Liebe FriedensfreundInnen,da
offenbar hier und da etwas mehr Druck ausgeübt wird gegen die
israelische Regierung (der z.B. dazu geführt hat, dass die Grenze
nach Ägypten in Gaza geöffnet wurde), und Condi Rice darauf drängt,
dass den Palästinensern mehr Bewegungsfreiheit zugestanden wird,
muss die Notwendigkeit der Kontrollen erneut 'bewiesen' werden, in
dem ein Jugendlicher mit Sprengstoff am Hawara Checkpoint bei Nablus
entdeckt wurde.
Dorothy fragt dazu, wieso ein Palästinenser
jemals mit Sprengstoff versuchen würde, durch ein Checkpoint zu
gehen - es gibt Wege genug, sie zu umgehen. Und dann gerade Hawara,
eines der gemeinsten Kontrollpunkten (kann ich persönlich
bestätigen), der ja auch gar nicht nach Israel führt, sondern nur
Nablus vom Umland trennt. Seltsamerweise haben die hebräischen
Nachrichten bestätigt, dass es sich nicht um einen echten
Sprengstoffgürtel gehandelt hätte, während die englischen Webseiten
weiterhin behaupten, er sei echt gewesen.
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Das Dorf Aboud, in dem Christen und Moslems
zusammen leben,hat
angefangen, sich gewaltfrei zu wehren gegen eine Mauer, die um die
Siedlungen von Bet Arye und Ofarim gebaut werden soll und ein
Großteil des dörflichen Landes mit einschließen wird. Außerdem - das
kann vielleicht ein Grund für die Enteignung sein - wird dadurch ein
großer Untergrund Wasserreservoir mit umschlossen werden, aus dem
20% der Westbank mit Wasser versorgt wird . Dabei sind diese
Siedlungen 6 km östlich der Grünen Linie, wo der Zaun bereits gebaut
wurde. Die Dorfbewohner haben die Siedlungen niemals bedroht, im
Gegenteil haben einige innerhalb der Siedlungen gearbeitet. Bereits
seit einem Jahr leben italienische Freiwillige von Operation Dove -
Nonvielent Peace Corp - im Dorf.
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BewohnerInnen des Dorfes Awarta in der Nähe von Nablus haben nach
langen Bemühungen die Erlaubnis erhalten, Oliven auf Land, dass
umzäunt wurde als Teil der Siedlung Itamar, zu ernten. Sie kamen
morgens an das Tor mit sechs Internationalen und Israelis, die aber
vom Militär nicht durch gelassen wurden. Die palästinensischen
Bauern wurden nach weiteren Verahndlungen durch gelassen. Nach
einigen Stunden hat eine Gruppe von Siedlerkindern einen 88jährigen
Mann angegriffen, ihn zu Boden geworfen und beschimpft. Dann haben
sie seine Ernte gestohlen. Das Militär hat dafür den alten Mann 20
Minuten festgehalten und ihn daran gehindert, auf sein Land zurück
zu kehren. ISM berichtet, dass die soldaten später geleugnet hatten,
dass es irgendein 'Ereignis' mit den Siedlern gegeben hätte.
In der vorigen Woche wurde einem 50-jährigen Palästinenser die
Gesichtsknochen an drei Stellen gebrochen als ein Siedler ihn mit
dem Gewehrkolben schlug während er seine Oliven 200m vom Zaun um
Itamar entfernt erntete.
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Eine amerikanische Rabbinerin, die mit der Organisation Rabbis
for Human Rights nach Jerusalem gereist ist, um ein zerstörtes Haus
wieder aufzubauen, hat statt dessen eine solche Demolition erlebt-
"ein schockierendes und transformierendes Erlebnis". Als sie an der
Stelle des Zerstörten hauses ankamen, regnete es in Strömen. Der
Hausbesitzer, Herr Dari bleibt würdevoll vor dem Schutt seines
Hauses und lädt die Rabbiner in das Haus ein, das er inzwischen mit
seiner Familie bewohnt. Dort erhalten die Besucher Tee und Kuchen.
