Liebe FreundInnen,es gibt doch auch Lichtblicke.
Das Kibbutz Metzer wurde 1953 etabliert, um als Puffer zu dienen, um
arabische Dörfer von einander zu trennen.
"Aber," sagt Doron Lieber, General Manager des Kibbutz, "sie
haben dafür die falschen ausgesucht. Wir wollten immer eine Brücke
und nicht eine Barriere sein." So pflegten sie, auch noch nach der
Besetzung der Westbank 1976, gute nachbarliche Beziehungen . Als die
Arbeit am Zaun begann baten die Kibbutzniks die Armee, ihn auf die
Grüne Linie zu stellen und nicht das Land des Nachbardorfes Kaffin
zu besetzen. "Wir sagten ihnen, dass hungrige und frustrierte
Nachbarn die größte Gefahr für die Sicherheit seien. Wir sagten, wir
würden es vorziehen, von nserem eigenen Land etwas herzugeben."
Leider geschah es, dass ein Palästinenser in das Kibbutz eindrang
und eine Frau und zwei Kinder tötete, "was der Armee als letztes
Argument benutzte, um den Zaun tief in das Land von Kaffin
hineinzuführen, wie sie es schon immer geplant hatten."
"Jetzt aber versuchen wir, als Hüter des Landes zu dienen, bis
die Leute von Kaffin es selber besorgen können." Das wurde erzählt
bei einer Baumpflanzaktion, um ein Teil der zerstörten Bäume zu
ersetzen, auf Land das nun seit 4 Jahren brachliegt und zusätzlich
als Müllkippe genutzt worden ist. Die Organisation Al-Ahale, die
ihren Sitz in Nazareth hat (Nazareth ist von Arabern bewohnt) und
sich die Aufgabe gesetzt hat, Ländereien, aus den die
PalästinenserInnen ausgesperrt sind, zupflegen, hat das Geld für die
Entsorgung des Mülls aufgebracht, nachdem man sich vergeblich an
öffentliche Stellen gewendet hatte.
Die Baumpflanzaktion wurde erfolgreich durchgeführt - allerdings
zunächst mal ohne die EinwohnerInnen von Kaffin. Schließlich gelang
es, die Soldaten dazu zu bringen, eine kleine Gruppe der
DorfbewohnerInnen durchzulassen, um an der Aktion mitzumachen. Aber
genug Zeit, um hinterher einen gemeinsamen Picknick zu genießen,
wurde nicht gewährt.
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Die ISM lädt wieder ein zu ihrem "Freedom Summer" - Freiwillige
werden gesucht, die zwischen dem 2. Juli und dem 5. August ein paar
Wochen als Menschenrechtsbeobachter und -begleiter zu verbringen und
dabei die Situation der PalästinenserInnen aus eigener Anschauung
kennenzulernen. Interessierte wenden sich an neta.golan@gmail.com.
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Die zwei Jungen, die am Sonntag in Balata erschossen wurden,
verloren ihr Leben bei der "Exekution" eines Führers der Islamic
Jihad. In welchem Rechtsstaat ist es eigentlich dem Militär erlaubt,
missliebige Menschen - selbst gefährliche Kriminelle - einfach auf
der Straße oder in ihren Wohnungen oder auf der Flucht zu
erschießen? Erst recht, wo sie offensichtlich in der Lage sind,
diese Personen festzunehmen und vor ein Gericht zu stellen? Aber
diese Politik des Staates Israel wird nun schon seit Jahren
durchgeführt, ohne irgendeine Reaktion der sog. internationalen
Gemeinschaft, selbst - wie seinerzeit in Gaza bei einem Luftangriff
- 15 unschuldige Menschen mit dabei 'draufgehen'. Kollateralschaden
halt.
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Ein Mitgleid von Machsom Watch schickt eine Reihe von ihrer
Gruppe aufgenommenen Fotos, auf denen mindestens acht Palästinenser
mit auf dem Rücken gefesselte Hände auf dem Boden liegen, von
Soldaten bewacht. In ihrem kurzen Schreiben dazu sagt sie, "Als sie
mich holen wollten, war keiner mehr da....??" Erinnert sie an
Niemöllers berühmten Ausspruch, als er sich selbst der Untätigkeit
gegen die Nazis bezichtigt?!
