, sie wollten
Bomben setzen. Eine Frau im Haus des jungen Mannes auf dem Dach kam
durch den Schock in verfrühte Wehen.
Morgens wurde ein Krankenwagen, in dem eine Frau in schwierigen
Wehen lag. Zwei Jeeps führen von beiden Seiten auf den Krankenwagen
zu und beschossen sie. Er musste dann eine halbe Stunde stehen
bleiben, um den Soldaten als Schild gegen steinewerfende Jugendliche
zu dienen. Ferner hat das Militär Patienten daran gehindert, ein
medizinische Station zu erreichen, die von der UN aufgestellt wurde.
In einem weiteren Krankenwagen wurde ein Jugendlicher mit einer
Verletzung an der Schulter von Soldaten geschlagen, die das Personal
zwangen, den Verband von seiner Schulter, die gerade aufgehört hatte
zu bluten, abzunehmen. Der Krankenwagen wurde festgehalten bis die
Familie des Jungen seinen Ausweis bringen konnte. Er durfte dann
weiterfahren, nur um vom nächsten Jeep auf dem Weg wieder angehalten
wurde. Zwei verletzte Jungen wurden von dem medizinischen Team und
Freiwilligen 2km getragen, weil der Krankenwagen, in dem sie lagen,
am Weiterfahren gehindert wurde.
Mehrmals fuhren Soldaten durch das Lager und beschimpften die
Mütter und Schwestern der Bewohner auf arabisch, offensichtlich um
Jugendliche zum Steinewerfen zu provozieren.
Insgesamt wurden seit Sonntag 8 Menschen getötet und mehr als 50
verletzt.
Die Aussage Mahmoud Abbas' die Ausschreitungen "könnten den
einjährigen Waffenstillstand gefährden" klingt bei der Sachlage
unglaublich milde.
---------------------
In Beit Sira hat der Bau des Zaunes angefangen mit der Zerstörung
einer Straße. Der Distriktkommandant sagte, die Straße würde
zerstört um Platz zu machen für neue Olivensetzlinge, die die Bäume
ersetzen sollen, die demnächst für den Bau zerstört werden. Die
DorfbewohnerInnen haben ein Protestzelt aufgestellt, an dem sie sich
niederließen. Später wurde ihnen gesagt das Zelt müsse aus der
Militärzone raus, es wurde weiter weg aufgestellt und die Demo ging
weiter. Im Lauf der Zeit eskalierte es mit steinewerfenden
Jugendlichen und Gummigeschosse und Tränengas schießenden Soldaten,
aber ohne Verletzungen. AM nächsten Tag fanden etwa 60 Palästinenser
mit 10 Israelis und Internationale Bulldozer vor, die die Straße
weiter aufrissen. Sie stellten ihr Zelt mitten auf die Straße und
setzten sich nieder. Die Bulldozer wurden den ganzen Nachmittag am
Arbeiten gehindert. Später, als Soldaten versuchten, die Protestler
von der Straße zu drängen,. wurden ein Israeli und ein
Internationaler angegriffen, als sie versuchten, die Situation zu
de-eskalieren. Kein Stein wurde geworfen. Auch am folgenden Tag,
gestern wurden die Bulldozer gehindert. Die Armee antwortete mit
Luftschüssen, Knallgranaten und Wegschubsen der Demonstranten, haben
sie aber nicht verdrängt. Nachdem man übereingekommen war, dass sich
Dorfbewohner und Bulldozer zurückziehen, fingen letztere an,
Olivenbäume auszureißen. Als die Bewohner versuchten, sie zu
hindern, wurden einige durch Gummigeschosse und Tränengas verletzt
und 2 Israelis festgenommen. Dennoch wurden nur wenige Steine
geworfen. Ein Israeli sagte, "so etwas habe ich noch nie gesehen -
außer als die Armee uns angriff, wurde kein Stein geworfen.
10jährige Jungen passten auf kleinere auf und sagten 6jährigen, sie
sollen nicht mit Steinen werfen.
------------------------
Die Friedenskonferenz in Bil'in konnte erfolgreich durchgeführt
werden, mit TeilnehmerInnen aus 15 Ländern und aus alle Teilen der
Westbank, wo gewaltfreier Widerstand gegen die Mauer/Zaun
stattfindet. Sie endete mit einem Fußballspiel und einem gemeinsamen
Marsch zum "Bil'in Cener", die Hütte die von den Dorfbewohnern als
"Außenposten" auf ihrem eigenen Land jenseits der Mauertrasse
errichtet worden war. Soldaten bildeten vor dem naheliegenden Teil
der Siedlung Modi'in Illit einen Kordon, hinderten die
DemonstrantInnen aber nicht.
--------------------------
Die Bewohner des Jordantals protestierten friedlich gegen ihre
Abriegelung von der Westbank und Unmöglichkeit, ihre Agrarprodukte,
durch die sie leben, zu vermarkten. Premierminister Olmert sagte,
dass in seiner Vision der "endgültigen Grenzen Israels" das
Jordantal zu Israel gehören wird