"Meine Augen füllten sich mit Tränen des Schmerzes und der Wut. Wie
kann die Regierung eines Landes, das ich so liebe - Israel - das
Heim dieses wunderbaren Mannes ohne Grund abreißen. Es gibt kein
Bebauungsplan in Issawiyeh, so ist jedes Haus dort ohne Genehmigung
gebaut. so kann jedes Haus zu jeder Zeit ohne Sinn und Verstand
abgerissen werden.
"Wir erfuhren dann vom Leiter der RHR dass ein Haus in Anata bald
demoliert werden soll. Vier aus unser Gruppe fahren hin, um bei der
Familie zu bleiben und versuchen, die Zerstörung zu verhindern.
Nachdem sie mit der Familie gefrühstückt haben und die übliche zeit
für solche Demolierungen verstrichen war, fuhren wir zurück. Später
am Tag erfahren wir, dass das Haus doch abgerissen wird. Der Eingang
des Dorfes ist nun versperrt... Am nächsten Tag fuhren wir zum
Schutthaufen, dass am Vortag noch ein schönes Heim gewesen war....
In anderen Ländern haben Juden zu anderen Zeiten solchen Horror
erlebt. Aber das Gedächtnis ist kurz und die Angst groß."
In der Vergangenheit, schreibt sie, wenn die US Regierung
interveniert hat, seien Demolitionen gestoppt oder verschoben
worden. Im Namen der ganzen Gruppe bittet die Rabbinerin ihre
Landsleute, an die Regierung zu schreiben, um solche Zerstörung zu
verhindern.
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Das Israeli Committee Against House Demolition (ICAHD) schrieb
gestern, dass sie Information erhalten hätten über geplante
Zerstörungen in Anata, Beit hanina und Silwan. Nach der Road Map
sollen alle Zerstörungen in der ersten Phase der Road-Map aufhören.
Darauf erwidert die Regierung, Israel sei noch in einer
Prä-Road-Map Phase, da die Palästinenser erst einmal alle ihre
Aufgaben unter der ersten und sogar der zweiten Phase erfülle
müssten (ein Ende der Gewalt, Reform der Palästinenser Autorität
usw.). Für Israel ist die Zerstörung einfach das Tagesgeschäft. Die
Stadt Jerusalem hat noch etwa $300 000 in seinem Jahreshaushalt für
Häuserdemolition übrig. Was bei Jahresanfang übrig ist, verfällt. Da
das Geld für etwa 70 Häuser reicht, werden in den nächsten Wochen
noch so viele Häuser zerstört wie möglich - wenn kein anderer Grund
vorliegt, wird einfach gesagt, dass Haus sei zu nahe an der Mauer -
die noch gar nicht gebaut ist.
AktivistInnen von ICAHD konnten nur tatenlos
zusehen - sie wurden vom Militär daran gehindert, aus der Nähe zu
schauen - wie ein Daewoo Bulldozer ein Haus nach dem anderen zum
Einsturz brachte. "Ein Dauerregen fiel und wir waren nass und kalt.
Aber wir hatten zumindest einen Ort, wo wir uns trocknen und
umziehen konnten. Die Menschen, die gerade ihre Häuser verloren
hatten,
hatten diese Möglichkeit nicht. Sie blieben im
strömenden Regen stehen... Später am Tag wurden fünf weitere Häuser
zerstört. Eine andere Familie hat ein noch groteskeres Schicksal.
Sie ist durch ein "Kompromiss" mit dem Gericht dazu gezwungen
worden, die Hälfte ihres Hauses mit eigenen Händen einzureißen. Die
zweite Hälfte wird versiegelt, während die Familie versucht, eine
Baugenehmigung zu erhalten.
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Das muss für heute reichen, obwohl noch einige Emails
unberücksichtigt bleiben, zusammen mit einer ganzen Reihe von
Webseiten, die über weitere Schrecken berichten. Kann Mensch das
ertragen? Schon das Lesen ist zuviel...
Anka