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In England ist eine scharfe Kontroverse entfacht über die
Entscheidung der Synode der Anglikanischen Kirche, Rücklagen aus
Firmen zurück zu ziehen, die aktiv bei der Durchführung der Politik
Israels in Gaza und der Westbank beteiligt sind. Paul Oestreicher,
anglikanischer Priester und Quaker, der sich viele Jahre in Coventry
für Aussöhnung zwischen den kriegsführenden Länder im zweiten
Weltkrieg eingesetzt hat, hat dazu im Guardian einen Aufsatz
geschrieben, der mir so aus dem Herzen spricht, dass ich ihn direkt
übersetze. Wie kann ich diesen Artikel in die deutsche Presse
bringen? (Jede Zeitung druckt natürlich nur ihr eigenes.):
Der Hauptrabbiner, Sir Jonathan Sacks, hat recht. Seine Reaktion
auf den Aufruf der anglikanischen Synode nach Sanktionen gegen
Israel ist verständlich. Der Judenhass - heute Antisemitismus
genannt - ist ein Virus, der das Christentum zweitausend jahre lang
infiziert hat. Es schreitet weiter durch die Welt trotz des
virulenten Ausbruchs in Nazideutschland. Es darf nicht unbehandelt
bleiben. Für zuviele Menschen ist die Lektion des Holocaust noch
nicht gelernt worden. Er sollte anständige Christen noch
Generationen hindurch heimsuchen. .... Ich sage das als Kind eines
jüdischen Deutschen der rechtzeitig entkommen ist. Seine Mutter
nicht. Ich sage es als halbjüdisches Kind, dass auf einem Britischen
Spielplatz im zweiten Weltkrieg herumgehetz und gehänselt wurde, "er
ist nicht nur deutsch, sondern auch Jude". Eine doppelte
Beleidigung. Ich sage es aber auch als christlicher Priester der die
historische Schuld aller Kirchen teilt. Alle Christen teilen ein
blutiges Erbe.
Wenn ich das alles im Bauch fühle und im Kopf weiß, kann ich
nicht daneben stehen und als unbeteiligter Beobachter den
Israel-Palästinakonflikt anschauen - eines der gefährlichsten
Ausbrüche kollektiven Hasses. Ich kann nicht ruhig zuhören, während
ein iranischer Präsident von der Eliminierung Israels spricht.
Jüdische Angst geht tief. Sie ist nicht irrational. Ich kann aber
auch nicht ruhig zuhören wenn viele israelische BürgerInnen von
PalästinenserInnen denken und sprechen so wie sehr viele Deutsch
über Juden dachten und sprachen als ich einer davon war und fliehen
musste.
Wenn der Christ in mir guten Grund zur Scham hat, so auch nun der
Jude in mir. Ich glaube leidenschaftlich dass Israel das Recht hat,
und sein Volk das Recht hat, in Frieden und sicheren Grenzen zu
leben. Ich weiß aber auch dass das moderne Israel im Terror geboren
wurd und seine gegenwärtige zionistische Form ermöglicht hat durch
Töten und ein Maß an ethnischer Säuberung. Das ist Geschichte.
Erzählt mir von einem Land mit einer unschuldigen Geschichte. Aber
der Zionismus im Herzen der israelischen Politik handelt um die
Gegenwart und die Zukunft. Sie macht mir Angst um die Seele Israels
heute und das Überleben seiner Kinder morgen.
Das Israel, das Golda Meir charakterisiert hat durch die Worte,
"so etwas wie Palästinenser gab es nicht ...sie existierten nicht"
ist ein Israel das unvermeidlich von Feinden umgeben ist und heute
nur militärisch und wirtschaftlich als Klientenstaat der einzigen
Welt Supermacht. Auch sein Kernwaffenmonopol im Nahen Osten kann
nicht ewig andauern. Frieden kann nicht hergestellt werden durch
eine Mauer auf palästinensischem Land, das das Leben der elend
besiegten noch elender macht. Ein palästinensisches Bantustan wird
eine ewige Quelle der Unruhe und der Gewalt bleiben.
Ich sage das alles in Verzweiflung um das Israel, das ich liebe.
Sein Volk ist mein Volk. Die PalästinenserInnen sind meine
NachbarInnen.
Ich wünsche, sie hätten stärkere und bessere Führer. Ich wünsche
ihre verzweifelte Jugend wäre nicht in die Gewalt getrieben worden.
Genauso wie ich jüdische Ängste verstehe, verstehe ich ihre Ängste.
Nur ein Israel, das das auch versteht kann es verändern. Und es gibt
JüdInnen in Israel und in der Diaspora, die es wissen. Die meisten,
aus Angst für illoyal gehalten zu werden, fürchten auszusprechen,
was sie als wahr erkennen. Der Staat Israel ist eine grausame
Besatzungsmacht geworden.
Besetzungen, wenn ihnen widerstanden wird, sind nie wohltätig.
Sie korrumpieren den Besetzer moralisch. Die mutige Gruppe
israelischer Militärdienstverweigerer sind die wahren Erben der
Propheten Israels. Sie sind die wahren Patrioten. Welches Land hat
seine Propheten je geliebt?
Aber der Hauptgrund meines heutigen Schreibens ist, die Lüge zu
bezichtigen, dass die Ablehnung des Zionismus, wie er heute
praktiziert wird, tatsächlich Antisemitismus ist, ein Erbe des
Rassismus Hitlers.
Dieses Argument, mit dem Holocaust im Hintergrund, ist nichts
anderes als moralische Erpressung. Sie ist sehr effektiv. Sie
verurteil viele zum schweigen, die Angst haben, als antisemitisch zu
gelten. Sie sind oft das Gegenteil. Sie sind oft Menschen, deren
Herz blutet bei dem Verrat Israels an seinem wahren Erbe.
Ich fing an mit der Erkenntnis, das der Krebs des Antisemitismus
nicht geheilt ist. Tragischerweise wird er von der Politik Israels
genährt - und wenn dass Weltjudentum israelisch Politik ob recht
oder unrecht verteidigt, dann wendet sich Zorn nicht nur gegen
Israel, sondern gegen alle Juden. Ich wünschte, es sei reine
Rhetorik zu behaupten, dass israelisch Politik heute einen Holocaust
übermorgen glaubhaft machen.
Wenn die ganze islamische Welt Israel hasst, dann ist das keine
müßige Spekulation. Sich auf arabische Uneinigkeit, moslemische
sektiererische Konflikte und einen dauerhaften amerikanischen Schild
zu verlassen ist kein Rezept für nachhaltige Sicherheit.
Es gibt Israelis, die dass alles wissen, und Juden in der ganzen
Welt, die es wissen. In Großbritannien arbeiten die Jews for Justice
for Palestinians dafür, dem Jüdischsein ein menschliches Gesicht zu
geben. Sagt man ihnen, sie sein Antisemiten, werden sie bitter
lachen, denn die Anschuldigung ist tief verletzend und eine Lüge.
Propheten wie Uri Avnery drücken das alles eloquent aus, werden aber
nur von wenigen gehört. Die Medien haben Angst vor einer Lobby, die
bereit ist, ihnen ernsten Schaden zuzufügen.
Sicherlich, es gibt viele, die ihre Solidarität mit dem
palästinensischen Volk aussprechen. Manche sind Christen, Sie
verdienen Respekt. Wenn sie, weise oder nicht, nach Sanktionen
rufen, macht sie das nicht zu Judenhasser - werden in der Theorie
noch in der Praxis. Meine Sorge ist es aber, Solidarität mit dem
Israel auszusprechen, das weder von seinen Führern noch von der
öffentlichen Meinung repräsentiert wird. Einst, in den Tagen
Hitlers, gab es ein anderes Deutschland, durch die repräsentiert,
die neben Juden und Zigeunern in den Konzentrationslagern waren,
Märtyrer, die heute gefeiert werden. Es gibt auch ein solches
Israel. Seine Stimmen sind noch frei, zu sprechen, wenn auch oft
verleumdet und missverstanden. Jenem Israel gilt meine Solidarität,
wie allen Juden meine Liebe und meine Gebete gelten.
paul_oestreicher@yahoo.co.uk
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Gruß euch allen, Anka